Meine unendliche Klogeschichte

Kapitel 1

Ja, meine Toilette hier in Florida ist sehr niedrig. Das habe ich mir nicht so ausgesucht, das kam einfach so. Je älter man wird umso ungemütlicher ist es und man wünscht sich schon, das Becken wäre etwas höher, vom langen Zielen der Männer ganz zu schweigen. Aber deshalb eine neue kaufen und einbauen lassen, das wollte ich doch nicht. Wenn auch jeder denkt, „Villa“ in Florida, also reich, so ist dies eben doch nicht wahr und jeder Dollar, den ich ausgebe, zählt.

Aber nun war die Wasserspülung defekt. Floridas Männer können so etwas ja ganz schnell selbst reparieren, aber ich habe weder einen Floridamann noch einen Deutschen und ich kann das nicht. Also ist das doch der Anlass, gleich das Becken auszutauschen, wenn der Installateur eh kommen muss. Ich rief einen Fachhandel an, der wollte für das komplette Geschehen mit eigener Toilette 680 $ und wiesen gleich darauf hin, dass sie keine Garantie geben würden, wenn ich eine im Baumarkt besorge. Dieser Einbau würde dann 250 $ kosten. Plus eben eine Baumarkt-Toilette.

Also bin ich doch erstmal zum Lowe’s Baumarkt gegangen, um mich zu informieren. Habe ja keine Ahnung, was so was kostet. Und das war doch erstaunlich günstig. Ich fand einen netten Verkäufer, Mateus, und er war sogar einmal in Wiesbaden stationiert. Wir verstanden uns prächtig und er empfahl mir eine besonders hohe, die laut Schild 159 $ kosten sollte. Ja, gerne und auch die Installation wurde durch Lowe’s organsiert. Kostet zwar mit 275 $ ein wenig mehr als vom Fachhändler, aber die Toi war ja viel billiger.

Mateus rollte das WC für mich zur Kasse, ich bezahlte, er lud es noch in mein Auto. Die Installation lief einfach super, alles wurde toll mithilfe von SMS organisiert und 5 Tage später hatte ich endlich wieder ein eigenes Klo und brauchte nicht mehr das von meiner zweiten Heimat Goodwill zu benutzen. Schnell noch zu Lowe’s und ein neues Regal für hinters Klo gekauft, denn das alte passte nicht mehr zum höheren WC.

Kapitel 2

Das Becken ist nun 10 cm höher als das alte und ich merkte, dass es doch vielleicht ein Inch zu hoch ist. Denn meine Füße hingen nun beim Sitzen ein wenig in der Luft. Dann sortierte ich meine Rechnungen zum Abheften und stellte zu meinem Erstaunen erstens fest, dass ich nicht 159 $, sondern 189 $ gezahlt hatte. Durch das nette Gespräch mit Mateus war ich so abgelenkt, dass ich dies nicht bemerkte. Alles ist ja in einer Lowe’s App festgehalten und so drückte ich mal kurz auf den Knopf „Buy it again“. Und war ziemlich geschockt, dass man plötzlich nur noch 139 $ für die gleiche Toilette haben wollte.

Also Papiere eingepackt und ab zu Lowe’s. Mateus war da, meinte aber, ich müsse zum Customer Service. Die waren eigentlich nett und waren bereit, mir die Differenz von 50 $ auszuzahlen. Nur der Computer machte nicht mit. Etliche Kollegen wurden zu Hilfe gerufen und auch der Manager per Telefon, aber dann bekam ich mein Geld. Prima. Ich freute mich.

Kapitel 3

Zuhause aber schickte mich plötzlich ein dringendes Geschäft auf die Toilette. Naja, dafür ist sie ja da. Erledigt, Wasser spülen. Da kam die große Überraschung. Die hohe Toilette ist ja auch im Becken hoch und das Wasser reicht nur bis in den unteren Bereich. Die Scheiße, spreche wir es ruhig aus, liegt aber noch darüber. Und bleibt auch liegen. Da muss die Bürste kommen und richtig viel schrubben, damit alles weg geht. Das kann doch nicht sein. Also habe ich ein Video gemacht, mit Sirup statt mit Sch …, denn ich wollte die Leute doch nicht zu viel schocken.

