Archiv der Kategorie: Marokko

Reisebericht

Ein bisschen Luxus

Von Imilchil sollte es dann aber richtig nach Norden gehen, mit einem kleinen Schlenker über den Aguelmane Sidi Ali. Diesen kalten Bergsee kenne ich schon lange, im Reisehandbuch schreibe ich darüber:

Inmitten eines vulkanischen Plateaus (in ca. 2.050 m Höhe), das von dunklem Bimsstein übersät ist, befinden sich eine Reihe von Bergseen, die sich in den erloschenen Kratern gebildet haben. Der größte und tiefste von ihnen ist der „Aguelmame Sidi Ali“ (37 m tief, 400 ha Wasseroberfläche), ein von einer Quelle gespeister, kalter See mit Forellen und anderen Fischen, am Südende der gleichnamige Marabut. Die gesamte Umgebung ist ein anerkanntes Gebiet von biologischem und ökologischem Interesse und als geschütztes Feuchtgebiet ausgewiesen (Konvention von RAMSAR). Zahlreiche Wasservögel halten sich hier auf, besonders die außerordentlich seltenen Rostgänse (Tadorna casarca), seltene Ibisarten und Rallen, häufig sind auch Wachteln und Störche zu sehen. Fischer kommen an den See, um nach speziellen Fischarten wie Flussbarschen, Zander, Hecht und Karpfen zu fischen. Die charakteristische Flora weist große Atlas-Zedernbestände, zwei Arten von Wacholderbäumen, Grüneichen und andere seltene Pflanzen auf.

Xaluca Hotels

Doch bin ich nicht deswegen gekommen, zumal das Wetter ziemlich schlecht war für einen Ausflug in die Natur. Ich wollte das neue Xaluca sehen. Diese Hotelkette hat ganz außergewöhnliche Hotels. Das erste war das Xaluca in Erfoud, neu gebaut in einem sehr eigenwilligen Stil, es war damals etwas ganz neues für die Region. Mein erster Aufenthalt dort war 2001 und ich glaube, es war damals erst ein oder zwei Jahre alt. Ein Spanier hat sich mit einer einheimischen Familie zusammengetan und das Haus gebaut. Später kam dann ein Biwak am Erg Chebbi dazu, dann das Hotel Tombouctou.

Im kalten Boumalne de Dades gab es damals ein staatliches Hotel, in das wie in so viele nichts investiert wurde und das dann bald geschlossen war. Xaluca kaufte dieses Hotel und machte wieder etwas richtig schönes daraus. Ich freue mich immer, wenn ein altes, traditionsreiches Hotel irgendwie erhalten werden kann.

Erfoud:

Erg Chebbi

Boumalne de Dades

Aber ich war ja am See, um das neue Xaluca zu sehen. Und das ist noch einmal etwas mehr. Ich muss eins vorweg nehmen. Während die anderen Xaluca Hotels durchaus noch bezahlbar sind, ist dieses exklusive Hotel ganz klar zu teuer für mich, die Nacht geht so ab 280 Euro. Aber ich bin mit einem aus der Familie befreundet und deshalb eingeladen worden, mir das Hotel anzuschauen. Und es ist einfach wunderschön. Ich kannte es noch als ganz einfache Herberge. Und was das witzige ist, ich kannte auch den damaligen Pächter, aber darüber mehr im nächsten Blog.

Xaluca Aguelmane Sidi Ali

Was aber nun aus dieser einfachen Herberge entstanden ist, ist einfach unglaublich. Man hat das Gebäude vergrößert, außen aus groben Feldsteinen, innen ist alles handgemacht aus Holz. Hier ein Blick von außen:

Am See ist natürlich auch kein Strom, so wird alles mit Solarpanels elektrifiziert, und das geht gut. Alle Zimmer haben Heizung, sogar auf dem Klo. Alles ist so edel und geschmackvoll eingerichtet, auf der Hügelspitze ist ein Jacuzzi, im Untergeschoss ein geheizter grottenartiger Pool. Aber in diesem Video könnt ihr alles genau sehen.

