Archiv der Kategorie: Marokko

Reisebericht

Fort Bou Jerif

Auch gestern fuhr ich wieder 400 Kilometer, alles nur, um möglichst viel in möglichst kurzer Zeit hier abzufahren. Ich fühle mich in dieser Region am Atlantik einfach nicht zu Hause, was aber auch mit den Unterkünften zu tun hat. Inzwischen sind die mir sehr wichtig geworden, ich fühle mich nur da wohl, wo ich richtig gemütlich wohnen kann, und wenn es nur eine Nacht ist. Und davon gibt es hier am Atlantik wenige, nicht so viele wie in meinem geliebten magischen Dreieck Marrakech – Dratal – Erg Chebbi. So war gestern der Gedanke für mich, in Assa schlafen zu müssen, einfach schaurig. Es gibt dort nur ein einziges Hotel, seit langer Zeit, und es ist halt so ein übliches marokkanisches Dreisterne, unpersönlich und dafür zu teuer. In El Ouatia hatte ich immer auf dem Campingplatz ein Bungalow bezogen, es war zwar einfach, aber ich habe mich trotzdem wohl gefühlt, weil ich Platz hatte und mein Auto direkt davor parken konnte. Habe ja auch Kaffee dabei und konnte mir den zubereiten. Diesmal war mein Hauptgrund, nach El Ouatia zu kommen, der neue Camping Equinox, den ich noch nicht gesehen hatte. Aber irgendwie habe ich mich dort auch nicht wohl gefühlt. Das Zimmer, das ich bekam, war nur klein, 1 großes, 1 kleines Bett, keine Sitzgelegenheit. Bad zwar sauber und schön gekachelt, aber noch nicht mal ein Haken. Ich wollte zwei Nächte bleiben, aber nein, hier gefällt es mir nicht. Und auch den Verwalter, der mir als so nett geschildert wurde, empfand ich eher als aufdringlich. Also nichts wie weg. Darin bin ich gut.

Zunächst ging es aber noch weiter nach Süden, deshalb kamen so viele Kilometer zusammen. Ich wollte einerseits wissen, was aus den freien Stellplätzen dort geworden ist, andererseits den verbilligten Sprit der Westsahara volltanken, und mein Tank war auch ganz schön leer. So ging es also runter und die gleiche Strecke wieder rauf, was schon nervtötend ist mit dem vielen LKW-Verkehr auf der N 1. Kurz vor Guelmim dann das erste Neue, ein Campingplatz, der mir gemeldet worden war als ganz nett, entpuppte sich als ziemlich schmutziger Bauernhof, auf dem weit und breit niemand anzutreffen war, dessen TV aber laute religiöse Lieder in die Landschaft plärrte. Ich machte den TV aus, aber es kam trotzdem kein Mensch. Nur Katze und Hund sprachen mit mir. Und später dann bei Guelmim eine zweite Adresse, die ich noch nicht kannte, auch hier kein Mensch vor Ort. Auch nicht telefonisch zu erreichen. Ja, so kann man aber nicht auf Campinggäste hoffen.

Dann ging es Richtung Plage Blanche mit einem Abstecher zum Fort Bou Jerif. Genau 10 Jahre war ich nicht mehr dort, da wird es Zeit für einen Check. Und als ich schließlich ein deutsches Ehepaar mit Unimog dort treffe, das ich schon aus Foum Zguid kannte, war die Entscheidung gefallen, ich bleibe hier, auch wenn es sauteuer ist. Das ist ja nun absolut der teuerste Übernachtungsplatz für Camper in Marokko, ohne dass groß etwas geboten wird, man muss ja ziemlich weit abseits fahren. Von der Asphaltstraße sind es noch 9 km ziemlich holprige Piste, was ich einem Wohnmobil nicht raten würde. Kleine Mietwagen kommen hier aber durchaus. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, das Essen ist gut und lohnt durchaus. Für Camper wird eine Halbpension zu 250 DH angeboten, inklusive dem Platz hoffe ich doch.

Ja, und nun kommt die große Frage. Fahre ich nach Sidi Ifni? Dort wohnt Maria und ja, ich würde gerne ihr neues Haus sehen und mit ihr einen Kaffee trinken. Aber die große Übernachtungsfrage ist dort wieder offen, wo schlafen. Es gibt dort kein einziges Hotel, zu dem ich Beziehungen habe, in dem ich gerne bleiben würde. Auf dem Camping Erkounte nördlich davon schon, aber es ist halt einfach nicht meine Richtung. Nach der vielen Fahrerei will ich nicht wieder so viele Kilometer machen, wo ich eigentlich nicht hin will und wieder zurück muss. Denn mein Ziel von hier aus ist die Oase von Tighmart. Da gibt es schöne Unterkünfte.

