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Reisebericht

Fahrt nach Diama

Da ich die Hoffnung auf mein Gepäck noch nicht ganz aufgegeben habe, bleibe ich noch einen weiteren Tag im Hotel, nutze ihn aber mit einer Informationsfahrt nach Diama, damit er nicht ganz verloren ist. Es sind etwa 250 km bis dorthin und ich will natürlich auch am gleichen Tag zurück. Meine Infos besagen, dass der Zustand der Straße katastrophal ist, und daher war ich angenehm überrascht, dass die aus Nouakchott führende RN 2 ganz offensichtlich neu geteert ist. Aber genau deshalb fahre ich ja auch hier, um den aktuellen Zustand herauszufinden. Also ganz bis ans Ziel hat die tolle Straße nicht gereicht, aber wer es genau wissen will muss bis auf das Erscheinen meines Führers im Herbst warten. Am Hotel holte mich Ahmed ab, ein Guide, der für Idoumou arbeitet, denn er selbst ist ja viel zu müde, muss er doch täglich nachts bis um 4 Uhr auf dem Flughafen sein, um auf meine Koffer zu warten. Am Morgen kam zumindest der kleine, unwichtige. Kleidung, Geld und Medikamente sind weiterhin nicht existent.

Idoumous Sohn Mohammed chauffierte den Pickup, der schon komplett mit der Ausrüstung für unsere kommende Tour beladen war (ob sie jemals kommt?). So schnell kamen wir nicht aus der Stadt raus, denn die Beiden hatten immer noch irgendetwas zu besorgen. Als sie mich an einer Tankstelle im Wagen warten ließen, stürmten einige Jungs den Wagen, um mir Pfefferminze zu verkaufen oder zumindest ein paar Münzen zu erbetteln. Kurzerhand griff ich zur Kamera und knipste sie. Zunächst wehrten sie ab, aber dann zeigte ich ihnen die Bilder. Sie waren begeistert und schnitten alle möglichen Grimassen, nur um dann das Foto zu sehen.

Von der Fahrt gibt es nicht viel zu berichten, es ist nur eine richtige Ansiedlung, Tiguent, auf der Strecke, dazwischen aber sind viele Streusiedlungen mit weit auseinander liegenden Hütten. Die Menschen hier haben keinen Stromanschluss, aber zumindest gibt es eine Wasserleitung, die sauberes Trinkwasser transportiert, dass dann aber an Brunnen geholt werden muss. Nach 150 km verließen wir dann die Rosso-Straße und bogen in Richtung Naturpark Diawling und Senegal-Staudamm Diama ab. Auf der ganzen Fahrt gibt es natürlich wie in Mauretanien üblich viele Polizeikontrollen, und jeder möchte alle Personalien langsam und sorgfältig aufschreiben. Deshalb haben Landeskenner natürlich das sogenannte Fiche, ein Zettel, auf dem die verlangten Angaben bereits aufgedruckt sind. Das muss man sich vor der Reise zusammenstellen und vielfach kopieren. Das spart sehr viel Zeit.

Auch am Eingang zum Park Diawling muss man ein solches Fiche abgeben. Die Piste zur Grenze nach Senegal bei Diama verläuft durch diesen Park und so muss auch jeder diese Gebühr zahlen. Aber nachdem Ahmed erklärte, dass ich Reiseführer schreibe, hat man nicht nur auf die Gebühr verzichtet, sondern mich gleich zur Rangerstation geschickt. Dort erhielt ich Erklärungen, ein Buch über die Vogelwelt in diesem Park und wir drei wurden auch noch zum gemeinsamen Mittagessen mit den Angestellten eingeladen. Und mit den Katzen.

Wer aber in etwas ordentlicherer Umgebung essen und vielleicht sogar schlafen will dem kann ich nur die hervorragende Unterkunft in der Rangerstation empfehlen. Vier Bungalows mit hübschen, sauberen Zimmer und neu gefliesten Bädern, selbst eine Klimaanlage gibt es. Ich möchte wirklich gerne mal länger hier bleiben und auf einer geführten Tour die herrliche Tierwelt kennenlernen. Warzenschweine kreuzten ständig unseren Weg, einmal sauste ein Affe über die Straße, Vögel gibt es zuhauf, aber wer mehr sehen will darf nicht so durchrasen, wie wir es tun.

Dann erreichten wir Diama. Das ist nicht etwa ein Ort, sondern wirklich nur der Grenzübergang bzw. der Beginn der Staumauer. Will man ausreisen, so muss man diesseits drei Stationen ablaufen, um die mauretanischen Formalitäten zu erledigen, dann geht es 700 m über die Staumauer und am anderen Ende warten dann die Senegalesen. Aber wir wollten ja nicht rüber, ich hätte mir nur gerne mal den Damm angesehen. Wir parkten und gingen zum ersten Posten, der Gendarmerie. Der Polizeichef kam sofort herbei, war super freundlich, erklärte alle Prozeduren und schickte mich weiter zur Douane. Ein ganz junger Beamter empfing mich und weckte dann seinen Chef aus dem Mittagsschlaf, auch der sehr freundlich. Nun soll ich weiter zur Polizei gehen. Aber der Beamte war zwar freundlich, aber bestimmt und meinte, weiter geht es nicht. Sperrgebiet bzw. nur für Ausreisende. Also ehrlich, ich verstehs. Also spazierten wir wieder zurück. Ich war überrascht, wie entspannt es hier zugeht und es waren auch nur wenige Grenzgänger da. In Rosso sieht es da schon anders aus, aber das ist ja auch eine große Stadt. Ich kann also jedem Touristen nur zu diesem Grenzübergang raten.

Da ich Rosso schon kannte fuhren wir auf dem gleichen Weg zurück. Aber so unglaublich es ist, nun bin ich schon drei Tage in Mauretanien und habe immer noch nicht den speziellen Tee zu trinken bekommen. Ahmed schien es zu ahnen, er hatte ja eigentlich sogar Material zum Teekochen mitgenommen, aber dann entschied er, das Restaurant Modern (!) in Tiguent zu besuchen, dem einzigen Ort an der Strecke. Ich glaube modern würden es selbst meine marokkanischen Freunde nicht nennen, nein, es ist ganz im traditionellen Stil gehalten. Das bedeutet ein Karree mit Zeltdach, unten ein Mäuerchen, vielleicht um Krabbeltiere abzuhalten, darüber aber alles offen, damit der Wind durchziehen kann. Die Schuhe lässt man vor dem Zelt und lagert sich auf die Teppiche und Matten. Am Rande steht ein großer Suppentopf, darin garen Ziegenschenkel im Salzsud, von der Chefin ständig umgerührt, der lebende Fleischnachschub wartet hinter dem Zelt, und ein junger Mann bereitet unablässig Tee zu und verteilt ihn dann in winzigen Gläschen. Wir hatten uns ja bei den Rangern an Fisch mit Reis gelabt, so tranken wir nur Tee. Der echte, so wie man ihn zu Hause macht. In Marokko würde man sagen, nicht so wie in Touristenlokalen, aber die gibt es hier ja sowieso nicht. Ich konnte auch gut Fotos machen, die Menschen hier sind nicht so scheu.

Zurück in Nouakchott kaufte ich mir zunächst noch zwei von diesen luftigen Kleidern, denn es stellt sich immer mehr heraus, dass mein Koffer nie eintreffen wird.

