Rückfahr-Ticket

Nicht wegen dieser unschönen Erlebnisse, schon auch vorher, hatte ich einfach den Wunsch zurück zu fahren, wieder nach Europa zu kommen. Von da aus wollte ich eine gemütliche Rückreise machen, eventuell noch ein paar Tage in Spanien am Strand verbringen.

Um 13.30 und um 17.30 Uhr sollte eine Fähre gehen für mein offenes Rückreiseticket. Ich hatte vorher Carlos angerufen, ob ich eine Reservierung bräuchte, denn auf dem Ticket stand Rückreise 30.6.2023. Merkwürdig. Aber das Büro sagte, nein, das Ticket ist für ein Jahr gültig, ich solle einfach zum Hafen fahren. Mit Zwischenstopp bei noch einigen Campingmöglichkeiten kam ich um 14.30 Uhr am Hafen an. Am Eingang fragte man nach meinem Ticket, schaute drauf und sagte, das sei für den 30.6. Nein sagte ich, es ist ein offenes Ticket. Man überlegte, verschwand im Büro, telefonierte, dann kam der Mann wieder, freundlich lächelnd und sagte, alles in Ordnung, ich bekäme noch das 13.30 Schiff, es würde in 30 Minuten abfahren? Wie? Es ist doch schon 14.30 Uhr. Aber egal, es kann ja Verspätung haben. Aber bevor er mir das Ticket wieder in die Hand drückte verlangte er ein Trinkgeld. Sehr seltsam. Aber ich dachte, naja, er hat mich noch auf dem Schiff untergebracht und wollte ihm 50 Dirham geben. Nein, er wolle 10 Euro. Habe keine Euro! Schließlich war er mit 100 Dirham zufrieden. Ja, auch eine alte Marokkofahrerin (in jeder Hinsicht) kann noch mal auf so was reinfallen.

Durch Zoll und Polizei war ich schnell, auch durch den Scanner, aber dann, gerade als der Hund mein Fahrzeug beschnüffeln sollte, kam ein starker Gewitterguss. Kann der Hund bei Regen nicht schnüffeln oder wollte der Polizist nicht raus ins Nasse, wer weiß. Ich kam also dann tatsächlich 30 Minuten später zur Ablegestelle, von einem Schiff keine Spur. Dafür ein Schweizer Wohnmobil. Ich fragte die Leute, wie lange sie schon da seien, eine Dreiviertelstunde, und auch sie hatten das Schiff nicht gesehen. Was für komische Methoden da am Eingang, die lassen sich immer was Neues einfallen. Ich machte mir zunächst Sorgen, ob ich mit dem nächsten Schiff mitkomme, wo doch auf meinem Ticket 13.30 Uhr stand, aber ein Mitarbeiter versicherte mir, kein Problem. Und das Schiff war dann tatsächlich auch ziemlich leer. Worauf ich dort dann ganz gemütlich mein Büro aufbaute und so schon einiges erledigen konnte.

Und nur mal so zur Info, weil kürzlich danach gefragt wurde. Auf marokkanischer Seite gibt es keinen „Carlos“, also ein Büro, das man so richtig empfehlen kann. Doch kann man bei Carlos auch per Email für die Rückreise buchen, wenn man noch kein Ticket hat:

ticket.gutierrez@telefonica.net

Campingerlebnisse in Ouezzane

Der Tag fing an mit einem Besuch auf dem Camping Zerhoun Bellevue. Ich traf zwei deutsche Mopedfahrer, wir unterhielten uns und ich bot an, sie mitzunehmen nach Volubilis. Sie machten sich kurz fertig und ich unterhielt mich mit dem Betreiber, der schönes Olivenöl zum Verkauf anbot. Ich sah, dass ich noch drei 100-Dirham Scheine einstecken hatte, gab ihm einen und erhielt 20 DH zurück, blieben also noch 220 DH.

Wir fuhren nach Volubilis, ich setzte die beiden ab, und fuhr weiter zu dem kleinen Restaurant A l‘ombre des Oliviers, wo ich mich zum Essen verabredet hatte. Es war so witzig, am Tag zuvor schrieb Gerhard mich an, er sei gerade in Fes eingetroffen und würde gerne meine Bücher als PDF haben. Ich antwortete, ich sei in Meknes und es wäre doch viel besser, sie als Buch zu bekommen. Gesagt, getan, deshalb die Verabredung bei Volubilis. Wir haben eine schöne Zeit verbracht, Gerhard gab mir 450 DH und damit waren es 670 DH in meinem Geldbeutel. Wird noch wichtig. Das Essen hat Gerhard bezahlt, nicht ich.

