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Arztbesuch

Ja leider, ich bin zurück in Taunusstein. Und das Wetter ist einfach schauderhaft. Da kommt man von 30 Grad und Sonnenschein zurück in eine graue Welt mit Wolken, Regen und unter 10 Grad. Nein Danke.

Aber ich muss nun erstmal weiter machen und versuchen, zumindest etwas Bewegung zu bekommen. Zum Fahrradfahren ist das kein Wetter, die Wälder verschlammt und kein Biketrail in Sicht. Also laufen. Nicht in den Wald, wegen besagtem Schlamm, sondern zum Flaschencontainer und die Runde durch den Ort etwas ausgedehnt. Komme auf dem Rückweg an der Praxis meines Hausarztes vorbei. Da ist etwas im Gange. Nur zur Erklärung, heute ist Samstag, der 1. April, also keine Sprechstunde. Bauarbeiter schuften schwer, reißen Einbaumöbel raus. Nun könnte man ja meinen, er modernisiert seine Praxis, aber lauter alte, leere Aktenordner stehen am Straßenrand. Von drinnen höre ich tatsächlich seine Stimme.

Jetzt mal ein kurzer Zwischensatz. Man hat ja seine Ärzte. Hoffentlich meist gute. Aber manchmal hat man einen Arzt, der mehr ist. Fast schon ein Freund. Unter meinen gehörten immer zwei dazu, mein Zahnarzt und mein Hausarzt. Das sind nicht nur Ärzte, sondern eben fast schon Freunde. Menschen, mit denen man reden konnte auch außerhalb der Krankheit. Den Zahnarzt habe ich im letzen Jahr verloren, ich komme später darauf zurück.

Ich gehe also rein um zu schauen, was hier los ist. Alle Akten sind weg geräumt und die Einbauten werden von den Arbeitern heraus gerissen. Schnell ist klar, eine Modernisierung ist das nicht. Mein lieber Dr. Heinzer steht mitten im Katastrophenzentrum und gibt Anweisungen. Ich bin entsetzt und frage, was los ist. Er sagt ganz einfach, ich mache nur das was Sie mir vormachen. In Rente gehen und das Leben genießen.

Schock. Er wird mir fehlen. Natürlich hat er recht, auch er muss das richtige in seinem Leben tun. Ich frage ob es einen Nachfolger geben wird, der die Krankenakten erhält. Er sagt nein. Er hat versucht, einen Nachfolger für die Praxis zu bekommen, aber keinen gefunden. Kein Arzt will mehr das finanzielle Risiko einer eigenen Praxis auf sich nehmen, will lieber in einem Ärztezentrum fest angestellt sein, und am liebsten sogar nur mit einer halben Stelle. Hausärzte haben keine Zukunft mehr. Und wir Patienten verlieren die Ansprechpartner. Natürlich, ein gut ausgebildeter angestellter Arzt in einem Ärtzezentrum wird sicher einen guten Job machen, aber ein persönlicher Anprechpartner für die Wehwehchen wird er nicht sein. Hausbesuche vermutlich auch nicht machen.

Schon im letzten Jahr, als ich aus Florida zurück kam, ist mir ähnliches passiert. Mein Zahnarzt Dr. Ehnes in Wiesbaden, zu dem ich wirklich eine gute Beziehung hatte, war plötzlich nicht mehr zu erreichen. Im Internet stand, die Praxis sei geschlossen. Ich fuhr sogar persönlich vorbei und fand, dass tatsächlich völlig geschlossen war, auch hier ohne Nachfolger und das immerhin in einem Bezirk von Wiesbaden, der eine sehr gute Lage hatte. Es geht also nicht nur um ländliche Bezirke. Die Großpraxen sind im Kommen und die Behandlung wird immer unpersönlicher.

Eins vergesse ich dem Zahnarzt nicht. Im ersten Coronawinter, als ich nicht nach Florida durfte, bin ich auf Glatteis ausgerutscht und habe mir den Kopf aufgeschlagen. Meine Nachbarin, Ex-Krankenschwester, hat einen Verband angelegt. Aber mein lieber Dr. Ehnes, zu dem ich wegen dem Kopfverband mit einer Wollmütze erschien, wollte sofort wissen, was passiert sei und hat mich zum Arzt geschickt. Hätte ich ohne ihn nicht gemacht. Und siehe da, die Wunde musste genäht werden. Ja, und mit dem Hausarzt habe ich immer über meine Reisen nach Marokko und Florida gesprochen, oft so lange, dass die Arzthelferin herein kam und meinte, Herr Doktor, sie müssen aber weiter machen.

Ach, wie werde ich die Beiden vermissen. Wünsche ihnen aber so eine schöne Rentenzeit wie ich sie auch habe.

