Erinnerungen ….

In diesen Coronazeiten hat der Reisende ja nur noch seine Erinnerungen, ansonsten ist er zu Hause eingesperrt. Gestern postete Abdellah vom Riad Fennek Sahara ein Foto eines Feneks, eines Wüstenfuchses. Und das weckte Erinnerungen in mir.

Es ist unendlich lange her. Wann war es? Vielleicht so Mitte der 1990er. Ich war in Merzouga, besuchte meinen guten Kumpel Hassan, der bisher sein Geld verdiente, indem er Touristen auf seinem Kamel vor der großen Düne für ein Foto posieren ließ. Das brachte ihm den Namen Hassan le Touareg und auch etwas Geld ein, so dass er eine kleine Auberge eröffnen konnte und natürlich wohnte ich bei ihm. Die Auberge war noch ganz einfach, aber ich hatte ein kleines Zimmerchen und draußen waren Gemeinschafts-WC und Dusche. Damals brauchte man nicht mehr.

Aber Hassan hatte noch etwas Besonderes. Bei seinen Ritten durch die Sahara hatte er ein kleines Fennek Baby gefunden, das wohl keine Mutter mehr hatte. Er nahm es mit, baute ihm einen kleinen Käfig und zog es auf. Besonders liebte er die frischen Erbsen, die Hassan vor der Auberge zog. Und dann kam ich. Natürlich verliebte ich mich sofort in den kleinen Kerl und der sah mich bald als seine Mutter an, er folgte mir überall hin. Inzwischen durfte er tagsüber frei laufen, unter Aufsicht, denn er soll ja nicht von Raubtieren gefressen werden. Nachts sollte er in den Käfig. Aber natürlich nicht mit mir. Ich nahm ihn mit ins Zimmer und bald schlief er in meinem Bett. Okay, gut, ganz sauber war er nicht. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf für so ein süßes Baby.

Doch irgendwann musste ich wieder heim und als ich im nächsten Jahr wiederkam fragte ich natürlich sofort nach meinem Fennek. Doch Hassan hatte ihn frei gelassen, seiner Wüste zurück gegeben.

In diesem Jahr hatte ich aber noch ein anderes Tier-Erlebnis. Ich war mit Kumpel Ali Mouni unterwegs, kam an einer Auberge vorbei, die wegen Renovierung geschlossen war. Sie liegt auf einem Hügel, bietet eine tolle Aussicht und heißt deshalb auch Panorama. Wir waren hoch gefahren um die Aussicht zu genießen. Und hörten ein jämmerliches Miauen. Ein Kätzchen, ganz offensichtlich eingeschlossen und schrecklich hungrig. Die Auberge war leer und verlassen, keine Ahnung, wie die Katze da rein gekommen war. Jedenfalls bemühten wir uns und bekamen schließlich die Tür unten so einen kleinen Spalt auf, dass ich meine Hand hinein schieben und das Kätzchen greifen konnte. Im Auto hatten wir noch eine Dose Ölsardinen und das Kätzchen fraß sich erstmal satt. Aber nun, wohin damit? Ali hatte noch lange nicht seine Auberge, aber da gibt es doch Hassan. Nichts wie hin zu ihm und um Asyl für das kleine Kätzchen gebeten. Und dort lebte es noch lange.

Und aus der kleinen Auberge, von der ich keine Fotos mehr habe, ja, damals gab es noch kein Smartphone, auf das man immer drückte, wurde die wunderschöne Auberge Le Toureg, eine der vielen Erfolgsgeschichten von Merzouga. Und ich kann nur hoffen, dass Corona ihr nicht den Garaus macht.

Aartal – Radweg

1. Tag

Meine erste Berührung, oder besser Nicht-Berührung mit diesem Radweg hatte ich, als ich aus den Wäldern nordöstlich von Adolfseck kam und einen Weg zurück nach Taunusstein suchte, möglich abseits von Verkehr. Ich nutze zur Navigation google maps, die schickten mich zunächst von Adolfseck über die B54, vorbei an dem Abzweig Bad Schwalbach. Mein Navi kannte keinen Radweg auf der Strecke, es war auch nichts ausgeschildert von der B54, also versuchte ich, nach Seitzenhahn zu kommen und wollte von dort durch den Wald nach Taunusstein. An der Straße nach Seitzenhahn sah ich tatsächlich einen Weg, der Richtung Bad Schwalbach abging, nicht aber nach Taunusstein. Und wie schon gesagt, von Beschilderung keine Spur.