Camping Panorama

Meine nächste Station war der Camping Panorama hoch auf den Bergen bei Ouezzane. Ich hatte den Platz vor etwa 6 Jahren besucht und ich schrieb im Campingführer:

Mohammed, der gut deutsch spricht, hat inmitten seines großen Obstgartens mit Weintrauben, Aprikosen, Feigen und Oliven begonnen, einen Campingplatz herzurichten. Noch ist viel zu tun. Die Flächen sind weder eben noch weisen sie einen festen Untergrund auf, aber jeder Platz hat ein Wasserbecken und Stromanschluss.

Nun sind ja sechs Jahre vergangen und ich war gespannt, was er in diesen Jahren alles erreicht hat. Man könnte es in einem Wort sagen: Nichts! Die von mir angeführten Wasserbecken waren nicht mehr vorhanden, viel schlimmer, sie waren zerschlagen worden und man hat die Brocken einfach liegen lassen. Mohammed sagte, die Touristikkommission wäre da gewesen, hätte die Wasserbecken zerstört, weil sie nicht auf einen Campingplatz gehörten. Es sah alles ziemlich unordentlich und schmuddelig aus, doch Mohammed erzählte stolz, wieviele deutsche Camper er hat, die durch mein Buch gekommen seien und sogar einige Tage blieben. Ein Franzose, der auch länger da war, fragte nach einer Waschmaschine, was Mohammed verneinte, und zwei Tage nach seiner Abreise kam ein LKW den Berg hinauf gekrochen und lieferte die Waschmaschine, die der freundliche Camper spendiert hatte. Schon da muss ich sagen, mir erschließt sich der Charme des Platzes nicht ganz, der zu solchen Taten führt.

Aber wir waren noch nicht fertig mit der Besichtigung. Stolz sagte er mir, dass er jetzt auch in booking.com sei. Dort wäre es aber Bedingung, dass er mindestens zwei Zimmer anbietet, worauf er auf der Dachterrasse noch eins gebaut habe. Wir stiegen hinauf. Ich war geschockt. Eine Tür führte zunächst in die Küche. So viel Unordnung und Schmutz sieht man selten in einer Küche. Von dort ging es in das berühmte booking.com Gästezimmer, das aber noch nicht ganz fertig sei. Oje, ein neuer Schock. Es war eine Kammer voller Gerümpel, doch nicht nur Gerümpel, auch originalverpackte neue Dinge standen da. Einmal die Waschmaschine. Abgestellt, nicht angeschlossen. Ein Kühlschrank. Ein Fax. Mehrere Fernseher, im Karton. Es wird von jedem Touristikunternehmen verlangt, dass es eine Kameraüberwachung gibt. Die war da. Originalverpackt. Der Computer auch.

Schäfchen zählen

Nun hätte ich gedacht, schlimmer kann es nicht mehr kommen, doch hatte ich mich geirrt. Im Erdgeschoss des Hauses sind einerseits die Sanitäranlagen, immer noch so primitiv und schmutzig wie vorher, doch jetzt mit Warmwasser, das ich auch nachprüfen sollte. Das war aber wirklich die einzige vorhandene Verbesserung. Aber, was viel, viel schlimmer war. Es stank erbärmlich im Haus, so ätzend, dass ich sofort Kopfschmerzen bekam. In diesem Erdgeschoss ist ein Salon, wo die Tochter vor dem Fernseher saß. Aber davor war eine abgeteilte Ecke und das war der Schafstall! Also mitten im Wohnbereich. Es hat unglaublich gestunken, wie ein Mensch das aushalten kann.

Mohammed erzählte den Hintergrund. Er habe drei Schafe gekauft, damit sie die Stellflächen schön abfressen. Diese Schafe hat er nachts auf der Dachterrasse untergebracht, also vor dem booking.com Zimmer. Das hat es aber heftig geregnet und seitdem sind die Schafe quasi im Wohnzimmer.

