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Reisebericht

Von Midelt nach Errachidia

Im Hotel gab es ein leckeres Frühstück, frisch gebackene Pfannkuchen mit Ziegenfrischkäse und regionalem Honig in leuchtendem Orange. Als ich dann weiter Richtung Errachidia fuhr standen Männer am Straßenrand und verkauften diesen in Flaschen. Von dem Biologen Thomas erfuhr ich später, dass die Farbe von dem hier wachsenden Zickzackdorn herrührt. In Rich biege ich ab auf die Straße nach Imilchil, dort will ich aber nicht hin, sondern nach Amellago. Dort betreibt Ali die schöne Auberge Amellago, eine Mischung aus Marokko und Ikea. Das ist liebevoll gemeint, denn während das Haus und die Dekoration natürlich im marokkanischen Stil sind, sind alle wichtigen Dinge wie gute Armaturen über Geschirr bis hin zu den Papierservietten von Ikea, mitgebracht von dem in Frankreich lebenden Bruder. Ali hat ein Mittagessen für mich vorbereitet und ich kann die Kochkurse mit ihm besprechen. Auf den von mir organisierten Reisen gibt es immer mal wieder Kunden, die deshalb nach Amellago kommen, Ali macht das liebevoll und persönlich. Draußen stehen die Mandelbäume in voller Blüte und im Innenhof reifen die Zitronen und Orangen, unglaublich in dem kalten Amellago auf 1300 m Höhe.

Auf dem weiteren Weg durch die Rheris-Schlucht sind die Furten alle von Wasser überspült, man muss langsam durchfahren, da etwaige Löcher nicht zu sehen sind, aber alles geht gut. Und die drei deutschen Wohnmobile, die mir unterwegs entgegen kommen, zeigen, dass auch sie es geschafft haben. Dann geht es weiter nach Errachidia, wo Thomas bereits auf mich wartet. Er lebt schon lange in Marokko und ist vor allem für die Camper ein beliebter Ansprechpartner, die gerne auf seiner Farm im wilden Nomadenland ein paar Tage stehen und auch eine Menge Kleidung mitbringen, die Thomas in seiner Kleiderkammer an Bedürftige verteilt. In seinem großen Haus ist nicht nur Platz für die zwei eigenen und zwei Pflegekinder, sondern auch für mich und selbst mein voll bepackter Wagen findet ein sicheres Plätzchen in der Garage. Aber am Morgen packe ich wieder meine kleine Kaffeemaschine aus, denn Thomas bevorzugt Nescafe in Milch aufgelöst, während ich meinen guten Filterkaffee liebe. Thomas hat seine große Familie gut durchorganisiert, einer der großen Jungs fährt schon um sechs zum Bäcker, der andere deckt den Tisch und um 6:30 sitzen alle am Frühstückstisch. Eigentlich wollte ich ja danach weiter fahren, aber Jamila verspricht ein gutes Mittagessen und so sage ich zu, dass ich erst danach nach Erfoud weiter fahren werde. Und kann meine ganzen Büroarbeiten gut erledigen.

Schnee über Midelt

Von dem Tag gibt es nicht viel zu berichten. Ich besuchte den neuen Campingplatz in Mahirija, der nun auch schnelles Wifi hat und fuhr dann weiter nach Midelt. Es waren zwar 400 km , aber bei dem frühen Aufbruch vom Schiff war ich schon kurz nach 13 Uhr dort. Besuchte den Camping Municipal in der Stadt und war erstaunt, wie voll er ist. Auch der Pächter Hafid ist sehr nett und hilfsbereit, die Leute fühlen sich wohl. Viele Franzosen, aber die Deutschen haben sich mal wieder nur in der Gruppe getraut. Ich wohne heute in der Kasbah Asma, die zwar ziemlich heruntergekommen ist, aber es ist ja nur eine Nacht. Auf den Bergen glitzert der Schnee, in der Stadt waren es fast 20 Grad, aber ein eisiger Wind ließ mich das kaum spüren.