Brita Taunusstein

Auf den Family Days in Port Orange war ein Stand von Brita, einer Firma, die Wasserfilter herstellt und in meinem Wohnort Taunusstein beheimatet ist. War natürlich klar, dass ich an diesem Stand stehen bleiben und alle aufklären musste, dass Brita aus meiner Stadt kommt. Das hat nun nicht wirklich jemand von dem freundlichen Personal beeindruckt, die hatten weder eine Ahnung, wo Brita herkommt noch hat es sie überhaupt interessiert. Es wurde einem die Teilnahme an einer Verlosung versprochen für einen 500 $ Einkaufsgutschein beim örtlichen Supermarkt. Kann man in Zeiten von Inflation gebrauchen, aber ich gewinne ja nie was. Was sie wirklich wollten war die Anschrift von Hauseigentümern. Weil es Brita war habe ich den Zettel ausgefüllt.

Und schon am Montag bekam ich einen Anruf. Ob jemand vorkommen dürfe um meine Wasserqualität zu testen. Und wieder habe ich zugestimmt, einfach weil es Brita ist und ich neugierig war, was kommt. Und ja, die 500 $ hatte ich nicht gewonnen, aber ich würde doch einen 50 $ Gutschein bekommen für meine Zeit. Ich stimmte zu und dachte im Stillen, der kann mich mal, den Gutschein nehme ich und dann muss ich ihn loswerden.

Aber es kam so ganz anders als ich dachte. Es erschien ein sehr sympathischer junger Mann, Will, und packte seinen Testkoffer aus. Während er noch das Wasser laufen ließ, bot ich ihm einen Espresso an. Nun ist mein Espresso immer gewürzt mit einem Sambucca, alte Familientradition. Damit hatte ich ihn schon mal gewonnen. Er war begeistert. Doch dann legte er los und nun war ich begeistert. In den knapp zwei Stunden, die er bei mir war, habe ich so viel über das Floridawasser gelernt, und es waren sehr wichtige Dinge, die ich nicht wusste. Zunächst einmal erklärte er mir, dass Brita tatsächlich der Marktführer ist in USA für solche im Haus installierten Filtersysteme. Er testete zunächst das Wasser aus dem Wasserhahn (1), dann das aus meinem Kühlschrank (2), der an einen Filter angeschlossen ist (USA – Kühlschränke haben einen Wasseranschluss für gekühltes Trinkwasser und Eiswürfel), dann fragte er mich, ob ich gekauftes Wasser in Flaschen habe. In USA wird zweierlei Wasser angeboten, Purified (3) und Spring Water (4). Ich hatte beides im Kühlschrank, wenn ich auch vorwiegend Spring Water kaufe, ist doch aus einer natürlichen Quelle. Dachte ich.

Zu diesen vier Proben kam dann noch eine Probe von Brita gefiltertem Wasser hinzu, das er mitgebrachte hatte. Und dann wurde getestet mit verschiedenen Fläschchen, von denen er etwas ins Wasser träufelte. Bestanden hat das Brita Wasser, das aus meinem Kühlschrank und das Purified. Spring Water und das aus dem Hahn färbte sich schrecklich gelb. Hier in Florida wird sehr wenig getan um das Trinkwasser zu reinigen, man schüttet einfach nur Chlorbleiche hinzu, was man auch riecht und schmeckt. Sonstige Bakterien werden nicht abgetötet, außerdem enthält das Wasser auch viel Sand, was wiederum den Geräten wie Kühlschrank, Waschmaschine und Heißwasserbereiter schadet. Es war wirklich eindrucksvoll, was er mir gezeigt hat und die Zeit für diesen Besuch war nicht verschwendet. Ich werde nie mehr das Spring Water kaufen, das noch nie eine Quelle gesehen hat.

Zum Abschied servierte ich ihm noch einen Limoncello und wir wurden Freunde fürs Leben. Er rief dann seinen Chef an, berichtete ihm von meinem Besuch und überzeugte ihn, dass ich als Snowbird, die ja nur einige Monate jedes Jahr im Land bin, mir diese schöne und sicher gute Anlage nicht zulegen kann. Aber ich kann Brita nur in höchsten Tönen loben. Von der Qualität der Produkte her und von der Freundlichkeit der Mitarbeiter.

Save Food

Oh, was habe ich gerade so gut gegessen. Es gab Lachs auf Rahmporree und Penne, mit Käse überbacken. Zum Nachtisch dann ein schönes Stück Obsttorte. Einfach köstlich. Und nichts davon habe ich selbst gekauft und bezahlt, alles sind gerettete Lebensmittel.

