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Reisebericht

Von Foum Zguid nach Tata

Ganz ausgestanden war der Streit vom Tag zuvor noch nicht. Am Morgen habe ich noch einmal mit Naji telefoniert und er bestürmte mich, doch wieder zu Bab Rimal zu kommen, mein Zimmer sei bereit. Da es wirklich ein schönes Hotel ist bekämpfte ich meinen Stolz und fuhr hin. Der „nette“ Mensch an der Rezeption, von dem ich nun endlich weiß, dass er Bari heißt und Najis Bruder ist, sagte mir auch zu, dass das Zimmer in wenigen Minuten bereit sei. Doch dann beging ich den Fehler, zu fragen, ob noch Frühstück zu bekommen sei. Da brach es aus ihm heraus und er beschimpfte mich. Ich drehte mich um und ging, das reicht mir jetzt. Naji ist so ein lieber Kerl, aber wenn er nicht da ist dann sieht alles anders aus, das habe ich schon von anderen Campern gehört, aber auch von Einheimischen.

Am Ortsende hielt ich erstmal an und rief Mohammed vom Hotel Renaissance an. Nach den schlimmen Erfahrungen wollte ich doch erst mal hören, ob da noch ein Zimmer frei ist. Die Hotelsituation in Tata ist ja recht eigenartig. Es gibt absolut nichts Neues. Das Renaissance war schon mein Hotel, als ich in den 1980ern Tata nach anstrengender, staubiger Pistenfahrt erreichte und mir dort ein kühles Bier gönnte. Damals war es noch vom alten Herrn bewirtschaftet, der schon lange nicht mehr lebt. Als der Sohn Mohammed es übernahm hat er mit Eifer einige Zimmer neu streichen lassen und drei Suiten schön eingerichtet, aber inzwischen richtet sich seine Energie mehr auf die Landwirtschaft und an dem Hotel wurde seit Jahren nichts gemacht. Die Sanitärinstallationen sind eine Katastrophe. Duschwasser ist heiß, aber das Wasser läuft überall hin, die Klobrille fällt ins Kreuz und das Wasser rinnt ständig vor sich hin und wenn man mal was zum Abziehen hat ist keine Kraft da. Aber so ist es nun mal, es ist immer noch das beste Hotel in Tata für Durchreisende. Das Relais de Sable ist mal sehr schön angelegt worden, mit Garten und Piscine, aber auch dieses ist heruntergekommen, das Personal lustlos und das ganze wenig zu empfehlen. Und dann gibt es noch das Dar Infiane, betrieben von einem Franzosen und sehr teuer, kommt für mich nicht infrage. Tata wird hauptsächlich von Wohnmobilfahrern besucht, die den Winter hier verbringen. Für sie gibt es vier schöne Plätze.

Mohammed war richtig froh, von mir zu hören, verfolgt er doch meine Schritte in Facebook. Viens, Madame, viens, on vous donne une belle chambre.

Das tut mir gut nach dem Ärger mit Bari und ich mache mich frohgemut auf den Weg. Natürlich mit einem Stopp an den Kaskaden von Tissint. Als ich in Tata ankomme wartet Mohammed schon auf mich, wir trinken Tee und am Nachmittag machen wir eine kleine Fahrt in die Umgebung. Er zeigt mir sehr schöne Ecken, die ich noch nicht kannte, zum Beispiel die Dünen von Tata. Die Region bietet sehr viel, ist aber bei Touristen wenig bekannt. Meine Freundin Christel Jeschke hatte ja mal einen Tata-Führer geschrieben, den ich herausgegeben habe. Aber der ist schon lange vergriffen, Christel krank und kann nichts mehr machen. Aber in Tata ist sie unvergessen.

Ich beschließe, bei dem freundlichen Empfang noch eine Nacht zu bleiben, hatte ja auch noch keine Zeit, die Campingplätze zu besuchen. Das habe ich dann am nächsten Morgen nachgeholt, die Saison ist hier fast vorbei, kaum Camper da, keine netten Gespräche. Also habe ich alle Notizen nachgetragen und bin nun bereit für neue Abenteuer.

Freunde erkennst du in der Not

Oh mein Gott. An manchen Tagen kommt es knüppeldick. Das ist einer der Tage, die ich am liebsten vergessen, aus dem Kalender streichen würde. Ein Tag, an dessen Ende ich die Wahl hatte entweder auf der Straße zu schlafen oder Alleinherrin auf einem Campingplatz zu sein. Die Entscheidung zwischen beiden war nicht sehr schwer und das Ende vorhersehbar.

