Also ab ins Hotel, packen und los. Das Wetter hat sich gebessert, ist zumindest trocken. Muss mir noch eine Tankstelle suchen, bevor es auf die Autobahn geht, was nicht so einfach ist. Ich tanke nur 10 Liter, will ja dann in Spanien tanken, wo es deutlich billiger sein soll. Das war aber zumindest in El Jonquera nicht der Fall, günstiger als Frankreich, aber mit 146,9 wie in Deutschland. Tanke nicht so viel, vielleicht ist es weiter im Land billiger.
Spanische Wegelagerer
Dann kam genau das, worauf ich mich gut vorbereitet hatte. Der erste Ganove tauchte auf. Dazu muss man wissen, dass die Barcelona Autobahn seit Jahrzehnten dafür bekannt ist, dass hier osteuropäische Banden operieren und die spanische Polizei ganz offensichtlich nichts unternimmt. Mit ist dies schon 1995 passiert, seitdem zwar nicht mehr, aber von anderen weiß ich, dass sie in letzter Zeit wieder sehr aktiv sind. Der Trick ist, den Fahrern vorzumachen, dass sie eine Panne haben und anhalten sollen, dann wird meist mal kurz in den Reifen gestochen und die Panne ist da. Blitzschnell werden die Handtaschen mit den Wertsachen geraubt und weg sind sie. Deshalb hatte ich alle Taschen gut versteckt und nur meine Gürteltasche mit dem Geldbeutel umgeschnallt. Es tauchte also ein neuer weißer Volvo links neben mir auf, hupte und gestikulierte wild und wollte, dass ich rechts ranfahre. Ich blieb stur in meiner Spur und meiner Geschwindigkeit und hielt mein Handy hoch, als wollte ich ein Foto machen. Sie gaben Gas und waren wie der Blitz verschwunden. Den Trick kann ich nur allem empfehlen, denen ähnliches passiert. Niemals anhalten.
Camping Trillas
Meine Autouhr zeigte mir 15 Uhr an, so spät schon, also fuhr ich auf den nächsten Parkplatz, um mir im Internet eine geeignete Unterkunft für die Nacht zu besorgen. Fand ein Mobilheim auf einem Campingplatz in Tarragona – Tamarit für 45 Euro. Das gefällt mir doch, nahe zum Strand und mein vollgepacktes Auto steht sicher für die Nacht. Ich rechnete mir aus, dass ich etwa um 18 Uhr dort sein würde. Gute Zeit. Ja, dann verpasste ich die Ausfuhr und fuhr nochmal so 30 km zu viel, aber war etwa um 18.30 an der Rezeption. Oh mein Gott, kenne ich doch nur marokkanische Campingplätze, aber das hier ist ganz was anderes. Es soll angeblich 600 Parzellen geben für etwa 3.000 Menschen. Auf den Parzellen kann man sein eigenes Wohnmobil stellen, aber viele sind auch schon mit Wohnwagen ganzjährig besetzt. Und es gibt eben die Mobilheime in sehr unterschiedlichen Grüßen. Ein wirklich schöner Platz, den ich zwar nicht ganz erkunde, auf dem man aber sehr gut seinen ganzen Sommer verbringen kann. Und ich bin nur für eine Nacht hier.
An der Rezeption bekomme ich einen Wäschesack und eine Papiertüte. Ist da mein Picknick drin, denke ich. Nein, dort drin ist ausführliches Reinigungsmaterial, denn den Bungalow muss man blitzsauber verlassen. Oh Gott. Meine Hütte sei auf dem Berg gelegen. Ojemineh, das wird heftig. Ein äußerst steiler Betonpfad führt kurvenreich hinauf und das Auto auf den steilen Parkplatz zu bugsieren ist auch nicht einfach. Habe eine kleine Hütte, ein Zimmer ist genauso groß wie das Doppelbett, ein weiteres birgt 2 Etagenbetten und auch nicht mehr Platz, dazu winzige Dusche und extra Klo. Wohnküche und Terrasse, sogar ein Gasgrill steht bereit. Ich fühle mich ganz wohl.
Ich schlendere als erstes zum Strand, wunderschön hier und noch warm genug zum Baden. In Deutschland ist es nun kalt, dann will ich zum Supermarkt, um eine Kleinigkeit zum Abendessen zu kaufen. Es gibt auch zwei Restaurants, aber das eine hat hauptsächlich Fisch, das andere Pizza, beides nicht mein Fall. Brot, Schinken und Wein auf der Terrasse sind doch auch nett. Der Laden soll von 16:30 bis 20 Uhr geöffnet sein. Aber er ist zu. Ich bin verwirrt. Meiner Berechnung nach (die Autouhr ist weit weg und die Uhr am Handgelenk zeigt mein Training auf) müsste es kurz nach 19 Uhr sein. Ein weiterer Kunde kommt und ist ebenso verblüfft. Dann schaue ich doch mal auf die Uhr an meinem Handy und stelle fest, dass es in Wahrheit 16:15 Uhr ist. Ich fasse es nicht, so früh. Da hätte ich ja noch viele Kilometer fahren können.
Schnell wird mir klar, wo das Problem liegt. Die Werkstatt hat die Uhr vom Strom getrennt und ich bin voll darauf reingefallen. Naja, besser als auf den Ganoven reinzufallen. Und ob ich nun ein wenig früher oder später nach Almeria und damit nach Marokko komme ist nicht so wichtig.