Wenn ich das im Bekanntenkreis erzähle ist jeder sehr erstaunt. Aber du bist doch nicht Hartz 4 oder so. Stimmt. Hier geht es nicht um die Überlebensversorgung von armen Menschen, sondern um das Retten von Lebensmitteln. Ich habe es durch Zufall entdeckt und es macht total Spaß. Geht so:

Man braucht einen Mittelmann. Hier in Taunusstein ist das ein sehr aktives Paar, die sich unglaublich engagieren. Sie haben selbst nicht viel Geld, aber fahren jede Woche viele Kilometer, um Lebensmittel in Geschäften und Restaurants abzuholen, die kurz vor dem MHD sind. Die werden dann an eine Gruppe von Interessenten verteilt. Die Grundbedingung war ursprünglich nicht, dass es um Menschen gehen muss, die nicht genug Geld zum Leben haben. Es ging darum, Lebensmittel vor dem Wegwerfen zu bewahren. Und wenn man erst einmal hinter die Kulissen schaut, ist man wirklich total erstaunt. Neulich fuhr ich mit zum Abholen. Eine Bäckerei schießt Samstags um 13.30 Uhr. Unser Abholtermin war 13.20 Uhr. Wir kamen hin, die Regale in der Bäckerei waren noch ziemlich voll. Brot, Brötchen, Kuchen, sogar belegte Brötchen. Alles wurde eingepackt und ins Auto verladen.

Samstagabends ist dann der Termin zum Verteilen. Wir treffen uns auf einem Parkplatz. Alles übrigens völlig legal und mit der Ordungsbehörde abgesprochen. Während vorher es völlig unerheblich war, wer genau diese Lebensmittel bekommt, es ging ja ums Retten, so kommen nun immer mehr Menschen, die von der wachsenden Inflation erschlagen werden. Oder auch zum Beispiel die Nachbarsfamilie, um die ich mich kümmere. Sie kamen im Juni aus der Ukraine und haben 3 Kinder. Sie können wirklich jedes Teil gebrauchen, das es hier gibt.

Bewundern muss man die Helfer, die viele Kilometer fahren, um diese Lebensmittel abzuholen, und auch die viele Zeit, die sie investieren. Deshalb gibt es bei den gestiegenen Spritpreisen nun auch die Ansage, dass jeder ein paar Euro für Benzin an die Abholer gibt. Aber das kommt spielend wieder rein bei den vielen schönen Sachen, die hier verteilt werden.

Ich habe auch mal gefragt, warum diese Lebensmittel nicht an die Tafel gingen. Die Antwort war sehr leicht zu verstehen. Die Tafel hat nur bestimmte Tage zur Abholung, nicht am Wochenende. Und wenn also am Samstag die Bäckerei ihre nicht verkauften Waren abgibt, so müssten die bei der Tafel bis zum Montag liegen. Die können einfach nicht so flexibel sein wie die privaten Abholer. Und die haben dann jeweils einen kleinen Kreis von Menschen, die davon profitieren. Natürlich kommt immer die Tafel an erster Stelle. Aber die privaten nehmen dann Lebensmittel, die die Tafel nicht brauchen oder zeitlich nicht abholen kann.

Es hat mir echt weh getan in der Bäckerei, zu sehen, wie viele Backwaren dort am Samstag übrig waren. Ich bin sehr froh, dass es diese Initiative gibt und das Ganze nicht im Abfall oder bei den Schweinen landet.

Und wenn ihr mitmachen wollt könnt ihr euch hier informieren:

https://foodsharing.de/

Den heutigen Lachs habe ich nicht fotografiert, aber dies ist eine „gerettete Lauchtorte“. Es ist einfach inspirierend, irgendetwas zu retten und sich dann etwas leckeres einfallen zu lassen, was man daraus zubereiteten kann.

Schöner Morgen

Seit einiger Zeit ist ja jeder Morgen recht schön, mit steigender Tendenz. Denn endlich läuft mein Geschäft wieder, habe ich was zu tun, werden Marokko-Bücher bestellt. Aber heute war es doch besonders. Ich machte die Bestellungen fertig und lief dann zur Post. Ein junger Mann kam mir entgegen, sah ganz manierlich aus und lächelte mich an. Dachte schon, kenne ich den? Aber nein, nie gesehen. Ich ging weiter, kreuzte die Straße, doch dann sah ich zurück, hatte das Gefühl, er folgt mir. Zum Glück um 9 Uhr morgens und nicht in dunkler Nacht (ich sehe zu viel True Crime).

Er rief mir sogar hinterher, also blieb ich stehen, um zu sehen, was er will. Vielleicht nach dem Weg fragen?

Aber nein, er machte mir Komplimente, ich sähe ja so geil aus, ob wir uns nicht mal treffen wollten. Nein danke, sagte ich, Sie sind mir viel zu jung. Ich bin doch schon 34! Ich sagte, auch voller Stolz, ich bin 74! Aber er sagte, ich würde ihm so gut gefallen, sähe so toll aus (in Fahrradhose und dicker Jacke), ob wir denn nicht wenigstens Nummern austauschen könnten, um ein wenig zu chatten. Ich sagte, nein danke, aber ich nehme es als Kompliment.

