Ich habe einen Rundgang über die Campingplätze von Mhamid gemacht. Es hat sich nichts verändert, alles wie gehabt. Auf Hamada du Dra habe ich Deutsche getroffen, auf El Khaima und Boussole nur Franzosen. Aber das ist eine Momentaufnahme. Mein absoluter Lieblingsplatz dagegen, Iguidi-Tours, war leider leer. Ich finde dort nicht nur die Landschaft wunderschön, man blickt in die Weite der Wüste, es ist auch unglaublich ruhig. Kein Laut aus dem 2 km entfernten Mhamid dringt herbei, kein Motorengedröhn der ziemlich lästigen Rallye. Und die Leute sind sehr, sehr liebenswert. Freundlich, nicht aufdringlich, noch richtige blaue Männer der Wüste. Und das Dromedar dort benimmt sich wie ein Haustier, kommt durch die Tür, schaut sich um, wo es was zu fressen, hört genauso viel oder wenig aufs Wort wie ein Hund. Wenn ich campen würde, hier wäre es.
Und auch bei Isolde war es wieder nett, es war gerade eine kleine geführte Tour dort.

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27.1. Rachida
Im Moment gibt’s nicht zu erzählen. Gestern abend spät ist meine Freundin in Zagora eingetroffen und nun gibt’s viel zu reden und wenig zu recherchieren. Morgen geht’s nach Mhamid. Um aber noch mal aufs Wetter zurückzukommen, das ist hier in Zagora bisher am besten von allen Regionen Marokkos, in den ich bisher war. Es sind auch etliche Grad wärmer als in Merzouga. Wir hatten sehr schöne Tage, wo man tagsüber am Pool liegen konnte und abends war es auch eher mild. Kalt nur ganz früh am Morgen.
Noch 25.1. Werkstatt
Die Übernachtung im Prend ton Temps hatte noch etwas Gutes: ich bekam einen Tipp für eine gute Werkstatt. Obwohl ja meine Bremsen vorne und hinten erst vor kurzem ausgetauscht wurden, leuchtete mein Display in sattem gelb: Bremsbeläge verschlissen! Das gibt einem kein gutes Gefühl. Genauso ungern gehe ich aber in eine Werkstatt, die ich nicht kenne, und mein gelber Engel Abdou ist im Ausland. Durch die Tschechen mit ihrem durchgebrochenen Disco erfuhr ich aber, dass Belaids Cousin Ali ganz in der Nähe eine Werkstatt hat, und zwar die beste von Zagora. Ali hat in Frankreich den KFZ-Meister gemacht, dann das Team Jutta Kleinschmitt bei Rallyes begleitet und als die Paris-Dakar nicht mehr über Marokko ging, seine eigene Werkstatt in Zagora aufgemacht. Er hat es nicht nötig, seinen Kunden hinterher zu fahren, bei Ali ist immer sehr viel los, weil er einfach gut ist. Und er kommt auch mit Land Rover neuerer Bauart klar. Ich hatte ja am Morgen eh nichts anderes zu tun, bevor ich wieder ins Dar Sofian einchecken konnte, also nichts wie hin. Simultan wurde an mindestens vier Fahrzeugen gearbeitet und Ali fand ziemlich schnell heraus, was falsch war. Alle Bremsbeläge in Ordnung, aber der Sensor, der die Meldungen ans Display gibt, war abgerissen. Fazit: Lauter nette Gespräche gehabt (mit Wüstenmaus und Olle), Displaymeldung weg, alle Reifen überprüft, Luftfilter ausgeblasen, Auto gewaschen, 100 Dirham gelöhnt.
Und nun genieße ich wieder mein kleines Paradies.