Nouakchott

Nachdem mein Gepäck nicht da ist können wir nicht auf unsere Tour aufbrechen und müssen warten, was sich heute Nacht tut. Ich kann kaum zählen, mit wieviel Menschen Idoumou deswegen heute am Telefon gesprochen hat. Er will ihnen Dampf machen. Glaube zwar nicht, dass es einen Unterschied macht, aber egal. Sieht so aus, als sei ein Koffer schon gleich in Frankfurt hängen geblieben, der andere hat es immerhin bis nach Casablanca gebracht. Und angeblich sollen heute Nacht beide kommen. Ich glaube es jedenfalls noch nicht. Da ich in der Nacht ohne mein Melatonin absolut keine Minute geschlafen habe, habe ich mir in der Apotheke ein leichtes Schlafmittel gekauft, aber noch wirkt auch das nicht.

Um den Tag wenigstens etwas zu nutzen sind wir in der Nähe geblieben. Zunächst habe ich Idoumou Geld wechseln lassen. Hier hat es ja kürzlich eine Geldumstellung gegeben und der Ouguiya (MRU) verlor eine Null. Es wurden neue Geldscheine ausgegeben, die alten sind wertlos, und das Chaos ist komplett. Aber da ich die neuen noch nicht kannte und wusste, wie gerne man den unwissenden Touristen die alten andreht, habe ich das lieber Idoumou machen lassen und für 100 Euro 4.000 Ouguiya bekommen. Wenn man auf dem Markt nach Preisen fragt bekommt man meistens noch den alten gesagt und es ist nicht so leicht, sich da zurecht zu finden.

Dann besichtigten wir die Auberge Sahara. Das war immer eine Institution für alle Traveller in Nouakchott. Der Mitinhaber Aurélien war sehr engagiert und half auch bei allen Fragen. Doch hier zeigt sich schon der krasse Wandel, den die Hotelszene in Mauretanien in den letzten Jahren genommen hat. Der Einbruch im Tourismussektor hat seine Spuren hinterlassen. Die alten Treffpunkte der Reisenden existieren nicht mehr, die Inhaber mussten sich etwas Neues suchen. Das sieht man vor allem am Menata, über Jahrzehnte eine feste Institution. Es wurde aufgegeben. Auch die Auberge Awkar wurde abgerissen. Aber das Sahara ist noch da. Es heißt nun Le Sahara, wurde renoviert und hat im Erdgeschoss 7 Zimmer, drei davon mit privatem Bad, für die anderen gibt es ein ordentliches WC und Dusche, Wasserboiler vorhanden. Aber der nette Aurélien ist weg. Dennoch kann man die Auberge empfehlen, es ist sauber und im Hof ist die nun einzige Campingmöglichkeit der Stadt.

Noch immer da ist aber Nicola. Er hat vor der Stadt die Strandanlage Les Sultanes. Früher mit sehr primitivem Klo, heute wurde das neu gebaut, es gibt einen sauberen WC, aber das Wasser wird nur auf Verlangen bzw. wenn Camper da sind, angestellt. Dies sind nun wirklich die einzigen Campingmöglichkeiten, die Nouakchott noch hat. Ansonsten müssen Reisende in Hotels gehen. Das Les Sultanes hat noch immer ein gutes Restaurant, hier kann man echt preiswert Fisch essen, zum Beispiel dieses große Prachtstück für 400 Ouguiya, also 10 Euro. Für den kleinen Hunger gibt es nun auch Hamburger, aber der hat mich nicht überzeugt. Überraschenderweise ist es heute absolut nicht heiß, es weht eine angenehme Brise und ich höre, dass der Juli in Mauretanien im Gegensatz zum Mai und Juni ein angenehmer Monat ist. Neben einigen mauretanischen voll bekleideten Familien liegt auch eine Europäerin in ziemlich knappem Bikini am Strand, ein Anzeichen dafür, dass es hier absolut sicher ist.

Inzwischen kann man schon nicht mehr sagen, dass ich müffele, es stinkt zum Himmel. Ich muss mir dringend etwas wegen meiner Kleidung einfallen lassen. Also setzt Idoumou mich am Markt ab und ich schaue zunächst nach Unterwäsche. Ohweia, das ist nichts für mich. Alles Kunststoff und das in der Hitze. Die sehr mickrige Qualität wird aufgewogen von exorbitanten Preisen, ein schrecklicher Kunststoff-BH ohne jeden Halt soll 2500 MRU kosten. Okay, nach Handeln geht er runter auf 800 MRU, aber 20 Euro für das Teil, nein, dann lieber weiter stinken. Bei den Unterhosen das gleiche. Anders sieht es aus bei der Kleidung. Zwar liegen an den meisten Ständen Melahfas in allen Regenbogenfarben aus, aber das hilft mir nicht, denn erstens kann ich es nicht drapieren, zweitens nicht damit laufen und drittens muss man noch was unterziehen. Doch dann umkreisen mich die Straßenhändler mit Armen voller einfach zusammengenähter luftiger Kleider. Das ist doch genau, was ich suche und ich bekomme ein nettes Teil für nur 200 MRU.

Zurück im Hotel mache ich mich nackig, wasche Unterwäsche und schweißdurchtränktes Kleid mit Shampoo, presse es im zusammen gerollten Handtuch so gut es geht aus, hänge alles irgendwo im Zimmer auf und springe unter die Dusche. Oh wie tut das gut, auch wenn das Wasser immer noch nur kalt tröpfelt. Ich hülle mich in mein neues Gewand und versuche auf meinem runden Prachtbett zu schlafen anhand dieser komischen Pillen. Was aber nicht klappt. Also setzte ich mich an den PC und schreibe alles auf.

Mauretanien 2019

So richtig gut hat die Reise ja nicht angefangen. Und irgendwie habe ich mich auch nicht richtig darauf gefreut. Diesmal wollte ich fliegen und die ganze Programmgestaltung und Durchführung meinem Gewährsmann Idoumou überlassen. Schließlich ist er derjenige, der viele Touren mit Touristen durch sein Land macht und so weiß er, welche Strecken die wünschen. Als ich den ersten Reiseführer über Mauretanien 2007 herausgab, war die Ausgangslage ja eine andere. In der marokkanischen Westsahara war das Gebot, ab Dakhla nur im Konvoi zu fahren, aufgehoben worden, und auf der mauretanischen Seite war die Straße von der Grenze bis Nouakchott frisch geteert worden. Deshalb fragten etliche Wohnmobilfahrer, die im marokkanischen Süden um Dakhla überwinterten, nach Informationen, um ihre Fühler auch nach Mauretanien auszustrecken. Also schrieb ich ein Buch nur über Asphaltstraßen. Doch dieser Wohnmobil-Traum wurde schon im Dezember zunichte gemacht, als am Weihnachtstag fünf Franzosen überfallen wurden und vier ihr Leben lassen mussten. Daraufhin wurde die Rallye Paris-Dakar abgesagt und der Tourismus in Mauretanien war tot. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es auch noch weitere Probleme gab und der Osten des Landes nicht als sicher galt.

Bei der zweiten Auflage 2013 war dann die Lage ein wenig besser und ich fügte auch für die Geländewagenfahrer zwei schöne Pisten zu. Nun im Jahr 2019 sieht es ganz anders aus. Endlich hat Mauretanien seine Probleme in den Griff bekommen, die Sicherheitslage hat sich so weit gebessert, dass selbst die deutsche Botschaft sagt, man kann in das Gebiet nahe der Grenze zu Mali im Osten reisen und die Traumstrecke Chinguetti – Tichitt – Oualata wird damit zugänglich. Und die zeitweise stark überteuerte Visumsgebühr wurde auf 55 Euro gesenkt, nicht ohne meine tätige Mithilfe. Die Wohnmobilfahrer sind weitgehend verschwunden, nur sehr abenteuerlustige Menschen wagen sich noch hierher, gibt es ja auch wenig Infrastruktur für sie, aber für die Geländewagenfahrer wird Mauretanien wieder sehr interessant, ist doch Marokko so ziemlich zugeteert. Deshalb habe ich nun vor, mit Idoumou diese schöne, mehrtägige Strecke zu fahren und möchte sie in mein Buch aufnehmen.

