Archiv der Kategorie: Marokko

Reisebericht

26.2. Von Laayoune über Smara nach TanTan

Es war richtig schwer, mich von meiner wunderschönen Wohnung zu verabschieden. Sie hat dann 600 Dirham + tax gekostet, das war sie jeden Cent wert. Hab mir am Morgen noch einen Kaffee gekocht, hätte ja eigentlich ein Stückchen dazu gehabt, wenn ich nicht am Vortag alle drei, die ich in Laayoune gekauft hatte, schon aufgegessen hätte.

Nach Smara soll es also heute gehen. Ich bin die Straße zuletzt 1995 gefahren, das ist ein Weilchen her. Sie hat sich stark verbessert, die 100 können durchgehend gehalten werden und zu sehen gibt es eh nichts. Bis 10 km vor Smara, da weist ein Schild auf Felszeichnungen hin. Obwohl es ein Wächterhäuschen gibt ist keiner da. Ich folge einfach den Reifenspuren bis zum Ende, gehe ein wenig am Hang entlang, und richtig, da sind sie. War nicht schwer. Aber sie sind auch nicht besonders. Sie sind gepunzt, ganz selten kann man mal eine Tierfigur erkennen. Vielleicht sind ja auch hier die schönsten Stücke schon im Wohnzimmer eines Saharafahrers.

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In Smara dann große Bautätigkeit. Wie in den meisten marokkanischen Städten werden auch hier gerade die Straßen verschönert, Mittelstreifen angelegt, Bürgersteige gebaut. Warum nur komme ich immer in die Mitte der Arbeiten und nicht, wenn schon alles fertig ist. Oder fällt es mir da nur nicht auf? Einige Nebenstraßen im Zentrum sind bereits sehr schön gepflastert als Fußgängerstraße. Auch dieser Ort hat sich seit meinem letzten Besuch sehr zu seinem Vorteil entwickelt. Die Innenstadt hat viele Geschäfte, man bekommt wirklich alles, ich esse ein leckeres Sandwich mit Merguez und köstlichen Pommes, dann sehe ich mir noch das neue Hotel an. Bei meinem letzten Besuch gab es nur zwei sehr einfache Hotels, uralt und schmutzig, aber nun wurde ein neues gebaut, das doch erheblich besser aussieht. Es ist zwar auch kein Ausbund von Luxus, aber hat doch immerhin einige Zimmer mit privatem Bad und ist sauber. Am Ortseingang dann ist die Zaouia des berühmten Rebells der Sahara Ma-el-Ainin. Das Gebäude ist fest verschlossen, man kann noch nicht einmal hineinsehen. Nur Fotos von außen machen.

Ich erkundige mich nach der neuen Straße nach Assa. Frage drei verschiedene Polizisten und bekomme immer die gleiche Antwort. Die Verbindung Smara – Hawza – Jdriya ist geteert und wohl auch möglich. Ab dort ist aber ein Stück Piste und wegen Minen und Grenznähe militärisches Sperrgebiet. Und da es bis Jdriya immerhin 200 km sind will ich es nicht riskieren, dort wieder umkehren zu müssen. Zudem bin ich ja auch auf Hotels angewiesen und die weitere Strecke bis nach Assa wäre noch weit. Ich nehme also lieber die Straße über TanTan, aber wäre wirklich mal neugierig, wie genau die Erfahrungen anderer Reisenden sind, die die Strecke schon gefahren sind. Ist sie vollständig asphaltiert, darf man durch, geht es von Jdiriya direkt nach Zag oder durch das grenznahe Al Mahbas? Letzteres wären 530 km. Und in Zag gibt es wohl kaum ein Hotel, oder?

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Kurz nach Smara dann eine wirklich große Überraschung: Camping Smara! Ein wunderschöner neuer Campingplatz am Straßenrand. Da hat sich jemand richtig Arbeit gemacht und ihn wunderschön mit Felssteinen angelegt. Es gibt ein Restaurant in der traditionellen Steinarchitektur der Region, Stellflächen auf mehreren Terrassen, ordentlich angelegte WC, wenn auch nur Stehklos, und ganz witzige Duschen. Dazu Lampen, um den Platz zu beleuchten. Wunderschöne Lage am Rande einer Sandwüste.

Es gibt nur einen winzigen Nachteil. Der herrliche Platz, den wir alle dringend brauchen könnten, ist leer und verlassen und vom Winde verweht. Ich weiß nicht warum und auch nicht, ob er jemals offen war. Kann jemand was darüber sagen?

Ich fahre auf der guten Straße weiter und komme am Ende der Provinz Smara auf eine Ansammlung von 6 Tankstellen auf freier Strecke. Für Smara gibt es verbilligten Sprit, für TanTan nicht, deshalb haben sich diese Tankstellen hier konzentriert. Wer also umgekehrt fährt sollte in TanTan mit leerem Tank starten. Und dann habe ich kurz vor dem Ende doch noch meine neue Straßenentdeckung. Gleich hinter Abteh geht eine kleine Teerstraße links ab nach Chbeika. Da ich am Abend wieder in El Ouatia schlafen will zeigt mir die Karte, dass diese Verbindung kürzer ist als direkt nach TanTan durchzufahren und dann noch mal nach Süden abzubiegen. Also nichts wie hinein in das Sträßchen. Es schlängelt sich in zahlreichen Kurven durch das Tal des Oued Chbeika, das man nur durch den dichten grünen Bewuchs erkennt, das Wasser fließt nur unterirdisch. Nach 46 km erreiche ich die N 1 kurz vor dem Stellplatz am Oued Chbeika und da wieder viele Wohnmobile dort stehen fahre ich mal schnell hin. Treffe zunächst ein nettes Paar aus Österreich, die mich zum Kaffee einladen, und dann kommt noch Ingo vorbei. Er ist gerade mit seiner geführten Gruppe angekommen, die 12 Wohnmobile haben auf dem Hügel eine Wagenburg gebildet. Am Abend soll gefeiert werden, ein Lagerfeuer ist vorbereitet, aber ich muss ja weiter, am Oued gibt es leider noch kein Zimmer für mich.

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Und diesmal wohne ich nicht im Camping Atlantique, sondern nebenan im Sable d’Or, man muss ja alles mal ausprobieren. Der Chef Hamdi dort stammt aus Mauretanien, da haben wir natürlich gleich viel zu erzählen. Er ist ganz stolz darauf, was er alles für seine Gäste macht, es gibt drei Abende die Woche, wo bestimmte Gerichte in der Cafeteria angeboten werden, und das kommt bei seinen zahlreichen Franzosen gut an. Er lädt mich zur Pizza ein und ich muss ja auch im Restaurant arbeiten, wenn ich Internet brauche, aber es ist dermaßen laut, die Frauen kreischen so entsetzlich, richtig Spaß macht es mir nicht. Sind Deutsche eigentlich auch immer so laut?