Mateus war da und voller Verständnis. Wieder viele Telefonate. Aber kein Erfolg. Die Installation ist ja richtig ausgeführt worden. Ja, aber das Produkt hat doch einen Fehler. Schließlich suchten wir zusammen die Managerin auf, die irgendwo im Laden war. Eine recht junge Frau. Lange Diskussion. Ihr Argument u.a.: ist halt eine wassersparende Toilette. Jaja, die spart wirklich Wasser, wenn man für die gleiche Sache mindestens dreimal spülen muss. Es ging endlos hin und her, ich will euch das alles ersparen. Ihre Aussage war klipp und klar, das ist ein Billigprodukt und ich hätte mich vorher informieren sollen. Dafür hatte ich aber ein gute Antwort: Ich habe keine Ahnung von US-Toiletten, deshalb bin ich ja zu Lowe’s gegangen, um mich zu informieren, bin ausführlich beraten worden und habe schließlich die empfohlene Schüssel gekauft. Da hat sie dann doch aufgegeben und gesagt, ok, ich soll eine neue kaufen, die alte zurück bringen und ich bekäme WC plus Installation ersetzt. Mateus bot an, zu kommen und sie kostenlos einzubauen. Die Managerin schoß sofort dagegen, nein Sie arbeiten für Lowe’s, das dürfen Sie nicht.

Wir gingen zurück, um eine neue Kloschüssel auszusuchen, die mir Mateus natürlich auch wieder bis ins Auto brachte. Und mir dann ins Ohr flüsterte, dass er an seinem freien Tag natürlich kommen werde, um sie einzubauen.

Kapitel 4

Heute, Dienstag, soll Mateus kommen. Bin total aufgeregt, denn weiß nicht, ob ich wirklich darauf vertrauen kann. Samstag sollen Bekannte kommen und während der Bikeweek in meinem Haus wohnen, ich selbst werde in dieser Zeit eine schöne Tour machen. Da soll doch alles fertig sein. Eine Telefonnummer von Mateus habe ich nicht, aber unruhig wie ich bin, fahre ich zu Lowe’s und schaue, ob er dort ist. Nein. Schon mal gut. Um 11 Uhr kommt dann der erlösende Anruf, er ist auf dem Weg. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Er braucht in etwa die gleiche Zeit wie der Installateur zuvor, meine Toilette steht und ich kann das neue Regal wieder aufstellen. Hätte im Grunde nun eine andere Größe gebraucht, aber ist schon gut. Und die Sitzhöhe ist einfach perfekt. Ob aber auch die ganze Sch … weggespült wird, werde ich wohl erst morgen früh erfahren, aber es sieht schon mal gut aus.

Kapitel 5

Nun kommt aber der Moment, wo ich wieder zu Lowe’s fahren und die Erstattung anfordern muss. Wird das klappen? Ich parke direkt vor dem Eingang auf dem Feuerwehrstreifen (bitte schlagt mich nicht), hole mir so einen Helfer, und fahre das Ding hinein. Die Dame ist auch bereit, mir das Ko zu ersetzen, nicht aber die Installation. Ich verweise auf Amanda, die Managerin. Sie ist beim Lunch. Ich soll ein paar Minuten warten. Spaziere durch den Laden, gehe wieder zum Schalter und dort winkt man mir schon, ich soll unterschreiben. Ich bekomme also wirklich das ganze Geld zurück, bräuchte ja dann die neue Installation nicht zu bezahlen, aber werde doch dem hilfreichen Mateus am Donnerstag, wenn er wieder arbeitet, seinen Anteil bringen. Den hat er auf jeden Fall verdient.