25.1. Prend ton temps
Am Abend hat Belaid noch Musik gemacht. Doch die Nacht wird furchtbar. Hin und her wälzen auf der ausgelegenen Matratze und dem harten Kissen bis drei Uhr, dann lesen bis vier Uhr. Neuer Schlafversuch, kein Erfolg. Fünf Uhr aufstehen, duschen. Wieder ins Bett und lesen. Sechs Uhr höre ich die Nachbarn aufstehen. Ihr Disco 1 war bei einer Geländefahrt aufgeschlagen und das Chassis gebrochen. Dabei sind sie Teilnehmer der Intercontinentalrallye nach Schwarzafrika und wollen ihr Team noch einholen. Idoumou in Mauretanien wartet schon auf sie. Der tschechische Fahrer ist Offroad Instructor bei der Land Rover Experience und sein Stolz ist schwer angeschlagen. Und dann schlafe ich doch ein Stündchen bis 7.30 Uhr.
Doch eigentlich bin ich echt ungerecht. Mein kleines Zimmerchen wird ausreichend von der Klimaanlage geheizt, der dünne Duschstrahl ist heiß und es gibt außer mir keine vielbeinigen Mitbewohner. Und das Frühstück ist auch kein Angriff auf meine schlanke Linie. Was will man mehr? (Mein Riad Sofian natürlich!).
Noch 24.1. Abstieg
Gestern habe ich im Luxus geschwelgt, heute bin ich in einer Billigabsteige. So ist das Leben. Aber während das früher für mich ganz normal war fällt es mir heute richtig schwer. Ich bin doch nicht mehr gemacht für das einfache Leben und warte nur darauf, dass ich morgen wieder umziehen kann. Dabei hatte ich mir das so nett vorgestellt. Ich hatte noch nie in der einfachen Auberge von Belaid geschlafen, war nur ab und zu zum Essen hier oder habe der Musik zugehört. Aber nun sind die einfachen Zimmerchen doch nicht das richtige. Augen zu und durch, was anderes hilft da nicht.
24.1. Riad Dar Sofian
Es sieht fast so aus, als bestehe meine Reise in Marokko nur aus Essen. Denn nun bin ich im schönen Riad Dar Sofian angekommen und wieder gibt’s alle Köstlichkeiten des Landes. Ich kam gerade zur Mittagszeit an, also wurde mir gleich ein Tisch zurechtgerückt. Beim Hauptgang nahm ich mich zusammen und bestellte nur Salat, dazu gab es aber wieder ein absolut köstliches Brot. Und dann meinte man, eine Nachspeise müsste doch sein. Mhm, Dattel-Tarte. Ein Gedicht, wenn es auch gleich zwei Törtchen waren. So gut, dass ich sogar vergaß, ein Foto zu machen. Auch das leckere Abendessen verlief ohne Dokumentation, dafür lichte ich für alle aber das Frühstück ab. Man beachte: es ist für nur eine Person! Da hilft auch das morgendliche Joggen nichts, wobei ich heute zwei andere freundliche Läufer getroffen habe.

Gestern Abend habe ich einen Rundgang auf dem Campingplatz Oasis Palmier gemacht, der gleich neben dem Hotel liegt. Und traf dabei Rudi an. Rudi wohnt schon seit Jahrzehnten in Marokko und ich traf ihn zuvor ein einziges Mal, als ich vor über 20 Jahren in der Gegend von Rich eine Autopanne hatte. Er war mit behilflich. Und so standen wir dann plötzlich voreinander. Morgen geh ich noch mal zu einem Plauderstündchen rüber.
Ansonsten waren die letzten Tage wenig aufregend, aufschreibenswert ist nur ein neues Gästehaus, das ich in Agdz fand. Und zwar im Zentrum. Die besseren Gästehäuser liegen ja alle in der Palmeraie, im Zentrum gab es nur ein sehr primitives Hotel sowie das Kissane am Ortsanfang, das auch nicht gerade ein Schmuckstück ist. Nun hat aber Lahcen das Haus seiner Familie sehr hübsch renoviert und bietet dort zwei Gästezimmer an. Ein wirklich guter Tipp. Man fühlt sich als wohne man im eigenen Haus, und das mitten im Ort, wo man das Leben schön beobachten kann.
