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Reisebericht

18.3. Azrou

18.3.
Es ist keine Überraschung, dass der heutige Tag nicht ganz so interessant wie der gestrige verlief, denn dieser war geprägt von dem netten Kontakt mit Kamal, und solche Menschen trifft man nicht täglich. Zunächst fuhren wir zusammen nach Sefrou, wo er Freunde besuchen und ich ein Gästehaus ansehen wollte. Das Dar Attamani liegt wirklich mitten drin in der Altstadt von Sefrou und kommt für mich zumindest nicht infrage. Der nächste Parkplatz ist weit entfernt und wenn man keinen guten Führer dabei hat ist es unmöglich, dieses Haus zu finden. Sefrou hat eine große jüdische Geschichte und so ist auch dieses ein ehemals jüdisches Wohnhaus, das man zum Maison d’hôte umgewandelt hat ohne allzu viel zu verändern. Das bedeutet, die historischen Dekorationen und Einrichtungen sind noch weitgehend unverändert erhalten, das bedeutet aber auch, der Putz fällt von den feuchten Wänden und nur zwei Zimmer haben Dusche und WC. Mir zumindest hat das Dar Kamal Chaoui in Bhalil sehr viel besser gefallen.
Wir fuhren noch schnell zum Campingplatz, aber wie erwartet war dieser zu. Der Mann, der den Platz von der Gemeinde gemietet hat, lebt mit dieser in Streit, er sagt, er bekommt kein Wasser und zahlt daher keine Miete, die Gemeinde sagt, wenn er keine Miete zahlt wird der Platz geschlossen. Ähnlich war es dann auch in Ifrane, der Platz ist geschlossen und man wird statt dessen auf Azrou verwiesen.
Allein ging es dann Richtung Azrou, wo ich Hassan auf seiner Kirschbaumwiese antraf. Nur 3 – 4 Wohnmobile standen dort und er wirkte schon etwas resigniert. Weiter ging es zum Euro-Camping, hier fand ich immerhin 12 Mobile. Der Responsable machte mit mir eine Tour über den Platz und zeigte mir auch die schönen Zimmer unten am Pool. Er meinte, ich könne gerne heute hier übernachten. Aber es war noch früh und ich ließ mir die Möglichkeit einräumen, später zurückzukommen.
Ich schaute mir insgesamt noch drei Stellmöglichkeiten in der Nähe an, alle irgendwie enttäuschend. Und so ging es zurück nach Azrou. Dort wartete dann das einzige Highlight des Tages auf mich, ich fand ganz zufällig den Wochenmarkt. Den hatte ich noch nie gesehen. Er findet nicht weit vom Zentrum unter schattigen Zedern satt und ist unglaublich gut besucht. Und nicht ein einziger Tourist dort, noch wird irgendein Kunsthandwerkserzeugnis angeboten, die Ware deckt ausschließlich den täglichen Bedarf der Einwohner. Beladen mit meinem eigenen Abendessen fuhr ich dann zurück zum Euro-Camping und freute mich schon auf so ein schönes Bungalow am Piscine. Aber leider bekam ich ein Zimmer über der Rezeption zugewiesen und das ist doch sehr stark auf den marokkanischen Geschmack ausgerichtet. Ein kleiner Salon mit TV, ein Schlafraum mit 2 Stockbetten, ein Stehklo mit Waschbecken. Die Dusche muss ich unten im Sanitärblock benutzen. Auf dem Weg dorthin begegnet mir ein Camper, ich sage Bonjour, er brummt noch nicht mal. Beim Rundgang über den Platz sitzt jeder allein in seinem Mobil. Ich weiß schon, warum ich kein Camper bin. In einem Maison d’hôte oder Riad kommt man meist sehr nett mit anderen ins Gespräch wie erst vor ein paar Tagen in Fes.