Eine neue Entdeckung

Das war gestern wieder so ein Erlebnis, wie ich es liebe. Eine neue Strecke zu entdecken. Ich hatte so einiges nahe der Atlantikküste zu erforschen und plante, von Foum Zguid nach Icht zu fahren, dort zu übernachten, dann weiter nach Assa und von dort eine neue Straße zu erforschen, die es vorher nicht gab. Laut Google earth sollte sie zumindest teilweise geteert sein.

Die Straßen in diesem Bereich sind gut, leer und ohne Kontrollen, also kam ich so flott voran, dass ich noch vor dem Mittagessen in Icht war. In Assa dann etwa um 14 Uhr. In diesem verlassenen Kaff im einzigen überteuerten Hotel so lange wohnen, nein, danke. Außerdem reizte es mich ja viel zu sehr, diese neue Straße zu fahren. Vor Jahren hatte ich den Beginn der Bauarbeiten gesehen und man sagte nur so lapidar, sie ginge nach TanTan. Das wäre schön, denn da will ich hin.

Der Abzweig ist gut zu finden, die schmale Straße absolut menschenleer. Zunächst eher langweilige Landschaft. Nach 45 km folgt der erste Ort, am Eingang stehen zwei riesige Pferdestatuen. Doch sonst bietet das Örtchen mit viel neuem Beton nichts. Erst ein ganzes Stück weiter wird die Landschaft dann richtig schön, zu Beginn eine kleine Oase um eine Quelle und alles voller blühender Blumen. Spuren belegen eindeutig, dass die Quelle als Viehtränke genutzt wird, aber im Moment ist niemand da. Das heißt außer den Fröschen, die einen Höllenlärm machen.

Nach der Oase wird die Landschaft richtig schön, die ersten nur hier endemisch wachsenden Euphorbien und Arganien kommen, eine herrliche Felsschlucht erfreut das Auge. Und dann liegt etwas mitten auf der Straße. Ich fahre drum herum, setze zurück. Eine Schlange war gerade bei ihrem Mittagsmahl, hatte das Tierchen gerade angeknabbert, als ich sie vertrieb. Tut mir leid, du schöne braune Rennnatter. Sie warf mir giftige Blicke zu und verzog sich, den kleinen Waran konnte ich nicht mehr retten. Es handelt sich um eine Eidechsennatter – Malpolon monspessulatus.

Dann kam ich nach Tiglet, ein Dorf bisher abgeschnitten von der Welt. Aber so schön an einem großen Oued, einem Zufluss des Dra, gelegen und von einem dichten Palmenhain geschützt. Auf den 100 km bis zum nächsten Ort hatte ich nicht ein einziges Auto getroffen, erst ab dort gab es hier und da mal einen Bauer, der mir mit seinem uralten Land Rover entgegen kam. Als ich dann die N 1 zwischen Guelmim und TanTan erreichte begann nach dieser herrlichen Ruhe der totale Horror. Die N 1 ist eine ganz bedeutende Straße. Nicht nur ist sie der einzige Versorgungsweg für die Menschen in der Westsahara, eine äußerst wichtige Militärverbindung, aber vor allem auch die einzige Sahara-Verbindung ins südwestliche Afrika. Auf der eher schmalen zweispurigen Straße war ein unermüdlicher LKW-Fluss, kein Spaß, die dauernd zu überholen. Nach insgesamt 680 km an nur einem Tag kam ich erschöpft in El Ouatia an, wo ich auf dem Campingplatz wohnen wollte. Und nach der Abreise von Foum Zguid mit über 35 Grad war die feuchte, neblige Kühle hier einfach nur ein Schock. Ich will wieder weg!

Djebel Sarho

Spaß macht es nicht, die Piste von Boumalne in den Djebel Sarhro zu fahren. Weder für den Fahrer, der viel zu angespannt ist, um sich die herrliche Landschaft anzuschauen, weil die Piste fast nur aus Felsstufen besteht und er trotz Schrittgeschwindigkeit dauernd fürchten muss, dass die Reifen das nicht aushalten, aber auch nicht für die Passagiere, die viel zu durchgeschüttelt werden und sich zu krampfhaft festhalten müssen, um die Landschaft zu genießen. Am besten kann man diese herrliche Bergwelt zu Fuß erleben und dazu werden auch überall Trekkingtouren angeboten. Allerdings ist an der schwierigen Piste ein großes, offizielles Schild angebracht, das besagt, dass diese Strecke asphaltiert werden soll. Das wird ein Verlust für jeden sein, der die schöne Landschaft liebt, das ist doch ein ganz gehöriger Einschnitt. Aber aufhalten kann man die Entwicklung nicht.