Aber fangen wir doch ganz von vorne an. Der Tag begann genauso angenehm wie er am Tag zuvor aufgehört hatte. Gut ausgeschlafen und mit weniger Schmerzen im Rücken begab ich mich zum Frühstück, Brahim und Brigitte bestürmten mich, doch noch einen Tag zu bleiben, aber ich sagte ihnen, ich habe mich bei Naji in Foum Zguid angekündigt, der mir trotz Hochsaison ein Zimmer zugesagt hat und dann muss ich das auch nehmen, immerhin kann er am Ostersamstag das Zimmer dreimal belegen. Brahim sagte, ja du bist deutsch und immer korrekt, aber nimm dir Zeit. Doch ich bestand auf meiner Verabredung. Auf dem Weg dorthin habe ich noch in Tamnougalt Halt gemacht, hatte viele schöne Erlebnisse dort, habe mir die Casbah des Caids angeschaut, habe bei Chez Yacoub gegessen, wurde auch hier zum Bleiben aufgefordert, aber nein, Foum Zguid und Bab Rimal rufen mich. Auch in Agdz hätte ich halten können, dort hätte es viel für mich zu tun gegeben. Aber nein, ich habe eine Reservierung in Bab Rimal und dort geht es hin.

Gut gelaunt kam ich dort um 16:30 Uhr an. Das Hotel ist proppevoll, nichts anderes habe ich erwartet. Der eher unfreundliche Mann von der Rezeption fragt, was er für mich tun kann, ich sage, er kann mir mein Zimmer zeigen, doch er sagt, er hat keins mehr. Ich sage ihm, dann frage doch Naji, den Besitzer. Aber Naji ist in der Wüste und auf der mir bekannten Nummer dort nicht zu erreichen. Einige Telefonate ergeben schließlich, dass doch noch ein Zimmer frei ist und zwar in einem extra-Block, in dem sonst die Chauffeure schlafen. Mir gefällt das Zimmer überhaupt nicht, es hat keine Luft, keine Terrasse wie die sonst so schönen Zimmer bei Naji, man kann nicht draußen sitzen und muss etliche Treppen hochsteigen. Ich lehne ab. Telefoniere schließlich doch mit Naji und sage ihm, ich suche mir was anderes im Ort. Doch ich finde nichts. Foum Zguid ist nicht grade eine Hotel-Hochburg. Es gibt nur wenige, und dann sehr einfache Unterkünfte. Ich lande bei Said auf dem Campingplatz und kann mich endlich mal aussprechen. Foum Zguid hat drei Campingplätze, wobei Rose de Sable von Said am Ortsausgang am wenigsten ansprechend ist. Das gilt aber nicht für den Besitzer, er kümmert sich immer persönlich um seine Gäste, ist freundlich und engagiert und ich kenne ihn schon lange. Ist immer hilfsbereit und der einzige im Ort, mit dem man wirklich reden kann. Schließlich bin ich noch einmal am Telefon mit Naji und sage zu, das Chauffeurs-Zimmer zu nehmen. Ich fahre zurück zu Bab Rimal, es ist ein ewiges Hin und Her, und der „liebenswerte“ Mohammed an der Rezeption sagt, tja, Pech gehabt, auch dieses Zimmer ist nun weg. Was folgt ist ein Heißlaufen meines Telefons, nun mit Najis Bruder, Naji ist in der Wüste abgetaucht. Ewig lang und sehr heftig, aber es ist nun mal kein Zimmer mehr frei. Man schlägt mir vor, nach Tissint zu fahren, doch es ist spät und ich will nicht mehr fahren. Schließlich sage ich mich von unserer Freundschaft los und fahre ab. Doch wohin? Wirklich auf der Straße schlafen? Ich war einem Weinkrampf nahe und erwische gerade noch Said, der mangels Gästen den Campingplatz schließen will und er ist so lieb. Ich kann jedem nur raten, wenn er in Foum Zguid ein Problem hat, geht zu Said, er ist immer freundlich und hilfsbereit. Er hat ein offenes Ohr, hört zu und hilft einfach. Gibt mir sofort eines seiner neuen Zimmer, die auch ein Bad haben. Schlägt sogar vor, auch in einem der Zimmer zu schlafen, weil ich vielleicht Angst hätte allein, aber ich schicke ihn heim zu seiner Familie und bin nun ganz allein auf dem Campingplatz, über mir ein herrlicher Vollmond. Ich packe meine Vorräte aus, die ich zum Glück trotz normalerweiser Hotelverpflegung dabei habe und labe mich an einem Rotwein mit österreichischem Bergkäse. Ein Brot hatte mir Said noch gebracht.

