Archiv der Kategorie: Florida

Florida Driver’s license

Eins vorweg: ein Tourist in Florida, selbst wenn er 6 Monate bleibt, braucht KEINE Florida Driver‘s License. Aber er kann eine haben wenn er möchte. Sie dient bei einigen Gelegenheiten als Ausweis und kann evtl. Preisvergünstigungen erlauben. Ansonsten fährt man mit seinem Führerschein von zuhause und braucht auch keineswegs einen Internationalen Führerschein.

So habe ich schon im Jahr 2015 den Florida Führerschein gemacht. Er ist jeweils so lange gültig, wie das Visum erlaubt, im Land zu bleiben, und muss bei jedem neuen Besuch neu verlängert werden. Im Jahr 2016 habe ich das gemacht und mich ziemlich geärgert. Denn ich musste nicht nur die Gebühr von 48 $ zahlen, sondern auch noch eine late fee, obwohl ich ja durch meinen Aufenthalt in Deutschland verhindert, den Führerschein rechtzeitig verlängern zu lassen. Und trotzdem bekam ich die Karte nicht, sondern nur ein provisorisches Papier, der endgültige Führerschein sollte mir direkt von Tallahasse zugeschickt werden. Und kam nie an.

Im Jahr 2017 war ich dann so sauer, dass ich es nicht neu versucht habe. In diesem Jahr aber will ich länger bleiben und dachte, es sei ganz praktisch, den Führerschein zu haben. Bin nun schon zwei Wochen im Land, überlegte hin und her, aber den Anstoß gab dann das Schild Driver’s license in der Sunshine Mall. Das Büro war bisher in Daytona Beach und ich hatte mich schon gewundert, dass es so verfallen aussieht. Aber nun ist die komplette Dienststelle nach South Daytona umgezogen, also in meine Nähe und ich versuchte es heute erneut, Pass und I94 im Gepäck. Das Internetformulat I94 zeigt an, wie lange ich im Land bleiben darf und ist unbedingt erforderlich. Das Amt war voll wie immer, Nümmerchen wurden gezogen und nach knapp einer Stunde war ich dran. Eine ganz liebe Dame, aber auch sie musste sich erst backstage erkundigen. Kam dann zurück und alles ging wunderbar. Sehtest, Passfoto, keine late fee, an der Kasse zahlen und nur Minuten später hatte ich meinen Führerschein, temporär gültig so lange wie mein Visum gilt, also 6 Monate.

Kayak-Schule auf dem Lake Monroe

Stacey war Geschichtslehrerin, leitet aber nun das Heimatmuseum in DeBary. Und allzu gerne tauscht sie ihren Bürostuhl ein gegen ein Fahrrad oder wie heute ein Kayak. Unser Explore Volusia Team nimmt ihre Dienste gerne in Anspruch, wenn DeBary und Umgebung auf unserem Programm stehen. Siehe auch https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/debary/

Heute trafen wir uns am Lake Monroe bei Enterprise. Den Namen fand ich schon immer kurios für einen Ort, denn Enterprise heißt ja eigentlich Unternehmen. Kurios ist aber auch der heutige Ort, weil es ziemlich schwer ist, ihn überhaupt zu sehen. Wie so viele Ortschaften in der Nähe besteht er nur aus wenigen Gebäuden, die in großen Parks liegen, so dass ein Ortszentrum nicht vorhanden ist. Und dennoch war in der Vergangenheit Enterprise ein sehr wichtiger Ort, er hieß zeitweise auch Benson Springs.

Wir trafen zahlreich ein und luden unsere Kayaks ab, weiterhin bin ich sehr zufrieden mit meiner neuen Halterung. Der See ist ziemlich groß und ich hatte schon Angst, dass wir ihn ganz überqueren müssen, aber wir dümpelten am Ufer dahin und kamen an eine Reihe von alten Pfählen, die aus dem Wasser ragten. Hier konnten wir uns gut festhalten und Stacy erzählte. Schon im 19. Jahrhundert war Florida sehr beliebt bei Touristen, damals vor allem Millionäre aus New York, die gerne den Winter in Florida verbrachten. Vor dem Bau der Eisenbahn konnte man nur per Dampfboot durch das sumpfige Land reisen und diese Pfähle gehörten zu dem Dock, wo die Steamboats anhielten, um Touristen auszuladen. Am Ufer stand damals ein Hotel mit über 140 Betten, heute ist nichts mehr davon zu sehen. Es war wirklich ein bisschen wie in der Schule, wo 30 Kinder um ihre Lehrerin sitzen und eifrig zuhören, nur dass es hier auf dem Wasser war und wir statt auf Schulbänken in Kayaks saßen.

Direkt dahinter war 1926 ein Elektrizitätswerk errichtet worden. Zunächst wurde Kohle verarbeitet, die auch mit dem Schiff heran transportiert wurde, später Öl. Im Jahr 1994 wurde das Werk geschlossen und 2006 auch das achtstöckige Hauptgebäude abgerissen. Heute stehen nur noch Reste und das Gelände wird auch gerne mal als Kulisse für gruselige Filme benutzt.

Bing’s Landing

Marcia aus der Explore Volusia Gruppe hatte mich eingeladen, an einer Kayakfahrt mit ihren Freunden teilzunehmen. Sie wollten in Bing’s Landing starten, das ist schon recht weit. 50 Meilen bzw. 80 Kilometer. Zu Hause käme ich nie auf die Idee, für eine Ausfahrt so weit zu fahren, hier tue ich es mehrmals die Woche. Ich kann es selbst nicht richtig erklären, aber es hat viel damit zu tun, dass Fahren hier so viel gelassener ist als in Deutschland. Man hat einfach Platz auf der Straße und braucht sich nicht zu sorgen, ob man am Ziel einen Parkplatz findet. Der Sprit ist zwar auch billiger, aber der große Unterschied ist das auch nicht mehr, früher spottbillig ist es nun gerade mal noch ein Drittel niedriger als bei uns. Das gleicht sich wieder aus, berücksichtigt man die großen Distanzen.