In Nekob wollte ich mir wieder ein paar Hotels anschauen. Der Deutsche Hartmut Dahnelt hat dort ja seinen Lebenstraum verwirklicht und inmitten der 45 Kasbahs von Nekob das sehr urige Hotel Kasbah Ait Omar gebaut. Aber irgendwie klappt es nicht mit uns. Die Geister scheinen sich gegen uns verschworen zu haben. Ich will es nicht im Einzelnen schildern, das Hotel ist schön, aber ich nahm das Angebot, dort zu wohnen, nicht an. Hauptsächlich weil an dem Tag kein Gast da war und ich mich deshalb einsam gefühlt hätte.

Weiter ging es zum Hotel Ennakhil. Da habe ich sogar mal vor vielen Jahren meine einzige Nacht bisher in Nekob verbracht. Ich konnte es kaum glauben, aber im Eingang stand der Besitzer und erkannte mich sofort. Dabei waren das wohl an die 15 Jahre her. Aber er erwähnte Einzelheiten, die keinen Zweifel aufkommen ließen. Auch hier eine Einladung. Doch ich ließ es offen. Wollte ja noch zur Auberge Bassou, die mir empfohlen worden war. Sie liegt 5 km außerhalb ganz allein auf dem flachen Land. Auch hier war ich völlig allein mit dem Inhaber und wollte ganz sicher nicht bleiben. Die Auberge ist hübsch, die neun Zimmer sind nett eingerichtet, alle mit Bad und so heiß ist es noch nicht, dass man die fehlende Klimaanlage vermissen würde. Ibrahim ist mit einer Französin verheiratet, aber die war unterwegs, sollte am Abend wiederkommen. Wir plauderten und plauderten und irgendwann war dann doch klar, hier bleibe ich. Diese einfache Auberge, die auch eine Campingmöglichkeit hat, strahlt etwas aus. Eine Ruhe und Gelassenheit, die mir sehr wohl tat. Obwohl Ibrahim endlos redete, aber sehr sympathisch. Spät am Abend dann kam Brigitte und Ibrahim servierte uns ein wirklich köstliches Mahl, das ich in dieser Einsamkeit nicht erwartet hätte. Er war früher in Frankreich im Gastgewerbe beschäftigt und hat dort ganz sicher etwas gelernt.

 

Warum nicht mal mit dem eigenen Flieger nach Marokko

Nicht zuletzt weil ich selbst Pilotin bin hat es sich in der letzten Zeit herumgesprochen, dass ich eine gute Anlaufstelle bin für Leute, die mit dem eigenen Flugzeug nach Marokko kommen und hier etwas unternehmen wollen. So hatte ich für den ersten Kunden dieser Art, dessen erster Stopp Ouarzazate war, eine Tour auf der Straße der Kasbahs und dem Rosental in die Dadesschlucht organisiert, danach einen Wüstentrip ab Zagora und am Ende dann noch einen Aufenthalt in Essaouira. Der Kunde, selbst Chef eines kleinen Flughafens, schrieb darüber im Fliegermagazin und so kommen nun immer wieder Piloten, die von mir eine Wüstentour organisiert haben wollen. Das mache ich total gerne. Ich helfe allen meinen Kunden gerne, aber Piloten sind halt doch noch etwas Besonderes.

Aber der Clou kam am Freitag. Abends spät rief mich ein Christian an und wollte spontan am Sonntag von Sevilla nach Marrakech fliegen. Bis Samstag um die Mittagszeit hatte ich alles fertig organisiert, ein schönes Riad gefunden, natürlich immer mit dem bewährten Sahara Experience und dem tollen Mitarbeiter Jawad. Christian kam pünktlich an, brauchte aber eine gute Stunde, um sich durch die Formalitäten zu kämpfen und wurde dann zu seinem Riad gebracht, ich selbst war ja in Südmarokko auf Tour. Aber einen Piloten selbst zu empfangen, das hat mich einfach total gereizt und ich änderte mein Programm. Als ich Dienstag um 11 Uhr in Zagora einfuhr, der Flugplan sagte, der kleine Flieger solle um 11:30 Uhr eintreffen, klingelte mein Telefon und Christian war dran. In Zagora gäbe es kein AvGas und er müsse noch in Marrakech tanken und diese ganze schreckliche Prozedur dauerte eine Stunde. Er konnte dort zwar noch mit Kreditkarte bezahlen, aber kam dann später in Zagora genau mit 5 Euro Bargeld an, ich kann jedem Piloten nur raten, sich damit reichlich einzudecken, hier gibt es Gebühren und dort, und alles erfordert Bares.