Imilchil

Heute freue ich mich über jeden Kilometer, den ich näher ans Mittelmeer komme. Ich will einfach heim. Nicht weil ich Deutschland so sehr liebe, oh nein, sondern weil ich es nach zwei Monaten einfach leid bin jede Nacht woanders zu schlafen und aus dem Koffer zu leben.

Imilchil war nochmal ein Abstecher in die Berge, den ich nicht gemacht habe, weil mein Herz daran hängt, sondern aus Pflichtgefühl, weil ich lange nicht da war. Ich bin nun mal nicht für die Berge und die Kälte gemacht, aber ich scheine da nicht die einzige Deutsche zu sein, denn man hat mir gesagt, dass relativ wenige Deutsche nach Imilchil kommen. In der Wüste oder am Atlantik sieht es da ganz anders aus. Ich kann das nachempfinden. Gewohnt habe ich bei Chez Bassou. Es gibt viele kleine, eher einfache Hotels in Imilchil, aber am besten sind Chez Bassou und Les Jardins. Diesmal habe ich mich also für Bassou entschieden, da ich das letztemal im Les Jardins gewohnt habe. War sehr nett. Und das Essen ist reichlich.

Marrakech 3. Tag

Frühstück im Zimmer mit Baguette von Alfadl wie gehabt. Meine Kaffeemaschine kommt zum Einsatz. Dann könnte ich aber doch noch mal in die Medina gehen, um ein paar Fotos zu schießen. Ich wandere so vor mich hin, komme zum Derb Debachi und denke, ach, da gibt es aber noch die Gaby Noack vom Riad Noga, die müsste doch im Land sein. Ich rufe an und tatsächlich, sie ist sofort am Telefon und bereit für ein Schwätzchen. Wenigstens eine.

Gaby hat das Riad Noga zu einer Zeit aufgebaut, als Riads noch etwas ganz besonderes waren, sie gehörte zu den ersten. Und noch heute ist es wunderschön bei ihr. Während der schlimmen Covid-Zeit flüchtete sie nach Deutschland, aber nun läuft es wieder und sie ist glücklich in ihrem Reich.

In der Medina gibt es nun ein neues Fortbewegungsmittel, das TokTok. Müsste ihr einfach mal ausprobieren.

Ich werde oft gefragt, wie man sich anziehen soll in Marokko. Ob man ein Kopftuch braucht, lange Kleider, die Arme bedecken. Doch Marokko ist ein sehr liberales Land, wie hier die einheimischen Mädels zeigen gibt es in Großstädten keinerlei Beschränkung. Anders sieht es auf dem Land aus, wo man aus Respekt nicht ganz so viel Haut zeigen sollte.

Ein Beruf flößt mir inzwischen Respekt ein, den der Parkwächter. Das sind ganz schön eifrige Burschen, die nicht nur beim Einparken helfen, sondern auch Rundumservice anbieten wie waschen oder mit Pappe vor der Sonne schützen. Jeder der durch Marrakech fährt weiß dass es unendlich viele Mopeds gibt, und die müssen ja auch irgendwo parken.

Marrakech 2. Tag

Der heutige Tag ist aber ganz für Gueliz vorgesehen. Nach dem Frühstück schaue ich in den Spiegel und traue meinen Augen nicht. Bin ich das wirklich? Mit diesen furchtbaren Haaren. Die sind seit USA nicht mehr geschnitten worden, so kann es nicht weitergehen. Ich nutze Marrakech oft für ein paar Schönheitsbehandlungen, doch die Pediküre, die nach Wochen im trockenen Wüstensand dringend nötig ist, habe ich bereits im White Camel machen lassen. Aber die Haare gehen so nicht mehr. Ich laufe all die bekannten Friseursalons ab, die ich von früher kenne. Aber es hat sich doch viel getan in Marrakech, sie sind nicht mehr da. Dagegen gibt es etliche luxuriöse Schönheitstempel, wo ich mich noch nicht mal traue, nach dem Preis zu fragen. Doch schließlich finde ich einen kleinen Salon gerade um die Ecke von meinem Hotel, ich sags ja, hier gibt es wirklich alles in greifbarer Nähe, und über den Friseur kann ich mich auch nicht beklagen. Jung, tätowiert, mit schicker Frisur, schnippelt er auch an mir sehr sorgfältig herum. Man macht sich hier eine Mühe, die ich aus Deutschland nicht mehr kenne, klippt die Haare hoch und schneidet sie dann schichtweise. Und vor allem das Fönen! Das ist in Marokko eine wichtige Kunst, man geht zum Friseur oft auch nur zum Fönen, wenn man abends ausgehen möchte. Mit dem Ergebnis sind wir beide recht zufrieden.

