Archiv der Kategorie: Florida

The Fraternal Order of Eagles

Tagsüber bin ich in meinem Florida Home ja gut beschäftigt. Im Garten und vor allem im Pond gibt es immer etwas zu tun, aber noch schöner ist es natürlich, die wunderbaren Bike Trails zu erkunden und meine Bücher darüber zu aktualisieren. Aber abends ist es doch ein wenig einsam und langweilig. Ich wohne recht weit von meinen Radfahrkollegen entfernt, so dass so kein geselliges Beisammensein möglich ist. Um die Ecke gibt es die Rockerkneipe The Turn, die meist richtig gute Lifemusic bietet und ich höre mir das eigentlich ganz gerne an. Aber ein Gespräch ergibt sich dort leider nicht. Man darf nicht vergessen, dass ich keine 25jährige Blondine mehr bin und vielleicht nicht so einen guten Marktwert mehr habe. Außerdem suche ich ja wirklich nur das Gespräch, und dafür ist es dort sowieso zu laut.

Gerade um die Ecke gibt es aber The Fraternal Order of Eagles. Das muss man für Deutsche erklären. Aus englischen Büchern oder Filmen kennt man ja die Clubs, wo alte Herren sich zum Scotch treffen und die Zeitung lesen. Dieses Clubleben ist abgewandelt auch in USA üblich. Ein Bekannter, Bob, hat mich manchmal dorthin mitgenommen, aber ich hatte schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm. Zwar sind im Eagles auch fast nur uralte Menschen, aber es ist richtig schön dort, und vor allem, man spricht miteinander. Und sie haben den besten Margarita in Port Orange zu einem unschlagbaren Preis. Da es ein Club ist, dürfen sie die Getränke billiger verkaufen, aber eben nur an Clubmitglieder.

Habe die Website genau studiert und dort steht, dass man zwei Mitglieder braucht, die einen empfehlen. Habe ich nicht. Die größere Hürde ist aber, dass man US-Citizen sein muss. Deshalb habe ich mich schon im letzten Jahr nicht getraut, dort um Aufnahme zu bitten, bin immer darum herum gekreist. In diesem Jahr auch. Anfang Februar dann kam ich mit jemand ins Gespräch, der gerade rausging und ich fragte nach. Sie sagten, ich solle einfach reingehen und mir ein Aufnahmeformular holen. Okay, aber nicht sofort. Kam gerade von einer Radtour und muss mich doch etwas in Ordnung bringen zuvor.

Ace of Spades

Und so wollte es der Zufall, dass ich ausgerechnet an einem Donnerstagnachmittag dort vorsprach, ohne zu wissen, dass es so ziemlich der am besten besuchte Tag ist, gibt es dann im Ace of Spades einen großen Jackpot zu gewinnen. Natürlich nur für Mitglieder. Auch an dem Tag habe ich mich nicht getraut und drei Männer angesprochen, die gerade hinein wollten, ob sie mich mitnehmen könnten. Ich kam rein und wurde sofort von Celine empfangen, die am Spieltisch saß, aber eben auch die Präsidentin ist. Wir füllten sofort zusammen das Anmeldeformular aus, als Empfehlung gab sie sich und ihren Mann an und ich sagte erst mal nichts davon, dass ich Deutsche bin. Zwar hört das sofort jeder an meinem Akzent, aber jeder nimmt an, dass ich eben aus Deutschland eingewandert bin. Ich zahlte 70 $ und bekam einen Termin zu einem „Interview“ und dann 14 Tage später einen Termin für die „Initiation“.

Rock-n-Roll

So konnte ich dann auch gleich am Freitag mit meiner vorläufigen Karte auftauchen, dem wirklich am besten besuchten Tag. Da spielt immer eine gute Band und es wird getanzt. An diesem Tag müssen die Mitglieder ihre Karten vorzeigen, dürfen zwar Freunde mitbringen, aber die zahlen 5 $. Diesmal war es eine Elvis Show und der Saal hat gerockt. Es war ziemlich alles besetzt, kein Plätzchen an der von mir beliebten Bar, aber an einem Tisch 3 freie Stühle. Ich fragte nach, man wartete auf Freunde, aber dann nickte der Herr und sagte, ja ich solle mich setzen. Und hatte damit meinen ersten Verehrer, Stan, gewonnen. 74, schwer gehbehindert und hört so gut wie überhaupt nichts, versucht aber alles, um mich zu gewinnen, obwohl wir eigentlich überhaupt nicht kommunizieren können. Dann kamen seine zwei Freundinnen, wirklich sehr nette Damen. Die eine ist 84 und war früher eine bekannte Golfspielerin.