Sable d‘Or hatte lange keinen Stromanschluss, doch das ist nun geregelt und der Platz wird schöner werden, auch der Pool wird nun bald das ganze Jahr über Wasser haben. Ich bin sicher, Said wird sich seinen Platz unter den Campingmöglichkeiten erkämpfen. Einfach mit seiner Freundlichkeit und Engagement.

Von Zagora nach Nekob

Der Tag vorgestern war furchtbar. Ein Tag, an dem ich nichts zu tun hatte und keine Leute zum Reden fand. Ich scheine tatsächlich eine ziemliche Quasselstrippe zu sein und wenn kein Opfer da ist werde ich unzufrieden. Abdou hatte mich gebeten, ein neues Hotel zu testen, das 14 km außerhalb von Zagora liegt. Zu weit, um meinen Aufgaben in Zagora nachzugehen, zu nah, um eine Tagestour daraus zu machen. Also kam ich schon kurz vor Mittag in Beni Zoli an. Das Hotel Riad Al Haoudaj ist auf den ersten Blick hübsch, eine massive Anlage mit blühendem Garten und einem Pool mit Sonnenliegen. Die 10 Zimmer sind geräumig, wenn auch spärlich möbliert, WC und Dusche jeweils hinter einer eigenen Tür. Der Fernseher eine Überraschung, empfängt er doch Satellit und hat bestimmt 1000 Programme. Wenn man einfach nur weiter klickt, findet man nie ein deutsches Programm, als ich aber ARD in die Suche eingab gelangte ich zum deutschen Bereich und fand viele Sender, die mir dann noch sehr nützlich waren. Denn das Hotel bot ansonsten absolut nichts. Am Pool konnte ich nicht liegen, es war zu windig. Ein Spaziergang nach Beni Zoli zeigte sich als absolut ereignislos, und das junge Mädel an der Rezeption war alles andere als gesprächig. Und das Abendessen konnte man vollkommen vergessen. Aufgetragen von einem schweigsamen Mann, den ich eher für den Gärtner gehalten hätte brachte er mir ohne je zu fragen was ich wollte eine riesige, völlig geschmacklose Salatplatte, stellte sie sofort zum Essen vor mich statt in die Mitte, wo man sich dann löffelweise bedienen konnte und erinnerte sich erst nach einiger Zeit, mir auch ein Tellerchen Mayonnaise zu bringen, die ich aber dankend ablehnte. Das Tajine mit Pflaumen, immerhin mein Lieblingstajine, enthielt reichlich Fleisch und ein paar verlorene Pflaumen, aber auch hier kein Geschmack. Wirklich der einzige Lichtblick war der Besitzer Ahmed, Präsident des lokalen Tourismusverbandes, der extra anreiste, sich zu mir setzte und mir noch einige wichtige Hinweise zur Region gab. Die Nacht erwies sich dann als ziemlich schädlich für meinen Rücken, denn das Bett, das mit unzähligen Kissen hübsch dekoriert war, hatte zum Schlafen eben diese sehr dicken, sehr harten Kissen, auf denen ich nicht liegen konnte. Mein Rücken tat sehr weh, ich schlief kurz ein, wachte immer wieder auf und die einzige Möglichkeit war schließlich, alle Kissen raus zu werfen und mit zusammen gefalteten Kleidungsstücken ein kleines Kissen zu bauen. Aber ganz ehrlich, in dieses Hotel schicke ich meine Kunden nicht.

 

Ich war richtig froh, am nächsten Morgen weiter zu fahren und mich endlich wieder an die Arbeit zu stürzen. Mein Ziel war Nekob, nicht allzu weit entfernt. Doch man kann auch aus einer kurzen Strecke viele Kilometer machen. Ahmed, der Präsident, hatte mir gesagt, es sei eine direkte Verbindung nach Nekob im Bau, zunächst Asphalt, dann Piste. So etwas interessiert mich. Ich fuhr also los, fand tatsächlich die ersten 22 km sehr schön asphaltiert, aber die dann folgende Piste war doch sehr schlecht. Bauarbeiten waren noch nicht im Gang und ich kehrte nach wenigen Kilometern zurück und folgte zunächst der neuen Straße durch den weitläufigen Palmenhain des Dra. Diese ist zwar gut, aber windet sich in unendlichen Kurven durch die Dörfer, Kinderscharen radelten zur Schule und in einem Dorf war eine mobile Krankenstation von ehrenamtlichen Helfern im Einsatz, hunderte Frauen versperrten fast die Straße und ich gab auf. Die Hauptstraße durchs Dratal muss es sein und keine andere.