Als ich dies in Facebook postete, in der Gruppe Rund um Wiesbaden, bekam ich von einem Herrn böse Bemerkungen, von wegen es gibt einen Radweg, auch ohne Unterbrechungen und ausgeschildert. Zum Glück habe ich aber die Facebook Gruppe Taunusstein fährt Rad gegründet und dort bekam ich hilfreiche Hinweise. Also fuhr ich noch am selben Abend los, um diesen Weg zu suchen. Was die Unterbrechungen betrifft, so gibt es sie natürlich, auf der ganzen Strecke. Ich fahre ab Wehen, da hat man schon im Ort eine Unterbrechung. Weiter geht es über die Dornbornstraße, zwar ruhig, aber kein Radweg, bis dann am Ortsende endlich wieder ein solcher beginnt. Dieser endet aber in Hahn und es dauert wieder ein Weilchen, bis man dann vorbei am Schwimmbad den weiteren Radweg nach Bleidenstadt findet. All das leider nicht komplett in google maps und auch nicht in Komoot, also kann ich mich nur teilweise navigieren lassen. In Bleidenstadt endet dann der Weg erstmal am Klärwerk/Tennisplatz, aber jenseits der B54 geht er weiter, der Überweg endlich mal gesichert, was in Taunusstein selten der Fall ist.

Dann kam ich an die Abzweigung nach Seitzenhahn, danach wurde der Weg merklich schlechter und endete bald mitten in den Brennnesseln. Das war also nichts, es ging wieder zurück. Eine Ausschilderung gab es nicht.

2. Tag

Am nächsten Tag wollte ich das ganze erneut probieren. Mit Komoot wollte ich navigieren und fand dort eine Route durch den Wald. Das fand ich interessant und sah es als gute Rundfahrt, denn so könnte ich von Bad Schwalbach aus den Radweg erkunden, der sollte ja an der Molkerei anfangen. Gesagt getan, zum großen Teil kannte ich den Weg schon. In Seitzenhahn war aber mal wieder Ende, Gelände, keine Beschilderung, kein Radweg. Ich suchte mich irgendwie durch und kam schließlich auf die Straße, die runter zur B54 führt. Und ich fand einen Weg, der nach Bad Schwalbach gehen sollte. Ob da jetzt ein Schild stand oder nicht, weiß ich nicht mehr. Der Weg war okay, es ging rauf und runter und schließlich kam ich nach Hettenhain. Wieder alles zu Ende. Mit Glück fand ich aber doch den Radweg, der weiter führte und kam in einem Wohngebiet in Bad Schwalbach an, also nicht an der Molkerei. So viel ich weiß waren es bis hier 17 km.

Dann ging es über die Hauptstraße zur Molkerei, und ja, ab der Stadtmitte ist der Aartal Radweg wunderbar ausgeschildert, aber eben nicht von der B54. Und dieser Weg trifft dann auch sehr bald den Weg, den ich gekommen bin. Bis zum Abzweig Seitzenhahn war alles genau das Gleiche, und dort an der Straße merkte ich dann, dass mein Weg, den ich gekommen bin, sehr viel höher durch den Ort führt, wenn man aber runter zur B54 fährt geht es kurz vor der Bahn weiter durch das Aartal. Das muss man erstmal wissen, weil ja weder das Navi noch Schilder das anzeigen. Von da aus war es dann wieder genauso wie gestern Abend, vorbei an der Mühle und dem dicken Fisch, und dann über die Straße bis zum Tennisclub.

Aber als Kritikpunkte muss ich sagen: Die Stadt sollte mehr dazu beitragen, dass der Weg auch in google maps und dergleichen gefunden werden kann. Gerade an den Unterbrechungen durch Straßen stehen oft keine Schilder und die Orientierung für Fremde ist ziemlich schwer. Für Familien, die vielleicht kleine Kinder mit Rad bei sich haben, wegen der Unterbrechungen nur zu empfehlen, wenn die Kinder auf Straßen sicher sind.

Hier noch einmal die ganze Rundfahrt ab Wehen

Tunesien – eine Alternative?

Leider entwickeln sich die Corona Zahlen in Marokko nicht so gut, in Tunesien schaut es da schon viel besser aus. Tunesien wurde von Deutschland auch gerade aus der Liste der Risikogebiete genommen.

Könnte Tunesien also eine Alternative für den nächsten Winter sein? Für all die, die es zu Hause im kalten, grauen Winter nicht aushalten, so wie ich? Natürlich muss man die Entwicklung genau beobachten, keiner kann voraussagen, wie es schon im nächsten Monat aussieht, aber für mich stellt es sich doch als realistische Möglichkeit dar.

