Samstag: C2C und Withlacoochee

In Daytona Beach herrschen die Harleys, es ist Bike Week. Eigentlich schön, ich lasse mich gerne mal von einem Bikerfreund mitnehmen und die Musik ist sowieso immer toll. Aber ich hatte eine Anfrage, Bekannte, die mein Haus von früher kannten, als ich noch vermietet habe, suchten dringend eine Unterkunft. Also bin ich selbst auf große Radrecherche gegangen und habe ihnen mein Heim überlassen.

C2C

Zunächst ging es nach Groveland. Das wird wohl kaum einer von euch kennen. Aber ich hatte dort wichtiges nachzuforschen. Es gibt für Radfahrer den berühmten Coast-to-Coast oder C2C. Das ist eine Radfahrstrecke von Atlantischen Ozean hinüber zur Golfküste, an den berühmten Golf von Mexiko, der auf Wunsch eines einzelnen Herrn nun umbenannt werden soll. Diese Strecke ist kein durchgehender Trail, sondern besteht aus einzelnen Trails, die Navigation ist etwas schwierig, da nicht mit diesem Namen ausgezeichnet und deshalb habe ich auch das in meinen Trail Guide aufgenommen. Auf der Strecke gibt es aber einen 28 Meilen langen Gap, also keine Fahrradspur, man muss eine verkehrsreiche Straße nutzen. Diese soll ausgebaut werden und einen Trail erhalten. Ich war zuletzt vor einem Jahr dort und wollte den Fortschritt der Bauarbeiten sehen. Für Fahrradfahrer ist die Strecke der Horror, denn man muss auf dem sehr schmalen Seitenstreifen einer Straße mit heftigem Verkehr fahren. Ich habe das mit dem Auto abgefahren und ein Video gedreht, das mir dafür einen bisher unerreichten Aufruf in Youtube beschert hat:

 

Withlacoochee

Doch gab es noch einen weiteren wichtigen Termin. Ein sehr schöner Trail, der Withlacoochee Trail, ist ganz in der Nähe. Und dort treffen sich einmal im Monat die Freunde des Trails in dem netten Kaffeehaus Bree’s Provisions. Man freute sich darauf, meine Bücher anschauen zu können. Und das war auch ein voller Erfolg, man riss mir die Bücher sozusagen aus der Hand. Ich habe für diesen Zweck ein eigenes Portemonnaie, in dem auch schon Geld aus einen früheren Verkauf steckte, es waren insgesamt 410 $, was später noch wichtig wird.

Holiday

Ich kam dann schon recht früh in meiner Unterkunft in Holiday an. Es war ein AirBnB. Wenn ich entlang einer Fahrradstrecke etwas suche gibt es recht wenig günstig gelegene Unterkunftsmöglichkeiten, Hotels schon gar nicht und die sind seit dem letzten Jahr sowieso recht teuer geworden. AirBnB ist da sehr hilfreich. Mein Zimmer gehörte einer gewissen Gretchen, die zwar persönlich nicht in Erscheinung trat, aber auf Anfragen immer schnell und freundlich reagierte. Es war recht klein und ich musste das Bad mit zwei anderen Gästen teilen, die mir aber nie ins Gehege kamen. Stattdessen gab es eine kombinierte Küche / Wohnzimmer zur freien Benutzung, die ich immer alleine zur Verfügung hatte. Die zwei anderen Gäste tauchten nur selten auf.

Ich trug mein ganzes Gepäck ins Zimmer, schloss dies ab und stieg aufs Rad, wollte ohne Vorbereitung die Gegend erkunden, sonst tue ich das eigentlich immer, aber diesmal nicht und war freudig erstaunt, als ich recht schnell auf den mir bekannten Anclote Coastal Trail traf, den ich abfahren konnte und feststellte, dass er verlängert worden ist. Wichtig für mein Buch.

Aber es stand ja noch ein Abendessen an. Ganz in der Nähe ist ein Puerto Ricanisches Restaurant, La Fondita de Leo, so hatte ich noch nie gespeist. Mein Nachbar, der von dort stammt, hatte mir schon davon vorgeschwärmt und mir das Kotelett empfohlen, das mir auch schon auf dem Foto gut gefallen hatt, Pork mit Tostones. Also bestellt, obwohl es nicht ganz billig war. Und die Portion war gewaltig. So sehr, dass ich diesmal doch eine Box anfordern musste, um den Rest mitzunehmen. Tostones sind übrigens grüne Bananen, „Plantains“, die in Scheiben geschnitten und in Teig ausgebacken werden.

Der erste Tag meiner Reise war also sehr ausgefüllt und abwechslungsreich.

The Fraternal Order of Eagles

Tagsüber bin ich in meinem Florida Home ja gut beschäftigt. Im Garten und vor allem im Pond gibt es immer etwas zu tun, aber noch schöner ist es natürlich, die wunderbaren Bike Trails zu erkunden und meine Bücher darüber zu aktualisieren. Aber abends ist es doch ein wenig einsam und langweilig. Ich wohne recht weit von meinen Radfahrkollegen entfernt, so dass so kein geselliges Beisammensein möglich ist. Um die Ecke gibt es die Rockerkneipe The Turn, die meist richtig gute Lifemusic bietet und ich höre mir das eigentlich ganz gerne an. Aber ein Gespräch ergibt sich dort leider nicht. Man darf nicht vergessen, dass ich keine 25jährige Blondine mehr bin und vielleicht nicht so einen guten Marktwert mehr habe. Außerdem suche ich ja wirklich nur das Gespräch, und dafür ist es dort sowieso zu laut.

Gerade um die Ecke gibt es aber The Fraternal Order of Eagles. Das muss man für Deutsche erklären. Aus englischen Büchern oder Filmen kennt man ja die Clubs, wo alte Herren sich zum Scotch treffen und die Zeitung lesen. Dieses Clubleben ist abgewandelt auch in USA üblich. Ein Bekannter, Bob, hat mich manchmal dorthin mitgenommen, aber ich hatte schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm. Zwar sind im Eagles auch fast nur uralte Menschen, aber es ist richtig schön dort, und vor allem, man spricht miteinander. Und sie haben den besten Margarita in Port Orange zu einem unschlagbaren Preis. Da es ein Club ist, dürfen sie die Getränke billiger verkaufen, aber eben nur an Clubmitglieder.