Ich fuhr also schon um 7:45 Uhr los, um pünktlich zum Start um 9 Uhr dort zu sein. War ich auch. Aber von Kayaks keine Spur. Bing’s Landing ist eine schön angelegte Bootsrampe, wo sehr große Boote zu Wasser gehen können, aber es gibt auch zwei Einlässe für Kayaks. So ganz wusste ich nicht, wo der Treffpunkt ist, aber egal, an beiden Seiten war niemand da. Ich rief Marcia an, keine Antwort. Rief Trey an, unser Explore Volusia Leiter. Denn ich dachte, ich hätte was verwechselt. So erfuhr ich, dass, obwohl ich Marcias Email habe, alles in den Google Kalender richtig eingetragen habe, mein Kopf leider auf den falschen Tag programmiert war. Schon lange merke ich, dass diese Festplatte da oben ausgetauscht gehört. Aber ich kenne noch keinen Reparaturladen dafür.

An der Bootsrampe stand ein ziemlich verbeulter Bus mit einem Mann davor. Also fragte ich ihn, wo ich am besten lang fahre. Das allein war schon die Fahrt wert. Ein richtiges Original. Er steht hier am Morgen von 5 bis 12 Uhr und verkauft Bait, lebende Köder für die vielen Bootsfahrer, die zum Angeln raus fahren. In breitem Südstaatenakzent erklärte er mir genau, wo ich alleine fahren kann. Quer über den Fluss auf die andere Seite, wenn die großen Boote Wellen werfen, werde ich nicht so wie auf dieser Seite an die Uferfelsen geschleudert. Und dann dort drüben gibt es enge Kanäle, wo ich aber auf die Austernbetten aufpassen muss, die mein Boot aufschlitzen können, doch nun sei High Tide (Flut) und es sei nicht so gefährlich.

Also paddelte ich alleine los und hatte viel Spaß. Das Wetter war gut und ich erkundete die kleinen, von Mangroven überwachsenen Kanäle. Klar, mit der Gruppe wäre es schöner gewesen, aber es ging auch so. Und kaum war ich zu Hause rief Marcia an. Nein, ich werde morgen nicht wieder die lange Strecke raus fahren, aber am Donnerstag treffen wir uns wieder alle mit Trey.

Eins noch: das Kayak auf und ab heben geht ganz gut alleine. Auch das Angurten. Ich brauche zwar fast 20 Minuten dazu, aber das Kayak sitzt so fest, dass es heute auch die Autobahnfahrt ausgehalten hat.

Ich habe ja sooo gerne Besuch!

Karina und Dirk lieben Florida und kommen regelmäßig auch für ein, zwei Tage nach Daytona Beach. Wir hatten uns schon einmal getroffen und deshalb habe ich mich auch auf den diesjährigen Besuch gefreut. Zunächst gab es bei mir die leckeren T-Bone-Steaks, die ich ja schon in der ersten Woche mir gesichert hatte. Dann gingen wir ins First Turn, um noch ein wenig Musik zu hören und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag. Der Wetterbericht zeigte trocken und sonnig. Also war der Plan, erst zum Flohmarkt, dann bei mir vorbei und das Kayak auf den praktischen Miet-Pickup laden, um dann bei den Delphinen ein wenig zu paddeln und zum Black Point Wildlife Drive zu fahren, um Allis zu jagen. Natürlich nur mit der Kamera.

Pünktlich bei Eintreffen bei mir gab es jedoch einen heftigen Regenguss, der Himmel war tiefschwarz und so schnell sah das nicht nach Besserung aus. So weit also der wunderbare Wetterbericht. Da blieb als einzige Alternative shoppen. Wie immer bei Besuch von Freunden und Regen, irgendwie kommt das unheimlich oft zusammen, ging es zunächst zum Bass Pro Store. Dieser Outdoor Laden ist einfach sehenswert, auch wenn man nichts braucht. Danach ging es aber noch zur Tanger Outlet, weil Karina neue Laufschuhe sucht. Die Tanger Outlet in Daytona Beach ist ja erst zwei Jahre alt, sie wurde vor der Stadt auf einem freien Gelände gebaut und ich war ziemlich erstaunt, wie schnell sich darum eine weitere Einkaufsmeile aufgetan hat. Ross, TJMaxx, Sports Academy, hier findet man wirklich alles, was man nicht braucht, und Karina auch ihre Laufschuhe. Dann knurrte der Magen, wir gingen schnell etwas essen und sahen mit Freude, dass sich der Himmel aufklärte. Die Beiden sind ja genauso Naturliebhaber wie ich, ich finde, das wirklich Sehenswerte in Florida sind nicht die Themenparks, sondern die herrliche Natur.

Obwohl es inzwischen nicht mehr ganz früh war, zudem auch in der Nacht gerade die Zeit umgestellt worden war und es damit ziemlich früh dunkel wird, fuhren wir noch los, zuerst zum Black Point Drive. Ich war schon oft da und war deshalb enttäuscht. Einerseits ließ das trübe Wetter keine Meisterfotos zu, andererseits sind, wenn es noch kälter ist, viel mehr Vögel da. Aber schon auf dem Weg in den Park lag vor uns auf der Straße ein großer Alligator. Der hatte sich offenbar verirrt, nicht ganz ungefährlich für den armen Jungen, denn obwohl Naturpark kann man doch 55 Meilen schnell fahren. Schnell hielten ein paar Autofahrer zum Fotografieren an, einer wagte sich auch ziemlich dicht ran, aber das behagte ihm nicht und er verzog sich schnell in die Büsche. Von da an nahmen Dirk und ich auf der Ladefläche des Pickups Platz und konnten so schöne Fotos machen. Der Wildlife Drive ist eine 10 km lange Piste, wo man schön langsam fährt und viele Tiere sehen kann. Vor allem natürlich Vögel, aber auch Alligatoren. An kalten Tagen liegen sie gern in der Sonne, heute war es jedoch trotz Regen relativ warm und sie trieben alle gemütlich im Wasser, schauten uns durch ihre großen Kulleraugen an. Dirk war in seinem Element und konnte nicht genug Fotos schießen, die dank seiner guten Kamera trotz schlechtem Wetter ganz gut wurden. Die Fotos hier in meinem Blog sind jedoch mit meiner kleinen Sony Cyber shot gemacht.