Was mir nun noch fehlen würde, ist ein Anlass, diese neue Frisur auch zu zeigen. Aber es gibt in ganz Marrakech zur Zeit niemand, den ich kenne. Früher war das anders, da gab es Kamal, den Filmemacher, oder Peter, der im Carre Eden eine Wohnung hat, es wäre nur 4 Minuten von meinem Hotel, oder der Tichka-Direktor, dessen Hotel meine zweite Heimat war. Aber das Tichka ist lange zu, der Direktor in Meknès und Peter in Deutschland. Kamal dreht einen Film in Rabat. So bestelle ich mir im Hotel eine Pizza aufs Zimmer, weil ich keine Lust habe, alleine in ein Restaurant zu gehen. Ich habe keine Angst, ist nur langweilig. Aber die Pizza war nicht so gut, trotz dem vorzüglichen Rose, und für morgen muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Marrakech – die Sehnsuchtsstadt

Am Horizont stechen die gewaltigen Gipfel des Atlas-Gebirges aus dem Dunst hervor. Die Stadt ist wie ein Märchen aus 1001 Nacht, wohl nur wenige andere orientalische Metropolen können es an Schönheit mit ihr aufnehmen. In Marrakech verstecken sich reich dekorierte Paläste und Moscheen im Labyrinth der engen Gassen mit ihren rosafarbenen Häusern. In den bunten Basarstraßen bieten Händler Handwerkserzeugnisse, Duftstoffe, Naturmedizin und Lebensmittel an, und auf dem zentralen Platz herrscht ein Treiben wie auf einem mittelalterlichen Jahrmarkt. Sie ist mit 1,3 Millionen Einwohnern viertgrößte Stadt und wichtigstes Touristenziel des Landes. Nach Agadir fährt man zum Ausspannen und Baden, aber nach Marrakech, um den Traum vom Orient wahr zu machen.

Nach Jahren des Eingesperrtseins durch Covid scheint nun wirklich jeder in diese wunderschöne Stadt kommen zu wollen, die Unterkünfte sind nahezu ausgebucht. Und natürlich geht „man“ nicht in ein Hotel, man möchte in einem Riad wohnen, der den Traum vom Orient wahr werden lässt. Zu Recht. Diese traditionellen Stadthäuser im Labyrinth der Altstadt sind wunderschön restauriert und geschmackvoll eingerichtet und man ist genau da, wo man hin möchte, im Gewimmel der Souks. Marrakech bietet wirklich alles, was der Tourist sich wünscht, ich kenne nichts, was nicht möglich ist.

Es sei denn man ist so eine blöde Reisehandbuchschreiberin, die mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist und direkt vor der Unterkunft parken möchte. Weil sie ja eben nicht mit einem kleinen Koffer unterwegs ist, sondern mit einer Menge Gepäck, das auch teils im Wagen bleibt und deshalb sicher sein soll. Die Agentur, mit der ich arbeite, wenn ich kleine feine Rundreisen für Kunden zusammen stelle,

https://marrakechtours.de/

hätte leicht ein Riad für mich gefunden, aber die Hotels, mit denen sie arbeiten, waren alle ausgebucht. Also muss Frau selbst ran und in booking.com schauen. Riad über Riad. Dabei gibt es bestimmt 150 Hotels in Marrakech. Aber die scheinen nicht mit booking zu arbeiten, vielleicht sind sie auch so gut ausgebucht. Denn Reisegruppen, die mit einem Bus voller Gäste kommen, können natürlich nicht in ein Riad gehen, da diese nur wenig Zimmer haben. Schließlich fand ich das Hotel Assounfou. Ein wenig Stress bei der Anfahrt, wo genau ist es, wie ist der Verkehr, klappt es mit dem Parken. Man hatte mir gesagt, dass es eine Tiefgarage gibt, die aber vielleicht nicht hoch genug für meinen Land Rover ist. Parken bedeutet für mich immer Stress, da beneide ich die Camper, die haben es einfach immer leichter. Natürlich nur auf Campingplätzen, nicht in der Stadt.