Dar Anti-Atlas, am zentralen Platz, Tel. 0673 – 13 13 14, lahcensud@hotmail.fr. Wem es gelingt, eines der zwei Zimmer, jeweils mit eigenem Bad, zu ergattern, ist in Agdz am besten aufgehoben. Lahcen hat das Stadthaus der Familie wunderschön restauriert und bietet diese beiden hübsch eingerichteten Zimmer für Gäste an. Das Zimmer im 1. Stock ist ein wenig größer und hat ein Bad innerhalb, der 2. Stock ist wie eine kleine Wohnung mit winzigem Schlafzimmer, extra Bad und kleiner Terrasse. Frühstück wird bereitet, aber es gibt auch eine kleine Küche, wo man sich selbst etwas bereiten oder den Kühlschrank nutzen kann. Und alles ist ordentlich und sauber. DZ/ÜF 250 bzw. 350 DH. Ideal auch für eine Familie. Parkmöglichkeit vor dem Haus. Wenn die Kapazität nicht ausreicht so hat die Familie ein weiteres Gästehaus im Palmenhain.
22.1. Skoura, 7:00 – 8:30 Uhr
Die Sonne geht auf. Unglaublich dieses rötliche Schauspiel, das sich vor meinen großen Glasfenstern ausbreitet, ich kann direkt vom Bett aus hinausschauen. Zwar kann ich die Sonne nicht direkt sehen, aber sie taucht die lehmbraunen Hügel in einen rötlichen Schimmer, in der Ferne glitzern die schneebedeckten Atlas-Höhen, davor der tiefgrüne Palmenhain. Heute laufe ich nicht, denn die vielen bellenden Hunde in der Nacht flößen mir Respekt ein.
Und mal ein paar offene Worte zum Wetter: Das ist das letzte Mal, dass ich im Januar in Marokko bin. Es ist saukalt hier! Die Häuser können nicht richtig geheizt werden. Jedes Hotel hat eine Klimaanlage, aber im Winter heizt sie nicht richtig, im Sommer kühlt sie genauso wenig. Die Zimmer sind groß und schlecht isoliert. Im letzten Jahr war ich zu der Zeit in Mauretanien und dort war es doch erheblich wärmer. Ich muss mir das im nächsten Jahr irgendwie anders einteilen, zusehen, dass ich erst im Februar hierher komme. Sofian sagt mir zwar tröstend, dass der Winter hier nur drei Wochen dauert, aber die habe ich wohl gerade erwischt. Noch bin ich nicht krank und ich bitte Allah, dass dies auch so bleibt.
Noch ein weiteres Hindernis tut sich auf. Januar und Februar sind, wie oben gesehen nicht ohne Grund, die schwächsten Monate im Tourismus. Diese Zeit nutzen daher viele Hotels zu Umbaumaßnahmen. Es wird ja immer weiter ausgebaut und verschönert und da nimmt man sich natürlich solche Zeiten vor. Auch hier im Talout ist das nicht anders, einige Räume bekommen ein neues, größeres Bad.
Zum Frühstück gibt es wieder meine Lieblingsspeise, die dünnen 1000-Löcher-Crepe. Ich liebe die! Und dazu die leckeren Konfitüren hier. Nur einmal, ausgerechnet in meinem schönen Tichka in Marrakech, bekam ich Marmelade in Portionspackung, scheußlich, denn die Marmelade, die hier in den großen Dosen angeliefert wird, ist einfach köstlich. Als Auswahl gibt es immer Erdbeere, Aprikose und Feigen, mehr brauche ich echt nicht. Ach doch, natürlich eine Ecke La Vache qui rit und ein gekochtes Ei, dies eingewickelt in Galette, die öligen, kalorienreichen Pfannkuchen. Da bin ich satt bis zum Abend und vielleicht noch ein wenig mehr. Wer sagt in Marokko gäbe es kein gutes Frühstück, der hat keine Ahnung.
