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Reisebericht

Taliouine – Souktana

Meine erste Reise nach Marokko war 1986 und sie war ganz schön aufregend. Geplant hatte ich, alleine hinzufliegen und dann mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Land. Es kam aber ganz anders. Kurz vor der Abreise erzählte ich einer Arbeitskollegin davon und sie fragte mich, ob sie mitkommen dürfe. Ja, okay, warum nicht. Wenn du noch einen Flug bekommst. Sie bekam allerdings nicht den gleichen, sondern war schon zwei Stunden früher in Agadir, und saß völlig verängstigt auf einer Bank im Terminal, bereits flankiert von jungen Marokkanern. Wir waren damals zwei blonde Frauen Ende 30 und bei den Jungs hoch begehrt. Sie hatte eine Riesenangst, dass ich nicht komme.

Aber ich kam und die Belagerungen durch die Männer blieben. Wir waren ja noch völlig unerfahren. Was wir alles erlebten würde ein Buch füllen. Aber wir haben es ja überlebt. Meine Freundin sagte danach: nie wieder Marokko! Ich dagegen kaufte mir einen Geländewagen und fahre seitdem immer wieder.

Warum ich das alles erzähle? Weil wir damals, als Marie es einfach nicht mehr aushielt mit den Jungs, mit einem Mietwagen so schnell wie möglich nach Agadir fahren wollten, um sie in einem Hotel abzusetzen, wo sie bis zum Rückflug in Sicherheit war. Ich dagegen hatte mich in so einen hübschen braunen Jungen verguckt, der uns begleitete. Und wie so oft auf der Tour hatte er mal wieder einen Freund auf der Strecke, den er unbedingt besuchen musste. Ahmed!

Auberge Souktana

Ahmed stammte aus Mhamid, hatte 1980 die Französin Michelle geheiratet und hatte mit ihr eine Tochter und einen Sohn. Er war mit seiner Familie nach Taliouine gegangen und hatte eine hübsche kleine Auberge erbaut. Damals war so etwas noch was Besonderes, in Taliouine oder auch im übrigen Land, gab es hauptsächlich kleine, völlig herunter gekommene Hotels, die nur Zimmer anboten mit Bett, WC und Dusche waren auf dem Flur. Aber Souktana hatte einen blühenden Garten und nette Zimmer. Es gab weder fließendes Wasser noch Strom, aber Kerzen waren ja auch viel romantischer. Ich konnte mir damals sehr gut vorstellen, auch so etwas in Marokko aufzubauen.

Zwar blieben wir damals nur zum Essen, mussten Marie ja so schnell wie möglich in Agadir abliefern, aber die Auberge Souktana habe ich nie vergessen. Es dauerte noch bis 1991 bis ich endlich einmal zum Übernachten einkehrte und auch damals gab es noch keinen Strom. Ich bezog das Zimmer ganz oben im Turm.

Heute gibt es zwar Strom und fließend Wasser, dafür aber keine Michelle mehr. Ahmed hatte eine schwere Zeit hinter sich, trank auch ein wenig zu viel und die Herberge war herunterkommen. Zuletzt war ich 2019 hier, vor Covid, und ich strich die Unterkunft aus meinem Reiseführer. Aber heute war ich freudig überrascht. Ahmed geht es gut, sieht viel besser aus und auch die Auberge hat sich verändert. Nicht der Bereich mit den nur vier Zimmern, aber er hat im Garten nun viele lauschige Ecken, die Leute kommen gerne zum Essen, es gibt neben dem Restaurant auch ein Café und ich kann es wieder empfehlen. Natürlich lässt mich Ahmed nicht fort, ich beziehe ein Zimmerchen. Nein, das im Turm tue ich mir nicht mehr an, WC und Dusche müssen schon sein.

P.S.

Nun gibt es doch noch etwas nachzutragen. Wie schon gesagt Auberge Souktana sieht jetzt wieder gut aus, auch die Zimmer sind in Ordnung, es gibt saubere Bettwäsche, Handtücher und Klopapier, sogar TV und AC. Aber es stellt sich doch heraus, dass dies hier ein Treffpunkt der Einheimischen ist. Sie sitzen abends im lauschigen Garten und unterhalten sich, zwar nicht sehr laut, im inneren Salon sitzt der Hausherr und trinkt Whiskey mit seinen Freunden, nein, ich glaube, ich kann es doch nicht wirklich für Touristen empfehlen.

