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West Orange Trail
Nun aber endlich der lange versprochene Bericht über den West Orange Trail. Immer wenn ich in meiner Umgebung von meinem Buch über Bike Trails berichtete fragte man, ob ich den West Orange Trail kenne. Es musste also etwas ganz besonderes sein und reizte mich sehr. Klar war vor allem, dass er in meine neue Ausgabe gehört. Allerdings liegt er auch dicht bei Orlando und damit in einer sehr verkehrsreichen Gegend. Achtspurige Straßen sind dort die Regel. Aber es musste sein. Ich suchte mir eine Unterkunft in Apopka, denn ich rechnete 4 Tage für die Recherche, es ging ja nicht nur um diesen Trail, rund um den Lake Apopka gibt es noch zwei weitere Trails, die sehr vielversprechend aussahen. Zunächst mache ich dann immer eine Internet-Recherche, um so viel wie möglich herauszufinden. Schön ist auch, dass es gerade über diese Gegend sehr gute Unterlagen gibt, so kann sich jeder in den Trail-Stationen eine gute Karte kostenlos besorgen.
Station ist übrigens das zutreffende Wort. Dieser Trail wurde großenteils auf einer alten, eingestellten Bahnlinie gebaut, und die Bahnhöfe, also Stationen, sind heute wunderschöne Trailheads. Ich fuhr zunächst zur Winter Garden Station, die schön in der Mitte liegt. Ich traf dann später Gisela, von der ich bereits berichtet habe, und sie sagte mir, dass sie die Trails in meiner Umgebung so langweilig findet. Ich war natürlich etwas gekränkt, liebe ich doch unsere Radwege so sehr, dass sie mich sogar zu meinem Buch veranlasst haben.
Doch nachdem ich den West Orange Trail kennengelernt habe, muss ich Gisela Recht geben. Er ist wunderschön. Hier geht es nicht nur durch Natur, sondern auch durch sehr schöne urbane Regionen. Winter Garden, wo ich begann, das aber in der Mitte des Weges liegt, ist wirklich ein Traum. Es ist eine kleine, sehr charmante Stadt, in seinem historischen Ortskern ganz ohne die üblichen Fastfood-Ketten, hier gibt es europäisch anmutende kleine Restaurants und Cafés, und der Trail geht mitten hindurch. Und er ist belebt. Es ist zwar gerade Wochenende, aber dieser Radweg wird sehr gut angenommen und bringt damit auch Kunden in das lokale Business, etwas, das anderen Orten sehr fehlt. Ein Radweg in Florida ist immer eine Bereicherung für den Ort, es hebt auch den Wert der Grundstücke, die daran grenzen. So haben Gisela und John ihr schönes Wohnhaus gerade deshalb gewählt, da es an den Trail grenzt. Dass es außerdem direkt am schönen Lake Apopka liegt war natürlich auch ein Argument.
Von Winter Garden ging es dann zunächst ans westliche Ende, wobei man durch Oakland kommt. Das hat zwar nicht ein so hübsches Ortszentrum, es ist eher eine Schlafstadt für Menschen, die in Orlando arbeiten, aber dafür wunderschön. Herrliche alte Südstaatenhäuser unter moosbehangenen Eichen begrenzen den Weg und auch die neuen Siedlungen sind in einem passenden Stil gebaut. Ja, hier kann man es aushalten. Das Ende liegt dann in Killarney Station, von hier aus geht ein Trail weiter westlich zum Lake Minneola, aber der wird von mir später gefahren, heute muss ich zurück nach Winter Garden.
Am zweiten Tag habe ich mir dann die Strecke nordöstlich von Winter Garden angeschaut bis zum Ende des Trails in Apopka. Was für ein Unterschied. Apopka ist absolut hässlich, eigentlich genau so, wie man sich amerikanische Orte vorstellt, mit einer verkehrsreichen vierspurigen Straße durchs Zentrum und Fastfood an Fastfood. Trotzdem halte ich für einen Kaffee bei Dunkin Donuts und will am Drive-in Fenster bestellen, aber die Dame ignoriert mich vollkommen auf meinem Fahrrad. Erst als ein Pickup herankommt winke ich ihn vors Fensterchen und erst dann werde ich gefragt, was ich möchte.
Nein, Apopka ist nicht meine Welt. Es wird im Gegensatz zu Winter Garden sehr stark von AfroAmerikanern bewohnt und manch einer warnte sogar, es wäre nicht ganz sicher dort. Ich hatte keine Probleme, aber eins ist klar, diese Straße im Zentrum kreuzt man besser nicht mit dem Fahrrad, deshalb wurde hier auch ein aufwändiger Übergang gebaut, den ich dringend empfehle auch zu benutzen. Die Autos halten nicht. Jenseits geht es dann zur Apopka Station, auch dies wieder ein ehemaliger Bahnhof, und von dort noch einige Kilometer weiter nach Norden, die ich auch brav bis zum Ende fahre. Ich muss ja alles über den Trail erfahren. Aber jedem der hierher kommt kann ich nur raten, Apopka Station zum Umdrehen zu benutzen. Weiter geht es entlang einer sehr breiten verkehrsreichen Straße und von Schönheit ist hier nichts mehr zu sehen.
Zuvor hatte ich mir eine Unterkunft ausgerechnet in Apopka gesucht, ich kannte es ja nicht, wählte den Ort nur, weil er ideal an der Strecke lag und auch preiswert war. Doch war dies völlig okay. Orte in Florida sind ja meist sehr groß und weitläufig und so gibt es auch ruhige Gegenden. Meine Unterkunft lag in einem Privathaus in einer gepflegten Vorstadt und ich war recht zufrieden.
Das Buch kann im Onlineshop bestellt werden, es ist in Englisch.