Ja, was ist denn so besonders im Eagles? Das ist eben die Musik. Natürlich für die Amis auch das Spielen, es gibt jeden Tag eine Art Glückspiel, aber für mich ist es die Musik und das Tanzen. Wo in Deutschland gibt es einen Platz, wo die Ü70 zum Tanzen hingehen können? Und hier tanzt jeder, egal wie sehr er behindert ist. Bei schnellen Tänzen sind fast nur Frauen auf der Tanzfläche, bei langsamen kommen die Paare. Und natürlich habe auch ich mich getraut und ganz allein getanzt. Es war toll. Übrigens schätze ich den Altersdurchschnitt hier auf gut 70.

Und so traf ich auch meinen alten Freund Bob wieder. Von der zweijährigen Verstimmung sprachen wir nicht, erzählten fröhlich, was wir in dieser Zeit so alles erlebt haben und ein paar Tage später holte er mich stolz mit seinen neuen alten Porsche zu einem Drink ab.

Interview

Dann stand das Interview an. Ich habe mir das so vorgestellt, dass es etwa 5, 6 Personen sind, die aufgenommen werden wollen und wir werden zu unseren Lebensumständen befragt. Ob wir hinein passen. Aber nein. Es waren fast 50 Personen und tatsächlich alles Frauen. Es ist eben ein Ort, zu dem ältere Damen in Sicherheit gehen können. Wir mussten ein weiteres Formular ausfüllen und wurden dort auch gefragt, ob wir US-Bürger sind und zur Verfassung (und zum Präsident) stehen. Wenn nicht, warum. Also habe ich geschrieben, dass ich Deutsche bin, aber Hausbesitzerin ganz in der Nähe und einfach etwas Gesellschaft haben möchte. Sonst wurden wir nicht befragt, stattdessen wurden die Clubregeln erläutert. Aber auch nach diesem Interview wurden wir noch keine ordentlichen Mitglieder, sondern müssen 2 Wochen später noch die Initiation durchlaufen.

Es brannte mir aber doch die Frage auf den Nägeln, werde ich als Deutsche akzeptiert. Ich wollte nicht vor allen fragen, sondern zog danach Celine zur Seite, die meinte, ja, sie hätte nichts Gegenteiliges gehört. Zwei Tage später saß ich an der Bar und sprach mit Diane, der Schatzmeisterin. Sie meinte, achja, Sie sind also die Deutsche. Und ich wäre die erste Nicht-Bürgerin, die in den Club aufgenommen wird. Die Aerie in Port Orange hat über 4000 Mitglieder.

Initiation

Am Montag stand dann also die langersehnte Initiation an. Wir hatten schon gesagt bekommen, dass wir uns etwas bedeckt anziehen sollten, also keine Shorts und nackten Arme. Das Wetter spielte uns in die Hände, es war ein kühler Regentag. Wir sollten etwas früher dort sein und warten. Als ich reinkam saßen schon viele der Frauen am großen Tisch, aber ich wurde sofort von zwei Herren an ihren Tisch gezogen. Ich bin ja nicht untätig geblieben und habe schon einige Leute kennengelernt. Meist wird das Gespräch ja eben von der Tatsache ausgelöst, dass ich Deutsche bin. Bin dort schon bekannt wie ein bunter Hund. Die beiden Herren sind die Ehemänner von der Präsidentin und ihrer Vize, also bin ich dort genau in den richtigen Händen. Der eine, Mist, ich weiß seinen Namen nicht mehr, war in den 1970ern in Wiesbaden stationiert, im Camp Pieri, und er will unbedingt mal nach Deutschland reisen, um seiner Frau alles zu zeigen. Ich habe mich als Local Guide angeboten.

Dann wurden wir also zu der feierlichen Einweihung gerufen. Und feierlich war es, mein Gott. Eine Art von Altar war aufgebaut, eingerahmt von der USA-Flagge, eine Marienfigur war dort und eine Bibel, die feierlich aufgeschlagen wurde. Wir mussten alle stehen, es war fast wie ein Gottesdienst, der ja auch oft genug angerufen wurde. Zwei Damen wurden als Bespiele vorgeführt und lange, lange Texte von verschiedenen Personen verlesen. Dauerte fast eine halbe Stunde. Ich fürchtete schon, dass wir dann alle als Zweiergruppe drankommen, aber nein, danach wurde alle unsere Namen verlesen und wir waren damit aufgenommen. Natürlich nicht ohne die Nationalhymne und Hand auf die Brust. Ich mache da normal nicht mit, aber hier wollte ich nicht auffallen. Ich kann nun stolz sagen:

Ich bin ein Eagles

PS: Offiziell ist es nicht erlaubt, im Club Fotos zu machen und erst recht nicht von der Initiation. Aber von mir kann ich etwas anfügen.