Fähren-Überfahrt mit der Atlas von GNV – Sete -Nador

Sehr gerne denke ich an meine erste Fährüberfahrt im Jahr 1986 zurück. Es war die Marrakech, ein marokkanisches Schiff im Privatbesitz des Königs. Wunderbare Salons mit Holzschnitzereien und ein toller Service. Nach Ankunft an Bord musste man sich beim Restaurantchef melden, er teilte einem einen Tisch zu, meist mit 6 Personen, und das war immer ein Erlebnis. Tolle Gespräche mit interessanten Menschen, einmal sogar mit dem amerikanischen Konsul, der daraufhin ein Freund wurde. Vorzügliches 4-Ganz-Menü am weiß gedeckten Tisch, ein schöner Wein dazu. Am Tage wurde – natürlich nur in der warmen Jahreszeit – das Wasser in den Pool gelassen und zwischendurch konnte man Tontauben schießen. Am Abend spielte eine Musikkapelle. Diese Überfahrten habe ich immer sehr genossen, oft kamen mir die Tränen, wenn ich wieder einmal an Bord ging vor lauter Freude. Und natürlich war ich damals eine junge Frau und damit war es leicht, die komplette Mannschaft kennen zu lernen. Der Bordingenieur zeigte mir das ganze Schiff.

Doch diese schönen Zeiten waren bald vorbei. Zunächst merkte man, dass das Menü auf 3 Gänge vermindert wurde, das schöne Besteck wurde nicht mehr ausgelegt, die Kabinen zwischendurch nicht mehr gereinigt. Und dann war die Gesellschaft pleite und meine schöne Marrakech gab es nicht mehr.

Heute wird die Überfahrt ab Italien oder Frankreich meist von der italienischen GNV gemacht, der Grandi Navi Veloci. Die haben zwar neuere Schiffe, aber nicht mehr einen so guten Service. Das Essen ist nicht mehr im Preis enthalten, man kann ein Voucher kaufen und dann in der Kantine in sehr mäßiger Qualität essen. Doch der Reihe nach.

Und 20 Uhr soll das Schiff ablegen, man muss 4 Stunden vorher am Hafen sein und zunächst sein Ticket am Schalter vorzeigen. Daraufhin bekommt man die Bordkarten. Unser Schiff, die Atlas, traf um 14:30 Uhr ein. Darauf begann die lange Kolonne der Autoausfahrt, und im Schiff selbst das Reinemachen. Die Mannschaft hat dafür 5 Stunden, schon daran sieht man, dass mit Einschiffen um 16 Uhr nichts werden kann. Aber die wollen ihre Schäfchen beisammen haben. Doch auch die später angekommenen bekamen ihr Ticket. Der Hafenparkplatz war unglaublich voll, meist Marokkaner mit hoch beladenen Kleinlastern und ich konnte mir kaum vorstellen, wie diese vielen Fahrzeuge in ein einziges Schiff passen sollen. Es war fast 18 Uhr bis endlich die ersten Autos einfahren durften, natürlich zunächst die kleinen PKW, die auf die höheren Ränge des Garagendecks müssen. Und ganz lange warten müssen, bis sie wieder raus kommen. Dazu gehörte natürlich auch ich. Dann nimmt man sein Übernachtungsgepäck und geht hoch zur Rezeption. Und unglaublicherweise war das Schiff tatsächlich pünktlich beladen, es war sogar noch Platz in der Garage und um 19:55 Uhr fuhren wir los.

Auf dem Schiff waren hauptsächlich Marokkaner, die die komplette Verpflegung mitbringen sowie Kissen und Decken zum Schlafen. Die liegen dann später einfach auch überall. Sie buchen oft nur einen Liegesessel, schlafen aber irgendwo auf dem Boden. Ich hatte eine innen liegende Viererkabine zur Alleinbenutzung gebucht, war damit auch zufrieden, aber man strich an der Rezeption die Nummer aus und gab mir statt dessen einen Stock höher eine Außenkabine. Keine Ahnung warum, aber ich sage nicht nein. Und schon war es Zeit zum Abendessen. Das Voucher kostet 29 Euro und enthält 3 warme Mahlzeiten und 2 Frühstück. Es gab zur Auswahl Pasta, Fleisch und Fisch und davon reichlich. Zum Voucher gehörte ein Fleisch- oder Fischgericht, Beilage, 3 Stück Brot und ein alkoholfreies Getränk. Das Essen war nur lau, aber in der Cafeteria ist eine Mikrowelle. Vom Abendessen kann man satt werden, nicht jedoch vom Frühstück. Da gab es einen Becher Kaffee, einen Orangensaft und ein Croissant, keine Butter oder Konfitüre, es sei denn, man zahlt drauf. Das ist schon etwas dürftig.

