Von Tinerhir nach Erfoud

Meine Etappe heute hat nur etwa 150 km, doch gibt es dort zwei wichtige Stopps, an denen ich gerne anhalte. Es gibt zwar noch einen dritten, El Khorbat, aber zu dem fühle ich mich nicht so hingezogen. Die Straße N 10 ist gut ausgebaut, nicht zu viele Ortschaften, und so erreiche ich schon bald die Source Lalla Mimouna. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes. Zaid Abou hat in Heidelberg Germanistik und Philosophie studiert, hat später unter anderem in Agadir als Reiseleiter gearbeitet, sich aber eher zum Künstler berufen gefühlt und macht vor allem wunderschöne Kalligraphien, und hat auch verschiedene Bücher publiziert. Er hat 10 km vor Tinejdad ein beeindruckendes Projekt geschaffen mit Freilichtmuseum, den Garten der Worte.

Source Lalla Mimouna

Zwar waren die vier sprudelnden, mineralhaltigen Quellen schon lange bei den Einheimischen bekannt, doch wurden sie nicht genutzt und vermüllten immer mehr und wurden teils von der Regierung zubetoniert. Der vielseitige Zaid hat das Areal gekauft und im Jahr 2002 mit seinem Projekt begonnen. Da, wo vorher nur ein kleines Wasserbecken mit einem Häuschen war, hat er ein weitläufiges Museum angelegt. Er hat über Jahrzehnte Gebrauchsgegenstände aus ganz Marokko gesammelt und sie mit deutscher Gründlichkeit und Ordnung nach Themenbereichen ausgestellt, teils im Freien, teils in extra gebauten Häuschen. Es macht Spaß, von Zaid durch das Gelände geführt und alles von ihm selbst erklärt zu bekommen. Man kann aber auch stundenlang alleine herumwandern, was aber das Besondere ist, auf seinem Gelände ist ein riesiger, ebener Parkplatz und Wohnmobilisten sind eingeladen, dort kostenfrei zu übernachten. Der Eintritt ins Museum kostet 50 DH.

Hinter Tinejdad biege ich ab Richtung Erfoud und freue mich schon, gleich Bachir wiederzutreffen. Seit Ende 2019 mein Reisehandbuch herauskam glänzt er auf dem Titelbild und ich bin seitdem nicht mehr vorbei gekommen.

Foggaras

Entlang der R 702 kurz vor Fezna verlaufen parallel zur Straße in regelmäßigen Abständen Erdhügel. Es handelt sich nicht um natürliche Hügel, sondern um die Einstiegslöcher zu unterirdischen Wasserstollen, den Foggaras bzw. Khettaras, mit denen Wasser von einer wasserführenden Gesteinsschicht in den Bergen über 140 km zu der tiefer gelegenen Oase befördert wurde. Die bis zu 50 m tiefen Galeriestollen haben ein leichtes Gefälle, damit das Wasser fließen kann, sie sind Sippen­eigentum und müssen ständig gepflegt werden. Heute sind die Khettaras kaum noch in Betrieb, da Diesel- und Elektropumpen ihren Dienst tun. Zudem ist der Grundwasserspiegel schon vor vielen Jahren unter die vorhandenen Foggaragänge abgesunken. Die Inhaber haben in gemeinsamer Arbeit die Foggaras wiederhergestellt und als Museum geöffnet. Dazu gehören jeweils ein Zelt mit Restaurant und Souvenirladen. Ein Stopp, der sich unbedingt lohnt.

Dies ist vor allem für die Einwohner der Region eine Einnahmequelle, und es ist tatsächlich nicht viel, was sie dabei verdienen, deshalb sollte man das unbedingt unterstützen. So ungefähr jede Familie hat also einen eigenen Eingang geschaffen, mit einem Zelt oder Hüttchen davor und freut sich nun über Besucher, die die Stollen besichtigen möchten, mit einem Tee als Abschluss. Bachir ist einer davon, ich kenne ihn schon seit Jahren und er ist immer sehr freundlich. Trotz dieser kleinen Einnahme durch die Foggaras ist die Familie immer noch eher arm und er freut sich total, wenn ich ihm ein paar Sachen mitbringe. Natürlich möchte er mich am liebsten länger dabehalten und auch zum Mittagessen einladen, aber da habe ich noch einen weiteren Stopp vor mir. Ich bin halt einfach in MEINEM Marokko angekommen, wo ich so viele liebe Menschen kenne. Aber ich frage Bachir nach seiner Mutter, die ich letztesmal kennengelernt habe und muss leider erfahren, dass es ihr gar nicht gut geht und sie im Krankenhaus ist. Ich drücke ihr die Daumen.