Im Jahr 1995 hatte ich ja einmal einen Reiseführer Tunesien herausgebracht. Es war damals noch im Werner Rau Verlag, und es lief nicht gut. Meine Leserschaft damals waren die Geländewagenfahrer, aber die Tunesien-Touristen suchten Ruhe und Erholung in den Strand-Resorts, dafür brauchten sie mein Buch nicht. Wohnmobile waren noch nicht in großer Zahl unterwegs.

Ich habe danach noch einige Jahre das Manuskript aktuell gehalten, so dass die Informationen nun etwa aus dem Jahr 2004 sind. Und dieses Manuskript stelle ich allen kostenlos zur Verfügung, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, nach Tunesien zu fahren. Ihr könnt es in meinem Shop im Bereich ebooks direkt herunter laden, auch ein extra Campingplatzverzeichnis ist angefügt. So könnt ihr euch schon mal einen Überblick verschaffen.

https://shop.edith-kohlbach.de/

Ich werde das Geschehen in Tunesien, aber auch in meinen Lieblingsländern Marokko und Florida genau verfolgen, aber wenn alles so bleibt wie im Moment strebe ich an, im Herbst nach Tunesien zu fahren und mein Buch neu herauszugeben. In der Zwischenzeit werde ich alle Infos, die ich bekomme, in das ebook einarbeiten, so sind ja zum Beispiel viele Pisten, wie die nach Ksar Ghilane, inzwischen asphaltiert. Neuere Versionen werden immer in den Shop eingestellt, daher vor der Abfahrt noch mal nachschauen, ob es was Neues gibt. Und schon am Ende des Jahres oder im Januar könnte dann das Buch erhältlich sein. Meine Facebook Gruppe Marokko – Mauretanien habe ich deshalb schon umbenannt in Marokko – Mauretanien – Tunesien mobilunterwegs

Nun aber zur Frage: lohnt sich Tunesien?

Wenn ich an die Camper denke, die sich in Marokko, was so viele wunderschöne und komfortable Campingplätze hat, über den Dreck und schlechte Sanitäranlagen beschweren, dann möchte ich sagen, bleibt zu Hause. Tunesien ist kein klassisches Campingland, es gab schon vor Corona nur sehr wenige Plätze, meist in schlechtem Zustand und wenig besucht. Durch den Einbruch des Tourismus ist nun natürlich noch mehr geschlossen. Von daher ist Tunesien ganz klar ein Land für abenteuerliche Touristen, die das Fremde suchen, das Aufregende und auch bereit sind, einmal etwas auszuprobieren. Es ist nicht so groß und abwechslungsreich wie Marokko, auch die Berge sind bei weitem nicht so hoch und in den fernen Süden darf man nicht reisen, aber es ist dennoch interessant. Die politische Situation zu Zeit ruhig. Ich freue mich darauf.

Rettbergsau

Der Entschluss stand fest, vor allem nach dem Zwischenspiel mit der Zimtzicke. Ich fahre nicht mehr mit der Gruppe. Zu anstrengend, zu wenig Pausen.

Und dann kam Markus‘ nächste Einladung. Mittwoch 18 Uhr zur Rettbergsau mit Picknick. Ich war platt. Das hat er ganz klar nur wegen mir gemacht, denn nur Aleks und ich wollten ja Pausen und nicht so schnell durchpaddeln. Also ging es ja nicht anders, ich lobte ihn für die gute Idee und sagte unsere Teilnahme zu. Wir erschienen mit minimalem Picknickzubehör, jeder sollte was mitbringen und dann teilen. Ich war sehr gespannt auf den Ablauf. Es kamen recht viele Leute, ich glaube es waren zehn. Und die Zimtzicke war nicht dabei. Raus aus der Hafeneinfahrt, rüber zur Auen-Einfahrt und an den Strand. Super kurze Strecke also, was mich noch mehr verwundert hat. Wir legten an, stülpten ein Boot um und breiteten darauf unsere Schätze aus. Wie gesagt, wir hatten minimal eingekauft. Aber außer Markusses Nudelsalat kamen nur ein paar Kräcker. Diese Picknickidee hat sich in diesem Club also noch nicht richtig durchgesetzt. Aber unsere kalten Bockwürstchen kamen gut an.

Es war recht nett, wir blieben fast eine Stunde, dann wurde eingepackt. Zur Ausfahrt, ab in den Hafen gedreht? Aber nein doch. Nun soll es doch um die Rettbergsau gehen. Oh mein Gott. Die Organisation dieser Ausfahrten ist doch etwas ungewöhnlich. Ich würde ja lieber erst eine größere Strecke machen und dann picknicken. Wollte schon abbrechen, aber Markus sagte, du kommst mit. Also noch mal die Tour von 10 km, die ich ja schon gemacht hatte. Diesmal klappte es bei mir zwar etwas besser, aber Aleks war ziemlich hinten und einen offiziellen Schlussmann, der auf die letzten aufpasst, gab es nicht. Ich sprach kurz mit Markus darüber und er gab die Info dann wohl auch weiter, aber trotzdem sagte mir Aleks später, dass er oft auf dem weiten Rhein, wo ja dann auch die großen Kähne vorbei zogen, ganz allein war und sich ziemlich unwohl gefühlt hat. Ich fürchte für ihn ist es die letzte Tour mit der Gruppe gewesen. Zudem sich am nächsten Tag auch sein Freund Iwan aus dem Urlaub zurück gemeldet hat, nun braucht er mich nicht mehr als Lückenbüßer.