Meine unendliche Klogeschichte

Kapitel 1

Ja, meine Toilette hier in Florida ist sehr niedrig. Das habe ich mir nicht so ausgesucht, das kam einfach so. Je älter man wird umso ungemütlicher ist es und man wünscht sich schon, das Becken wäre etwas höher, vom langen Zielen der Männer ganz zu schweigen. Aber deshalb eine neue kaufen und einbauen lassen, das wollte ich doch nicht. Wenn auch jeder denkt, „Villa“ in Florida, also reich, so ist dies eben doch nicht wahr und jeder Dollar, den ich ausgebe, zählt.

Aber nun war die Wasserspülung defekt. Floridas Männer können so etwas ja ganz schnell selbst reparieren, aber ich habe weder einen Floridamann noch einen Deutschen und ich kann das nicht. Also ist das doch der Anlass, gleich das Becken auszutauschen, wenn der Installateur eh kommen muss. Ich rief einen Fachhandel an, der wollte für das komplette Geschehen mit eigener Toilette 680 $ und wiesen gleich darauf hin, dass sie keine Garantie geben würden, wenn ich eine im Baumarkt besorge. Dieser Einbau würde dann 250 $ kosten. Plus eben eine Baumarkt-Toilette.

Also bin ich doch erstmal zum Lowe’s Baumarkt gegangen, um mich zu informieren. Habe ja keine Ahnung, was so was kostet. Und das war doch erstaunlich günstig. Ich fand einen netten Verkäufer, Mateus, und er war sogar einmal in Wiesbaden stationiert. Wir verstanden uns prächtig und er empfahl mir eine besonders hohe, die laut Schild 159 $ kosten sollte. Ja, gerne und auch die Installation wurde durch Lowe’s organsiert. Kostet zwar mit 275 $ ein wenig mehr als vom Fachhändler, aber die Toi war ja viel billiger.

Mateus rollte das WC für mich zur Kasse, ich bezahlte, er lud es noch in mein Auto. Die Installation lief einfach super, alles wurde toll mithilfe von SMS organisiert und 5 Tage später hatte ich endlich wieder ein eigenes Klo und brauchte nicht mehr das von meiner zweiten Heimat Goodwill zu benutzen. Schnell noch zu Lowe’s und ein neues Regal für hinters Klo gekauft, denn das alte passte nicht mehr zum höheren WC.

Kapitel 2

Das Becken ist nun 10 cm höher als das alte und ich merkte, dass es doch vielleicht ein Inch zu hoch ist. Denn meine Füße hingen nun beim Sitzen ein wenig in der Luft. Dann sortierte ich meine Rechnungen zum Abheften und stellte zu meinem Erstaunen erstens fest, dass ich nicht 159 $, sondern 189 $ gezahlt hatte. Durch das nette Gespräch mit Mateus war ich so abgelenkt, dass ich dies nicht bemerkte. Alles ist ja in einer Lowe’s App festgehalten und so drückte ich mal kurz auf den Knopf „Buy it again“. Und war ziemlich geschockt, dass man plötzlich nur noch 139 $ für die gleiche Toilette haben wollte.

Also Papiere eingepackt und ab zu Lowe’s. Mateus war da, meinte aber, ich müsse zum Customer Service. Die waren eigentlich nett und waren bereit, mir die Differenz von 50 $ auszuzahlen. Nur der Computer machte nicht mit. Etliche Kollegen wurden zu Hilfe gerufen und auch der Manager per Telefon, aber dann bekam ich mein Geld. Prima. Ich freute mich.

Kapitel 3

Zuhause aber schickte mich plötzlich ein dringendes Geschäft auf die Toilette. Naja, dafür ist sie ja da. Erledigt, Wasser spülen. Da kam die große Überraschung. Die hohe Toilette ist ja auch im Becken hoch und das Wasser reicht nur bis in den unteren Bereich. Die Scheiße, spreche wir es ruhig aus, liegt aber noch darüber. Und bleibt auch liegen. Da muss die Bürste kommen und richtig viel schrubben, damit alles weg geht. Das kann doch nicht sein. Also habe ich ein Video gemacht, mit Sirup statt mit Sch …, denn ich wollte die Leute doch nicht zu viel schocken.