Am Freitag um 18:40 sollte es also von Frankfurt aus losgehen. Vorher hatte ich mein Gepäck vorbereitet. Viel Kleidung brauche ich ja im heißen Juli nicht, aber sonst hat sich etliches angesammelt. Das Bordcase ist hauptsächlich mit meinen alten Reiseführern voll, ich will jedem Herbergsvater einen schenken. Dazu sollten wichtige persönliche Gegenstände kommen, die man so braucht, und mein Laptop. Der große Koffer war voll mit meiner wenigen Kleidung, einer Mini-Kaffeemaschine (wie soll ich sonst die Wüste überstehen), einer großen Tasche mit Geschenken für Idoumous Familie. Und damit war er voll. Aber ich hatte immer noch einen weiteren Beutel mit wunderschönen Babysachen auf dem Boden liegen und auch eine Tüte Bonbons. Wie soll ich das nur machen. Zwar darf ich mit Royal Air Maroc zwei Koffer einchecken, aber ich muss die schweren Dinger doch auch noch zum Flughafen karren, zwei Koffer plus Handgepäck und Handtasche, das schaffe ich nicht. Kurz vor der Abfahrt fiel mir dann die Lösung ein. Laptop in einer Umhängetasche und das Bordcase mit Kindersachen so weit wie möglich aufgefüllt und einchecken. Das ist die Lösung, das ist die Obergrenze, was ich mitnehmen kann.

Ich kam auch gut an und gab meine Koffer ab. Aber dann verzögerte sich der Abflug. Gut eine Stunde. Dabei habe ich in Casablanca doch nur 1:15 Stunde zwischen den Flügen. Ob ich das noch schaffe? Habe zur Sicherheit schon mal Abdou Bescheid gesagt, im Fall ich strande in Casa, da findet er immer eine Lösung. In Casa dann Hetze bis zu meinem wirklich weit abgelegenen Gate. Auf der Hinweistafel hatte ich aber schon gelesen, dass auch dieser Flug später abgehen soll, und von Idoumou hörte ich später, dass die Maschine extra gewartet hat, weil es mehrere Umsteiger gab. Um halb drei Uhr morgens Ortszeit kamen wir dann auf dem neuen Flughafen von Nouakchott an, weit draußen, denn der alte in der Stadt wird zugebaut. Und wie versprochen war Idoumou so ziemlich der erste Mensch, den ich sah. Der Service, den er mir bot, gilt aber nicht nur der Reiseführer-Autorin, den kann jeder buchen. Man gibt ihm vorher seine Daten durch, er regelt bereits vorher alle Formalitäten, das kostet natürlich etwas. Aber dann zieht er mit Pass und Visagebühr los an allen Schlangen vorbei und im Nu waren wir durch den VIP-Ausgang an der Gepäckausgabe.

Das Band drehte sich, und drehte sich, hunderte Koffer kamen, aber meine nicht. Wir warteten bis zum bitteren Ende, aber nichts. Und wir waren nicht allein. Etliche Koffer waren nicht mitgekommen, es ist also kein seltenes Phänomen. Aber zaubern kann auch Idoumou nicht und wir wurden vertröstet, morgen Nacht sollen die beiden Koffer kommen. Inch’allah! Idoumou brachte mich also in ein Hotel, das er für mich gebucht hatte und er hat sogar eine Suite bestellt. Die hat den Vorteil, dass im Badezimmer eine große Schachtel steht mit Zahnputzzeug und Kamm, so wichtige Gegenstände für mich nun. Er meinte, nun solle ich erstmal schlafen, am Morgen gehen wir dann Wäsche kaufen.

Schlafen! Wie soll ich das bloß machen. Da hilft auch keine Übermüdung, da hilft nur das Schlafhormon Melatonin. Und das ist im Bordcase, das ich ja kurzentschlossen eingecheckt habe. Mit noch drei anderen Mitteln, die ich eigentlich unbedingt täglich brauche. Und meiner ganzen Kleidung. Wenn die Koffer nicht kommen weiß ich nicht, wie ich die Tour durchführen soll.

Aber reden wir von den positiven Dingen. Die Suite ist groß und gemütlich, wenn man sich die Installationen auch nicht zu genau anschauen sollte. Das Duschwasser tröpfelte kalt, aber vielleicht lag das an der Uhrzeit. Die Klimaanlage ist laut, aber bei der Landung waren es nur 20 ° Grad, das geht auch ohne. Die beiden Fernseher haben nur arabische Sender und mein Buch ist ausgelesen. Bleibt als einziges das Internet, das aber gut geht. Wenn die Sachen kommen und wir starten können, dann werde ich in der nächsten Zeit weder so fürstlich wohnen, noch Internet haben mitten in dem Sandkasten.

Es ist jetzt 7:50 in Mauretanien, 9:50 Uhr in Deutschland und ich habe keine Minute geschlafen. Also gehe ich schnell mal vors Haus, um euch ein paar erste Fotos zu machen, von der Luxusstraße, in der mein Hotel liegt. Als ich zurückkam wollte ich mir einen Kaffee kochen, Warmwasserbereiter und Kaffepulver sind ja da. Aber wir wären nicht im Mauretanien, wenn das geklappt hätte. Zu dem schönen Wasserkocher gehört ein Stecker, der vielleicht irgendwo in Afrika passt, hier jedenfalls nicht.

Von Zagora nach Nekob

Der Tag vorgestern war furchtbar. Ein Tag, an dem ich nichts zu tun hatte und keine Leute zum Reden fand. Ich scheine tatsächlich eine ziemliche Quasselstrippe zu sein und wenn kein Opfer da ist werde ich unzufrieden. Abdou hatte mich gebeten, ein neues Hotel zu testen, das 14 km außerhalb von Zagora liegt. Zu weit, um meinen Aufgaben in Zagora nachzugehen, zu nah, um eine Tagestour daraus zu machen. Also kam ich schon kurz vor Mittag in Beni Zoli an. Das Hotel Riad Al Haoudaj ist auf den ersten Blick hübsch, eine massive Anlage mit blühendem Garten und einem Pool mit Sonnenliegen. Die 10 Zimmer sind geräumig, wenn auch spärlich möbliert, WC und Dusche jeweils hinter einer eigenen Tür. Der Fernseher eine Überraschung, empfängt er doch Satellit und hat bestimmt 1000 Programme. Wenn man einfach nur weiter klickt, findet man nie ein deutsches Programm, als ich aber ARD in die Suche eingab gelangte ich zum deutschen Bereich und fand viele Sender, die mir dann noch sehr nützlich waren. Denn das Hotel bot ansonsten absolut nichts. Am Pool konnte ich nicht liegen, es war zu windig. Ein Spaziergang nach Beni Zoli zeigte sich als absolut ereignislos, und das junge Mädel an der Rezeption war alles andere als gesprächig. Und das Abendessen konnte man vollkommen vergessen. Aufgetragen von einem schweigsamen Mann, den ich eher für den Gärtner gehalten hätte brachte er mir ohne je zu fragen was ich wollte eine riesige, völlig geschmacklose Salatplatte, stellte sie sofort zum Essen vor mich statt in die Mitte, wo man sich dann löffelweise bedienen konnte und erinnerte sich erst nach einiger Zeit, mir auch ein Tellerchen Mayonnaise zu bringen, die ich aber dankend ablehnte. Das Tajine mit Pflaumen, immerhin mein Lieblingstajine, enthielt reichlich Fleisch und ein paar verlorene Pflaumen, aber auch hier kein Geschmack. Wirklich der einzige Lichtblick war der Besitzer Ahmed, Präsident des lokalen Tourismusverbandes, der extra anreiste, sich zu mir setzte und mir noch einige wichtige Hinweise zur Region gab. Die Nacht erwies sich dann als ziemlich schädlich für meinen Rücken, denn das Bett, das mit unzähligen Kissen hübsch dekoriert war, hatte zum Schlafen eben diese sehr dicken, sehr harten Kissen, auf denen ich nicht liegen konnte. Mein Rücken tat sehr weh, ich schlief kurz ein, wachte immer wieder auf und die einzige Möglichkeit war schließlich, alle Kissen raus zu werfen und mit zusammen gefalteten Kleidungsstücken ein kleines Kissen zu bauen. Aber ganz ehrlich, in dieses Hotel schicke ich meine Kunden nicht.