Restaurant des Dunes

Weiter geht es nach Erfoud, wo ein Stopp im Restaurant des Dunes bei meinem Freund Seddiq unvermeidlich ist. Hier gibt es nicht nur leckere Pizza, im gleichen Ofen wird auch die Medfouna gebacken, das leckere Fleischgericht im Brotteig. Und das muss einfach sein, wenn ich doch auch ein wenig kürzer treten will. Seddiq schickt mich dann ins Tombouctou am Erg Chebbi, aber das kommt im nächsten Beitrag.

Video zur Source Lalla Mimouna

Video zu den Foggaras

Tinerhir

Obwohl Tinerhir wegen der Todra-Schlucht in einer ziemlich touristischen Zone liegt, sind die Unterkünfte dem nicht entsprechend und das schon seit Jahren. Zunächst einmal der Campingplatz. Der lag so schön neben dem Souk und war immer beliebt, aber wurde vor ein paar Jahren geschlossen, Camping ist nur möglich in der Straße zur Todra-Schlucht und das sind doch etliche Kilometer von der Stadt entfernt. Bezüglich der Hotels gibt es, neben den naja sagen wir einheimischen, die nicht einem gehobenen Standard entsprechen, vor allem Tomboctou. Dies gehörte mit zu den ersten Hotels Marokkos, die Unterkunft in einer authentischen Kasbah anboten, aufgebaut von dem Schweizer Edi Kunz und heute geführt von Roger Mimo. Der Komplex liegt mitten in Tinerhir, ein langer, kühler Gang führt zur Rezeption. Nicht jedem gefällt es, einige halten es für zu dunkel, andere zu laut, da mitten in der Stadt. Ich teile das zwar nicht, muss es aber akzeptieren.

Dann gab es die Kasbah Lamrani, geführt von den Inhabern des großen Teppichgeschäftes und seit langem meine Freunde. Deshalb war das sozusagen mein zweites Zuhause in Tinerhir und ich freute mich darauf, auch diesmal dort zu wohnen. Die Kasbah entspricht auch nicht mehr gehobenem Standard, wurde schon lange nicht mehr renoviert, war aber akzeptabel. Und nun musste ich hören, sie sei geschlossen. Es gab irgendwelche Probleme und es soll vielleicht auch renoviert werden. Nun, wo soll ich also hin, und noch wichtiger, wo soll ich Kunden unterbringen, wenn ich eine Tour habe, die in Tinerhir übernachten möchte.

Da sagt mir Ahmed von der Auberge Baddou in Tinerhir, dass es nun einen schönen Riad gibt. Den hatte ich tatsächlich noch nicht gefunden, wohl, weil er nicht direkt an der Hauptstraße, sondern ein wenig abseits liegt, ganz am Beginn der Straße zur Schlucht.

Riad Bab Todra

Ahmed konnte sofort ein Zimmer für mich organisieren und ich reiste an. Ja, es ist ein hübsches Haus, am Ortsrand mit Blick auf Gärten. Touren wie solche, die ich anbiete, stoppen hier und es ist empfehlenswert. Es hat 9 Zimmer mit Bad und natürlich AC, dazu ein schöner Pool im Garten und eine Bar, das heißt, alkoholische Getränke sind hier erhältlich. Dort ist auch das Restaurant, aber bei schönem Wetter speist man auf der Terrasse. Als besonderen Service kann man für 70 DH die Waschmaschine nutzen und all seine schmutzigen Sachen hinein werfen. Trocknen tut die Wäsche hier ja schnell. Eine wirkliche empfehlenswerte Adresse.