Eine Lahnfahrt, die ist lustig

In meiner Gegend ist die Lahn für Kayaker einfach das Highlight. Ein ruhiger Fluss, der sich in unendlichen Windungen dahinzieht, keine großen Schiffe, die uns ärgern könnten. Da wäre ich schon gerne dabei. Habe in Google Earth die Strecke von Diez nach Laurenburg verfolgt und kam auf 16 Kilometer. Das ist schon viel. Aber Aleksander wollte es probieren, diesmal im Zweier. So kann sich jeder mal ausruhen. Dachte ich.

Markus lud in Schierstein die Kayaks auf den Hänger, die Mitglieder in den Bus, aber wir fuhren von Taunusstein direkt nach Diez. Waren deshalb auch schon viel früher da. So weit ich sehen konnte war nirgends eine Stelle, wo man die Kayaks zu Wasser lassen konnte. Ziemlich steiles Ufer, viele scharfkantige Steine. Aber Markus kam und sagte, geht schon. Oh ja, fragt sich nur wie. Einfach war es nicht, aber irgendwann waren wir doch alle auf dem Wasser.

Wunderschöne Landschaft, ruhiges Wasser. So macht Paddeln Spaß. Aber wie lang ist die Strecke denn nun? Keiner wusste es genau. Wir kamen nach knapp 5 km an die erste Schleuse, mein erstes Mal überhaupt. Sehr interessant. Fuhren ein, klammerten uns am Rand fest, aber auch nicht zu fest, denn irgendwann hätten wir da übel an der Mauer gehangen. In ziemlicher Geschwindigkeit wurde das Wasser auf etwa 5 Meter tiefer abgepumpt. In der Schleuse natürlich nette Gespräche, aber dennoch kamen wir der Frage, wie weit es noch nicht, nicht näher.

Markus fragte, ob wir eine Pause wollten. Wer schrie am lautesten ja, natürlich ich. Nur ist die Lahn, ist Deutschland nicht Florida, wo viel für die Wassersportfreunde getan wird und es überall Bootsanlegestellen und Kayak Launch gibt. Hier nichts. Dann fand Markus eine private Wiese, Treppe zu Lahn, und viele Menschen darauf den Sonntag feiern. Er fragte und wir bekamen die Erlaubnis dort anzuhalten. Das war wirklich eine schöne Pause, natürlich auch in dieser wichtigen Sache eben nicht Florida, wo es wirklich überall öffentliche Parks und Toilettenanlagen gibt. Hier blieb nur der Busch oder einhalten. Die anderen hatten einen Lunch mitgebracht, wir nicht, denn wir wussten ja über den Ablauf des Tages wenig.

Danach ging es mit kräftigen Schlägen weiter Richtung Laurenburg. Markus im Zweier weit voraus und bald ganz verschwunden, ohne uns etwas zu sagen. Das ist meine Kritik an der Gruppe, es wird einfach zu wenig über den Ablauf gesagt und zu schnell gerudert. Denn wir alle versuchten natürlich, so schnell es ging, dem verschwundenen Markus zu folgen, und auch wenn Aleks oft sagte, ich solle mich doch etwas ausruhen und ihn paddeln lassen, war klar, dass wir dann nicht mit den anderen mithalten. Als wir dann in Laurenburg ankamen, es waren 17 km, war von Markus keine Spur zu finden. Ein Anruf ergab, dass er so schnell war, um den Zug zurück nach Diez zu bekommen und unseren Bus zu holen. Hätten wir das gewusst, hätten wir doch in aller Gemütsruhe paddeln können.

In Laurenburg angekommen dachte ich natürlich, hier gibt es eine Kneipe. Und ein kühles Bier. Wir kamen um 17.59 Uhr an, und um 18 Uhr schloss das einzige Kiosk. Ansonsten gibt es dort so gut wie nichts, vor allem keine Kneipe oder Verkaufsstätte, nur den Bahnhof. Markus hatte den Zug um 18.05 Uhr bekommen, um 19.05 sollte der nächste gehen. So wie ich den Plan verstand sollten wir damit zurück nach Diez und unseren Autos fahren, die anderen bei den Booten bleiben.