Ich versuchte, so schnell wie möglich weg zu kommen, Mohammed versuchte mit allen Mitteln, mich dazubehalten. Er wolle ein Tajine kochen, ich könnte auch da schlafen, man könnte ganz schnell ein Zimmer sauber machen. Nein, nur weg, mein Kopf platzte bald und der ätzende Gestank war noch länger in meiner Nase. Der Hammer ist übrigens, dass er ein Schweinegeld für seinen naturnahen Campingplatzt verlangt. Der französische Campingführer – Kollege sei dagewesen, völlig begeistert und meinte, da müsse er doch mehr verlangen. Es kostet pro Person 40 DH plus Wohnmobil 60 DH, Strom und Dusche extra. Ich frage mich, was er anderen über meinen Besuch und mein Urteil so alles erzählt. Der Schock saß so tief, dass ich nicht ein einziges Foto gemacht habe.

Motel Rif

Da gehe ich doch lieber zum Motel Rif, das ich schon lange kenne und in dem ich mich immer wohl gefühlt habe. Die Motelzimmer liegen um einen Pool mit grüner Wiese, sind natürlich alt und heruntergekommen, aber ich brauche ja nicht immer Luxus. Die Überraschung war jedoch der neue, sehr große Pool. Dort kann man direkt am Pool mit seinem Wohnmobil stehen, ich habe die Fotos aus der Saison gesehen, also wirklich ganz toll. Und die Gebühr auf jeden Fall billiger als im Panorama. Am Morgen können sich die Camper im Restaurant Brot und Crepe abholen und das ist reichlich. Diesen Platz kann ich auf jeden Fall empfehlen, obwohl man inzwischen viel mit Reisegruppen arbeitet, die kommen, um im Restaurant zu essen. Aber der Campingbereich ist etwas entfernt und es stört nicht.

Ich bekam ein Zimmer, konnte den Wagen direkt davor parken und war zufrieden. Am Abend spazierte ich oft herum, wollte schöne Fotos machen, traf nette Deutsche und unterhielt mich. Das Zimmer schloss ich dabei nicht ab. Ich habe in Marokko immer gute Erfahrungen gemacht, niemand stiehlt etwas. Als ich zum Essen ging schloss ich aber ab. Am Morgen dann Frühstück und als ich zurück kam stand die Tür etwas offen. Es muss nicht unbedingt etwas heißen, sie schließt manchmal schlecht, aber sicherheitshalber sah ich in meine Tasche, die auf der Kommode stand. Die war da, das Portemonnaie auch, aber alle Dirhamscheine weg, wie oben gesagt 670 DH.

Natürlich habe ich das sofort gemeldet und damit war die Stimmung im Eimer. Der Chef meinte zunächst, es gäbe ja Kameras, die Polizei würde das überprüfen, aber dann meinte er etwas anzüglich, wenn man niemand darauf sieht, der in mein Zimmer geht, könnte es gefährlich für mich werden. Gefährlich für mich? Wieso? Naja, dann hätte ich gelogen und das gäbe Probleme. Das Gespräch ging noch weiter und es waren so einige Unklarheiten darin. Ob und wer denn nun die Filme prüft, er verstrickte sich in Widersprüche, ein Polizist stieg gerade in sein Auto und er meinte, der würde nun die Filme mitnehmen.

Zufällig rief da Thomas an, der gute Thomas Friedrich, der seit Jahren in Marokko wohnt und die Verhältnisse gut kennt. Er deckte so manche Widersprüche auf und meinte, am besten ginge ich zum Kommissariat, um den Fall aufzuklären. Der Chef sah mich telefonieren, wusste natürlich nicht mit wem, und ich sprach ihn auf einige Punkte an, die Thomas aufgefallen waren. Natürlich hatte der Polizist die Filme nicht, er war Gast, hatte in dem Zimmer nebenan übernachtet. Ich wollte dann wissen, ob denn nun schon jemand nach den Filmen schaut, er meinte dann, der Computermann käme bald, um das zu tun. Ich meinte, Zitat Thomas, dann wäre es vielleicht sinnvoll, zum Kommissariat zu gehen. Da zog er 600 Dirham aus der Tasche und meinte, ich könne nun fahren.

Was ich tat.

Z Hotel Meknes

Vor der Rückfahrt galt es aber noch ein wenig mehr Luxus zu genießen. In Marrakech hatte ich auch immer einen guten Freund, den Direktor des Hotels Le Tichka.