Ich fuhr zum nagelneuen großartigen Terminal von Zagora, das mit Berlin etwas Wichtiges gemein hat, es ist immer noch nicht eröffnet. Hier aber nicht wegen Baumängeln, die Marokkaner können das wohl besser, sondern weil erst der König kommen muss, um das Terminal festlich zu eröffnen. Vorher läuft da gar nichts, wird ein abgetrennter Bereich genutzt. Gleichzeitig mit mir fuhr ein weiterer Wagen auf den ansonsten leeren, riesigen Parkplatz und der Fahrer sprach mich an. Ich fragte ihn etwas abweisend, was er denn wolle, und er stellte sich als der neue Direktor des Flugplatzes heraus, er ist erst seit zwei Monaten dort und soll den Betrieb auf ein internationales Niveau bringen. Die Polizei kam gleich mit, die Sicherheitsvorkehrungen hier sind riesig, jeder, der zum Flughafen kommt, wird genau registriert, mein Pass wurde fotografiert, aber die Leute waren total nett und boten mir Tee an. Und riefen gleich beim Tower an, der uns verständigte, dass Christian in etwa 30 Minuten zu erwarten sei.

Daraufhin zeigte mir der Direktor das verschlossene neue Terminal und dadurch verpasste ich leider den Landeanflug von Christian, ich konnte nur noch knipsen, wie er parkte. Er kam mit Frau und Kind und wir verstanden uns sofort super. Abdelkhalek, der Chef von Sahara Experience war persönlich gekommen, um die Gäste abzuholen, und bot vollen VIP-Service. Abdou beschäftigt für seine große Flotte an Geländewagen zahlreiche Chauffeure und fährt nur die Prominenz persönlich, so wie Königin Sofia von Spanien oder den Sänger Seal, aber er war gerade vor Ort und auch er freut sich über die Piloten.

Wir fuhren alle zusammen ins Riad Dar Sofian zum Mittagessen, danach ließ ich die Familie alleine ihre Zeit im gut 30 Grad heißen Zagora genießen.

Trekking im Dades-Tal

Ich habe mich immer für relativ fit und sportlich gehalten. Zuletzt heute früh um zehn. Das ist aber nun endgültig vorbei, durch einen kleinen Spaziergang im Dades-Tal.

Auf den Rundreisen, die ich für meine Kunden organisiere, kommt im Dades-Tal auch immer ein Trekking dazu, so 1 – 2 Stunden. Und natürlich muss ich das auch selbst mal ausprobieren. So ein bisschen wandern, was ist das schon. Youssef wartete an der Hotelrezeption auf mich und los ging es. Sein Ausgangspunkt war etwas oberhalb der Affenpfoten-Felsen, bei Ait Arbi. Er sagte, es gäbe verschiedene Trekkingrouten, aber das sei die schönste.

Wir überquerten die Brücke und gingen an schönen, zerfallenen Kasbahs entlang, durch Oasengärten. Eins ist klar, diesen Weg kann man nicht allein laufen, er ist nicht zu finden. Oft geht es einfach querein über Felder. Und dann kamen wir zu den Affenpfoten-Felsen, hier sollte unsere Schlucht beginnen. Oh mein Gott, was war das schwierig. Oft noch nicht mal 50 cm breit der Weg, ging es über Felsen, durch Bäche, hinauf und Hinunter. Youssef musste mir oft die Hand reichen, ich hätte es alleine nie geschafft. Ich bin für Trekking weder ausgerüstet (Turnschuhe) noch trainiert (tausende Kilomater am Steuer). Und die Turnschuhe erwiesen sich recht schnell als glitschig.

Ich musste mich erstmal setzen und was trinken, dann ging es weiter, aber schon bald kam ich an eine Stelle, da ging es einfach nicht mehr. Ich sollte einen weiten Schritt auf einen Felsen amchen, der einfach keinen Tritt hatte, hoch oben, und auch der weitere Weg sah nicht leichter aus. Youssef versprach mir von oben eine herrliche Aussicht und Nomaden, die dort noch in Höhlen wohnen. Aber ich schaffte es nicht, kam nicht über den Felsspalt hinüber und musste zurück. Mist, habe mich ziemlich geärgert.

Es gab allerdings noch ein zweites Problem. Heute früh nach dem Frühstück, das gar nicht so umfangreich war, hatte ich schon ziemliches Bauchgrimmen und ganz klar wartete mein Darm darauf, einen schönen sauberen Klo zu finden, was aber nicht in reichweite kam. Zwar war das nicht schuld an meinem Umdrehen, das war einfach meine Angst, aber als ich dann schließlich nach einer weiteren Stunde am Auto ankam, war ich ziemlich fertig. Habe mich natürlich vollkommen vor Youssef blamiert.