Inzwischen war es fast 17 Uhr und über uns waren ziemlich dunkle Wolken, weshalb unser Vorhaben, zwischen Delphinen und Manatees zu paddeln wohl nicht durchgeführt werden kann, vor allem weil ich auch nicht genau weiß, wann die Delphine schlafen gehen. Trotzdem fuhren wir zur Bootsramp im Riverbreeze Park. Und pünktlich zu unserer Ankunft fing dann auch der Regen an. Und trotzdem war es ein Riesenerfolg. Gerade als Karina auf dem Dock anlangte, schwamm Zentimeter davor eine mächtige Seekuh vorüber und in der Ferne tummelten sich die Delphine. Es scheint, dass gerade die Zeit vor Sonnenuntergang ideal ist. Wir sahen eine Gruppe von etwa 5 Manatees, eins auch mit Baby, um uns herum, aber plötzlich zogen alle zusammen ab, auch die Delphine. Es war ganz offensichtlich ihre Schlafenzeit gekommen. Aber Karina freute sich wie ein kleines Kind, dass sie alles noch gesehen hatte. Es war ein schöner Tag trotz schlechtem Wetter und sie versprachen, im nächsten Jahr länger zu bleiben.

Low Carb

Hingebröselt – heißt der Blog einer guten Bekannten. Und ein bisschen bröseln möchte ich heute auch. Die zweite Woche in Florida ist ins Land gegangen und ich hatte keine Zeit, täglich etwas zu berichten, deshalb hier so einige Eindrücke, hingebröselt.

Das neueste zuerst. Ich versuche ja, durch das gute Beispiel meines Sohnes, zumindest ein wenig Low Carb zu essen. Und bekam da neulich einen guten Tipp von ihm. Süße Kartoffeln sind nicht verboten in Low Carb, sie haben irgendwie bessere Kohlehydrate, genau wie Hülsenfrüchte, und sind erlaubt. Und sind in Florida überall günstig zu haben. Der Tipp war eigentlich, die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden und zu toasten. Also, dem habe ich doch nicht ganz getraut, vor allem weil sie sehr schwer zu schneiden sind, und eine Versuchsreihe gestartet. Zunächst einmal dann doch Scheiben geschnitten und auf den Gasgrill gelegt. Positiv: sie waren genauso schnell gar wie das Steak. Negativ, sie waren außen ganz schwarz. Nächster Versuch: Kartoffeln in Schale in Hälften geschnitten und auf Alufolie gelegt. Das Ergebnis war wesentlich besser, könnte aber noch optimiert werden.

Heute dann kam ich am Nachmittag heim von meiner Volunteer-Tätigkeit bei der Aviation Showcase in Deland. Total müde und hungrig. Erst mal erschöpft eine Siesta gehalten, arbeiten ist auch nicht mehr das. Dann Lust auf ein Steak, aber nichts passendes im Kühlschrank. Draußen prasselt gerade ein Gewitter hernieder, also fällt grillen sowieso aus. Habe die Kartoffeln geschält, in Hälften geschnitten, mit Pepperoniwurst und geriebenem Mozzarella belegt und in den Backofen geschoben. Das ist es! Das schmeckt total lecker und muss wiederholt werden.

Okay, danach gab es einen Espresso mit Sambucca und ein Cookie, nicht unbedingt low carb.

Für die Airshow hatte ich mich eigentlich als Golfcart Fahrer gemeldet und sollte Wasser zu den Teilnehmern fahren. Das hat aber nicht geklappt, warum auch immer. Ich war traurig, denn ich wollte unbedingt Golfcart fahren. Und so wurde ich als Shuttlefahrerin eingesetzt. Auf dem Besucher Parkplatz musste ich, sobald ein Wagen ankam, ihm folgen bis zu seinem Parkplatz, ihn einladen und zum Eingang fahren. Das macht Spaß, ich war super guter Laune und strahlte jeden an. Natürlich geht das nicht, ohne die traditionelle amerikanische Begrüßungsfloskel runter zu leiern. Die geht so:

How’r you doing? I’m doing great, and you?

Ich hasse das. Ich bin so eine typische deutsche Realistin. Denke, erstens geht es dich nichts an, wie es mir geht, oder willst du wirklich meine ganze Krankengeschichte hören. Und mich interessiert es auch einen Scheiß, wie es dir geht.

Also wollte ich denen ein Schnippchen schlagen. Habe jedem mein allerschönstes Lächeln geschenkt und gerufen. Good morning! Und was war die Antwort?

How’r you doing? I’m doing great, and you?

Immer und immer wieder. Da komme ich einfach nicht raus. Bei der Ablieferung dann vom Passagier, thank you very much, ich dann you’r welcome, oder auch was a pleasure and have a great day. Das war also eine sehr gute Lehrstunde in amerikanischer Höflichkeit.

Aber eigentlich sollte ich mich nicht beschweren. Denn ich bin ja auch oft in Marokko. Und dort fragt man nicht nur, wie es dem Gegenüber geht, sondern ausführlich auch, wie es der Familie, den Eltern, den Kindern geht. Und es geht ihnen immer gut, oder sogar besser, Gott sei gedankt. Sollten sie inzwischen verstorben sein, muss man erst die vollständige Begrüßung abarbeiten und erst dann kann man von Todesfällen und Krankheiten berichten.