5.2. La Princesse de la Tichka

Aber kurz nach meinem letzten Besuch im Jahr 2019 ging er in Rente und das Tichka war damit für mich gestorben. Ohne ihn, nein, das macht keinen Spaß. Doch dann hörte ich erstens, dass das Tichka nun eh geschlossen ist, es war zwar schön, aber altersschwach, aber vor allem erfuhr ich, dass meinem Freund Moulay Abdellah die Rente nicht bekommen ist und er nun ein nagelneues Hotel in Meknes als Geschäftsführer übernommen hat. Und so habe ich dies als letzte Station meiner Marokkoreise vorgesehen und bin voller Spannung angekommen. Ein wirklich schönes Hotel am Rande von Meknes mit riesigem Parkplatz, was für mich ein wichtiges Argument ist. Und es ist alles so schön neu und solide, funktioniert, nicht so wie im Tichka, für das die Gesellschaft einfach kein Geld bereit gestellt hat.

An der Rezeption brauchte ich nur meinen Namen zu nennen und erhielt die Zimmerkarte für eine Suite. Aber Moulay Abdellah erschien auch sofort, um mich wollkommen zu heißen. Einfach wieder so schön, bei Freunden zu sein. Ich war nicht lange auf dem Zimmer, da erscheint ein Kellner mit großem Tablett, mein Dejeuner. Sehr lecker. Man bereitet hier meist internationale Küche zu.

Für mich heißt es jetzt, einfach mal zwei Tage ausruhen, zwischendurch immer mal arbeiten, aber ansonsten mich verwöhnen lassen. Wie schön und das ist aber auch gleichzeitig das letzte Mal. Im Norden habe ich keine Freunde mehr und es erwartet mich kein großes Dinner mehr. Das ist aber auch gut so, denn ich habe etliche Kilos zugenommen, die müssen nun runter.

Hier eine kleine Fotosammlung über das Hotel.

Ein bisschen Luxus

Von Imilchil sollte es dann aber richtig nach Norden gehen, mit einem kleinen Schlenker über den Aguelmane Sidi Ali. Diesen kalten Bergsee kenne ich schon lange, im Reisehandbuch schreibe ich darüber:

Inmitten eines vulkanischen Plateaus (in ca. 2.050 m Höhe), das von dunklem Bimsstein übersät ist, befinden sich eine Reihe von Bergseen, die sich in den erloschenen Kratern gebildet haben. Der größte und tiefste von ihnen ist der „Aguelmame Sidi Ali“ (37 m tief, 400 ha Wasseroberfläche), ein von einer Quelle gespeister, kalter See mit Forellen und anderen Fischen, am Südende der gleichnamige Marabut. Die gesamte Umgebung ist ein anerkanntes Gebiet von biologischem und ökologischem Interesse und als geschütztes Feuchtgebiet ausgewiesen (Konvention von RAMSAR). Zahlreiche Wasservögel halten sich hier auf, besonders die außerordentlich seltenen Rostgänse (Tadorna casarca), seltene Ibisarten und Rallen, häufig sind auch Wachteln und Störche zu sehen. Fischer kommen an den See, um nach speziellen Fischarten wie Flussbarschen, Zander, Hecht und Karpfen zu fischen. Die charakteristische Flora weist große Atlas-Zedernbestände, zwei Arten von Wacholderbäumen, Grüneichen und andere seltene Pflanzen auf.

Xaluca Hotels

Doch bin ich nicht deswegen gekommen, zumal das Wetter ziemlich schlecht war für einen Ausflug in die Natur. Ich wollte das neue Xaluca sehen. Diese Hotelkette hat ganz außergewöhnliche Hotels. Das erste war das Xaluca in Erfoud, neu gebaut in einem sehr eigenwilligen Stil, es war damals etwas ganz neues für die Region. Mein erster Aufenthalt dort war 2001 und ich glaube, es war damals erst ein oder zwei Jahre alt. Ein Spanier hat sich mit einer einheimischen Familie zusammengetan und das Haus gebaut. Später kam dann ein Biwak am Erg Chebbi dazu, dann das Hotel Tombouctou.