Und auch mein Zimmerchen ist lange nicht so komfortabel wie im Atlantique. Ich glaube aber, die Camper fühlen sich hier sehr wohl, es gibt auch schöne Plätze mit freiem Blick aufs Meer und die Sanitäranlagen sind schön gefliest und sauber. Auf jeden Fall sehr viel besser in Schuss als in Sidi Ifni. Die beiden Plätze hier haben sich in den letzten Jahren doch sehr zum besseren gewandelt. Aber ich freue mich darauf, morgen früh endlich mal wieder zu joggen. Das war leider in den letzten Tagen und vor allem in Mauretanien nicht möglich. Dafür war aber in meiner komfortablen Wohnung in Laayoune sogar eine Personenwaage, man glaubt’s kaum, und sie ging sogar. Gewicht gehalten, alles in Ordnung.

25.2. Laayoune

Gestern habe ich insgesamt 700 km zurückgelegt, wenn man den Grenzübertritt dazu rechnet, ist das eine Menge. Heute wollte ich eigentlich bis nach Smara, aber immer kommt es anders. Ich wollte vor Laayoune noch eben mal zum Gouverneurspalast, denn als ich neulich dort war, war gerade meine Fotobatterie leer. Und dann entdeckte ich die neue Straße, die von dort nach Tarfaya geht und entschloss mich, die zu fahren. Ein guter Entschluss, die Straße ist wunderbar. Kommt ins Buch und ist jedem zu empfehlen. Direkt am Meer entlang, einsam, nur einige Fischer.

Aber nach Tarfaya wollte ich ja nicht. Sondern nach Smara. Und zwar die Route ab Laayoune. Also fuhr ich den ganzen Weg wieder zurück. Was tue ich nicht alles, nur um eine neue Route für euch aufzuschreiben. Und als ich dann so durch Laayoune fuhr dachte ich, ich kann ja auch mal dort nach Hotels recherchieren. Und fand zwei so schöne neue Hotels, dass ich in einem gleich blieb. Es ist eine Residence, es werden also Apartments angeboten. Und dies sind richtige Wohnungen. Ich habe nun ein großes Wohnzimmer mit zwei Sitzecken, nicht kleiner als meins zuhause, ein richtiges Schlafzimmer und eine ganz normale Einbauküche, mit großem Kühlschrank, Herd, Dunstabzugshaube und kleinem Esstisch. Das alles neu und modern. Wer also mal längere Zeit nach Laayoune muss: das ist die richtige Empfehlung. Mit dem Preis weiß ich nicht so recht, der Besitzer meinte so 600 – 700 Dirham. Er wollte mir einen guten Preis machen, also weiß ich erst morgen, was genau es kosten wird. Und morgen früh geht’s dann gleich nach Smara.

24.2. Abschied von Mauretanien

Gestern hat mich Idoumou zu einem wunderbaren Couscous bei seiner Familie eingeladen, mein Abschiedsessen aus Mauretanien. Ich habe mich extra dafür in eine Mahlafa gehüllt, sieht eigentlich doch gar nicht schlecht aus.

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Dann haben wir uns verabschiedet, ich schlief wieder im Baie de Levrier von Ali, und seinen Bruder Ahmeida wollte ich am nächsten Morgen um 8 Uhr treffen. Ahmeida ist Grenzhelfer und ich wollte seine Dienste in Anspruch nehmen. Er verlangt dafür 10 Euro. Und es war echt toll. Ich blieb fast immer im Auto sitzen, er ging mit den Papieren in die Büros, nur einmal musste ich aussteigen und meine Zeigefingerabdrücke geben, damit ich es auch wirklich bin. Getestet und für gut befunden. Kurz vor 9 war ich an der mauretanischen Grenze, 9.15 Uhr an der marokkanischen. Ahmeida ist mir in seinem Mercedes durchs Niemandsland vorausgefahren. Dort geht er auch noch mal mit meinen Papieren ins erste Häuschen, holt mir den Einreisezettel, aber dann muss ich allein weiter machen. Ist ja nicht mehr sein Land. Es geht recht flott von Haus zu Haus, bis ich an den Scanner komme. Und da staut sich’s. Nur ein Scanner für beide Richtungen. Kleine Fahrzeuge aus Richtung Marokko müssen nicht durch, nur LKW, aber aus Mauretanien müssen alle durch. Es passt jeweils nur einer der großen, leeren Laster hinein. Das kann ja munter werden. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mir den Ablauf verinnerlicht habe. Mal ein Laster von der Seite, mal einer von uns, aber keiner der kleinen Fahrzeuge. Da gehe ich zum Responsable, ganz freundlich, und erkläre ihm, dass ich noch bis Boujdour muss, da es vorher kein Hotelzimmer gibt. Bin doch eine arme Frau allein. Und irgendwie hat er Verständnis. Noch ein großer Laster, dann kommt ein kleiner und mein Vordermann und ich kommen noch rein. Kurz vor 11 bin ich durch alles durch, genau 2 Stunden, während es auf dem Hinweg 4 waren. Der Zöllner, der verzweifelt meine Fahrgestellnummer gesucht hatte, erkennt mich wieder und so bin ich bei ihm diesmal schnell durch.

Diesmal will ich möglichst viele Kilometer hinter mich bringen, nur einen kleinen Abstecher mache ich, ich schaue mir noch den freien Stellplatz bei Imlili an, wo ich auf dem Hinweg im Vorbeifahren Wohnmobile gesehen hatte. Und ich finde mal wieder eine wunderschöne Stelle. Bisher dachte ich immer, zwischen Dakhla und Grenze ist gar nichts, es lohnt sich nicht, dort hin zu fahren, wenn man nicht bis Mauretanien will, aber ich muss da doch komplett umdenken. Es gibt unglaublich schöne, einsame Buchten hier. Diese hier ist ganz einsam, eingerahmt von fast weißen Sanddünen. Die Wagen stehen auf einem Plateau über der Bucht, es haben sich lauter Quadfahrer hier eingefunden, und die Dünenlandschaft ist bestimmt wunderschön zu fahren. Zumindest stören sie niemand mit dem Lärm, es sind außer einem Militärposten keine Bewohner da.