Nachdem Jan mir ja so wunderschön das Kayak auf dem Autodach befestigt hatte wollte ich es eigentlich nie wieder runter nehmen. Aber da kam mir doch das herrliche Wetter in die Quere. Fast 30 °, glasklarer blauer Himmel, windstill, da muss man einfach Kayak fahren. Also bin ich zunächst zur Ramp ganz nah an meinem Wohnort gefahren und ein wenig rumgepaddelt. Ein Traum. Ein Osprey – Fischadler – saß auf einem hohen Baum und hielt nach einem Snack Ausschau. Irgendwie störte er sich doch an mir und flog schließlich weg. Ich hatte absolut keine Lust auf große Anstrengung, sondern genoss einfach den Tag und schaute in die Luft. Der Adler sah von ferne zu. Das war aber sein Lieblingsbaum, von dort kann er die Fische sehen und pfeilschnell hinabstoßen und einen schnappen. Er schaute sich das also eine Weile an und beschloss dann, mich zu ignorieren und auf seinen Baum zurück zu fliegen. Das war so unglaublich schön. Und ich hatte keine Kamera, um das aufzunehmen. So ein eleganter Flug. Als ich selbst noch Flugzeuge flog gehört es ja zum Landungspattern, eine bestimmte Flugplatzrunde vor der Landung zu fliegen. Und genau das tat dieser Adler auch. Ich muss echt einmal wieder kommen mit gezückter Kamera.

Und genau deshalb fuhr ich auch zu Bass Pro Shop und suchte nach einer neuen Schwimmweste. Die ist beim Kayakfahren vorgeschrieben, ich habe eine, aber sie hat keine Taschen. Das geht so einfach nicht. Ich brauche auf dem Boot ein Telefon, eine Kamera und auch ein GPS. Und deshalb Taschen. Bass Pro hatte eine schöne Weste für 40 $, genug Taschen sind dran und demnächst hoffe ich also bessere Fotos zu bekommen. Meanwhile gibt es nur ein paar schlechte Fotos vom Tag danach, als ich noch mit alter Weste zwischen Delfinen und Manatees paddelte.

Die erste Woche in Florida

Ich werde schon gemahnt von zu Hause, dass ich noch nichts im Blog geschrieben habe. Aber die erste Woche ist immer sehr angefüllt mit den verschiedensten Erledigungen, und alle sind recht langweilig, das würde euch kaum interessieren. Ich versuche es trotzdem mal.

Mein Flug lief sehr gut und wir waren sogar so früh in Charlotte, dass wir im Flieger noch sitzen bleiben mussten, bis die Immigration um 13 Uhr öffnete. In Daytona Beach dann warteten Jan und Gabor auf mich, Gabor ganz süß mit einem Halloween-farbigen Minikuchen. Abgeholt haben sie mich mit meinem eigenen Auto, so konnte ich sicher sein, dass es auch anspringt.

Am ersten Tag war ich natürlich schon um 1 Uhr hellwach. Habe versucht, wieder einzuschlafen und schließlich um 4 Uhr gefrühstückt. Der Jetlag geht mir halt immer sehr nahe. Um 6 Uhr war ich schon wieder müde, schlief auf der Couch ein und wurde um 8 Uhr vom Internetmann geweckt. Das ging rasch. Gut ist, dass man hier keinen langen Vertrag abschließen muss, sondern wirklich genau die Zeit bestellt, die man im Land ist, und seien es nur 3 Wochen. Schlecht ist, dass es in USA sehr teuer ist. Ich zahle etwa 45 $ monatlich nur fürs Internet und immer wieder eine Anschlussgebühr.

Gleich nachdem er weg war habe ich den Schädlingsbekämpfer angerufen, denn irgendein Viech hat es sich in meinem Haus bequem gemacht und zwei Ecken als persönlichen Klo erkoren. Ich tippte auf Mäuse und wollte damit nicht allein kämpfen. Der gute Mann war tatsächlich nach einer Stunde da – warum nur jammert Freund Jan immer über die schlechten Handwerker, meine sind gut. Und er konnte das Ungeziefer eindeutig identifizieren. Keine Mäuse, sondern Lizards. Wie sagen wir? Gecko vielleicht. Die sind harmlos, verbreiten keine Krankheiten und dürfen deshalb nicht bekämpft werden. Ja danke. Aber er meinte, dass sie nicht mehr kommen, wenn sie merken, dass das Haus nun bewohnt ist. Ich habe es nun schon so lange, ist noch nie passiert, und wie kamen die überhaupt rein? Der Gute meinte, die kämen genau wie Kakerlaken wirklich überall durch.

Ich war froh, dass er so früh da war, denn nun konnte ich mal gründlich putzen. Ich weiß wirklich nicht, warum ich mir auch bei Abreise immer solche Mühe gebe, denn beim Wiederkommen sieht es schon schlimm aus. Ein solches Heim ist halt nicht so dicht wie meine Taunussteiner Betonwohnung.

Am Nachmittag dann wollte ich noch zu Firestone fahren, meiner Autowerkstatt, um einen Termin für eine Inspektion auszumachen. Nichts da, sie stürzten sich sofort darauf. Und fanden tatsächlich einige Fehler, wie z.B. einen angerissenen Keilriemen. Gut dass ich das gleich erledigt habe. Da es länger als geplant dauerte haben sie mich kurz heimgefahren und danach wieder abgeholt, ich mag die Werkstatt sehr.

Die folgenden Tage konnte ich dann schrittweise meine Frühstückszeit auf 6 Uhr vorschieben und heute habe ich den Jetlag so einigermaßen überwunden.

