Ich bin so was von rein deutsch, da kann ich suchen und suchen, die einzige Urahnin war mal aus Polen, aber das ist lange her. Aber schon mein Vater ist gerne gereist, trieb sich in vielen Ländern der Welt herum und ich habe das geerbt. Ich liebe fremde Kulturen, aber habe ja auch meine besonderen Vorlieben, wie man weiß, Marokko und die Menschen dort sind einfach meine Herzensangelegenheit. Und so interessiert es mich auch immer, wenn ich jemand treffe, der nicht so richtig deutsch ausschaut, woher er denn eigentlich kommt. Beziehungsweise, wenn er in Deutschland geboren ist, wo seine Wurzeln liegen. (Und nein, ich gendere ganz bestimmt nicht, ich benutze aus Überzeugung das generische Maskulin.)
Wenn die Person dann aus einem Land stammt, das ich gut kenne, dann haben wir sofort einen Draht zueinander, ich freue mich total und wir haben viel zu erzählen. Kürzlich war ich bei einer neuen Friseuse, die marokkanisch aussah. Es brannte mir auf der Zunge, hatte Angst zu fragen, da man immer dafür kritisiert wird, von den Medien, nicht von den Betroffenen. Dann traute ich mich. Zwar war sie aus Syrien, aber durch den arabischen Hintergrund hatten wir sofort wieder ein Thema und wir redeten und redeten. So viel, dass ich vor lauter Reden vergaß, ihr ein Trinkgeld zu geben und extra nochmal zurück musste.
Oder kürzlich, als ich in der Dominikanischen Republik war, wo man spanisch spricht, das ich nicht kann, traf ich hin und wieder einen Menschen aus Haiti, der Französisch sprach. Auch dadurch hatten wir sofort eine Verbindung und ich konnte viele Fragen über Haiti stellen.
Um es kurz zu machen, die Geschichte der Menschen ist immer sehr interessant und es ist wichtig, die Wurzeln zu kennen und stolz darauf zu sein. Ich bin immer besonders traurig, wenn man in Deutschland es oft als rassistisch darstellt, wenn man einen Menschen nach seiner Herkunft fragt. Was mir übrigens selbst noch nie passiert ist. Immer wurde mir freundlich geantwortet. Ich bin ja oft in USA, dort erkennt man an meinem fürchterlichen Akzent sofort, dass ich nicht hier geboren bin, erkennt auch oft recht schnell, dass ich aus Deutschland komme. Auch hier ist es immer ein Gesprächsstoff, oft wird die eigene deutsche Verwandtschaft hervorgekramt und man freut sich. Aber selbst die TV-Moderatorin Dunya Halali, die ich sehr schätze, weist energisch darauf hin, dass man damit den Menschen unterstellen würde, keine Deutschen zu sein. Aber ich frage ja nicht nach der Staatsangehörigkeit, die ist mir egal, sondern nach den Wurzeln.
Also, warum ist es so schlimm, einen Menschen nach seiner Herkunft zu fragen?
P.S. Und warum das alles genau jetzt? Es liegt an dem Zahnarzt aus der Karibik, bei dem ich noch nicht war, wo aber inzwischen schon drei Telefonate stattfanden, die alle sehr nett waren. Irgendwas hat das doch mit der Herkunft zu tun, oder?