24.2. Zurück nach Nouadhibou

Gestern ging es wieder die vielen Kilometer zurück nach Nouadhibou ins Baie de Levrier, wo mein Land Rover steht. Es ist richtig heiß geworden, für Nouakchott waren 30 Grad gemeldet. Hier in Mauretanien ist es auf jeden Fall im Winter sehr angenehm, viel wärmer als in Marokko und von daher besser fürs Überwintern geeignet. Aber das Leben ist schon etwas teurer hier, zumindest für Touristen, die auf den Wechselkurs angewiesen sind. Eine vernünftige, saubere Unterkunft kostet über 30 Euro, und was geboten wird, zum Beispiel Frühstück, ist eher bescheiden. Campingplätze gibt es kaum, und die wenigen haben äußerst bescheidene Einrichtungen. Man muss halt schon einen ausgeprägten Sinn fürs Abenteuer haben, hier längere Zeit zu bleiben. Ich bin ganz froh, dass es nun wieder zurück ins schöne Marokko geht, habe aber noch einige schwierige Tage vor mir, denn die Westsahara ist auch nicht viel komfortabler als Mauretanien und ich möchte noch nach Smara. Dann ab Tata wird es langsam etwas besser und ich hoffe, Naji in Foum Zguid anzutreffen, wo ich gerne ein paar Tage im Bab Rimal bleiben möchte.

Im letzten Jahr hatte ich mir Gedanken gemacht, ob ich eventuell eine Gruppe von Wohnmobilen zusammenstellen soll, um sie nach Mauretanien zu führen. Es gibt bereits eine Liste von Leuten, die Interesse gezeigt haben. Und ich habe hier vor Ort sogar schon Deutsche getroffen, die es ganz allein gemacht haben und bereits seit vier Wochen hier sind. Wollen heute genau wie ich zurück fahren. Aber ich habe klar erkannt, dass ich nicht die Person dazu bin. Da gehört eine Führernatur dazu, der es Spaß macht, sich um eine solche Gruppe zu kümmern, dies alles zu organisieren. Ich bin eher die Einzelgängerin. Ich fahre am liebsten alleine. Freue mich immer, wenn ich interessante Menschen treffe, mit denen ich einige Tage etwas zusammen unternehmen kann. Aber dann geht’s wieder allein weiter. Idoumou dagegen brennt darauf, einer Gruppe von deutschen Wohnmobilisten sein geliebtes Mauretanien zu zeigen. Ich habe mir deshalb folgendes ausgedacht: Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich alle Interessenten anschreiben und zu einem Treffen einladen. Dann können wir uns austauschen, ich kann über alle Erfahrungen genau berichten, und dann können die Teilnehmer entweder alleine solche Reise antreten oder idealerweise finden sich einige, die zusammen fahren möchten. Die Gruppe wird dann an der Grenze von Idoumou abgeholt, es geht durch schöne Landschaften, die mit dem Mobil erreichbar sind, und wo es nicht mehr weiter geht, wie zu den Krokodilen, wird eine Geländewagenfahrt organisiert. Ich muss zuerst mal in Deutschland einen schönen Treffpunkt finden, dann sehen wir weiter.

22.2. Nouakchott – Sebkha

Gestern Abend traf ich mich mit meinen zwei deutschen Freunden, die ich auch schon in Marrakech getroffen hatte. Eigentlich war ausgemacht, dass wir uns in Nouakchott treffen und dann evtl. etwas gemeinsam unternehmen. Aber sie waren schon zwei Tage vor mir in der Stadt, haben das touristische Programm, so wie ich es in meinem Buch beschreibe, durchgemacht und langweilten sich. Statt auf mich zu warten fuhren sie für zwei Tage nach Atar. Gestern Abend also trafen wir uns kurz, heute früh sind sie weiter nach Kiffa und Mali.
Wie anders sind doch meine Tage hier in Nouakchott. Von Langeweile keine Spur. Heute ist der dritte Tag und ich habe nichts von dem touristischen Programm gemacht, stattdessen für mein Buch recherchiert und dabei die herrlichsten Erlebnisse gehabt. Wie gestern schon am Strand. Heute früh habe ich zunächst Idoumou in die Werkstatt begleitet, weil er etwas reparieren lassen wollte. Und dabei dann gleich auch alle wichtigen Werkstätten der Stadt für mein Buch aufgenommen und die Inhaber fotografiert. Allzuviel Arbeit war das nicht, denn in punkto Autoreparatur steht man hier eher auf zusammennieten, Hauptsache, der Motor läuft. In Abouds Werkstatt traf ich dann eine Frau. Sie ist irgendwie selbstständig, genau kapierte ich nicht, was sie macht. Sie fährt so einen alten Pickup, auf den sie schwört, und der brauchte einen neuen Motor. Also war sie bei Aboud genau richtig. Und nun bleibt sie den ganzen Tag neben dem Auto und beobachtet alles. Es war sehr interessant, mit ihr zu reden. Ein Foto wollte sie allerdings nicht. Wir sprachen über die Unterschiede in den Lebensweisen, sie hat auch schon in Frankreich gelebt, und meinte, wir würden die Alten wegschmeißen (jeter in französisch), indem wir sie in Heime geben. Hier werden die Alten geehrt und in der Familie behalten. Ja, natürlich denkt man dann sofort an seine eigene Familie und daran, wie selten man von ihr hört. Und die Essenreste würden nach der Mahlzeit in den Kühlschrank gegeben, hier würde man sie den Armen weiter geben. Und sie war auch sehr stolz darauf, eine muslimische Frau zu sein, war bereits in Mekka, aber hält nichts davon, wie sich manche arabische Frauen so verschleiern, dass von Gesicht und Händen nichts mehr zu sehen ist. In Mauretanien wären die Frauen frei, könnten gehen, wohin sie wollten. Ich kann das bestätigen. In den Cafés sitzen immer auch Frauen, rauchen sogar, und ich habe nie gesehen, dass sie angemacht worden sind. Und auch von Extremisten hält sie nichts.
Dann ging es noch mal ins Viertel Sebkha, weil dort zwei wichtige Werkstätten liegen. Ein sehr interessanter Stadteil nahe zum Hafen, dort hat sich hauptsächlich die senegalesische Bevölkerungsgruppe angesiedelt, da sie fast alle irgendwie beruflich mit Fisch und dem Hafen zu tun haben. In diesem Viertel haben nicht alle Häuser fließend Wasser, weshalb die Wasserverkäufer mit ihren Eselskarren sehr viel zu tun haben. Dort ist vor allem ein wunderbar bunter Markt, der Marché Cinquième, den ich neulich schon kurz besucht hatte. Völlig frei von Touristen und mit einem farbenfrohen Angebot für die Bevölkerung des Viertels. Zunächst ist es schwer, sich in diesem engen Viertel zu orientieren, doch lernt man dies recht schnell. Und die Menschen sind freundlich. Ich schlenderte umher, konnte mich doch nicht zum Kauf eines senegalesischen Kleides bewegen, da ich weder die tolle Figur der Frauen habe noch die schöne Hautfarbe, wozu die bunten Stoffe perfekt passen. Aber ich konnte zumindest einige Bilder machen. Während ich gestern noch dachte, hier kann man nicht alleine hin, habe ich es heute versucht und es war ganz problemlos. Idoumou wartete in seinem Auto, was natürlich auch hieß, dass ich nicht allzu lange bleiben konnte. Und nun habe ich mich entschlossen, diesen herrlichen Markt doch in den Führer aufzunehmen.
Zum Abschluss gingen wir dann in ein senegalesisches Lokal gleich beim Markt. Es war überraschend sauber, was sogar Idoumou bemerkte. Und es hat uns gut geschmeckt.