 

Ich war richtig froh, am nächsten Morgen weiter zu fahren und mich endlich wieder an die Arbeit zu stürzen. Mein Ziel war Nekob, nicht allzu weit entfernt. Doch man kann auch aus einer kurzen Strecke viele Kilometer machen. Ahmed, der Präsident, hatte mir gesagt, es sei eine direkte Verbindung nach Nekob im Bau, zunächst Asphalt, dann Piste. So etwas interessiert mich. Ich fuhr also los, fand tatsächlich die ersten 22 km sehr schön asphaltiert, aber die dann folgende Piste war doch sehr schlecht. Bauarbeiten waren noch nicht im Gang und ich kehrte nach wenigen Kilometern zurück und folgte zunächst der neuen Straße durch den weitläufigen Palmenhain des Dra. Diese ist zwar gut, aber windet sich in unendlichen Kurven durch die Dörfer, Kinderscharen radelten zur Schule und in einem Dorf war eine mobile Krankenstation von ehrenamtlichen Helfern im Einsatz, hunderte Frauen versperrten fast die Straße und ich gab auf. Die Hauptstraße durchs Dratal muss es sein und keine andere.

Gegen Mittag erreichte ich Nekob, wo wieder einige Hotelbesuche auf meinem Plan standen, auch ein neues Hotel, das mir Ahmed empfohlen hatte. Dieses liegt zentral in der Ortsmitte, hat ein Restaurant und Café und ist damit eher etwas, das ich für weniger gut halte, liegen über solchen Restaurants doch eher einfache Hotels. Doch dies hier war eine Überraschung. Hadj, der ehrwürdige ältere Besitzer führte mich selbst stolz durch die Räume, rief allerdings einen lokalen Guide zum Übersetzen dazu, da er wenig französisch spricht. Ja, dieses Hotel kann ich empfehlen. Die Holzarbeiten in den Zimmern wie Türen und Möbel, sind in erstklassiger handwerklicher Qualität hergestellt, sehr schön verziert und auch die traditionelle Architektur der Wände und Decken ist ansprechend. Die zwölf Zimmer sind nicht nummeriert, sondern nach den zwölf Stämmen benannt, die es in Nekob gibt. Und hier sind einfach Leute, die reden. Dieses Hotel kann ich empfehlen und es kostet gerade mal die Hälfte von meinem gestrigen. Der Guide Ahmed, erst seit wenigen Wochen im Besitz einer offiziellen Autorisation, die er mir stolz mehrmals vorlas, sprach dann noch von örtlichen Felsgravuren von Aoudral, die ich noch nicht kannte. So fuhren wir also gleich mal dorthin und es ist tatsächlich nicht weit und gut mit dem Auto zu erreichen. Allerdings stellte sich heraus, dass es auch unter den prähistorischen Felsgraveuren Künstler und Amateure gab, diese hier haben eher Kritzeleien hingelegt, aber dennoch, es ist alt und ein Teil der örtlichen Kultur, die es trotz dem Bau einer neuen Straße zu einer Mine mittendurch zu bewahren gilt.

Zurück in Nekob bekam ich im Café dann ein paar Fleischspieße serviert, zusammen mit Ahmed, und der bat mich dann noch zu sich nach Hause, wo er ein kleines Gästehaus mit fünf Zimmern betreibt. Auch dieses kann ich empfehlen, seine junge Frau ist sehr freundlich und alles ist sauber und nett. Auch ein Parkplatz ist vor dem Haus und es ist natürlich ganz klar, dass jeder mich einlud, über Nacht zu bleiben. Aber mich zog es zu Brahim in die Auberge Bassou. Das ein wenig außerhalb liegende Anwesen hatte ich im letzten Jahr kennen gelernt und da Brahim auch einen Campingplatz dazu anbietet es gerne in meinen Campingführer aufgenommen. Den die meisten Camper allerdings noch nicht in dieser neuen Auflage besitzen, da diese erst am 1. März herauskam.

Dennoch finden bereits viele deutsche Camper den gut ausgeschilderten Platz, wie sich sofort zeigte, denn ein deutsches Wohnmobil stand schon dort. Nach einer Besichtigung der vielen schönen Veränderungen, die Brahim in diesem Jahr gemacht hat, die nun einen richtigen Campingplatz ergeben, fanden wir uns alle sofort zu einem Willkommenstee ein, statt mich an meinen Computer zu setzen, wie ich eigentlich vorhatte. Daraus wurde dann auch am ganzen Abend nichts, nach dem Tee ging es in die Küche, wo wir Naima zuschauten, die „Brot mit was drin“ zubereitete. Dies ist die Übersetzung des berberischen Ausdrucks, der für mich zu schwer zum Aufschreiben ist. Naima ist eine jüngere Schwester von Brahim, spricht französisch und lässt sich gerne beim kochen zuschauen, auch gegen Fotos hat sie nichts. Und dann war es schon Zeit zum Abendessen, auch die Camper hatten sich gegen das selber kochen entschieden, eine gute Wahl, denn bei Brahin isst man immer gut. Die Nachtische sind das Werk seine französischen Frau Brigitte, es gab in Teig gebratene Apfelscheiben und Bananen, sehr lecker.

Das Vorhandensein von Brigitte ist es auch, weshalb ich noch eine andere Dienstleistung in Anspruch nahm, die hier geboten wird. Brahim ist bekannt für seine Massagen. Schon bei meinem ersten Besuch hatte er mir das angeboten, aber ich war doch zu misstrauisch. Marokkaner und Massage? Naja, da gibt es so einiges. Aber da Brigitte immer in der Nähe ist kann man sich vertrauensvoll in Brahims magische Hände begeben. Zunächst zog er seine blaue Gandora und den orangefarbenen Chech aus, zog eine weiße Jacke an und bot mir die verschiedenen Öle zur Auswahl an. Ich entschied mich für Safranöl. Und es war wirklich eine sehr lange, sehr feste Massage, die manchmal schon weh tat, aber mein zerschundener Rücken wollte Heilung und ich vertraute ihm. Fühle mich heute am Morgen danach auch schon besser. Danach gab es nur eine sehr heiße Dusche und ab ins Bett.

 

Das Ende ist ein neuer Anfang

Seit Wochen jammere ich herum, dass ich nicht heim will. Und nun sind es nur noch wenige Tage bis zum Rückflug und ich würde am liebsten schon morgen fliegen. Komisch wie sich die Gedanken so ändern können. Es liegt natürlich teils auch an dem schlechten Wetter, das wir dieses Jahr hatten. Aber irgendwie ist es auch genug. Ich freue mich nicht auf mein tristes Taunusstein, aber auf den schönen Rückflug, wo ich wieder Champagner schlürfen kann, und auf das Faschingsfrühstück mit meiner Familie. Ist doch schön, sie alle wieder zu sehen. Und dann wird gepackt, ausgepackt, umgepackt, eingepackt, und dann geht es Richtung Marokko.

