Archiv für den Monat: März 2016

An den Kaskaden von Tissint

Eben die Sensation: 30 Grad auf meinem Autothermoter! Das erstemal für dieses Jahr. Ich bin in Tata, schon immer eine beliebte Stadt im Winter wegen seines warmen Klimas. Im Sommer kaum auszuhalten. Ich kann mich gut erinnern, dass ich schon im letzten Jahr die gleiche Strecke fuhr und plötzlich anhalten musste, um von einer langen Hose in eine Sommerhose zu wechseln. Aber das ist noch nicht alles. Rundherum ist karge, menschenleere Wüstensteppe. Und das ist genau mein Land. Hier kann ich aufatmen, hier kann ich Mensch sein. Die dicht besiedelte Atlantikküste ist nichts für mich, da bin ich gehetzt und gestresst. Hier bin ich glücklich, hier bin ich zu Hause.
Doch einen Wermutstropfen gibt es noch, ich weiß noch nicht genau, wo ich schlafe. Zwar gibt es in Tata das Hotel Renaissance, dessen Besitzer ich kenne. Dennoch ist es nicht so ganz mein Hotel, ist mir nicht persönlich genug, so wie ich das aus meinen Lieblingsgegenden kenne. Ich mache zunächst meine Arbeit, besichtige die Campingplätze, auch den neuen, der sehr schön geworden ist. Beim Wegfahren begegnet mir ein deutscher Kleinbus, Moment, diese allein reisende Frau kenne ich doch. Also fuhr ich ihr schnell hinterher. Und siehe da, es war Anne Marie. Auch sie will zum Nomadenfestival, wo wir uns auf jeden Fall getroffen hätten, aber so konnten wir uns hier schon mal Guten Tag sagen.
Doch dann überlege ich, vielleicht doch weiter nach Foum Zguid zu fahren. Ich komme von Guelmim, eine lange Strecke, und Tata wäre die ideale Etappenstation, aber in Foum Zguid ist das Bab Rimal von Naji, also sozusagen eine kleine Heimat. Nach der Erfahrung von letzter Nacht, dazu später, rufe ich mal lieber an und frage, ob er auch ein Zimmer für mich hat. „Hallo Naji, ich bin in Tata, möchte hier nicht übernachten.“ Er: „Warum schläfst du nicht in meiner Kasbah in Tissint?“ Ich: „In Tissint?“ Seit wann gibt es da ein Hotel?“ Er: „Seit ich eins gebaut habe. Ich rufe an und lasse dir ein schönes Abendessen richten.“
Ja, das ist es. So ist es immer in „Meiner Heimat“. Und nach Tissint ist es nur eine knappe Stunde auf der schnellen Straße, über die man mit 140 rasen könnte. Aber genau in dem Augenblick beginnt mein Urlaub. Das ist der Moment, in dem mir das Herz aufgeht und ich endlich Zeit für meine Umgebung habe. Zwei Kamel-Mütter begegnen mir, laufen mitten auf der Straße. Das eine Kindchen ist schneeweiß, ach, so eins hätte ich gerne. Zweimal halte ich an, einfach nur schauen. Was hat die Wüste, die Kargheit, nur an sich, dass sie mir so sehr entspricht? Das Hyatt in Taghazoute war wunderschön, der Blick aus dem Fenster auf die weite Bucht so herrlich. Aber für mich geht einfach nichts über die Wüste.
An dem Morgen stand auf meinem Programm Fahrt durch Agadir, noch 2 Plätze besichtigen, dann im Süden Takat, ein Camping in französischem Besitz, der sehr schön ist. Die kurze Fahrt durch den Massa-Nationalpark hat mir schon ein wenig Luft gegeben, habe auch zwei schöne Vögel fotografieren können. In Tiznit dann auch wieder ein neuer Platz, dort stand ein deutsches Wohnmobil und wie sich herausstellte, kannte ich die Besatzung schon vom letzten Jahr. Die Gespräche mit meinen Lesern sind immer nett, und wenn sie noch keine sind, dann bekommen sie sofort ein Buch verkauft. Und dann schließlich das Hotel Mauritania, das oben schon geschildert wurde. Ich blieb bis zum Couscous-Essen und das hat sich echt gelohnt. Eine Riesen-Portion und sehr schmackhaft. Das Lokal war bis auf den letzten Platz besitzt, die Tisch schön eingedeckt und mit Rosenblättern geschmückt. Aber Akkordeonmusik, wie er mir vor zwei Jahren gesagt hatte, gab es natürlich nicht.