Am Abend dann kaufe ich zum erstenmal ein Stück des mauretanischen Kunsthandwerks. Und zwar eine schön verzierte Reisekiste zur Teezubereitung inklusive einer Teekanne und vier Gläsern. Schon die Verhandlung mit dem Verkäufer ist so anders als ich es aus Marokko gewöhnt bin, wo Handeln eine lang dauernde Kunst ist. Hier hat eigentlich der Händler alleine gehandelt, hat mir immer niedrigere Preise genannt, bis er bei 12.000 Ougiya stehen blieb für die große Kiste mit Inhalt. Ich sagte gar nichts. Genau in dem Moment rief Idoumou an. Ich fragte ihn, was so was kosten kann, er meinte er hätte neulich eine Kiste ohne Inhalt für etwa 7.000 gekauft. Da bot ich dem Verkäufer 8.000 für alles und er akzeptierte. Macht hier eigentlich gar keinen Spaß. Und er fragte irgendwie unsicher, ob er vielleicht einen Tee kochen solle. Er brachte den gleichen Spruch wie auch marokkanische Händler und sagte, ich sei der erste Kunde für den Tag und schließlich sei Samstag. Nur hier habe ich es tatsächlich geglaubt, und es war schon Abend. Hier kommt wirklich kein Tourist und kauft was, die tun mir richtig leid. Aber meine Kiste ist schön. Ich mag vor allem die Gläser. Sie werden von Frauen aus Boutilimit hergestellt, die eine emailartige bunte Verzierung auf die Gläser aufbringen. Dazu eine typische rote Emailkanne, wie es sie auch in Marokko in der Wüste gibt, aber auch mit dieser Verzierung. Sieht sehr hübsch aus. Und in die Kiste kann man dann noch Zucker und Tee geben und eventuell einen Kocher.

20.2. Crazy Driver

Es war ja schon das letzte Mal so, als ich mit Idoumou fuhr, er ist der verrückteste Fahrer, den ich kenne. Fährt jeden Meter, und zwar exakt bis vor sein Ziel, ob da nun ein Weg ist oder nicht. Und biegt ab, wo er will, ob da nun ein Auto kommt oder nicht. Die roten Ampeln in der Stadt sind für ihn nur als Farbtupfer gedacht. Und natürlich telefoniert er ununterbrochen auf zwei Telefonen, dazwischen schreibt er sms und email. Aber es ist gut, ihn zur Seite zu haben, er regelt alles. Nicht nur ist er den Reisenden bei den Einreiseformalitäten behilflich und räumt alle Hindernisse beiseite, eben habe ich ihn zu meinem elektronischen Engel ernannt. Abdou in Marokko ist ja mein gelber Engel, und er nun der Elektronikengel. Noch nie bin ich auf den Straßen mit 120 km/h dahingerast und hab gleichzeitig meine Emails gescheckt, Rechnungen geschrieben, Reiseangebote erstellt. Er hat mir eine 3G-Telefonkarte besorgt, dazu hat er ein kleines Huawei-Modem, das Wifi erzeugt. Und nun kann ich von meinem Computer im Auto ins Internet. Die Verbindung ist auf der Straße Nouadhibou – Nouakchott sehr gut.
Aber ich hatte ja auch ein Problem mit meiner Lumix-Kamera. Habe in der letzten Zeit leider viele Kameras kaputt gemacht. Die Lumix hat vorne eine Abdeckung, die manuell aufgesetzt wird. Wenn man vergisst, sie abzunehmen, erscheint ein Hinweis und das Objektiv fährt nicht aus. In Marokko fiel mir die Kamera auf einen Betonfußboden, Deckel kaputt. Und nun glaubt die Kamera immer, dass der Deckel noch drauf ist und fährt nicht raus. Ich dachte, hier in Nouakchott kann man alles reparieren. Wir also hin zu einem Spezialisten. Er hat alles versucht, aber hat es nicht hinbekommen. Dann sagt Idoumou beim Fahren, gib mir die Kamera, ich mache das auf meine Art. Nun, sie ist eh nicht mehr zu benutzen, also bitte. Er hält mitten auf der Straße, steigt aus, schmeißt die Kamera auf den Asphalt, und das Objektiv fährt aus. Einfach unglaublich. Dies ist das erste Foto, das ich dann damit gemacht habe.

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Heute war ich auf einem absolut interessanten Markt. Ich brauche ihn nicht erst in den Reiseführer aufzunehmen, denn man geht dort nicht alleine hin, braucht schon eine einheimische Begleitung und sollte auch sein Auto dort nicht unbewacht stehen lassen. Er ist im Stadtteil Sebkha, wo hauptsächlich der schwarze Bevölkerungsanteil wohnt. Ich wäre gerne langsam durchgeschlendert, überall gab es die schönen Kleider der schwarzen Frauen, aber mein Führer lotste mich ziemlich schnell durch und wir fanden doch nicht das richtige. Ein so farbenfrohes Bild! Hier mit Zeit und einer einheimischen Frau durchzugehen wäre ideal.