Hassan Tour

Ja, Hassan hatte einen Vorschlag. Viele Camper, die kein geeignetes Fahrzeug haben, fahren mit ihm bereits gerne ins Tal von Ait Mansour, in die schöne schattige Palmenoase und zu einem landestypischen Mittagessen. Aber Hassan hat noch andere Ideen, und die wollte er mir heute zeigen: eine 144 km Tour durch den wilden Anti-Atlas, teils auf Wegen, schmal wie mein Auto. Ich ließ ihn fahren und lehnte mich geruhsam zurück.

Souk Khemis Ida Ougnidif

Die erste Station war der Donnerstagsmarkt von Ida Ougnidif. Der ist noch sehr ursprünglich, kleiner als der Souk von Tafraoute, aber auch hier viel von Frauen besucht. In der Gegend um Zagora und Rissani kaufen ja meist die Männer auf dem Markt ein, aber hier tun das die Frauen und viele tragen die Einkäufe dann in einem Korb heim, den sie auf dem Rücken tragen. Ich bin ja sehr für die Eigenständigkeit und Freiheit von Frauen, aber Männer, die die schweren Einkäufe heimschleppen, sind auch nicht schlecht. Und hier konnte ich sehen, dass die Kleidung der Frauen wieder ganz anders war als in Tafraoute, wo ja schwarze, mit Bordüren gesäumte Tücher sehr kunstvoll um den Leib geschlungen werden, um die Bordüren besonders schön zur Geltung zu bringen. Hier ist die Unterkleidung auch schwarz, aber oft sind es lange Röcke, und das Besondere hier ist, dass dazu immer ein weißes Tuch gehört, das auch um den Kopf gelegt wird.

In Begleitung von Hassan, der die Sprache der Einheimischen spricht, war es auch relativ leicht, Fotos zu machen.

Kasbah Tizourgane

Dann ging es weiter zur Kasbah Tizourgane. Diese schon von weitem sichtbare, hoch auf einem Berg liegende Kasbah hatte ich schon oft gesehen, aber mir noch nie die Mühe gemacht, hinauf zu steigen und sie anzuschauen.

Ursprünglich gehörte dieser befestigte Bau zu fünf teilweise nomadisierenden Familien, die hier ihre Güter verwahrten, aber auch wohnten. Während der Abwesenheit genügten nur zwei Wächter bei dieser exponierten Lage zur Sicherung. Erbaut in der traditionellen Steinarchitektur hat sie Jahrhunderte überstanden. Sowohl der Mauerring als auch die zwei- oder dreigeschossigen Häuser sind aus größeren und kleineren Steinen, wie sie überall in der Umgebung zu finden sind, und ohne Verwendung von Mörtel – nur mit etwas Lehmerde zwischen den Steinen – errichtet. Mit kleinen flachen Steinplatten wurden auch einfache geometrische Ornamente gestaltet, die zumeist über den Eingangstüren angebracht sind.

Die Kasbah wurde restauriert und ist in sehr gutem Zustand, die Räume der alten Burg wurden zu einem Gästehaus ausgebaut und man kann nun sehr bequem in 15 Zimmern mit Bad wohnen. Es gibt ein Restaurant, wo man auch nur zu Mittag speisen könnte, von der Terrasse eine atemberaubende Aussicht. Aber auch eine Besichtigung ist möglich, Eintritt 20 DH pro Person.

Schluchtenfahrt

Von Tafraoute aus sind es gut 50 km bis Ida Ougnidif und man hätte einfach zurückfahren können. Aber nicht Hassan. Er machte eine Rundfahrt daraus, fuhr über die schmalsten Straßen, die man sich nur vorstellen kann. So karg der Anti-Atlas ist, so wenig Landwirtschaft hier möglich ist, es gibt eigentlich nur Arganien und Mandeln, so wohnen doch überall Menschen. Oft nur in Einzelgehöften oder sehr kleinen Dörfern. Und damit diese auch mit einem Fahrzeug zu erreichen sind und Asphaltstraßen dorthin zu teuer wären, hat man hier schon vor langer Zeit damit angefangen, ganz schmale Betonwege zu den einzelnen Gehöften anzulegen, die zudem oft auch sehr steil hoch gehen. Und Hassan hat nun solche Wege teilweise für uns ausgesucht. Die Landschaft war einfach atemberaubend, wir fuhren durch eine Schlucht, dann wieder ein unglaublicher Ausblick ins weite Land, an den Hängen gut sichtbar die Terrassenfelder. Von weitem mag es so aussehen, als seien die Berge von Natur aus rillenförmig gezeichnet, aber seit Jahrhunderten hat man hier von Hand mit Steinen kleine Terrassen gebildet, die das Wasser, wenn es denn mal kommt, zurückhalten und dann doch ein wenig Getreide angebaut werden kann. Auch vor Erosion schützen diese Terrassen. Die man so nur im Anti-Atlas findet.