Im kalten Boumalne de Dades gab es damals ein staatliches Hotel, in das wie in so viele nichts investiert wurde und das dann bald geschlossen war. Xaluca kaufte dieses Hotel und machte wieder etwas richtig schönes daraus. Ich freue mich immer, wenn ein altes, traditionsreiches Hotel irgendwie erhalten werden kann.

Erfoud:

Erg Chebbi

Boumalne de Dades

Aber ich war ja am See, um das neue Xaluca zu sehen. Und das ist noch einmal etwas mehr. Ich muss eins vorweg nehmen. Während die anderen Xaluca Hotels durchaus noch bezahlbar sind, ist dieses exklusive Hotel ganz klar zu teuer für mich, die Nacht geht so ab 280 Euro. Aber ich bin mit einem aus der Familie befreundet und deshalb eingeladen worden, mir das Hotel anzuschauen. Und es ist einfach wunderschön. Ich kannte es noch als ganz einfache Herberge. Und was das witzige ist, ich kannte auch den damaligen Pächter, aber darüber mehr im nächsten Blog.

Xaluca Aguelmane Sidi Ali

Was aber nun aus dieser einfachen Herberge entstanden ist, ist einfach unglaublich. Man hat das Gebäude vergrößert, außen aus groben Feldsteinen, innen ist alles handgemacht aus Holz. Hier ein Blick von außen:

Am See ist natürlich auch kein Strom, so wird alles mit Solarpanels elektrifiziert, und das geht gut. Alle Zimmer haben Heizung, sogar auf dem Klo. Alles ist so edel und geschmackvoll eingerichtet, auf der Hügelspitze ist ein Jacuzzi, im Untergeschoss ein geheizter grottenartiger Pool. Aber in diesem Video könnt ihr alles genau sehen.

Imilchil

Heute freue ich mich über jeden Kilometer, den ich näher ans Mittelmeer komme. Ich will einfach heim. Nicht weil ich Deutschland so sehr liebe, oh nein, sondern weil ich es nach zwei Monaten einfach leid bin jede Nacht woanders zu schlafen und aus dem Koffer zu leben.

Imilchil war nochmal ein Abstecher in die Berge, den ich nicht gemacht habe, weil mein Herz daran hängt, sondern aus Pflichtgefühl, weil ich lange nicht da war. Ich bin nun mal nicht für die Berge und die Kälte gemacht, aber ich scheine da nicht die einzige Deutsche zu sein, denn man hat mir gesagt, dass relativ wenige Deutsche nach Imilchil kommen. In der Wüste oder am Atlantik sieht es da ganz anders aus. Ich kann das nachempfinden. Gewohnt habe ich bei Chez Bassou. Es gibt viele kleine, eher einfache Hotels in Imilchil, aber am besten sind Chez Bassou und Les Jardins. Diesmal habe ich mich also für Bassou entschieden, da ich das letztemal im Les Jardins gewohnt habe. War sehr nett. Und das Essen ist reichlich.

Marrakech 3. Tag

Frühstück im Zimmer mit Baguette von Alfadl wie gehabt. Meine Kaffeemaschine kommt zum Einsatz. Dann könnte ich aber doch noch mal in die Medina gehen, um ein paar Fotos zu schießen. Ich wandere so vor mich hin, komme zum Derb Debachi und denke, ach, da gibt es aber noch die Gaby Noack vom Riad Noga, die müsste doch im Land sein. Ich rufe an und tatsächlich, sie ist sofort am Telefon und bereit für ein Schwätzchen. Wenigstens eine.

Gaby hat das Riad Noga zu einer Zeit aufgebaut, als Riads noch etwas ganz besonderes waren, sie gehörte zu den ersten. Und noch heute ist es wunderschön bei ihr. Während der schlimmen Covid-Zeit flüchtete sie nach Deutschland, aber nun läuft es wieder und sie ist glücklich in ihrem Reich.

In der Medina gibt es nun ein neues Fortbewegungsmittel, das TokTok. Müsste ihr einfach mal ausprobieren.

Ich werde oft gefragt, wie man sich anziehen soll in Marokko. Ob man ein Kopftuch braucht, lange Kleider, die Arme bedecken. Doch Marokko ist ein sehr liberales Land, wie hier die einheimischen Mädels zeigen gibt es in Großstädten keinerlei Beschränkung. Anders sieht es auf dem Land aus, wo man aus Respekt nicht ganz so viel Haut zeigen sollte.