Habe die Website genau studiert und dort steht, dass man zwei Mitglieder braucht, die einen empfehlen. Habe ich nicht. Die größere Hürde ist aber, dass man US-Citizen sein muss. Deshalb habe ich mich schon im letzten Jahr nicht getraut, dort um Aufnahme zu bitten, bin immer darum herum gekreist. In diesem Jahr auch. Anfang Februar dann kam ich mit jemand ins Gespräch, der gerade rausging und ich fragte nach. Sie sagten, ich solle einfach reingehen und mir ein Aufnahmeformular holen. Okay, aber nicht sofort. Kam gerade von einer Radtour und muss mich doch etwas in Ordnung bringen zuvor.

Ace of Spades

Und so wollte es der Zufall, dass ich ausgerechnet an einem Donnerstagnachmittag dort vorsprach, ohne zu wissen, dass es so ziemlich der am besten besuchte Tag ist, gibt es dann im Ace of Spades einen großen Jackpot zu gewinnen. Natürlich nur für Mitglieder. Auch an dem Tag habe ich mich nicht getraut und drei Männer angesprochen, die gerade hinein wollten, ob sie mich mitnehmen könnten. Ich kam rein und wurde sofort von Celine empfangen, die am Spieltisch saß, aber eben auch die Präsidentin ist. Wir füllten sofort zusammen das Anmeldeformular aus, als Empfehlung gab sie sich und ihren Mann an und ich sagte erst mal nichts davon, dass ich Deutsche bin. Zwar hört das sofort jeder an meinem Akzent, aber jeder nimmt an, dass ich eben aus Deutschland eingewandert bin. Ich zahlte 70 $ und bekam einen Termin zu einem „Interview“ und dann 14 Tage später einen Termin für die „Initiation“.

Rock-n-Roll

So konnte ich dann auch gleich am Freitag mit meiner vorläufigen Karte auftauchen, dem wirklich am besten besuchten Tag. Da spielt immer eine gute Band und es wird getanzt. An diesem Tag müssen die Mitglieder ihre Karten vorzeigen, dürfen zwar Freunde mitbringen, aber die zahlen 5 $. Diesmal war es eine Elvis Show und der Saal hat gerockt. Es war ziemlich alles besetzt, kein Plätzchen an der von mir beliebten Bar, aber an einem Tisch 3 freie Stühle. Ich fragte nach, man wartete auf Freunde, aber dann nickte der Herr und sagte, ja ich solle mich setzen. Und hatte damit meinen ersten Verehrer, Stan, gewonnen. 74, schwer gehbehindert und hört so gut wie überhaupt nichts, versucht aber alles, um mich zu gewinnen, obwohl wir eigentlich überhaupt nicht kommunizieren können. Dann kamen seine zwei Freundinnen, wirklich sehr nette Damen. Die eine ist 84 und war früher eine bekannte Golfspielerin.

Ja, was ist denn so besonders im Eagles? Das ist eben die Musik. Natürlich für die Amis auch das Spielen, es gibt jeden Tag eine Art Glückspiel, aber für mich ist es die Musik und das Tanzen. Wo in Deutschland gibt es einen Platz, wo die Ü70 zum Tanzen hingehen können? Und hier tanzt jeder, egal wie sehr er behindert ist. Bei schnellen Tänzen sind fast nur Frauen auf der Tanzfläche, bei langsamen kommen die Paare. Und natürlich habe auch ich mich getraut und ganz allein getanzt. Es war toll. Übrigens schätze ich den Altersdurchschnitt hier auf gut 70.

Und so traf ich auch meinen alten Freund Bob wieder. Von der zweijährigen Verstimmung sprachen wir nicht, erzählten fröhlich, was wir in dieser Zeit so alles erlebt haben und ein paar Tage später holte er mich stolz mit seinen neuen alten Porsche zu einem Drink ab.

Interview

Dann stand das Interview an. Ich habe mir das so vorgestellt, dass es etwa 5, 6 Personen sind, die aufgenommen werden wollen und wir werden zu unseren Lebensumständen befragt. Ob wir hinein passen. Aber nein. Es waren fast 50 Personen und tatsächlich alles Frauen. Es ist eben ein Ort, zu dem ältere Damen in Sicherheit gehen können. Wir mussten ein weiteres Formular ausfüllen und wurden dort auch gefragt, ob wir US-Bürger sind und zur Verfassung (und zum Präsident) stehen. Wenn nicht, warum. Also habe ich geschrieben, dass ich Deutsche bin, aber Hausbesitzerin ganz in der Nähe und einfach etwas Gesellschaft haben möchte. Sonst wurden wir nicht befragt, stattdessen wurden die Clubregeln erläutert. Aber auch nach diesem Interview wurden wir noch keine ordentlichen Mitglieder, sondern müssen 2 Wochen später noch die Initiation durchlaufen.

Es brannte mir aber doch die Frage auf den Nägeln, werde ich als Deutsche akzeptiert. Ich wollte nicht vor allen fragen, sondern zog danach Celine zur Seite, die meinte, ja, sie hätte nichts Gegenteiliges gehört. Zwei Tage später saß ich an der Bar und sprach mit Diane, der Schatzmeisterin. Sie meinte, achja, Sie sind also die Deutsche. Und ich wäre die erste Nicht-Bürgerin, die in den Club aufgenommen wird. Die Aerie in Port Orange hat über 4000 Mitglieder.

Initiation

Am Montag stand dann also die langersehnte Initiation an. Wir hatten schon gesagt bekommen, dass wir uns etwas bedeckt anziehen sollten, also keine Shorts und nackten Arme. Das Wetter spielte uns in die Hände, es war ein kühler Regentag. Wir sollten etwas früher dort sein und warten. Als ich reinkam saßen schon viele der Frauen am großen Tisch, aber ich wurde sofort von zwei Herren an ihren Tisch gezogen. Ich bin ja nicht untätig geblieben und habe schon einige Leute kennengelernt. Meist wird das Gespräch ja eben von der Tatsache ausgelöst, dass ich Deutsche bin. Bin dort schon bekannt wie ein bunter Hund. Die beiden Herren sind die Ehemänner von der Präsidentin und ihrer Vize, also bin ich dort genau in den richtigen Händen. Der eine, Mist, ich weiß seinen Namen nicht mehr, war in den 1970ern in Wiesbaden stationiert, im Camp Pieri, und er will unbedingt mal nach Deutschland reisen, um seiner Frau alles zu zeigen. Ich habe mich als Local Guide angeboten.