Ab Tafraoute kann Hassan, WhatsApp +212 672 303909 eine solch schöne Tour mit euch machen, aber auch viele andere. Er spricht Deutsch.

Tafraoute Souk

Mein wichtigster Ansprechpartner in Tafraoute heißt Hassan, den wollte ich sprechen und alles war ausgemacht. Ich wurde von Bruder Mohammed, dem Teppichhändler, empfangen, ins Hotel geschickt und wartete. Hassan rief an und sagte, er käme gleich. Vorher hatte ich auf dem Campingplatz Trois Palmier noch nach Rudi und Gabi Ausschau gehalten, die ich mit ihrem Motorrad in Borj Biramane kennengelernt und in Erkounte wiedergetroffen hatte, dort haben wir eine Flasche Wein zusammen geleert und sie meinten, dass sie nach Tafraoute weiter wollten. Aber sie waren noch nicht eingetroffen. Als ich ein paar Stunden später, Hassan war ja immer noch nicht da, wieder dort vorbeifuhr, wurde ich gleich reingewinkt und da waren sie. Das marokkanische Telefon funktioniert, inzwischen wusste jeder, dass ich die Beiden kenne und auch sie hatten bereits mitgeteilt bekommen, dass ich nach ihnen Ausschau halte.

In dieser Richtung klappt das also gut. Nicht aber in Bezug auf Hassan. Er meinte ja am Telefon, er käme bald, während mir andere sagten, er sei noch in Agadir und käme erst morgen. Naja, ich beendete zusammen mit Gabi und Rudi den Abend im Restaurant La Kasbah und dachte, er kommt dann sicher am nächsten Morgen.

Da auch wieder Telefonate. Ich will das nicht so lang machen, aber ich wurde immer im Glauben gelassen, dass er gleich um die Ecke käme, während er tatsächlich noch in Agadir war und erst am Abend um 21.30 auftauchte. Er hatte zwar einen guten Grund, aber darum geht es nicht, sondern darum, dass man besser die Wahrheit sagt, dass etwas dazwischen gekommen ist, und man es nicht schafft. Aber Marokkaner sagen nicht gerne etwas Negatives.

Camping Auberge Tagtout

Okay, lassen wir das. Ich habe mir die Zeit mal wieder mit dem Motorrad-Paar vertrieben, wir schauten uns noch den neuen Campingplatz vor der Stadt an (schaut ins Update), der schon einfach durch seine grandiose Lage besticht. Das heißt nicht der Campingplatz an sich, der ist mitsamt einem neuen Pool unten im Tal, aber die dazugehörige Auberge ist oben auf dem Hügel, bietet schöne Zimmer, von deren Fenstern man tatsächlich aus jedem einen anderen Berg erblickt. Sozusagen vom Bett aus. Und auf einer noch höher gelegenen Terrasse wird der Tee serviert. Wirklich toll und zu empfehlen. Der Platz liegt gegenüber dem Camping Granite Rose.

Mittwoch ist der Markttag in Tafraoute, deshalb hatte ich dort schon am Morgen einen Foto-Spaziergang gemacht. Hier sind tatsächlich die Frauen noch fast zu 100 % traditionell gekleidet, ein sehr schöner Anblick. Die bestickten Schuhe inbegriffen. Und deshalb hat wohl auch Rotel-Tours sich den Mittwoch ausgesucht für einen Stopp in Tafraoute. Als Mohammed mir erzählte, dass sie auf dem Camping Tete du Lion übernachten, dachte ich, den Spaß mache ich mir und fahre da mal vorbei.