Lange habe ich ja hin und her überlegt, wie genau ich diesmal reise. Meine Mauretanien-Freunde wollen unbedingt, dass ich komme, um meinen Reiseführer zu aktualisieren. Ganz, ganz langsam normalisiert sich das Leben in dem Land nach den verheerenden Anschlägen im Jahr 2007, nach denen die Touristen wegblieben. Sehr zögernd kommen die ersten wieder. Und natürlich sind die alten Angaben bezüglich Unterkünften völlig überholt. Es kamen ja keine Touristen. Also hat man entweder zu gemacht, die oft ausländischen Besitzer sind abgereist, oder man hat das Anwesen einfach verkommen lassen, es war ja weder Geld noch Nachfrage da. Natürlich gibt es dann auch manchmal stille Vorwürfe, warum denn mein Reiseführer so überholt ist. Aber da muss ich um Verständnis bitten. Ich kann von diesem Buch nur sehr geringe Auflagen drucken, und selbst die tragen sich nicht, die Kosten für den Druck usw. kommen absolut nicht rein. Und von den Kosten für die Reise, die in einem schwierigen Land wie Mauretanien wesentlich höher sind als in Marokko, schon gar nicht. Ich tue das nicht aus geschäftlichen Gründen, es ist ein Zusatzgeschäft, sondern ganz allein für meine Freunde, die wirklich darauf angewiesen sind, dass Touristen kommen. Das kann sich natürlich nur so ein nicht-kommerzieller Verlag wie meiner leisten, ein Dumont etc. würde die Kosten nicht investieren.

Mit meinem Auto werde ich vermutlich nicht über die Grenze fahren, es ist nicht nur sehr langwierig, sondern auch unversichert. Europäische Versicherungen gelten nicht in Mauretanien und die Unfallgefahr dort ist ziemlich hoch. Ich werde fliegen. Aber wann genau, und ob mal kurz von Marokko aus oder später im Jahr von Deutschland aus das weiß ich noch nicht. Dazu kommt, dass mein Kontaktmann Idoumou, der mich bei der Recherche unterstützt, jetzt im Frühling doch viele Kunden hat, die mit ihm reisen wollen. Vermutlich werde ich doch wieder im Sommer hinfliegen, zu der gleichen Zeit wie bei meinem ersten Besuch 2007. Ich weiß noch genau, wie heiß es damals war, aber ich liebe ja die Hitze.

Nun hoffe ich, dass der harte Winter, der diesmal wirklich überall herrschte, langsam vorbei ist und ich auf der langen Autofahrt durch Frankreich und Spanien einigermaßen akzeptables Wetter habe.

24.2. Abschied von Mauretanien

Gestern hat mich Idoumou zu einem wunderbaren Couscous bei seiner Familie eingeladen, mein Abschiedsessen aus Mauretanien. Ich habe mich extra dafür in eine Mahlafa gehüllt, sieht eigentlich doch gar nicht schlecht aus.

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Dann haben wir uns verabschiedet, ich schlief wieder im Baie de Levrier von Ali, und seinen Bruder Ahmeida wollte ich am nächsten Morgen um 8 Uhr treffen. Ahmeida ist Grenzhelfer und ich wollte seine Dienste in Anspruch nehmen. Er verlangt dafür 10 Euro. Und es war echt toll. Ich blieb fast immer im Auto sitzen, er ging mit den Papieren in die Büros, nur einmal musste ich aussteigen und meine Zeigefingerabdrücke geben, damit ich es auch wirklich bin. Getestet und für gut befunden. Kurz vor 9 war ich an der mauretanischen Grenze, 9.15 Uhr an der marokkanischen. Ahmeida ist mir in seinem Mercedes durchs Niemandsland vorausgefahren. Dort geht er auch noch mal mit meinen Papieren ins erste Häuschen, holt mir den Einreisezettel, aber dann muss ich allein weiter machen. Ist ja nicht mehr sein Land. Es geht recht flott von Haus zu Haus, bis ich an den Scanner komme. Und da staut sich’s. Nur ein Scanner für beide Richtungen. Kleine Fahrzeuge aus Richtung Marokko müssen nicht durch, nur LKW, aber aus Mauretanien müssen alle durch. Es passt jeweils nur einer der großen, leeren Laster hinein. Das kann ja munter werden. Es dauert eine ganze Weile, bis ich mir den Ablauf verinnerlicht habe. Mal ein Laster von der Seite, mal einer von uns, aber keiner der kleinen Fahrzeuge. Da gehe ich zum Responsable, ganz freundlich, und erkläre ihm, dass ich noch bis Boujdour muss, da es vorher kein Hotelzimmer gibt. Bin doch eine arme Frau allein. Und irgendwie hat er Verständnis. Noch ein großer Laster, dann kommt ein kleiner und mein Vordermann und ich kommen noch rein. Kurz vor 11 bin ich durch alles durch, genau 2 Stunden, während es auf dem Hinweg 4 waren. Der Zöllner, der verzweifelt meine Fahrgestellnummer gesucht hatte, erkennt mich wieder und so bin ich bei ihm diesmal schnell durch.

Diesmal will ich möglichst viele Kilometer hinter mich bringen, nur einen kleinen Abstecher mache ich, ich schaue mir noch den freien Stellplatz bei Imlili an, wo ich auf dem Hinweg im Vorbeifahren Wohnmobile gesehen hatte. Und ich finde mal wieder eine wunderschöne Stelle. Bisher dachte ich immer, zwischen Dakhla und Grenze ist gar nichts, es lohnt sich nicht, dort hin zu fahren, wenn man nicht bis Mauretanien will, aber ich muss da doch komplett umdenken. Es gibt unglaublich schöne, einsame Buchten hier. Diese hier ist ganz einsam, eingerahmt von fast weißen Sanddünen. Die Wagen stehen auf einem Plateau über der Bucht, es haben sich lauter Quadfahrer hier eingefunden, und die Dünenlandschaft ist bestimmt wunderschön zu fahren. Zumindest stören sie niemand mit dem Lärm, es sind außer einem Militärposten keine Bewohner da.

24.2. Zurück nach Nouadhibou

Gestern ging es wieder die vielen Kilometer zurück nach Nouadhibou ins Baie de Levrier, wo mein Land Rover steht. Es ist richtig heiß geworden, für Nouakchott waren 30 Grad gemeldet. Hier in Mauretanien ist es auf jeden Fall im Winter sehr angenehm, viel wärmer als in Marokko und von daher besser fürs Überwintern geeignet. Aber das Leben ist schon etwas teurer hier, zumindest für Touristen, die auf den Wechselkurs angewiesen sind. Eine vernünftige, saubere Unterkunft kostet über 30 Euro, und was geboten wird, zum Beispiel Frühstück, ist eher bescheiden. Campingplätze gibt es kaum, und die wenigen haben äußerst bescheidene Einrichtungen. Man muss halt schon einen ausgeprägten Sinn fürs Abenteuer haben, hier längere Zeit zu bleiben. Ich bin ganz froh, dass es nun wieder zurück ins schöne Marokko geht, habe aber noch einige schwierige Tage vor mir, denn die Westsahara ist auch nicht viel komfortabler als Mauretanien und ich möchte noch nach Smara. Dann ab Tata wird es langsam etwas besser und ich hoffe, Naji in Foum Zguid anzutreffen, wo ich gerne ein paar Tage im Bab Rimal bleiben möchte.