17. März

Das war so ungefähr die kürzeste Strecke pro Tag, die ich zurückgelegt habe, gerade mal 25 km von Fes bin ich hängen geblieben. Und habe mal wieder ein Stückchen Marokko entdeckt, das ich bisher noch nicht kannte und das ich jedem nur heiß empfehlen kann.
Am Morgen packte ich zunächst mein Auto und wollte noch ein wenig herumspazieren am Borj Nord, an dem mein Hotel liegt. Da fand gerade ein winziger Markt statt, es war vielleicht gerade mal auf einem Platz vor dem Bab el Guissa von 50 qm. Menschen – Männer – dicht an dicht. Ein Passant sagte mir, das sei ein Singvogelmarkt. Das machte mich natürlich neugierig. Und tatsächlich. In winzigen Käfigen wurden Singvögel zum Verkauf angeboten, auch Tauben gab es, aber nicht zum Schlachten, sondern für echte Liebhaber. Gute Tauben erzielen hier hohe Preise. Es ist natürlich für Tierschützer nicht angenehm zu sehen, in wie kleinen Käfigen die armen Tierchen sitzen müssen, viele wurden auch einfach in der Hand gehalten. Zwei Brieftauben ließ man sogar fliegen, wohin auch immer.

Dann gings in Richtung Sefrou. Die Pflicht hätte mich zum Camping International führen müssen, aber irgendwie fuhr ich daran vorbei. Denn auf dem Plan stand Bhalil. Ich hatte dieses interessant klingende Örtchen bei der letzten Neuauflage des Reisehandbuchs im Internet gefunden und auch ins Buch gebracht, aber nun wollte ich es einmal mit eigenen Augen anschauen. Bhalil liegt nur 25 km von Fes an den sanften Abhängen des Mittleren Atlas und ist berühmt für seine Wohnhöhlen. Sie sehen von außen nicht unbedingt wie Höhlen aus, die Front ist gebaut wie ein Haus, aber dann gehen sie weit in den Berg und sind im Sommer schön kühl. Wer zum Beispiel Matmata in Tunesien kennt, wird hier nichts Bekanntes finden, auf den ersten Blick sieht Bhalil eher dem Rifstädtchen Chefchaouen ähnlich.
Auch im Internet hatte ich zwei Gästehäuser gefunden, eines sollte einem Franzosen gehören. Ich rief ihn an, keine Antwort. Also Nummer 2 auf der Liste. Kamal Chaoui, ein Marokkaner mit französischer Frau. Er antwortete nicht nur nett, sondern auch in Deutsch. Und war gleich bereit, mich zu empfangen und mir das Städtchen zu zeigen. Wir verabredeten einen Treffpunkt, von dem ich noch mal anrufen sollte. Dort wartete ich und es kam ein Mann auf mich zu. Ich begrüßte ihn mit Bonjour Kamal, aber so richtig sympathisch, wie ich ihn am Telefon eingeschätzt hatte, war er nicht und roch auch nicht besonders gut. Aber was tu ich nicht alles für meine lieben Leser, also gingen wir auf einen Rundgang durchs Dorf. Er erklärte mir alles, erzählte auch von seinem Vater, der als Führer arbeitet (immerhin bereits in meinem Buch genannt) und ebenfalls deutsch spricht und schließlich konnten wir in eine der Höhlen gehen, für die Bhalil so berühmt ist. Die Frau dort stellte er mir als seine Mutter vor. Den Tee lehnte ich ab und beim Abschied fragte man nach Geld. Das ist zwar normal für eine Besichtigung, nur verlangt man das nicht von einem Journalisten, denn der macht ja Reklame. Im Stillen beschloss ich, mir schnell noch das Gästehaus anzuschauen und dann abzudüsen. Auf dem Weg dorthin druckste „Kamal“ dann plötzlich herum. Er gestand, dass er gar nicht Kamal sei, statt dessen Karim heiße, aber mich nun zum Gästehaus bringe. Und natürlich auch Geld wollte. Bevor ich mich von meinem Staunen erholen konnte rief von hinten jemand „Edith“.