Tete du Lion

Dieser Camping am öffentlichen Schwimmbad wurde ja vor wenigen Jahren von dem Deutschen Gerd Wilhelm übernommen und er hat ein kleines Schmuckstück daraus gemacht. Zwar ist er selten selbst vor Ort, aber sein Stellvertreter Zaid, Bruder von Hassan, ist sehr nett und spricht perfekt Deutsch. Wir tranken noch einen Tee und ab gings ins Hotel. Wo dann ja Hassan noch auftauchte. Mal sehen, was er mir nun für Ausflugsvorschläge macht.

Tiznit – Hotel Mauritania

Auf dem Weg von Erkounte nach Tiznit und in der Stadt gibt es natürlich auch etliche Campingplätze, aber das steht ja alles in meinem Campingführer. Ich möchte aber noch darauf hinweisen, dass ich in meinem Shop ab und zu ein neues Update einstelle, das ihr kostenlos herunterladen könnt. In Tiznit gibt es dagegen für mich ein anderes Ziel, ein absoluter Muss-Stopp, und das ist das Hotel-Restaurant Mauritania. In meinem Reisehandbuch (oder auch Campingführer) schreibe ich:

Das Hotel mit Bar und Restaurant stammt noch aus der Kolonialzeit und ist ganz typisch für Hotels dieser Epoche. Es hat eine Alkohollizenz und am Haus wurde kaum etwas modernisiert. Aber seit kurzem wurde es von der Französin Emilia übernommen. Und seitdem ist es ein Geheimtipp. Schon die Flure sind nett dekoriert, die Holztüren bemalt, die Zimmer haben neue Betten, ein privates Bad, alles ist sauber und adrett und das Wasser warm. Und der Preis ist unschlagbar! Zimmer DZ 80 DH und 180 DH. Und das Wlan geht auch auf dem Zimmer einwandfrei. Trotz dem niedrigen Preis auch für Gäste zu empfehlen, die sonst nach einer höheren Klasse schauen. Zum Haus gehört ein abgeschlossener Hof, in dem 1 – 2 PKW sicher untergebracht werden können. Sehr netter, persönlicher Empfang.

Aber der besondere Tipp ist das Restaurant. Die von Einheimischen besuchte Bar liegt nach hinten raus und stört kaum, das Restaurant nach vorne mit kleinem Parkplatz und einigen Tischen davor. Der tüchtige Karim empfängt die Gäste sehr nett, beim zweitenmal gibts schon ein Küsschen. Man speist Brochette oder Tajine für 50 DH, aber der Clou ist der Preis für eine Flasche Wein, sie kostet nur 70 DH. Und jeden Sonntagmittag gibt es ein großes Couscous-Essen (80 DH), zu dem bis zu 100 Leute kommen. Dies ist ein Geheimtipp für die Leute vom Campingplatz, man läuft von dort nur wenige Schritte.

Ich kam, keine Spur von Karim, er käme gleich wieder und ich solle doch solange einen Kaffee trinken. Gesagt, getan. Und Karim kam auch nach wenigen Minuten. Zog mich sofort an seine Brust, ich wurde mit Küsschen übersät, ins Lokal gezogen und gefragt, was ich trinken möchte. Ein Bier oder einen Rosé. Okay, es ist Mittag, aber ein Gläschen geht doch. Karim sagte, ich bringe eine Flasche und den Rest nimmst du mit. Und willst du Tajine oder Brochette? Ein Nein zählt hier nicht, also habe ich es gar nicht erst versucht. Und dann kam er doch tatsächlich mit einem kleinen Rosensträusschen zurück. Echte, lebende. Ich habe in Marokko noch nie Blumen geschenkt bekommen.

Nun weiß ich natürlich, dass ich als Autorin eines Reiseführers einen Sonderstatus habe, ich mache ja sozusagen Werbung für die Etablissements, aber es ist doch bei vielen etwas mehr. Eine ganz herzliche Freundschaft. So auch bei Karim. Er hat sich so gefreut mich zu sehen und ich auch. Im letzten Jahr kam ich auch durch Tiznit, freute mich aufs Restaurant und alles war zu. Es war der letzte Tag vom Ramadan, da ist sowieso alles zu, aber weil das Mauritania vom Alkoholverkauf lebt war es den ganzen Ramadan zu. Ich war traurig und hungrig, es war ja wirklich alles zu an diesem Festtag, fuhr durch bis Erkounte und wurde dort freudig aufgenommen und mit einem Imbiss versorgt.

Nach dem Essen wurde mir noch ein Eis aufgezwungen und weiter gings in schöne Tafraoute, wo natürlich auch wieder Freunde auf mich warten.