Ein Kompliment bekam ich in meinen Augen schon einmal diese Woche. War auf einem Fahrradtrip und übernachtete 2x in einem Hotel. Am ersten Abend im Restaurant Einzeltisch. Gegenüber ebenfalls ein einzelner Herr, Mitte 60. Wir redeten ein wenig über die Tische, doch dann bekam er Gesellschaft von seinen Freunden. Am nächsten Abend setzten wir uns dann zusammen und hatten viel zu reden. Über Fahrradfahren (ich), über historische alte Motorroller (mit dem er unterwegs war), über das Unwetter letztes Jahr, über Gott und die Welt. Beileibe nichts Romantisches. Als wir dann endlich gehen mussten, die Chefin wollte zumachen, fragte er, gehen wir zu mir oder zu dir.

Also echt, noch nie in meinem Leben hat jemand diese Worte zu mir gesagt. Auch hier nahm ich es als Kompliment und sagte ihm das gleichzeitig mit einem Gute Nacht.

Irgendwie läuft es doch gut zur Zeit.

Doch es ging tatsächlich weiter mit den guten Dingen. Auf der Durchreise war ich letzte Woche kurz im Globus in Gensingen und kaufte 4 Artikel, unter 10 Euro. Ging an die SB-Kasse zum bezahlen. Vom US-Walmart kenne ich es, dass es für die Bananen eine Taste gibt, Waage ist eingebaut und der Preis kommt. Hier nicht. Ich war etwas verwirrt und rief eine Kassenaufsicht. Sie erklärte mir, wo die Waage ist, ich retournierte noch eine Packung Mehl, die kaputt war, und packte meine Waren ein. Ging zum Auto und fuhr umständlich raus. Bisschen eng halt. Schon auf der Autobahn reflektierte ich über den Vorgang, und erst da fiel mir auf, dass ich nie bezahlt hatte. Ich suchte, ja stimmt, kein Kassenbon. Erster Gedanke war, naja, dann bekomme ich es halt geschenkt. Der zweite Gedanke war an den US-Walmart, wo wirklich alles von der Kamera festgehalten wird (was ich natürlich auch von den True Crime Stories weiß). Und ich sah schon, wie die Polizei zu meinem Haus kommt und mich mit Handschellen abführt. Also habe ich nach der Rückkehr sofort eine Email an Globus geschrieben mit Entschuldigung und Fotos von den Waren, kam sogar noch eine Rückfrage, weil bei zweien die EAN nicht lesbar war. Habe es nachgeholt. Eben kam dann eine Email von Globus, dass ich den Einkauf als Geschenk ansehen sollte, der Aufwand, eine Rechnung zu schreiben, wäre höher. Danke Globus.

Boppard mit Rad

Zum erstenmal wollte ich eine Radtour mit Übernachtung machen. Jetzt im schönen Sommer braucht man dazu ja nur minimales Gepäck, das ging bequem in meinen leichten Rucksack und Ersatzschuhe und Ladegerät in die Tasche auf dem Gepäckträger.

Zunächst brauchte ich aber ein Hotel. Und da kam mir die Email von American Airlines gerade recht, die mich darauf hinwies, dass ich noch viele Meilen gut habe, mit denen ich etwas anfangen könnte. Nur für einen USA-Flug reichte es leider nicht. Dafür aber für das beste Hotel in Boppard, das Bellevue direkt am Rhein und mit einer langen Tradition.

Für den Hinweg wollte ich wieder das 9-Euro-Ticket nutzen und hatte mir den Bus ab Wehen 8:49 Uhr herausgesucht. Von Wiesbaden aus dann sollte es mit dem Zug nach Kamp-Bornhofen gehen. Aber ich war total aufgeregt, warum weiß ich auch nicht. Um 6 Uhr gab es schon Frühstück, um 7:30 war ich abfahrbereit. Die schöne Bahn-App zeigte mir, dass es auch um 8:03 einen Bus gibt. Und da ich inzwischen ja Panik habe, ob ich mit Rad auch mitgenommen werde, dachte ich, je früher desto besser. Ich wurde bisher nur ein einziges Mal aus dem Bus geschickt, in Wiesbaden, weil ein Kinderwagen dazu kam. In Taunusstein kam auch mal ein Kinderwagen, aber wir fanden beide Platz und dem Fahrer war es recht. Deshalb fühle ich mich nun immer ein wenig unwohl.