Das ging aber nicht. Wegen einer einzigen Gewitterziege. Sie war bisher bei jeder Fahrt dabei und hatte mich jedesmal für irgendetwas kritisiert. Und diesmal unter anderem dafür, dass es ja gar nicht ginge, dass wir nicht beim Aufladen der Boote helfen, wo wir schon bei der Abfahrt nicht dabei waren. Es folgte ein richtiger Zickenkrieg, aber wir blieben. Um viertel nach sieben kam Markus und wir hätten dann auf den Zug um 20:05 Uhr warten müssen. Aber Markus ist dann doch ein ganz anderes Kaliber, für ihn war es selbstverständlich, dass er uns vier, die den Wagen in Diez stehen hatten, auch dorthin fuhr. Obwohl es einen viel kürzeren Weg zurück nach Wiesbaden gegeben hätte.

Gesagt, getan. Nur, in Diez ist die Innenstadt wegen Bauarbeiten ziemlich gesperrt. Und irgendwann stand Markus mit Bus und Anhänger an einer Stelle, wo es nicht mehr vor oder zurück ging. Kurzentschlossen fuhr er in die kurze Einbahnstraße, natürlich entgegen der Richtung. Und dann einen bestimmt 5 km langen Umweg bis zum 500 m entfernten Bahnhof. All das mit einer Ruhe, von der sich die Zimtzicke ein Stück von abschneiden könnte.

Aleksander hatte Hunger, wollte auf dem Rückweg etwas essen. Die Hühnerkirche kurz vor zu Hause bot sich an, wir nahmen Platz im netten Innenhof, das Mädel kam und sagte, die Küche ist zu. Mist. Erst kurz nach 20 Uhr. Weiter nach Taunusstein zum Chinesen. Die Küche ist zu. Zum nächsten Chinesen, Aleks wollte unbedingt Ente. Aber den konnten wir erst gar nicht erreichen, Abfahrt verpasst, Drängler hinter mir. Zurück nach Wehen. Da soll es doch einen Vietnamesen geben. Inzwischen war es nach 21 Uhr und auf dem Land wird ja früh der Bürgersteig hochgeklappt. Doch der Viet Thai entpuppte sich als Takeaway und hatte noch auf. Und Ente. Und Saigon Bier. Aleks war glücklich. Und der Abend gerettet.

Kayakabenteuer

Markus, der Kanuführer, hatte wieder zum Paddeln geladen und diesmal sollte es um die Rettbergsau gehen. Das ist eine schmale Insel mitten im Rhein und gut 3 Kilometer lang, die ganze Tour somit 10 km. In Florida paddele ich zwar schon länger, aber kürzere Strecken durch flaches, ruhiges Wasser. Ich will euch nicht alles genau berichten, aber es war doch recht lang und da ich nicht an Handschuhe gedacht hatte bildeten sich auch ein paar Blasen. So richtig toll war es nicht, denn es die Leute paddelten einfach los und achteten nicht darauf, ob es auch langsamere Leute gibt. Und ich als Neuling so allein auf dem Rhein, das ist nicht ideal.

Nachbar Aleksander war zwar gleichzeitig mit mir in den Club eingetreten, aber er paddelte nur mit Freund Iwan, Jungs halt zusammen. Doch dann ging Iwan in Urlaub und Aleksander erinnerte sich an mich und schlug vor, zusammen paddeln zu gehen. Wir blieben nur im Hafen und ließen uns so richtig Zeit bei herrlichem Wetter. War schön. Doch eigentlich hätten wir gerne irgendwo angelegt und wären mal ausgestiegen, doch das ist im Hafen nicht möglich.

Also sollte es beim nächstenmal doch auf den Rhein gehen. Genau gegenüber der Hafenausfahrt ist der Beginn der Rettbergsau, sie bildet dort eine Öffnung und es ist möglich, ins Innere der Au zu kommen. Dort sind Sandstrände und es ist deshalb ein beliebter Liegeplatz am Wochenende für kleine Boote. Doch zunächst muss man über die Fahrrinne der großen Schiffe kommen. Wir waren in zwei Einern, ich fuhr voraus, Aleksander weit hinter mir. Es war etwas windig und der Rhein hatte hohe Wellen. Aber wir kamen gut an. Fanden eine schöne Stelle, stiegen aus und Aleksander schwamm sogar. Das Wasser im Innern der Au ist zwar ruhig, aber nicht sehr sauber, also nichts für mich.