Tamtatouchte

Es ist ja häufig so in Marokko, dass es Gegenden gibt, wo ich niemand kenne, wo es schwierig ist, eine geeignete Unterkunft zu bekommen, und dann wieder andere Orte, wo ein schönes Hotel oder Campingplatz neben dem anderen liegt. Und so ist es auch in Tamtatouchte, dem kleinen Gebirgsdorf mit seinem besonderen Charme. Hier weiß man kaum, wen man sich aussuchen soll. Früher ging mein Weg immer gleich zu Mohammed in der Kasbah des Amis, der mit seinen Brüdern jedem einen herzlichen Empfang gab und der auch unter den Wohnmobilisten sehr beliebt war. Doch dann wurde der Staudamm gebaut, Mohammed musste weichen, was ihm das Herz brach.

Ich kam von oben und dort liegen gegenüber die beiden Auberges Tafouyt und Amazigh. Beide haben nette Zimmer und einen Campingplatz, beide sind zu empfehlen. Aber sie liegen auch in hartem Konkurrenzkampf zueinander und es ist immer schwierig für mich, dort jedem gerecht zu werden. Ich kann wirklich beide Herbergen gleichermaßen empfehlen, doch menschlich fühle ich mich mehr zu Amazigh hingezogen. Und selbstverständlich wollte man mich auch dort über Nacht dabehalten.

Tafouyt

Amazigh

Das ist immer sehr schwierig für mich, ich spiele da auch völlig mit offenen Karten und sage, ich weiß es noch nicht genau, erst muss ich noch zu Bougafer und Baddou. Auch diese beiden liegen gegenüber, und so kann der andere natürlich auch genau sehen, wo ich am Ende bleibe. Eigentlich wollte ich diesmal zu Bougafer, und dann blieb ich doch im Baddou, wo ich schließlich immer lande. Dort stimmt einfach alles. Es ist eine schöne Herberge mit komfortablen Zimmern, Ahmed, der Chef, ist immer da und sehr freundlich, es gibt einen schönen Pool und auch der Campingplatz ist eins A.

Das Moussem von Imilchil

In meinem Reisehandbuch habe ich ausführlich über das Moussem berichtet und werde dies hier nicht wiederholen. Ich war einmal dort, und zwar im Jahr 1994, also vor 31 Jahren. Ich war gespannt, wie das heute wohl aussehen wird. Das Moussem geht ja über mehrere Tage, wobei die Hochzeitszeremonie am letzten Tag stattfindet. So lange wollte ich nicht bleiben. Damals wohnte ich bei einer einheimischen Familie, war ja auch entsprechend jünger und fand nichts dabei, mit den Familienmitgliedern wie die Sardinen in der Büchse alle nebeneinander auf dem Teppich zu schlafen.

Hier ein Foto von einem späteren Besuch bei der gleichen Familie.

Heute ziehe ich da doch ein bequemes Bett vor und eine Tür zum zumachen. Das Moussem findet ja auch nicht wirklich in Imilchil statt, sondern auf einem Platz 10 km davor, wo es keine Hotels gibt. Da ich von Süden kam, Imilchil liegt nördlich, war mein Plan nur, mir alles anzuschauen und dann nach Tamtatouchte, um dort zu übernachten.

Schon 2 km vor dem Festplatz waren die Straßenränder mit Autos zugeparkt. Ich meinte doch tatsächlich, ach fahre ich mal weiter, ich finde schon was etwas näher. War das eine Falscheinschätzung. Ich verstehe auch die Organisatoren nicht ganz, das könnte man doch besser planen. Rechts der Straße liegt eine weite Hügelfläche, dort ist das Marabut und 1994 fand dort der ganze Trubel statt. Heute ziehen sich Verkaufsbuden und Essensstände auch entlang der Straße. Zwar ist viel Polizei vor Ort, aber hätte man das nicht besser organisieren können? So drängen sich Menschen zwischen die Autos, die noch nicht mal im Schritt, sondern nur zentimeterweise vorankommen. Das ist immerhin eine ganz normale Nationalstraße, nicht eine kleine Nebengasse. Es war die reinste Hölle, schlimmer als die Medina von Marrakech. Ich will ja niemand über die Füße fahren.