Ein Beruf flößt mir inzwischen Respekt ein, den der Parkwächter. Das sind ganz schön eifrige Burschen, die nicht nur beim Einparken helfen, sondern auch Rundumservice anbieten wie waschen oder mit Pappe vor der Sonne schützen. Jeder der durch Marrakech fährt weiß dass es unendlich viele Mopeds gibt, und die müssen ja auch irgendwo parken.

Marrakech 2. Tag

Der heutige Tag ist aber ganz für Gueliz vorgesehen. Nach dem Frühstück schaue ich in den Spiegel und traue meinen Augen nicht. Bin ich das wirklich? Mit diesen furchtbaren Haaren. Die sind seit USA nicht mehr geschnitten worden, so kann es nicht weitergehen. Ich nutze Marrakech oft für ein paar Schönheitsbehandlungen, doch die Pediküre, die nach Wochen im trockenen Wüstensand dringend nötig ist, habe ich bereits im White Camel machen lassen. Aber die Haare gehen so nicht mehr. Ich laufe all die bekannten Friseursalons ab, die ich von früher kenne. Aber es hat sich doch viel getan in Marrakech, sie sind nicht mehr da. Dagegen gibt es etliche luxuriöse Schönheitstempel, wo ich mich noch nicht mal traue, nach dem Preis zu fragen. Doch schließlich finde ich einen kleinen Salon gerade um die Ecke von meinem Hotel, ich sags ja, hier gibt es wirklich alles in greifbarer Nähe, und über den Friseur kann ich mich auch nicht beklagen. Jung, tätowiert, mit schicker Frisur, schnippelt er auch an mir sehr sorgfältig herum. Man macht sich hier eine Mühe, die ich aus Deutschland nicht mehr kenne, klippt die Haare hoch und schneidet sie dann schichtweise. Und vor allem das Fönen! Das ist in Marokko eine wichtige Kunst, man geht zum Friseur oft auch nur zum Fönen, wenn man abends ausgehen möchte. Mit dem Ergebnis sind wir beide recht zufrieden.

Was mir nun noch fehlen würde, ist ein Anlass, diese neue Frisur auch zu zeigen. Aber es gibt in ganz Marrakech zur Zeit niemand, den ich kenne. Früher war das anders, da gab es Kamal, den Filmemacher, oder Peter, der im Carre Eden eine Wohnung hat, es wäre nur 4 Minuten von meinem Hotel, oder der Tichka-Direktor, dessen Hotel meine zweite Heimat war. Aber das Tichka ist lange zu, der Direktor in Meknès und Peter in Deutschland. Kamal dreht einen Film in Rabat. So bestelle ich mir im Hotel eine Pizza aufs Zimmer, weil ich keine Lust habe, alleine in ein Restaurant zu gehen. Ich habe keine Angst, ist nur langweilig. Aber die Pizza war nicht so gut, trotz dem vorzüglichen Rose, und für morgen muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.

Marrakech – die Sehnsuchtsstadt

Am Horizont stechen die gewaltigen Gipfel des Atlas-Gebirges aus dem Dunst hervor. Die Stadt ist wie ein Märchen aus 1001 Nacht, wohl nur wenige andere orientalische Metropolen können es an Schönheit mit ihr aufnehmen. In Marrakech verstecken sich reich dekorierte Paläste und Moscheen im Labyrinth der engen Gassen mit ihren rosafarbenen Häusern. In den bunten Basarstraßen bieten Händler Handwerkserzeugnisse, Duftstoffe, Naturmedizin und Lebensmittel an, und auf dem zentralen Platz herrscht ein Treiben wie auf einem mittelalterlichen Jahrmarkt. Sie ist mit 1,3 Millionen Einwohnern viertgrößte Stadt und wichtigstes Touristenziel des Landes. Nach Agadir fährt man zum Ausspannen und Baden, aber nach Marrakech, um den Traum vom Orient wahr zu machen.