noch 21.1. Skoura zum zweiten
Heute muss ich bei den Ereignissen ganz hinten anfangen. Wie gut, dass ich ganz allein in der Auberge Chez Talout bin, und niemand mich hört. Denn ich kann gar nicht an mich halten, hier ohne Begeisterungsstöhnen zu essen. Hmh, was schmeckt das gut. Dabei habe ich bisher nur den Salat bekommen. So was gutes, so köstlich. Ich wusste ja, dass man hier gut isst, erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich damals, vor etwa fünf Jahren, zum erstenmal hierher kam. Das Ambiente gefiel mir, ich blieb für eine Nacht, aber als dann das Abendessen serviert wurde, war es um mich geschehen, einfach unbeschreiblich gut. Damals im Sommer gab es kalte Gurkensuppe, heute im Winter warmen Salat, immer passend zur Jahreszeit. Der Clou waren die karamellisierten Quitten. Und dann das Brot! Niemand sonst in Marokko macht das so gut. Einfach ein Gedicht. Und seit ich angefangen habe, Reisen in Marokko zu organisieren, ist dieses Hotel fester Standpunkt für jede Rundreise, die von Marrakech in Richtung Schluchten geht. Eine meiner Kundinnen hat es Palast der Winde getauft. Heute weht zwar kein Wind, aber der Name ist doch sehr passend, Chez Talout liegt auf der Höhe eines an sich kahlen Hügels, aber der Blick, der sich von der Terrasse bietet, ist einfach umwerfend. Ein 360 ° Grad Blick zwischen den Schneebergen des Hohen Atlas und den kahlen Hängen des Anti-Atlas, dazwischen die tiefgrüne Palmeraie mit ihren lehmbraunen Kasbahs.

Und nun kommt mein Tajine, ich hatte mir Tajine mit Pflaumen gewünscht. Es sind auch noch Aprikosen dabei, aber das wichtigste, es ist noch ein „echtes“ Tajine. Heute werden ja in immer mehr Hotelrestaurants die Zutaten für das Tajine in einem großen Topf gekocht, und dann in kleinen Tajineformen angerichtet. Das hat absolut nichts mit einem echten Tajine zu tun. Ein echtes muss in der Tajineform geschmort werden, und am besten muss es in der Mitte ein ganz klein wenig anbrennen. Das gibt es die Geschmacksabrundung. Inzwischen bekommt man am Straßenrand ein besseren Tajine als in den meisten Hotels. Nicht jedoch im Chez Talout. Hier ist es natürlich perfekt!
Als ich heute Mittag hier ankam erzählte man mir, dass gerade ein Fest zu Ende geht, eines, das bisher in keinem Reiseführer verzeichnet ist. Deshalb rief man mir sofort einen Führer und wir fuhren in Windeseile durch die engen Pisten der Palmeraie. Und schafften es, gerade noch rechtzeitig anzukommen.
Seit vielen Jahrhunderten ist es in der Umgebung von Skoura Tradition, Mouloud, den Geburtstag des Propheten, mit einem Fest zu feiern. Es dauert 8 Tage und findet jeden Nachmittag an einem anderen Marabut statt. Es gibt jeweils eine Art Jahrmarkt, mit Popcorn, Eis und Schlangenbeschwörer. Eine Art Mini-Djemaa el-Fna, nur original. Die dicht gedrängten Zuschauer, Männer, Frauen, Kinder, stammen aus den Dörfern, Touristen gibt es keine. So muss es auf dem Djemaa el-Fna auch zugegangen sein, bevor die Touristenhorden einfielen und sich die Händler und Gaukler ganz darauf eingestellt haben. Die Hauptattraktion ist aber der Schlangenbeschwörer. Zunächst sammelt er Geld ein, seine Kameraden heizen ein mit lauter Musik, und als er genug bekommen hat, öffnet er den roten Holzkasten und lässt die Kobra raus. Und ich habe keine Videokamera dabei, ich könnte mich sonst was!


Dieses Fest, das heute seinen achten und letzten Tag begeht, hat den Höhepunkt am siebten Tag. Da findet ein großes Moussem statt, mit Musik und Tanz. Schade, ich habe es gerade um einen Tag verpasst. Die religiösen Feste verschieben sich ja jedes Tag um 11 Tage voraus, schade, das bedeutet, im nächsten Jahr ist es gleich nach Neujahr, eine Zeit also, wo die meisten Wohnmobilfahrer noch nicht durch Skoura kommen. Aber wenn doch jemand da ist, die Brüder vom Campingplatz sind gerne behilflich, die Feststätten zu finden, und ich als Touristin wurde freundlich geduldet.