Im letzten Jahr hatte ich mir Gedanken gemacht, ob ich eventuell eine Gruppe von Wohnmobilen zusammenstellen soll, um sie nach Mauretanien zu führen. Es gibt bereits eine Liste von Leuten, die Interesse gezeigt haben. Und ich habe hier vor Ort sogar schon Deutsche getroffen, die es ganz allein gemacht haben und bereits seit vier Wochen hier sind. Wollen heute genau wie ich zurück fahren. Aber ich habe klar erkannt, dass ich nicht die Person dazu bin. Da gehört eine Führernatur dazu, der es Spaß macht, sich um eine solche Gruppe zu kümmern, dies alles zu organisieren. Ich bin eher die Einzelgängerin. Ich fahre am liebsten alleine. Freue mich immer, wenn ich interessante Menschen treffe, mit denen ich einige Tage etwas zusammen unternehmen kann. Aber dann geht’s wieder allein weiter. Idoumou dagegen brennt darauf, einer Gruppe von deutschen Wohnmobilisten sein geliebtes Mauretanien zu zeigen. Ich habe mir deshalb folgendes ausgedacht: Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich alle Interessenten anschreiben und zu einem Treffen einladen. Dann können wir uns austauschen, ich kann über alle Erfahrungen genau berichten, und dann können die Teilnehmer entweder alleine solche Reise antreten oder idealerweise finden sich einige, die zusammen fahren möchten. Die Gruppe wird dann an der Grenze von Idoumou abgeholt, es geht durch schöne Landschaften, die mit dem Mobil erreichbar sind, und wo es nicht mehr weiter geht, wie zu den Krokodilen, wird eine Geländewagenfahrt organisiert. Ich muss zuerst mal in Deutschland einen schönen Treffpunkt finden, dann sehen wir weiter.

22.2. Nouakchott – Sebkha

Gestern Abend traf ich mich mit meinen zwei deutschen Freunden, die ich auch schon in Marrakech getroffen hatte. Eigentlich war ausgemacht, dass wir uns in Nouakchott treffen und dann evtl. etwas gemeinsam unternehmen. Aber sie waren schon zwei Tage vor mir in der Stadt, haben das touristische Programm, so wie ich es in meinem Buch beschreibe, durchgemacht und langweilten sich. Statt auf mich zu warten fuhren sie für zwei Tage nach Atar. Gestern Abend also trafen wir uns kurz, heute früh sind sie weiter nach Kiffa und Mali.
Wie anders sind doch meine Tage hier in Nouakchott. Von Langeweile keine Spur. Heute ist der dritte Tag und ich habe nichts von dem touristischen Programm gemacht, stattdessen für mein Buch recherchiert und dabei die herrlichsten Erlebnisse gehabt. Wie gestern schon am Strand. Heute früh habe ich zunächst Idoumou in die Werkstatt begleitet, weil er etwas reparieren lassen wollte. Und dabei dann gleich auch alle wichtigen Werkstätten der Stadt für mein Buch aufgenommen und die Inhaber fotografiert. Allzuviel Arbeit war das nicht, denn in punkto Autoreparatur steht man hier eher auf zusammennieten, Hauptsache, der Motor läuft. In Abouds Werkstatt traf ich dann eine Frau. Sie ist irgendwie selbstständig, genau kapierte ich nicht, was sie macht. Sie fährt so einen alten Pickup, auf den sie schwört, und der brauchte einen neuen Motor. Also war sie bei Aboud genau richtig. Und nun bleibt sie den ganzen Tag neben dem Auto und beobachtet alles. Es war sehr interessant, mit ihr zu reden. Ein Foto wollte sie allerdings nicht. Wir sprachen über die Unterschiede in den Lebensweisen, sie hat auch schon in Frankreich gelebt, und meinte, wir würden die Alten wegschmeißen (jeter in französisch), indem wir sie in Heime geben. Hier werden die Alten geehrt und in der Familie behalten. Ja, natürlich denkt man dann sofort an seine eigene Familie und daran, wie selten man von ihr hört. Und die Essenreste würden nach der Mahlzeit in den Kühlschrank gegeben, hier würde man sie den Armen weiter geben. Und sie war auch sehr stolz darauf, eine muslimische Frau zu sein, war bereits in Mekka, aber hält nichts davon, wie sich manche arabische Frauen so verschleiern, dass von Gesicht und Händen nichts mehr zu sehen ist. In Mauretanien wären die Frauen frei, könnten gehen, wohin sie wollten. Ich kann das bestätigen. In den Cafés sitzen immer auch Frauen, rauchen sogar, und ich habe nie gesehen, dass sie angemacht worden sind. Und auch von Extremisten hält sie nichts.
Dann ging es noch mal ins Viertel Sebkha, weil dort zwei wichtige Werkstätten liegen. Ein sehr interessanter Stadteil nahe zum Hafen, dort hat sich hauptsächlich die senegalesische Bevölkerungsgruppe angesiedelt, da sie fast alle irgendwie beruflich mit Fisch und dem Hafen zu tun haben. In diesem Viertel haben nicht alle Häuser fließend Wasser, weshalb die Wasserverkäufer mit ihren Eselskarren sehr viel zu tun haben. Dort ist vor allem ein wunderbar bunter Markt, der Marché Cinquième, den ich neulich schon kurz besucht hatte. Völlig frei von Touristen und mit einem farbenfrohen Angebot für die Bevölkerung des Viertels. Zunächst ist es schwer, sich in diesem engen Viertel zu orientieren, doch lernt man dies recht schnell. Und die Menschen sind freundlich. Ich schlenderte umher, konnte mich doch nicht zum Kauf eines senegalesischen Kleides bewegen, da ich weder die tolle Figur der Frauen habe noch die schöne Hautfarbe, wozu die bunten Stoffe perfekt passen. Aber ich konnte zumindest einige Bilder machen. Während ich gestern noch dachte, hier kann man nicht alleine hin, habe ich es heute versucht und es war ganz problemlos. Idoumou wartete in seinem Auto, was natürlich auch hieß, dass ich nicht allzu lange bleiben konnte. Und nun habe ich mich entschlossen, diesen herrlichen Markt doch in den Führer aufzunehmen.
Zum Abschluss gingen wir dann in ein senegalesisches Lokal gleich beim Markt. Es war überraschend sauber, was sogar Idoumou bemerkte. Und es hat uns gut geschmeckt.

Am Abend dann kaufe ich zum erstenmal ein Stück des mauretanischen Kunsthandwerks. Und zwar eine schön verzierte Reisekiste zur Teezubereitung inklusive einer Teekanne und vier Gläsern. Schon die Verhandlung mit dem Verkäufer ist so anders als ich es aus Marokko gewöhnt bin, wo Handeln eine lang dauernde Kunst ist. Hier hat eigentlich der Händler alleine gehandelt, hat mir immer niedrigere Preise genannt, bis er bei 12.000 Ougiya stehen blieb für die große Kiste mit Inhalt. Ich sagte gar nichts. Genau in dem Moment rief Idoumou an. Ich fragte ihn, was so was kosten kann, er meinte er hätte neulich eine Kiste ohne Inhalt für etwa 7.000 gekauft. Da bot ich dem Verkäufer 8.000 für alles und er akzeptierte. Macht hier eigentlich gar keinen Spaß. Und er fragte irgendwie unsicher, ob er vielleicht einen Tee kochen solle. Er brachte den gleichen Spruch wie auch marokkanische Händler und sagte, ich sei der erste Kunde für den Tag und schließlich sei Samstag. Nur hier habe ich es tatsächlich geglaubt, und es war schon Abend. Hier kommt wirklich kein Tourist und kauft was, die tun mir richtig leid. Aber meine Kiste ist schön. Ich mag vor allem die Gläser. Sie werden von Frauen aus Boutilimit hergestellt, die eine emailartige bunte Verzierung auf die Gläser aufbringen. Dazu eine typische rote Emailkanne, wie es sie auch in Marokko in der Wüste gibt, aber auch mit dieser Verzierung. Sieht sehr hübsch aus. Und in die Kiste kann man dann noch Zucker und Tee geben und eventuell einen Kocher.