An Einrichtungen bietet das Schiff die Selbstbedienungs-Cafeteria, die nur zu den Mahlzeiten offen ist, ein gutes Restaurant mit zivilen Preisen, eine Bar, wo man immer mal sitzen und etwas trinken kann. Dort gibt es auch Kuchen und gut aussehende Sandwichs. Eine schöne Boutique, die auch Kleidung bietet, ein großer Kinosaal und ein Kinderspielraum runden das ganze ab, für die Marokkaner natürlich auch eine Moschee. Die Hunde sind in einem zugigen Gang hinter der Cafeteria in kleinen Kabinen untergebracht, aber es war zum Glück keiner an Bord.

Außer den Marokkanern waren zwei deutsche Wohnmobilbesatzungen an Bord, zwei Holländer, eine deutsche Gruppe mit 2 PKW, die nach Burkina Faso wollen, ein schweizer Toyota, der bis Senegal will und einige Servicefahrzeuge für die Rallye Touareg. Dem Schweizer konnte ich sofort einen Mauretanien-Führer verkaufen.

Am ersten Morgen um 10 Uhr bildeten sich dann die Schlangen vor dem Raum, in dem der marokkanische Polizeibeamte die Pässe abstempelt. Zwei deutsche Camper, Erstbesucher, und ich waren ziemlich vorne und die ersten Nicht-Marokkaner in der Schlange, es ist halt gut, wenn man fragen kann. Und so habe ich mich auch gleich mit dem Grüppchen in der Schlange richtig gut unterhalten, wir haben so viel gelacht, dass die Zeit schnell vorbei ging. Und dann kam für mich die große Überraschung. Der Dienstraum öffnete sich und ich fand wie in einer Schulklasse Stuhlreihen und ein Podest vorne. Wir mussten uns der Reihe nach auf die Stühle begeben und warten. Also so gut organisiert habe ich die Passkontrolle noch nie erlebt. Natürlich nicht perfekt. Denn durch die Hintertür, durch die man später rausgehen sollte, schlüpften dann doch etliche Personen unbemerkt von der Obrigkeit unter Umgehung der Schlange hinein.

Nachdem diese Prozedur erledigt ist muss man ein paar Schritte weiter zur nächsten Schlange und dort die Fahrzeugpapiere ausfüllen lassen. Viele Touristen erledigen das ja schon zu Hause am PC und das wurde im Hafen auch immer akzeptiert, aber dieser freundliche Beamte nutzte die gleiche Internetseite und druckte das Papier noch einmal neu aus. Man kann sich die Mühe also sparen. Und zum erstenmal in all den Jahren hat mich der Beamte nach der Versicherung gefragt. Wie gut, dass ich die ganze Mappe dabei hatte, meist liegt der Schein ja im Handschuhfach.

Am Nachmittag spielte dann ein Marokkaner auf der Hammondorgel, ein zweiter sang dazu und das fast ausschließlich männliche Publikum klatschte, einer, der aussah wie der junge Gaddafi, tanze wie wild. Und der Orgelspieler erinnerte stark an Assad. Wir Deutschen saßen zusammen an einem Tisch, aber die Männer hielten den Lärm nicht aus und gingen draußen rauchen.

