Auf dieser kurzen Reise kann ich ja leider nicht alle meine Freunde besuchen, aber die wenigen, die an der Strecke liegen, müssen sein. Zwischen Merzouga und Nekob gab es keine besonderen Vorkommnisse, das geht schnell voran, und in Nekob machte ich bei Brahim und Brigitte von der Auberge Chez Bassou Station. Einerseits wollte ich guten Tag sagen, andererseits aber auch die Strecke über Bab-n-Ali fahren, um zu sehen, wie weit die Bauarbeiten voran geschritten sind. Beim Mittagessen sagte Brahim jedoch, es gäbe eine neue Piste direkt nach Skoura, also fuhr ich lieber diese. Brahim gab mir Infos, er war sie erst vor wenigen Wochen gefahren, aber vor dem Regen.
Also machte ich mich auf den Weg. Zu Beginn ist die Piste richtig breit zur Trasse ausgebaut und ich dachte, das ginge bis zur Minenstadt Bouskour so. Aber nein, schon auf halber Strecke war eine Mine und die Trasse führte nur dorthin. Weiter ging es auf einer Piste, der man ansah, dass sie erst kürzlich ausgebessert worden war, Spuren schwerer Baumaschinen waren zu sehen und die Erde noch recht locker, ganz offensichtlich war ich das erste Fahrzeug. Ich kam ganz gut voran, ab und zu ein Oued mit etwas Wasser, sehr einsam alles, aber dann. Ein größeres Oued, am Rand wusch eine Frau die Wäsche, zusammen mit einem Kind die einzigen Lebewesen, die ich fand. Ich querte das Oued zweimal, kam gut durch das Wasser, aber dann. Geröll hatte die Piste so verengt, dass kein Fahrzeug mehr durchkam. Jenseits konnte ich meine schöne Piste sehen, das GPS zeigte Bouskour in nur 8 km Luftlinie, aber es gab kein Hindurchkommen. Ohne jegliche Hoffnung auf Antwort lief ich zur Waschfrau, fragte „Bouskour“, bekam aber nur Kopfschütteln. Monsieur? Kopfschütteln. Schließlich wies sie auf einen Berg etwas neben meiner Piste, auch da ging eine Spur hinauf. Zunächst musste ich meinen Wagen wieder rückwärts aus dem Geröll kriegen, ich hatte mich schließlich so weit wie möglich hinein gewagt, und dann ging es den Berg hinauf. Keinerlei Autospuren ließen nichts Gutes vermuten und so war es auch. Nach gut 1 km war die Piste wieder so verengt, dass ich nur rückwärts wieder zurück kam. Und das alles ohne die Rückfahrkamera meines guten Discovery, der leider zu Hause in der Garage steht. So richtig wohl war mir nicht, als ich wieder auf Höhe der Frau angekommen war. Die ganzen 68 km teils schlechter Piste zurück nach Nekob? Die weiteren Pläne aufgeben? Und wo bin ich überhaupt? Irgendwie hatte ich keine Ahnung.
Ich war kurz vor dem Heulen. Das Telefon hat natürlich keinen Empfang, keine Menschenseele in der weiten Landschaft. Zum Glück genug Treibstoff, Wasser und Essen. Doch dann ein Alter im Garten. Spricht natürlich nur Berber und hat von Bouskour noch nie gehört. Zuckt mit den Achseln. Ich auch. Gut, wir haben eine Sprache, in der wir uns verstehen. Dann sagt er nur zwei Worte, Piste und Kelaa und weist in die Richtung, aus der ich zuvor kam.
Da klingelt es bei mir. Ich habe ja die schöne Skizze von Brahim. Dort ist eine Kreuzung eingezeichnet, links geht es zu meinem Bouskour, aber rechts nach El Kelaa. Und das ist nicht weit von Skoura, wo ich hin will. Von da ging alles ganz einfach, wenn ich auch völlig fertig nach 20 km an der Hauptstraße ankam und nach weiteren 35 km in Skoura. Dort wartete Hassan im 123Soleil schon auf mich und hielt mir ein kühles Bier entgegen, es ist einfach schön, Freunde zu haben.
Später am Telefon mit Brahim wurde dann klar, dass ich auf der richtigen Piste war, aber der Regen hatte viel zerstört. Zwar war die Piste großenteils repariert worden, aber die Oueddurchfahrt eben noch nicht. So bleibt mir das also für einen neuen Tag. Bei Hassan habe ich es zum erstenmal erlebt, dass gerade kein Camper da war. Hier kommen ja gerade die 4×4-Fahrer gerne hin, weil es so schön ist und die großen Weißen wegen der Enge nicht rein kommen. Aber die Saison hat halt noch nicht angefangen.
P.S. Dieses schöne Auto, ein Mitsubishi Pajero Sport, der mich tapfer durch alle Oueds und hoch auf die Berge gebracht hat, kann man über mich mieten. Anfragen per Email.