Dann wurden wir also zu der feierlichen Einweihung gerufen. Und feierlich war es, mein Gott. Eine Art von Altar war aufgebaut, eingerahmt von der USA-Flagge, eine Marienfigur war dort und eine Bibel, die feierlich aufgeschlagen wurde. Wir mussten alle stehen, es war fast wie ein Gottesdienst, der ja auch oft genug angerufen wurde. Zwei Damen wurden als Bespiele vorgeführt und lange, lange Texte von verschiedenen Personen verlesen. Dauerte fast eine halbe Stunde. Ich fürchtete schon, dass wir dann alle als Zweiergruppe drankommen, aber nein, danach wurde alle unsere Namen verlesen und wir waren damit aufgenommen. Natürlich nicht ohne die Nationalhymne und Hand auf die Brust. Ich mache da normal nicht mit, aber hier wollte ich nicht auffallen. Ich kann nun stolz sagen:

Ich bin ein Eagles

PS: Offiziell ist es nicht erlaubt, im Club Fotos zu machen und erst recht nicht von der Initiation. Aber von mir kann ich etwas anfügen.

Meine unendliche Klogeschichte

Kapitel 1

Ja, meine Toilette hier in Florida ist sehr niedrig. Das habe ich mir nicht so ausgesucht, das kam einfach so. Je älter man wird umso ungemütlicher ist es und man wünscht sich schon, das Becken wäre etwas höher, vom langen Zielen der Männer ganz zu schweigen. Aber deshalb eine neue kaufen und einbauen lassen, das wollte ich doch nicht. Wenn auch jeder denkt, „Villa“ in Florida, also reich, so ist dies eben doch nicht wahr und jeder Dollar, den ich ausgebe, zählt.

Aber nun war die Wasserspülung defekt. Floridas Männer können so etwas ja ganz schnell selbst reparieren, aber ich habe weder einen Floridamann noch einen Deutschen und ich kann das nicht. Also ist das doch der Anlass, gleich das Becken auszutauschen, wenn der Installateur eh kommen muss. Ich rief einen Fachhandel an, der wollte für das komplette Geschehen mit eigener Toilette 680 $ und wiesen gleich darauf hin, dass sie keine Garantie geben würden, wenn ich eine im Baumarkt besorge. Dieser Einbau würde dann 250 $ kosten. Plus eben eine Baumarkt-Toilette.

Also bin ich doch erstmal zum Lowe’s Baumarkt gegangen, um mich zu informieren. Habe ja keine Ahnung, was so was kostet. Und das war doch erstaunlich günstig. Ich fand einen netten Verkäufer, Mateus, und er war sogar einmal in Wiesbaden stationiert. Wir verstanden uns prächtig und er empfahl mir eine besonders hohe, die laut Schild 159 $ kosten sollte. Ja, gerne und auch die Installation wurde durch Lowe’s organsiert. Kostet zwar mit 275 $ ein wenig mehr als vom Fachhändler, aber die Toi war ja viel billiger.

Mateus rollte das WC für mich zur Kasse, ich bezahlte, er lud es noch in mein Auto. Die Installation lief einfach super, alles wurde toll mithilfe von SMS organisiert und 5 Tage später hatte ich endlich wieder ein eigenes Klo und brauchte nicht mehr das von meiner zweiten Heimat Goodwill zu benutzen. Schnell noch zu Lowe’s und ein neues Regal für hinters Klo gekauft, denn das alte passte nicht mehr zum höheren WC.

Kapitel 2

Das Becken ist nun 10 cm höher als das alte und ich merkte, dass es doch vielleicht ein Inch zu hoch ist. Denn meine Füße hingen nun beim Sitzen ein wenig in der Luft. Dann sortierte ich meine Rechnungen zum Abheften und stellte zu meinem Erstaunen erstens fest, dass ich nicht 159 $, sondern 189 $ gezahlt hatte. Durch das nette Gespräch mit Mateus war ich so abgelenkt, dass ich dies nicht bemerkte. Alles ist ja in einer Lowe’s App festgehalten und so drückte ich mal kurz auf den Knopf „Buy it again“. Und war ziemlich geschockt, dass man plötzlich nur noch 139 $ für die gleiche Toilette haben wollte.

Also Papiere eingepackt und ab zu Lowe’s. Mateus war da, meinte aber, ich müsse zum Customer Service. Die waren eigentlich nett und waren bereit, mir die Differenz von 50 $ auszuzahlen. Nur der Computer machte nicht mit. Etliche Kollegen wurden zu Hilfe gerufen und auch der Manager per Telefon, aber dann bekam ich mein Geld. Prima. Ich freute mich.

Kapitel 3

Zuhause aber schickte mich plötzlich ein dringendes Geschäft auf die Toilette. Naja, dafür ist sie ja da. Erledigt, Wasser spülen. Da kam die große Überraschung. Die hohe Toilette ist ja auch im Becken hoch und das Wasser reicht nur bis in den unteren Bereich. Die Scheiße, spreche wir es ruhig aus, liegt aber noch darüber. Und bleibt auch liegen. Da muss die Bürste kommen und richtig viel schrubben, damit alles weg geht. Das kann doch nicht sein. Also habe ich ein Video gemacht, mit Sirup statt mit Sch …, denn ich wollte die Leute doch nicht zu viel schocken.