Mein GPS zeigte mir an, dass wir gegen 6 Uhr deutscher Zeit Beni Ansar (Nador) erreichen sollten. Natürlich braucht das Schiff dann noch eine Weile, bis es fest im Hafen liegt, vor allem da der Hafen von Beni Ansar sehr eng ist und die Schiffe bei zu starkem Sturm schon mal ausweichen müssen. Es gab tatsächlich in der Frühe noch Kaffee und Croissant und dann war ich wiederum erstaunt, wie organisiert die Abfahrt verlief. Bin halt bisher meist marokkanisches Chaos gewöhnt, die Italiener scheinen es besser drauf zu haben. Ich stand – natürlich – auf dem höchsten Autodeck 6, die großen Fahrzeuge auf 3, und so wurden die unterschiedlichen Ebenen einzeln aufgerufen, es entstand kein Gedränge und kein Auspuffmief, weil man halt nicht schon lange vorher im Auto saß und das unbedingt starten muss, obwohl das Heck noch zu ist. Hab ich oft erlebt. Auch die Abfertigung im Hafen lief geordnet, Autobesitzer müssen das Formular noch registrieren lassen, was schnell geht, der Zöllner fragte was ich dabei habe, war aber schon abgezischt bevor ich überhaupt antworten konnte und ich war entlassen. Um 8:50 deutsche, 7:50 marokkanischer Zeit war ich frei im Land, mit all meinen Weinvorräten und Büchern.

Reisebericht 2018

Eigentlich wollte ich ja um Mitternacht aufbrechen. Das wäre die richtige Zeit gewesen, um wie gefordert vier Stunden vor Abfahrt an der Fähre zu sein. Doch das kann ich einfach nicht. Habe also gemütlich zu Hause alles eingepackt, nochmal durchgewischt, und bin dann um 13 Uhr losgefahren. Was bedeutet, ich muss unterwegs schlafen. Das hätte ich mir gerne gespart. Aber der Plan war, wie schon so oft die Abkürzung über Landstraße von Besançon nach Lyon zu fahren und zunächst im altbekannten Routier mich unter die LKW-Fahrer zu mischen und ein preiswertes Menü mit einer Flasche Wein zu verzehren und dann bei Chez Bol, auch ein Routier, mir ein einfaches Zimmer zu nehmen. Kam zum ersten Routier, das Restaurant nicht mehr in Betrieb. Kam zum zweiten Routier, der Chef ist verstorben und alles ist zu. Ich erlebe schon öfter, dass die kleinen Hotels entlang der Route langsam alle zu machen, übrig bleiben nur die neuen Ketten. Schade.

So fuhr ich also weiter bis nach Bourg-en-Bresse und hier blieb mir nur das Ibis für 69 Euro, ein stolzer Preis, den ich sonst auf der Strecke nicht zahle. Man fragte, ob ich Abendessen oder Frühstück wollte, ich lehnte beides ab und spazierte lieber in die Innenstadt. Nicht weit vom Ibis ist eine schöne alte Kathedrale und direkt gegenüber fand ich ein tolles Bistro, gehörend zu einem sehr guten Restaurant. Und das war keine schlechte Wahl. Ich bestellte Kalbsfilet auf sehr leckeren, richtig knackigen Pilzen, eine Karaffe Chardonnay und gönnte mir danach sogar noch ein köstliches Dessert. Diese 35 Euro habe ich weniger bereut als die fürs Hotel.

Am Morgen dann eine Premiere. Hunger hatte ich eh keinen, also kam die neue Reise-Kaffeemaschine zum Einsatz und ich kochte mir meinen Kaffee selbst. Gegenüber war der Carrefour, ich hätte also noch zum Bäcker gehen können, aber wie gesagt, kein Hunger.

Und dann ging es auf die Piste. Noch 450 km bis Sete. Diese Anreise verlief also sehr entspannt, und für den, der unterwegs im Hotel wohnt, ist die Anreise nach Marokko so tatsächlich billiger. Ich habe für mich in Einzelkabine, das Auto und ein Essenspaket 350 Euro gezahlt, nur die Hinfahrt. Nachteil gegenüber meiner Lieblingsfähre ab Tarifa ist halt die lange Ein-Check-Zeit, die mal gut 4 Stunden dauert, und ob das Schiff pünktlich ist weiß man auch noch nicht. Bin nun in einem netten Bistro in Sete und soll um 16 Uhr im Hafen sein. Mal sehen, ob das Schiff dann da ist. Bisher unendlich viele marokkanische Kleinlaster, 4 deutsche Wohnmobile und Servicefahrzeuge der Tuareg-Rallye.