Aber es ging alles gut, ich hatte das einzige größere Gerät und kam unbehelligt an den Bahnhof. Die RB nach Neuwied war wieder recht voll, aber dennoch ging es. Am Fahrradplatz waren wir 2 Kinderwagen und 2 Fahrräder. Übrigens hatte ich auch Bedenken, ob die Fahrradmitnahme wirklich kostenlos ist. Ein Bekannter meinte, im Bus ja, aber nicht bei der Bahn. Mr. Google wurde ausführlich zu Rate gezogen und ich fand heraus, dass bei der Bahn tatsächlich theoretisch ein Tagesticket fürs Rad zu 6 Euro nötig ist. Gehören Bus und Bahn dagegen zum RMV, dem örtlichen Verkehrsverbund, dann ist es kostenlos. Okay, schön, aber wozu gehört die Regionalbahn? Ich entschloss mich, es einfach zu versuchen und siehe da, der Zug hatte tatsächlich das RMV-Logo. Das ging also glatt.

In Kamp-Bornhofen stieg ich aus und fand auch gleich den Fahrradweg entlang der B 42. Offensichtlich geht überall entlang des Rheins ein Radweg. Sehr schön. Und noch schöner war, als ich in Lahnstein an der Viktoriaquelle vorbei kam. Dort wird Mineralwasser abgefüllt. Aber für die Öffentlichkeit gibt es entlang des Radwegs einen schönen Brunnen, wo das leicht kohlesäurehaltige Wasser kostenlos heraussprudelt. Also schnell mal die Trinkflasche aufgefüllt.

Ansonsten gibt es über den weiteren Weg rechtsrheinisch bis Koblenz und linksrheinisch wieder zurück nach Boppard nicht viel zu berichten. Überall schöner, ausgeschilderter Radweg, es waren insgesamt 48 km. In Rhens, eine weitere Stadt mit einer Mineralwasserabfüllstation, aber ohne kostenlosen Brunnen, machte ich dann Kaffeepause auf einer Bank und bewunderte die schönen alten Häuser.

Parken im Bellvue

In Boppard kam ich noch vor der Check-in Zeit an, aber sorgte erstmal für mein Rad. Ich wurde sofort darauf hingewiesen, dass es aus brandschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt sei, den Akku mit aufs Zimmer zu nehmen. Er kann in der Garage aufgeladen werden, das kostet eine Gebühr von 5 Euro. Okay. Ich also hin zu der Garage, die ein wenig entfernt vom Hotel ist. In dem ganzen Gebäude nur eine Steckdose und die gleich am Eingang. Zudem kann jeder auf den Türöffner drücken, das Tor bleibt lange auf und man schaut genau auf meinen Akku. Das ist mir doch viel zu gefährlich, diese Dinger sind ja nicht gerade billig. Also wieder zurück ins Hotel. Man meinte, es gäbe noch eine weitere Garage, dazu bekäme ich einen Schlüssel gegen 10 Euro Pfand. Ich ab in diese recht große und auf jeden Fall viel sicherere Garage und machte mich auf die Suche nach Steckdosen. Ja, gab es. Unter der Decke, in etwa 3 m Höhe. Sooo groß bin ich ja auch nicht, im Alter sogar etwas geschrumpft. Also wieder zurück zur Rezeption. Doch, doch, da ist eine Steckdose, man war ganz sicher und erklärte mir in etwa die Örtlichkeit. Wieder zurück. Nur gut dass ich ein Fahrrad für die Wege habe. Es stellte sich heraus, dass an der Ladestation für die e-Autos tatsächlich eine freie Steckdose ist. Eine. Das Hotel war gut besucht von Bikern. Zum Glück war ja noch kein Check-in und ich die erste Radlerin, konnte also aufladen. Aber als ich später nachschaute, standen schon andere in Warteposition.

Ich habe ja nichts dagegen, dass man eine Gebühr von 5 Euro verlangt. Strom kostet Geld. Aber dann muss man auch eine gute Infrastruktur schaffen. Ich hörte später, dass die Steckdosen so weit oben sind wegen der Hochwassergefahr. Verständlich. Aber warum nicht einfach ein kleines Leiterchen bauen?

Nachdem ich also bestimmt eine Stunde mit Rad parken beschäftigt war konnte ich in mein Zimmer. Es war zwar recht klein, aber immerhin mit direktem Blick zum Rhein und einem kleinen Balkon. Hat mir gut gefallen.