Nachdem ich etwa 30 Minuten für 500 Meter gebraucht habe reichte mir es. Ich sprach einen Polizisten an und bat ihn, mir zu helfen, dass ich umkehren kann. Denn klar war ja, ich muss das Ganze auch wieder zurück. Der war nett, hielt die Autos an, drängte die Personen zur Seite und ich konnte drehen. Wieder 500 Meter in 30 Minuten.

Ich konzentrierte mich natürlich vor allem nach vorne und hoffte, dass ich rechts keine Füße überfuhr, konnte es ja eh nicht sehen vom Steuer aus. Doch plötzlich tat es einen Schlag, und ein Holzkohlebecken, auf dem man die Brochette grillt, gefüllt mit glühender Kohle, fiel um. Zum Glück nicht in Richtung Auto, und scheinbar wurde auch kein Beistehender verletzt. Der Polizist winkte mich jedenfalls schnell weiter. Dann kam ich wieder an die kleine Auberge Kasbah, sie liegt etwa 2 km vor dem Festplatz, und bat um einen Parkplatz. Ein Mann winkte mich ein, ich Geizhals warf ihm einen 20 DH-Schein zu und war einfach froh, dass ich stand und zum Moussemplatz laufen konnte.

Heiratsmarkt

Das Besondere an diesem Fest noch im Jahr 1994 war ja, dass die Mädels sich ganz besonders schön machten, ihre traditionelle Kleidung trugen, die ihnen wirklich gut stand, dann auf dem Markt herum schlenderten und den jungen Männern zuzwinkerten. So konnten sie sich evtl. einen Schönen aussuchen und ihn dann am dritten Tag heiraten. So jedenfalls die jahrhundertealte Tradition.

Ich möchte mal sagen, davon ist nichts übrig geblieben. Leider sind meine Fotos von damals nicht digital und daher nicht auf meinem Computer, ich hatte so sehr gehofft, neue Fotos zu bekommen. Aber niemand zieht sich mehr den alten Traditionen entsprechend an, höchstens ein paar alte Frauen. Sehr schade. Und zum Flirten in diesem Gedränge ist ja auch kaum Platz. Es ist heute hauptsächlich ein riesiger Verkaufsmarkt, wobei unsere Altkleidersammlungen wohl einen sehr großen Teil beitragen. Wichtig sind auch die vielen Essensbuden, überall liegen geschlachtete Hühner, werden Fleischspieße über Holzkohle gegrillt oder die leckeren Schmalzkringel gebacken. Vielleicht geht man hier ohne neuen Ehemann heim, aber ganz sicher nicht hungrig.

Früher sah man auch überall traditionelle Musikgruppen bei ihren Darbietungen, das soll es immer noch geben, aber vor allem am Abend, als ich schon nicht mehr da war. Auch in Imilchil selbst soll viel stattfinden. Aber ich schaute es mir nicht an.

Msemrir – Agoudal

Beziehungsweise von Boumalne durch die Dades-Schlucht nach Imilchil. Auch nach dieser Strecke wird häufig gefragt. Bisher gab es Asphaltbelag nur bis Tilmi, das liegt etwa 15 km hinter Msemrir. Direkt nach Msemrir zweigt rechts ein Weg ab als Querverbindung in die Todra-Schlucht, den bin ich schon oft als schwierige Piste gefahren. Doch auch diese Strecke ist nun einwandfrei asphaltiert. Ich jedoch fuhr geradeaus bis nach Agoudal und kann euch berichten, die Strecke ist ganz wunderbar asphaltiert. Zumindest noch. Warten wir mal ab, was auch hier die Winter ausrichten. Mir gefiel die Strecke besonders gut, denn es gab noch keine Fahrbahnmarkierung und keine Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzung, deshalb natürlich auch keine Polizeiblitzer und man konnte seine persönliche Geschwindigkeit fahren und auch gut überholen. Ach, ich wollte ewig so weiterfahren.

In Agoudal dann trifft man die Straße, die durch die Todra-Schlucht hochkommt. Diese wurde schon vor vielen Jahren asphaltiert und wurde auch schon oft beschädigt, deshalb ist sie nicht so toll wie das bisherige Stück. Immer wieder gibt es durch das Winterwetter unterbrochene Stücke mit tiefen Schlaglöchern, dennoch kommen hier auch Wohnmobile durch. Kommt man aber von Imilchil und fährt nach Süden, so ist die Weiterfahrt in die Dades-Schlucht auf jeden Fall die bessere.