Erkounte

Nach dem schönen Tag in Borj Biramane ging es weiter Richtung Assa. Das schönste an der Strecke ist die Landschaft, zu den besuchten Campingmöglichkeiten schweige ich lieber. Ich merke immer mehr, dass ich ein wenig gepflegte Umgebung um mich herum brauche, und die habe ich heute nicht gefunden. Ach, wie schön war Borj Biramane. Ebenso schön, wenn auch ganz anders, ist dann Erkounte. Während Borj Biramane, obwohl dort Wohnmobile herzlich willkommen sind, ein Eldorado der 4×4 ist, ist Erkounte genauso ein Paradies für Wohnmobile. Der Platz liegt am Atlantik zwischen Mirleft und Sidi Ifni, sozusagen an freier Strecke, weil das dazugehörige gleichnamige Dorf mehr in den Bergen liegt, aber der Platz ist dennoch sehr beliebt. Das liegt vor allem am Patron Abdel. Dieser hat 23 Jahre in Dänemark gelebt und wollte dann etwas für seine Heimat tun, indem er diesen Campingplatz aufbaute und so etlichen Menschen Arbeit gibt. Und er ist einfach einmalig. Immer da, macht vor allem die hervorragende Küche selbst, und das geht von Pizza bis zu wunderbaren Kuchenstückchen, und er hat immer neue Ideen. In diesem Jahr war eine Reihe von schicken Bungalows neu, wo eine Familie gut den Sommer verbringen kann, mit Küche und Bad, Terrasse davor und auf dem Dach. Vom auf einem Felsen liegenden Platz führt ein Fußweg zu einem Badestrand, auch für Hundebesitzer sind hier schöne Spaziergänge möglich.

Unnötig zu sagen, dass auch die Sanitäranlagen erster Güte und immer sauber sind. Von der Hundebadewanne schaut man direkt aufs Meer. Über Weihnachten und Silvester muss man frühzeitig buchen, da ist der Platz immer ausgebucht, denn es gibt auch einen Festsaal und dort werden Veranstaltungen für die Camper gemacht.

Borj Biramane

Borj Biramane

Es ist auch hier wieder sehr lange her, dass ich persönlich dort war, nachgeschaut, auch hier genau 10 Jahre. Warum komme ich eigentlich so selten hierher? Aber ich wusste, dass es einen Besitzerwechsel gegeben hat, das interessiert mich. Der weitläufige Campingplatz bei Icht wurde von zwei französischen Brüdern aufgebaut, die ihn zu einem beliebten Ziel gemacht haben, ich kann nicht erklären, warum es gerade 4×4 sind, die hierher kommen. Der Platz ist groß genug für alle Arten von Wohnmobilen und sie werden auch genauso freundlich aufgenommen, aber vielleicht liegt es an der Umgebung, die eher für 4×4 attraktiv ist. Im Campingführer schreibe ich: Die Umgebung bietet sehr interessante Ziele für 4×4, Enduros und Bikes. Felsgravuren im nahen Oued Tamanart, wo insgesamt über 270 000 Felsgravuren bereits entdeckt wurden. Wer gerne durch weiträumige Landschaften wandert, findet hier reichliche Möglichkeiten; unterwegs kann man mitunter auch auf Dromedarherden treffen.

Telefonisch habe ich mich angekündigt, finde aber an der Rezeption nur einen Mitarbeiter. Dabei bin ich doch so neugierig auf den Besitzer. Es kostet mich einige Wartezeit und den Mitarbeiter etliche Telefonate, bis dann doch jemand kommt. Aber nein, nicht der Besitzer, sondern Riad, ein großer, stattlicher Mann. Die Besitzer sind ebenfalls Brüder, diesmal aber Marokkaner, die lange in Paris gelebt haben, und gerade nach Agadir gefahren seien. Aber Riad macht das gut und auch sein Personal ist sehr freundlich.

Nach langer, etwas umständlicher Unterhaltung, wir müssen uns ja erstmal kennenlernen, beziehe ich ein Zimmer. Man kann nicht nur campen, es gibt auch sehr schöne Zimmer mit Bad und AC, und die ist zur Zeit ja notwendig, heute stieg die Temperatur wieder auf gut 36 Grad. Es gibt einen sehr kleinen Pool, Riad meint, im nächsten Jahr wird er vergrößert, aber auch schöne Sitzecken und ich mache mir einen winzig kleinen Lunch mit Leberpastete und geröstetem Baguette, das mir Youssef von der Desert Villa mit auf den Weg gegen hat. Ideal für ein Tapa-Häppchen.