Youssef nahm ein Taxi zurück, ich wollte noch weiter im Tal recherchieren. Doch eigentlich wollte ich einfach nur irgendwo ganz ruhig sitzen und umsorgt werden, konnte mich kaum hinterm Steuer halten. Zwei Herbergen dafür kannte ich, wo man mich sicher lieb aufnehmen würde, aber bei beiden ward er Hausherr nicht da. Um die Mittagszeit ist man noch nicht auf Schlafgäste eingerichtet. Also fuhr ich weiter bis zu dem Camping Taghia, der im vergangenen Jahr gerade anfing und ich wollte den Fortschritt sehen. Den Mann dort an der Rezeption kannte ich nicht, aber er war ganz lieb. Kochte mir einen Tee mit einheimischen Kräutern, ich nutzte das ziemlich primitive Stehklo, und es ging wieder besser. Weg ist der Durchfall nicht, im schönen Xaluca bin ich einige Zeit zwischen Bett und Klo gependelt, aber es geht jetzt doch immerhin besser.

   

Menschen im Hotel

Heute bin ich im Xaluca vor der Dadesschlucht. Es ist recht groß, hier kommen viele Gruppen und irgendwie habe ich die Essenzeit schlecht gewählt. Zwei sehr unterschiedliche Gruppen sind gleichzeitig mit mir da, einmal junge Chinesen und dann eine große Gruppe älterer, marokkanischer Frauen mit Djellabah und Kopftuch. Die Reihenfolge Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch kennen sie wohl nicht. Die Chinesen begeben sich erstmal zum Nachtisch. Die marokkanischen Frauen dagegen stürmen den Bereich mit dem Hauptgang und laden sich hohe Berge auf die Teller. Die Chinesen merken irgendwann, dass es noch andere Speisen gibt und bringen alles gleichzeitig zum Tisch, so a la asiatische Reistafel.

Mein Gott, was bin ich gehässig. Ich jedenfalls warte noch ein Weilchen und greife dann ordentlich als Deutsche der Reihe nach zu. Und natürlich war es wieder zu viel, im Xaluca schmeckt es einfach immer zu gut.

Hassan zum Zweiten

Eine Fortsetzung hat meine Erfahrung mit Hassan noch genommen und leider auch eine Freundin. Sehr schade.

Gestern, vor dem Tajine-Essen, hatte ich mit der Bekannten einen Ausflug gemacht. Es war schon schwer genug, sie dazu zu bewegen. Sie, die in Mhamid immer gerne auf einen Ausflug mitgekommen ist, war hier ganz anders. Am liebsten wäre sie geblieben oder hätte alle, eben auch Hassan, mitgenommen. Unterwegs habe ich schon gemerkt, dass sie mehr als nervös war, ständig getextet hat, habe eher gedacht, es war wegen ihrem Mann, aber es war wohl Hassan, der auf ihr Rückkommen gedrängt hat. Hassan hat sie vollkommen unter seinem Bann. Er macht für sie alles, geht einkaufen, macht die Wäsche, kocht. Und bekommt dafür fürstliche Geschenke wie ein sehr hochwertiges Mountainbike. Aber Hassan will dafür auch völlige Kontrolle über sie, will seinen Geldgeber nicht verlieren.

Aus diesem Grunde habe ich mich heute zunächst von dem Wohnmobil und Hassan fern gehalten, als dieser schon beim Frühstück dort saß. Am Nachmittag bin ich mal kurz hin, setzte mich zu den Campern, Hassan natürlich dabei. Wie üblich ab dem Nachmittag mit Alkohol, der ihm freizügig angeboten wird. Meine Bekannte wollte mir was erzählen, was aus irgendwelchen Gründen Hassan nicht hören sollte, zweimal setzte sie an, als er kurz weg war, hörte sofort auf, als er zurück kam. Ihre Bitte, dass uns Hassan mal kurz allein lässt, wurde von ihm nicht respektiert. Dieses aufdringliche Verhalten von ihm ging mir so sehr gegen den Strich, dass ich fluchtartig die Wagenburg verließ und meiner eigenen Wege ging.

Später am Abend saß ich an der Rezeption, als meine Bekannte erschien, dicht gefolgt von Hassan. Sie fragte, was los sei, ich entgegnete, dass ich das nur unter vier Augen sagen würde. Hassan, stark alkoholisiert, verhielt sich einfach unglaublich. Er ließ uns nicht allein, setzte sich gegen unseren Wunsch zu uns und drängte die Bekannte, doch mit ihm zurück zum Wohnmobil zu kommen. Was sie dann auch folgsam tat, nicht ohne, dass ich mir vorher ein Wortgefecht mit Hassan geleistet habe.

