Was war das Beste an unserem Besuch in St. Augustine? Ganz klar der Parkplatz!
Aber von vorne. Ich habe in dieser Woche eine Freundin aus Washington zu Besuch, sie kommt jedes Jahr für eine Woche, weil es ihr inzwischen in Daytona Beach auch sehr gut gefällt. Ich versuche sie zu überreden, nach Ihrer Pensionierung sich auch hier anzusiedeln. Ulandis arbeitet noch, war zu Anfang für 10 Jahre bei der Army, wo wir uns auch kennengelernt haben. Sie war auf einem Businesstrip in Wiesbaden, saß allein in einem Restaurant und hat verzweifelt versucht, dem tunesischen Kellner, der nicht englisch sprach, beizubringen, dass sie Kartoffelbrei zu ihrem Gericht wünscht. Ihr Deutschen wisst ja, wie ungewöhnlich das ist, man sucht sich ein Gericht auf der Speisekarte aus und bekommt genau das, aber so ist es nicht in USA. Da diskutiert man mit dem Kellner eine halbe Stunde, was genau man will, wie das Fleisch sein soll und welche Beilagen man möchte. Und Mashed Potatoes gehören da einfach dazu.
Also mischte ich mich in das Gespräch ein und vermittelte. Und lernte dabei Ulandis kennen. Sie ist kein Soldat, sondern arbeitete als Innenarchitektin bei der Army, musste sich um die Einrichtung irgendwelcher Büros kümmern und war für drei Wochen in Wiesbaden. Und fühlte sich ziemlich einsam. Sie ist eher schüchtern und keine Reisende, liebt auch nicht, wenn ihr Foto veröffentlich wird, deshalb kommt hier keins. Aber in diesen drei Wochen zeigte ich ihr die Umgebung, machte sie mit dem deutsch-amerikanischen Club bekannt, wir machten ein Schifffahrt auf dem Rhein und fuhren sogar in den Schwarzwald. Und seit dieser Zeit halten wir Kontakt. Was insbesondere beachtenswert ist, weil Ulandis Afro-Amerikanerin ist. Für mich nichts besonderes, viele meiner Freunde haben eine dunklere Hauttönung als ich, aber für Ulandis irgendwie doch. Es kommt öfters in Gesprächen durch. Tatsächlich ist es so, dass die amerikanische Welt immer noch sehr geteilt ist. Wenn ich z.B. zu einer Veranstaltung gehe, und sei es nur eine Biketour, dann ist diese immer rein weiß. Auch die Bikerbar in der Nachbarschaft ist sehr, sehr weiß. Eigentlich sehe ich nur am Strand gemischte Besucher. Wo die Schwarzen hingehen weiß ich nicht, denn alle Veranstaltungen, die ich mir aussuche, weil mir die Themen gefallen, sind eben weiß. Übrigens sind auch die Kirchen stark getrennt. Ich war einmal mit Ulandis in einer Kirche in Washington, und sie war total schwarz. War auch hier in Florida mit Bekannten in der Kirche, total weiß.
Aber das stört unsere Freundschaft nicht und so fuhren wir diesmal nach St. Augustin, der ältesten Stadt der USA. Leider war das Wetter ziemlich schlecht, ein kalter Wind wehte. St. Augustin wird sehr stark von Touristen besucht, da sie nicht nur alt ist, sondern auch besonders schön. Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich hier viele reiche New Yorker angesiedelt und herrliche Villen und Hotels gebaut und hier gab es ja keinen Weltkrieg, der alles zerstört hat. Die St. George Road ist eine kleine Straße mit wunderschönen alten Häuschen, in denen heute ein Laden und ein Restaurant neben dem anderen sind, so dass man hier herrlich bummeln kann.
Aber bevor es ans Bummeln geht muss man ja erst mal parken. Mein Daytona Beach ist ein Parkparadies, aber St. Augustin erinnert da eher an Deutschland. Nur kostenpflichtige Parkplätze. Am Straßenrand Automaten, die ein wenig schwer zu bedienen sind, außerdem wussten wir ja auch nicht, wie lange wir bleiben würden, und zudem waren sie alle besetzt. Ich wollte lieber einen richtigen Parkplatz, auch wenn die etwa 15 $ kosten. Doch plötzlich standen wir vor einem schönen Parkplatz, auf dem auch noch Platz war. Keine Kosten, kein Schild, das für mich erkennbar die Zufahrt verbot. Wir parkten, stiegen aus, aber ich wollte auch alles richtig machen und sah mich um. Da kam ein Mann aus dem Haus gegenüber in einem so weiß blitzenden Uniformhemd und goldener Trillerpfeife, dass ich richtig geblendet war. Ich sprach ihn auf den Parkplatz an und erfuhr, dass es der besonders gesicherte Parkplatz der National Guard ist, die natürlich direkt in dem Haus davor sitzt. Oh sorry. Aber der Soldat war so superfreundlich, er rief einen Kameraden im Haus an, weil der vor den Überwachungskameras sitzt (wo man uns natürlich gesehen hatte und deshalb raus kam) und fragte ihn, ob in der Straße hinter dem Haus, wo es kostenlose Parkplätze gibt, noch etwas frei sei. Dieser Soldat rief uns rein, weil er uns auf dem Bildschirm zeigen wollte, wo die Parkmöglichkeit ist. Wir kamen ins Gespräch, die schüchterne Ulandis erwähnte es nicht, aber ich gab gleich mit ihr an und sagte, sie wäre in der Army gewesen und nun bei Homeland Security.
Wir entschuldigten uns also freundlich für die Parkplatzokkupation und gingen zum Auto, um wegzufahren. Doch da kam uns der eine Soldat nachgelaufen und fragte, ob Ulandis ihren Ausweis dabei habe. Nach langem Wühlen in ihrer großen Handtasche kam er zutage und der Soldat sagte, bitte bleiben Sie gerne hier stehen. So war unser Fahrzeug also für den Tag unter den Augen der National Guard sehr gut bewacht.
Auf dem Foto seht ihr über dem Schriftzug Florida Halterungen für ein Kayak auf einem Dach herausragen. Das ist unser Auto!
Nach diesem Highlight und wegen dem kalten Wetter konnte unser Rundgang das nicht mehr übertreffen. Nur noch der Verkäufer im Souvenirshop des ältesten Hauses der Stadt, das auch Museum ist, war noch einmal erwähnenswert wegen seiner Freundlichkeit. Er gab uns eine Karte der Stadt und kreuzte alle wichtigen Dinge eigens für uns an. Mit besserem Wetter wäre es ein super Tag gewesen, so aber auch sehr nett.