Nach und nach treffen weitere Gäste ein. Ein holländisches Wohnmobil stand schon auf dem Platz, aber nun kommen tatsächlich nur noch 4×4. Oktober ist einfach noch nicht die Zeit der Wohnmobile, die meisten, die in Marokko überwintern wollen, feiern Weihnachten mit der Familie und kommen dann bis März-April. Eine Gruppe Engländer sind hier mit vier Geländewagen, als ich ein Foto von den Wagen poste meldet sich ein Mark White aus unserer Marokko-Facebook Gruppe und meint, das seien seine Kunden, sie würden eine über ihn gebuchte Tour selbst fahren. Ich sprach sie an auf Mark, ja klar, das ist so, und er ist auch irgendwo in der Nähe. Also Mark, wenn wir uns mal über den Weg laufen, sag hallo.

Aber der Clou des Ganzen ist das Motorrad mit Beiwagen, das gegen Abend ankommt. Ein Ehepaar aus Bayern, Gabi und Rudi, die mit dem Gefährt schon die halbe Welt bereist haben. Das sind doch mal abenteuerliche Menschen, so etwas liebe ich. Es ist ein Ural, habe noch nie davon gehört, aber Kenner wissen sicher Bescheid. Super nette Leute. Und die nächste Reise nach Neuseeland ist schon geplant.

Tata – Akka – Icht

Früh am Morgen ging es weiter, denn ich hatte eine Verabredung 7 km hinter Tata, und Fatima, die Herrin des Riads, musste früh weg. Deshalb in Tata nur ganz kurz eine Stippvisite auf dem Campingplatz gemacht, Hyatt war absolut leer, Palmier hatte 3 Fahrzeuge.

Das Riad Bounaylat liegt in einem Dorf abseits der Hauptstraße und ich konnte es nach Google Maps ohne Probleme anfahren. Es stellte sich heraus, dass dies ebenfalls ein Wohnhaus des Kaid war, dem auch das Haus in Tissint gehörte. Er war Anfang des 20. Jahrhundert Chef eines Nomadenstammes, der aus Mauretanien stammte, und hatte in mehreren Dörfern seinen Sitz, um seine Stammesleute unter Kontrolle zu halten und auch die Steuern zu kassieren. Das Haus, in dem Fatima nun 5 Gästezimmer hergerichtet hat, war nicht das Haus, in dem der Kaid wohnte, sondern seine vier Frauen lebten dort. Im Gegensatz zu Tissint haben die Zimmer alle ein Bad, es ist wirklich schön und empfehlenswert hier, aber in Tissint fand ich es einfach noch liebevoller eingerichtet mit den vielen Sitzecken. Zum Gebäude gehört ein Gemüsegarten und gerne kann man hier mit den Frauen die marokkanische Küche kennenlernen. Zum Tee bekam ich nicht nur Datteln aus eigenem Anbau, sondern auch Mandeln, die mit ganz verschiedenen Gewürzen geröstet waren. So etwas habe ich noch nie gegessen, sehr lecker.

Beide Riads sind erst seit kurzem für Gäste geöffnet und haben noch viel Potential für die Zukunft. Ich werde sicher noch öfter hier vorbei schauen. Und Reisenden empfehle ich, in beiden mal zu wohnen, ist schon etwas Besonderes.

Der mysteriöse Camping in Akka

Die nächste Station war Akka. Dort ist ein Campingplatz! Oh ja. Aber was für einer, ich stehe hier immer völlig verzweifelt davor. War ja schon ein paar Jahre nicht da und hatte es nicht mehr so auf dem Schirm, fuhr also freudig durch das große Tor, an dem das Hinweisschild zum Camping stand, aber den fand ich nicht. Stattdessen ein leeres öffentliches Schwimmbad, okay, mit Wasser gefüllt, aber ohne Menschen, ein Café, Sanitärblöcke für Männer und Frauen, völlig versandet und nur als Lagerraum genutzt. Ich kann mich noch an den Camping erinnern, riesengroße, völlig schattenlose Fläche, dafür aber mit unzähligen Stromanschlüssen, es würde für einen Camping an einem beliebten Badestrand reichen und absolut zu groß für das kleine Akka. Im Café traf ich keinen an, den ich fragen konnte, also notierte ich, Camping umgewandelt zum Schwimmbad und fuhr hinaus. Drehte mich um. Was ist denn das? Der alte große Campingplatz, gleich daneben, mit den vielen Stromanschlüssen, verlassen wie immer, und das Tor zu. Ich fand dann schließlich doch noch jemand, den ich fragen konnte und erfuhr, ja, der Platz hat auf, und er würde mir das Tor aufmachen. Aber nein danke, genügt schon. Zwar müsste ich mir die Sanitäranlagen anschauen, aber wie gesagt, der Platz ist riesig und mein Fuß tut weh.

