Noch 28.3. Kalt, nass, Schnee

Die Passstraße über den Tizi-n-Test ist im Bau. Nötig ist das, denn sie ist nur einspurig und von Schlaglöchern übersät. Aber es sind unzählige Bagger im Einsatz, die Straße wird verbreitert, gearbeitet wird wie wild und es ist oft nicht so einfach, an den Baggerschaufeln vorbeizukommen. Seit ich in Nouakchott einen Bagger gesehen habe, der rückwärts gerade mal so in einen PKW gefahren ist, habe ich doch Respekt davor. Zum Glück ist wenig Verkehr. Die beiden schweren, leeren Laster, die mir entgegen kommen, lasse ich an einer günstigen Stelle vorbei, sie haben wohl Bagger gebracht. Ansonsten ist ziemlich wenig Gegenverkehr und die beiden Wohnmobile, die ich vor mir habe, sind auch so nett, an den Rand zu fahren und mich vorbeizulassen. Ein Franzose und ein Deutscher. Den beiden Großtaxis muss ich dagegen doch ziemlich Dampf machen. Aber obwohl ich sehr viel schneller bin als alle anderen auf der Straße schaffe ich nur 40 km pro Stunde.

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Das Wetter ist noch okay. Unten 12 Grad und sonnig, oben auf dem Pass 5 Grad und neblig, aber kein Regen. Das ändert sich in Ouirgane, es fängt an zu nieseln. Und als ich in Asni auf die schmale, ziemlich schlechte Asphaltstraße nach Imlil abbiege wird es richtig ungemütlich, in Imlil schließlich dann Schneeregen. Ich bin total unglücklich. Kalt, nass, matschig und wo soll ich schlafen. Ein Anruf von der Strecke in Marrakech hat ergeben, dass das Tichka ausgebucht ist. Ich fühle mich heimatlos und allein, könnte heulen. Besichtige zunächst das Hotel Dar Imlil, ganz klar das beste hier. Ein Traum. Große, gemütlich eingerichtete Zimmer, Kaffee und Tee zum selbst zubereiten stehen bereit, Pantoffeln auch, es ist geheizt, die großen Türen am Balkon zeigen einen weiten Blick auf den Schneeregen im Tal mit dem rauschenden Bach. Hier könnte ich es aushalten. Wenn … ja wenn der Preis nicht wäre. Es gibt Zimmer zu 1300 Dirham (alle besetzt), Suiten zu 1500 Dirham (eine frei) und die großen Suiten zu 2000 Dirham (auch noch eine frei). Wo nur ist der reiche Prinz, der mich einlädt (und dann alleine schlafen lässt)?

Solange der nicht kommt gehe ich ins nächst beste Hotel, das Riad Imlil. Das Gebäude ist schön, wirkt wie eine trutzige Burg und ist aus schweren Felssteinen gebaut. Mohammed war lange Bergführer in der Schweiz, hat da das Metier von Grund auf gelernt und wollte dann in seinem Heimatort ein schweizer Chalet nachbauen, wenn auch gemixt mit dem Riadstil. Es ist gleich zentral in Imlil, direkt an der Brücke über den Fluss und bietet von seinen Terrassen einen herrlichen Ausblick. Nur die Zimmer sind ein wenig klein. Alles ist sauber und ordentlich, aber mein Zimmer hat nur Platz für ein großes Doppelbett, ein kleiner Tisch, aber noch nicht mal einen Stuhl. Und wenn ich die Reisetasche abstelle ist der Durchgang versperrt und Tageslicht gibt es auch nicht. Aber ein Radiator heizt das kleine Zimmer und es kostet nur 450 Dirham mit Frühstück. Es geht mir schon besser. Etliche SMS und Telefonate mit Marrakech ergeben, dass man nun doch ein Zimmer im Tichka für mich hat, aber nur für wenige Tage. Im April ist nun mal Hochsaison in Marrakech.

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Im Hotel werde ich von einem schweizer Paar angesprochen, sind Sie nicht Frau Kohlbach? Huch, das habe ich nicht erwartet. Sie hatten mich schon in Mhamid gesehen, wenn wir dort auch nicht ins Gespräch kamen, und fahren mit ihrem PKW und meinem Reisehandbuch sechs Wochen durch Land. In einer Reisebuchhandlung in der Schweiz stand mein Buch zusammen mit vielen anderen und nach einer Qualitätsprüfung haben sie sich für mich entschieden. Ja, ich weiß, wenn ich in Buchhandlungen präsent wäre, würde ich sehr viel mehr verkaufen, aber ich will das nicht, ich habe ein anderes Konzept und es würde im Endeffekt nur dazu führen, dass ich es allein nicht mehr schaffe, höhere Kosten habe, aber keine höheren Einnahmen. Es bleibt alles beim Alten, und die, die mein Buch kennen und wissen, dass sie es online bestellen müssen, haben den Vorteil der Aktualität.

Für Wohnmobilisten gibt es Imlil betreffend gute Nachrichten. Bisher war der kleine Ort, an dem die Straße zum Toubkal endet, ja viel zu klein für Wohnmobile. Es gab keinen ausreichend großen Parkplatz, keinen Camping und noch nicht mal eine gute Wendemöglichkeit. Das hat sich nun geändert. Am Beginn des Ortes wurde ein großer Platz zum Fluss hin eingeebnet. Er dient als Parkplatz für alle Besucher, da der kleine oben im Ort nicht ausreichend ist, aber auch als Stellplatz für Wohnmobile. Die Übernachtung kostet 20 Dirham, parken nur am Tag 5 DH. Damit ist es nun auch diesen Leuten möglich, Imlil und den Toubkal-Nationalpark zu besuchen und vielleicht sogar eine Bergwanderung zu buchen. Das Fahrzeug kann so lange dort abgestellt werden. Im Ort sind zahlreiche Agenturen und auch ein offizielles Büro der Bergführer. Natürlich sind auch viele Wanderungen alleine möglich.