Gegen Mittag erreichte ich Nekob, wo wieder einige Hotelbesuche auf meinem Plan standen, auch ein neues Hotel, das mir Ahmed empfohlen hatte. Dieses liegt zentral in der Ortsmitte, hat ein Restaurant und Café und ist damit eher etwas, das ich für weniger gut halte, liegen über solchen Restaurants doch eher einfache Hotels. Doch dies hier war eine Überraschung. Hadj, der ehrwürdige ältere Besitzer führte mich selbst stolz durch die Räume, rief allerdings einen lokalen Guide zum Übersetzen dazu, da er wenig französisch spricht. Ja, dieses Hotel kann ich empfehlen. Die Holzarbeiten in den Zimmern wie Türen und Möbel, sind in erstklassiger handwerklicher Qualität hergestellt, sehr schön verziert und auch die traditionelle Architektur der Wände und Decken ist ansprechend. Die zwölf Zimmer sind nicht nummeriert, sondern nach den zwölf Stämmen benannt, die es in Nekob gibt. Und hier sind einfach Leute, die reden. Dieses Hotel kann ich empfehlen und es kostet gerade mal die Hälfte von meinem gestrigen. Der Guide Ahmed, erst seit wenigen Wochen im Besitz einer offiziellen Autorisation, die er mir stolz mehrmals vorlas, sprach dann noch von örtlichen Felsgravuren von Aoudral, die ich noch nicht kannte. So fuhren wir also gleich mal dorthin und es ist tatsächlich nicht weit und gut mit dem Auto zu erreichen. Allerdings stellte sich heraus, dass es auch unter den prähistorischen Felsgraveuren Künstler und Amateure gab, diese hier haben eher Kritzeleien hingelegt, aber dennoch, es ist alt und ein Teil der örtlichen Kultur, die es trotz dem Bau einer neuen Straße zu einer Mine mittendurch zu bewahren gilt.

Zurück in Nekob bekam ich im Café dann ein paar Fleischspieße serviert, zusammen mit Ahmed, und der bat mich dann noch zu sich nach Hause, wo er ein kleines Gästehaus mit fünf Zimmern betreibt. Auch dieses kann ich empfehlen, seine junge Frau ist sehr freundlich und alles ist sauber und nett. Auch ein Parkplatz ist vor dem Haus und es ist natürlich ganz klar, dass jeder mich einlud, über Nacht zu bleiben. Aber mich zog es zu Brahim in die Auberge Bassou. Das ein wenig außerhalb liegende Anwesen hatte ich im letzten Jahr kennen gelernt und da Brahim auch einen Campingplatz dazu anbietet es gerne in meinen Campingführer aufgenommen. Den die meisten Camper allerdings noch nicht in dieser neuen Auflage besitzen, da diese erst am 1. März herauskam.

Dennoch finden bereits viele deutsche Camper den gut ausgeschilderten Platz, wie sich sofort zeigte, denn ein deutsches Wohnmobil stand schon dort. Nach einer Besichtigung der vielen schönen Veränderungen, die Brahim in diesem Jahr gemacht hat, die nun einen richtigen Campingplatz ergeben, fanden wir uns alle sofort zu einem Willkommenstee ein, statt mich an meinen Computer zu setzen, wie ich eigentlich vorhatte. Daraus wurde dann auch am ganzen Abend nichts, nach dem Tee ging es in die Küche, wo wir Naima zuschauten, die „Brot mit was drin“ zubereitete. Dies ist die Übersetzung des berberischen Ausdrucks, der für mich zu schwer zum Aufschreiben ist. Naima ist eine jüngere Schwester von Brahim, spricht französisch und lässt sich gerne beim kochen zuschauen, auch gegen Fotos hat sie nichts. Und dann war es schon Zeit zum Abendessen, auch die Camper hatten sich gegen das selber kochen entschieden, eine gute Wahl, denn bei Brahin isst man immer gut. Die Nachtische sind das Werk seine französischen Frau Brigitte, es gab in Teig gebratene Apfelscheiben und Bananen, sehr lecker.