Mateus war da und voller Verständnis. Wieder viele Telefonate. Aber kein Erfolg. Die Installation ist ja richtig ausgeführt worden. Ja, aber das Produkt hat doch einen Fehler. Schließlich suchten wir zusammen die Managerin auf, die irgendwo im Laden war. Eine recht junge Frau. Lange Diskussion. Ihr Argument u.a.: ist halt eine wassersparende Toilette. Jaja, die spart wirklich Wasser, wenn man für die gleiche Sache mindestens dreimal spülen muss. Es ging endlos hin und her, ich will euch das alles ersparen. Ihre Aussage war klipp und klar, das ist ein Billigprodukt und ich hätte mich vorher informieren sollen. Dafür hatte ich aber ein gute Antwort: Ich habe keine Ahnung von US-Toiletten, deshalb bin ich ja zu Lowe’s gegangen, um mich zu informieren, bin ausführlich beraten worden und habe schließlich die empfohlene Schüssel gekauft. Da hat sie dann doch aufgegeben und gesagt, ok, ich soll eine neue kaufen, die alte zurück bringen und ich bekäme WC plus Installation ersetzt. Mateus bot an, zu kommen und sie kostenlos einzubauen. Die Managerin schoß sofort dagegen, nein Sie arbeiten für Lowe’s, das dürfen Sie nicht.

Wir gingen zurück, um eine neue Kloschüssel auszusuchen, die mir Mateus natürlich auch wieder bis ins Auto brachte. Und mir dann ins Ohr flüsterte, dass er an seinem freien Tag natürlich kommen werde, um sie einzubauen.

Kapitel 4

Heute, Dienstag, soll Mateus kommen. Bin total aufgeregt, denn weiß nicht, ob ich wirklich darauf vertrauen kann. Samstag sollen Bekannte kommen und während der Bikeweek in meinem Haus wohnen, ich selbst werde in dieser Zeit eine schöne Tour machen. Da soll doch alles fertig sein. Eine Telefonnummer von Mateus habe ich nicht, aber unruhig wie ich bin, fahre ich zu Lowe’s und schaue, ob er dort ist. Nein. Schon mal gut. Um 11 Uhr kommt dann der erlösende Anruf, er ist auf dem Weg. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Er braucht in etwa die gleiche Zeit wie der Installateur zuvor, meine Toilette steht und ich kann das neue Regal wieder aufstellen. Hätte im Grunde nun eine andere Größe gebraucht, aber ist schon gut. Und die Sitzhöhe ist einfach perfekt. Ob aber auch die ganze Sch … weggespült wird, werde ich wohl erst morgen früh erfahren, aber es sieht schon mal gut aus.

Kapitel 5

Nun kommt aber der Moment, wo ich wieder zu Lowe’s fahren und die Erstattung anfordern muss. Wird das klappen? Ich parke direkt vor dem Eingang auf dem Feuerwehrstreifen (bitte schlagt mich nicht), hole mir so einen Helfer, und fahre das Ding hinein. Die Dame ist auch bereit, mir das Ko zu ersetzen, nicht aber die Installation. Ich verweise auf Amanda, die Managerin. Sie ist beim Lunch. Ich soll ein paar Minuten warten. Spaziere durch den Laden, gehe wieder zum Schalter und dort winkt man mir schon, ich soll unterschreiben. Ich bekomme also wirklich das ganze Geld zurück, bräuchte ja dann die neue Installation nicht zu bezahlen, aber werde doch dem hilfreichen Mateus am Donnerstag, wenn er wieder arbeitet, seinen Anteil bringen. Den hat er auf jeden Fall verdient.

Florida 2024

Ich sitze im Flugzeug nach Florida und schaue mir eine amerikanische Highschool Komödie an. Ob wohl es nicht ganz so mein Jahrgang ist gefällt es mir sehr gut, denn ich liebe einfach diese amerikanische Lebensweise. Ja, Marokko ist auch schön und war für viele Jahre ein wichtiger Bestandteil meines Lebens, aber richtig zuhause fühle ich mich nur in Florida. Natürlich gibt es den politischen Aspekt und der ist nicht ganz so in meinem Sinne. Aber die deutsche Politik ist auch beschissen, ja, so muss ich es ausdrücken. Aber neben der Politik gibt es noch den menschlichen Aspekt. Und da ist mein Herz einfach in Florida. Es ist viel mehr als nur das wunderbare Klima. Ich hasse die Kälte und würde es in Deutschland nur schwer aushalten. So lange ich arbeitete hatte ich ja keine Wahl. Aber die Arbeit hat ja auch von vielem abgelenkt und man hat das Wetter nicht so gespürt.

