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19.3. Fantasia und Schönheitsfarm

Der Tag brachte wieder ein paar Highlights, obwohl ich das beim Aufstehen in der „Jugendherbergsunterkunft“ noch nicht wusste. Ich schenkte mir die Dusche, in der Hoffnung, am Abend eine bequemere Unterkunft zu finden und alles nachzuholen. Im Bad lief noch nicht mal das Wasser am Waschbecken, nur der niedrige Hahn am Stehklo war benutzbar. Und die Matratzen. Sehr hart und eher Säcke, keine Bettwäsche, nur Decken. Ich hatte mir ein Bett oben gewählt, Leiter gab es keine, ich brauchte 2 Stühle zum Hochklettern. Aber nachdem ich mein Gepäck zusammengesucht hatte, kam schon der nette Platzwart Khalid, trug es mir die steile Treppe hinunter und lud mich außerdem noch zu einem Frühstück in ein Café in Azrou ein, denn das auf dem Campingplatz hat Dienstags zu. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am Souk von Azrou vorbei und dabei lernte ich, dass ich den gestrigen Souk falsch eingeschätzt hatte. Das war nur ein kleiner mit Lebensmitteln und Kleidung, wo vor allem die Frauen schnell hinspazieren können. Der normale Dienstags-Souk findet vor den Toren der Stadt statt und ist riesengroß. Hunderte Fahrzeuge und sogar Reisebusse waren geparkt, es ist der wichtigste Markt der Region, überall wurden gekaufte Tiere bereits in die Wagen verstaut.
Als ich mich dann Khenifra näherte sah ich neben der Straße plötzlich Pferde, gut und gerne 100 – 200 prächtig aufgesattelte Tiere mit ebenso prächtigen, stolzen Reitern darauf, lange, silber verzierte Flinten in der Hand. Da parkt man natürlich sofort und sieht sich das Schauspiel an. Es war ein regionaler Wettbewerb für Fantasiareiter, die sich damit für die Landesausscheidung qualifizieren. Eine Gelegenheit für schöne Fotos, die auch noch zwei weitere Wohnmobilmannschaften nutzten.
Die weitere Fahrt brachte hübsche Landschaft mit saftigem Grün des frischen Grases und tiefrotem Lehm der Berge, aber sonst keine Highlights. Mein Ziel war Afourer, wo Ilse aus Österreich schon seit Jahrzehnten ein Hotel betreibt und ich sie auch fast schon so lange kenne. Allerdings hatte ich mich nicht angekündigt und wusste nicht genau, ob Ilse überhaupt da ist und ob es ihr noch gut geht. An der Rezeption hielt man mir freundlich die Tür auf und zeigte deutlich, dass man mich kennt. Ich habe dermaßen Probleme mit Gesichtern, kenne nie jemand, aber hier in Marokko kann man sich so leicht alle Menschen merken. Und zum Hotel Chems Tazarkount kommen doch täglich Busladungen voll. Das sind jedoch nur die Durchreisegäste, die zwar das Geld bringen, das auch wichtig ist, aber Ilses’s Herz hängt an den „Schönheitsdamen“. Sie hat in ihrem hübschen Hotel vor den grünen Hängen des Atlasgebirges eine Schönheitsfarm inmitten eines blühenden Gartens aufgebaut, und dort trifft man immer ein kleines Grüppchen netter Damen an. Darauf hatte ich mich eigentlich schon gefreut, musst aber hören, dass erst am Morgen eine Gruppe belgischer Stammdamen abgereist ist, im zarten Alter von 68 – 94 Jahren. Also die hätte ich sehr gern kennengelernt, das müssen agile Damen sein. Und sie zeigen natürlich auch den Erfolg von Ilses Behandlungen.
Damit begannen wir gleich. Ich hatte noch nicht mal Zeit den Koffer auszupacken, da hatte ich schon einen Termin bei der Masseuse. Eine Vollmassage vom Kopf bis zum Langziehen der Beine, ach, das ist genau das richtige nach einer so langen Fahrt. Wie geht es mir doch mal wieder gut. Aber natürlich bin ich noch kurz unter die Dusche gehüpft, denn diesen meinen Duft wollte ich der Dame doch nicht zumuten.
Dann hielt ich mit Ilse ein Plauderstündchen. Nachdem ihre Damen weg sind kann sie sich mal einen gemütlichen Abend leisten und in Lockenwicklern in ihrer gemütlichen Zedernholzküche sitzen statt gestylt im Hotel nach dem rechten zu sehen. Sie muss am nächsten Morgen zu einem Termin nach Casablanca fahren und schön aussehen. Damit ich auch schön aussehe macht sie noch schnell einen Termin für mich zur Gesichtspflege. Ja, Marokko hat viele Gesichter