Das Ende ist ein neuer Anfang

Seit Wochen jammere ich herum, dass ich nicht heim will. Und nun sind es nur noch wenige Tage bis zum Rückflug und ich würde am liebsten schon morgen fliegen. Komisch wie sich die Gedanken so ändern können. Es liegt natürlich teils auch an dem schlechten Wetter, das wir dieses Jahr hatten. Aber irgendwie ist es auch genug. Ich freue mich nicht auf mein tristes Taunusstein, aber auf den schönen Rückflug, wo ich wieder Champagner schlürfen kann, und auf das Faschingsfrühstück mit meiner Familie. Ist doch schön, sie alle wieder zu sehen. Und dann wird gepackt, ausgepackt, umgepackt, eingepackt, und dann geht es Richtung Marokko.

Lange habe ich ja hin und her überlegt, wie genau ich diesmal reise. Meine Mauretanien-Freunde wollen unbedingt, dass ich komme, um meinen Reiseführer zu aktualisieren. Ganz, ganz langsam normalisiert sich das Leben in dem Land nach den verheerenden Anschlägen im Jahr 2007, nach denen die Touristen wegblieben. Sehr zögernd kommen die ersten wieder. Und natürlich sind die alten Angaben bezüglich Unterkünften völlig überholt. Es kamen ja keine Touristen. Also hat man entweder zu gemacht, die oft ausländischen Besitzer sind abgereist, oder man hat das Anwesen einfach verkommen lassen, es war ja weder Geld noch Nachfrage da. Natürlich gibt es dann auch manchmal stille Vorwürfe, warum denn mein Reiseführer so überholt ist. Aber da muss ich um Verständnis bitten. Ich kann von diesem Buch nur sehr geringe Auflagen drucken, und selbst die tragen sich nicht, die Kosten für den Druck usw. kommen absolut nicht rein. Und von den Kosten für die Reise, die in einem schwierigen Land wie Mauretanien wesentlich höher sind als in Marokko, schon gar nicht. Ich tue das nicht aus geschäftlichen Gründen, es ist ein Zusatzgeschäft, sondern ganz allein für meine Freunde, die wirklich darauf angewiesen sind, dass Touristen kommen. Das kann sich natürlich nur so ein nicht-kommerzieller Verlag wie meiner leisten, ein Dumont etc. würde die Kosten nicht investieren.

Mit meinem Auto werde ich vermutlich nicht über die Grenze fahren, es ist nicht nur sehr langwierig, sondern auch unversichert. Europäische Versicherungen gelten nicht in Mauretanien und die Unfallgefahr dort ist ziemlich hoch. Ich werde fliegen. Aber wann genau, und ob mal kurz von Marokko aus oder später im Jahr von Deutschland aus das weiß ich noch nicht. Dazu kommt, dass mein Kontaktmann Idoumou, der mich bei der Recherche unterstützt, jetzt im Frühling doch viele Kunden hat, die mit ihm reisen wollen. Vermutlich werde ich doch wieder im Sommer hinfliegen, zu der gleichen Zeit wie bei meinem ersten Besuch 2007. Ich weiß noch genau, wie heiß es damals war, aber ich liebe ja die Hitze.

Nun hoffe ich, dass der harte Winter, der diesmal wirklich überall herrschte, langsam vorbei ist und ich auf der langen Autofahrt durch Frankreich und Spanien einigermaßen akzeptables Wetter habe.

Brazilian Pepper

Wer in Florida lebt und sich für die Natur interessiert hat ganz bestimmt schon von Brazilian Pepper gehört. Der Brasilianische Pfefferbaum (Schinus terebinthifolia) wird auch Weihnachtsbeere genannt, weil er im Dezember leuchtende rote Beeren hat. Obwohl der Baum nicht wirklich zu der Familie der Pfeffergewächse gehört schmecken die Beeren pfefferartig und werden auch in buntem Gewürzpfeffer als rosa Pfefferkörner genutzt.

Dieser nicht in Florida heimische Baum wurde einst als Schmuck in Gärten gepflanzt und hat sich sehr stark ausgebreitet. Er überwuchert natürliche Biotope, vertreibt die heimischen Bäume, vor allem die Mangroven, die der Erosion vorbeugen, und sie werden von Naturschützern stark bekämpft. Nur lassen sie sich nicht so leicht vertreiben, die Wurzeln sind extrem haltbar. Die beste Methode ist, den Stamm im Frühjahr dicht über dem Boden abzusägen und den Stumpf mit Glyphosat zu bearbeiten.