Dann ging es wieder zurück. Aleksander sagte, bitte bleib in meiner Nähe. Also paddelten wir hintereinander aus der Lagune auf den großen Fluss, Blick rechts, Blick links. Ich sah einen großen Schlepper in der Ferne, aber nahm an, dass er in die Gegenrichtung fährt. Also los in die nun wirklich hohen Wellen.

Bitte erspart mir die Einzelheiten, nur so viel, es war knapp. Der Kahn kam eben doch in unsere Richtung. Nach diesem zu wackligen Knien führenden Abenteuer wollten wir uns eigentlich in Zukunft auf den langweiligen Hafen beschränken, doch dann lud Markus zu einer Fahrt auf die Lahn ein.

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh …

An das Kinderlied erinnere ich mich, aber an mein Schuhputzzeug nicht. Normalerweise trage ich Teva Sandalen und Turnschuhe, die braucht man nicht putzen. Aber gestern trug ich mal Lederschuhe. Und stellte plötzlich fest, dass die total schlammverschmiert waren. Also putzen!

Ja, aber wo ist mein Schuhputzzeug? Ich weiß, dass ich mal, als ich in grauer Vorzeit noch arbeitete und im Büro etwas weniger leger gekleidet sein wollte, eine Menge davon besaß. Und fleißig putzte. So was bewahrt man ja meist in einer Schublade auf. Aber ich kenne alle meine Schubladen, da ist nichts. Wo könnte es sein?

Doch zum Glück hat die Demenz noch nicht hundertprozentig zugeschlagen, plötzlich fiel mir ein, dass ich doch eine wunderbare Schuhputztruhe besitze, handbemalt, so wie sie die professionellen in Marokko benutzen. Also ab in meine marokkanische Ecke und da stand sie. Weinrot sind die Schuhe, aber ich fand zunächst nur Unmengen von neuen Tuben mit blauer Schuhcreme. Ja, besaß ich denn jemals blaue Schuhe? Ich kann mich nicht erinnern. Schwarz war schon ziemlich eingetrocknet, hätte mir aber eh nichts genutzt. Aber da war sie, eine Tube mit Mahagoni. Zwar etwas vertrocknet, aber es klappte.

Es ist schon erschreckend, was man so alles vergisst. Aber irgendwann, wenn ich nicht mehr daran denke, fällt es mir wieder ein. Also noch nicht alles zu spät.

Danke, liebes Konjunkturpaket

Heute Morgen fiel ich wieder in ein ganz tiefes Coronaloch. Auslöser war das seit Wochen diskutierte Konjunkturpaket, das ja vor allem mit seiner Mehrwertsteuersenkung unendliche Impulse zur Ankurbelung der Wirtschaft geben soll.

Welche Wirtschaft? Meine ganz sicher nicht. Mit Beginn der Pandemie Anfang März  sanken meine Buchverkäufe auf Null. Mein Mitarbeiter auf Minijob Basis, der zwar noch andere Einkünfte hat, aber dennoch diesen Posten in seiner Lebensplanung fest eingeplant hat, war ebenso davon betroffen. Null. Nichts mehr. Das traf uns hart. Klar habe ich noch eine Rente, habe ja mein Leben lang hart dafür gearbeitet. Aber dieses Zusatzeinkommen ist auch für mich wertvoll, ermöglicht nur dieses die Möglichkeit zu reisen.

Klar, nun kam Corona und ich kann eh nicht mehr reisen. Aber ich fühle mich eingesperrt, fühle mich wie im Gefängnis. Und heute früh kam es besonders schlimm. Ich versuche, es mit Sport zu kompensieren, war wahrscheinlich noch nie im Leben so fit wie jetzt.

Aber was bringt mir das Konjunkturpaket? Null, nichts, niente, rien, oualou. Mehrwertsteuer auf Bücher künftig 5 % statt 7 %? Klasse. Pro Campingführer 3 Cent. Das gebe ich nicht weiter, kommt in meine Tasche, denn es gibt ja Buchpreisbindung. 3 Cent von jedem Buch, das nun nicht bestellt wird. Und auch nicht bestellt würde, wenn ich die 3 Cent weiter gäbe. Denn im Moment sind Reiseführer so das letzte, was die Menschen brauchen und kaufen. Mein ziemlich großer Verdienstausfall wird also getragen: einzig und allein von mir selbst!

Aber wenn ich diese scheinheiligen Äußerungen unserer Politiker höre wird es mir einfach nur schlecht. Mein Ausfall ist da, ist real, aber von den Hilfen kommt bei mir absolut nichts an. Nein, ich werde mir kein Elektroauto kaufen. Weiß auch nicht, wie ich damit in die Sahara kommen soll. Und auch keinen neuen Fernseher oder Waschmaschine. Die einzige Anschaffung, die ich für sinnvoll hielt, was das eBike. Aber auch hierfür kommt diese Mehrwertsteuerabsenkung viel zu spät, denn Corona begann ja schon vor einer ganzen Weile, nun ist es zu spät. Wer also profitiert von dieser Maßnahme? Amazon, die in der Summe ihrer riesigen Umsätze nun noch weniger zahlen müssen. Oder wer?

