Weiter ging es nach Tissint. An dieser Straße ist ja wirklich nicht viel zu sehen, aber in Tissint locken die Kaskaden des salzigen Oued Tissint. Trotz dem Regen neulich habe ich die aber schon mit mehr Wasser gesehen. Heiß ist es. Schon fast Mitte Oktober, aber seit ich im Süden bin, haben wir täglich so um die 36 Grad.
Tissint war immer ein verschlafenes Nest, das dem Besucher keine Unterkunft bot, aber vor ein paar Jahren hat Naji vom Bab Rimal hier das Hotel Kasbah Tissint aufgemacht, das ganz ordentlich ist, man kann es empfehlen und ich werde heute hier schlafen. Wer unbedingt mit Wohnmobil in Tissint übernachten muss, könnte auf dem Hotelparkplatz stehen, aber einen richtigen Stellplatz gibt es hier nicht. Wenn ich mein Foto von 2016 mit heute vergleiche sieht es um den Pool doch schon viel schöner aus.
Aber eigentlich habe ich mir den Ort als Etappenstation ausgesucht, weil es hier etwas Neues zu entdecken gibt: ein Riad! Das ist interessant, bin sehr gespannt und auch neugierig, ob ich das vielleicht für meine Touren verwenden kann, wo ja schon ein wenig Luxus verlangt wird. Es gab einige Telefongespräche zuvor, die mich allerdings nicht sehr überzeugt haben, deshalb habe ich mir dann doch lieber in der Kasbah ein Zimmer reserviert.
Das Riad soll im alten Ortskern liegen, wo man sich als Fremder ganz sicher nicht zurecht findet, deshalb habe ich vereinbart, dass ich von meinem Hotel abgeholt werde. Aziz kommt knatternd auf seinem Mofa vorgefahren und ich fahre hinterher, zum Glück gibt es einen Weg, durch den mein Auto passt. Aber allein hätte ich es nicht gefunden. Und vor dem Haus sogar einen Parkplatz.
Riad Tissint
Das Riad Tissint ist ein 300 Jahre altes, traditionelles Haus inmitten des alten Ortskerns, ehemals Wohnsitz des Kaids der Region. Es wurde nun mit viel Liebe eingerichtet als Gästehaus und bietet etwa 10 Zimmer. Hier wird kein großer Komfort geboten, sondern Authentizität. Man schläft auf Matrazen auf dem Fußboden, und überall gibt es gemütliche Sitzecken, das historische Gebäude wurde kaum verändert und historische Gemälde hängen noch an den Wänden. Es ist ein Erlebnis, hier mal zu wohnen. Extern sind ordentliche, geräumige Duschen und saubere WC. Aziz macht ein gutes Frühstück. Man sollte vorher reservieren und sich im Ortszentrum abholen lassen, denn alleine findet man kaum dorthin. Und der Salon hat unglaublich viele kuschelige Kissen, hier hält man sich gerne auf. DZ/ÜF 450 DH.
Anschließend machten wir noch einen Spaziergang durch das alte Tissint. Leider sind viele der ursprünglichen Lehmhäuser zerstört und daneben wurden eher hässliche Betonhäuser erbaut, aber sie sind etwas solider. Trotzdem gibt es noch schöne Ecken und sogar einen Sandstrand am Fluss. Die Staumauer zum Schutz wurde aber bei dem letzten, heftigen Regen teilweise zerstört und große Palmstämme angeschwemmt.
Tissint hat aber noch eine Sehenswürdigkeit, das Foucauld-Haus. Ich habe in meinem Reisehandbuch ausführlich darüber geschrieben und ich habe es 2016 auch besichtigt. Das Haus eines reichen jüdischen Kaufmanns, der Charles de Foucauld zu Gast hatte, liegt im alten Ksar Tissint und ist ohne Führer nicht zu finden. Es steht leer, aber jemand in der Nachbarschaft hat den Schlüssel. Es ist nicht ganz leicht, an den heranzukommen, diesmal ist es mir nicht gelungen und ich muss mich mit den alten Fotos zufrieden geben.