Und so traf ich also den richtigen Kamal. Das war doch etwas anderes! Ein gebildeter, sympathischer Mann, und auch gut riechend. Er war zwar zum Treffpunkt gegangen, aber da hatte Karim mich bereits abgeschleppt, und auch die Frau in der Höhle war keineswegs die Mutter. Richtig ist allerdings, dass Karims Vater als Führer arbeitet, aber auch er ist nicht unbedingt vertrauenswürdig, ich lernte ihn später noch kennen. Kamal zeigte mir sein Haus und das ist schon etwas, was man nicht unbedingt in einem so kleinen Ort abseits des Tourismus erwarten würde. Zunächst einmal die Bauweise: es ist sehr solide mit dicken Mauern und dreifach verglasten Fenstern. Innen ist eine von ihm entwickelte Fußbodenheizung, die das ganze Haus bis in die wunderschönen Bäder mollig warm macht. Alles was nur möglich ist, ist aus Holz, er hat einen Handwerker, der ein richtiger Künstler ist und nicht nur Zimmermannsarbeiten wir Fenster und Türen macht, sondern auch kunstvolle Schränke, von denen man kaum glaubt, dass sie heute noch jemand herstellen kann.
Kamal hat lange in Frankreich gelebt, auch in Karlsruhe, ist mit einer Französin verheiratet und nur der jüngste Sohn lebt noch zu Hause. Das Haus bietet bis zu vier Gästezimmer, die sehr liebevoll, mit bequemen Betten und vielen schönen Details eingerichtet sind. Hier denkt man auch an Kleiderhaken und sonstige Dinge, die in den meisten Gästehäusern vernachlässigt werden. Und jedes Zimmer hat ein sehr schönes, geheiztes Tadelaktbad. Selbstverständlich ist auch das Duschwasser warm und alles ist sauber und ordentlich.
Und erst das Essen! Es wird überwiegend marokkanisch gekocht, aber doch ein wenig französisch angehaucht. Beatrice macht die Tarts zum Nachtisch selbst und auch die Konfitüre zum Frühstück. Ich esse mit der Familie zu Mittag und wir bekommen eine fantastische Harira, die von der jungen Naima gekocht wurde, dazu Tajine mit frischen Erbsen und zartem Fleisch sowie einen Kirschenmichel (wenn auch mit Erdbeeren) zum Nachtisch. Das ist eine Premiere für mich in Marokko.
Dann geht’s auf einen erneuten Rundgang durch die 11.000-Seelen-Stadt. Hier gibt es außer den Höhlen noch eine weitere Besonderheit, die ich fast noch interessanter fand. Und zwar haben alle weiblichen Personen ab dem Teenageralter eine Beschäftigung, die ihnen einerseits ein wenig Geld bringt, vor allem aber den sozialen Kontakt pflegt. In kleinen Grüppchen sitzen in der haushaltsarbeitsfreien Zeit überall die Frauen – vor dem Haus, auf der Straße, an Plätzen, unter Bäumen und wo gerade eine nette Stelle ist – zusammen und stellen Knöpfe her, die kleinen handgearbeiteten Knöpfe, mit denen die Djellabahs von Männern und Frauen verziert sind. Es gibt einen Kommissionär, der das Material stellt und die Order ausgibt, denn natürlich müssen die Knöpfe in verschiedenen Farben hergestellt werden, wie gerade es die Mode verlangt. Sehr viele sind aus silbernen und goldenen Metallfäden. Diese Knöpfe werden in Beuteln zu jeweils 40 Stück zusammengepackt, die Menge, die für eine Djellabah benötigt wird, und die Frauen bekamen für einen solchen Beutel 5 Dirham. Bei unserem Rundgang haben sie sich gerade beschwert, dass dieser Betrag auf 4 Dirham herabgesetzt wurde. Man sitzt lange an 40 Knöpfen, aber genau haben sie uns die Zeit nicht nennen können. Dazwischen müssen sie sich ja auch um den Haushalt kümmern. Man muss sich solche Beträge mal gegenwärtigen, wenn man jemand, der bettelt, etwas Geld gibt. Doch ich denke, das schönste an der Arbeit ist der Kontakt mit den anderen Frauen, ich habe nirgends eine allein sitzen sehen.
Ein paar Fotos

Der Tourismus in Bhalil ist noch sehr unterentwickelt, dabei gibt es eine schöne Unterkunftsmöglichkeit und sehr viel zu sehen. Ich habe gemeinsam mit Kamal überlegt, wie man die Stadt ein wenig bekannter machen könnte. Denn der Besuch ist absolut interessant. Ich habe noch viel mehr gesehen, als ich hier schildern kann, und alles wurde von Kamal sehr gut erklärt. Deshalb haben wir zusammen ein Programm entwickelt, das Wohnmobilfahrer in diesen schönen Ort bringen wird und den ich an anderer Stelle vorstellen werde.