Am Nachmittag dann traf ich in der Oase von Guelmim ein. Mein erster Gang ging zum Campingplatz von Hassan, den ich gut kenne. Hassan ist schon speziell. Er wohnt mit seiner Familie mitten auf dem Platz, die Türen immer offen, am Familienleben kann jeder teilhaben. Und genau da polarisieren sich die Meinungen. Die einen lieben es und kommen immer wieder, die anderen beschweren sich über unzulängliche Sanitäranlagen und Schmutz. Okay, es ist korrekt, dass es nur 1 Dusche und 1 WC gibt. Aber sauber ist es immer und das habe ich auch geschrieben. Und genau dafür wurde ich von Lesern heftig kritisiert. Ärgert mich natürlich. Also ging mein erster Gang zum WC. Und alles war sauber. Auch am nächsten Tag war ich nochmal da, es war sauber. Sauber!!! Ich sollte mir ein dickeres Fell zulegen, denn ich ärgere mich darüber. Sollte ich nicht.
Dann ging es zur Auberge Les Nomades, die ich mir insgeheim zur Übernachtung ausgesucht hatte. Nette Gespräche unterm Zelt, Tee und Kekse, aber ein Zimmer gab es nicht. Alles complet. Warum hast du nicht vorher angerufen, sagt Brahim. Ich ärgere mich, natürlich über mich, er hat ja recht. Ich fahre weiter und denke sofort an Saliha. Saliha ist schon eine Welt für sich. Die Französin und konvertierte Muslimim war die erste, die in der Oase ein Gästehaus eröffnet hatte, ihr Konzept ist es, das einfache, dörfliche Leben den Besuchern zugänglich zu machen. So gibt es keine klimatisierten Zimmer mit Bad, sondern einfache Lehmräume mit Matratzen auf dem Boden. Mein Abendessen habe ich mir – freiwillig – mit zwei süßen jungen Katzen geteilt. Im Stall gibt es Ziegen und Esel, Tauben und ein Pfau fliegen herum, die Schildkröte hatte sich gerade versteckt. Statt eines WCs gibt es nur ein Trockenklo, aber als Dusche heizt Saliha gerne die Hammam an. Und das Essen ist toll. Trotz der Einfachheit bleiben viele Leute eine Woche und sie hat für jeden Tag ein ausgeklügeltes Menü. Mit Saliha habe ich übrigens ausgehandelt, dass sie auf ihrem Parkplatz unter den schattigen Palmen eine Stellmöglichkeit bietet, aber nur für wenige kleinere Fahrzeuge. In den nächsten Campingführer kommt das rein, in der app ist es schon.
Ich habe mich also freundlich aufgenommen gefühlt, aber ein wenig mehr Luxus hätte ich schon gerne, was letztendlich zu der heutigen Übernachtung in Tissint geführt hat. Dieser winzige Ort in einer einst blühenden, heute darbenden Oase ist bekannt durch seine schönen Kaskaden, die das salzige Oued Tissint bildet. Auch der französische Sahara-Eremit Charles de Foucault hat im letzten Jahrhundert hier eine Zeitlang gewohnt, woran noch ein kleines Museum erinnert. Und in diesem gottverlassenen Dorf gab es natürlich kein Hotel. Bis Naji auf die Idee kam. So etwas geht manchmal schnell in Marokko.