Das Vorhandensein von Brigitte ist es auch, weshalb ich noch eine andere Dienstleistung in Anspruch nahm, die hier geboten wird. Brahim ist bekannt für seine Massagen. Schon bei meinem ersten Besuch hatte er mir das angeboten, aber ich war doch zu misstrauisch. Marokkaner und Massage? Naja, da gibt es so einiges. Aber da Brigitte immer in der Nähe ist kann man sich vertrauensvoll in Brahims magische Hände begeben. Zunächst zog er seine blaue Gandora und den orangefarbenen Chech aus, zog eine weiße Jacke an und bot mir die verschiedenen Öle zur Auswahl an. Ich entschied mich für Safranöl. Und es war wirklich eine sehr lange, sehr feste Massage, die manchmal schon weh tat, aber mein zerschundener Rücken wollte Heilung und ich vertraute ihm. Fühle mich heute am Morgen danach auch schon besser. Danach gab es nur eine sehr heiße Dusche und ab ins Bett.

 

Über den Tisch gezogen

Am Abend kam ein deutsches Paar in die Kasbah Sahara Services. Ich dachte, aha, Übernachtung und Wüstentour. Aber ein kurzes Gespräch ergab, dass sie nur übernachten wollten, eine Wüstentour hatten sie zuvor in Zagora gebucht auf Empfehlung der letzten Pensionswirtin in Agdz, Miriam vom Chant de Palmier. Sie sollten zu Youssef Hamo gehen, er habe eine kleine Agentur und gibt gute Preise.

Das kann ich 100% bestätigen. Es sind super gute Preise – für ihn. Er hat für eine Tour mit Aufbruch am Vormittag, 2 Stunden Kamelreiten, Weiterfahrt mit 4×4 zum Erg Chegaga, Übernachtung im Standard Biwak mit 3 Mahlzeiten für die Beiden 350 Euro verlangt. 120 Euro hat er mal sofort kassiert, 230 Euro sollten dann in Ouled Driss an den Chamelier gezahlt werden.

Bei Abdou in Sahara Services, aber eigentlich auch bei fast allen Agenturen in Mhamid, kostet eine solche Tour für zwei 170 Euro. Gleiche Leistungen. Das Paar hat mir total leid getan, so über den Tisch gezogen worden zu sein. Ich ließ mir die Nummer von Youssef geben, fragte scheinheilig nach einer solchen Tour und nach dem Preis. Zunächst wollte er nicht richtig damit raus, wollte wissen, in welchem Hotel ich sei und mich dort treffen. Schließlich hieß es, es seien noch zwei deutsche Touristen am Morgen für die Tour da und es würde für 2 Personen 330 Euro kosten. Ich sagte schließlich, wer ich wirklich bin und es gab ein ziemlich böses Gespräch. Er lenkte absolut nicht ein, wollte keine Reduktion geben.

Am Morgen dann stand meine Rückfahrt nach Zagora an. Zunächst war ich zu einem Frühstück im Chez le Pacha eingeladen, ein wirklich nettes Hotel, das ich nur empfehlen kann. Auch hier wird die Wüstentour für 85 Euro pro Person angeboten. Dann ging ich ein Haus weiter, ins Carrefour des Nomades, das neuerdings von dem Belgier Luc übernommen wurde. Dort sollte die Tour starten. Luc kümmert sich allerdings nicht um die Kameltouren, sondern nur um sein Hotel, nennt aber ähnliche Preise, wenn seine Gäste eine solche Tour buchen wollen. Das heißt, die Tour 2 Personen für 250 Euro. Und schnell war klar, die angezahlten 120 Euro sind die Provision, die Youssef einsteckt, und deshalb wollte er mich ja auch unbedingt am Abend noch treffen, um auch von mir seine Provision einzustreichen. Das kann man sich ja wirklich sparen, wenn man direkt in Mhamid und direkt beim Veranstalter bucht. Und vor allem, wenn man Preise vergleicht. In der Kasbah Sahara Services und bei fast allen Agenturen in Mhamid kostet die Tour 85 Euro, bei Sahara Services selbst mit Übernachtung im Luxuszelt nur 130 Euro. Und vor allem sind die Agenturen lizensiert und versichert und bieten eine gute professionelle Leistung. Also unbedingt Youssef Hamo meiden.