Mateus war da und voller Verständnis. Wieder viele Telefonate. Aber kein Erfolg. Die Installation ist ja richtig ausgeführt worden. Ja, aber das Produkt hat doch einen Fehler. Schließlich suchten wir zusammen die Managerin auf, die irgendwo im Laden war. Eine recht junge Frau. Lange Diskussion. Ihr Argument u.a.: ist halt eine wassersparende Toilette. Jaja, die spart wirklich Wasser, wenn man für die gleiche Sache mindestens dreimal spülen muss. Es ging endlos hin und her, ich will euch das alles ersparen. Ihre Aussage war klipp und klar, das ist ein Billigprodukt und ich hätte mich vorher informieren sollen. Dafür hatte ich aber ein gute Antwort: Ich habe keine Ahnung von US-Toiletten, deshalb bin ich ja zu Lowe’s gegangen, um mich zu informieren, bin ausführlich beraten worden und habe schließlich die empfohlene Schüssel gekauft. Da hat sie dann doch aufgegeben und gesagt, ok, ich soll eine neue kaufen, die alte zurück bringen und ich bekäme WC plus Installation ersetzt. Mateus bot an, zu kommen und sie kostenlos einzubauen. Die Managerin schoß sofort dagegen, nein Sie arbeiten für Lowe’s, das dürfen Sie nicht.

Wir gingen zurück, um eine neue Kloschüssel auszusuchen, die mir Mateus natürlich auch wieder bis ins Auto brachte. Und mir dann ins Ohr flüsterte, dass er an seinem freien Tag natürlich kommen werde, um sie einzubauen.

Kapitel 4

Heute, Dienstag, soll Mateus kommen. Bin total aufgeregt, denn weiß nicht, ob ich wirklich darauf vertrauen kann. Samstag sollen Bekannte kommen und während der Bikeweek in meinem Haus wohnen, ich selbst werde in dieser Zeit eine schöne Tour machen. Da soll doch alles fertig sein. Eine Telefonnummer von Mateus habe ich nicht, aber unruhig wie ich bin, fahre ich zu Lowe’s und schaue, ob er dort ist. Nein. Schon mal gut. Um 11 Uhr kommt dann der erlösende Anruf, er ist auf dem Weg. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Er braucht in etwa die gleiche Zeit wie der Installateur zuvor, meine Toilette steht und ich kann das neue Regal wieder aufstellen. Hätte im Grunde nun eine andere Größe gebraucht, aber ist schon gut. Und die Sitzhöhe ist einfach perfekt. Ob aber auch die ganze Sch … weggespült wird, werde ich wohl erst morgen früh erfahren, aber es sieht schon mal gut aus.

Kapitel 5

Nun kommt aber der Moment, wo ich wieder zu Lowe’s fahren und die Erstattung anfordern muss. Wird das klappen? Ich parke direkt vor dem Eingang auf dem Feuerwehrstreifen (bitte schlagt mich nicht), hole mir so einen Helfer, und fahre das Ding hinein. Die Dame ist auch bereit, mir das Ko zu ersetzen, nicht aber die Installation. Ich verweise auf Amanda, die Managerin. Sie ist beim Lunch. Ich soll ein paar Minuten warten. Spaziere durch den Laden, gehe wieder zum Schalter und dort winkt man mir schon, ich soll unterschreiben. Ich bekomme also wirklich das ganze Geld zurück, bräuchte ja dann die neue Installation nicht zu bezahlen, aber werde doch dem hilfreichen Mateus am Donnerstag, wenn er wieder arbeitet, seinen Anteil bringen. Den hat er auf jeden Fall verdient.

Florida 2024

Ich sitze im Flugzeug nach Florida und schaue mir eine amerikanische Highschool Komödie an. Ob wohl es nicht ganz so mein Jahrgang ist gefällt es mir sehr gut, denn ich liebe einfach diese amerikanische Lebensweise. Ja, Marokko ist auch schön und war für viele Jahre ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber richtig zuhause fühle ich mich nur in Florida. Natürlich gibt es den politischen Aspekt und der ist nicht ganz so in meinem Sinne. Aber die deutsche Politik ist auch beschissen, ja, so muss ich es ausdrücken. Aber neben der Politik gibt es noch den menschlichen Aspekt. Und da ist mein Herz einfach in Florida. Es ist viel mehr als nur das wunderbare Klima. Ich hasse die Kälte und würde es in Deutschland nur schwer aushalten. So lange ich arbeitete hatte ich ja keine Wahl. Aber die Arbeit hat ja auch von vielem abgelenkt und man hat das Wetter nicht so gespürt.

So viele Aspekte des täglichen Lebens sind einfach besser in Florida. Die herrlichen breiten Straßen. In Deutschland sehe ich fast nur noch Straßen, wo zwei Autos nicht mehr nebeneinander passen. In Florida ist Platz. Und nicht an jeder Ecke eine Überwachungsanlage. Und es gibt überall da, wo ich hin will einen Parkplatz. Mein Haus hat einen Carport, ich fahre bis zur Haustür und steige selbst bei Regen trocken aus. Ich habe ein Kayak und nur wenige Kilometer bis zu einem ruhigen Fluss, wo ich fahren kann. Und dann die Fahrradwege. Die sind einfach ein Traum. Ja, ich habe auch den Strand nicht weit weg, aber das ist für mich nicht so ein sehr wichtiger Punkt. Aber das Fitnesscenter, in dem ich Mitglied bin. Einfach super, mit großem Pool, Sauna und Jacuzzi, preiswert und wenn ich im Sommer weg bin kündige ich oder stelle es auf Freeze. Alles Optionen, die es in Deutschland nicht gibt. Genauso wie der Internetzugang, den kann ich auch im Sommer ausschalten, in Deutschland nicht. Sogar meine Autoversicherung kann ich ziemlich einfach für diese Zeit herunter schalten.

Ja, es gibt Nachteile. Aber eigentlich nur ein einziger, wirklich großer Nachteil. Und das sind die Hurricans. Ich habe mein Haus schon über viele Jahre. Am Anfang gab es ganz selten mal einen, nun gibt es mehrere pro Jahr. Und die Zeit, in der sie sich entwickeln, scheint auch ausgedehnt zu werden. Der zweite große Nachteil ist natürlich der weite Flug. Es wird der Tag kommen, an dem ich das nicht mehr kann. Vor dem graut es mir schon. Werde ich also zuerst das Haus wegen Hurricans verkaufen oder weil ich nicht mehr fliegen kann, ich weiß es nicht.

Aber ich weiß auch, dass es keine Alternative gibt. Kein Land in Europa existiert, wo mir das geboten wird, das ich hier habe. Asien, Thailand etc. könnte eine Alternative sein. Klimamäßig. Aber auch dahin ist es ein weiter Flug. Also kommt es auch nicht infrage, zudem war ich noch nie dort.