Hotel Assounfou

Aber alle Sorgen waren überflüssig. Das Assounfou liegt für mich einfach ideal in Gueliz, etwas versteckt hinter dem Carre Eden und in die Tiefgarage passte mein Wagen mithilfe eines Einweisers wunderbar hinein. Und das Zimmer war auch richtig für mich. Kein orientalischer Luxus, dafür aber Schlafzimmer plus Salon mit Küche, da fühle ich mich doch gleich zuhause und kann mir mein Frühstück selbst machen. Die 101 Gepäckstücke (fast) fuhren bequem im Aufzug hoch und ich würde am liebsten für immer hier bleiben. Gleich davor ist der Blumenmarkt, okay, ich werde mir für die drei Tage nun keine Blumen kaufen, aber auch der Marche Central mit allen möglichen Dingen, die mich vor dem Verhungern retten sowie einem Schnapsladen. Und die Patisserie Alfadl, die mich zum Frühstück bestens versorgt. Das Carre Eden ist nur ein paar Minuten entfernt und dort ist im Untergeschoss ein Carrefour mit allen Köstlichkeiten, die ein Europäer zum Leben braucht und auch einem großen Weinkeller. Da schmeckt mir mein Billigwein aus Spanien nicht mehr und ich kaufe mir eine gute Flasche Rose, da mein Zimmer ja auch einen Kühlschrank hat.

Ich habe Gueliz gewählt, weil ich ja keinen Drang habe zum Jemaa el-Fna zu gehen und in die Souks. Altbekannt. Doch dann spaziere ich doch die Mohammed V entlang bis zum Parkplatz an der Koutoubia, wenigstens ein wenig arbeiten für meinen Campingführer, und lande doch in den Souks. Ich brauche wirklich nichts mehr. Zuhause habe ich so viele schöne Dinge aus Marokko, dass ich mich langsam frage, was damit passiert, wenn ich mal nicht mehr lebe, da muss ich nichts neues kaufen.

Doch wenn man so durch die Soukgassen spaziert und alle die schönen handgemachten Dinge sieht, dann kann man einfach nicht anders. Für die zwei Sofakissen wird sich doch wohl noch ein Plätzchen finden?

 

The White Camel

Es dauerte bis zum Jahr 2019 bis ich endlich wieder nach Agafay kam. Aber bis dahin hatte sich wirklich alles geändert, auch der Name. Nun residiert hier The White Camel. Wer aber nach wie vor hier ist und seine Ideen verwirklicht, ist Abdelkhalek. Schon 2019 gab es die luxuriösen Lodges, die sich während der Coronazeit aber stark vermehr haben.

Hier ein Video aus dem Jahr 2019:

Ich war völlig überrascht und begeistert, was ich nun vorfand. Es ist unglaublich riesig. Im ganzen gibt es nun 45 Lodges, und eine davon mit eigenem Pool. Aber auch die anderen können sich sehen lassen, es ist so schön und geräumig und jede Lodge hat eine Terrasse mit Sitzecke und alle sind sie ausgerichtet mit Blick zum Sonnenuntergang. Der ist berauschend hier, oft fällt die Sonne glutrot in den Horizont. Und es kommen nun auch richtig viele Leute. Wie schon zuvor gesagt, es sind nicht die Reisenden, die meinen Reiseführer kaufen würden und länger im Land bleiben. Das sind Menschen auf Kurzbesuch. Marrakech ist zur Zeit in aller Munde, es ist der Renner und schwer, ein passendes Hotelzimmer zu finden, und nach ein paar Tagen Stadt kommt man dann in dieses Camp. Ich habe sogar zwei Paare aus Florida getroffen, meiner zweiten Heimat, aber auch andere Amis, ein Paar aus Sri Lanka, das in der Schweiz lebt, Chinesen, aber auch viele gutsituierte Marokkaner. Sie kommen, um sich an den zwei Pools zu vergnügen, an der Bar einen Cocktails zu genießen, die gibt es auch alkoholfrei gibt, aber sehr viele kommen, um einen bestimmten Festtag zu feiern. Leider bin ich erst am Sonntag angereist, am Samstag davor fand eine Hochzeit von einem Paar aus Mali statt, in einheimischen Trachten, das hätte ich gerne erlebt. Aber auch für den Geburtstag am Sonntag wurde ein feierlicher Rahmen geschaffen, Kamelreiter mit brennenden Fackeln standen Spalier. Es gibt eine ganze Reihe von Restaurants auf dem riesigen Areal, so dass es keinerlei Probleme macht, an einem Abend mehreren Gruppen zugleich den originellen Platz zum Feiern zu schaffen.