In Agoudal gibt es die Auberge Chez Ibrahim. Es gibt natürlich auch noch etliche andere, aber dieses ist die älteste, sehr charmant, aber der Erbauer Ibrahim ist schon lange verstorben. Doch wird sie im gleichen Stil weitergeführt, es ist dort im Innenhof auch Platz für wenige Wohnmobile, vor allem aber 4×4 mit Dachzelt kommen gerne her. Natürlich findet ihr das alles in meinem Campingführer.

Aber dann ging es weiter zum Moussem von Imilchil, dem sogenannten Heiratsmarkt. Doch das kommt in einem neuen Beitrag. Hier erstmal das Video der Straße nach Agoudal:

La Vallée des Pommes

Also wenn einmal ein Name zutreffend ist, dann dieser. Msemrir liegt auf 2.000 Metern im Hohen Atlas und ist umgeben von Apfelplantagen. Das war mein heutiges Ziel. Vom schönen Chez Talout in Skoura ging es die Straße der Kasbahs entlang bis nach Boumalne, dort bin ich abgebogen in die Gorges de Dades, die Dades-Schlucht. Ich schaute mir die Campingplätze an, natürlich auch einige Hotels und kam dann nach Msemrir. Zum erstenmal war ich dort 1986, zusammen mit einer Freundin, es war eine sehr aufregende Pistenfahrt und am Ende wurden wir in einem Restaurant in Msemrir so abgezockt, dass wir tatsächlich die Polizei riefen. So ist es heute nicht mehr, der Tourismus hat zugenommen und die Einwohner sind sehr freundlich.

Eingeladen war ich von Ibrahim, er arbeitet in der kleinen Auberge La Vallée des Pommes, er hatte schon lange versucht, mich herzulotsen, und endlich hat es geklappt. Die Auberge liegt direkt an der Hauptstraße, ist nichts Besonderes, aber Ibrahim gibt sich viel Mühe. Die Zimmer sind einfach, aber sauber und es gibt ein Bad mit Dusche und WC. Und natürlich ganz viele Äpfel drum herum, es ist gerade Erntezeit.

Zu der unscheinbaren Auberge gehört allerdings ein Neubau, einige 100 Meter entfernt, und da gibt es weitere Zimmer. Dieses Haus wird nur geöffnet, wenn sich Gruppen anmelden. Man kann hier 33 Personen in sehr sauberen Zimmern unterbringen. Dazu wird ein Campingplatz gehören, in einem ebenen, ummauerten Hof, mit eigenen Sanitäranlagen, nur die Papiere dazu dauern noch ein wenig. Die Bürokratie.

Aber wichtig ist auch, dass Ibrahim nun einen Fahrradverleih aufmacht, bzw. Gruppen auf den wunderschönen Pisten durch den Hohen Atlas führt. Dazu hat er gerade neue Räder geordert. Ich denke, das könnte sehr interessant werden.

Am Morgen dann sollte es Frühstück geben. Schön war, dass Ibrahim genau das brachte, was ich wollte und nicht Unmengen mehr. Schon am Abend hatte er mir genau wie bestellt ein Berberomelette gebracht. War gut. Mein Frühstück bestand aus einem Crèpe, dazu ein Omelette. Fertig. Nein. Nicht fertig. Denn natürlich sollte es dazu einen Kaffee geben, aber die antike Maschine machte einfach nicht mit. Aber wozu habe ich denn meine eigene Maschine im Auto? Im Handumdrehen war der Kaffee fertig.