Zwar wurde bei den geführten Rundgängen oft gefragt, was man mit den Beeren anfangen kann, aber niemand hatte so recht eine Idee. Doch fand ich nun in Doreens Blog ein Rezept, in dem sie die Körner, die sie in Marokko gefunden hat, verarbeitet. Klar, dass ich dieses Rezept sofort nachmachen musste. Hier nun eine Schale der in Olivenöl, Lorbeerblättern und rosa Pfefferkörnern eingelegten Käsewürfel. Leider muss ich sie nun eine Woche ziehen lassen, bevor ich probieren kann.

Zur Erklärung, Doreen, die ich aus Marokko kenne, reist um die Welt in einem blauen Kastenwagen, manchmal in einem Segelboot, und hat ein Kochbuch geschrieben darüber, was sie alles so auf engstem Raum kocht.

Hier geht es zum Rezept:

Käse eingelegt in Öl und rosa Pfeffer

Die Ruhe vor der Kälte

Weiterhin Entwarnung. Die Farbe wird immer heller. Aber es war doch erschreckend für mich, zu erfahren, wie ein solcher Verdacht sich auf die Stimmung auswirkt. Ich war wirklich völlig am Ende und habe mich gleichzeitig richtig krank, alleine und schwach gefühlt. Musste sogar eine Wanderung mit meiner Gruppe früher beenden, weil es mir einfach nicht gut ging. Nun weiß ich zwar immer noch nicht, woher die schwarze Farbe kommt, es können ja tatsächlich Blutungen gewesen sein und ich werde weiter beobachten, aber ich bin nicht mehr so alarmiert und fühle mich wieder fit.

Das ist auch gut so, denn das Wochenende wird voller Aktivitäten sein. Leider wird es auch das erste richtige Florida-Winter-Wochenende sein mit Temperaturen nachts bis fast zum Gefrierpunkt und am Sonntag nur 13 Grad. Das ist schon eisig in Florida und ich muss meine neu gepflanzten Bäumchen schützen. Morgen dann wird es wieder die Toy Parade auf dem Airport geben und ich werde berichten.

Gestern war ich kurz shoppen im nahe gelegenen Thrift Store. Zwei Frauen unterhielten sich, in Deutsch, und da musste ich mich sofort beteiligen. Stellte sich heraus, dass Monika, ein wenig jünger als ich, schon 25 Jahre gerade bei mir um die Ecke wohnt. Unglaublich. Sie ist auch allein und versprach, sich zu melden. Bisher waren ja alle Versprechen dieser Art ins Leere gelaufen, mal sehen, was diesmal heraus kommt.

Todesangst

Meine Einträge hier sind ja eher humoristisch aus dem Leben, aber nie ernst. Heute ist dies anders. Ich bin eben durch eine Erfahrung gegangen, die ich nicht unbedingt noch einmal erleben möchte. Und es ist auch etwas unappetitlich, aber es muss sein, denn wem sonst soll ich es berichten.

Am 5.12. war mein siebzigster, also ein Tag, an dem man sich daran gewöhnen muss, dass so einige Gebrechen kommen. Und ich habe auch welche, ich sage nur Rücken. Am Geburtstag habe ich einen schönen Ausflug mit Bob gemacht, und in den vielen Stunden, die wir im Auto saßen, haben wir auch viel geredet. Bob ist nur wenige Monate jünger als ich, die 7 ist also noch nicht ganz erreicht, aber auch er erzählte, wie so etliche kleine Gebrechen langsam zum Vorschein kommen. Ich dachte zwar an meinen Rücken, hatte aber nicht so recht was zum Beitragen.

Das änderte sich am nächsten Morgen. Nun wird’s also unappetitlich, wer nicht mag, liest nicht weiter. Auf meiner morgendlichen WC-Sitzung stellte ich fest, dass mein Stuhlgang schwarz war. Richtig schwarz. Schon seit zwei Tagen. Das war noch niemals vorgekommen und so konsultierte ich Dr. Google. Die Antworten waren alarmierend. Blutungen im oberen Darmbereich, Krebsverdacht, sofortiger Arztbesuch!