 

Cambrils – Saint Amour – Clebourg

Für den heutigen Tag gibt es eigentlich nichts zu berichten, ich wollte einfach nur Kilometer fressen, deshalb blieb ich trotz der hohen Mautgebühren auf der Autobahn. Ich wollte einfach nur heim. Kurz nach Lyon war es dann Zeit für eine weitere Übernachtung, die zweite ab der Fähre Almeria. Ich hielt an einer Raststätte, eigentlich nur, um in AirBnB nach einer Unterkunft zu suchen, war aber erstaunt, dass es hier auch ein Hotel gab. Ein Ibis. Schlecht sind diese Hotels ja nicht, aber auch kein Luxus. Und dafür 70 Euro? Ohne Frühstück. Das war mir dann doch zu viel, obwohl die nette Dame an der Rezeption sogar bereit war, mir mit dem Gepäck vom relativ weit entfernten Parkplatz zu helfen. Aber nach diesem Luxushotel von letzter Nacht wollte ich kein einfaches Ibis ohne Frühstück für fast den gleichen Preis. Also doch AirBnB. Und ich fand nicht weit entfernt in dieser abgelegenen Gegend tatsächlich eins, die Gite Les Frangines in Saint Amour für 53 Euro. Auch ohne Frühstück. Ist doch schon mal ein schöner Name. Es war 10 km abseits der Autobahn, 18:30 Uhr, und ich bekam sofort die Bestätigung für einen Checkin nach 19 Uhr.

Saint Amour

Okay, raus von der Autobahn, kleine kurvige Straße und Nebel, aber ist ja nicht weit. Ich war nur 100 m von der Unterkunft entfernt, als ich die Meldung bekam, in Französisch, man könnte mich nicht unterbringen. Schock! Spät, Nebel, Dunkel und müde. Ich kann ja während des Fahrens in solchen Umständen nicht die ganze Nachricht lesen. Stoppte vor dem Haus und schrieb, ich sei schon vor der Tür. Sofort kam eine sehr nette junge Dame heraus und winkte mich ein. Ja, sie hatte tatsächlich geschrieben, sie könnte mich nicht im gebuchten Zimmer unterbringen. Aber auch, dass ich ein anderes Zimmer bekommen würde. Das ist mir völlig egal, so lange ich nicht zurück muss.

Eine Tür führte in einen großen Empfangsraum eines alten Bauernhauses, dort war gleich die Küche, die ich benutzen konnte, und die Treppe hoch war mein Zimmer. Ich konnte sehen, dass es noch andere gab, aber ich war der einzige Gast. In diesem winzigen Dorf war alles dunkel, kein Restaurant weit und breit. Zum Glück habe ich ja meine Kühltasche und kann mich jederzeit selbst verpflegen, was ich auch gemütlich machte. Nicht nur mich, sondern auch noch die Katze, die vor der Tür ihr Schälchen stehen hatte, nur völlig ohne Futter. Ich hatte zum Glück noch Kondensmilch, die war in Marokko wegen der ständig guten Verpflegung nicht aufgebraucht worden. Katze war zufrieden.

In meinem Zimmer dann ein Schild an der Wand, das mir die ganze Nacht keine Ruhe ließ.

Espace detente? Laut google Entspannungsraum. Vor dessen Betreten ich erst noch Duschen und die Haare aufstecken soll. Ist das jetzt einfach nur ein Witz oder bin ich in einem Swinger Club gelandet. Ich habe echt die ganze Nacht darüber nachgedacht, aber keine Antwort gefunden.

Am nächsten Morgen dann in die Küche zum Kaffeekochen und Katze füttern, dann merkte ich plötzlich, dass es in diesem dunklen Erdgeschoss noch weitere Räume gab. Ich fand den Lichtschalter und war total perplex, dass ich den „Entspannungsraum“ gefunden hatte. Der bestand aus einer gemütlichen Kaminecke, einem Indoor-Pool und einem Billardzimmer. Okay, vielleicht braucht man zum Billardspielen nicht unbedingt zu duschen, aber vor dem Schwimmen ist es hilfreich.

Fazit, auch mit dieser Unterkunft war ich durchaus zufrieden.

Cave de Clebourg

Keine Fahrt durch Frankreich ohne Besuch in meinem Lieblingsweingut und dem Kauf einiger Flaschen Gewürztraminer. Der Umweg bedeutete nur 30 km mehr zu meiner normalen Route und musste sein. Ich hätte noch kurz vor Mühlhausen auf die Autobahn nach Strasburg abbiegen müssen. Doch dann habe ich bemerkt, dass auf dieser Route mein Sprit bis zur ersten deutschen Tankstelle ziemlich knapp wird. Also bin ich doch hinüber nach Deutschland, habe auf meiner Tank-App die nächste günstige Tankstelle gefunden und vollgetankt. Günstiger Preis, das gleiche hatte ich in Spanien bezahlt, während es in Frankreich teurer ist. Deshalb waren auch andere Franzosen an dieser Tankstelle. Dann blieb ich auf der deutschen Autobahn bis Baden-Baden und dann ging es hinüber Richtung Wissembourg. Und zum Weingut. Drei Kistchen gekauft und endlich Richtung Heimat. 15:30 in Wiesbaden angekommen, alles gut, mal wieder ein Abenteuer zu Ende. Das nächste kann kommen.

Augen fallen zu

Die letzte Nacht konnte ich auf der Fähre ja nicht schlafen und auch die Strecke bisher hat mich nicht etwa frisch und ausgeschlafen werden lassen, deshalb würde ich im Prinzip gelegentlich mal ein Hotel suchen. Aber für den heutigen Tag sind weitere schwere Regenfälle vorhergesagt, wiederum für die Region Valencia, aber auch für den Bereich des Ebro-Deltas. Und da muss ich durch, ich will nicht auch noch in einer solchen Katastrophe gefangen sein wie in Valencia. Also nichts wie los. Noch ist es sonnig und trocken. Aber tatsächlich, je näher ich dem Ebro komme, desto dunkler werden die Wolken und ich will nur noch da durch. Bald blitzt es und regnet und ich fahre einfach nur weiter. Dann hört der Regen auf, und genau 1 km danach stehe ich vor einem schönen Hotel direkt an der Autobahn, Mas Gallau bei Cambrils. Hat mir das ein Engel geschickt? Es ist 4 Uhr nachmittags, aber ich bin todmüde, die Augen fielen mir dauernd zu und ich musste mich ständig gewaltsam aufwecken und durchschütteln.