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Am Nachmittag dann besichtigen wir das neue Camp von Sylvie. Sie hat ursprünglich eine sehr schöne Auberge in Chinguetti, da dort aber keiner mehr hinkommt hatte sie im Park Diawling an der Grenze zu Senegal ein Biwak eröffnet. Ich war im letzten Jahr dort und fand es wunderschön. Da aber auch dort keine Gäste hinkamen hat sie nach einem kurzen Umweg über Senegal nun am Strand von Nouakchott ihr Biwak errichtet. Es gefällt mir zwar dort weniger gut als im Park, aber es ist halt nicht so abgelegen und es kommen schon eher mal Gäste. Auch einfach nur mal so zum Abendessen und das ist bei ihr immer sehr gut. Mit Wohnmobil kann man es nicht erreichen, aber wunderbar mit dem 4×4 auf einer sandigen Piste. Sie nimmt nur 1.000 UM fürs parken, essen ist nicht obligatorisch, aber sollte schon ab und zu sein. Eine sehr schöne und sichere Stelle.

Zurück nahmen wir dann nicht die Hauptstraße, sondern bretterten mit 100 km/h über den Strand bis zum Hotel Sabal. Einfach herrlich.

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18.2. Über die Grenze

In meinem Buch habe ich es geschrieben: es bringt nichts, früh an der Grenze zwischen Marokko und Mauretanien zu sein. Aber leider halte ich mich nicht an meine eigenen Ratschläge. Punkt 9, zur offiziellen Grenzöffnung, bin ich da. Zwei endlos lange Schlangen, links LKW, rechts PKW. Und ganz weit da vorne das Tor zum marokkanischen Posten. Wovon ich einige hundert Meter entfernt bin. Ein Schreiber nimmt 5 Dirham für den Einreisezettel und droht, wenn man es nicht bei ihm macht, würde man den ganzen Tag warten.
Die Beamten machen tatsächlich schon um 9 das Tor auf, aber zunächst nur für Fußgänger und LKW. Wir anderen sollen beim Auto warten. Und sie teilen bereitwillig den Einreisezettel aus. Die ersten am Tor sind übrigens die italienischen Wohnmobile, die ich gestern schon in Lamhiriz gesehen habe. Sie haben die Nacht in der Schlange verbracht. Ein Nachtwächter kassiert nun von allen 5 Dirham, auch von mir will er was, bekommt aber nichts, ich war schließlich in der Nacht noch nicht da. Rückblickend muss ich sagen, dass es wohl besser gewesen wäre, im Hotel direkt an der Grenze zu schlafen und den Wagen schon in der Schlange zu parken, aber am allerbesten ist es, erst am frühen Nachmittag anzukommen.
Ab und zu schert einer aus der Schlange aus und verschwindet hinter den LKW. Viel denke ich mir nicht dabei. Aber außer den Wohnmobilen kam noch keiner aus unserer Reihe ins Grenzgelände hinein. Ich komme mit den anderen Wartenden ins Gespräch, am nettesten sind die Senegalesen. Einer davon wohnt in Frankfurt. Plötzlich erfährt er, dass man den Beamten am Eingang Schmiergeld zahlen muss, dann kann man hinter den LKW vorbei nach vorn fahren. Wir beide spazieren vor, mein Senegalese klärt ab, 2x 200 Dirham wechseln den Besitzer und wir machen’s wie die anderen, fahren hinter den LKW nach vorn und ins Gelände rein. Dann geht alles seinen Gang. Erst zum Polizeischalter, Pass in die Reihe legen und warten. Aber als ich dran bin heißt es, erst zur Douane und dort einen Stempel holen. Dann wieder zum Schalter. Das Gute daran, dass die Beamten immer nur einige Wagen ins Gelände lassen, ist, dass am Schalter nicht so ein Gedränge herrscht. Meine Formalitäten gehen recht schnell, aber dann kommt der Zoll. Und sucht die Fahrgestellnummer. Bei meinem Land Rover ist sie ja oben durch die Scheibe deutlich zu erkennen. Aber das genügt ihnen nicht. Sie legen sich unter den Wagen, suchen überall und meinen, da muss doch eine ins Metall eingravierte Nummer sein. Finden keine. Also wird eine Anfrage gemacht, ob das Fahrzeug gestohlen wurde. Das habe ich schon mal erlebt, 2007. Und es dauerte fast eine Stunde. Aber diesmal geht es schneller, etwa 10 Minuten. Dann noch mal alle Personen- und Fahrzeugdaten handschriftlich in ein Buch eingetragen. Um 9 Uhr kam ich an der Grenze an, um 11.30 geht’s ins Niemandsland.

Direkt hinter dem marokkanischen Posten spricht mich ein junger Mann an. Ob ich Idoumou kenne. Er sei geschickt worden, um mich sicher über die schlimme Piste zu führen, auf der mauretanischen Seite würde dann ein weiterer Gewährsmann warten. Ich habe Idoumou, den Inhaber einer Reiseagentur, bereits auf meiner ersten Reise nach Mauretanien kennen gelernt und weiß seine Dienste zu schätzen. Er oder seine Helfer können alle Formalitäten gegen eine Gebühr erledigen und wirken auch während der reise wie eine Art Schutzbrief.

Und so war’s dann. Ich wurde in Empfang genommen, zum Polizeichef geführt, diesem lag mein Einladungsschreiben von Idoumou vor und er behandelte mich mit äußerster Höflichkeit. Erklärte kurz den Ablauf. Gab mir noch seine Adresse, im Fall, ich würde ihn irgendwie benötigen. Dann wurde ich vom Helfer direkt nebenan ins Visumsbüro geführt. Zwei ganz nette Beamte, sie nahmen Fingerabdrücke und ein Foto, schrecklich sah ich darauf aus. Ich zahlte 50 Euro für 30 Tage und einfache Einreise und war in wenigen Minuten wieder draußen. Einfach super. Kein Vergleich mit der langwierigen Prozedur mit der Botschaft in Berlin oder der Warterei in der Botschaft in Rabat, einfach, schnell, und immer noch günstiger als in Rabat, wenn man die Zeit und die Übernachtung dort einrechnet. Mein Helfer nahm dann den Pass und den Fahrzeugschein und geleitete mich weiter. Zuerst die Ehrenerklärung für das Fahrzeug, die 10 Euro kostet. Man stellte sie auf 7 Tage aus, was ich zum Glück sofort sah und bat, mir 10 Tage zu geben. War kein Problem, man änderte es. Man würde auch mehr bekommen, muss halt nur darauf hinweisen.

Dann wurden in einem weiteren Gebäude die Fahrzeugdaten erfasst. Überall traf ich auf die Gruppe der italienischen Wohnmobilisten, die warten mussten, da sie keinen Helfer hatten. Ich wurde überall zuerst dran genommen. Auch bei der Autoversicherung, die ca. 26 Euro für die 10 Tage kostete. Und verließ schließlich um 13 Uhr noch vor den Italienern die maurische Grenze in Richtung Nouadhibou.