Ach ja, und mein „Directeur Commercial“ hat auch schon angerufen!

16. März Fes

16.3.
Schalen und Schälchen werden unentwegt zu meinem Frühstückstisch gebracht, wer nur soll dies alles essen? Das Frühstück hier im Riad ist nicht schlecht und man muss ziemlich aufpassen, um nicht doppelt so rund nach Hause zu kommen. Dann geht’s ab zum Stadtbummel. Ich spaziere gemütlich durch die engen Gassen, die hier etwas entfernt vom Zentrum noch sehr ursprünglich sind, Zedernholzduft streicht durch die Gassen und zeigt an, dass hier die Tischler arbeiten. Hoch beladene Maultiere schleppen schwere Lasten, denn Fahrzeuge kommen nicht durch. Tiefer und tiefer geht’s hinab und dann kommen auch die ersten Touristengruppen, wie die Schäfchen laufen sie hinter dem Führer her. Viel Deutsch höre ich, komisch, im Süden sind nie so viele auf einem Haufen. Und dann schaue ich mir den Führer an, na, den kenne ich doch. So klein ist die Welt mal wieder. Und ich schließe mich der Gruppe an, will doch mal sehen, wie es ist, sich im Pulk durch die engen Gassen zu quetschen. 44 Leute in der Weberwerkstatt, 44 auf der Terrasse über den Gerbern während an der Tür schon die nächste Gruppe wartet, zu guten Fotos kommt man da nicht, aber ich will das mal erleben. Der Führer animiert immer wieder zum kaufen, sagt die Preise an und meint, es sei unmöglich, in der Werkstatt, also direkt beim Hersteller, zu handeln. Die Preise, die ich höre, sind aber höher als beim Endverkäufer, die ich so gewöhnt bin. Naja, jeder muss irgendwie leben.
Gemütlich wird’s dann erst, als ich auf dem Heimweg ein neues Boutique-Hotel besichtige. Es liegt gleich neben dem herrlichen Palais Jamai, ist aber neu gebaut. Der Directeur Commercial führt mich herum und es entsteht ein richtig nettes Plauderstündchen mit ziemlich viel Flirterei. Ich gebe ehrlich zu, dass es mir Spaß macht, obwohl er erst 32 ist. Aber ist ja auch alles ganz harmlos. Sicher ein, zwei Stunden dauert die Führung und keiner hat Lust, sie zu beenden. Aber irgendwann muss ich doch mal ein Päuschen im Riad einlegen, bin ja schon den ganzen Tag auf den Beinen. Als er meinen Disco sieht würde er am liebsten Urlaub nehmen und eine Tour mit mir machen, aber so weit geht’s dann doch nicht. Und trotzdem, nett wars auch für eine Großmutter.

Hier ein paar Fotos

und ein Video vom Gästehaus
http://youtu.be/9bK0ymLAlYo

15. März

Nicht nur das Nachsinnen, sondern vor allem ein Telefonat mit Abdou, dem Boss von Sahara Services, hat geholfen, mein Ziel steht fest, ich will nach Fes. Hatte das zwar schon länger im Auge, aber wenn man in einem schönen Riad in der Altstadt wohnen will hat man immer das Problem mit dem vollgepackten Wagen. Aber Abdou hatte die rettende Idee: Warum stellst du den Wagen nicht ins Palais Jamai! Super, das ist es. Natürlich hilft es, wenn man Reisebuchautor ist. Ich hatte das wunderschöne Sofitel-Haus schon mal besichtigt und war sogar von der Direktorin eingeladen worden, eine Nacht dort zu verbringen. Also spaziere ich zur Rezeption, gebe den neuen Hotelführer ab, in dem ich das Hotel wirklich wärmstens empfehle, und bekomme die Erlaubnis, meinen Wagen dort auf dem bewachten Platz zu parken. Und das schöne Riad Tafilalet liegt nur ein paar Schritte entfernt, das Hotel ruft sogar dort an und bestellt einen Kofferträger. Das ist Service, ich liebe das Hotel. (Ja, das und noch so etliche andere …)
Im Riad Tafilalet ein traumhaftes Zimmer, ein liebenswerter Service, eine heiße, wirklich heiße und kräftige Dusche und sogar ein Haartrockner, Wi-Fi, eine zweite warme Decke, was will man mehr? Heute Abend mache ich es mir in meinem 1001-Nacht-Zimmer gemütlich und schreibe ein bisschen.
Auf der Fahrt hierher schien die Sonne, der Wind ruhte und das Thermometer zeigte mir zum ersten Mal in diesem Jahr 20 Grad an. Langsam wird es, endlich bin ich angekommen. Am Straßenrand kaufte ich eine Kiste mit 15 kg zuckersüßen Orangen für 65 Dirham, wer soll die nur alle essen? Mit den ebenfalls angebotenen Artischocken und Erbsen konnte ich leider nichts anfangen. Bei der Einfahrt in Fes hatte man alles mit roten Fahnen geschmückt, die Polizeimotorräder fuhren wild und blaulichternd herum, so viel Ehre hätte ich gar nicht erwartet.

