Tafraoute

Hassan gehört zu meinen besten Freunden. Er stammt aus Merzouga, ist aber schon vor vielen Jahren mit der Sippe nach Tafraoute gezogen, aus gutem Grund. Die Menschen im Anti-Atlas sind so ganz anders als die Menschen aus dem Raum Zagora – Merzouga. Sie sind sehr zurückhaltend, sprechen Touristen kaum an, sind natürlich freundlich und hilfsbereit, wenn man sie braucht. Ganz anders die Merzouga-Boys. Die haben das Spiel mit den Touristen schon in der Wiege gelernt, bieten alle möglichen Geschäfte an, vom Kamelreiten über Fossilien zum Teppichkauf. Aber das genau macht auch ihren Charme aus. Sie sind leicht zugänglich für uns Fremde und oft bleibt es eben nicht beim Teppichkauf, sondern es entwickelt sich eine Freundschaft. Und so war es klar, dass es Merzouga-Leute braucht, um hier ein Teppichgeschäft aufzubauen.

Hassan mit Omar vom Camping Granite Rose

Hassan spricht sehr gut Deutsch, er macht den Kontakt zu den Touristen und lotst sie dann in das Teppichgeschäft oder ins Restaurant La Kasbah, alles in der Familie. Da war es vor Jahren natürlich selbstverständlich, dass sie den Kontakt zu mir gesucht haben, sie wollten in meinen Reiseführern erwähnt werden. Das wollen natürlich viele, und wenn das Angebot gut ist, wird es selbstverständlich erwähnt, das erwarten meine Leser ja. Aber aus dieser geschäftlichen Beziehung entwickelt sich eben auch oft eine Freundschaft. Hassan gehört dazu. So konnte er nicht abwarten, bis ich nach Tafraoute komme. Wir fuhren zusammen die Campingplätze ab, ich recherchierte die neuen Preise, machte Fotos. Auf dem Weg zurück zur Stadt stand am Straßenrand ein deutsches Wohnmobil, die Frau = Fahrerin blätterte in meinem Campingführer. Ich stoppte und fragte, kann ich helfen.

Zahnweh in Tafraoute

Ja, sagte sie. Ohne mich zu kennen. Wir suchen das Restaurant La Kasbah. Aha, sagte ich, wollen Sie essen gehen? Nein, meinte sie, mein Mann möchte zur Zahnärztin, die in dem Campingführer erwähnt wird und die Praxis direkt daneben hat. Dazu muss ich sagen, das ist eben genau die Sache mit den Tipps in meinen Büchern. Da ich die Leute so gut kenne, erfahre ich auch vieles am Rande. Und Mohammed, Hassans Cousin und Inhaber des Teppichgeschäfts, ist eben mit Zahnärztin verheiratet. Nicht mit irgendeiner, sondern mit der besten Zahnärztin im ganzen Süden. Manch ein Deutscher kommt extra her, um sich von ihr die Zähne machen zu lassen.

Wir fuhren also voraus, Hassan führte das Paar in die Praxis und schon war der Nachmittag gerettet. Und wir tranken zusammen noch einen Kaffee. Als ich gerade ins Auto steigen wollte kam Laroussi vom Coin Nomad, der beste Wanderführer der Gegend, und wollte mein Buch kaufen. Sein Foto sei drin. Konnte mich zwar nicht mehr daran erinnern, aber tatsächlich, es war drin und ich hatte ihn glücklich gemacht. Zwei Stunden in Tafraoute und schon so viel passiert.

Laroussi