Mein Fazit: die Einreise ist ganz klar ohne Helfer möglich. Aber mit Helfer auf jeden Fall sehr viel schneller und einfacher. Und mein Auto wurde nicht durchsucht, was ansonsten der Fall ist.

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Ein weiterer Grund, warum ich so gern die Hilfe meines lokalen Freundes Idoumou in Anspruch nehme, ist die Zeitersparnis bei allem. Binnen einer Stunde nach meiner Ankunft habe ich eine 3G-Karte fürs Handy, bin telefonisch erreichbar, und er gibt mir sein kleines Huawei-Gerät, mit dem eine Wi-Fi Verbindung zwischen Handy und meinem Computer hergestellt wird. Und ich bin wieder mit der Welt verbunden. Das einzige, das er mir nicht geben kann, ist genügend Zeit für meine Arbeit und mehr Speicherplatz in meinem mit Infos vollgestopften Kopf.

Nouadhibou

Wenn man von Marokko einreist und als erste Station nach Nouadhibou kommt, erleidet man unweigerlich zunächst einen Kulturschock. Marokko hat im letzten Jahrzehnt sehr zugelegt, hat sich wunderbar entwickelt, die Campingplätze und die Hotels sind heute sauber und ordentlich, die Straßen in den Städten sauber angelegt mit Bürgersteigen, die mit Palmen bepflanzt und mit Laternen bestückt sind. Die Einfahrtsstraße nach Nouadhibou nenne ich Avenue des Chèvres. Bürgersteige gibt es nicht, der Müll liegt überall am Wegesrand, und die Ziegen laufen umher, um noch was verwertbares darin zu finden. Das darf auch gern Pappe sein. Die Autos sind Schrottkisten. Es gibt zwei Campingplätze in der Stadt. Baie de Levrier ist der kleinere, ich finde ihn als Campingplatz etwas gemütlicher, es ist ein kleiner, sandiger Hof von Zimmerchen umstanden. Dazu gehören ein nach vorne offener Raum mit einer kleinen Küche und zwei WC mit Dusche. Nicht sehr sauber. Die Zimmer haben nur Schaumstoffmatten und harte Kissen, keine Bettwäsche, keine Handtücher. Das gabs mal in Marokko vor 20 Jahren, aber heute hat sich doch sehr viel geändert. Dieser Camping hat sich absolut nicht geändert seit 2007. Dennoch empfehle ich ihn. Denn der zweite Platz, Abba, ist noch viel ungemütlicher, die Sanitäranlagen noch schlechter. Es ist ein großer Platz, so dass alle mit großem Fahrzeug hierhin müssen, aber er wirkt eher wie der Hof einer Werkstatt oder so. Ursprünglich mal von einem Franzosen angelegt mit Stellplätzen, die von Büschen abgeteilt wurden, ist davon heute nichts mehr zu sehen, es sieht trostlos aus, keine Pflanzen, kaum Stromanschlüsse, nur Staub. Die Zimmer allerdings sind eine Idee besser als Baie Levrier, haben Möbel und es gibt sogar eines mit Dusche und WC. Die Bettwäsche lässt auch hier zu wünschen übrig.

Aber immerhin scheint mein Wunsch auf eine Diätwoche nach der Völlerei in Marokko aufzugehen. Als Idoumou hörte, dass ich an der Grenze angekommen sei, orderte er bei seiner Familie in Nouadhibou sofort ein Willkommens-Barbecue für mich, wie er es ausdrückte. Wir trafen uns am Campingplatz und fuhren zum Haus der Familie, eine dampfende Schale mit gebratenem Fleisch wurde hereingetragen und Idoumou legte mir die besten Stücke vor. Aber ganz ehrlich – für mich waren es nicht die besten. Man hat einfach alles von einem Kamel, was gerade so kam, gebraten und ich konnte es meist nicht so richtig identifizieren. Danach kam noch eine große Schüssel Reis, ich griff mehr als vorsichtig zu. Am Abend dann hatte ich Hunger. Außerdem wollte ich mich mal in Ruhe mit Idoumou über mein Programm für die nächsten Tage unterhalten und schlug die nahe gelegene Patisserie vor, denn auf dem Campingplatz schüttete mich der Inhaber Ali dauernd mit Informationen zu, mein Kopf platzte schon nach dem doch sehr anstrengenden Tag. Doch war dies eine schlechte Idee. Die Patisserie war vollkommen verräuchert, der Fernseher brachte ein Fußballspiel, ich glaube es war Dortmund, ich bestellte aus der Karte einen Cheeseburger, der aber nie kam, und Idoumou nahm jede Gelegenheit, nach dem Burger zu fragen, wahr, um das Fußballspiel zu sehen. Als dann noch ein örtlicher Guide an den Tisch kam und von mir im Buch erwähnt werden wollte, reichte es mir, ich war am Ende und ging ohne Essen zurück ins Camping. Dort allerdings freute Ali sich, dass er mich wieder zudröhnen konnte. Und nun ist es fünf Uhr morgens, ich kann nicht schlafen und sitze schon wieder an der Arbeit. Ach, wie schön ist Mauretanien.

17.2. Westsahara

Heute geht es von Dakhla zu dem kleinen Zwischenstopp Lamhiriz, da ich erst morgen in Nouahibou verabredet bin. So werden die Etappen nicht zu lang. Die Straße ist traumhaft, schneller als eine deutsche Autobahn, Tempomat auf 120 und dann los. Nur sehr selten muss man bremsen, es ist nicht viel Verkehr.
Wenn ich mir nacheinander die freien Stellplätze hier anschaue komme ich zu dem Schluss, dass die Westsahara ganz zu Unrecht stiefmütterlich behandelt wird. Die Wohnmobilfahrer haben hier untrüglich die schönsten Plätze bereits entdeckt und es gibt sicher noch viel mehr, wenn man denn nur sucht. Ich war nur einmal, im Jahr 2007, in diesem äußersten Zipfel und hatte mir viel zu wenig Zeit genommen. Auch heute habe ich zu wenig. Aber die werde ich immer haben, denn ich habe ja nicht mein Schlafzimmer im Rücken und muss schauen, wo ich schlafe. Es gehen immer wieder kleine Straßen zu Fischerdörfern an der Küste und das ist immer wieder ein Erlebnis. Und die weiße Flotte steht schon da, allerdings nur Franzosen und Italiener. Auch hier in Lamhiriz ist ein solches Fischerdorf, und da rollt doch tatsächlich ein Boot zum Meer.