Amerdoul in Icht

Deshalb ging es nun weiter Richtung Icht. Dort sind zwei Campingplätze. Zunächst ging es zu Amerdoul. Das war, als ich ihn zuletzt besucht habe, ein Bio-Bauernhof und der sehr nette Besitzer hatte noch einen kleinen Campingplatz hinzugefügt mit Stellflächen unter Palmen und einem kleinen Wasserbecken. Es war ganz nett, aber er war auch nicht immer da. Als ich nun hinkam waren heftige Bauarbeiten im Gang. Wohl erst kürzlich hat der Besitzer gewechselt und ich traf Abdullah an. Er besitzt auch bei Tafraoute ein Hotel mit Camping und er hat Amerdoul nun gekauft und will es richtig schön herrichten. Obwohl es schon ein Restaurant gab, macht er nun alles neu. Auch die Zimmer. Acht Zimmer mit Bad soll es geben. Trotzdem empfängt er schon Gäste, es kam gerade ein französisches Wohnmobil, das ich unterwegs überholt hatte.

Tissint

Weiter ging es nach Tissint. An dieser Straße ist ja wirklich nicht viel zu sehen, aber in Tissint locken die Kaskaden des salzigen Oued Tissint. Trotz dem Regen neulich habe ich die aber schon mit mehr Wasser gesehen. Heiß ist es. Schon fast Mitte Oktober, aber seit ich im Süden bin, haben wir täglich so um die 36 Grad.

Tissint war immer ein verschlafenes Nest, das dem Besucher keine Unterkunft bot, aber vor ein paar Jahren hat Naji vom Bab Rimal hier das Hotel Kasbah Tissint aufgemacht, das ganz ordentlich ist, man kann es empfehlen und ich werde heute hier schlafen. Wer unbedingt mit Wohnmobil in Tissint übernachten muss, könnte auf dem Hotelparkplatz stehen, aber einen richtigen Stellplatz gibt es hier nicht. Wenn ich mein Foto von 2016 mit heute vergleiche sieht es um den Pool doch schon viel schöner aus.

Aber eigentlich habe ich mir den Ort als Etappenstation ausgesucht, weil es hier etwas Neues zu entdecken gibt: ein Riad! Das ist interessant, bin sehr gespannt und auch neugierig, ob ich das vielleicht für meine Touren verwenden kann, wo ja schon ein wenig Luxus verlangt wird. Es gab einige Telefongespräche zuvor, die mich allerdings nicht sehr überzeugt haben, deshalb habe ich mir dann doch lieber in der Kasbah ein Zimmer reserviert.

Das Riad soll im alten Ortskern liegen, wo man sich als Fremder ganz sicher nicht zurecht findet, deshalb habe ich vereinbart, dass ich von meinem Hotel abgeholt werde. Aziz kommt knatternd auf seinem Mofa vorgefahren und ich fahre hinterher, zum Glück gibt es einen Weg, durch den mein Auto passt. Aber allein hätte ich es nicht gefunden. Und vor dem Haus sogar einen Parkplatz.

Riad Tissint

Das Riad Tissint ist ein 300 Jahre altes, traditionelles Haus inmitten des alten Ortskerns, ehemals Wohnsitz des Kaids der Region. Es wurde nun mit viel Liebe eingerichtet als Gästehaus und bietet etwa 10 Zimmer. Hier wird kein großer Komfort geboten, sondern Authentizität. Man schläft auf Matrazen auf dem Fußboden, und überall gibt es gemütliche Sitzecken, das historische Gebäude wurde kaum verändert und historische Gemälde hängen noch an den Wänden. Es ist ein Erlebnis, hier mal zu wohnen. Extern sind ordentliche, geräumige Duschen und saubere WC. Aziz macht ein gutes Frühstück. Man sollte vorher reservieren und sich im Ortszentrum abholen lassen, denn alleine findet man kaum dorthin. Und der Salon hat unglaublich viele kuschelige Kissen, hier hält man sich gerne auf. DZ/ÜF 450 DH.

Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch das alte Tissint. Leider sind viele der ursprünglichen Lehmhäuser zerstört und daneben wurden eher hässliche Betonhäuser erbaut, aber sie sind etwas solider. Trotzdem gibt es noch schöne Ecken und sogar einen Sandstrand am Fluss. Die Staumauer zum Schutz wurde aber bei dem letzten, heftigen Regen teilweise zerstört und große Palmstämme angeschwemmt.

Tissint hat aber noch eine Sehenswürdigkeit, das Foucauld-Haus. Ich habe in meinem Reisehandbuch ausführlich darüber geschrieben und ich habe es 2016 auch besichtigt. Das Haus eines reichen jüdischen Kaufmanns, der Charles de Foucauld zu Gast hatte, liegt im alten Ksar Tissint und ist ohne Führer nicht zu finden. Es steht leer, aber jemand in der Nachbarschaft hat den Schlüssel. Es ist nicht ganz leicht, an den heranzukommen, diesmal ist es mir nicht gelungen und ich muss mich mit den alten Fotos zufrieden geben.

Reisehandbuch

Camping in Foum Zguid

Heute verlasse ich meine Wohlfühlzone, wo ich so viele Freunde habe und fahre Richtung Westen. Erste Station ist Foum Zguid, wo es vier nette und sehr unterschiedliche Campingplätze gibt. Der erste gehört zum Hotel Bab Rimal. Hier ist die Stellfläche nichts Besonderes, einfach nur eine schattenlose Schotterfläche, aber schön ist die Hotelanlage gleich daneben, deren Pool man für 30 DH pro Person nutzen kann. In der Bar gibt es leider keine alkoholischen Getränke mehr, gerade die Motorradfahrer, die nach einer langen staubigen Pistenfahrt ankamen, haben das immer geschätzt.

Am Ortsanfang ist dann der Camping La Palmeraie. Den kann ich nur loben, er besteht erst seit 2016, aber hat sich schon den ersten Platz erobert. Sehr freundlicher Empfang, es ist immer jemand da, hübsche, ebene Stellfläche unter Palmen, gute Sanitäranlagen und ein Restaurant mit guter Küche. Die Hausfrau backt morgens das Brot. Der Platz wurde nun stark vergrößert, so dass auch Dickschiffe genug Raum finden und selbst Zeltler können ein nettes Fleckchen finden. Zudem werden interessante Ausflüge geboten, so dass es sich lohnt, hier ein paar Tage zu bleiben.

Meine nächste Station war eigentlich Khayma, aber schon vorher, im Café, traf ich Said. Das ist ein sehr sympathischer, engagierter Mann, der sehr fleißig alles Mögliche arbeitet, und den Camping Sable d’Or am Ortsende, am Beginn der Piste nach Chegaga, aufgebaut hat. Dieser Platz hat keine Palmen, ist eher wüstenartig, aber hier hat sich in etwa ein Treffpunkt der Pistenfahrer etabliert, hier stehen oft auch große LKW. Er bietet zudem auch einige Zimmer mit Bad und es gibt einen Pool, allerdings habe ich darin noch nie Wasser gesehen.

Dann ging es kurz zum Khayma Park, wo ich eigentlich selten jemand antreffe. Eigentlich auch ganz nett, mit Palmen, aber er könnte etwas besser unterhalten werden. Doch hat man mir erzählt, dass die Familie nun auch ein Riad hat, also bin ich noch schnell dorthin gefahren. In meinem Reisehandbuch wird ja auch eine Auswahl an Hotels aufgezeigt.

Das Riad Assia ist die Überraschung im Ort. Ganz neu wurde nun ein tradionelles Haus im alten Ortskern, sehr weitläufig, in ein Gästehaus umgestaltet und es gibt sogar einen Pool. Ganz liebevoll eingerichtet und dekoriert. Es gibt 10 Zimmer mit Bad und AC sowie Restaurant und Parkplatz. DZ/ÜF 450 DH.

Den Campingführer bestellt man hier: https://shop.edith-kohlbach.de/