14. März

Eiskalt ist der Morgen in der Sierra auf 1100 m Höhe. Und auch auf der weiteren Fahrt wird es eher kälter. Dafür aber sonnig und trocken und die Straße ist gut zu fahren. Der Orkan versucht mit allen Mitteln, mich von der Straße zu wehen, aber der Disco hält tapfer durch. Immerhin geht es durch eine der schönsten Gegenden in Spanien immer Richtung Granada. Die Berge sind schneebedeckt, wir steigen auf 1300 Meter. Erst bei Guadix mit seinen bizarren Sandsteinfelsen und den Höhlenwohnungen verschwindet der Schnee, aber viel wärmer wird es auch hier nicht.
Ich möchte unbedingt die Schnellfähre um 13 Uhr erreichen und bin gespannt, ob sie überhaupt fährt. Die Strecke zieht sich, von meiner Unterkunft noch 450 km. Aber kurz vor 12 Uhr komme ich in einem sonnigen, 14 Grad warmen Tarifa an, die Fähre ist noch nicht eingelaufen und ich bekomme ohne Probleme einen Platz.
Die etwa 20 Flaschen Wein habe ich im Fußraum der Rückbank, nicht wirklich versteckt, nur eine Decke drüber gelegt. Meist wird ja nur in den Kofferraum geschaut. Aber der Fahrer des schweizer Range Rover vor mir, der den Zöllner schon lange neben seiner geöffneten Heckklappe erwartet, muss statt dessen die ganze Rückbank ausladen. Das kann ja heiter werden. Obwohl die Zöllner eigentlich immer sehr großzügig sind.
Dann kommt er zu mir, und oh Wunder, schaut nur hinten nach. Fragt, ob ich Geld zu deklarieren und Waffen dabei habe. Klar, ich habe ein Millionenköfferchen zur Finanzierung der Islamisten sowie eine Tonne Sprengstoffgürtel dabei. Aber meine treuherzigen Augen und meine Versicherung, wie sehr ich Marokko liebe, veranlassen ihn, mich durchzuwinken. Alles in allem 15 Minuten in Tanger Stadt. Ich liebe diese Fähre!
Zunächst aber zur Tankstelle, mein Tank ist fast trocken. Sprit ist auch in Marokko teurer geworden, aber der Diesel zu 8,34 Dirham immer noch ein Traum gegen unsere Preise. Dafür muss ich natürlich auch viele Kilometer zurücklegen. Es geht zunächst nach Asilah, wo ich die beiden gut besuchten Stellplätze besuche und mit den Deutschen nett plaudere. Manchmal, wenn ich zu einem Wohnmobil gehe und freundlich guten Tag sage, schaut man mich ziemlich böse an ob der Störung. Wenn ich meinen Namen sage kehrt sich das zwar um, aber ich wundere mich doch ziemlich. Will man keinen Kontakt zu anderen?
Übernachten will ich in Moulay Bousselham. Vor Jahren hatte ich dort mal das reizende Gästehaus Maison des Oiseaux entdeckt und wurde sehr herzlich aufgenommen. Ich freute mich den ganzen Tag, wieder dort hin zu kommen und rief auch vorher an. Aber wie so oft in Marokko hatte sich mal wieder die Lage vollkommen geändert. Die französische Besitzerin, die schon damals schwer krank in Frankreich lag, war inzwischen gestorben und in das Haus nichts mehr investiert worden. Die marokkanische Familie betreut es zwar noch, aber der Mann muss außer Haus arbeiten, da er nicht mehr bezahlt wird, und die Ehefrau kümmert sich um die Vermietung. Eine ganze Schulklasse mit 5 Lehrern war da, um die Vogelwelt der Lagune zu studieren, aber ich glaube, europäische Gäste kommen nicht mehr. Ich fühlte mich ziemlich verloren, der Hausherr war noch auf Arbeit, die Hausfrau mit Kochen beschäftigt und keiner konnte mir Auskunft geben. Am liebsten wäre ich wieder gefahren. Aber es war inzwischen dunkel, wo sollte ich da noch hin.
Den Camping Flamant Loisir, der nicht weit entfernt ist, habe ich mir noch schnell angeschaut. Ich war ein paar Jahre nicht dort und war angenehm überrascht. Die Bäume sind wunderbar gewachsen und geben viel Schatten, der Platz ist sehr groß und man muss nicht dicht an dicht stehen. Und auch dort folgt ein längeres Schwätzchen mit meinen Lesern, bisher habe ich noch niemand ohne meine Bücher getroffen.
Das Abendessen nehme ich dann mit der Schulklasse ein. 15 Schüler und Schülerinnen um die 10 Jahre, 3 weibliche Lehrer, ein Mann. Eine Privatschule aus Rabat, man merkt es, alle sind sehr wohlerzogen, sagen freundlich Bonjour. Die Gebühren sind ca. 120 Euro im Monat plus Essensgeld, spottbillig für uns, aber in Marokko schon ein stattlicher Betrag. Der Lehrer spricht sogar deutsch, wenn er es auch seit seiner eigenen Schulzeit nicht mehr praktiziert hat, die Lehrerinnen haben ihre Augen überall und sorgen für Ordnung. Ganz zwanglos gruppieren sich zwei Tische, einer mit den Jungs, einer mit ganz in rosa gekleideten Mädels. Die Lehrerin sagt, sie wollen es so. Vor dem Essen werden französische Lieder gesungen, dann gibt es gegrillte Sardinen mit Linsen.
Die Nacht ist trotz Extradecke und Radiator kalt, das Haus eher gegen die Sommerhitze gebaut. WC und (kalte) Dusche sind außerhalb, weshalb ich mir letztere schenke und langsam nachsinne, in welches Paradies ich morgen flüchten kann.