Camp Agafay

Von Imlil zum Weißen Kamel ist eine Weltreise, obwohl es nur 90 km sind. Unter normalen Umständen wäre ich auch nicht hier, denn es ist keine Anlage, in die sich ein Tourist, der meinen Reiseführer kauft, verirren würde. Das hier ist Luxus pur und es kostet auch entsprechend.

Aber mal ganz von vorne. Im Jahr 2000 lernte ich in Mhamid Abdelkhalek Benalila kennen. Hier habe ich darüber berichtet.

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/kasbah-sahara-services/

Er fing damals ganz klein an, gründete seine Reiseagentur für Wüstentouren und baute dann das Hotel in Mhamid. Das Büro wurde nach Marrakech verlegt, wo er dann auf die Idee kam, dass es doch eine Menge Menschen gibt, die zwar nach Marrakech kommen, aber keine Zeit haben, in die Wüste zu fahren.

Agafay

Also muss er die Wüste nach Marrakech bringen. 30 km vor Marrakech gibt es die sehr hügelige, karge Region Agafay, die tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit den Sanddünen der Wüste hat. Und dort baute er ein Biwak, damals noch Camp Agafay. Er war zwar nicht der einzige mit dieser Idee, gehörte aber doch zu den ersten. Im Jahr 2010 war ich zum erstenmal dort. Es war schon richtig schön, die Lage ist super und der Sonnenuntergang bezaubernd. Es war gerade mein Geburtstag und er bestellte sogar eine Musikgruppe für mich. Einige Leute kamen schon damals, aber so richtig der Renner war es noch nicht, obwohl das Camp sehr schön lag und die Zelte viel besser eingerichtet waren als die Wüstenbiwaks zur damaligen Zeit.

Das nächstemal kam ich im Jahr 2012. Es war im Großen und Ganzen noch das gleiche Camp, aber es gab vor allem an den Wochenende spezielle Events und ich durfte sogar im Hubschrauber mitfliegen.

Zum Weißen Kamel geht es dann im nächsten Beitrag.

Bergsteigerparadies Imlil

Dieser Ort im Hohen Atlas stand auf meinem Plan, da ich lange nicht da war. Ist halt Bergsteigen und keine Wüste. Ist halt kalt und nicht warm. Also kein Edith-Ort. Doch die Pflicht ruft und ich habe mich bei Lahcen Bouredda angekündigt. Doch zunächst muss ich ja mal dort sein. Ich fahre von Telouet hoch auf den Tizi-n-Tichka Pass. Wusste, dass an der Straße noch immer gebaut wird, sicher schon fünf Jahre. Staus gab es zum Glück nicht, aber es regnete und die Baustellen waren völlig verschlammt, mein Auto dann auch. Während ich am Tichka gut durch kam war es auf der Nebenstraße einfach furchtbar. Ständig hatte ich einen Wagen vor mir, der 20 kmh unter dem Erlaubten fuhr, und das auf kurviger Bergstraße, wo man nicht überholen kann. Das ging lange Zeit so, meine Nerven waren völlig am Ende. Dann, auf der katastrophalen Straße von Asni nach Imlil, wo von Teer keine Spur mehr ist, aber Schlamm und Pfützen, kam ich an einer Baustelle, wo die praktisch im Stehen fuhren, seitlich an den drei Lahmarschen vor mir vorbei. Um 20 Meter danach von der Polizei angehalten zu werden. Und der Taxifahrer machte einen Riesenlärm über meine angeblich rücksichtslose Fahrweise.