So viele Aspekte des täglichen Lebens sind einfach besser in Florida. Die herrlichen breiten Straßen. In Deutschland sehe ich fast nur noch Straßen, wo zwei Autos nicht mehr nebeneinander passen. In Florida ist Platz. Und nicht an jeder Ecke eine Überwachungsanlage. Und es gibt überall da, wo ich hin will einen Parkplatz. Mein Haus hat einen Carport, ich fahre bis zur Haustür und steige selbst bei Regen trocken aus. Ich habe ein Kayak und nur wenige Kilometer bis zu einem ruhigen Fluss, wo ich fahren kann. Und dann die Fahrradwege. Die sind einfach ein Traum. Ja, ich habe auch den Strand nicht weit weg, aber das ist für mich nicht so ein sehr wichtiger Punkt. Aber das Fitnesscenter, in dem ich Mitglied bin. Einfach super, mit großem Pool, Sauna und Jacuzzi, preiswert und wenn ich im Sommer weg bin kündige ich oder stelle es auf Freeze. Alles Optionen, die es in Deutschland nicht gibt. Genauso wie der Internetzugang, den kann ich auch im Sommer ausschalten, in Deutschland nicht. Sogar meine Autoversicherung kann ich ziemlich einfach für diese Zeit herunter schalten.

Ja, es gibt Nachteile. Aber eigentlich nur ein einziger, wirklich großer Nachteil. Und das sind die Hurricans. Ich habe mein Haus schon über viele Jahre. Am Anfang gab es ganz selten mal einen, nun gibt es mehrere pro Jahr. Und die Zeit, in der sie sich entwickeln, scheint auch ausgedehnt zu werden. Der zweite große Nachteil ist natürlich der weite Flug. Es wird der Tag kommen, an dem ich das nicht mehr kann. Vor dem graut es mir schon. Werde ich also zuerst das Haus wegen Hurricans verkaufen oder weil ich nicht mehr fliegen kann, ich weiß es nicht.

Aber ich weiß auch, dass es keine Alternative gibt. Kein Land in Europa existiert, wo mir das geboten wird, das ich hier habe. Asien, Thailand etc. könnte eine Alternative sein. Klimamäßig. Aber auch dahin ist es ein weiter Flug. Also kommt es auch nicht infrage, zudem war ich noch nie dort.

 

My Florida Pond

Hinter dem Haus habe ich einen Teich. Als ich 2001 das Haus kaufte nannte ich ihn gegenüber meinen Nachbarn Lake, also See. Das stieß sofort auf Protest, das ist kein Lake, sondern ein Pond! Also eher ein Teich. Ja, stimmt schon. Schon damals war nahe meinem Ufer viel Bewuchs, aber trotzdem war auch noch Wasser zu sehen und viele, viele Tiere gab es. Der Höhepunkt war ein Flussotter, der sich auf meiner Wiese sonnte.

Dann aber nahm der Bewuchs im Laufe der Jahre immer mehr zu und ich wurde der Sache nicht Herr. Damals war ich auch noch nicht so mutig, in ein Kayak zu steigen, das kam erst in viel höherem Alter. Von Wasser war eigentlich nichts mehr zu sehen. Das Problem ist, dass der Pond nicht der Stadt gehört, die ihn pflegen würde, sondern den einzelnen Anliegern. Also auch mir ein ganz schöner Happen.

Vor zwei Jahren dann gab es neue Nachbarn, Jim und Melanie. Die haben schwer geschuftet und auf ihrer Seite doch wieder schönes Wasser frei gelegt. Im letzten Jahr schaffte ich dann auch den Durchbruch zu ihnen, nun eben mit dem Kayak. Denn vom Ufer aus kann man nicht viel machen, und im verschlammten Teich kann man nicht stehen, er ist teils auch recht tief.

Als ich im Oktober zurück kam war natürlich etliches wieder zugewachsen, aber dennoch hat mich der Ehrgeiz gepackt. Seit Oktober habe ich versucht, jede übrige Minute (die nicht vom Radfahren in Anspruch genommen war), in den Teich zu stecken. Es ist eine mörderische Arbeit. Hohe Büsche wuchsen darauf, sie stehen auf schwimmenden Inseln, die Erde hat sich im Laufe der Jahre gebildet, und die haben unter der Erde sehr fest sitzende, schwimmende Wurzeln. Monate habe ich geschuftet, nur sehr kurz auch deutsche Hilfe gehabt, aber in der Hauptsache habe ich es völlig allein gemacht. Meine Nachbarn schauen zu, aber tätige Hilfe oder finanzielle Unterstützung, oh nein, die kommt nicht. Finanziell deswegen, weil es mich auch sehr viele Arbeitsgeräte gekostet hat, die immer wieder kaputt gingen. Aber ich habe alles mit meiner Hände Arbeit gemacht und ohne Chemie, darauf bin ich stolz.