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Ich wollte eigentlich im Hotel Barbas schlafen. Es wurde 2007 gerade umgebaut und ich war gespannt auf die neuen Zimmer mit Bad. Aber zunächst kam ich an der 1. Tankstelle an und an dem kleinen Hotel dort. Ein einfaches Zimmer ohne Bad kostet für eine Person 80 Dirham und ist erstaunlich sauber, es gibt sogar Tisch, Stuhl und Steckdose. Da ich heute schon früh angekommen bin und die Zeit zum arbeiten nutzen will, ist mir das gerade recht. Dennoch schaue ich mir Barbas an. Wunderschön, kühl und freundlich. Und viel leiser als das kleine Etoiles. Aber … das Wi-Fi verbindet sich nicht mit meinem Gerät, Authentizierungsfehler. War auch schon in Dakhla so. Aber im Billighotel geht es ohne Probleme. Also bleibe ich dort. Und sitze nun schon seit 5 Stunden bei der Arbeit, ohne Pause. Beneidet mich noch mal einer? Vor meinem Fenster ist es ganz schön laut. Man kann es hier auch nur im Winter aushalten, im Sommer wäre es viel zu heiß. Ich will heute Nacht das Fenster zu machen, denn die LKW dröhnen ganz schön.
Aber das Flair ist toll. Hier ist man richtig in der Sahara. Als ich heute Mittag ankam aß ich ein Kamel-Tajine, sehr lecker. Dann kam ein Pickup angefahren, darauf 4 Kamele, noch lebend. Die machten einen ganz schönen Lärm, war das ein Protest gegen mich?

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Und morgen früh dann zur Grenze. Mir graut es schon davor. Bestimmt stehen da schon lange Schlangen. Eben fuhren 7 italienische Wohnmobile vor, die kommen auch sicher heute nicht mehr durch.

16.2. Dakhla

Der Tag begann mit einem netten Erlebnis. Ich fuhr früh von Boujdour weg, hatte noch keine Lust aufs Frühstück. Die Strecke zwischen Boujdour und Echtoucan ist die einsamste der ganzen Route, da ist einfach nichts. Und dann, nach 135 km, links ein kleines Café mit großem Parkplatz, das wird doch gleich mal als Stellplatz notiert. Und eine gute Gelegenheit zum Frühstück. Zwei nette junge Männer schmeißen den Laden, sprechen auch ein wenig Französisch. Ich drücke ihnen ein paar Kulis in die Hand und frage nach Kaffee, es gibt nur Nescafe, da bestelle ich heißes Wasser und Brot. Und hole mir meine leckere Erdbeermarmelade und ein Beutelchen Kaffee. Ich bekomme ein Glas heißes Wasser mit Zuckerwürfel, aber kein Brot. Ich frage mich, wie schwierig das sein kann, Brot aus der Küche zu holen. Der Kaffee ist fast schon alle, da kommt es. Ofenwarm. Na, das schmeckt lecker. Obwohl ich zuerst allein da war kommen dann immer mehr Männer durch die Tür, richtige wettergegerbte Sahrouis. Lastwagenfahrer. Ganz offensichtlich ist dieses kleine Café ein Geheimtipp unter Truckern, sie lassen sich eine Pfanne mit Spiegelei brutzeln, riecht schon besser als mein Marmeladenbrot. Und bestellen noch mal eine extra Ladung Öl darüber, diese mageren Burschen können das gebrauchen. Und als ich dann bezahlen will nehmen die Jungs absolut kein Geld. Ich glaube, das war nicht wegen den Kulis. Das war einfach die Gastfreundschaft der Fremden gegenüber.
Die einzigen Highlights auf der eintönigen Strecke sind die Stellplätze, die in meinem Buch sind und die ich checken will. Aouziwel und Aftisate ohne Änderung. Oued Kraa hatte ich noch nicht selbst gesehen. Wirklich schön. Das kleine Fischerdorf liegt 3 km von der N 1 und ist über eine Teerstraße zu erreichen. Und auch hier gibt es eine Wohnmobilgemeinde, aber keine Deutschen. Kostet nichts, es gibt aber auch keine Versorgung, und ein netter Mensch fährt noch mit mir die sandige Piste bis zum Fischerdorf, wo ich Fotos machen soll. Ich erwarte, dass er nach Trinkgeld fragt, aber nichts. Sehr freundlich. Der Stellplatz gefällt mir echt gut, ruhig und friedlich. Die Fischer sind spezialisiert auf Tintenfisch, aber zur Zeit gibt es ein fünfjähriges Fangverbot, deshalb ist wenig los. Und heute ist zudem starker Wind.
Dann breitet sich die weißglitzernde Lagune mit dem tiefblauen Wasser vor mir aus. Dakhla ist wirklich schön. Wenn diese Stadt nicht so endlos weit wäre, sie könnte ein Wahnsinns-Tourismus-Ziel werden. Inzwischen sind auch schon einige schöne Hotels entstanden. Ocean Vagabond ist unglaublich schick, es gehört zum gleichnamigen Riad in Essaouira. Hier schneit man nicht einfach so rein, hier bucht man eine Surfwoche vom Feinsten. So ist auch nirgendwo jemand von der Rezeption zu sehen und ich glaube, wenn ich mich ans Büffet angestellt hätte, keiner hätts gemerkt. Ich mache nur ein paar Fotos und verschwinde.
Das nächste ist Dakhla Evasion. Auch das gehobener Standard, aber hier werde ich gleich freundlich empfangen. Der Geschäftsführer ist noch ziemlich jung, aber es stellt sich heraus, dass sein Vater ein wichtiger Mann in der Stadt ist. Inhaber vom Hotel Doums, vom Camping Moussafir und in der Politik tätig. Ich schaue gleich in meinen Hotelführer, oje, ich habe das Hotel miserabel beschrieben. Aber der junge Mann ist nicht böse, sondern bestätigt, dass die Familie das Hotel erst nach meinem letzten Besuch übernommen hat und es seitdem besser geworden ist. Also handele ich einen Sonderpreis aus und werde am Abend dort wohnen.
Aber erstmal geht es zu dem berühmten KM 25, dem Wohnmobilstellplatz für die ganz Harten, die den weiten Weg nicht scheuen. Ich war nur mal im Jahr 2007 dort, aber damals war Juni und kein Wohnmobil zu sehen. Ich bin sehr gespannt, wie es nun in der Saison sein wird.
Und bin wieder mal angenehm überrascht. Dakhla freut sich ganz offenbar über Dauercamper, offizielle Schilder weisen auf die Plätze hin und es wird noch nicht mal eine Gebühr verlangt. Wasser bekommt man für wenig Geld am Wasserturm, ein Loch zur Kassettenentleerung ist vorhanden, wenn auch nicht ideal. Und sogar die Verlängerung des 3-Monats-Visums geht hier problemlos vonstatten. Drei Plätze sind ausgewiesen, aber auch dazwischen stehen Camper ohne Probleme. Man ist hier freundlich und hat ja auch genug Platz. Der KM 25 wirkt auf mich schon fast wie Imourane. Schön ausgerichtet und mit Gassen versehen stehen die Wagen, jeder mit einem umzäunten Vorplatz gegen den Wind. Und das Wetter ist heute gar nicht so schlecht, wie der Wetterbericht meinte. Wind halt, aber sonnig. Hier sind ein paar Deutsche und ich bekomme sogar einen Kaffee. Dabei erzähle ich, wo ich heute übernachten will, und sie meinen nur, in dem Nuttenhotel? Da bin ich ja mal gespannt.
Bevor es aber in die Stadt geht schaue ich mir noch die anderen beiden Stellplätze an. Deutlich weniger Wohnmobile, vermutlich, weil es auf den offenen Plateaus sehr windig ist. Und keine Deutschen. Auch nicht auf dem Camping Moussafir. Dort stehen nur Italiener und Franzosen. Dann geht’s zum Doums. Mein Zimmer soll 200 statt 371 DH kosten, ist okay. Es ist ein großes Zimmer, mit Bad, Fernseher, Klimaanlage, Sitzecke und Balkon, alles schön sauber. Frühstück inbegriffen. Die Atmosphäre ist in Ordnung, von Nutten keine Spur, es sind noch etliche ausländische Gäste im Haus. Um die Ecke ist allerdings der Eingang zur Bar, und der ist bereits amii Nachmittag von zwei Polizisten bewacht. Aber das stört den Hotelbetrieb nicht und sie schließt auch schon sehr früh. Ich höre lediglich Autos vorbei fahren, sonst keinerlei Lärm.
Nachdem die Harira gestern so gut war suche ich mir heute etwas ähnliches. Eine Frau hat einen kleinen Stand an der Straßenecke, bietet Harira und das köstliche Galette. Ich bestelle eine Schale Suppe und zwei Galette. Setze mich an den kleinen Tisch und fühle mich so richtig in Frauen-Power mit ihr verbunden. Zwischendurch gebe ich einen 20-DH-Schein in ihre fettigen Finger. Aber es kommt nichts zurück. Ich denke, sie lässt wechseln. Aber andere Leute kommen, zahlen mit Münzen, nichts. Ich frage nach, sie meint nur, jaja. Aber immer noch nichts. Zwei nette Damen setzen sich an meinen Tisch, ich bitte sie um Vermittlung. Erst dann rückt sie zögernd 8 Dirham Wechselgeld heraus. Das finde ich sehr schade, das beeinträchtigt meine gute Meinung von ihr.

