Renaissance Tata

Wenn ich in diese Stadt komme werden einfach immer Erinnerungen wach. Sehr alte Erinnerungen. Die Verbindung Foum Zguid – Tata war im letzten Jahrhundert, als ich so meine ersten Pisten in Marokko fuhr, nicht asphaltiert. Die etwa 150 km waren eine gute Pisten-Tagestour und nicht immer kam ich ohne Probleme an. Man verfuhr sich, blieb im Sand stecken oder lernte einfach nette Leute am Wegesrand kennen, trank Tee mit ihnen und blieb zum Essen. Heute rast man auf der geraden Straße einfach so durch. In Tata war das Hotel Renaissance, und es hatte, man glaubt es kaum, alkoholische Getränke. Was gibt es schöneres als nach einer langen anstrengenden Pistenfahrt staubüberkrustet dort einzutreffen, von dem alten Patron nett empfangen zu werden und ein kaltes Bier zu bestellen. Die Lizenz hatten sie noch von der Kolonialzeit her und in dieser Militärstadt ist das Gold wert. Das Hotel lag auf der Flussseite, hatte kleine einfache Zimmerchen, WC und Dusche waren auf dem Flur, aber das war schon Komfort damals. Ach, wie die Zeiten vergehen.

Der alte Patron ist natürlich längst gestorben, ich hatte ihn aber nach vielen Pistenfahrten erlebt. Heute führt sein Sohn Mohammed das Etablissement, aber noch zu seinen Lebzeiten wurde auf der anderen Straßenseite ein neues Hotel gebaut mit Zimmern mit Dusche und WC. Später machte Mohammed einen Anbau, dort sind sogar drei Suiten.

Aber Luxus dürft ihr euch trotzdem nicht vorstellen. Das ist nicht die schöne Riadwelt von Marrakech, sondern der weite Süden mit einfachen Sanitärarmaturen, die auch mal kaputt gehen. Trotzdem ist das Renaissance das beste Hotel im Ort.

Abfahrt Tafraoute

Ich wollte 2 Nächte in Tafraoute bleiben und dann direkt nach Zagora, aber nachdem ich nochmal auf die Karte geschaut hatte sind das etwa 400 km und ich habe keine Lust auf eine so lange Etappe. Muss ja unterwegs auch an den Campingplätzen Halt machen. Außer in Tata gibt es in Tissint und in Foum Zguid ein Hotel, beide recht schön und vom gleichen Besitzer. Naji!

Ihn kenne ich schon über 20 Jahre, er war gerade aus dem Teenageralter heraus und ganz ehrlich, so ganz mochte ich ihn nie. Jeder, der nach Marokko fährt, weiß, es gibt unterschiedliche Menschen hier. Super Nette, aber auch Schlitzohren. Naji gehört zur letzten Kategorie. Wir sprachen immer freundlich, waren aber nie Freunde. Und auch mein Partner Abdou, der in der gleichen Gegend touristisch tätig ist – ich habe übrigens beide am gleichen Tag kennengelernt, mag ihn nicht wirklich. Sie arbeiten nicht zusammen.

Bab Rimal

Aber dann baute Naji zusammen mit seinen Brüdern ein Hotel in Foum Zguid. Das war natürlich wichtig, für mich, da es in meine Bücher sollte, für ihn, weil er mich zur Werbung brauchte. Und ich war auch mehrmals in seinem Hotel eingeladen. Er baute dann ein weiteres in Tissint, auch das schön. Diese beiden wären ja nun der ideale Zwischenstopp für mich gewesen. Aber … auf der letzten Reise habe ich mich ganz furchtbar mit Najis Bruder gefetzt und das Bab Rimal ist damit für mich gestorben. Das in Tissint nicht unbedingt, also rief ich Naji doch an, wenn auch etwas zögernd. Es war eine schlechte Verbindung, er war in der Wüste und sagte, er ruft später zurück. Das geschah nie. Also ist auch Tissint abgehakt.

Freunde

Die ganze Zeit saß ich aber mit meinen Freunden aus Tafraoute zusammen und ich muss einfach sagen, man kennt sich im Süden, man arbeitet zusammen, man hilft sich. Und auch bei ihnen fällt Naji sofort raus. Von dem halten sie nichts, arbeiten nicht mit ihm. Doch sofort kam von ihnen Mohammed vom Renaissance in Tata ins Spiel. Haha, ich war schneller und hatte ihn schon angerufen. Sein Hotel ist total belegt wegen einer großen Rallye, am nächsten Tag wäre es gegangen. Doch da traten meine Freunde in Aktion. Es folgte eine Telefonkonferenz nach der anderen und schließlich rief mich Mohammed an und sagte, er habe noch ein Zimmerchen für mich gefunden. Ach wie schön. Also los. Natürlich nicht, ohne zuvor im Restaurant La Kasbah noch leckere Kefta zur Stärkung zu essen.

Tafraoute – Tazalarhite – Tata

Ich wählte die recht unbekannte Strecke über Tazalarhite. Schmale Straße, einziger Verkehr ein Nomadenumzug. Es ist zwar die kürzeste Verbindung, aber es dauert, bei den vielen Kurven hinauf und hinunter kann man nicht schnell fahren.

In Tata angekommen tankte ich erstmal voll, man weiß ja nie, was übrig bleibt, wenn die Rallye einfällt. Dann eine schnelle Fahrt zu den Campingplätzen. Leer, völlig leer. Zumindest die ersten beiden. Der Hayat liegt ja wunderschön über dem Fluss, herrliche Aussicht, aber auch in der prallen Sonne. Im Winter okay, aber heute fehlt, glaube ich, nicht viel an der 40-Grad-Marke. Nicht zum Aushalten. Da ist Palmier schon besser, da ist wenigstens ein wenig Schatten.

Dann ging es ins Hotel, Mohammed ist ja in Agadir, ich soll mich an Bruder Karim wenden. Das Mädel an der Rezeption hatte schon den Zimmer-Komplett-Blick auf mich gerichtet, aber sie rief Karim an und gab mir dann einen Schlüssel. Nein, kein Nächtigen in der Badewanne, ich bekam wie immer eine der Suiten. Ach, wie schön wenn man Freunde hat.