 

Mit dem Rollstuhl nach Marokko

Ihr habt keine Ahnung, wie schwierig es ist, in der Dades-Schlucht eine Unterkunft zu finden, die auch einem Menschen mit Rollstuhl den Besuch ermöglicht. Irgendwie hat es sich in der letzten Zeit herum gesprochen, dass ich solche Reisen organisiere. Ich erwähne es auf meiner Webseite und bekomme immer mal wieder Anfragen:

https://marokko-luxusreisen.com/marokko-im-rollstuhl.html

Riad in Marrakech

Schon in Marrakech ist es nicht einfach. Natürlich könnten meine Kunden in fast allen Hotels unterkommen, die Aufzüge haben, aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Wer heute Marrakech besucht, will natürlich in einem orientalisch ausgestatteten Riad wohnen. Ein Riad ist immer ein Gästehaus mit besonders persönlichem, liebevollen Empfang, nur wenigen Zimmern, nettes Frühstück und schöner Dachterrasse. Okay, die Terrasse können wir natürlich gleich streichen, denn die in Riads üblichen, engen und steilen Treppen sind nicht machbar. Wir brauchen Zimmer zu ebener Erde mit so wenig Stufen wie möglich. Ein wirklich behindertengerechtes Zimmer wird man nicht finden, wir sind schon zufrieden, wenn es keine Stufen hat. Die Agentur nannte mir zwei Riads, wobei aber das Daria auch richtig teuer ist. Dann gäbe es noch Cologne. Dahin fuhren wir zunächst. Das war eine totale Enttäuschung. Am Eingang eine 15 cm hohe Stufe, gut, dafür kann man sicher Lösungen finden. Dann aber ein nur kleiner Innenhof mit Sesseln und niedrigen Tischen, kaum Platz sich zu bewegen und erst recht kein Tisch, um eine Mahlzeit einzunehmen. Dazu drei Zimmer, die ohne Stufen zugänglich sind, zwei davon aber eher klein. Das dritte ist die Suite, die konnte ich nicht sehen, war besetzt. Aber das Ausschlusskriterium ist der winzige Innenhof, wo sollen die Gäste sich denn aufhalten und essen, wenn sie nicht nach oben zur Terrasse können?

Dann ging es ins Daria. Das war schon was ganz anderes. Hier auch eine Stufe an der Tür, aber sofort sprang man herbei und brachte eine Rampe. Ja, das geht. Und eine Suite ist sehr geräumig und rollstuhlgerecht mit Griffen an WC und Dusche. Kostet allerdings 268 Euro, aber ist alles da, was man braucht. Habe dann zwar noch zwei weitere Riads gefunden, die zwar leichte Stufen haben, aber trotzdem für Menschen gut geeignet sind, die noch ein paar Schritte machen können. Aber leider, alles ausgebucht. Also wenn, dann muss man früh buchen.

Dades-Schlucht

Auf der Reise durch das Land ist es dann schon etwas einfacher. Nicht jedoch in der Dades-Schlucht. Das kann sich vermutlich jeder selbst gut vorstellen. Steile Bergwände ragen rechts und links der Fahrbahn auf und an diese Hänge sind dann Gästehäuser gequetscht, über viele Stufen zu erreichen. Und die sich dann auch noch über viele Etagen ausbreiten. Die Agentur nannte mir aber das Dar Jnan Tiouria. Ja, das ist schon eine gewaltige Anlage, auch sie geht über mehrere Etagen. Am Eingang gleich eine geflieste Rampe, das ist schön. Aber was muss ich dann zu meinem großen Staunen sehen? Treppen führen in die oberen Stockwerke und neben der Treppe eine Rampe, mit kleinen Tritten. Gut gedacht. Aber wer soll es schaffen, einen Rollstuhl hier hinaufzuwuchten. Dazu gehört Kraft und es geht auch noch um die Kurve. OMG, das ist schon heftig. Und das dann ja auch mehrmals am Tag.

Das Zimmer dann ist auch eine Enttäuschung. Zwar ist es geräumig, aber sowohl der Durchgang am Eingang als auch das Bad sind eher eng, hier kommt man kaum mit dem Rollstuhl durch.

Nun will ich das Jnan Tiouria nicht schlecht machen. Für Menschen ohne Bewegungseinschränkung ist es ein wunderbares Haus, schöne Zimmer und hervorragendes Essen. Nur für meine Rollstuhlmenschen ist es einfach nicht geeignet.