Klettersteig

Bereits kürzlich war ich in Boppard zusammen mit einer älteren Nachbarin. Wir wollten auf den Berg, um den Vierseenblick zu bewundern. Aber der Weg nach oben war für meine Nachbarin viel zu beschwerlich und wir mussten umkehren und die Sesselbahn nehmen. Der Klettersteig geht sehr steil den Berg hoch und ist grob ins Rheinische Schiefergebirge geschlagen, nicht ganz einfach. Mein Ziel war es, diesen Weg nun bis zum letzten zu machen, allein. Und es hat geklappt. Es waren so etwa 35 Grad, die vom Schiefer doppelt zurückgestrahlt wurden. Und natürlich alles in der prallen Sonne. Meine Wasserflasche stand sicher im Hotel. Aber ich sags ja immer, ich bin ein Wärmemensch, je heißer desto besser, und so hatte ich keine Probleme. War aber sehr froh, keine Begleiter zu haben, das hätte wohl kaum einer durchgehalten. Nach dem Abstieg ist gegenüber gleich ein Getränkemarkt. Dort habe ich mir erstmal eine Flasche Apfelschorle geholt und auf einen Zug ausgetrunken.

Weingut Rolf Bach

Aber es gab ja noch ein weiteres Ziel, das ich mir vorgenommen hatte. Ich bin in Boppard geboren, aber schon als Kind weg gezogen. Vor 3 Jahren war ich mal da, um ein wenig in der Familiengeschichte zu recherchieren und hatte in diesem Gutsauschank gute einheimische Gesprächspartner gefunden, die mir viele zusätzliche Informationen geben konnten. Da wollte ich einfach wieder mal hin, da trifft man die Bopparder. Doch saß ich völlig allein an meinem Tisch. Links eine größere Gruppe noch recht junger Leute, rechts ein mittelaltes Paar. Die sprach ich an. Waren aber Touristen aus Saarbrücken.

Doch was spielt sich da ab auf der anderen Straßenseite? Ein großer Tisch war reserviert, ein Mann erschien, eine Frau, noch eine und noch eine. Ein schönes Grüppchen, alle in meiner Altersgruppe. Eine ganze Weile schaute ich mir das an, zumindest so lange, bis ich meinen Spundekäs gegessen hatte. Dann ging ich rüber und outete mich als geborene Bopparderin. Nun wusste ich aber, dass mein Name und selbst der meiner Eltern hier nicht bekannt sind, wir sind ja weggezogen, selbst meine Großeltern, die ja schon sehr lange tot sind und auch keine Jungs hatten, die den Namen fortführen, kannte man natürlich nicht. Aber zwei der fünf Mädchen hatten in Boppard geheiratet und waren geblieben. Die erwähnte ich. Mein Tante Käthe und das Cafe Graeff. Ach, der Hugo. Ja natürlich, den kennen wir. Und die Tante Hannele, die den Apotheker Lerdo geheiratet hat. Ja klar, die Tochter hat dann doch auch einen Apotheker geheiratet. So ging das weiter, es war so schön. Mir tut es ein bisschen leid, dass ich keine Wurzeln habe. Ich habe in meiner Jugend alle paar Jahre den Wohnort und die Schule gewechselt und konnte nirgendwo Bindungen aufbauen. Musste dann sogar hören, dass zwei meiner Kusinen, zu denen ich keinen Kontakt mehr hatte, inzwischen gestorben sind.

Zurück auf direktem Wege, 85km

Auf dem Hinweg hatte ich 48 km per Rad zurück gelegt, was für mich und auch meinen Akku noch lange nicht genug war. Für den Rückweg bestand der Plan, so lange am Rhein entlang zu radeln bis ich müde bin und dann in den Zug zu steigen. Bis Bingen waren es 45 km und ich immer noch top fit. Also gab ich dann mal zuhause in Google maps ein und mir wurde gezeigt, dass es nochmal 40 km sind. Das schaff ich doch mit links. Habe die Fähre nach Rüdesheim genommen und bin dann weiter nach Eltville Kaffee trinken. Bis dorthin waren es 65 km und mein Akku noch zu 70 % voll. Da schaffe ich doch auch noch die letzten 20 km bis Taunusstein, auch wenn es jetzt steil auf die Taunushöhen geht. Zuhause dann, nach 85 km, war der Akku auf 30 %. Ich selbst mindestens noch auf 50 %. Also alles gut.

9-Euro-Ticket forever

In Facebook hatte ich geschrieben: „Ich liebe das 9-Euro Ticket. Bitte dauerhaft einführen.“ Es war schon etwas provokativ gemeint. Darauf bekam ich die Antwort: „Frage mich nur wer das auf Dauer alles bezahlen soll. 9-Euro als Jobticket wäre noch ok, aber nicht für das Vergnügen.“

Ich finde darauf ist eine Antwort fällig. Zunächst einmal realistisch: Ja, das wäre teuer, aber tatsächlich sind die öffentlichen Verkehrsmittel viel zu teuer. Statt diesem Ticket hätte ich mir schon lieber eine dauerhafte Änderung in diesen Preisen gewünscht und tatsächlich gibt es einzelne Gemeinden im In- und Ausland, die kostenlosen öffentlichen Nahverkehr anbieten.