Die Deutschen entschieden sich, nun in den sauren Apfel zu beißen, die 120 Euro abzuschreiben, die geforderten 250 Euro vor Ort zu bezahlen und eine Lehre daraus zu ziehen. Anmerkung: Es war mal von 230, dann von 250 Euro die Rede, was nun wirklich gezahlt werden sollte konnte ich nicht heraus finden. Doch damit war die Angelegenheit nicht erledigt. Ich machte mir eine mentale Notiz, bei Gelegenheit in Agdz vorbei zu fahren und Miriam aufzusuchen. Über ihr kleines Gästehaus wurde nur Gutes berichtet, aber ich wollte ihr doch sagen, was da für ein Scam mit Youssef läuft. Agdz steht nicht in den nächsten Tagen an, aber es eilt ja nicht. Heute war Zagora angesagt, auf dem Weg dahin besuchte ich Fritz Koring in seinem Wüsten-Observatorium und Doris in ihrer schönen Auberge in Tamegroute. Dort saßen zwei Französinnen bei Doris und wir plauderten. Irgendwann erwähnte die eine, dass sie aus Agdz käme. Ich fragte, ob sie Miriam sei. Sie sträubte sich ein wenig, wollte wissen, warum mich das interessiert und wollte nicht so recht antworten. Aber als ich sagte, dass ich über Chant de Palmier nur Gutes gehört hätte gab sie zu, Miriam zu sein. Ist die Welt nicht mal wieder klein? So konnte ich ihr also gleich die Geschichte mit Youssef unter die Nase binden und ich kann nur hoffen, dass es Erfolg hat. Dass sie keine Leute mehr zu ihm schickt. Ich werde auf jeden Fall einen entsprechenden Absatz ins Buch aufnehmen.

In Zagora angekommen fahre ich natürlich sofort zu dem Ort, wo angeblich Youssefs Agentur sein soll, also neben dem Hotel Rose de Sable. Ich finde absolut nichts und frage im Hotel nach. Ja, Youssef, der hat gleich nebenan sein Büro, aber es ist geschlossen. Kein Schild und nichts. Es ist früher Abend, Hauptgeschäftszeit, Touristen kommen an und wollen buchen. Von Youssef keine Spur. Ich habe echt den Eindruck, er ist untergetaucht nach meinem Anruf vom Abend zuvor, wo auch mit Polizei gedroht wurde.

In Zagora sind wirklich alle Hotels brechend voll, es ist Semana Santa der Spanier und Osterferien für die anderen. Nur gut, dass ich mich bereits vorher darum gekümmert habe. Auch mein geliebtes Riad Dar Sofian ist ausgebucht, aber Slimanes Bruder Ismail hat ein neues Riad, das noch nicht geöffnet ist und dort lag ich eben in der Badewanne und erholte mich von den stressigen Gesprächen des heutigen Tages. Habe ja noch lange nicht alles erzählt.

Fortsetzung folgt.

Link zu schönen Touren ab Mhamid

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Nachtrag vom 1.4.2018: Die Deutschen haben sich nochmal bei mir gemeldet. Youssef hat wohl wegen dem Trara, das ich veranstaltet habe, sich noch einmal bei ihnen gemeldet. Er hat zwar darauf hingewiesen, dass dies seine korrekten Preise seien, dass er aber trotzdem einen Teil des Geldes zurück geben würde. Er hat wohl Angst bekommen. Aber da seine Preise weiterhin überzogen sind warne ich weiterhin davor, bei ihm zu buchen.

Die große Abreise

Das Festival ist vorbei, die Leute reisen ab, Abdou sitzt in seinem Büro und geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach, Rechnungen schreiben. Und ich weiß, es wird eine große Lücke bleiben. Die Tage waren so schön, so angefüllt mit interessanten Begegnungen, netten Gesprächen, Menschen, die mir fehlen werden. Warum nur finde ich solche Menschen nicht in meiner häuslichen Umgebung? Aber hier eint uns etwas, die Liebe zu Marokko. Wer es bis Mhamid geschafft hat, der ist infiziert mit dem Virus Marokko und für die meisten wird es nicht der letzte Besuch gewesen sein. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen, mit denen ich in letzter Zeit gesprochen habe. Die Camper, die mit meinem Buch gereist sind und mit denen ich eine schöne Zeit erlebte, inklusive Couscous-Essen in einer Familie. Das Fernsehteam mit dem Dreh in der Kasbah. Eberhard Hahne, ein deutscher Fotograf, mit dem ich viele schöne Stunden verbrachte, zuletzt Mutter und Tochter, die wie zwei junge Schwestern aussahen. Nicht zu vergessen natürlich Erika Därr und ihr Mann Klaus, wir saßen zu einem köstlichen Abendessen zusammen und wussten so unglaublich viel zu erzählen. Dazwischen immer wieder Besuche bei Jamal im Wüstencamp mit immer neuen Besuchern, die alle von diesem magischen Ort fasziniert waren. Und das zufällige Treffen dort mit Wolfgang Panzer aus dem Saharaforum.

