Ich wollte 2 Tage im Riad Fennec bleiben und die Arbeit an meinem Reisehandbuch beenden. Es war viel Arbeit, schon um 6 Uhr morgens saß ich immer am PC und das schnelle Internet im Riad Fennec half mir. Ich hatte noch einen kleinen Raum unter den Hotels von Zagora und suchte nach einer weiteren Empfehlung. Da sagte man mir, dass Riad Marrat, das ich von früher kannte, nun von den mir gut bekannten Besitzern des Hotels Perle du Dra gekauft worden sei. Das interessiert mich, wie ist der Name? Keiner wusste es, Internet-Recherche ergab, es muss Riad Soleil du Monde sein. Da ich das Buch unbedingt fertig stellen wollte und keine Zeit hatte, dorthin zu fahren, fand ich alle wichtigen Angaben im Internet, beendete mein Manuskript und sandte es in die Druckerei. Fertig! Aufatmen. Erstmal runter kommen. Wo geht das am besten? Bei einem netten Lunch im Dromedaire.
Dromadaire Gourmand
Deshalb besuchte ich Mostafa in seinem schönen Restaurant Dromadaire Gourmand. Mostafa alleine ist schon sehenswert. Er ist jeden Tag in einer anderen Farbe gekleidet, von Kopf bis Fuß, und trägt dazu wahnsinnig schönen, schweren Silberschmuck. Und ja, er hat auch eine Boutique mit solchen Sachen, aber die ist ganz versteckt in Amezrou, die kann man alleine nicht finden, ist auch nicht offiziell geöffnet, aber er bringt euch gerne hin. Bekam zum Lunch wieder sein köstliches Filet-Brochette, so zartes Fleisch bekommt man sonst nirgendwo in Marokko.

Er hat über dem Restaurant auch einige Apartments zu vermieten. Und dort war gerade eine Musikergruppe angekommen für ein Festival. Sie saßen beim Frühstück und spielten mit ihren Instrumenten dazu. Ein Offizieller kam und gab ihnen die Teilnehmerkarten, und ehe ich mich versah, hatte ich auch eine. Also singen soll ich da doch wohl nicht, dann rennen alle weg. Aber das wäre ein Grund noch zu bleiben.
Zeit
Heute wollte ich umziehen vom Riad Fennec zum Riad Lamane, um noch einen weiteren Tag zu bleiben. Zagora wäre ja nicht Zagora, wenn man nicht immer länger bliebe als gedacht und bei meiner Besichtigung im Lamane lud mich Housseine, der Besitzer, ein, doch auch zu ihm noch für eine Nacht zu kommen. Da es eine tolle Anlage ist, nahm ich das Angebot gerne an. Doch vorher wollte ich nun doch schnell zum Hotel Perle du Dra fahren, um wegen dem Riad nachzufragen.
Auf dem Weg dorthin sah ich ein Wohnmobil mit „RÜD“. Auch ich habe ja RÜD auf dem Nummernschild. Und da ich die zuvor schon einmal im Vorbeifahren sah und sie gerade abfahren wollten, habe ich kurz angehalten und wir haben geplaudert. Natürlich finde ich jeden gut, der sich auf den Weg nach Marokko macht. Aber trotzdem glaube ich, für dieses Land muss man sich Zeit lassen. Meine allererste Reise ging nur 3 Wochen, dennoch bin ich nicht durchgerast, sondern habe mich an vielen Orten länger aufgehalten. Ohne es vorher zu planen, ich blieb immer so lange, wie mein Gefühl mich dort hielt. Und ein Gefühl für einen Ort bekommt man eben nur, wenn man länger dort ist.
Sie waren nur eine Nacht in Zagora, haben keinen meiner Führer, und wissen deshalb auch nicht, dass ihre geplante nächste Station, das Astronomenhotel in Tinfou, lange zu ist. Wer meinen aktuellen Campingführer hat weiß, dass es dort nicht mehr drin steht. Okay, dann wollten sie halt nach Mhamid. Ebenfalls für eine Nacht. Ach Leute, so wird das nichts. So fahrt ihr heim und sagt, naja, ganz okay, aber einmal reicht.
Ich weiß, dass ihr, meine lieben Leser, nicht zu diesen Kurzgästen dazu gehört. Ihr seid halt in der glücklichen Lage, Zeit zu haben. Und ich finde, wenn man halt nicht so viel Zeit hat, also noch arbeitet, dann sollte man sich nicht alle Highlights vornehmen, sondern lieber eine etwas kürzere Tour und dafür intensiver. So, jetzt habe ich mich genug ausgekotzt.
Riad Soleil oder nicht
Weiter ging es zu meinen Freunden ins Hotel Perle du Dra. Dazu muss ich auch etwas sagen. Sie haben das Hotel vor Jahren kurz hinter Amezrou neu gebaut, es hatte eigentlich schöne Zimmer, aber man merkte an allen Ecken und Kanten, dass sie einfach keine Profis waren. Zwar hatte ich eine ständige Einladung dort zu wohnen, was ich auch etliche Male tat, aber es war einfach kein Hotel zum Wohlfühlen. Auch zu groß für meinen Geschmack, und mit der Zeit ging schon viel kaputt. Also kam ich in den letzten Jahren seltener vorbei. Doch die Besitzer saßen in der Halle und freuten sich sehr, als ich eintrat. Schnell kam die Rede auf das neue Riad und ich war geschockt, als ich hörte, dass es keineswegs Riad Soleil du Monde heißt. Sofort nachgeschaut, ob die Druckerei schon die Datei runter geladen hat. Nein, hat sie nicht. Also ist noch Zeit zum Ändern und wir fuhren zur Besichtigung. So viel also zur Internet-Recherche.