Abstieg

Abschied nehmen steht auf meiner Reise immer ganz groß im Vordergrund, nie kann ich bleiben, immer muss ich weiter. So musste ich auch das Traumhotel in Taghazoute verlassen und hatte schon so etwa im Sinn, wo ich am Abend schlafen werde. Doch zunächst muss ich meine Pflichten erledigen und Campingplätze besuchen. Etwas Neues hat sich auf dem Gebiet nur in Tiznit ergeben, dort ist ein neuer Platz, den ich zwar schon im Führer hatte, aber noch nicht selbst besucht. Er ist nett, alles okay, empfehlenswert. Ich hatte schon mehrmals auf dem Camping Tazerzite südlich von Tiznit übernachtet und wollte es auch diesmal. Zwar gibt es ein gutes Billighotel in der Stadt, aber ich wollte mir und meinem Auto den Trubel nicht antun. Aber in Tazerzite habe ich mich diesmal nicht wohl gefühlt. Es war windig und kalt und ich fuhr wieder zurück nach Tiznit.

Dort ist das Hotel Mauritania. Den 5 Sternen von Taghazoute wird es nicht ganz gerecht. Das Hotel mit Bar und Restaurant stammt noch aus der Kolonialzeit und ist ganz typisch für Hotels dieser Epoche. Es verdient sein Geld hauptsächlich mit der Alkohollizenz und am Haus wurde kaum etwas modernisiert. Aber seit kurzem wurde es von der Französin Emilia übernommen. Und seitdem ist es ein Geheimtipp. Schon die Flure sind nett dekoriert, die Holztüren bemalt, die Zimmer haben neue Betten, die meisten mit Duschbad, alles ist sauber und adrett. Und der Preis ist unschlagbar! DZ 80 DH und 180 DH. Zum Haus gehört ein abgeschlossener Hof, in dem mein Disco sicher untergebracht werden konnte. Aber der besondere Tipp ist das Restaurant. Die von Einheimischen besuchte Bar liegt nach hinten raus und stört kaum, das Restaurant nach vorne mit kleinem Parkplatz und einigen Tischen davor. Der tüchtige Karim empfängt die Gäste sehr nett, beim zweitenmal gibts schon ein Küsschen. Man speist Brochette oder Tajine für 50 DH, eine Flasche Wein kostet nur 70 DH. Und jeden Sonntagmittag gibt es ein großes Couscous-Essen (80 DH), zu dem bis zu 100 Leute kommen.

Da ich an einem Samstag ankam, wurde ich nach dem berühmten Küsschen von Karim sofort an einen Tisch gesetzt, zwei Flaschen Bier kamen gleichzeitig und kurz danach Brochettes. In der Küche waren die Männer schon eifrig am Gemüse schnibbeln für das Couscous am nächsten Tag. Und dann bekam mein Disco sein Parkhaus und ich meine Suite Royale. Und von wegen morgen früh abreisen, ich muss auf jeden Fall bis zum Couscous bleiben, dann darf ich weiter.

Gegenüber ist ein nicht mehr genutztes Haus mit schönen Arkaden, keine Ahnung, was früher darin war. Unter den Arkaden ist eine Heimstatt für eine ganze Gruppe von Schwarzafrikanern inklusive Wäsche auf der Leine. Ich frage Karim, was dahinter steckt. Er sagt, das seien Fluchtwillige, die den Weg nach Europa nicht geschafft haben, sich hier sammeln und nun auf eine Möglichkeit zum Heimtransport warten.

Ich freue mich, dass ich nicht so leben muss und ziehe mich in meine Suite zurück, zum Arbeiten und Ruhen. Denn in diesem Luxushotel ist natürlich auch gut funktionierendes Wlan auf dem Zimmer.

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Vögeln

Ich glaube, ich bin für die Campingführerwelt verloren. Ich weiß ja nicht genau, worin der Reiz der Vogelbeobachtung besteht, aber seitdem ich in Florida eine Riesenkollektion der dortigen Vögel angelegt habe, natürlich alle nur mit der Kamera geschossen und dann benannt, reizt es mich auch in Marokko sehr, den Vögeln nachzujagen. Statt dass ich Campingplätze besichtige stoppe ich auf freier Strecke, nur weil sich gerade ein Vogel auf einen Baum gesetzt hat und ich ihn unbedingt digital einfangen muss. Dann habe ich auch noch im Tichka in Marrakech bei meinen Kamingesprächen einen Vogelkundler kennengelernt. Brahim führt Gruppen von Hobby-Ornithologen an die entsprechenden Stellen und kann die französischen und lateinischen Namen nur so runterrasseln.

5 Sterne mit Carlos – Kuchen

Eines Tages muss auch die Princess de la Tichka ihre Residenz in Marrakech verlassen und so ging es weiter Richtung Essaouira. Dort sind wieder einige Campingplätze zu begutachten, den Ort selbst habe ich erst im letzten Jahr gemacht. In Sidi Kaouki wieder nette Gespräche mit Campern, dann musste ich mir ein Quartier suchen. Diesmal ganz einfach. Das Le Kaouki gehört der Freiburgerin RoRo. Sie bietet in der heutigen medialen Welt ein Haus ganz ohne Strom und Wi-Fi, dafür aber mit romantischem Kerzenlicht und gutem Essen. Es ist nur ein kleines, eher privates Haus und so haben die zehn gemütlichen Zimmer auch, wie es früher üblich war, kein privates Bad, zudem sind sie nur einfach, aber liebevoll eingerichtet, dennoch hat der Platz etwas magisches und zu RoRo kommen daher vor allem Stammkunden immer wieder, weil sie sich einfach wohl fühlen und in der internetfreien Zone einfach mal abschalten können. Dazu gehören durchaus auch Prominente, die sich anderes leisten könnten. Leider war RoRo nicht anwesend, aber ihre Hausdame Khadija nahm mich freundlich auf. Nicht ganz so freundlich war Cleopatra, die alte Katzendame, der ich den Platz am Kaminfeuer streitig machte und die sich mit einem Kratzer revanchierte.