Ich weiß nicht, warum so viele Camper auf ihn und seinen totalen Besitzanspruch herein fallen. Denn angeblich kommen alle nur wegen Hassan. Ich kann das nicht so recht glauben. Ich halte ihn für einen sehr durchtriebenen, berechnenden Menschen, der sich natürlich nur wegen seines Vorteils so sehr um seine Camper kümmert. Ich hatte danach noch ein langes Gespräch mit Ahmed, dem Besitzer. Er profitiert natürlich von den Gästen, die Hassan ihm heranschleppt, weiß auch genau, dass dieser zu viel trinkt, wenn es ihm angeboten wird, und er dann ausfallend werden kann. Aber Geld geht vor.

Ein wenig Vertrauen in die Menschenkenntnis der Camper habe ich ja doch noch und kann nicht glauben, dass alle von Hassan begeistert sind. Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass einige sang und klanglos abgereist sind, weil ihnen die persönliche Betreuung doch ein wenig zu viel war.

Was ich morgen früh auch und gerne tue. Merzouga hat für mich eine eigenartige Atmosphäre. Es ist schön hier, bin gerne da, aber sehr oft gibt es persönliche Verwicklungen, gerade hier. Merkwürdig.

Es gibt so viele schöne Plätze in Merzouga, wo man romantisch und unbelästigt stehen kann. Für Gruppen ist La Chance super, für Einzelreisende gibt es viel gemütlichere Plätze.

Merzouga Touristen

Heute bin ich im Nomadenpalast von Ali Mouni. Zum Frühstück treffen sich hier nicht nur die Gäste aus den Zimmern, auch die Leute, die die Nacht im nahen Wüstenbiwak verbracht haben, reiten am frühen Morgen zurück und frühstücken im Hotel. Und ich freue mich immer wieder, wie viele Marokkaner ich sehe zwischen den Chinesen, Brasilianern und Franzosen. Junge Paare und Familien. Nicht nur geht es vielen Menschen in den Städten inzwischen so gut, dass sie auch an eine Urlaubsreise denken können, nein, sie haben auch ein Interesse daran, ihr eigenes Land kennenzulernen. Im Sommer zur Atlantikküste war ja schon immer ein Ziel, aber die Wüste bei Merzouga zu entdecken, das ist neu. Bisher kamen höchstens Rheumakranke im Sommer zu den berühmten Sandbädern. Bei der Ankunft humpelten sie vor Schmerzen, nach zwei Wochen reisten sie beweglich und vergnügt wieder ab. Doch ist nun auch der schöne Wüstentourismus entdeckt worden.

Hassan von der Tankstelle

Hier in Merzouga habe ich einen neuen Beruf kennengelernt, den Camper-Betreuer. Bisher kannte ich ja nur Campingplatzbesitzer. Ist es ein kleiner Platz kümmert der sich häufig selbst sehr gut um die Gäste, beantwortet Fragen, offeriert Touren. Ist es ein großer Platz wie Atlantica Park gibt es natürlich einen Stab von Mitarbeitern für die einzelnen Bereiche und es ist nicht immer so persönlich und nett.

Merzouga bietet wohl die meisten Campingmöglichkeiten konzentriert in einer relativ kleinen Region. In meinem Campingführer habe ich sie alle beschrieben. Sie sind unterschiedlich, bieten von wunderschönen Stellplätzen direkt in den goldenen Dünen bis zum ummauerten Platz ohne Sicht, von einfachen Sanitärs bis zu blitzblanken Klos und heißen Duschen wirklich alles. Und dennoch ist es interessant, welcher Platz sich schließlich zu einem Favoriten der Camper etabliert. Es liegt ganz sicher nicht an meiner Beschreibung, die relativ neutral ist.

Direkt in Merzouga sind das die netten, kleinen Plätze Le Petit Prince und Les Roches. Letzterer hat nun einen Pool direkt vor den Dünen gebaut und ist sehr hübsch. Hier sind nur wenige Stellplätze, aber immer ein paar zufriedene Besucher.

In Hassi Labiad gibt es eigentlich nur zwei Plätze, wo man immer Camper findet, Ocean des Dunes und Haven La Chance. Ocean des Dunes ist nur klein, völlig ummauert und ich würde mich da eher beengt fühlen, dennoch ist der Platz sehr beliebt, wohl wegen der Freundlichkeit des Betreibers.