Ich bin so sauer.

Marokko aktuell

Heute hatte ich ein längeres Telefongespräch mit Abdou, alter Freund und Reiseveranstalter in Marokko. Er ist glücklich, nach 3 Monaten des Lockdowns nun endlich wieder einmal in einem Cafe zu sitzen und zu frühstücken. Ich möchte vorausschicken, dass alles, was ich hier berichte, auf Hörensagen beruht, ich habe keine gesicherten Fakten oder Quellen dafür.

Auch in Marokko gab es staatliche Hilfen für die Menschen. So hat ein Großteil seiner fest angestellten Mitarbeiter ein Überbrückungsgeld vom Staat bekommen und Abdou hat noch etwas drauf gelegt. Die Familien im Süden, die wegen ausbleibender Touristen ja keine Einkünfte mehr hatten, haben monatlich 1200 Dirham bekommen, damit sie Nahrungsmittel kaufen können. Abdou sagte, zum Glück verfügt Marokko ja über genügend Nahrungsmittel, so dass niemand hungern muss. Und dieses Hilfsprogramm führt er auf den König zurück, nicht auf die Regierung.

Er selbst hat die Zeit genutzt, um sein Lieblingsprojekt White Camel weiter auszubauen. In den allerersten Wochen war es nicht möglich, dort zu arbeiten, aber danach konnte er doch bauen, immerhin liegt es außerhalb von Marrakech in freier Natur. Er hat ein zusätzliches Haus errichtet für einen Spa mit Hammam und ich kann es kaum abwarten, das zu sehen (und zu nutzen). Ich füge euch ein Video vom weißen Kamel an, das ich letzten November gedreht habe. Ihr könnt davon ausgehen, dass es jetzt noch viel schöner ist.

Inzwischen sind also Geschäfte, Restaurants und sogar die Hammams wieder geöffnet. Das White Camel will ab 11. Juli wieder Gäste empfangen. Es gibt schon Flüge, die hauptsächlich dazu dienen, die vielen Marokkaner, die wegen Corona in Europa gestrandet sind, heim zu holen. Diese Leute sollen nach Ankunft für eine Woche auf Staatskosten in Hotels untergebracht werden. Die Infiziertenzahlen steigen in den letzten Tagen, einfach weil zur Zeit massiv getestet wird. Angestellte im Tourismussektor, auch Abdous Chauffeure werden getestet. Trotzdem oder gerade deshalb hofft Abdou, dass ab 11. Juli das Land wieder für Touristen geöffnet wird. Ich habe mal geschaut und einfach so nach einem Flug Frankfurt – Marrakech für den 22. Juli gesucht. Ryan Air hat nichts, aber auf der Seite von Royal Air Maroc wird mir ein Flug von AirFrance angeboten mit Umsteigen in Paris. 300 Euro sind durchaus korrekt dafür.

Mein Plan ist es, so bald als möglich für 2, 3 Wochen nach Marokko zu fliegen und zu erkunden, wie die Situation ist. Natürlich werde ich dann berichten. Natürlich habe ich auch die Seite des Auswärtigen Amtes aufgerufen, um zu sehen, was die über Marokko schreiben. Zwar weiß ich, dass die Reisewarnung für alle außereuropäischen Staaten noch bis Ende August gilt, egal, ob sie nun kaum Infizierte haben oder nicht, aber entsetzt war ich schon, zu sehen, dass das AA noch nicht einmal die augenblickliche Lage kennt. Für sie ist das Land immer noch unter einer Ausgangssperre. Natürlich habe ich gleich geschrieben, aber ob das Erfolg hat? Die Reisewarnung bedeutet natürlich auch, dass alle aus Marokko zurück kommenden Reisenden 14 Tage in Quarantäne müssen. Was natürlich nicht mit der Urlaubsreise eines Arbeitsnehmers zu vereinbaren ist. Ich würde mir wünschen, dass diese Warnungen nach der realen Situation ausgesprochen werden und nicht nach politischen Rücksichten. Ist aber so viel einfacher für die guten Leute, einfach alle unter einen Kamm zu scheren, warum soll man sich die Mühe machen und Einzelfälle anschauen.