Hotel Mas Gallau

Ich frage an der Rezeption, ja, es gibt noch ein Zimmer, 81 Euro ohne Frühstück. Eigentlich zu teuer für mich, aber ich bin ja so fertig. Die nette Dame an der Rezeption spricht perfekt Deutsch, hat volles Verständnis für meinen erledigten Zustand und meint, ich solle doch dann mal gleich ein heißes Bad nehmen im Hottub. Hottub? Gibt es ein Jacuzzi? Nein, meint sie, jedes Zimmer hat eine schöne große Badewanne. Und für mein Auto schickt sie mich in die Tiefgarage.

Dann komme ich wieder zur Rezeption und erfahre, dass es für mich ein Sonderangebot gibt, 74 Euro inklusive Frühstück. Ja, das nehme ich doch gerne. Der Engel hatte wohl auch weiterhin seine Hände im Spiel.

Und im Zimmer ist wirklich diese Wanne, in die ich mich sofort hinein begebe. Aber ich bin trotzdem vom vielen Fahren so erschlagen, dass ich nicht die Ruhe für ein langes Bad habe. Und auch nicht die Energie, noch runter zu einem Essen zu gehen, was mir die Dame empfohlen hat. Aus meinem kleinen Vorrat gibt es einen kurzen Snack und dann geht es tatsächlich schon um 20 Uhr zum Schlafen.

Ach, was habe ich Schlechtschläfer hier so gut geschlafen, es war wunderbar. Dieses Hotel bietet wirklich alles, ich würde gerne länger bleiben. Schon das Zimmer war perfekt, mit einem Arbeitstisch und Steckdose dahinter, das ist selbst in Luxushotels nicht immer üblich. Das schöne Bad, Kleiderschrank, Kühlschrank, Balkon. Einen Fernseher mit Internet, wo man seine eigenen Filme streamen kann. Im Garten ein Pool, auch wenn ich dafür keine Zeit habe und sogar Golfer sehe ich am Morgen draußen vorbeiziehen. Richtig echt schön, hier bleiben mir keine Wünsche offen. Und auch das Frühstück ist nicht schlecht. Witzig, es gibt fürs Frühstück frische Tomaten und Knoblauchzehen. Ja, das ist Spanien.

Valencia

Aber …

Als ich aus Langeweile, um die Wartezeit zu verkürzen, mal in die NTV App schaue, sehe ich ein Bild, das ich für eine Fotomontage halte. Eine eher schmale Straße in einer Stadt, in der Autos über Autos zusammen geschoben stehen. Ich brauche eine ganze Weile, um zu erkennen, dass dies keine Montage ist, sondern die Wahrheit. In Valencia war nach heftigem Regen eine Flutwelle von den Bergen gerauscht und hatte alles in ein Chaos verwandelt. Und durch Valencia muss ich durch.

Schaute mal in Google Maps, was die so meinen, aber alle Straßen weiträumig um Valencia waren blockiert. Auf dem Schiff gab es TV, die spanischen Nachrichten berichteten ununterbrochen von der Katastrophe. Ich kann zwar kein Spanisch, aber die Bilder haben gereicht. Einfach schrecklich. Wir wissen alle, wie schlimm die Flutkatastrophe im Ahrtal war, aber hier scheint es noch ein wenig schlimmer gekommen zu sein. Wie geht es weiter? Google will mich über Madrid schicken, was etwa 300 km mehr bedeutet. Hätte ich das vor dem Ticketkauf gewusst, hätte ich mir vielleicht eine andere Fähre ausgesucht, vielleicht die nach Barcelona?

Aber da muss ich nun durch. Zum Glück geht die Abwicklung im Hafen von Almeria sehr schnell und heute früh sieht Google auch etwas positiver aus. Zwar ist die Autobahn, die Valencia durch die Berge weiträumig umfährt, wohl stark zerstört und vermutlich noch lange nicht zu befahren, aber durch die Stadt gibt es eine Möglichkeit. Doch auf der Autobahn stehen überall Hinweise, zunächst dass man Barcelona nur über Madrid erreicht, dann viele Bitten, die Gegend von Valencia zu vermeiden. Ich suche mir LKW-Fahrer und frage nach Information. Auf dem ersten Parkplatz nur ein Truck, der Fahrer weiß nichts. Aber ein französischer Geländewagenfahrer, der auch auf meiner Fähre war, meint, er will es riskieren. Der Umweg ist einfach zu groß. Ich halte nochmal an einem Parkplatz, auch hier weiß keiner etwas, aber beim dritten Versuch treffe ich auf einen jungen LKW-Fahrer, der mir die Google Maps Route zeigt (hatte ich auch schon gefunden, aber nicht getraut) und meint, diese Strecke ist befahrbar.

Valencia

Also los. Trotzdem stelle ich mir dauernd vor, wie es laufen wird. Vielleicht eine Polizeikontrolle am Beginn, die nur Einheimische durchlässt. Ich nehme mir vor, in diesem Fall zu sagen, dass ich helfen will und dies auch tun will, wenn es denn gewünscht wird. Aber tatsächlich kommt es nicht dazu. Schon 30 km vor Valencia werde ich von Google von der Autobahn gelotst und durchfahre ein Dorf, das ich schon aus den TV Nachrichten kenne. Überall stehen Menschen und schieben den Schlamm aus den Häusern. Genau wie man es von der Ahr kennt. Dazu stehen aber schlammverkrustete Autos davor, Türen und Motorhaube offen, um sie abtrocknen zu lassen und vielleicht noch retten zu können.

Dann führt die Route über schmale Straßen durch die Orangenhaine, für die Valencia berühmt ist. Da sieht es schlimm aus. Sie stehen im Matsch, auf den Bäumen goldene Orangen reif für die Ernte, aber höchstwahrscheinlich vom Matsch zerstört. Ich denke mal, dass hier mindestens die halbe Ernte verdorben ist und die Preise für Orangensaft noch weiter in die Höhe schießen.