20.2. Crazy Driver

Es war ja schon das letzte Mal so, als ich mit Idoumou fuhr, er ist der verrückteste Fahrer, den ich kenne. Fährt jeden Meter, und zwar exakt bis vor sein Ziel, ob da nun ein Weg ist oder nicht. Und biegt ab, wo er will, ob da nun ein Auto kommt oder nicht. Die roten Ampeln in der Stadt sind für ihn nur als Farbtupfer gedacht. Und natürlich telefoniert er ununterbrochen auf zwei Telefonen, dazwischen schreibt er sms und email. Aber es ist gut, ihn zur Seite zu haben, er regelt alles. Nicht nur ist er den Reisenden bei den Einreiseformalitäten behilflich und räumt alle Hindernisse beiseite, eben habe ich ihn zu meinem elektronischen Engel ernannt. Abdou in Marokko ist ja mein gelber Engel, und er nun der Elektronikengel. Noch nie bin ich auf den Straßen mit 120 km/h dahingerast und hab gleichzeitig meine Emails gescheckt, Rechnungen geschrieben, Reiseangebote erstellt. Er hat mir eine 3G-Telefonkarte besorgt, dazu hat er ein kleines Huawei-Modem, das Wifi erzeugt. Und nun kann ich von meinem Computer im Auto ins Internet. Die Verbindung ist auf der Straße Nouadhibou – Nouakchott sehr gut.
Aber ich hatte ja auch ein Problem mit meiner Lumix-Kamera. Habe in der letzten Zeit leider viele Kameras kaputt gemacht. Die Lumix hat vorne eine Abdeckung, die manuell aufgesetzt wird. Wenn man vergisst, sie abzunehmen, erscheint ein Hinweis und das Objektiv fährt nicht aus. In Marokko fiel mir die Kamera auf einen Betonfußboden, Deckel kaputt. Und nun glaubt die Kamera immer, dass der Deckel noch drauf ist und fährt nicht raus. Ich dachte, hier in Nouakchott kann man alles reparieren. Wir also hin zu einem Spezialisten. Er hat alles versucht, aber hat es nicht hinbekommen. Dann sagt Idoumou beim Fahren, gib mir die Kamera, ich mache das auf meine Art. Nun, sie ist eh nicht mehr zu benutzen, also bitte. Er hält mitten auf der Straße, steigt aus, schmeißt die Kamera auf den Asphalt, und das Objektiv fährt aus. Einfach unglaublich. Dies ist das erste Foto, das ich dann damit gemacht habe.

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Heute war ich auf einem absolut interessanten Markt. Ich brauche ihn nicht erst in den Reiseführer aufzunehmen, denn man geht dort nicht alleine hin, braucht schon eine einheimische Begleitung und sollte auch sein Auto dort nicht unbewacht stehen lassen. Er ist im Stadtteil Sebkha, wo hauptsächlich der schwarze Bevölkerungsanteil wohnt. Ich wäre gerne langsam durchgeschlendert, überall gab es die schönen Kleider der schwarzen Frauen, aber mein Führer lotste mich ziemlich schnell durch und wir fanden doch nicht das richtige. Ein so farbenfrohes Bild! Hier mit Zeit und einer einheimischen Frau durchzugehen wäre ideal.

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Am Nachmittag dann besichtigen wir das neue Camp von Sylvie. Sie hat ursprünglich eine sehr schöne Auberge in Chinguetti, da dort aber keiner mehr hinkommt hatte sie im Park Diawling an der Grenze zu Senegal ein Biwak eröffnet. Ich war im letzten Jahr dort und fand es wunderschön. Da aber auch dort keine Gäste hinkamen hat sie nach einem kurzen Umweg über Senegal nun am Strand von Nouakchott ihr Biwak errichtet. Es gefällt mir zwar dort weniger gut als im Park, aber es ist halt nicht so abgelegen und es kommen schon eher mal Gäste. Auch einfach nur mal so zum Abendessen und das ist bei ihr immer sehr gut. Mit Wohnmobil kann man es nicht erreichen, aber wunderbar mit dem 4×4 auf einer sandigen Piste. Sie nimmt nur 1.000 UM fürs parken, essen ist nicht obligatorisch, aber sollte schon ab und zu sein. Eine sehr schöne und sichere Stelle.

Zurück nahmen wir dann nicht die Hauptstraße, sondern bretterten mit 100 km/h über den Strand bis zum Hotel Sabal. Einfach herrlich.

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18.2. Über die Grenze

In meinem Buch habe ich es geschrieben: es bringt nichts, früh an der Grenze zwischen Marokko und Mauretanien zu sein. Aber leider halte ich mich nicht an meine eigenen Ratschläge. Punkt 9, zur offiziellen Grenzöffnung, bin ich da. Zwei endlos lange Schlangen, links LKW, rechts PKW. Und ganz weit da vorne das Tor zum marokkanischen Posten. Wovon ich einige hundert Meter entfernt bin. Ein Schreiber nimmt 5 Dirham für den Einreisezettel und droht, wenn man es nicht bei ihm macht, würde man den ganzen Tag warten.
Die Beamten machen tatsächlich schon um 9 das Tor auf, aber zunächst nur für Fußgänger und LKW. Wir anderen sollen beim Auto warten. Und sie teilen bereitwillig den Einreisezettel aus. Die ersten am Tor sind übrigens die italienischen Wohnmobile, die ich gestern schon in Lamhiriz gesehen habe. Sie haben die Nacht in der Schlange verbracht. Ein Nachtwächter kassiert nun von allen 5 Dirham, auch von mir will er was, bekommt aber nichts, ich war schließlich in der Nacht noch nicht da. Rückblickend muss ich sagen, dass es wohl besser gewesen wäre, im Hotel direkt an der Grenze zu schlafen und den Wagen schon in der Schlange zu parken, aber am allerbesten ist es, erst am frühen Nachmittag anzukommen.
Ab und zu schert einer aus der Schlange aus und verschwindet hinter den LKW. Viel denke ich mir nicht dabei. Aber außer den Wohnmobilen kam noch keiner aus unserer Reihe ins Grenzgelände hinein. Ich komme mit den anderen Wartenden ins Gespräch, am nettesten sind die Senegalesen. Einer davon wohnt in Frankfurt. Plötzlich erfährt er, dass man den Beamten am Eingang Schmiergeld zahlen muss, dann kann man hinter den LKW vorbei nach vorn fahren. Wir beide spazieren vor, mein Senegalese klärt ab, 2x 200 Dirham wechseln den Besitzer und wir machen’s wie die anderen, fahren hinter den LKW nach vorn und ins Gelände rein. Dann geht alles seinen Gang. Erst zum Polizeischalter, Pass in die Reihe legen und warten. Aber als ich dran bin heißt es, erst zur Douane und dort einen Stempel holen. Dann wieder zum Schalter. Das Gute daran, dass die Beamten immer nur einige Wagen ins Gelände lassen, ist, dass am Schalter nicht so ein Gedränge herrscht. Meine Formalitäten gehen recht schnell, aber dann kommt der Zoll. Und sucht die Fahrgestellnummer. Bei meinem Land Rover ist sie ja oben durch die Scheibe deutlich zu erkennen. Aber das genügt ihnen nicht. Sie legen sich unter den Wagen, suchen überall und meinen, da muss doch eine ins Metall eingravierte Nummer sein. Finden keine. Also wird eine Anfrage gemacht, ob das Fahrzeug gestohlen wurde. Das habe ich schon mal erlebt, 2007. Und es dauerte fast eine Stunde. Aber diesmal geht es schneller, etwa 10 Minuten. Dann noch mal alle Personen- und Fahrzeugdaten handschriftlich in ein Buch eingetragen. Um 9 Uhr kam ich an der Grenze an, um 11.30 geht’s ins Niemandsland.