Nach diesem Besuch setzte ich mich also in die Hotelhalle und änderte meinen Text. Wieder viel Arbeit und langsames Internet. Dann musste ich noch raus finden, dass die Druckerei die Art geändert hat, wie die Daten übersandt werden. Also deshalb hatten sie es nicht runter geladen. Wie aber diese neue Art geht, hat mich etliche Stunden Zeit und Anstrengung gekostet und gegen 15 Uhr war ich endlich fertig und freute mich, dass nun alles dort ist, ich frei habe und die Druckerei mit der Arbeit beginnen konnte.
Oh, zu früh gefreut. Wenn man so auf Reisen ist verliert man ja völlig das Gefühl für Raum und Zeit. Erst als ich zum Riad Lamane kam und mir Couscous serviert wurde, entdeckte ich, dass es Freitag ist und die Druckerei wegen der Zeitverschiebung längst Feierabend hatte. Deshalb also haben die sich nicht gerührt. Und ich hätte noch zwei bequeme Tage haben können, um alles fertig zu bekommen.
Und noch etwas kam plötzlich. Eine Nachricht über Facebook. Ein Houcine Boudouar, den ich bis da noch nicht kannte, sandte mir folgende Nachricht: Welcome just near in zagora In riad soleil du monde.
Was? Schock!
Riad Lamane
Nun aber endlich zur neuen Übernachtungsstation. Das Riad Lamane ist ein schönes Hotel, hat sehr kunstvoll dekorierte, große Zimmer, aber dennoch war ich nicht darauf vorbereitet, was ich bekommen sollte. Eine Suite, so groß wie eine Wohnung. Zunächst komme ich zu einem Wohnzimmer mit Sitzecke, offenem Kamin und Bar, dort steht aber nur eine Kaffeemaschine, keine Whiskeyflaschen. Durch einen Flur geht es ins Schlafzimmer, dort könnte man auch tanzen, auch hier eine Sitzecke und zwei Balkons. Dahinter noch ein Ankleidezimmer und das Bad. Diese Suite liegt im ersten Stock, wenn ich am Abend die wunderschöne Deckenbeleuchtung anmache, und von unten herauf schaue sehe ich meine komplett erleuchtete Etage, ich schätze, es könnten so 60 – 70 qm sein. Klar freue ich mich über die Ehre, aber ehrlich, es ist mir zu groß. Hier sollte man mit einer Familie wohnen. Es gibt ja auch noch eine Zwischentür zu einem weiteren Zimmer mit Bad, es kann getrennt vermietet werden oder auch mit der Suite zusammen.
Festival
Am Abend verlasse ich aber doch mein kleines Reich und mache mich auf zum Festival. Der Veranstaltungsort ist gar nicht so leicht zu finden, habe sogar die Polizisten, die mit Radarpistole die Geschwindigkeit messen wollten, in die Suche eingeschaltet und so vielleicht einigen Sündern das Ticket erspart. Erst ein Gespräch mit der Dienststelle ergab, wo der Ort ist, Tizi Camp, eine Biwakstation weit draußen. So viel gibt es darüber nicht zu sagen, ich blieb nicht lange, konnte am Anfang eine gute Gnaoua-Gruppe aufnehmen, doch die Musik danach gefiel mir nicht und ich fuhr zurück.

Riad Soleil du Monde
Am Morgen nutzte ich meine bequeme Wohnung, um noch etwas zu arbeiten. Das Zeitfenster war ja wieder geöffnet, Druckerei im Wochenende, da könnte ich doch das Riad Soleil besuchen, das auch nur einen Katzensprung vom Riad Lamane entfernt liegt. Und das hat sich gelohnt, es hat mir wirklich gut gefallen. Das Besondere daran ist nicht nur die Lage und das wirklich schöne Haus mit zwei Pools, sondern der Preis. Schon ab 500 Dirham kann man zu zweit und mit Frühstück hier wohnen. Das schlägt einfach alle anderen Möglichkeiten in Zagora und zudem ist es eine großzügige Anlage im blühenden Palmengarten, für den Preis einfach der beste Tipp in Zagora. Vater Houcine Boudouar führt es mit seinen Söhnen, und die sind alle sehr liebenswert. Man verwendet in der Küche das Gemüse aus eigenem Garten und auch das Fleisch von eigenen Tieren. Gäste werden gerne eingeladen, sich das alles anzuschauen.
Mein Problem ist nun, dieses Riad auf dem wenigen Platz, der mir verbleibt, noch unterzubringen, das geht nur, wenn ich bei den anderen Hotels ein wenig streiche. Am Ende hat es ganz sicher nicht den kompletten Text erhalten, den es verdienen würde, aber immerhin, steht drin. Und wieder mal ab in die Druckerei, hoffentlich jetzt zum letzten Mal.
Ich packe meine Sachen, gehe Richtung Auto und treffe Housseine. Er meint, warum bleibst du nicht noch einen Tag? Wir haben Platz.
Mhm. Das ist wirklich verführerisch. Und obwohl es mich doch sehr in meine Zweite Heimat Mhamid zieht, ich bleibe. Rufe in der Kasbah an, die meinen sie warten schon eine Woche auf mich.
Und wie mache ich nun das beste aus diesem geschenkten Tag? Wieder zum Lunch ins verfressene Dromedar (böse Esther), dann doch noch mit einem Stückchen Kuchen aus dem Cafè Oscar gesündigt und zum Abschluss in die Hammam vom Riad Lamane. Was für ein Erlebnis nach dieser anstrengenden Zeit. Und wieviele Hautschichten dort abgerubbelt wurden.
Wie immer, Zagora war einfach toll!
