Freitag: Lake Okeechobee

Um nicht den ganzen, langen Rückweg auf einmal zu machen, schiebe ich noch einen Abstecher zum Lake Okeechobee dazwischen. Dieser See ist mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern der größte See in Florida, und bietet Besuchern eine atemberaubende Vielfalt an Naturschauplätzen. Von malerischen Stränden über üppige Naturschutzgebiete bis hin zu faszinierenden Tierweltbeobachtungen. Vor allem aber gibt es entlang des Lake Okeechobee auch mehrere Wander- und Radwege. Diese Routen führen durch malerische Landschaften, darunter Sümpfe, Wälder und blühende Wildblumenwiesen. Während man die Wege erkundet, kann man die Stille der Natur genießen und die Pflanzen- und Tierwelt in ihrer ganzen Pracht bewundern.

Diego

Ich fuhr also zunächst nach Moore Haven, um dort meinen Wagen abzustellen. Dort traf ich außer den vielen Bootstrailern, man kommt hauptsächlich zum Fischen her, einen einzigen Radfahrer. Ich wollte nach dem Weg fragen, denn hier entlang dem Austritt eines Kanals ist es immer ein wenig kompliziert und dachte, das ist ein Einheimischer. Aber nein. Diego ist in Mexiko geboren, wohnt aber in Kanada und ist mit seinem Rad ganz allein die vielen Meilen bis zu den Florida Keys gefahren. Er hat alles, was er zum Leben braucht, an seinem Rad befestigt, nachts hängt er eine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Zusammen suchten wir die Route und fuhren 10 Meilen, bevor ich mich dann wieder auf den Rückweg machte, um noch den Radweg in der anderen Richtung zu suchen.

Der Radweg verläuft hoch über dem Herbert Hoover Dike, einem Hochwasserschutzdamm. Ich fühle mich fast wie auf einigen Wegen entlang des Rheins. Wir fahren gemütlich und unterhalten uns. Diego hat im Sommer einen Job als Tree-Planter. Wenn in der wichtigen Holzindustrie in Kanada Wälder abgeholzt werden, muss natürlich auch neu gepflanzt werden, und dieser Job wird gut bezahlt. Er pflanzt so etwa 2.500 Bäume am Tag. Im Winter hat er dann frei.

Clewiston

Ich fuhr also zurück und auf dem Damm weiter bis nach Clewiston, ich war der einzige Radler (oh wie schön, dass ich das generische Maskulinum benutzen darf). Rechts und links von mir Kanäle, in denen zahlreiche Alligatoren schwammen. Ansonsten traf ich keinen. Clewiston ist da schon anders, viele kommen mit Auto her und stehen am Fluss. Es gibt Hotels und Restaurants, auch ein Campingplatz. Aber ich hielt mich nicht auf und fuhr zurück.

Uncle Joe

Unterwegs machte ich noch einmal Station bei Uncle Joe. Das gefällt mir schon viel besser, ist es doch einfach und urtümlich. Es gibt eine Kneipe, einen Campingplatz, einen Bootsverleih und man kann Hütten mieten. Eigentlich wollte ich eine Kleinigkeit essen, aber die Köchin ist krank und ich wurde stattdessen mit den kostenlosen Erdnüssen gefüttert, die an der Theke stehen. War richtig nett. Aber wie Onkel Joe sah die Gastwirtin nicht aus, sie meinte, sie habe das Lokal schon Jahrzehnte, aber der Onkel Joe stammt noch aus der Urzeit und liegt wohl unter der Erde.

Okeechobee

Ich hatte mir zur Übernachtung ein Hotel in Okeechobee ausgesucht, weil ich im Internet nichts Besseres fand. Onkel Joe war da jedenfalls nicht zu finden. Und obwohl die Travellodge 150 $ kostet ist es doch sehr, sehr einfach und auch nicht 100 % sauber. Hier würde ich sicher nicht mehr hinkommen. Der Kaffee ist aus, Frühstück gibt es schon gar nicht und die Bettdecke ist zu dünn. Zudem ist der Trail vom Hotel aus gar nicht so leicht zugänglich, obwohl er Luftlinie 350m entfernt liegt. Aber man muss die Straße bis zu einer Brücke fahren, nein, ideal ist die Unterkunft für heute nicht. Aber morgen werde ich wieder im eigenen Bett schlafen, worauf ich mich sehr freue.