Im Gegensatz zu der Oran-Fähre war unser Schiff bei weitem nicht ausgebucht und ich wurde zu einem Pullmannsitz geführt. Das sind recht bequeme Sessel ähnlich wie im Flugzeug, sogar mit Steckdose zum Handy-Laden. Ich hatte genau wie die marokkanischen Profis Decke und Kopfkissen unterm Arm, nur legen die sich vor dem Sitz auf den Boden, ich dagegen krümmte mich über die 2 Sitze. Sah lustig aus, wie am Gang lauter Beine raus ragten. Ab und zu mit Handylampe Buch gelesen, dazwischen mal Augen zugemacht, aber richtig schlafen konnte ich nicht. Aber es macht mir nichts aus, mal eine Nacht so zu verbringen und ich fand es viel besser früh am Morgen in Melilla anzukommen statt spät am Abend. Das Schiff legte pünktlich ab und kam auch recht früh an, wir hatten keinen Sturm. Auch die Ausfahrt hat nicht lange gedauert. Es waren übrigens fast nur Marokkaner an Bord, eine Reisefamilie aus der Schweiz, die für ein Jahr unterwegs sein will, einige französische Motorradfahrer, kein Wohnmobil, kein LKW. Ein Hund war auch an Bord, wie ich beim Aussteigen sah, wo er sich aber während der Überfahrt aufgehalten hat weiß ich nicht.
Dann ging es zunächst zum Tanken und das war erfreulich billig. Amerikanische Preise. Weiter zur Grenze. Dort war ich erstaunt, dass schon die Spanier sehr gründlich kontrollierten, das kenne ich so von den anderen Häfen nicht. Dauerte etwa 45 Minuten. Weiter zur marokkanischen Seite, da war ich noch mehr erstaunt, wie gut das heute alles organisiert ist. Keine Drängelei, alles geordnet. Geht doch. Auch hier etwa 45 Minuten, wobei der Zoll wirklich alles sehr genau inspiziert hat. Sogar meine Bücher musste ich auspacken und die Zellophanhülle aufreißen, bei der Weinflasche hieß es: Ist das Alkohol und gibt es davon noch mehr? Ja, gab es. Der Chef wurde hinzugerufen, aber es war alles in Ordnung, durfte alles behalten. Manche Leute denken ja, sie müssten es mit Korruption versuchen, so ein Scheinchen hinüber reichen. Ich kann nur sagen, nein, tut das nicht, es ist auch überhaupt nicht nötig.
Ja, und dann war ich in Marokko und ein neues Abenteuer kann beginnen. Direkt vor der Ausfahrt gibt es Telefonkarten und Bankautomaten.
Die Fähre kann ich empfehlen, hat mir besser gefallen als Algeciras – Tanger Med und ein paar Kilometer habe ich ja auch gespart.