Archiv für den Monat: Februar 2020

Lake Apopka Wildlife Drive

Nach diesem traumhaften Abend hätte ich nie damit gerechnet, dass heute ein weiteres Highlight kommt. Und doch war es so. Zunächst mal kurz über mein AirBnB. Als ich ankam war ich nicht ganz so begeistert, denn mein Zimmer ist klein und es gibt keinen Tisch zum Arbeiten. Das ist ein Manko für eine Schriftstellerin. Aber das Paar, das dieses Haus betreibt, ist einfach super. Rafaele ist Spanier, kam vor 32 Jahren in die USA und arbeitet als Lehrer. Seine Frau Cindy hat er in der Schule kennengelernt, auch sie ist Lehrerin. Die beiden sind super nett. Da nimmt man auch das Fehlen eines Schreibtisches in Kauf. Und ihnen hatte ich ja den gestrigen Abend zu verdanken.

Heute ging es wieder auf den West Orange Trail und kurz nach Mittag hatte ich die Recherche dazu abgeschlossen. Also noch Zeit für eine weitere Aktion. Ich hatte eine Karte über den Lake Apopka und dort war ein Wildlife Drive eingezeichnet. Also ein Spaziergang mit dem Auto. Ich weiß, Greta wäre nicht begeistert und auch die Alligatoren sind es nicht, die sonst einen netten menschlichen Happen zu fressen bekämen. Außerdem ist er 11 Meilen lang, das wäre zu Fuß zu viel. Mit dem Rad ginge es ja, aber da kann ich gleich vorwegnehmen, dass es für Radfahrer einen separaten Trail gibt, dazu später. Und außerdem taten mir meine „privaten Teile“ weh, wie die Amis so schön sagen, vom vielen Radfahren.

Auch in der Nähe von Daytona, auf Merritt Island, gibt es einen Wildlife Drive. Auch der ist wunderschön, habe ihn mehrmals gemacht. Er kostet allerdings eine Eintrittsgebühr, während dieser Drive kostenlos ist. Und schon ging es los. Wer Entenbraten liebt und ein Gewehr hat wäre hier begeistert, noch nie habe ich so viele Enten gesehen, eine schöner als die andere. Und natürlich auch andere Wasservögel, groß und klein. Und Alligatoren. Aber natürlich ist es ein geschütztes Naturreservat, das wissen die Tiere auch, denn ich kam noch nie so nahe an die Vögel heran, sie haben keine Angst. Auch den ersten Alligator, der seinen Kopf tief im Wasser vergraben hatte, hätte ich bequem streicheln können, so nah war er. Aber es wäre vielleicht mein letztes Alligatorstreicheln gewesen. So unbeweglich die Tierchen aussehen können, so schnell sind sie auch wenn nötig.

Dann kam ich an die alte Pumpenstation. Hier treffen sich Auto-Drive und Fahrradweg und ich erfuhr, dass es rund um den Lake Apopka einen wunderschönen Trail gibt. Er ist nach Auskunft eines Radlers etwa 30 Meilen lang mit nur einem Ein- und einem Ausgang. Zu lang also für mich. Aber unglaublich schön. Für dieses Jahr ist das zu viel, aber ich verspreche euch, im nächsten Jahr kommt das in meine neue Ausgabe.

Mariachi – Musik

… oder Zufälle gibt es nicht.

Man muss das Haus verlassen, um etwas zu erleben, selbst wenn das Haus in Port Orange steht. Das war heute ein so grandioser Abend, war so toll. Das hätte ich nicht in Port Orange erlebt und erst recht nicht in Taunusstein.

Doch von vorn. Heute früh fuhr ich für drei Tage nach Winter Garden und Apopka, um den West Orange Trail zu erkunden. Das ist zwar nur knapp 100 km von Port Orange entfernt, aber ich brauche mehrere Tage dazu und wollte nicht täglich den weiten Weg zurück fahren. Darüber werde ich euch später berichten. Kurz zuvor schrieb ich eine Email an einen John, den ich zwar nicht kenne, der mich aber mal angeschrieben hatte, weil er über Bike-Ereignisse informiert werden will. Nun habe ich zwar ein Buch über Bike Trails geschrieben, aber über Bike Ereignisse weiß ich nichts. Mit einer Ausnahme, unser schönes Ereignis am 1. März. Also schrieb ich eine Email, um darauf hinzuweisen, und erwähnte auch, dass ich das Wochenende in Winter Garden sein werde. Umgehend kam eine Antwort zurück, dass er doch gleich am Orange Trail in Winter Garden wohne und er und seine Frau mich gerne treffen würden. Klar, wenn das problemlos geht, warum nicht. Ich parkte mein Auto in Winter Garden Station, fuhr den Trail zuerst in die eine Richtung, dann wieder zurück zum Auto, bevor ich die andere Richtung erkunden wollte. Und so ergab es sich super, dass ich John und Gisela für eine erholsame Kaffeepause treffen konnte. Und war überrascht, dass Gisela eine Deutsche ist. Und beide waren sehr, sehr sympathisch. Vor lauter Erzählen vergaß ich fast meine Aufgabe.