Aber wie soll ich das hier machen. Ich bin in Florida, und das noch 2 Monate. Ein früherer Rückflug wäre teuer und sehr, sehr unbeliebt. Ich fühle mich hier wohl, zuhause. Ich will nicht weg. Und ein Arztbesuch hier ist unglaublich teuer. Ich habe alle Möglichkeiten durchgedacht, kam zu keinem Ergebnis. Was ich aber sofort tat, war, aus dem Internet ein Formular hochzuladen und auszufüllen, My last will and testament. Wenn ich eines Tages sterbe und immer noch dieses Haus hier in Florida besitze, ist es sehr schwer für meinen Sohn, dies für sich zu reklamieren ohne Testament. Und den Staat Florida will ich nicht unbedingt bedenken. Das Formular habe ich also auf meinem neuen Drucker ausgedruckt, es muss aber noch beglaubigt werden. Als ich abends nach Hause kam fand ich eine Einladung von Freund Jerry, er arbeitet in einem Bürogemeinschaftsgebäude und ich werde jährlich dort zur Weihnachtsfeier eingeladen. In dem Gebäude ist auch ein Anwalt, der z.B. meine Hauspapiere bearbeitet hat. Das ist die Gelegenheit, dieses Testament rechtsgültig zu machen. Denn die viele Arbeit und Liebe, die ich in dieses kleine Heim hier stecke, darf nicht umsonst sein.

Die Nacht, die folgte, war nicht unbedingt angenehm. Ich schlafe meistens schlecht. Kann einschlafen, wache aber oft nachts auf. Und kann nur wieder einschlafen, wenn wirklich alles in Ordnung ist. Das war es aber nicht. Dieses Todesurteil Darmkrebs schwebte immer noch über mir. Was soll ich tun? Aber jeder, den ich eventuell fragen würde, inklusive ein Anruf bei meinem Hausarzt, würde natürlich raten, sofort zurück zu fliegen. Aber ich will nicht!!!!

Es war klar, dass ich heute Nacht um 3 Uhr, als ich aufwachte, nicht mehr einschlafen konnte. Ja, ich hatte Todesangst. Dachte daran, wie viel ich in meinem Leben noch vorhabe. Es darf einfach noch nicht zu Ende sein. Um sechs Uhr stand ich dann auf, machte Frühstück, und als ich dann zur Toilette musste, extrahierte ich eine Portion auf einen kleinen Pappteller, studierte die Probe genau, und fand, dass sie heller ist. Dunkelbraun. Nicht schwarz.

Erstmal Entwarnung. Sicher noch nicht alles gut, aber erst mal Erleichterung. Bis zum nächstenmal.

Marokko-Neid

In facebook gibt es eine Gruppe „Überwintern in Marokko“. Sie hatte schnell viele Mitglieder, da genau das auch viele Leute tun. Ich wurde vom Admin hinzugefügt, es geschah nicht aus eigenem Antrieb, bin ich ja auch nicht die typische Überwinterin. Mein Winterdomizil ist das milde Florida, die vielen Wochen, die ich in Marokko verbringe, dienen der Recherche und ich fahre viel im Land herum. Inzwischen nutzen an die 90 % der deutschsprachigen Überwinterer zumindest eines meiner Bücher, was ich aus den vielen Gesprächen mit den Campern weiß, die ich auf meinen Touren über die Campingplätze anspreche.

Schreiben tue ich in der Gruppe eigentlich nicht, ich lese auch nur hin und wieder darin, denn einerseits sind es nicht unbedingt meine Probleme, die dort gefragt werden, andererseits werden die Fragen zu Strecken oder Campingplätzen in meinen Büchern ausführlich beantwortet. Aber es gibt Mitglieder, die meine Bücher schätzen und immer wieder mal darauf hinweisen. Selbst auf die praktischen, kostenlosen Guidewriter-Apps. Und das wird dann sofort gelöscht. Ich würde verstehen, wenn frau es nicht akzeptiert, dass ich in ihrer Gruppe selbst Werbung für meine Bücher mache, aber wenn andere darauf hinweisen, da sie selbst damit gut fahren, dann finde ich es doch ziemlich unverschämt, diese Kommentare zu löschen. Warum dieser Neid, wenn wir uns doch in keiner Weise Konkurrenz machen?