Im Grunde bleibt nur eine Lösung, das Hotel Xaluca Dades. Wenn ich auch grundsätzlich Hotels nicht so mag, die Xaluca Hotels sind schon eine Ausnahme. Hier stimmt immer alles. Man kann eben eintreten und die Rezeption erreichen, dann geht es im Aufzug hoch zum Zimmer oder auch zur Terrasse mit Pool und Jacuzzi. Es ist halt nicht so die persönliche Betreuung, die man in einem Gästehaus hat und das Essen wird als Büffet bereit gestellt.

 

Chez Talout

Auch mit dem Chez Talout hoch auf einem Hügel über dem weiten Palmenhain von Skoura verbindet mich eine lange Geschichte. Den ersten Fuß hier hinein gesetzt habe ich im Jahr 2003, als ich eben diese denkwürdige Reise mit dem MX5 machte. Begleitet wurde ich damals von Ali, dem Plüschkamel, über dessen Abenteuer ich danach ein Kinderbuch gemacht habe. Das Buch könnt ihr noch heute in meinem Shop finden.

Und es gab so ein schönes Foto von Ali im Talout, doch danach krachte mein PC und ich habe viele Fotos verloren. Jaja, die Anfänge der digitalen Fotos.

Ein paar Jahre später, als ich anfing selber Reisen nach Marokko zu organisieren, wählte ich dieses Hotel als Etappenquartier, und das ist es bis heute geblieben. Einfach eine superschöne Anlage und liebe Menschen zum Empfang. Und das Essen ist köstlich. Auf der verglasten Terrasse wird das Frühstück serviert zu einem 360 ° Rundblick.

Von Marrakech über Demnate nach Skoura

Wie schön, wieder im Auto zu sitzen und weiter zu fahren. Für heute steht auf meiner To-Do-Liste, die Strecke Demnate – Skoura abzufahren. Hier hatte ich mal ein interessantes Erlebnis. Etwa im Jahr 2000 oder 2001, als ich noch liebend gerne Pisten fuhr, war ich in Ouarzazate, wollte nach Marrakech und fand in der Karte eine Piste über den Atlas Richtung Demnate. Hatte sonst keinerlei Infos. Ganz zu Anfang noch Asphalt, dann Piste und je höher ich auf den Berg kam, desto schmaler wurde die Piste, bis es nur noch eine Maultierspur war. Das Problem war, die Piste lief am Hang entlang, rechts Berg, links tiefer Abgrund, ich steckte fest und keinerlei Möglichkeit, das Fahrzeug zu drehen und zurück zu fahren. Das war in einer Zeit, als man noch keine digitalen Fotos machte, deshalb kann ich euch darüber nichts zeigen. Es war echt heftig. Auf dieser extrem schmalen Spur musste ich zurück fahren, Schritt für Schritt, und eine Kamera hatte das Auto auch noch nicht. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt. Als ich es endlich geschafft hatte, sah ich abseits ein kleines Dorf und fuhr hinein, um mich zu erkundigen, aber auch, um meine Nerven zu beruhigen. Man wollte mir sofort ein Maultier besorgen, wenn ich denn über den Berg muss, aber nein, mit Auto geht es nicht. Es war eine ganz liebe Familie, es wurde sofort ein Essen für mich gekocht und da ich zurück nach Ouarzazate musste, gaben sie mir noch die Oma mit, die eine andere Tochter dort besuchen wollte. Und Eier bekam ich auch noch mit. So hatte der Schrecken ein gutes Ende.

Das Jahr 2003 war aber ein besonderes Jahr für mich. Es war das erste und einzige Mal, dass ich nicht mit 4×4 nach Marokko reiste, sondern mit einem Mazda MX5, also einem absolut nicht pistentauglichen Zweisitzer. Ich wollte die gleiche Familie wieder besuchen und war völlig baff, als ich feststellte, dass es nun eine fast komplett durchgehende Asphaltstraße gab, die ich tatsächlich mit dem Roadster fuhr. Hier einige Fotos dieser Reise, denn inzwischen war ich digital geworden. Das erste zeigt das Dorf, das mir damals Zuflucht gab.