Doch die Zufälle waren für diesen Tag noch nicht erschöpft. Am Nachmittag kam ich in meine AirBnB-Unterkunft, duschte und fragte nach einem guten Tipp für ein Restaurant. Man empfahl mir La Porta, einen Mexikaner.

Nun muss ich aber erwähnen, dass ich sehr viel lese, und vor allem amerikanische Krimis. Im Augenblick ist Harry Bosch dran, geschrieben von Michael Connelly, und der Detektiv bei der Polizei von Los Angeles muss gerade den Mord an einem mexikanischen Mariachi-Musiker aufklären. Der Schuss ging direkt durch seine Vihuela, ein fünfsaitiges gitarrenähnliches Instrument. Das Opfer gehörte zu einer Mariachi-Band, die traditionelle mexikanische Musik spielen und sich am Wochenende in Los Angeles auf dem Mariachi-Platz treffen, um darauf zu warten, dass sie von jemanden engagiert werden. Erwähnt war auch, dass sie dafür traditionell gekleidet sind.

Ich war noch nie in Mexiko und kenne die Musik nicht. Der Krimi war trotzdem spannend. Und da schickte mich mein Gastgeber in dieses Restaurant. Er erwähnte schon, dass dort auch immer Polizisten essen und am Wochenende Musik spiele. Ohne diese Empfehlung wäre ich nie in das Restaurant gegangen, denn es sah ziemlich einfach aus. So ganz anders als die Lokale im blank geputzten Daytona Beach. Und drinnen saß tatsächlich der Sheriff. Schwer bewaffnet mit Frau und Tochter. Nie würde man so etwas in Deutschland sehen, aber hier ist es üblich. Die Gastwirte mögen es sogar, gibt es doch den Gästen ein Gefühl von Sicherheit. Ich fühlte mich direkt in meinen Krimi versetzt.

Zunächst musste ich aber einmal überlegen, was ich trinke. Im Angebot waren zwei Margueritas zum Preis von einem, was mich sehr anmachte. Aber dann nimmt mich draußen auf dem Parkplatz der Sheriff fest? Ach was solls. Wie sagte erst gestern mein Ex-Polizei-Offizier Roger? Die Polizei schaut nicht nach weißen gesetzestreuen Personen. Also zwei Margueritas und das Buffet. Der Polizist stellte sich nach dem Essen übrigens brav in die Schlange an der Kasse und zahlte, nicht dass man denkt ….

Und dann kam der Mann mit der Vihuela (der ja eigentlich tot sein sollte). Gitarrenähnlich ja, aber in der Größe eher wie ein Bass. Und in der traditionellen Kleidung. Ich konnte es gar nicht abwarten, dass es endlich losging, füllte die Zeit, indem ich versuchte, heimlich ein Foto vom Sheriff zu machen. Langsam trudelten auch die anderen Musiker ein, überraschenderweise waren auch zwei Frauen dabei. Und sie spielten ein Lied. Es war so schön. Und meine zwei wirklich köstlichen Margueritas hatten mich auch in die richtige Stimmung gebracht. Holte schon mal einen Geldschein aus der Tasche und richtig, die Gruppe ging von Tisch zu Tisch. Wer ihnen einen Schein zusteckte, dem spielten sie etwas. Fragten mich zuvor happy oder love. Ich sagte happy. Aber der Lovesong am Nebentisch war viel schöner, so dass ich beide aufgenommen habe. Es war richtig was los in der Bude und ich war begeistert. So ein schöner Abend. Und endlich weiß ich, wie Mariachi Musik klingt und kann meinen Krimi zu Ende lesen.

 

Historische Beach Street im Umbruch

Eigentlich wollte ich nur nach Daytona Beach fahren, um ein paar neue Fotos vom Sweatheart Trail zu machen. War erst vor wenigen Wochen dort, aber hatte dies vergessen. Aber war baff erstaunt, was dort in der Beach Street vor sich geht. Diese hübsche, vierspurige Straße im ältesten Teil der Stadt hat auf der Westseite nette kleine Geschäfte, auf der Ostseite grenzt der Riverside Park an mit dem Biketrail. Und nun ist die Straße, eine Woche vorher noch unversehrt, aufgerissen. Ich musste mich erst durchgoogeln, um herauszufinden, was vor sich geht. Man will die Straße auf nur zwei Spuren verschmälern, was nicht ohne Proteste der Bürger vor sich geht. Um so dann mehr Platz zum Bummeln zu erhalten. Na, ich bin mal gespannt. Überhaupt wird ja in dieser Straße viel gebaut, auch ein vielgeschossiges Parkhaus, obwohl ich nicht so recht erkennen kann, wieso hier Parkraum fehlt. Wenn ich komme gibt es immer zahlreiche Leerstellen.