Ich bin auch nicht die Einzige, die über diese kleinen Straßen fährt. Es gibt wohl noch mehr Leute, die Google Maps folgen, aber kein Stau und keine Probleme.

Aber dann komme ich zu einer Schnellstraße, die an einem Industriegebiet vor Valencia vorbeiführt. Sie hat sechs Spuren, von einer Betonleitplanke getrennt. Meine Seite mit den drei Spuren ist von allem möglichen Unrat frei geräumt, der am Straßenrand steht. Dadurch können nun wieder Autos hier fahren, in beide Richtungen. Die anderen drei Spuren aber, oh weh. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die sind über und über mit Autos gefüllt, teils hängen sie über der Leitplanke, teils übereinander gestapelt. Auch zwei Amazon Prime Lieferwagen. Ob die Pakete da wohl noch drin sind? Im TV sagten sie, dass etwa 5000 Fahrzeuge verloren sind. Ich trauere über die Menschen, inzwischen sollen es ja weit über 200 Tote sein, also noch mehr als an der Ahr, einfach schrecklich. Aber das sehe ich ja nicht. Doch die Autos, die ich hier sehe, schockieren mich. Ich hatte schon auf der Herfahrt zwei Schrottplätze passiert, wo die noch nicht abgeladenen Transporter voller Schrottwagen standen. Jeder Tote ist natürlich so viel wichtiger als ein Auto, aber trotzdem, ich stelle mir auch das sehr schwer vor für die Menschen. Sie brauchen die Autos ja, um zur Arbeit zu fahren. Und so schnell bekommt man sicher kein Neues.

Apropos Autos. Mein Sohn arbeitet für Jaguar – Land Rover. Die haben sich angesichts der Katastrophe überlegt, was man tun soll. Und haben alle Land Rover Defender, die für verschiedene Zwecke in ihren Diensten stehen, nach Valencia geschickt, um bei der Bergung zu helfen. Finde ich toll.

Im weiteren Verlauf komme ich durch die Innenstadt von Valencia und sehe, dass dieser Teil überhaupt nicht betroffen ist, die Menschen gehen shoppen oder spazieren, als wäre nichts gewesen. Mein Resümee ist, es waren wohl vor allem die Dörfer der Bergregion betroffen, wie ja auch die dort vorbei führende Autobahn, und eben das Flachland vor der Küste, aber nicht die eigentliche Stadt Valencia. Es dauert nicht lange und ich bin wieder auf der Autobahn und kann meinen weiteren Weg in Angriff nehmen.

Autobahn nach Nador

Nun aber wieder auf die Autobahn und ab Richtung Nador. Die Autobahn A 2 nach Oujda geht ja nicht direkt an der Stadt vorbei, sondern verläuft in einer Entfernung von ca. 100 km. Und zu diesem Zweck hat man die Straße N 19 von Taourirt nach Nador sehr gut ausgebaut. Fast auf der ganzen Strecke kann man die offizielle Geschwindigkeit von 100 kmh gut durchhalten, ich habe für die gut 100 km 1:14 Stunden gebraucht. Die Beschreibung kommt dann erst in der neuen Ausgabe des Reisehandbuchs, ist aber auch so zu finden, da ausgeschildert. Einzig Google Maps weiß noch nicht, dass dies die schnellste Verbindung ist und will mich in Guercif nach Nador abbiegen lassen. Und abgesehen davon ist die Strecke beschrieben in meinem Reisehandbuch als Route B4a, nur halt nicht mit dem Schnelligkeits-Vermerk.

Nador

In Nador ging mein erster Weg zum Hotel Lixus, das ich auch noch aus meiner Hotelführer-Zeit kenne. Es ist schon ein älteres Hotel, aber es hatte damals, so vor 20 Jahren, gleich daneben ein Büro für Fährtickets. Ob es das wohl noch gibt? Der Laden sieht schäbig aus und verkommen, die Tür ist zu. Ich gehe ins Hotel und frage, nein, nein, ist auf, man hat nur gerade Mittagspause. Was also tun, um die Zeit zu überbrücken? Endlich mal zum Friseur und die schrecklichen Zotteln abschneiden lassen. Ich war ja immer nur im Süden in kleinen Dörfern, Städte mit einem guten Coiffeur für Damen habe ich nicht auf meiner Route gehabt, und dies ist die Gelegenheit. Ich finde auch sofort einen ordentlichen, im 6. Stock eines Gebäudes gegenüber vom Hotel mit grandioser Aussicht und werde sehr gut bedient. Haare waschen, schneiden und föhnen, 80 Dirham. Da gönne ich mir doch auch noch eine Pediküre und zahle 180 Dirham plus 40 DH Trinkgeld für die beiden Mädels. Alle sind zufrieden.

Und dann ist das Büro auch auf und ich frage nach einem Ticket Melilla – Almeria. Bin davon ausgegangen, dass auch diese Fähre um Mitternacht geht. Aber da habe ich wohl nicht richtig aufgepasst, das Schiff ab Melilla geht bereits um 15 Uhr und das haben wir gerade. Aber es gibt eine Fähre um 23 Uhr ab Beni Ansar. Das wollte ich ja eigentlich nicht, wollte mich auch am Nachmittag noch etwas in Melilla umsehen, aber was soll man machen. Selbst wenn ich es gewusst hätte, für die Fähre um 15 Uhr hätte ich nicht rechtzeitig da sein können, mit einem Grenzübergang noch davor. Also gehe ich noch ein wenig shoppen und fahre dann Richtung Hafen.

Beni Ansar

Für die unter euch, denen Melilla und Beni Ansar nicht so geläufig sind: Melilla ist eine spanische Enklave auf marokkanischem Boden. Wenn man diese Fähre nehmen will, muss man zunächst die Grenze nach Spanien überschreiten, also die Ausreiseformalitäten durchlaufen. Dann kann man ohne Grenzkontrolle in Melilla aufs Schiff und in Almeria vom Schiff. Der Hafen Beni Ansar bei Nador dagegen ist noch marokkanisches Staatsgebiet. Will man von dort aus die Fähre nehmen, muss man zunächst durch die marokkanische Ausreisekontrolle und dann nach der Anlandung in Melilla durch die spanische Einreisekontrolle.