 

Aber genau diese Asphaltstraße hat es in sich. Hart sind die Winter im Atlas, und jeder Regensturm kann wieder große Schäden anrichten. Es ist geradeso, als wollten die Berge die Straße nicht. So kann man sich nicht darauf verlassen, dass man durchkommt und muss vor einer Fahrt sich bei Einheimischen, am besten LKW-Fahrer, erkundigen, wie der Zustand ist. Ich war nun schon eine Weile nicht mehr da und weil so oft danach gefragt wird, bin ich also nun gestern die Strecke R 307 /N 23gefahren.

Gleich nach Imi-n-Ifri war dann auch eine wunderbare breite Asphaltstraße und ich fragte mich schon, warum hier nicht mehr Leute fahren, war ich doch für lange Strecken alleine auf der Straße. Gut, am Ende wusste ich dann, weshalb. Und auch empfehle ich allen Lesern, vor Antritt der Fahrt nach dem Zustand zu fragen und vor allem, bei Regen nicht zu fahren. Jaja, aber das gilt doch nicht für mich, oder?

Jedenfalls wurde es mir ganz schön mulmig, als immer mehr Straßenschäden auftraten und zudem schwarze Wolken am Himmel auftauchten. Es kommt mir ja keiner entgegen, werde ich durchkommen? Oder muss ich den ganzen Weg zurück nach Marrakech und dann den Tizi-n-Tichka fahren? Habe mir für heute Abend ja das schöne Chez Talout gebucht, darauf möchte ich auf keinen Fall verzichten.

Teilweise war die Straße vollkommen weg gerissen, aber die Bagger waren überall im Einsatz. Manchmal musste ich warten, bis mir ein Weg frei geschaufelt wurde. Aber ich kam durch. Vor allem, als ich die große Brücke über das Oued Tessaout gequert hatte, wurden die Wolken dunkler und ich fuhr, ohne in Toufghine anzuhalten. Schade, denn dort ist eine kleine Auberge, die ich kenne.

Ich beeilte mich also, und auf dieser letzten Etappe kamen mir doch tatsächlich auch ein paar Autos entgegen. Es regnete mal kurz, aber das war es dann, und ich kam gut im Chez Talout in Skoura an. Aber die Bilder, die am Abend durch Netz gingen, zeigten mir, was für ein Glück ich hatte. Sturzbäche kamen nur ein wenig weiter westlich herunter, bei Toundout, Straßen waren blockiert und das hätte ich nicht auf dieser Strecke erleben wollen.

Die Straße ist und bleibt ein Abenteuer.

Hier das Video der Strecke:

Marrakech Medina

Seit ich in Marrakech bin haben wir täglich bis zu 40 ° C. Ich liebe Hitze, aber für so eine Stadt ist das schon viel. Vor allem wenn man zB. Über den Jemaa el-Fna geht, also direkt unter Sonneneinstrahlung, dann ist es schon heftig. In den überdachten Souks ist es schon besser, aber trotzdem bin ich nach 1, 2 Stunden schon ziemlich geschafft und freue mich, in mein kühl klimatisiertes Zimmer im schönen Riad Tawargit zurück zu kommen. Meine Terrasse mit Sonnenliege kann ich immer noch nicht nutzen, aber morgen soll es besser werden.

Aber auch sonst macht mir Marrakech keinen Spaß diesmal. Zu der Hitze kommt ja noch der Krach. Die Medina ist überströmt mit Mopeds und Transport-Dreirädern, es ist Krach und Gestank, nein, schön ist es nicht. Aber auch der Jemaa el-Fna ist eine Katastrophe, da dort viel gebaut wird. Die Moschee dort war ja vorher schon baufällig, wurde dann aber beim Erdbeben noch mehr zerstört, nun wird da gebaut und ein Teil des Platzes ist abgesperrt.

Richtig schön war es nur gestern Abend. Da war ich bei Gabi eingeladen, die Chefin des Riad Noga, das tatsächlich gerade um die Ecke von meinem Riad liegt. Da konnten wir Zwei bisschen klönen zu einem Cocktail gefolgt von gerillten Sardinen.

Am Abend zieht es sich zu, es wird stürmisch. Sieht so aus als ginge die Hitzewelle zu Ende. Aber Regen kommt keiner.

Ach, irgendwie bin ich froh, dass es morgen wieder weiter geht.