13.3. im Schnee

Ach, das isses einfach. Ein wunderschöner Abend. Bin den ganzen Tag gefahren, etwa 1000 km, aber seit ich den Land Rover mit Tempomat habe, ist das überhaupt kein Problem. Man rollt einfach entspannt vor sich hin. Das Wetter ist ja echt heftig, Mitte März und der Winter kommt heftig zurück. Nicht nur in D, wo ich von 20 cm Neuschnee höre, sondern auch in Südspanien. Bin etwa 100 – 150 km vor Granada und es ist eiskalt und schneit. Bin in einem kleinen Gasthof eingekehrt, der ganz einsam auf einer Bergkuppe steht. Aber die Zimmer sind sehr gut, sauber, mit Bad, und der Wirt sehr bemüht. Ich will kein Menü als Abendessen, sondern einen Teller mit Serrano-Schinken und Käse, und dazu den kräftigen, tiefroten Tinto der Region. Ein Gedicht. Geröstetes Brot und lokales Olivenöl. Was braucht man mehr zum Leben. Aber der Höhepunkt kommt, als drei Schwarze das Lokal betreten. Wie ich auf dem Weg nach Marokko. Sie leben in Italien und wollen heim nach Senegal. Wir verstehen uns einfach sofort. Und endlich jemand, mit dem ich französisch reden kann, denn mein Spanisch ist nicht so gut, man könnte auch sagen, nihilente, nicht vorhanden. Immerhin hatte ich in der Schule Latein. Ach, ich freue mich ja so auf Marokko.
Und dann, bei einem weiteren Gespräch, erzählte mir der Senegalese Matar, dass er auch eine Deutsche kenne. Astrid mit Namen. Und ich: doch nicht etwa Astrid Därr. Er: ja sicher. So klein ist die Welt.