 

Meine Wahl 2017

Die Wahl ist gelaufen, die Ergebnisse liegen vor. Das hohe Ergebnis für die AfD war zu erwarten und schockt mich daher nicht, wenn es mir auch Angst macht. Aber noch schlimmer finde ich, dass in meinem Taunusstein das Ergebnis für diese Partei noch deutlich über dem Bundesergebnis liegt, 13,9 zu 12,6 % und 11,9 % in ganz Hessen. Taunusstein also eine AfD-Hochburg?

Es gab schon früher extreme Parteien im Bundestag, aber noch nie hat es ein Anhänger einer rechtsextremen Partei in mein persönliches Umfeld geschafft. Ein Skinhead mit Springerstiefeln und Hakenkreuz auf dem Arm eingeritzt, nein, so was kenne ich nicht. Aber diesmal ist es ganz anders. Ich habe etliche Bekannte, die ich teils schon Jahrzehnte kenne und schätze, und sie sind bekennende AfD-Anhänger. Das erschreckt mich wirklich und ich verstehe sie nicht. Auch ich sehe große Fehler bei der bisherigen Regierung, habe Merkel noch nie gewählt, obwohl es ganz sicher viel schlechtere Kanzler gegeben hat. Was in Griechenland gelaufen ist fand ich nicht gut, wie unser persönliches Vermögen daraufhin vernichtet wurde, hat mich sehr geschmerzt. Aber am meisten tangiert die Menschen und mich die Flüchtlingspolitik. Ich fand es nicht gut, dass die Tore bedingungslos und weit geöffnet wurden und habe auch das bereits in meinem Blog 2015 geschrieben:

„Meiner Meinung nach gibt es nur einen einzigen Weg: Es muss ein einheitlicher Topf gebildet werden, aus dem alle Kosten bezahlt werden. Zunächst Registrierungsheime an den Außengrenzen, dort werden wirklich alle Hereinkommenden erfasst und einheitlich abgespeichert. Die Unterkunft und Versorgung der Flüchtlinge wird nicht von den Erstländern bezahlt, sondern aus dem gemeinsamen Topf, in den alle Staaten gemessen an ihrer Wirtschaftskraft zahlen.“

http://taunussteinblog.apps-1and1.net/wundert-froehlich-20724870

Ich reise viel, aber wohin ich auch reise, ich brauche ordentliche Papiere. Ohne die lässt mich kein Land herein. Ich habe Verständnis, dass es Menschen auf der Flucht gibt, die einfach nur weg von den Bomben wollen. Aber auch bereits in der Türkei und auf der langen Balkanroute gibt es keine Bomben mehr, doch die Menschen wollten ganz gezielt nach Deutschland. Weil es hier am meisten Geld gibt. Und sie wussten, wenn sie ihre Papiere weg werfen, dann ist es für sie leichter zu bleiben. Und als viele in Deutschland angekommen waren dann verschwanden sie spurlos, gingen wohin auch immer. Es gab keine Kontrolle und wir wussten nicht mehr, wer sich denn in unserem Land aufhält. Das war ein riesengroßer Fehler, der sich schon lange gerächt hat. Dass ich viel Verständnis für Flüchtlinge habe kann man in meinem Blog lesen, ich habe lange ehrenamtlich geholfen, bin keine Rechte, bin offen und liberal.

Aber zurück zur AfD. Ich denke, es gibt auch noch andere Möglichkeiten, in einer demokratischen Ordnung und unter Einhaltung des Grundgesetzes zu protestieren. Mein Wunsch war es, die Groko abzulösen. Und hoffentlich ist dies auch geglückt. Ich bin nicht ganz begeistert über den Einzug der Grünen in die Jamaika-Koalition, die haben es bei mir ziemlich verschissen. Ich hätte mir lieber die Linke dazu gewünscht und verstehe nicht, warum Merkel noch nicht mal Verhandlungen mit dieser Partei in Erwägung zieht, die doch immerhin mehr als andere das Wohl des einfachen Menschen im Programm hat. So setze ich also alle Hoffnung auf meinen Held Christian Lindner!