Hinter diesem schönen Tagesausklang verblassen die anderen Aktivitäten, die ich heute gemacht habe. Ich habe vor allem Zaid von der Source Lalla Mimouna noch mal besucht, da es damals so furchtbar geregnet hat und ich auch ein Foto von ihm machen wollte. Das ist also Zaid.

21.1. Errachidia, 7:30 Uhr, 1,4° C
Eiskalt, also noch eine Schicht zulegen unter dem Laufoutfit. Und dann rund ums Hotel Tinit. Brrrrh. Aber die letzten zwei Tage in Erfoud war das laufen ausgefallen wegen Matsch und fehlender Piste ums Hotel.
Irmgard umsorgt mich danach mit einem leckeren Frühstück. Sie macht die Konfitüren immer je nach Saison frisch, diesmal gibt es Mandarinen- und Orangenkonfitüre. Beides sehr lecker genau wie der Datteljoghurt. Das Hotel ist offiziell geschlossen wegen Umbau, daher kann ich keine Fotos machen. Aber ich fühle mich dennoch sehr wohl hier.
20.1. Camping Hakkou und Rekkam
Das war mal wieder ein ergiebiger Tag. Zunächst ging es zum Caming Hakkou. Er ist neu im Ziztal, kurz nach dem schon bekannten Camping Tissirt. Er stellte sich als sehr kleiner Platz heraus, vielleicht 10 – 15 Fahrzeuge passen rein. Man hat schon anständige Stromanschlüsse geschaffen und die Duschen sind richtig groß, da kann man sogar zu zweit duschen, ein Waschbecken gibt es auch. Camping Tissirt finde ich schöner, ist so richtig lauschig, aber hier überzeugen die netten Brüder, die alles für ihre Camper tun. Die Frau des Hauses backt morgens auf Bestellung das Fladenbrot aus selbst angebautem und verarbeitetem Mehl und auch für Tajine oder Couscous werden vorwiegend eigene Produkte verwendet.
Dann ging es weiter nach Boudenib, denn dort hat ja ein Franzose gerade einen Campingplatz angelegt. Er ist auf einem großen Gelände am Oued Ghuir und durch das Tor passen auch Dickschiffe. Noch ist nicht alles perfekt, aber es werden schon Gäste empfangen. Die Duschen und WC sind fertig, das Wasser wird im großen Holzofen geheizt. Auch hier sind die Duschkabinen sehr groß und enthalten ein Waschbecken, die Toiletten haben Sitz- und Stehmöglichkeit. Eine Küche bietet Tajine und sonstiges an. Francois war nicht vor Ort, aber sein Vertreter Youssef hat alles sehr gut gemacht, mir alles gezeigt und auch noch einen Spaziergang zum alten Ksar gemacht.
Ich war natürlich schon öfter in Boudenib, aber für mehr als eine kurze Stippvisite hat es nie gereicht. Die Stadt bietet auf den ersten Blick wenig, was für Touristen interessant ist, sie hat noch nicht mal eine Tankstelle, was schon ungewöhnlich ist. Nun aber habe ich mit Youssef einen kleinen Rundgang gemacht und war angenehm überrascht. Boudenib liegt weniger als 100 km von den Touristenstützpunkten entfernt und ist dennoch unglaublich untouristisch, noch richtig jungfräulich. Im Zentrum sitzen die alten, markigen Männer im Café, trinken Tee, spielen Dame, unterhalten sich, lassen sich von einer einsamen Touristin absolut nicht stören. Youssef muss zum Bäcker, der backt sein Brot natürlich noch im Holzofen und lässt sich gerne fotografieren.