11.3. Taunusstein – Narbonne

Abfahrt in Taunusstein bei 3 Grad und trocken. Bis Saarbrücken geht es runter auf 1 Grad und leichter Schneefall, nein, ich will hier raus! Nachdem die Route hinter Nancy endlich nach Süden abbiegt kommt leichte Besserung. Wie habe ich die 6-Grad-Anzeige im Auto bejubelt, als endlich das Schneeflockensymbol verschwand. Und hinter Lyon dann glücklich 18 Grad. Aber nachdem die Autoroute sich nach Westen Richtung Spanien wendet kommen auch Gewitterschauer auf. Aber nur leichte, alles in allem ist es eine gute Fahrt und ich schaffe die 1100 Kilometer bis Narbonne dank dem Tempomat im neuen Disco entspannt und ohne Probleme in zehneinhalb Stunden.
Hier haben Freunde aus Taunusstein kürzlich ein Haus gekauft und nehmen mich für die Nacht auf. Ein hübsches, typisch südfranzösisches Örtchen mit einem romantischen Kanal in der Mitte, ach ja, hier kann man leben. Dazu trägt auch das leckere Fischfilet bei mit einem guten Rose, den es zum Abendessen gab.

am Vorabend der Reise

Eben komme ich heim vom Kaffeetrinken bei meinen Katzen. Die habens richtig gut getroffen, ich glaube, es geht denen in der Pflegefamilie besser als bei mir. Nun haben sie drei Personen zum Knuddeln, und vor allem drei Treppen im Haus zum rauf und runter laufen. Und viele schöne Ecken, um sich zu verstecken. Der Kater sah absolut nicht so aus, als wollte er wieder mit mir nach Hause gehen. Ich bin sehr froh, so eine nette Familie getroffen zu haben und kann mich beruhigt auf die Reise machen.
Auf dem Heimweg fielen dann dünne Schneeflocken. Mich hält hier wirklich absolut nichts mehr.

Koffer packen

Puh! Ich bin am Packen meiner Kleidung. Also einfach ist das nicht. Ich will ja insgesamt 4 Monate bleiben, das heisst, man muss Sachen für kühle Tage haben und Sachen für heiße. Und auch noch ein paar Hosen für die optimistische Hoffnung, dass ich auf der Reise doch ein wenig abnehme;)
Eine Tasche für jeden Tag, eine für heiße Tage, eine für besonders kalte und eine mit Kleidung zum Verschenken. Ich bin nur froh, dass ich ein großes Fahrzeug für mich ganz alleine habe.
Gestern war ja der erste richtige Frühlingstag, also hab ich meine Heizung runter geschaltet. Am Abend wurde es mir dann immer heißer und ich sah mal nach, was mit der Heizung ist. Sie war glühend heiß, obwohl sie aus war. Und wo soll ich vor der Abfahrt am frühen Montag noch einen Heizungsmonteur herbekommen? Um halb zehn wagte ich es dann, noch einen Nachbarn anzurufen. Er kam hoch und schraubte das Heizungsventil ab, eine Kappe drauf, und die Heizung wurde kalt. Wie schön, nun kommt hoffentlich nichts mehr vor der Abfahrt dazwischen.

Bissl später: die Kappe tropft. Ich stelle eine Schüssel unter.

Luftfilter

Heute gab ich meinen Land Rover vor der Reise nochmal zur Inspektion. Mit dem Werkstattmeister kam ich auf meine Marokkoreise zu sprechen und auf den Luftfilter. Seit Jahrzehnten kenne ich es nicht anders, als dass dieser nach einer Pistenfahrt gesäubert werden sollte, mal kräftig durchgeblasen. Auch meine befreundete Agentur Sahara Sevices macht das mit allen ihren Toyotas. Doch der Werkstattmeister warnte mich eindringlich davor. Bei dem Durchblasen mit Druckluft gingen die kleinen Partikel des Filters kaputt. Auch blosses Ausschütteln bringe nichts, nur häufiges Wechseln.
Ist das euch allen schon bekannt? Bin ich die einzige Blöde? Oder will er nur an den Filtern verdienen?