Und nun? Ist nun alles vorbei? Oder wird es neue Abenteuer, neue Erlebnisse, neue Besucher geben? Ich vermute, dass ich morgen auch weiter reise, erst mal einen Stopp in Zagora mache, um den Wüstensand abzuschütteln. Wie es dann weiter geht, wir werden sehen.

 

Treffen in Abdous Bar

Schon gestern Abend auf dem Festival traf ich Erika Därr (Reise KnowHow) und lud sie ein, heute doch Abdous Hotel zu besichtigen. Und sie kam auch. Zusammen mit Abdou zeigte ich ihr ein wenig das Hotel und es war ja klar, dass der Abschluss in die schöne neue Bar führte. Abdou strahlte übers ganze Gesicht weil er, Zitat, die beiden berühmtesten Reisebuchautorinnen über Marokko zu Gast hat.

Das Festival ist in vollem Gange. Hier Fotos von der Eröffnungsveranstaltung. Heute hat eine der Gruppen bei uns in der Kasbah getanzt.

 

Im Fernsehen

Die neue Bar bei Abdou entwickelt sich zum Renner, hier geht man zum Aperitif oder zum Digestif hin, hier trifft man Leute. Und nun zum Festival ist das Hotel langsam ausgebucht, man trifft sogar sehr interessante Leute. Wie den Kameramann von 2M, dem marokkanischen Fernsehsender. Er schlug gleich vor, ein Interview mit mir zu machen, es gefiele ihm, wie sehr ich mit Leib und Seele an Marokko hänge.

So trafen wir uns am nächsten Morgen zu einer Fahrt ins Museum von Ouled Driss. Er wollte in seine Reportage über das Festival ein wenig Lokalkolorit einbauen. Donnerstag vormittag, Souk in Tagounit, da muss wirklich jeder auf den Souk fahren, die wichtigste Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel in der ganzen Region. Und so war natürlich auch Abdou, der Museumsführer nicht da. Der Wächter telefonierte sogleich und lotse den armen Mann die 30 km wieder zurück, ohne Einkäufe. Der Kameramann vertrieb sich die Zeit, mich zu interviewen. In Französisch. Mein Gott, in Bars kann ich mich ja unterhalten, aber gleich ein Interview für die Öffentlichkeit so ohne Vorbereitung. Aber ich sag ja nie nein und es hat richtig Spaß gemacht. Da er noch andere Besucher im Museum haben wollte, für seinen Film, und da in dieses kleine, aber sehr hübsche Museum nur selten Besucher kommen, musste aus unserem Hotel schnell noch ein Paar herantelefoniert werden. Wir vertrieben uns die Wartezeit mit Tee, Nüsschen und Datteln. Und natürlich schaute ich mir auch das Museum an. Es ist in einer sehr schön verzierten und gut erhaltenen Kasbah untergebracht und zeigt Kleidung und Gegenstände, die zum Leben auf dem Land nötig waren und die heute weitgehend von billigen Plastikartikeln ersetzt werden.

So baut man ein Restaurant in einer Woche

Als ich am 12. März in Mhamid ankam begann man gerade mit dem Bau eines neuen Freiluftrestaurants. Wer nun denkt, dass die Marokkaner langsam und faul sind, der wurde hier eines Besseren belehrt. Jeden Tag konnte man atemlos zuschauen, wie das Ganze Fortschritte machte. Leider habe ich den Bauverlauf nicht auf Fotos festgehalten. Als ich kam begann man gerade damit, eine Mauer aufzubauen, mit selbst hergestellten Lehmziegeln. Eine halbhohe Mauer zu beiden Seiten, die dann mit Lehm verputzt wurde. Die obere Öffnung wurde mit verzierten Gittern versehen. Dann kamen gewaltige Palmenstämme ins Innere, insgesamt sieben, die die Dachkonstruktion halten sollten. Und die wurde richtig massiv, die hält sogar einen Hurrikan aus. Zunächst wurde mit kleineren Baumstämmen ein Gittergerüst gezimmert. Darauf kam dann eine flauschige Strohmatte. Darüber kamen Bambusmatten. Darauf Plastikfolie und darüber dann eimerweiße Lehm. Diese Arbeiter haben geschuftet von morgens 7 Uhr bis abends 20 Uhr, unterbrochen nur von der kurzen Zeit, in der sie gemeinsam ihr Tajine verzehrten. Da gab es keine Zigaretten- oder Teepause, da wurde durchgearbeitet. Das Festival beginnt am 22.3. und bis dahin soll alles fertig sein. Vor allem hat auch der Materialnachschub wunderbar geklappt, es wurde immer alles genau dann angeliefert als es gebraucht wurde. Und die Arbeiter sprachen sich sehr gut ab, denn der Elektriker musste ja Leitungen verlegen und Steckdosen anbringen. Redouane, der Chef der Rezeption, hat die Lampen aus Baumstämmen selbst gebastelt und sie sehen richtig gut aus. Für uns Gäste war es immer spannend, den Arbeitern zuzusehen, es war wie Kino.