Zwischendurch musste ich mich noch um meinen fehlenden Einreisestempel kümmern, der mich etwas besorgt machte. In diesem Jahr reize ich meine erlaubten 6 Monate Aufenthalt ziemlich aus und ich wollte genau wissen, ob ich bis zu meinem geplanten Rückflug wirklich bleiben kann. Im Internet kann man seinen Status ausdrucken, er zeigte mir, ja, ich kann bis April bleiben, aber ich war doch nicht sicher und ging zum Flughafen. Dort erklärte mir der nette Beamte, dass der Stempel nicht mehr unbedingt nötig sei, alles ist im Chip gespeichert, aber ich kann ja den Ausdruck in den Pass legen, er wird von allen Stellen akzeptiert.

Die weiteren Tätigkeiten bestanden im Backen von leckerem Dinkelbrot mit Körnern und Karotten sowie im Kochen von Orangenmarmelade, die Orangen hatte mir Gabor besorgt. Danke. Und heute hatte ich vor, mit Jan in den Bootsladen zu gehen, um eine Halterung für mein Kayak zu kaufen. Bisher habe ich es innen transportiert, aber das ist nicht ideal, es ist sehr knapp in der Länge und einmal habe ich sogar schon die Windschutzscheibe kaputt gemacht. Der Laden ist ganz in der Nähe und ich habe dafür eine halbe Stunde einkalkuliert. Um 11 sind wir losgefahren, um halb vier war ich wieder zu Hause. Mein Gott, ich war halb verhungert. Aber Jan ist ein ganz Genauer. Zunächst haben wir die Halterungen angeschraubt, bzw. wir wollten. Ging nicht. Passten nicht. Also wieder zurück und umgetauscht. Die neuen Halterungen waren sehr schnell auf dem Dach. Aber dann muss das Kayak ja mit Gurten gesichert werden. Und da war der genaue Jan so leicht nicht zufrieden zu stellen. Er probierte immer wieder neu, Kayak hoch, Kayak runter, Strapse dran, Strapse ab und mein Magen knurrte immer mehr. Aber schließlich hat er die passende Befestigung gefunden und nun muss ich zusehen, dass ich das in Zukunft auch immer richtig mache. Trotz Kayak kann ich noch immer in meinen Carport einfahren, aber es passt nur noch ein Blatt Papier dazwischen. Oder eine 100 $ Note.

Ja, was war noch so? Ich hatte euch ja von meiner horrenden Krankenhausrechnung erzählt, die im Sommer angefallen ist und wie schwer es war, die zu bezahlen.

Emergency Room – die zweite

Man glaubt es kaum, aber Jan hat doch tatsächlich Mieter gehabt, die kurz nach mir ebenfalls erkrankten und den gleichen ER aufgesucht haben. Die Rechnung war zwar erheblich niedriger, es wurde anderes gemacht, aber sie ging an Jans Adresse, wo die Mieter ja wohnten. Und lag da einschließlich der Mahnungen gemütlich herum. Jan hat alles an den Patienten gefaxt, aber der kann ja – ebenso wie ich zunächst – die Zahlung nicht von Deutschland aus erledigen. Also muss ich mich auch da noch drum kümmern, habe ja Erfahrung, wie Jan so schön meinte. Und ich muss natürlich einen Rabatt aushandeln. Aber die Sachbearbeiterin hat nun erstmal Urlaub. Vielleicht sollte ich meine Dienste zwischen deutschen Patienten und Krankenhäusern kostenplichtig anbieten.

Aber gestern habe ich mit Gabor etwas schönes gemacht, während Jan fleißig im Garten arbeitete. Wir fuhren nach Ponce Inlet, um den Sonnenuntergang zu genießen. War wirklich schön. Die Fotos hat Gabor gemacht.

VPN – muss man das haben?

Ein Virtual Private Network bezeichnet ein virtuelles Netzwerk, mit dem man sicher und privat Daten und Dateien über das Internet versenden kann. Mit einem VPN kann man zusätzlich seine eigene Internet-Identität verschleiern und auf diesem Wege auch Geoblockaden, etwa von Streaming-Anbietern, umgehen. Eine Anwendung, die im beruflichen Bereich wichtig sein kann. Sie können auf Geschäftsreise auf das Firmennetzwerk zugreifen und so arbeiten, als ob Sie im Büro wären, obwohl Sie hunderte Kilometer entfernt sind.

Viel wichtiger für uns Rentner und Weltreisende ist allerdings der private Bereich. Ganz klar muss eines vorausgeschickt werden: man kann auch ohne VPN leben. Aber in meinem Fall war es zwingend, dass ich auf eine US-Seite zugreifen musste, die so sehr geschützt war, dass sie nur innerhalb der Vereinigten Staaten geöffnet werden konnte. Ich erinnerte mich an VPN und hoffte, dass dies damit möglich wäre. Allerdings ist VPN ein kostenpflichtiger Service, denn dazu ist es nötig, dass man eine Software erhält, die auf ein Netzwerk firmeneigener Server zugreift. Und meistens muss man ein Jahres-Abo abschließen, das dann auch noch automatisch verlängert wird. Ich wollte aber kein Abo, sondern erst einmal ausprobieren, ob es auch für meinen Zweck funktioniert.

Das war nicht so leicht. Alle Seiten, die google mir anbot, versprachen zwar eine kostenlose Probezeit, aber die Angaben der Kreditkarte waren nötig, und gerade die wollte ich nicht geben. Erst am nächsten Morgen gelang es mir mit frischer Kraft, F-Secure zu finden. Auch hier gibt es ein Abo, knapp 5 Euro monatlich gegenüber den anderen Angeboten, die fast 10 Euro kosteten, aber das Besondere, es gab einen 30tägigen Probezeitraum ohne jede Kreditkarte. Ich habe dann die nötige Software heruntergeladen und installiert, was sehr einfach war und nach wenigen Minuten gelangte ich zu der Seite Freedom VPN, wo ich mit einem Klick das Land wählen konnte, in dem ich mich angeblich befinden will. Ich wählte natürlich USA und schon konnte ich meine gewünschte Seite aufrufen. Das war also ein voller Erfolg in wenigen Minuten, der leicht und von jedem auszuführen ist.