Nach Jahren des Eingesperrtseins durch Covid scheint nun wirklich jeder in diese wunderschöne Stadt kommen zu wollen, die Unterkünfte sind nahezu ausgebucht. Und natürlich geht „man“ nicht in ein Hotel, man möchte in einem Riad wohnen, der den Traum vom Orient wahr werden lässt. Zu Recht. Diese traditionellen Stadthäuser im Labyrinth der Altstadt sind wunderschön restauriert und geschmackvoll eingerichtet und man ist genau da, wo man hin möchte, im Gewimmel der Souks. Marrakech bietet wirklich alles, was der Tourist sich wünscht, ich kenne nichts, was nicht möglich ist.

Es sei denn man ist so eine blöde Reisehandbuchschreiberin, die mit dem eigenen Fahrzeug unterwegs ist und direkt vor der Unterkunft parken möchte. Weil sie ja eben nicht mit einem kleinen Koffer unterwegs ist, sondern mit einer Menge Gepäck, das auch teils im Wagen bleibt und deshalb sicher sein soll. Die Agentur, mit der ich arbeite, wenn ich kleine feine Rundreisen für Kunden zusammen stelle,

https://marrakechtours.de/

hätte leicht ein Riad für mich gefunden, aber die Hotels, mit denen sie arbeiten, waren alle ausgebucht. Also muss Frau selbst ran und in booking.com schauen. Riad über Riad. Dabei gibt es bestimmt 150 Hotels in Marrakech. Aber die scheinen nicht mit booking zu arbeiten, vielleicht sind sie auch so gut ausgebucht. Denn Reisegruppen, die mit einem Bus voller Gäste kommen, können natürlich nicht in ein Riad gehen, da diese nur wenig Zimmer haben. Schließlich fand ich das Hotel Assounfou. Ein wenig Stress bei der Anfahrt, wo genau ist es, wie ist der Verkehr, klappt es mit dem Parken. Man hatte mir gesagt, dass es eine Tiefgarage gibt, die aber vielleicht nicht hoch genug für meinen Land Rover ist. Parken bedeutet für mich immer Stress, da beneide ich die Camper, die haben es einfach immer leichter. Natürlich nur auf Campingplätzen, nicht in der Stadt.

Hotel Assounfou

Aber alle Sorgen waren überflüssig. Das Assounfou liegt für mich einfach ideal in Gueliz, etwas versteckt hinter dem Carre Eden und in die Tiefgarage passte mein Wagen mithilfe eines Einweisers wunderbar hinein. Und das Zimmer war auch richtig für mich. Kein orientalischer Luxus, dafür aber Schlafzimmer plus Salon mit Küche, da fühle ich mich doch gleich zuhause und kann mir mein Frühstück selbst machen. Die 101 Gepäckstücke (fast) fuhren bequem im Aufzug hoch und ich würde am liebsten für immer hier bleiben. Gleich davor ist der Blumenmarkt, okay, ich werde mir für die drei Tage nun keine Blumen kaufen, aber auch der Marche Central mit allen möglichen Dingen, die mich vor dem Verhungern retten sowie einem Schnapsladen. Und die Patisserie Alfadl, die mich zum Frühstück bestens versorgt. Das Carre Eden ist nur ein paar Minuten entfernt und dort ist im Untergeschoss ein Carrefour mit allen Köstlichkeiten, die ein Europäer zum Leben braucht und auch einem großen Weinkeller. Da schmeckt mir mein Billigwein aus Spanien nicht mehr und ich kaufe mir eine gute Flasche Rose, da mein Zimmer ja auch einen Kühlschrank hat.

Ich habe Gueliz gewählt, weil ich ja keinen Drang habe zum Jemaa el-Fna zu gehen und in die Souks. Altbekannt. Doch dann spaziere ich doch die Mohammed V entlang bis zum Parkplatz an der Koutoubia, wenigstens ein wenig arbeiten für meinen Campingführer, und lande doch in den Souks. Ich brauche wirklich nichts mehr. Zuhause habe ich so viele schöne Dinge aus Marokko, dass ich mich langsam frage, was damit passiert, wenn ich mal nicht mehr lebe, da muss ich nichts neues kaufen.

Doch wenn man so durch die Soukgassen spaziert und alle die schönen handgemachten Dinge sieht, dann kann man einfach nicht anders. Für die zwei Sofakissen wird sich doch wohl noch ein Plätzchen finden?

 

The White Camel

Es dauerte bis zum Jahr 2019 bis ich endlich wieder nach Agafay kam. Aber bis dahin hatte sich wirklich alles geändert, auch der Name. Nun residiert hier The White Camel. Wer aber nach wie vor hier ist und seine Ideen verwirklicht, ist Abdelkhalek. Schon 2019 gab es die luxuriösen Lodges, die sich während der Coronazeit aber stark vermehr haben.