Direkt hinter dem marokkanischen Posten spricht mich ein junger Mann an. Ob ich Idoumou kenne. Er sei geschickt worden, um mich sicher über die schlimme Piste zu führen, auf der mauretanischen Seite würde dann ein weiterer Gewährsmann warten. Ich habe Idoumou, den Inhaber einer Reiseagentur, bereits auf meiner ersten Reise nach Mauretanien kennen gelernt und weiß seine Dienste zu schätzen. Er oder seine Helfer können alle Formalitäten gegen eine Gebühr erledigen und wirken auch während der reise wie eine Art Schutzbrief.

Und so war’s dann. Ich wurde in Empfang genommen, zum Polizeichef geführt, diesem lag mein Einladungsschreiben von Idoumou vor und er behandelte mich mit äußerster Höflichkeit. Erklärte kurz den Ablauf. Gab mir noch seine Adresse, im Fall, ich würde ihn irgendwie benötigen. Dann wurde ich vom Helfer direkt nebenan ins Visumsbüro geführt. Zwei ganz nette Beamte, sie nahmen Fingerabdrücke und ein Foto, schrecklich sah ich darauf aus. Ich zahlte 50 Euro für 30 Tage und einfache Einreise und war in wenigen Minuten wieder draußen. Einfach super. Kein Vergleich mit der langwierigen Prozedur mit der Botschaft in Berlin oder der Warterei in der Botschaft in Rabat, einfach, schnell, und immer noch günstiger als in Rabat, wenn man die Zeit und die Übernachtung dort einrechnet. Mein Helfer nahm dann den Pass und den Fahrzeugschein und geleitete mich weiter. Zuerst die Ehrenerklärung für das Fahrzeug, die 10 Euro kostet. Man stellte sie auf 7 Tage aus, was ich zum Glück sofort sah und bat, mir 10 Tage zu geben. War kein Problem, man änderte es. Man würde auch mehr bekommen, muss halt nur darauf hinweisen.

Dann wurden in einem weiteren Gebäude die Fahrzeugdaten erfasst. Überall traf ich auf die Gruppe der italienischen Wohnmobilisten, die warten mussten, da sie keinen Helfer hatten. Ich wurde überall zuerst dran genommen. Auch bei der Autoversicherung, die ca. 26 Euro für die 10 Tage kostete. Und verließ schließlich um 13 Uhr noch vor den Italienern die maurische Grenze in Richtung Nouadhibou.

Mein Fazit: die Einreise ist ganz klar ohne Helfer möglich. Aber mit Helfer auf jeden Fall sehr viel schneller und einfacher. Und mein Auto wurde nicht durchsucht, was ansonsten der Fall ist.

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Ein weiterer Grund, warum ich so gern die Hilfe meines lokalen Freundes Idoumou in Anspruch nehme, ist die Zeitersparnis bei allem. Binnen einer Stunde nach meiner Ankunft habe ich eine 3G-Karte fürs Handy, bin telefonisch erreichbar, und er gibt mir sein kleines Huawei-Gerät, mit dem eine Wi-Fi Verbindung zwischen Handy und meinem Computer hergestellt wird. Und ich bin wieder mit der Welt verbunden. Das einzige, das er mir nicht geben kann, ist genügend Zeit für meine Arbeit und mehr Speicherplatz in meinem mit Infos vollgestopften Kopf.

Nouadhibou

Wenn man von Marokko einreist und als erste Station nach Nouadhibou kommt, erleidet man unweigerlich zunächst einen Kulturschock. Marokko hat im letzten Jahrzehnt sehr zugelegt, hat sich wunderbar entwickelt, die Campingplätze und die Hotels sind heute sauber und ordentlich, die Straßen in den Städten sauber angelegt mit Bürgersteigen, die mit Palmen bepflanzt und mit Laternen bestückt sind. Die Einfahrtsstraße nach Nouadhibou nenne ich Avenue des Chèvres. Bürgersteige gibt es nicht, der Müll liegt überall am Wegesrand, und die Ziegen laufen umher, um noch was verwertbares darin zu finden. Das darf auch gern Pappe sein. Die Autos sind Schrottkisten. Es gibt zwei Campingplätze in der Stadt. Baie de Levrier ist der kleinere, ich finde ihn als Campingplatz etwas gemütlicher, es ist ein kleiner, sandiger Hof von Zimmerchen umstanden. Dazu gehören ein nach vorne offener Raum mit einer kleinen Küche und zwei WC mit Dusche. Nicht sehr sauber. Die Zimmer haben nur Schaumstoffmatten und harte Kissen, keine Bettwäsche, keine Handtücher. Das gabs mal in Marokko vor 20 Jahren, aber heute hat sich doch sehr viel geändert. Dieser Camping hat sich absolut nicht geändert seit 2007. Dennoch empfehle ich ihn. Denn der zweite Platz, Abba, ist noch viel ungemütlicher, die Sanitäranlagen noch schlechter. Es ist ein großer Platz, so dass alle mit großem Fahrzeug hierhin müssen, aber er wirkt eher wie der Hof einer Werkstatt oder so. Ursprünglich mal von einem Franzosen angelegt mit Stellplätzen, die von Büschen abgeteilt wurden, ist davon heute nichts mehr zu sehen, es sieht trostlos aus, keine Pflanzen, kaum Stromanschlüsse, nur Staub. Die Zimmer allerdings sind eine Idee besser als Baie Levrier, haben Möbel und es gibt sogar eines mit Dusche und WC. Die Bettwäsche lässt auch hier zu wünschen übrig.

Aber immerhin scheint mein Wunsch auf eine Diätwoche nach der Völlerei in Marokko aufzugehen. Als Idoumou hörte, dass ich an der Grenze angekommen sei, orderte er bei seiner Familie in Nouadhibou sofort ein Willkommens-Barbecue für mich, wie er es ausdrückte. Wir trafen uns am Campingplatz und fuhren zum Haus der Familie, eine dampfende Schale mit gebratenem Fleisch wurde hereingetragen und Idoumou legte mir die besten Stücke vor. Aber ganz ehrlich – für mich waren es nicht die besten. Man hat einfach alles von einem Kamel, was gerade so kam, gebraten und ich konnte es meist nicht so richtig identifizieren. Danach kam noch eine große Schüssel Reis, ich griff mehr als vorsichtig zu. Am Abend dann hatte ich Hunger. Außerdem wollte ich mich mal in Ruhe mit Idoumou über mein Programm für die nächsten Tage unterhalten und schlug die nahe gelegene Patisserie vor, denn auf dem Campingplatz schüttete mich der Inhaber Ali dauernd mit Informationen zu, mein Kopf platzte schon nach dem doch sehr anstrengenden Tag. Doch war dies eine schlechte Idee. Die Patisserie war vollkommen verräuchert, der Fernseher brachte ein Fußballspiel, ich glaube es war Dortmund, ich bestellte aus der Karte einen Cheeseburger, der aber nie kam, und Idoumou nahm jede Gelegenheit, nach dem Burger zu fragen, wahr, um das Fußballspiel zu sehen. Als dann noch ein örtlicher Guide an den Tisch kam und von mir im Buch erwähnt werden wollte, reichte es mir, ich war am Ende und ging ohne Essen zurück ins Camping. Dort allerdings freute Ali sich, dass er mich wieder zudröhnen konnte. Und nun ist es fünf Uhr morgens, ich kann nicht schlafen und sitze schon wieder an der Arbeit. Ach, wie schön ist Mauretanien.