In der letzten Woche hat es mich dann endgültig gepackt. Nur eine relativ kleine Insel war noch übrig, aber die hatte es in sich. Von Montag bis Freitag habe ich daran gearbeitet und war danach so etwas von fertig, dass ich richtig froh war, am Samstag auf eine Veranstaltung zu gehen, auf der ich meine Bücher präsentierte. Das ist Erholung dagegen. Und am Sonntag dann war es geschafft, alles erledigt. Mein Grundstück völlig, das vom rechten, sehr betagten Nachbarn zur Hälfte, und das vom linken, fitten und jungen, aber faulen, Nachbarn zur Linken ebenfalls zur Hälfte.

Und wer kam am Nachmittag? Sozusagen zur Belohnung? Ein großer ausgewachsener Flussotter schwamm übermütig durch den Pond. Leider so schnell, dass ich kein Foto machen konnte.

4-Finger Flight Formation

Das war mal wieder einer dieser Tage, die es wert sind, dafür zu leben. Meine Florida Zeit fing ja 1996 damit an, dass ich meinen Flugschein für Single Engine Maschinen gemacht habe und danach kam ich oft her, einfach um hier zu fliegen. Dabei lernte ich auch sehr liebe Menschen in der Spruce Creek Fly-In kennen, die aber leider nicht mehr hier vor Ort leben. Vor kurzem hielt ich dann einen Vortrag über die Biketrails in der örtlichen Bibliothek und erzählte dabei auch, wie es dazu kam, dass ich nach Florida kam. Und erzählte auch von der Fly-In. Was ich nie für möglich gehalten hätte, zwei Piloten aus dieser Community waren bei dem Vortrag. Und wir kamen auf den berühmten Samstag unter dem Baum zu sprechen.

In dieser abgeschlossenen Gemeinde mit eigenem Flugplatz leben ja auch sehr viele Piloten. Und die treffen sich jeden Samstag um 8 Uhr zu einem Briefing unter dem Baum, wonach es dann in die Luft geht. Das sind schon außergewöhnliche Piloten, nicht einfach nur Freizeitflieger, sie waren entweder bei einer Airline oder in der Air Force. Genießen nun ihre Rente und fliegen jeden Samstag los, zu dem berühmten 100 $ – Frühstück. Aber nicht einfach so. Viele machen Aerobatic, drehen sich also einfach mal so upside down, andere fliegen in Formation, was auch nicht gerade einfach ist.

Also habe ich Bob bei diesem Vortrag darauf angesprochen. Zwar hatte man mir schon oft gesagt, ich soll einfach mal samstags dorthin gehen und fragen, ob ich mitfliegen kann. Aber das ist nun gar nichts für mich, käme mir wie ein Bittsteller vor und hätte Angst, abgewiesen zu werden. Aber mit Bob als Referenz war das natürlich etwas anderes, schon am Gate brauche ich ja einen Namen, wo ich hin will, der Ort ist schwer bewacht.

Und so fanden sich dann auch viele ältere Herren, wovon mich einer mitnahm. Aber eben zu einem 4-Finger-Formationsflug. Das war schon toll. Die anderen Flugzeuge waren ganz nah, man konnte die Piloten genau sehen. Ein Traum. Wir flogen ins etwa 15 Flug-Minuten entfernte Umatilla, bekamen dort ein Courtesy Car und fuhren in den Ort zum Frühstück. Das ist mitten in Florida, im Cowboy-Land, keine Spur von dem touristischen Beach-Florida. Dann ging es zum Tanken und wieder zurück. So kommt es zu dem sprichwörtlichen 100 $ Frühstück.

Mason Jar, Umatilla

Coast to Coast Trail

This route from the Atlantic Ocean to the Gulf of Mexico is app. 250 miles. There is not a single trail with this name, but the route consists of several individual trails, each of which has its own name and the C2C uses all or just parts of it. I publish a guide about the bike trails in the East, many of them are part of the C2C.

http://www.bikingflorida.mobilunterwegs.eu/

Since so many people are constantly asking about this route and complete and current information is not so easy to find (I checked the internet for weeks) I decided to write a second book for Central Florida – West including navigation for the C2C. And yes, there is already a book about the C2C from Nanci Adler, I bought it, but was not impressed. It is just not what I need. I want precise information about navigation, what I didn’t find there, but it is a good book for sightseeing, if you are interested in your surroundings.

For this challenge it was necessary to go on a trip to the West. I know that the average C2C rider loads his bike with overnight luggage, even a tent, and off he goes. Other people like the comfort of an organized group, where the luggage is transported to each overnight accommodation.