La Chance ist da ganz anders. Die Lage ist super, dennoch nicht einzigartig. Im Umkreis gibt es mehrere Campingplätze, die einen schönen Stellplatz direkt an den Dünen haben und sehr romantisch sind. Aber La Chance hat das Rennen gemacht. Inzwischen hat der Inhaber Ahmed den Platz sehr vergrößert, von den oberen Standplätzen ist es schon ein Stück bis zu den Sanitäranlagen und viele, viele Gruppen kommen. Dennoch fühlen sich auch die Individualcamper wohl.

Und das liegt wohl an Hassan. Und damit kommen wir zu dem neuen Beruf des Camper-Betreuers.

Hassan ist nicht auf dem Campingplatz angestellt. Sein Arbeitsplatz, sein Büro, ist die Tankstelle von Merzouga, der Treffpunkt des Ortes schlechthin. Dort wartet er darauf, dass ein Wohlmobil vorfährt, wer auf der Straße von Zagora über Alnif anreist hat vermutlich Bedarf an Treibstoff und dann ist die Stunde von Hassan gekommen. Er schlägt den Campern La Chance vor, vielleicht noch mit dem unterschwelligen Hinweis, wie schlecht die anderen Zufahrten seien, und zeigt den Weg. Von da an sind das seine Camper, die er rundum betreut. Er kocht, er macht Ausflüge, er unterhält. Ich hätte das als einfache Besucherin, die den Platz checkt, niemals gemerkt. Aber eine gute Bekannte ist schon seit längerem ein Fan von Hassan, kommt gerade wegen ihm zu diesem Platz und hat mich eingeladen zu einem gemeinsamen Abendessen. Zwei deutsche Wohnmobile stehen zusammen, Hassan hat eingekauft und kocht im Camper das tolle Tajine. Es schmeckt gut, nichts dagegen zu sagen.

Ich gönne ihm seinen Beruf, jeder muss leben, die Camper sind zufrieden, warum also nicht.

Aber kurz danach muss ich feststellen, dass ich schon längst in seine Marketingstrategie eingebunden bin. Ein Leser fragt per Email nach einem Buch, eine Kommunikation entsteht und der Leser sagt, ach, in Merzouga sind Sie. Hassan hat mir sehr stolz berichtet, dass Sie ihn jedes Jahr besuchen.

Hups! Ich kannte ihn gar nicht. Ich besuche Ahmed und den Camping La Chance. Habe ihn erst gestern Abend persönlich kennengelernt. Clever Kerlchen.

 

Frauenkooperativen für Arganöl

Arganbäume sind endemische Pflanzen, das heißt sie wachsen nur in einer bestimmten Region und können nicht verpflanzt werden. Und zwar im Großraum Essaouira – Agadir – Taroudannt. Seit Jahrhunderten waren es traditionell die Frauen, die aus den Kernen in mühseliger Handarbeit das kostbare Öl gewonnen haben. Zunächst jede Frau alleine zu Hause für den eigenen Bedarf, dann schlossen sie sich in Gruppen zusammen, um das Öl gemeinsam herzustellen und zu vermarkten. Bis dahin waren das reine Frauenkooperativen.

Arganöl war aufgrund der aufwändigen Herstellung schon immer relativ teuer, kostete Anfang der 2000er etwa 8 Euro/Liter. Doch dann wurde das Öl von der Kosmetikindustrie entdeckt und die Preise explodierten. Und gleichzeitig traten die Männer auf den Plan, übernahmen das Marketing, bauten statt der bis dahin einfachen Lehmhütten riesige Verkaufspaläste und die Preise stiegen auch in Marokko enorm, z.B. 20 Euro für 200 ml.

Dieses Geschäft wollten sich dann auch andere nicht entgehen lassen, angebliche Frauenkooperativen entstanden entlang von touristischen Routen im ganzen Land und so wurde nun auch bei Merzouga die erste angebliche Frauen-Kooperative aufgemacht. Zur Zeit gibt es etwa fünf Alibi-Frauen, die hier arbeiten, das heißt, sobald Touristen auftauchen setzen sie sich auf den Boden und bearbeiten die Kerne. In Säcken werden die Kerne aus Agadir hergebracht, im Laden verarbeiten die Frauen diese Kerne und wohnen auch da, aber den Reibach machen hier wie überall die Männer. Und die fertigen, in schöne Flaschen verpackten Produkte werden aus den Fabriken in Agadir hertransportiert.