15.2. Gewittrig

Am Morgen lade ich dann zum Frühstück in meinen Riesenbungalow, habe einfach mehr Platz und einen Esstisch, aber er einen Espressokocher. So ergänzt sich das wieder. Und beim Abschied muss ich natürlich versprechen, auf dem Rückweg in Spanien vorbei zu kommen. Das wird eine schöne Rückfahrt, erst zum Alt-68 er Chris, dann zum ebensolchen Manfred.

Gestern sah ich ja zum erstenmal auf dieser Reise die 30 Grad auf meinem Autothermometer. Daraufhin habe ich Sommer- und Wintersachen umgepackt. Und dann erfuhr ich, dass es heute einen heftigen Temperatursturz geben sollte. Für Laayoune sind die nächsten Tage Gewitter und nur noch 15 Grad vorausgesagt, an dem sonnigen Morgen kann ich es kaum glauben. Doch auf der Strecke zieht sich schon bald der Himmel zu. Das Oued Chbeika erlebe ich noch trocken und sonnig. Ich finde es dort wirklich sehr schön, in meinen Augen der schönste freie Platz am Atlantik, wenn ich auch gerade einen Franzosen beobachte, der seinen Müll in die Landschaft wirft. Als ich dann auf Ma Fatma zufahre kommt der Regen. Und so richtig wird er auch den ganzen Tag nicht mehr fortgehen. Ma Fatma ist auch recht nett, aber Chbeika finde ich immer noch schöner. Dann kommt noch die Khnifiss-Lagune, auch schön, ich glaube, man muss länger bleiben, um sie zu entdecken. Aber dies ist auch das äußerste, was man fahren muss, wenn man nicht bis nach Dakhla oder Mauretanien möchte. Danach kommt nur noch Einöde, die den langen Anfahrtsweg nicht lohnt.

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Und dann habe ich kurz vor Tarfaya einen neuen Campingplatz entdeckt. Erst einen Monat ist er auf. So etwas freut mich immer besonders. Und ich glaube, der entwickelt sich zu einem Muss-Stopp an der Route nach Mauretanien. Denn er ist hübsch, sauber und das junge Paar ist sehr nett. Ich könnte mir vorstellen, dass er dem Camp Bedouin seinen Rang abläuft. Freunde waren dort und die haben sich nur geärgert. Man verlangt wirklich für alles Geld, sogar für die ausgelesenen Bücher der Urlauber, die anderswo nur getauscht werden.

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Hinter Laayoune besuche ich dann noch Foum el Oued, den Strand von Laayoune. Im Winter eher trostlos, da war El Ouatia sehr viel hübscher und lebhafter, auch die Einkaufsmöglichkeiten sind dort besser. Der Standplatz am Gouverneurspalast ist ordentlich mit direktem Blick zum Meer, aber wie schon gesagt, deshalb muss man nicht die weite Strecke fahren. Khnifiss ist der Endpunkt.

In Foum El Oued gibt es keine Hotels, die im Winter geöffnet haben, ich wollte in La Marsa übernachten. Aber 300 DH für ein Zimmer, das nicht besonders toll ist, nein, da fahre ich lieber noch schnell die 160 km bis nach Boujdour. Zum Glück ist es lange hell, ich komme kurz vor 19 UUhr und gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang an. Habe nun ein Zimmer mit Bad und Wi-Fi für 150 Dh. Reicht doch! Und in der Nacht heult dann der Sturm ums Haus.