Nicht jeder muss aber auf die Bezahlseite eines Krankenhauses zugreifen, so wie in meinem Fall. Was für andere Vorteile bietet also VPN? Zunächst mal ist in der Software ein sicheres Browsen im Internet eingeschlossen und zusätzlich wird das Nachverfolgen, welche Seiten ich aufrufe, gesperrt. Das wäre mir zwar nicht sooo wichtig, da ich ja keine Kinderpornos oder Waffenkäufe sehen will, aber dadurch bekommt man auch weniger zielgerichtete Werbung. Wichtiger ist die Aufhebung der Geoblockade. Wenn ich z.B. in USA oder Marokko bin kann ich die deutsche Mediathek nur bedingt aufrufen, viele Sendungen sind von anderen Ländern aus geblockt. Ich gebe also mit einem einfachen Klick an, dass ich in Deutschland bin und schon klappt es. Umgekehrt genauso. Viele US-TV-Sender haben Life-Streaming, das von Deutschland aus geblockt ist. Wenn ich dann aber den Standort USA eingebe, geht es. In Marokko sind zwar google maps zu öffnen, aber das wichtige google earth, das ich beruflich viel nutze, ist blockiert. Mit VPN geht es.

Also habe ich beschossen, dass ich diesen Service kaufen will. Auch F-Secure hat einen Button, auf den man zwecks Kauf klicken kann, aber zufällig fand ich im Internet, dass auch andere Firmen die F-Secure Software anbieten. Ohne Abo und viel billiger. Ich habe nun gut 2 Euro pro Monat gezahlt für ein Abo, das 2 Jahre läuft und nicht automatisch verlängert wird, und ohne Angabe der Kreditkarte. In dem Service sind 3 Geräte inbegriffen und ich hatte schon vorher das auch auf mein Tablet geladen. Nach Eingabe der Lizenznummer war zwar das sichere Browsen installiert, nicht aber die VPN. Auf der Webseite der Firma ist eine Liste mit Service-Nummern in vielen Ländern, also rief ich die deutsche Nummer an und in wenigen Minuten bekam ich nicht nur einen echten Mitarbeiter ans Telefon, sondern auch die Lösung des Problems war gefunden. Ich musste auf dem Tablet nur die App Freedome VPN löschen, wieder neu laden, Tablet neu starten und alles lief. Ich bin sehr zufrieden, mit der preiswerten und guten Software und dem tollen Service.

Emergency Room – die zweite

Wer meinen Blog fleißig liest weiß dass ich während meines Florida – Urlaubs wegen eines Notfalls die Ambulanz aufsuchen musste, siehe 3. Juli. Wer nun denkt, dass mit den vier Stunden Aufenthalt dort alles abgeklärt war, irrt sich gewaltig. Das Drama begann erst zu Hause und zog sich über Wochen hin, ein Drama, bei dem wirklich jeder Schritt erstmal schief ging.

Als Fazit muss ich sagen, fahrt nur niemals nach USA, ohne eine Krankenversicherung zu haben.

Ich war schon zwei Wochen wieder zu Hause, als die erste Rechnung aus Florida eintrudelte. Behandlung im Emergency Room 9.750 $! Ja, kein Irrtum. Ist schon klar, dass ich trotz Versicherung erst einmal Panik bekam. Ich reichte die Rechnung zwar sofort ein, versuchte aber in der folgenden Woche, meine Versicherung telefonisch zu erreichen, da ich nicht auf die schriftliche Antwort warten wollte. Bei so einer Rechnung kann ich einfach nicht mehr gut schlafen. Was ist, wenn ich das selbst zahlen muss? Zur Erklärung, ich habe eine private Krankenversicherung, die 6 Monate Auslandsaufenthalt mit einbezieht.

Leicht war es nicht, zu der Sachbearbeiterin durchzudringen, ich brauchte eine ganze Woche. Dann sagte sie mir lapidar, die Rechnung sei nicht eingegangen. Ich schickte alles erneut, immer das Zahlungsziel des Krankenhauses im Blick. Nach einer weiteren Woche kam dann endlich die Abrechnung, meine Versicherung zahlt! Wie schön. Dann ist ja alles erledigt. Denkt ihr.

Keineswegs. Denn nun musste das Geld ja nach USA transferiert werden, als Privatpatient muss ich mich selbst darum kümmern. Online-Überweisungen gibt es in USA nicht, niemand teilt dir seine Kontonummer mit. Stattdessen lag ein Umschlag dabei, ich soll einen Scheck schicken. Scheck? Die sind in Deutschland lange out, und selbst wenn, sie wollen ganz sicher keinen Scheck auf eine deutsche Bank. Die Internetseite des Krankenhauses hat „Bill-Pay“, einen Online-Bezahlservice. Ich klickte darauf, nichts tat sich. Die Seite ist so sicher, dass sie sich aus Deutschland nicht öffnen lässt. Dann gibt es noch die Möglichkeit, seine Kreditkartendaten einzugeben. Ein Gespräch mit meiner Bank ergab, dass ich bis 5000 Euro pro Tag abbuchen könnte. Ich füllte das Formular aus, scannte es und schickte es an der Customerservice mit der Bitte, an zwei verschiedenen Tagen jeweils die Hälfte abzubuchen. Keine Antwort, keine Abbuchung. Tagelang.