La Police

Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt oder woran auch immer, ich leide manchmal an schrecklichem Gedächtnisverlust. Mir fiel kein Wort mehr ein in Englisch oder Französisch, ich konnte plötzlich nur noch Deutsch. Aber der Polizist blies sich furchtbar auf, wollte 400 Dirham haben. Ein ganz Harter. Ich wollte die Nummer vom Chef, er meinte, er sei der Chef. Ich blieb einfach beim Polizeiwagen stehen und schimpfte furchtbar. Auf Deutsch. Und ich hätte es echt nicht gedacht, aber ihm riss vor mir der Geduldsfaden, er drückte mir die Papiere in die Hand und meinte ich solle mich in Zukunft an die Regeln halten. Konnte mich gerade noch zurückhalten, bevor ich Merci sagte, und drückte ihm nur verlegen lächelnd die Hand. Verlegen sollte es zumindest wirken, vielleicht war es ja auch siegreich.

Auberge Lepiney

Bei diesem Regenwetter und etwa 12 Grad macht mir Imlil schon gar keinen Spaß. Dabei sind die Leute so lieb. Mohammed und Lahcen Bouredda sind echte Kinder des Ortes und für alles da, was mit dem Bergsteigen zusammen hängt. Mohammed hat schon vor Jahrzehnten seine Auberge aufgebaut, am Anfang gab es nur sehr einfache Betten im Schlafsaal, aber nun gibt es richtig schöne Zimmer mit Bad. Was man hier bestimmt nicht braucht ist eine Klimaanlage.

Und Lahcen ist der geborene Bergführer. Er kennt sich hier richtig gut aus. Im Jahr 2008 habe ich mit ihm den Toubkal bestiegen, ich, die absolut kein Fan von Bergen ist. Aber was tut man nicht alles, wenn man in seinem Reisehandbuch darüber berichten möchte. Das Maultier trug unsere Sachen, ansonsten ging es Schritt für Schritt hoch. Und sobald ich nur ein wenig zu schnaufen anfing blieb Lahcen stehen, denn das darf nicht sein, man darf sich nicht anstrengen. Schlafen mussten wir dann in der Hütte zu Füßen des Toubkal, natürlich im Schlafsaal, wo alle paar Minuten nachts jemand aufstand mit seiner Stirnlampe und zur Toilette gewandert ist.

Jebel Toubkal

Jeder sagte, ja, aber der Abstieg ist so viel schlimmer. Nie! Runter ist doch immer viel leichter. Sagte die Bergunerfahrene. Oh mein Gott, was haben mir meine Beine weh getan, ich war völlig fertig. Habe mir nur immer gewünscht, ein Auto würde anhalten auf dem letzten Stück nach Arumd und mich mitnehmen. Aber mein Stolz ließ es dann doch nicht zu, dass ich jemand angesprochen habe.

Ich weiß, ich bräuchte nur die leiseste Andeutung zu machen und Lahcen würde sofort wieder mit mir in die Berge steigen. Aber ich halte mich zurück. Kann es auch nicht mehr. Meine Beine sind nicht mehr neu und das Knie nach dem Sturz von Moulay Bousselham immer noch nicht ausgeheilt. Man wird einfach nicht jünger, so gern man auch möchte.

Aber wie gesagt, wer will und kann, in der Auberge Lepiney seid ihr als Bergsteiger gut aufgehoben. Übrigens konnte man früher auch alleine den Berg besteigen, wenn man Erfahrung hat. Aber nachdem Ende 2018 am Aufstieg zum Toubkal zwei junge Touristinnen ermordet worden sind besteht ein Führerzwang. Eigentlich hat das schlimme Geschehen nichts mit dem Bergsteigen zu tun, aber man hat das wohl recht gerne zum Anlass genommen, die einheimischen Führer zu beschäftigen.