Dann ging es weiter zur „Platte“ bei Taghazoute. Die ist allen Campern wohlbekannt. Es handelte sich um eine große, freie Fläche am Strand in der milden Bucht von Agadir, wo Jahr für Jahr tausende von Campern überwinterten. Zahlten nur dem Parkwächter eine kleine Gebühr, ließen ihre Abwässer frei in die Natur laufen und wurden von fliegenden Händlern mit Brot, Wasser, Fisch und Gemüse versorgt. Die paradiesische Zeit endete, als neue Campingplätze in der Region entstanden, deren Besitzer den Platz voll und ihre Investionen raus haben wollten und schließlich erkannte man auch, dass sich diese wunderschöne Bucht wundervoll für Hotelprojekte nutzen ließ. Nun endlich ist auf der Höhe, also nicht am Strand, ein großes Golfhotel eröffnet worden, doch die weiteren Bauarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen. Vor dem Strand soll eine richtige kleine Medina Gäste anziehen, mit Shops und Restaurants die Besucher zum Bummeln animieren. Neben dem Hotel ist ein Golfplatz schon in Betrieb. Und in dieses Hotel hat mich meine Agentur geschickt, damit ich es testen und evtl. für meine Reiseangebote nutzen kann.

Ungern schwärme ich von einem Hotel, vor allem einem großen, ziehe ich doch kleine persönliche Gästehäuser vor. Aber in diesem neuen Hotel auf dem Hügel über Taghazoute kann man nicht anders, es ist einfach ein Traum. Von außen weiß, einfach, kubistisch, modern. Eine sehr schöne Poollandschaft auf der Terrasse über dem Meer. Obwohl alles noch sehr neu angepflanzt ist macht der Garten doch schon einen hübschen Eindruck, in dem ich mich wohl fühle. Aber das besondere ist das Zimmer, ein ganz normales Standardzimmer. Von der Terrassentür eröffnet sich der Blick auf die weite Bucht, einfach unglaublich. Am Tage, aber auch in der Nacht. Ich konnte die Vorhänge zum Schlafen nicht zuziehen, so schön ist dies.

Und dabei ist alles noch lange nicht fertig. Im Moment gibt es nur das Hotel und den Golfplatz daneben. Zum Hotel gehörige Villas sollen Ende des Jahres fertig werden, ebenso die Medina unten auf der Ebene vor dem Strand. So ist man im Moment auch auf das Hotel angewiesen, zum Bummeln gibt es wenig. Aber ein Shuttle bringt die Gäste zum Strand am Fuße des Hotels oder nach Agadir.

Was mich fasziniert sind auch die kleinen Dinge. Im Schrank ein Bügeleisen und Brett, im Bad eine Wäscheleine, wo gibt es das denn sonst. Sehr gute Pflegeprodukte und die Dusche, die möchte ich gerne mitnehmen. Heißes Wasser kommt in festem Strahl, sie bietet auch Platz für 2 Personen und man kann sich sogar auf eine Bank setzen.

Eine gemütliche Sitzecke bietet einen herrlichen Blick nach draußen oder auch zum drehbaren Fernseher, und bei schönem Wetter kann man auf der Terrasse einen Drink genießen. Auf jeder Etage gibt es eine Eismaschine, im Zimmer ein Behälter, aber auch das Personal bietet an, Eiswürfel aufs Zimmer zu bringen. Und um 17:30 Uhr joggt der Manager zum Strand mit seinen willigen Gästen.

Negativ für mich ist nur, dass ich nur in den Genuss von Übernachtung und Frühstück komme. Also packe ich den Kuchen, den Carlos mir in Algeciras mitgegeben hat, aus und koche mir einen Kaffee zum Abendessen. Im Zimmer gibt es alles Notwendige dazu. Ja, so kann man auch leben. Nur schade, dass ich morgen wieder abreisen muss.

 

Westsahara

Unser Außenminister reiste kürzlich nach Marokko, um mit der Regierung über die Aufnahme der abgewiesenen Asylbewerber zu verhandeln. Marokko soll zum sicheren Herkunftsland erklärt und die Asylgesuche somit abgelehnt werden. Natürlich muss dafür eine Gegenleistung erbracht werden, genauso wie kürzlich in den Verhandlungen mit der Türkei.

Nun, ich muss sagen, die Gegenleistungen, die man Marokko gewährt, sind mir sehr viel lieber als die Geschenke an die Türkei.