I decided to do it my way. The East I didn’t have to explore, since I know all the trails and they are already in my book. But I had to explore the gaps. The Orange County gap I could check on an earlier trip to Lake Apopka, so this tour started in Groveland.

Groveland – Brooksville Gap

The biggest challenge is the gap between Groveland and Ridge Manor. In the internet I found https://ridewithgps.com/, where several riders tracked their alternative routes north and south of the direct SR 50. Since I didn’t sign up to this app I couldn’t use it. To find these routes is extremely difficult, they use little rural roads and you always have to turn right or left. The southern route through Green Swamp might be really nice, but not easy to navigate, more easy to get lost, and a part is not paved with even some sandy stretch.

I decided to check out the direct route along SR 50, and I decided to do this with my car because of security concerns. There is construction in progress, and I would say, maybe a year from now, this will be the perfect and shortest connection, of course not the most beautiful along a busy road and so in my book I’ll just talk about this connection. Maybe the best day to take this adventure is Sunday morning, with less traffic.

I had a nice encounter there. Just a couple of miles into the gap I saw a lonely rider on the narrow shoulder, intimidated by the many heavy trucks passing him. I stopped, we talked, and I did load his bike on my rack and deposited him to Ridge Manor Trailhead. He was thankful. But hopefully soon every rider can take this trail safely along SR 50, from Ridge Manor on it is already done.

I stayed overnight in East Brooksville near the Ridge Manor Trailhead because I knew the hotel Days Inn already from a former trip, and could check out the construction of the new trail connecting the Good Neighbor to SR 50.

My way to check out the trails is, that I look for several place to stay overnight close to the trails and park my car there, so my next night was near Lutz Lake Fern Rd. It was not very close, but sometimes it is just not easy to find something close to a trail. Hotels mostly never, AirBnB is the better choice. First day I checked out the Starkey trails, always have to ride it back and forth, next day Pinellas north, then I moved car with luggage to Largo. This time I had a much better location, the Pinellas was just a few feet away. So I could stay there 4 nights and ride all the trails in the area, I need for my book. The weather was not perfect, for Sunday thunderstorms were in the forecast, but after lunch it dried out a little and I wanted to see how far I could go without getting blown away or soaked. It was 21 miles to Demens Landing, and of course 21 miles back. And I made it! With this stage I had finished checking out the C2C, but fortunately I had a few more days to explore more trails in this beautiful area.

Now I’m back home and tied to my computer, because I want to finish this book as soon as possible. The print version is hopefully done before I go back to Germany in April, but later this month the e-Book with detailed description of the C2C and the trails in the West will be ready to order from my website:

http://www.bikingflorida.mobilunterwegs.eu/

Pinellas Trail Clearwater – St Pete

Eine Kaltfront mit Stürmen und Gewitter war angesagt. Ab Mittag soll es vorbei sein, nur ab und zu Schauer. Voller Ungeduld schaute ich zum Himmel, und fuhr los, sobald es etwas trocken wurde. 21 Meilen, 34 km, hin und das gleiche wieder zurück ist schon viel für mich, und ich will ja auch nicht durchnässt werden. Also war der Plan, so lange zu fahren wie es geht, unterwegs nach Parkmöglichkeiten Ausschau zu halten, um dann am nächsten Tag mit dem Auto dorthin und mit dem Rad weiter. Viel schöner wäre es natürlich, wenn ich durchkäme.

Ganz besonders schön war auf halbem Wege die fast 1 km lange Überquerung der Boca Ciega Bay auf der Bayou Bridge, die eigens für uns Radler gebaut wurde. Aber immer weiter radeln, immer weiter. Und der Himmel machte mit. Es gab keinen Regen mehr, ich kam bis ins Zentrum von St. Petersburg und zur Demens Landing am Golf von Mexiko, dem westlichen Beginn der Coast to Coast Trails, der ja auf meiner Floridaseite bei Titusville endet. Ein paar Fotos gemacht und nichts wie zurück. Hungrig war ich danach zwar, aber müde nicht.

Pinellas Trail bis Clearwater

Ich habe für nächste Woche wieder einen Vortrag geplant, diesmal über die Unterschiede zwischen Florida Trails und den europäischen Radwegen. Ein großer Unterschie ist, dass es in Florida meist durch die freie Natur geht und nicht wie in Europa Essen und Trinken entlang des Weges verfügbar sind. Alles ist vorbereitet.