Imlil:

Tee im Nomadenzelt

Als ich bei Merzouga hinter den Erg gefahren bin, dahin, wo die vielen Biwaks aufgebaut sind, sah ich eine kleine Stadt aus Nomadenzelten und war geschockt. So geschockt, dass ich dies in Facebook gepostet habe. Ich war geschockt einfach weil ich das so nicht kannte, es gab diese Zelte vorher nicht und es ist ja klar, wenn diese Menschen auch von der Herkunft Nomaden sind und ihre Zelte echt, so sind sie doch nicht dort, weil sie mit ihren Herden umherziehen und nach Futter suchen, sondern weil sie den Touristen Tee anbieten und damit etwas Geld verdienen.

Für diesen Schock möchte ich mich heute entschuldigen, es war meiner ersten Überraschung geschuldet. Inzwischen habe ich mit vielen gesprochen und sehe die Sache heute komplett anders. Ein holländisches Paar saß bei mir am Tisch, zum erstenmal in Marokko und mit dem Mietwagen unterwegs. In Merzouga hatten sie eine Übernachtung im Biwak gebucht, aber waren schon früh da. Was anfangen mit der Zeit? Sie buchten eine Tour mit dem Geländewagen und kamen genau in eines dieser Zelte und tranken Tee. Und fanden es wunderbar.

Ich bin sehr privilegiert, weil ich Marokko schon so lange kenne und eine ganz andere Zeit erlebt habe. Ich saß oft mit echten Nomaden zusammen, trank Tee und habe sogar schon dort geschlafen. Wer heute für eine Woche nach Marokko kommt hat diese Erfahrung nicht. Warum also soll er nicht dieses touristische Angebot annehmen und dort tatsächlich sehen, wie so ein Zelt aussieht. Der Holländer meinte, wir zuhause haben doch auch solche Angebote für die Touristen wie den Käsemarkt in Alkmaar.

Also noch einmal, ich entschuldige mich. Der Tourist bekommt hier etwas geboten und gleichzeitig kann die Familie etwas verdienen. Gut so.

Verschleppt in die Berge

Nach einem Tag Ausruhen wollte ich heute aber doch ein wenig in der Umgebung recherchieren und kam nach Toundout. Dort ist das Lehmhaus von Mohammed, in dem er mit seiner Familie wohnt. Hier bietet er für Gäste eine einfache Gite und ermöglicht den Besuchern die Teilhabe am Familienleben. Er kennt sich sehr gut mit Pisten und Wegen der Umgebung aus, deshalb kommen auch viele Trekkingleute und 4×4-Fahrer zu ihm. Ich hatte den Abstecher von Skoura aus gemacht und wollte auf dem gleichen Weg zurück. Aber Mohammed meinte, es gäbe eine neue Asphaltstraße zurück nach Skoura durch ein hübsches Tal. Ich fahre so was nicht gerne, wenn ich keinerlei Anhaltspunkt habe, aber er zeigte mir eine Karten-App, wo die neue Straße angeblich zu erkennen war und Asphalt findet man ja eh!

Ich bog ab auf die neue Straße und nach 6 km war Ende Gelände. Außerdem war der Weg bis dahin schon fernab der angeblich so guten Karten-App. Also zurück zu Mohammed. Er stieg kurzerhand ins Auto und fuhr mit. Die Karten-App zeigte die alte Piste an, aber Mohammed dirigierte mich auf der neuen Straße weiter, nur war sie noch nicht fertig, bei weitem nicht. Nach 10 km vor einem Ort wurde gerade eine neue Brücke gebaut und Mohammed dirigierte mich in die Wildnis. Hinauf und hinab, rechts, links, geradeaus. Nie hätte ich das alleine gefunden, in der Karte war der Weg nicht drin. Und von einer neuen Trasse keine Spur. Dabei soll angeblich die Straße bis zum Ende des Jahres fertig sein.

Fertig war vorläufig nur ich. War zum Mittagessen auf dem Camping Amerhidil verabredet, die wollten mich schon langsam suchen lassen. Auch dieser Campingplatz ist sehr schön und hat einen sehr freundlichen Empfang.