Ich fuhr den Trail zum Manatee Island, ein kleiner Park nur wenige 100 Meter entfernt auf einer winzigen Insel im Fluss, erreichbar über einen Boardwalk. Doch der war nun geschlossen. Und das historische Haus, das direkt am Zugang zur Brücke steht, stand auf Rädern. Es war das Heim von Josie Roger, der ersten Bürgermeisterin von Daytona, und wurde 1878 gebaut. Und aus irgendeinem Grund muss es nun weichen. Da ich keine Informationen darüber finden kann habe ich die örtliche Zeitung angeschrieben und muss nun abwarten, ob sich etwas tut.

Graham Swamp

Damit war meine Recherche beendet, aber noch nicht meine Energie. Also ging es zum Graham Swamp. Der gehört nicht zu meinen Biketrails, da er nicht schön geteert, sondern nur für harte Mountainbiker ist. Ich parkte, schaute mich um, der Pfad sah recht einfach und flach aus, aber da kam ein ziemlich kleiner, doch athletischer und schweißgebadeter junger Mann und wollte sein Bike in einem riesigen Pickup verstauen. Wir hatten einen netten Austausch und danach war es klar, diese Piste ist nichts für mich. Untypisch für Florida handelt es sich hier um ein hügeliges Waldgebiet und der Trail ist sehr anspruchsvoll. Also wanderte ich lieber ein wenig. Der Mountainbike Pfad ist getrennt vom rot markierten Wanderweg, aber die beiden kreuzen sich oft, und ich bekam so einen guten Eindruck. Der Pfad sollte knapp 5 km sein, aber plötzlich stand ich an einem Ausgang. Nicht der, wo mein Auto geparkt war. Das hieß also, ich muss den gleichen Weg zurück. Wie langweilig. Also ging ich einige Zeit über den Biketrail und verlor absolut das Gefühl für die Richtung, denn dieser Pfad schlängelt sich in unzähligen Kurven durch den Wald. Mein GPS war nicht dabei. Und dann stand ich wieder vor dem gleichen falschen Ausgang. Diesmal wollte ich lieber über die Straße zu meinem Auto gehen und dachte, das kann doch nicht so weit sein. So kann man sich täuschen. Es waren doch noch fast 2 km über eine ziemlich häßliche Straße.

Klapperschlangen oder Wein

Freitag war das Wetter wieder ein wenig besser und so konnte ich der Einladung von Roger Fulton, ihn auf einen Ausflug zum Rattlesnake Lake zu begleiten, folgen. Diesmal nicht auf einem Biketrail, sondern einer festen Sandstraße durch den Wald, ideal für unsere Fahrräder, aber schlecht für seinen Offroad Jeep, mit dem er es mal versucht hatte, weil Regen Fahrspuren so tief ausgegraben hatte, dass selbst sein Jeep nicht hoch genug war. Da braucht man schon diese übergroßen und höher gelegten Räder, die man hier manchmal sieht. Aber zwischen den Spuren war guter, ebener Grund für uns.

Wir trafen uns mit noch zwei weiteren Frauen. Es ging wunderschön durch sumpfigen Wald, aber nein, wir sahen weder Rehe, noch Alligatoren noch Klapperschlangen am Rattlesnake Pond. Von daher also etwas enttäuschend. Aber das wird bei Roger immer dadurch aufgewogen, dass er Wein und Bier dabei hat und wir danach noch zu einem Gläschen zusammen sind. Diesmal im Stehen auf dem Parkplatz.

So ganz langsam scheint Roger mich doch als Kollegin zu akzeptieren. Ich hatte ihm ja mein Bikebook geschenkt und nun hat er mir einen Zugang zu seiner Datenbank der Wander-, Kayak- und Radwege geschickt.

Auch der Sonntag stand unter dem Zeichen Bike. Wir trafen uns im schönen Haus von Maggie, der Präsidentin des Vereins St. Johns River to Sea Loop, um das große Bike Event am 1. März vorzubereiten:

https://river2sealoop.org/spring-springs-family-fun-ride-and-trail-celebration

Ich werde wie schon im letzten Jahr die kurze Strecke für Familien und Kinder führen. Am Ende ist wieder ein Barbecue im Blue Springs Park, aber diesmal haben wir einen großen Smoker Truck dabei. Ich kenne so etwas ja noch nicht, aber es ist etwas, worin eine Spezialität aus Texas gemacht wird, Brisket, das sind große Rinderstücke, die geräuchert und ganz langsam geschmort werden. Danach schneidet man sie in Scheiben und serviert sie auf Ciabata Rolls. Bin schon sehr gespannt. Und mein Sweep wird wieder wie im letzten Jahr der zerstreute Professor für Aeronautik Jason von der Embry Riddle University mit seinem winzigen Klapprad sein.