Schon vor meiner Ankunft war eine neue Bar gebaut worden und für die Inneneinrichtung wurden nun Barstühle geliefert sowie 4 Öltonnen. Die werden gerade schwarz angemalt, sie sollen als Tisch dienen. Ich hätte es ja mit dem Ölaufdruck gelassen, aber man darf sich hier nicht einmischen, die haben ihr System im Kopf. Noch zwei Tage bis zum Festival und ich bin sicher, es wird alles pünktlich fertig.

 

Nomadenfestival und Statusbericht Camping in Mhamid

Am Donnerstag, den 22.3. beginnt das Festival im Mhamid. Über 3 Tage gibt es Musik und andere Aktivitäten im Ort, und vor allem sind auch die Einwohner in ihre besten Gewänder gekleidet und man kann schöne Fotos machen. Ich bin selbst vor Ort und wohne in der Kasbah Sahara Services. Die Bühne für die Musikdarbietungen ist ganz in der Nähe. Auf dem Hotelgelände gibt es auch eine Campingmöglichkeit und hier gibt es das meiste fürs Geld. Das Stehen kostet inklusive allem nur 60 DH. Die Plätze sind ganz hinten vor der Mauer, zwar nicht sehr schattig, es gibt keine Palmen, aber die Atmosphäre ist toll und es gibt einen schönen Pool mit Sonnenliegen, der frei genutzt werden kann. In letzter Zeit wurde viel gebaut, aber nun ist weitgehend Ordnung eingezogen, ich poste ein Foto vom Stellplatz und dem Hotelgelände. Noch sind einige Kleinigkeiten zu tun, aber bis zum Festival soll alles fertig sein. Und wer noch ein Zimmer fürs Festival sucht, noch sind einige wenige zu haben. Würde mich freuen, einige von euch zu treffen.

Jenseits des Dra liegt der Camping Hamada du Dra, und das ist ganz klar der beliebteste Platz des Ortes. Hier gibt es immer Camper. Gleich nebenan ist Khaima, wo manch einer denkt, der Platz sei geschlossen. Vor einigen Jahren begann der Besitzer damit, gleich am Anfang Erde anzuhäufen, was bis jetzt noch nicht fertig ist und immer so aussieht als sei der Platz im Bau. Auch die Rezeption ist fast ganz von dem Sand zugeschüttet. Trotzdem ist der Platz auf, er war ja ehemals nett angelegt mit schönen Sitzecken, aber es wird schon lange kaum noch etwas zur Erhaltung getan. Hamada du Dra ist auf jeden Fall besser.

Dann gibt es am Beginn der Piste nach Chegaga noch den Platz La Boussole auf einem Hügel. Herrlicher Blick, aber ungeschützt vor Wind und Sonne. Und auch zu den Festival-Aktivitäten ist es recht weit. Die Stellfläche wurde erheblich vergrößert und so hat man für das Festival auch schon eine Reservierung für 20 Fahrzeuge.

Außerhalb gibt es den ehemaligen Camping Paradies des Holländers, den natürlich nur die alten Marokkofahrer noch kennen. Er heißt heute Bab Rimal, hat aber kaum Besucher. Eine angenehme Überraschung ist aber am Ortsausgang von Ouled Driss Carrefour des Nomades (neben dem ehemaligen Cafe Fata Morgana, nun geschlossen). Das war der erste Campingplatz in alter Zeit, in den letzten Jahren aber ziemlich vernachlässigt. Nun wurde er von einem Belgier übernommen, der viel tut und man kann den Camping unbedingt empfehlen. Ist aber vom Festival zu weit entfernt.