Und dann komme ich zum Pinellas Trail. Ausgerechnet auch noch an einem Wochenende. Wirft meinen ganzen Vortrag über den Haufen. Was hier abgeht ist unglaublich, und ich meine es in einem positiven Sinne. Erinnert mich ein wenig an Frankfurts Mainufer. Alles was Laufen und Radfahren kann ist an der frischen Luft, der schöne breite Weg voller Menschen, nette Restaurants wechseln sich ab mit kleinen Brauereien, von McDonalds und anderen Fastfoodketten keine Spur.

Der ganze Trail ist 75 km lang, gesicherter Radweg mit vielen Kreuzungen, wenn es große Straßen sind mit Fußgängerbrücke, wenn es kleinere sind mit Überwegen, die auf Knopfdruck durch ein Blinklicht gesichert sind. Und während im übrigen Florida Autofahrer sich absolut nicht um uns arme Radfahrer scheren, uns oft auch zu Tode fahren, ist es hier am Pinellas völlig anders. An meinem Geburtstag im Jahr 1990 wurden die ersten 5 Meilen eröffnet auf einem stillgelegten Bahnkorridor und seitdem entsprechend ausgeweitet. Der Weg führt mitten durch die Orte und wird sehr stark genutzt. Deshalb haben sich die Autofahrer hier in den 30 Jahren daran gewöhnt, sind sehr viel sorgsamer und stoppen schon vor dem Trail, um vorsichtig zu schauen, ob sich ein Radler oder Fußgänger nähert.

Aber auch wir Radfahrer müssen vorsichtig sein, weil einfach so viele Menschen unterwegs sind. Das Highlight der Strecke geht über 15 Meilen von Tarpon Springs über Dunedin bis nach Clearwater, dort bleibt keiner hungrig und durstig, ein Lokal am anderen, und alle hübsch. Manchmal gibt es sogar Musik, und der einsame Musiker am Uhrenturm in Dunedin ist auch mit dem Rad angereist. Ganz witzig auch das Kafe Racer. Das ist ein Bike Shop (ein Geschenk des Himmels, falls unterwegs was am Rad kaputt geht), aber dazu gibt es ein schönes Café, wo man auch im Garten sitzen kann.

Ich habe den Trail in mehreren Etappen gemacht, was aber auch bedeutet, ich muss jeweils hin und zurück die gleiche Strecke fahren. Ab und an habe ich meine Unterkunft gewechselt und bin zuletzt in Largo untergebracht. Dazu muss man sagen, dass es irgendwie doch gut ist, dass es inzwischen AirBnB gibt, also Privatunterkünfte, die man über eine Internetseite buchen kann. Wäre ich allein auf die Hotels angewiesen würde ich meist nichts am Rande der Trails finden und auch viel mehr zahlen. Aber mein Zimmer in Largo ist tatsächlich nur 100 m vom Pinellas Trail entfernt. Am Anreisetag hatte meine Radtour hier geendet, musste natürlich zurück, um das Auto zu holen, aber am nächsten Tag standen dann die 21 Meilen nach St. Petersburg auf dem Plan. Natürlich auch zurück!

Old Florida

Wenn ich einen Biketrail fahre geht es mir nicht nur ums Fahren, um den Sport. Ich will etwas entdecken, Natur erleben oder auch sonst was Schönes. Gestern und heute ist mir das auf jeden Fall gelungen. Die Straße SR 50 war ja nun wirklich kein Vergnügen, vierspuriger Ausbau mit heftigem Verkehr bzw. noch zweispurig, aber im Bau begriffen. Da auf dem schmalen Randstreifen zu fahren ist kein Vergnügen. Radler haben sich deshalb Alternativen ausgedacht und eine davon wollte ich gestern erkunden. Bin nicht sehr weit gekommen, aber habe auf dem Weg etwas sehr Schönes entdeckt, eine Erinnerung an das alte Florida. Ein noch super erhaltener Richloam General Store, General im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gab da wirklich alles. Zum Weinen die Preise fürs Benzin damals. Und dazu eine richtig nette Bedienung. Da muss der Radler doch mal stoppen.

Heute war es aber auch nicht schlecht. Ich kam zum Starkey’s Market. Eine sehr weitläufige Farm, auf der die Rinder herumlaufen, hat sein Grundstück genutzt und noch einen Laden und ein Restaurant dazu aufgemacht. Auf der weitläufigen Wiese kann man dann unter der Stromleitung gemütlich sein Bierchen trinken, das man sich auf der langen Fahrt verdient hat.

Und noch ein paar Kilometer weiter dann grüßt die Natur. Auf einer weitläufigen Fläche wurde ein Schutzgebiet für die Gopher Schildkröten abgegrenzt. Zwar habe ich die andernorts auch schon gesehen, aber nie so viele und sie waren auch überhaupt nicht scheu.