Bevor es wieder zurück nach Deutschland geht wollte ich noch eine kleine Tour machen. Ich war einmal in St. Petersburg, aber nur sehr kurz, da ein Gewitter drohte und ich noch weit zurückradeln musste. Aber seitdem wünschte ich mir, noch einmal zurück zu kommen, um mehr von der Stadt zu erleben. Deshalb habe ich also 3 Nächte hier in einem AirBnB gebucht, weil ich die Hotels nicht bezahlen kann. Und ja, schon am ersten Tag hat sich die Tour völlig gelohnt. Zunächst habe ich einen neuen Bike Shop gefunden, der auch meine Bücher anbieten wird, aber noch wichtiger ist das schöne Wetter. Für die ganze Woche ist Sonnenschein mit 30 Grad gemeldet, kein Tropfen Regen (obwohl wir den dringend bräuchten) und bei dieser Temperatur fühle ich mich so richtig wohl. Das ist es, was mich hier nach Florida bringt. Obwohl – wenn der Trail voll durch die Sonne geht, dann kann es schon mal heiß werden.
Spiral Trail
Mein erster Stopp war Clearwater. Von dort führt ein Highway nach Clearwater Beach und entlang geht ein Bike Trail. Wichtiger war mir aber der spiralförmige Trail, der dort sein soll, der mir aber bei meinem ersten Besuch völlig entgangen ist. Diese Küste von Florida ist sehr viel touristischer und mehr besucht als mein Daytona Beach an der Ostküste, deshalb ist parken hier nicht kostenlos, aber ich Geizhals suchte und fand natürlich einen kostenlosen Spot. Aber was noch toller war, ich hatte keine Ahnung, wo diese Spirale ist, aber nach 200 Metern stand ich genau davor. Sie ist nicht eigentlich Teil des Trails, sondern führt hinauf auf die Brücke und zum Trail. Ich fuhr dann zum Strand und dort war es richtig, richtig voll. Zwar geht dort entlang des Strandes auch ein Trail, den man auch fahren darf, aber kaum kann, denn es sind natürlich Unmengen von Fußgängern unterwegs. Es war gerade ein Festival am Laufen, bei dem Skulpturen aus Sand gebaut werden.
AirBnB bei Austin
Ich fand die Biketour herrlich, aber ich habe die Leute am Strand nicht beneidet, das ist einfach nichts für mich. Jedem Tierchen sein Pläsierchen. In St. Petersburg kann ich erst ab 16 Uhr einschecken, also bin ich zum nahen Eagles gefahren, um was zu trinken und aufs Klo zu gehen. Dieses Eagles war sehr viel kleiner als unseres, wir haben ja fast 4000 Mitglieder, dieses hier etwa 300, deshalb sind die Räume auch klein und es wird nicht so viel geboten. Aber dafür Herzlichkeit. Man hat mich sehr nett aufgenommen und sogar angeboten, mich mit deutschstämmigen Leute in Verbindung zu bringen, aber ich bin ja nur auf der Durchreise.
Nun aber zu meiner Unterkunft. Ich habe diesmal ein Zimmer, wo noch nicht mal ein Arbeitstisch steht, aber ich kann den Arbeitsbereich des Hausherrn benutzen, der meist nicht da ist. Austin ist sehr nett und hilfsbereit, aber naja, ist halt ein Junggesellenhaushalt. Zwar ist es nett eingerichtet, aber recht kahl und das benutzte Geschirr steht schon eine Weile in der Spüle, obwohl die Gäste angehalten werden, hinter sich zu säubern. Aber für 3 Tage geht es, ich habe etwa 170 Euro bezahlt, in einem Hotel hätte ich dafür nicht mal eine Nacht bekommen.
North Bay Trail
Ich trage das Gepäck ins Zimmer und setzte mich dann sofort aufs Rad. Ab auf den Pinellas Trail und nach Downtown St. Petersburg. Zwar wollte ich das endlich mal erkunden, aber irgendwie hat es doch nicht geklappt, weil direkt an der Demens Landing, wo ich damals aufgehört hatte, der North Bay Trail beginnt und ich gleich weiter gefahren bin. Es ist ein wunderschöner Weg entlang der Bay, aber auch hier viele Spaziergänger. Ich kenne einige Blogs, wo gesagt wird, dass die Amerikaner nicht wissen, wozu ihre Füße sind, jeden Meter mit dem Auto zurücklegen, aber auch in dieser Sache sind die USA sehr gespalten. Es gibt doch viele Menschen, die es hinaus in die Natur zieht, die sportlich sind, walken, joggen, skaten, biken. Ich genieße es, fahre immer sehr vorsichtig an Fußgängern vorbei. Hier in USA benutzt man keine Klingel, man ruft vor dem Überholen laut: on your left. Das Problem ist nur, dass die alle einen Knopf im Ohr haben und außer ihrer Musik nichts hören. Aber deshalb mache ich auch ganz langsam.
Ich schaue mir auf google maps an, ob es nicht möglich ist, eine Runde zurück zu meiner Unterkunft zu fahren, statt den gleichen Weg zurück. Und wirklich, man zeigte mit eine Strecke entlang der 30sten Straße an und ich fahre los. Es ist tatsächlich eine richtige Bikelane und ich hoffe nur, dass es bis nach Hause so bleibt. Dann ertönt neben dem Trail Musik, ich stoppe und bin begeistert, eine Kneipe mit Live Music zu finden. Bleibe stehen und fotografiere, da spricht mich eine junge Frau an. Wir reden ein wenig, ich erzähle, dass ich auf Besuch sei und schon fragt sie mich, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr zu segeln. Oh, das klingt gut, ja, würde ich gerne. Wir tauschen unser WhatsApp Kontakt aus, schon das erstaunt mich, da der normale Amerikaner kein WhatsApp kennt und nutzt. Später lese ich, dass St. Peterburg eine sehr liberale Stadt ist. Vickie will mir Zeit und Adresse senden. Bin mal gespannt.
Die Bikelane führt tatsächlich bis fast zu meiner Unterkunft. Ich lerne Austin kennen, der ist ganz erstaunt, dass ich tatsächlich so eine lange Tour geradelt bin. Also, es waren nur 25 km und ich bin vorher schon nach Clearwater gefahren, aber das kleine Bäuchlein des noch recht jungen Austin zeigt mir, dass er nicht so ganz zur sportlichen Sorte gehört. Ein sehr aktiver herrlicher Tag geht zu Ende, mal sehen, was der Morgige bringt.