Youssef hat für mich ein Tajine vorbereitet und beginnt damit, Teller und Besteck herbeizubringen, aber ich erkläre ihm, dass ich erstens nicht alleine essen will und zweitens nicht vom Teller. Er ist richtig erleichtert. Ein Tajine schmeckt natürlich nur richtig gut, wenn man die Soße mit frischem Brot aus dem Tontopf auftunkt, in dem es gebrutzelt wurde. Vor Jahrzehnten habe ich nur so gegessen in Marokko, aber in den letzten Jahren hat sich alles sehr touristisch entwickelt, man isst nicht mehr mit mir, sondern serviert fein auf einem Teller für mich alleine. Im Restaurant schiebe ich den Teller oft weg. Aber Youssef lässt sich nicht lange bitten und wir tunken gemeinsam. Dazu gibt es Harissa, das seine Mutter selbst hergestellt hat.
Nach dem Essen fahren wir in den alten Ksar Boudenib. Er ist heute weitgehend zerfallen, nur wenige Familien wohnen noch dort. Der Staat hat ein großes Schild aufgestellt, das auf eine Restaurierung hinweist. Aber man hat lediglich Mauern um die Ruinen gezogen, keine Häuser renoviert. Schade. Mehr Leben ist dagegen in den zwei Ölmühlen. Es ist ja gerade Olivenernte. Und auch hier lassen sich die Männer gerne fotografieren, sind sogar stolz und ich bin mal wieder überwältigt von der Freundlichkeit der Menschen hier. Nicht ein Kind hat uns angebettelt, niemand drängt sich auf, aber wenn man was will erklären sie alles sehr freundlich. Wir finden ein Marabut und ein Bewohner ruht nicht, bis er endlich die Antwort auf meine Frage gefunden hat, wie dieser denn heißt. Es ist wohl eher ein unbekannter Marabut, aber er heißt wie mein Führer Sidi Youssef.
Zum Schluss besuchen wir noch Khalid. Er heißt nicht wirklich so, wird nur von den Dorfbewohnern so genannt. Er ist Franzose und hat eine Frau aus Boudenib geheiratet. Die beiden haben nun ein typisches Dorfhaus zu ihrem Wohnhaus gemacht, wo sie drei hübsche Zimmer auch für Gäste anbieten. Die Zimmer sind rustikal einfach, aber hübsch und sauber eingerichtet und haben jeweils ein eigenes Bad, so dass damit die erste richtige Unterkunft in Boudenib bereitgestellt wird. Bisher gab es nämlich nur ein heruntergekommenes Hotel im Zentrum mit einfachen Zimmerchen ohne Bad, nur mit Bett und kalter Etagendusche. Ich kann nur empfehlen, hier mal ein paar Tage zu bleiben. So bekommt man einen wirklich guten Einblick in das unverfälschte, ländliche Marokko. Zum Haus gehört sogar eine Hammam.
La Posada, in einem östlichen Vorort, N31 57.390 W03 36.139, 0668 – 93 95 64. Ein Franzose mit seiner einheimischen Frau hat die erste akzeptable Unterkunft in Boudenib geschaffen. In ihrem typischen Dorfhaus, in dem sie auch wohnen, wurden drei Gästezimmer eingerichtet. Sie sind sehr hübsch, alles ist sauber und jedes hat ein privates Bad, eine richtige Revolution für Boudenib, wo es bisher nur ein sehr primitives Hotel gab. Und im Haus gibt es sogar eine Hammam. Hier findet man Frieden und Ruhe und bekommt einen Einblick, wie die Menschen in dieser untouristischen Region leben. HP pro Person 250 DH. Und wer sich selbst etwas zubereiten möchte kann eine kleine Küche nutzen.
Hätte ich vorher gewusst, dass es eine solche Gîte im Ort gibt, ich hätte vielleicht eine Übernachtung eingeplant. Aber so hatte ich bereits vorher mit Irmgard ausgemacht, dass ich die Nacht bei ihr verbringen will. Irmgard ist aus Südtirol, spricht daher deutsch, hat einen Mann aus Boudenib geheiratet und hat nun das nette Hotel Auberge Tinit in Errachidia. Schon lange wollte ich sie mal treffen, heute endlich hat es geklappt. Dafür hat es mit Thomas nicht geklappt, der ist auf seiner Farm.