Hier ein Video aus dem Jahr 2019:

Ich war völlig überrascht und begeistert, was ich nun vorfand. Es ist unglaublich riesig. Im ganzen gibt es nun 45 Lodges, und eine davon mit eigenem Pool. Aber auch die anderen können sich sehen lassen, es ist so schön und geräumig und jede Lodge hat eine Terrasse mit Sitzecke und alle sind sie ausgerichtet mit Blick zum Sonnenuntergang. Der ist berauschend hier, oft fällt die Sonne glutrot in den Horizont. Und es kommen nun auch richtig viele Leute. Wie schon zuvor gesagt, es sind nicht die Reisenden, die meinen Reiseführer kaufen würden und länger im Land bleiben. Das sind Menschen auf Kurzbesuch. Marrakech ist zur Zeit in aller Munde, es ist der Renner und schwer, ein passendes Hotelzimmer zu finden, und nach ein paar Tagen Stadt kommt man dann in dieses Camp. Ich habe sogar zwei Paare aus Florida getroffen, meiner zweiten Heimat, aber auch andere Amis, ein Paar aus Sri Lanka, das in der Schweiz lebt, Chinesen, aber auch viele gutsituierte Marokkaner. Sie kommen, um sich an den zwei Pools zu vergnügen, an der Bar einen Cocktails zu genießen, die gibt es auch alkoholfrei gibt, aber sehr viele kommen, um einen bestimmten Festtag zu feiern. Leider bin ich erst am Sonntag angereist, am Samstag davor fand eine Hochzeit von einem Paar aus Mali statt, in einheimischen Trachten, das hätte ich gerne erlebt. Aber auch für den Geburtstag am Sonntag wurde ein feierlicher Rahmen geschaffen, Kamelreiter mit brennenden Fackeln standen Spalier. Es gibt eine ganze Reihe von Restaurants auf dem riesigen Areal, so dass es keinerlei Probleme macht, an einem Abend mehreren Gruppen zugleich den originellen Platz zum Feiern zu schaffen.

Camp Agafay

Von Imlil zum Weißen Kamel ist eine Weltreise, obwohl es nur 90 km sind. Unter normalen Umständen wäre ich auch nicht hier, denn es ist keine Anlage, in die sich ein Tourist, der meinen Reiseführer kauft, verirren würde. Das hier ist Luxus pur und es kostet auch entsprechend.

Aber mal ganz von vorne. Im Jahr 2000 lernte ich in Mhamid Abdelkhalek Benalila kennen. Hier habe ich darüber berichtet.

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/kasbah-sahara-services/

Er fing damals ganz klein an, gründete seine Reiseagentur für Wüstentouren und baute dann das Hotel in Mhamid. Das Büro wurde nach Marrakech verlegt, wo er dann auf die Idee kam, dass es doch eine Menge Menschen gibt, die zwar nach Marrakech kommen, aber keine Zeit haben, in die Wüste zu fahren.

Agafay

Also muss er die Wüste nach Marrakech bringen. 30 km vor Marrakech gibt es die sehr hügelige, karge Region Agafay, die tatsächlich ein wenig Ähnlichkeit mit den Sanddünen der Wüste hat. Und dort baute er ein Biwak, damals noch Camp Agafay. Er war zwar nicht der einzige mit dieser Idee, gehörte aber doch zu den ersten. Im Jahr 2010 war ich zum erstenmal dort. Es war schon richtig schön, die Lage ist super und der Sonnenuntergang bezaubernd. Es war gerade mein Geburtstag und er bestellte sogar eine Musikgruppe für mich. Einige Leute kamen schon damals, aber so richtig der Renner war es noch nicht, obwohl das Camp sehr schön lag und die Zelte viel besser eingerichtet waren als die Wüstenbiwaks zur damaligen Zeit.

Das nächstemal kam ich im Jahr 2012. Es war im Großen und Ganzen noch das gleiche Camp, aber es gab vor allem an den Wochenende spezielle Events und ich durfte sogar im Hubschrauber mitfliegen.

Zum Weißen Kamel geht es dann im nächsten Beitrag.