Anrufen wollte ich nicht, man kennt das ja, wird ewig von einem Automat zum anderen geschickt, bis man irgendwo ein menschliches Wesen an der Strippe hat. Ich studierte die Internetseite und fand als einzige andere Emailadresse die von der Beschwerdestelle. Prima, also mal gleich eine Email dorthin. In der Zwischenzeit konnte ich an nichts anderes mehr denken, als an die Bezahlung der Rechnung. Inzwischen kamen noch zwei kleinere, 180 $ und 400 $, und natürlich jede mit einem anderen Online-Bezahlservice. Eine davon konnte ich öffnen, so war die 180 $ – Rechnung schnell gezahlt. Aber die andere ließ sich ebenfalls nicht öffnen. Es ratterte und ratterte in meinem Kopf und schließlich fiel mir ein, dass es doch diese ominöse VPN gibt. So richtig hatte ich mich damit noch nicht beschäftigt, aber mit VPN kann man seinen Standort verbergen und auch welche Seiten man aufruft. Das wollte ich ausprobieren. Aber das ist ein kostenpflichtiger Service, man bekommt ein Abo für ein ganzes Jahr. Ich suchte und suchte und fand schließlich F-secure, der einzige Dienst, der 4 Wochen Probezeit gibt, ohne dass man Kontodaten angeben muss. Ich installierte es auf meinem PC und oh Wunder, die Bezahlseite ließ sich aufrufen. Aber – bezahlen konnte ich trotzdem nicht, denn zusätzlich zu einem Code musste die auf der Rechnung angegebene Postleitzahl angegeben werden, und die wurde jedes Mal als falsch ausgewiesen.

Irgendwann rief ich auch mal meinen Freund Bob in Florida an, um ihm mein Leid zu klagen und von der hohen Rechnung zu berichten. Er sagte, niemand zahlt das in der Höhe, man müsse handeln bzw. einen Rechtsanwalt einschalten. Ich fand das zwar interessant, hätte es aber nie gemacht, zudem mir ja meine Krankenkasse das Geld bereits überwiesen hatte.

Inzwischen bekam ich aber Antwort von der Beschwerdestelle. Man gab mir die Email und direkte Telefonnummer vom Financial Director. Super. Ich schrieb ihm, bat noch einmal um Abbuchung per Kreditkarte. Schließlich bekam ich von seiner Mitarbeiterin eine Antwort und die Zusicherung, dass sie den Betrag per Kreditkarte einziehen werden. Aber der Hammer war der nächste Satz in der Email. Sie sagte, als Selbstzahler würde ich einen Rabatt von 40 % erhalten, wenn ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zahle.

So eine Erleichterung, ich telefonierte kurz mit ihr, bedankte mich, aber fragte noch kurz nach der als falsch ausgewiesenen Postleitzahl. Sie sagte: haben Sie es schon mal mit 00000 probiert? Nein, auf die Idee war ich nicht gekommen. Aber trotzdem bat sie mich, nichts zu überweisen, da sie die Kasse schon angewiesen hatte, das Geld über die Kreditkarte einzuziehen. So eine Erleichterung. Ich verabschiedete mich mit einem schönen Wochenende und ging in die Sauna.

Am nächsten Morgen sah ich gleich eine Email von der Mitarbeiterin, dachte, sie wünscht mir ebenfalls ein schönes Wochenende, aber weit gefehlt. Stattdessen sagte sie, meine Bank hätte die Zahlung verweigert. Es war ja Wochenende, also hatte ich genug Zeit, zu überlegen. Zunächst probierte ich die 00000 aus, es ging. Dann versuchte ich zu zahlen, probierte es aber zunächst mit 2.000 $. Ging durch. Aber jede weitere 2.000 $ Zahlung wurde abgewiesen. Ich dachte, naja, versuche ich es am Sonntag. Aber auch da wurde die Zahlung abgewiesen, obwohl sowohl das Konto gedeckt als auch der Kreditrahmen hoch genug waren. Also habe ich Schritt für Schritt in 500 $ Beträgen überwiesen und es irgendwann geschafft, die geforderte Summe zu überweisen. Darauf schrieb ich eine Email und bat um Bestätigung, ob nun alles gezahlt ist. Kam nichts, 4 Tage lang nicht. Ich rief mal wieder an, und die Dame bestätigte mir mündlich, dass alles erledigt sei, nur das System braucht noch ein bisschen, um es auch auszuweisen.

Also ehrlich, wenn man in USA krank wird, muss man zu Hause kerngesund sein. Und irgendetwas stimmt nicht mit dem amerikanischen Gesundheitssystem. Die vielen Unversicherten können sich keinen Emergency Room leisten.

Orlando-Adventure

Nach dem unfreiwilligen Besuch des Emergency Room dachte ich eigentlich, ich hatte genug Abenteuer für meine drei Wochen Florida. Aber weit gefehlt. Unser Heimflug sollte abends um 20 Uhr ab Orlando gehen. Der ganze Morgen war angefüllt mit Haus putzen und für die Hurrikan Saison vorbereiten, dann bin ich noch zum Krankenhaus gehetzt, um mir eine CD mit den Untersuchungsergebnissen abzuholen. Um 15 Uhr fuhren wir los, kamen gut vor 18 Uhr in Orlando an, und was begann da? Durchfall! Genau was man braucht auf so einer Reise, aber Ergebnis meiner ER-Diagnose. Ich will euch nicht mit Einzelheiten quälen. Wir kamen zum Gate, die Maschine war da, das Personal schon drin und man dachte, nun müssten wir doch bald einsteigen. SMS von Lufthansa, neuer Abflug 21:45 Uhr. Shit! Aber zumindest gab es einen 7 $ Gutschein, mit dem wir einen Kaffee und ein Muffin bekamen.