Aber eigentlich will ich ja auf das „Vergnügen“ antworten. Denn ich denke, es ist sehr viel mehr als Vergnügen, dieses Ticket gibt den Menschen eine große Freiheit. Und die können sie nach eigenem Gutdünken nutzen. Ich habe schon die 7 vor meinem Alter, das ist nicht so einfach. Da muss man überlegen, was man in seiner noch verbleibenden Lebenszeit anfangen will. Das geht jedem so. In meinem Fall kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Ich hatte einen Selbstverlag, habe Reiseführer über Marokko geschrieben. Das ist durch Corona vollkommen weggebrochen. Nun ist es hauptsächlich das Radfahren, das mich aufrecht und am Leben erhält. Jeder Mensch braucht irgendetwas. Und nachdem ich die Radwege in meiner Umgebung längst zigmal abgefahren habe ermöglicht mir dieses Ticket, mehr von meiner Umgebung zu sehen. Ich habe wunderschöne Tage dadurch, die meiner seelischen Gesundheit helfen.

Etwas Besonderes ist aber gestern meiner älteren Nachbarin passiert, das finde ich erwähnenswert. Ich hatte ihr von diesem Ticket erzählt und sie überzeugt, auch eines zu kaufen. Wir haben damit einen schönen Ausflug nach Boppard zusammen gemacht. Aber dann beschloss sie, das Ticket für einen Besuch bei einer guten, aber alten und kranken Freundin zu nutzen. Eine Reise mit 4x umsteigen und 7 Stunden in der Bahn, aber es machte ihr nichts aus, sie hatte ja Zeit. Im Altersheim angekommen bekam sie sogar ein schönes Zimmer zu einem guten Preis und konnte sich zwei Tage mit der Freundin beschäftigen, die sich unsäglich gefreut hat. Gestern Abend kam sie zurück und erzählte mir von den Erlebnissen, auch, dass es der 85jährigen nicht gut geht und es vermutlich nicht mehr lange dauern wird.

Zwei Stunden später rief sie mich wieder an. Die Freundin ist gestorben! Also am gleichen Tag, als sie sich morgens noch umarmt hatten. Vielen, vielen Dank an das Ticket, niemals wäre meine Nachbarin sonst gefahren, sie war so glücklich, die Dame noch mal zu treffen und es scheint auch so, dass diese sich gerade noch am Leben gehalten hat, um die Freundin noch einmal zu sehen.

Ich bin sicher viele von euch können von solch besonderen Erlebnissen mit dem Ticket erzählen, gerade Rentner, die nicht so viel Geld haben. Das dann nur auf ein Jobticket zu beziehen finde ich mal wieder sehr einseitig und egoistisch.

Hot Bike

Endlich mal eine Temperatur, bei der ich zum Leben erwache. Heute waren für Taunusstein 31 Grad gemeldet, das bedeutet unten am Rhein noch ein paar Grad mehr. Schön. Ich bin hitzebeständig, aber kälteempfindlich. Allerdings scheine ich die einzige zu sein. Kein Mensch will mit mir fahren, alle stöhnen über die Hitze. Das ist Deutschland. Hier schimpft man entweder über zu kaltes oder zu warmes Wetter, Petrus kann es nie recht machen.

Also, ja, heute ist genau mein Wetter. Und natürlich muss ich aufs Rad. Die wenigen Kumpane, die ich habe, stöhnen nur und wollen nicht aufs Rad. Zum Glück brauche ich ja keinen. Also geht es am Morgen nach Wiesbaden, dort muss ich erst noch Johannisbeertörtchen machen als Überraschung für meine Familie, wenn die heute Abend aus einem kurzen Hollandurlaub zurückkehren.

Dann geht es quer durch Wiesbaden zum Südfriedhof, nicht schön, aber auch nicht zu schlimm an einem Sonntag, wo bereits jeder im Schwimmbad liegt. Von dort aus gibt es einen schönen Weg direkt nach Kastel am Rheinufer. Dort sind gerade Graffiti Künstler am Werk, ist wohl ein großes Happening. Aber ich kann nur gerade ein Foto machen, da mein Handy mal wieder überhitzt ist. Das bedeutet auch, keine Navigation mehr, aber die brauche ich auch nicht, da der Radweg Nr. 3 nach Frankfurt sehr gut ausgeschildert ist. Doch auch meine Apps Komoot und Strawa brechen bei der Hitze ab und ich kann die Route nicht komplett aufzeichnen. Schade. Ich fahre gemütlich am Main entlang bis nach Flörsheim und treffe durchaus andere Radler. In Flörsheim entscheide ich, von dort wieder mit dem Zug zurück zu fahren. Habe ja das gute 9-Euro-Ticket. Also das müsste es echt immer geben.