Ich rechne schon damit, dass so einiges, was man kennt und liebt, geschlossen sein wird, die Krise nicht überstanden hat. Eines der ersten Opfer ist unsere liebe Susanne in Tetuan, die ihr schönes Restaurant mit Stellplatz leider schließen musste. Ich drücke einfach allen unseren Freunden die Daumen, dass sie irgendwie durch diese Krise kommen werden und es bald wieder aufwärts geht.

Wassertaufe

Am Mittwoch sollte ich dann zum erstenmal die Kayak-Wander-Gruppe treffen, angeführt von Markus. Ich war schon früh im Hafen, wollte schon mal zu Wasser gehen. Doch dann kam das Gewitter! Es schüttete und schüttete. Ich wartete eine ganze Weile, rief dann aber Markus an, um zu fragen, ob er bei dem Wetter überhaupt kommt. Wollte zumindest einige Fragen stellen. Er sagte, ja, auf jeden Fall, warte.

Zunächst stand ich dumm rum, schaute jeden, der kam, an und überlegte, ob es wohl Markus sei. Schon doof, wenn man nicht weiß, wie der Erwartete aussieht. Kurz vor sechs fragte ich dann die Umstehenden. Seid ihr Kayaker? Ja. Seid ihr Markus? Nein. Die fälschlich Beschuldigten stellten sich als ziemlich harte Sportler heraus, sahen die Frage nach Markus auch eher als abschätzig an, denn es waren die Trainer der Jugendmannschaft. Oh, sorry, nein, dazu gehöre ich nicht.

Und dann kam er. In Begleitung einer Dame. Zwar war noch ein anderer Mann da, der aber auch neu war und nur Infos über den Verein wollte und dann sagte Markus, so, nun ab an die Boote! Boote? Es regnet. Das Gewitter ist noch nicht richtig abgezogen. Das beeindruckte Markus und seine Begleitung nicht. Also suchte ich mir wieder mein blaues Einer aus, Markus ein Zweisitzer mit Dame. Meine sportlich kurze Bekleidung ergänzte ich mit einem Kapuzenshirt, die anderen waren ausgerüstet mit Surferanzug und Spritzschutz. Spritzschutz? Davon habe ich in Florida noch nie gehört. Markus half mir ins Wasser und ins Boot, was schon viel besser ging und los paddelten wir. Natürlich gleich hinaus auf den Rhein. Als ein dumpfes Gewittergrollen aufzog blieb Markus kurz stehen, lauschte, meinte, bei Gewitter müssen wir zurück, aber als nichts weiter kam, paddelte er los. Ich hinterher. Was mir auch keine Probleme bereitete, paddeln ist ja nicht schwierig. Es war kein Wind, keine großen Böcke auf dem Fluss und es ging mit der Strömung. Also alles super. Wenn man vom leichten Regen absah. Nach kurzer Zeit war mein Sweatshirt durchnässt. Wir kamen nach Walluf und Markus meinte, wir fahren durch den Seitenarm zurück. Das klingt gut, schön ruhig. Ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwartete.

Am Ende des Arms hielt Markus im Zweisitzer an dem aus Felsbrocken aufgeschütteten Damm. Ich war erstaunt. Steigen wir hier aus? Mache ich ja nicht so richtig gern mit meinem kaputten Rücken. Aber Markus beruhigte mich, nein, bleib nur sitzen, ich ziehe dich rüber. Das hielt ich für einen richtig guten Witz. Aber so langsam dämmerte mir, dass dieser Seitenarm keinen Ausfluss zum Rhein hat und dann ganz klar die Rückkehr oder das Drüberschieben die einzigen Optionen sind. Also, mein Kayak in USA hätte das nicht ausgehalten. Aber Markus schob und zerrte und schließlich war ich drüben, und auch seine Dame im Zweisitzer kam hinterher. An der Club-Anlegestelle ist ein großes Schild, dass Kayaks nicht zum Deck geschleift werden dürfen, sondern getragen werden müssen. Aber hier schaut ja keiner hin und die Prijon Kayaks sind von wirklich guter Qualität.

Markus erwähnte, dass jeden Monat zwei Ausfahrten mit dem Bus gemacht werden, jeweils so drei Tage und dass es im Juli nach Frankreich geht. Ich schrie sofort, da komme ich mit. Er fragte, ob ich ein Zelt besitze. Neiiin – oder doch, ja. Aber ich bin ja eher ein Hotelmensch. So Zelt, Isomatte und Schlafsack, das ist nicht unbedingt mein Ding mit kaputtem Rücken. Und das alles noch im kleinen Kayak transportiert, also das muss ich mir doch noch einmal überlegen.

Jedenfalls kamen wir nach eineinhalb Stunden gut, aber tropfnass wieder im Hafen an und ich hatte meine Wassertaufe im Club erlebt. Und freue mich schon aus Sonntag.