Moha hat in Tafraoute im Anti-Atlas bereits einen solchen Laden und hat nun eine Filiale in Hassi Labiad aufgemacht, das Maison La Dune Dorée. Er verkauft hier alle möglichen Arganprodukte sowie andere natürliche Schönheitsmittel, auch Kunsthandwerk aus Tafraoute wie die bestickten Pantöffelchen. Die Preise sind extrem hoch.

Ich will nun jedem selbst überlassen, ob er dort hingeht und etwas kauft. Viele kommen auf ihrer Reise ja nicht in die Argangegend. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass dies keine von Frauen aufgebaute und betriebene Unternehmung ist. Hier steckt ein Geschäftsmann dahinter, er macht den Reibach. Sicher ist es schön, wenn die fünf Frauen nun etwas verdienen können, aber es nur wenig und es darf nicht übersehen werden, dass sie nur eine Alibifunktion für den ansonsten sehr teuren Laden haben und kaum ein Erzeugnis dort wirklich von ihnen hergestellt wird.

Geführte Wohnmobil-Touren

Um es mal ganz klar und deutlich zu sagen: Marokko ist nicht gefährlich und man kann ganz ohne Probleme dorthin allein reisen und viel Spaß haben. Ich mache das seit genau 31 Jahren. Natürlich muss man sich gut vorbereiten, Marokko ist anders als Spanien und man muss vorher einiges wissen, zum Beispiel, dass nicht alle Versicherungen die grüne Karte für Marokko ausstellen.

Trotzdem stelle ich in diesem Jahr fest, dass die geführten Wohnmobiltouren sehr stark zugenommen haben. Wenn es auch nicht mein Ding wäre, in einer Gruppe zu fahren und mich nach anderen zu richten, ich freue mich, dass so dem Land Touristen zugeführt werden, die vielleicht alleine nicht gekommen wären. Und viele davon kommen im nächsten Jahr wieder, ohne eine Gruppe, aber mit meinem Reiseführer.

Ganz wichtig bei einer solchen geführten Tour ist natürlich der Führer. Die Zusammensetzung der Gruppe kann man nicht beeinflussen, den Leiter kann man sorgsam aussuchen und Empfehlungen einholen. Und da gibt es doch ein paar schwarze Schafe. Namen möchte ich hier nicht nennen, aber oft gibt es Berichte im Internet, ein wenig googeln kann da schon Erkenntnisse bringen. Allzu oft gibt es Menschen, die mal nach Marokko gefahren sind, das Land schön fanden und nun nach einem Weg suchen, sich die weiteren Reisen finanzieren zu lassen. Und das geht natürlich gut, wenn man eine Gruppe führt. Man braucht auf den Plätzen nichts zu bezahlen und verdient ja auch noch an den Teilnehmergebühren. Nicht immer haben sie eine gute Landeskenntnis und nicht immer einen guten Charakter.

Gestern wohnte ich in der Auberge du Sud direkt an den Dünen des Erg Chebbi, eine wunderschöne Lage. Als ich ankam sah ich dort fünf Wohnmobile geparkt, ohne dazugehörige Menschen, und die Aufschrift der Reiseleitung besagte, dass es sich um SIWA-Tours handelte. Dieser Name ist mir ein Begriff, es handelt sich um ein Unternehmen mit viel Erfahrung, sie machen Touren in viele Länder und wir hatten schon kommuniziert, uns aber nie getroffen. Als die Gruppe von einer 4×4-Fahrt um den Erg zurückkam machte ich mich mit Siggi, dem Leiter, bekannt und er lud mich ein, am Abend mit der Gruppe zu essen. Ich habe mich sehr gut mit Siggi und mit Ali, einem lokalen Führer, der am Erg Chebbi dabei ist, unterhalten. Die Gruppe erschien mir eher zurückhaltend. Das erlebe ich oft. Liegt es daran, dass Gruppenteilnehmer wenig auf andere zugehen oder vermutlich eher daran, dass sie ja in der Gruppe reisen, weil sie alleine nicht so recht auf Menschen zugehen können. Wenn ich Einzelreisende auf den Campingplätzen treffe gibt es immer ein großes Hallo und nette Gespräche. Wie auch immer, ich habe von der SIWA-Gruppe einen guten Eindruck erhalten, es waren diesmal nur 4 Fahrzeuge, aber Siggi hat viel Erfahrung im Land und ist ein guter Anführer. Nach dem Essen genossen wir den windstillen Abend, es gab ein Lagerfeuer und sogar ein Feuerwerk. Was mir fehlte war Musik. Die Auberge du Sud war früher dafür bekannt, dass die Mitarbeiter am Abend in die Trommeln gehauen haben, was sie nur konnten und die traditionellen Lieder sangen, aber gestern war da überhaupt nichts los. Und auch das Abendessen war eher enttäuschend.