Der Hauptstreitpunkt ist die von Marokko annektierte Westsahara. Marokko betrachtet die als zum Land gehörig, während die UN den vertriebenen Saharouis beisteht und eine irgendwie geartete Selbstständigkeit unterstützt. Aber in Wirklichkeit steckt hier Algerien mit drin. Algerien unterstützt die Saharaouis, aber nicht aus Menschlichkeit, sondern damit sie selbst eine Hand über dieses umstrittene Gebiet haben. Ein weites, leeres, menschenfeindliches Land. Ja, es gibt Bodenschätze, hauptsächlich Phosphat, aber wichtiger sind vielleicht die reichen Fischvorkommen vor der Küste. Die Landgrenze zwischen Marokko und Algerien ist schon seit Jahrzehnten geschlossen, die beiden Staaten verfeindet. Und kürzlich wurde ein Fischereiabkommen zwischen Marokko und der EU für ungültig erklärt, da ein Teil der Fänge aus westsaharischem Gebiet kommt. Und genau da setzt Frank-Walter Steinmeier an. Er verspricht in diesem Punkt Unterstützung bei dem Streit mit der EU und möchte im Gegenzug, dass Marokko seine Landsleute wieder aufnimmt. Die haben ja zumeist ihren Pass verbrannt und Marokko muss das anerkennen und neue Papiere ausstellen.

Ich habe einen Standpunkt dazu. Ich erinnere mich noch gut an den Kriegszustand in der Westsahara, als Bomben fielen, als nach Mauretanien hin ein Wall voll Elektronik und Minen gebaut wurde. Nun ist endlich Ruhe, und nicht nur das, Marokko hat nicht nur die Bodenschätze ausgebeutet, sondern sehr viel in das Land investiert. Nicht alle Saharouis leben in Lagern in Algerien, wie es immer heißt, auch in Marokko gab es viele Zeltstädte. Die wurden komplett aufgelöst und Wohnungen geschaffen. Algerien hat dies nicht getan. Die Westsahara hat viele Vergünstigungen, die Preise sind niedriger als im übrigen Marokko und ein Saharoui kann dort gut leben, zur Schule gehen und wird gesundheitlich versorgt. Nur wenn er aufbegehrt, Terror ausübt, wird er verhaftet und sicher auch nicht gut behandelt. Eben wie Terroristen überall auf der Welt. Aber muss das sein? Laayoune ist eine derart schöne, moderne Stadt geworden, wo man gut leben kann. Es geht der Westsahara sehr viel besser als zu früheren Zeiten. Und Marokko ist bereit, die Westsahara als weitgehend autonomen Teil von Marokko zu behandeln.

Für mich gehört die Westsahara eindeutig zu Marokko. Und ich bin gegen Kleinstaaterei. Dinge verändern sich im Laufe der Zeit, Grenzen verändern sich, wenn es anders wäre, könnte gerade Deutschland so einige Ansprüche nach Osten hin stellen. Nur einen Kleinstaat würde ich befürworten, ich hätte nichts dagegen, wenn sich Bayern mitsamt seinem Seehofer abspaltet und ich denke, das hätte breite Unterstützung im übrigen Deutschland. Aber man muss akzeptieren, dass die Welt weiter geht. Den Saharouis ging es noch nie in der Geschichte so gut, wie denen, die heute in Marokko leben.

Und wenn Amnesty International gerade mit dem Argument Westsahara Marokko als sicheres Herkunftsland ablehnt, so muss man auch mal ganz klar sagen, dass die jungen Marokkaner, die nach Deutschland gekommen sind und nach Asyl rufen, keine unterdrückten Saharouis sind. Es sind die Looser, die Glücksritter, wie sie mir gegenüber ein Marokkaner genannt hat. Junge Leute, die das schnelle Geld machen wollen, die das Glück in Europa suchen und die auch vor Kriminalität nicht zurückschrecken. Marokko ist ein friedliches Land, das sich genau wie Deutschland gegen seine Gegner wehrt. Junge Menschen müssen kämpfen, um einen Beruf und eine Anstellung zu erhalten, die Arbeitslosigkeit ist hoch, ja. Wie in vielen europäischen Ländern auch. Aber es ist möglich. Ich habe einen guten Freund, der ohne Geld ganz klein begonnen hat, ein Geschäft aufzubauen und es ist ihm gelungen und er gibt vielen seiner Landsleute Arbeit und Brot. Ich bewege mich hier im Tourismusbereich, da ist das kein Einzelfall, da gibt es viele Beispiele. Nur wer sich hängen lässt, es gar nicht erst versucht oder sein Glück vom Ausland abhängig macht, der scheitert letztendlich.