Dann neue Durchsagen: Abflug 22:30 Uhr. Inzwischen glaubte kaum noch einer, dass wir jemals wegkommen, aber gegen 23 Uhr konnten wir endlich einsteigen. Hatten wunderbare Sitze mit viel Platz, für die wir auch viel bezahlt hatten. Aber irgendwie hätten wir doch mal abfliegen müssen. Irgendwann kam eine Durchsage des Captains, in der er erklärte, dass ein Catering Truck beim Zurückstoßen gegen den Flieger gefahren war und eine Verkleidung abgerissen hatte. Es hatte einige Stunden gedauert, bis mit Frankfurt geklärt war, dass die Maschine auch so fliegen kann, aber mehr Treibstoff braucht.

Gut, war uns recht. Familien verständigt wegen späterer Abholzeit. Doch diese Durchsage zeigte, dass der Bordfunk nur teilweise funktionierte. Es folgten viele Tests, viele hektische Techniker stürmten auf und ab durch die Gänge und gegen Mitternacht kam dann die finale Durchsage, dass diese Maschine nicht vom Boden abheben wird. Ich frage mich, ob die Lufthansa zur Bundeswehr gehört. Dort geht doch auch kaum ein Fluggerät in die Luft.

Es folgte endlose Warterei, am Gepäckband, am Counter. Eine Umbuchung bekamen wir automatisch über SMS, aber unser schöner Sitz war verloren und Jan und ich würden getrennt zurück fliegen müssen, da sein Endziel Hamburg ist. Eigentlich kann ich ja froh sein, dass ich auf die gleiche Maschine einen Tag später gebucht wurde, denn für alle war dort kein Platz.

Um 2 Uhr kamen wir dann, mit kaum was im Magen, im Hotel an. Jan hatte ein eher einfaches Hotel mit einem Restaurant, das um diese Zeit geschlossen war, voraus gesagt, aber seine erste Prophezeiung erfüllte sich nicht. Wir kamen ins wunderschöne Hyatt direkt am International Drive, das auch mitten in der Nacht lebhaft wie am Tag war und etliche offene Restaurants sowie einen Laden hat, in dem man sogar etwas bezahlbares bekommt. Aber Essensgutscheine hatten wir nicht. Und eigentlich auch keinen Hunger. Aber waren völlig aufgedreht. Gegen fünf Uhr kam ich erst ins Bett und war um 7:30 Uhr schon wieder wach. Im Badezimmerspiegel ist ein TV integriert.

Mal sehen, was der heute Tag noch so an Überraschungen aufweist.

Emergency Room live

Ihr kennt alle die Soap Operas, wo Ärzte hektisch durch die Krankenhausflure sausen, ein Stethoskop um den Hals, eine hübsche Krankenschwester in Reichweite und über allem blökt der Lautsprecher: Doc soundso. Das muss ich doch einmal selbst testen, wenn ich schon in USA bin. Deshalb habe ich mir gestern Abend nach dem Essen ein paar Bauchkrämpfe zugelegt, brav die Nacht über die Schmerzen ausgehalten und am Morgen dann erstmal in Walgreens nach Buscopan gefragt. Haben die nie von gehört. Also weiter zu Jan, der hat angekündigt, er hat ein Schmerzmittel.

Wieder nach Hause, 45 Tropfen wie vorgeschrieben mit Wasser genommen, 10 Minuten später war alles wieder draußen. Die Krämpfe wurde schlimmer, nochmal ein paar Tropfen, wieder alles raus, keine Besserung. Also nichts wie hin zu einem Emergency Room. Ich brauchte 4 Anläufe, und landete dann in ziemlich geschwächtem Zustand bei Halifax Emergency. Eine nette Dame nahm mich in Empfang, aus Deutschland, wollte plaudern, bin aus Frankfurt, woher sind Sie, daneben nahm sie die Daten auf. Ich saß zusammengekrümmt auf dem Stuhl, der Schweiß lief mir nur so herunter und ich wollte nur ein Bett. Dann bekam ich die volle Ladung. Rollstuhl, Liege im Untersuchungszimmer, das berühmte Nachthemd mit nacktem Po und angewärmte Decken. Die waren auch nötig. Auf der kurzen Rollstuhlfahrt hatte ich abwechselnd Schweißausbrüche und Gänsehaut auf den eiskalten Armen und mein dünnes Sommerkleid war klatschnass.

An der Wand hing eine Punkteliste, wie das Personal sich genau verhalten sollte, und sie haben sich haargenau daran gehalten. Hände desinfizieren, Begrüßung, Vorstellen, Fragen nach Zustand, beim Rausgehen Erklärung weiterer Prozedur. Ich wurde erstmal an eine Maschine angeschlossen, Katheder zur Blutentnahme gelegt und so weiter. Der Arzt klopfte meinen Bauch ab und meinte, es könne Blinddarm sein. War sicher falsch. Dann sollte ich Urin abgeben. Oh mei, das war schwer. Ich konnte ja nichts trinken, da sofort alles in dreifacher Menge wieder heraus kam und mein Körper war völlig trocken.

Vor der Klotür wartete dann schon wieder ein Rollstuhl und ich wurde zur Röhre geschoben, wo man ein CMT gemacht hat. Also ich muss sagen, einfach super. Und als dann endlich der Arzt wieder kam, hatte er sogar eine Diagnose, zwar kein Blinddarm, aber ich sage es euch nicht. Wollte mich über Nacht dabehalten und Infusionen geben. Habe ich aber abgelehnt, hatte mir den ER ja inzwischen genug angeschaut.

Als Fazit muss ich sagen: einfach super und sehr effektiv. Eine Diagnose wurde gefunden für Beschwerden, die ich schon früher hatte und die nie jemand erkannt hat. ER gerne wieder, danke Doc.

Okay, es kommt auch noch eine saftige Rechnung. Aber hoffentlich zahlt die Krankenkasse.