Das Warten ist hier nicht so toll organisiert wie in Almeria, mit dem wunderschönen Terminal, siehe mein Hinreise-Blog:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/almeria/

Man wartet auf Parkplatz oder Straße, bis dann das Hafentor aufgemacht wird. Zunächst werden die Autopapiere kontrolliert, dann der Pass abgestempelt, und dann stehe ich mit anderen irgendwie etwas hilflos herum. Keiner weiß wie es weitergeht. Erst als ich mich entschließe, dann eben doch zu dem wartenden Schiff zu fahren erklärt man mir dort, dass ich zunächst durch den etwas versteckt liegenden Scanner muss. Viele Beamte standen herum, warum winkt nicht mal einer.

Aber egal, der Scanner wird gemacht und dann kann ich schon auf das Schiff, obwohl es noch lange nicht abfährt. Ich suche mir wieder einen Liegesessel aus, aber diesmal einen mit etwas Raum davor, so dass ich mich auch wie die anderen auf den Boden legen kann. Die knapp 7 Stunden gehen ganz gut herum. Aber …

Meknes – ins Z

Heute habe ich nur eine relativ kurze Strecke vor mir, es geht über Azrou nach Meknes. Die Straße ist frei und gut zu fahren, den Affen ist es offensichtlich noch ein wenig kalt, nur wenige laufen über die Straße. Natürlich besichtige ich auch die zwei Campingplätze, auf dem Euro – Camping ist niemand, auf dem Kirschenplatz immerhin drei Wohnmobile. In Meknes gehe ich nicht in die Stadt, ich muss euch enttäuschen, kann keine Neuigkeiten berichten. In Meknes besuche ich nur meinen guten Freund Moulay Abdellah, der aber, man kann es vielleicht erraten, ein Hoteldirektor ist. Auch über ihn habe ich schon berichtet.

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/z-hotel-meknes/

Das Z Hotel liegt zwar ein wenig außerhalb, kann aber trotzdem zum Besuch von Meknes genutzt werden, da direkt an der Straße davor ein Stadtbus hält. Und es gibt große Parkplätze, die man sogar als Stellplatz nutzen kann, siehe mein Campingführer.

Es ist wieder die gleiche Suite für mich vorbereitet und alles mit Rosenblättern geschmückt. Auf dem Tisch steht eine große Schale mit Obst, eine Schale mit Nüssen und viel Wasser, in diesem Hotel gibt es keine alkoholischen Getränke, Gäste dürfen sich aber ihre eigenen Flaschen mitbringen. Und bevor ich mich umschaue klopft es an die Tür, ein Kellner mit Wagen steht davor, und bevor ich was sagen kann, räumt er die ganze Herrlichkeit vom Tisch, breitet ein Tischtuch aus und serviert mir ein ausgedehntes Menü. Oh mein Gott, langsam halte ich das nicht mehr aus. Ich bin dankbar, ja, aber mein Magen ist auch völlig überfüllt. Ich kann langsam nicht mehr und bin auch deshalb wirklich froh, dass es nun nach Hause geht. In diesem Punkt, aber nur in dem, beneide ich die Wohnmobilfahrer. Sie haben die Küche in ihrer Hand und können selbst entscheiden, was sie essen. Ich leider nicht. So picke ich auch hier, esse aber von jedem Gang doch etwas, man wäre sonst tödlich beleidigt. Unnötig zu sagen, dass an dem Abend ein ähnliches Menü auf mich wartet, ich brauche mich nicht am Büffet zu bedienen wie die österreichische Gruppe (und wo ich hätte picken können), nein, man hat wieder extra für mich etwas Besonderes gekocht und der Direktor sitzt mit am Tisch. Aber Nüsschen und Obst packe ich ein als Verpflegung für die Fähre.

Beim Gespräch mit dem Hoteldirektor erfahre ich dann noch, dass die Restaurierungsarbeiten an der Medina voranschreiten. Es hatte Probleme gegeben und für eine Weile hatten die Arbeiten geruht, aber nun geht es zügig voran. Und nein, der schöne Campingplatz im historischen Bereich wird nicht wieder eröffnet.

Camping Diamant Vert

Nun soll es aber zügig nach Nador gehen, ich möchte am liebsten wieder die Fähre Melilla – Almeria nehmen, mit der ich sehr zufrieden war. Ich nehme die Autobahn, weil ich ja heute noch zur Fähre will und es eilig habe, besuche aber zuvor noch den Camping Diamant Vert in Fes, der ja von der Autobahn gut zu erreichen ist. Er war für einige Jahre wegen rechtlicher Probleme geschlossen, ist nun aber wieder auf, was sehr wichtig für den Besuch der schönen Stadt ist.

Ich hatte vorher schon mit Fouad Chraibi Kontakt, ein deutsch sprechender Führer für Fes, den ich in einer früheren Ausgabe meines Campingführers empfohlen hatte. Und den ich auch wieder empfehlen werde, denn Khadija, die ich im neuesten Führer erwähne, macht nun lieber Führungen in Englisch. Er sagte mir schon am Telefon, dass es eine richtige Führer-Mafia am Platz gäbe und ich konnte mich davon überzeugen, dass es stimmt. Sie überfallen die Camper sofort und versuchen Stadtführungen aufzudrängen, zu einem überhöhten Preis, den die Camper akzeptieren, sie kennen es ja nicht anders. Fouad und seine Kollegin Karima haben Deutsch studiert und sind als Führer legitimiert. Sie sind in der Stadt stationiert, kommen wegen dieser Mafia nicht zum Platz und machen einen Treffpunkt in der Stadt aus. Ich gehöre zwar zu den Menschen, die eine Stadt lieber alleine erkunden und die Medina von Fes ist gut ausgeschildert, aber wenn man doch einen Führer möchte, ist man mit den beiden gut bedient. Man erreicht sie bequem mit WhatsApp und die Informationen sind im Camping-Update, das ihr euch vor der Abreise noch runter laden solltet.

Ansonsten waren auf dem Platz überraschend viele Wohnmobile, denn im übrigen Land hatte die Saison ja noch nicht so richtig begonnen. Doch sind die Stellplätze recht knapp bemessen, um so viele Wagen wie möglich unterzubringen. Großes Aufstellen von Tisch und Sesseln ist da beschränkt. Die Sanitäranlagen sind jedoch in guter Ordnung und sauber.