Die S 1 nach Wiesbaden ist ziemlich leer, kein Problem also mit meinem Fahrrad. Vom Bahnhof will ich wieder etwas Bus fahren und warte auf die 274 nach Bad Schwalbach. Himmel und Menschen warten auf den ab hier eingesetzten Bus, aber kein Rollstuhl, kein Kinderwagen und kein zweites Fahrrad. An der Abstellfläche sitzt ein Mann auf dem Notsitz, ich versuche, mein Rad trotzdem zu stellen, da steht er sehr freundlich auf und geht zu einem anderen Platz. Danke, das war nett.

An der Eisernen Hand steige ich aus und fahre die letzten 4 km wieder schön durch den Wald. War gut, insgesamt 33 km. Und zu Hause gibt es lecker gerillten Ziegenkäse auf Ruccola. Mhm.

 

Radwege um Taunusstein

Taunusstein ist nicht gerade das Mekka für Radfahrer. Außerhalb gibt es ja etliche Wirtschafts- und Forstwege, die man mehr oder weniger gut fahren kann, aber innerhalb der Ortsteile gibt es so gut wie nichts. Für alle Fremden: Taunusstein (ca. 30.000 Einwohner) ist keine gewachsene Stadt, sondern ein Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Bleidenstadt, Hahn, Neuhof, Seitzenhahn, Watzhahn und Wehen. Später kamen Hambach, Niederlibbach, Orlen und Wingsbach dazu. Ich wohne in Wehen, unser Rathaus steht in Hahn. Neuhof, Wehen, Hahn und Bleidenstadt liegen aufgereiht im Tal, also wäre es ideal wenn alle diese Orte mit einem Rad- und Spazierweg verbunden wären. Aber leider gibt es den innerhalb der Ortsteile nicht, da muss man über die Straßen fahren und Radspuren gibt es dort nicht. Also Helm auf und schön auf die bösen Autofahrer aufpassen.

Doch dann stieß ich im Stadtjournal auf folgenden Artikel, der jedes Radfahrerherz höher schlagen lässt:

Radweg nach Niedernhausen ausgebaut

Niederhausen ist die Nachbargemeinde, grob gerechnet 10 km Luftlinie entfernt. Ein Fahrradweg dorthin, das wäre doch einfach ein Traum. Ja, man kann mit dem Rad schon jetzt dorthin fahren, aber es geht ziemlich zickzack und eine gute Navigation ist notwendig, denn entsprechende Ausschilderung gibt es nicht.

Ich fuhr also in die nahe gelegene Siedlung Platte und weiter analog google maps zur Siedlung Wildpark. Keine Spur von einem neu ausgebauten Weg. Ich suchte und suchte, fuhr runter bis nach Niedernhausen. Nichts. Eine schöne Rundtour bei herrlichem Wetter gemacht, aber kein neuer Radweg.

Das Thema lässt mir keine Ruhe. Heute früh ging es also auf direktem Wege wieder zur Siedlung Wildpark. Vielleicht habe ich ja was übersehen. Dort gibt es einen zentralen Platz, von dem viele Spazierwege abgehen. Eine Gruppe von Frauen mit Wanderstöcken machte sich gerade warm, ich sprach sie an. Sie hatten noch nie von diesem Weg gehört, geschweige denn ihn gefunden. Ein Anwohner mit Hund kam vorbei, kennt alle Wege, aber diesen, nein.

Zurück zu Hause dachte ich, es ist doch am besten, mal direkt im Rathaus anzurufen. Das ist leichter gesagt als getan. Bei der zentralen Rufnummer geht absolut niemand ans Telefon. Eine Nummer von einem Mitarbeiter direkt zu finden ist sehr, sehr schwer. Schließlich fand ich genau 2 Mitarbeiter, die aber für etwas ganz anderes zuständig waren. Nummer 1 nicht vorhanden. Nr. 2 meldete sich. Ich konnte es kaum glauben, mit einem richtigen Menschen, einer sehr netten, hilfsbereiten Dame zu sprechen. Da sie nicht zuständig war wollte sie mich mit der richtigen Adresse verbinden. Nichts. Es war übrigens kurz vor 14 Uhr, also weder Mittagspause noch Feierabend. Sie suchte schließlich jemand anderen, der auch nicht zuständig war, aber doch etwas Ahnung hatte. Wir plauderten nett und schließlich versprach er mir, mit der genauen Lage zurück zu rufen. Was er auch tat und mir sogar die Koordinaten mitteilte. Fazit: Wenn man von der Stadt tatsächlich mal jemand erreicht sind sie freundlich und hilfsbereit.

Am Nachmittag also fuhr ich zu der entsprechenden Stelle. Und stellte fest, dass ich sowohl am Anfang als auch am Ende schon einmal war, den Weg jedoch nicht als solchen erkannte, vor allem, da er ja auch nicht nach Niedernhausen geht und auch nach meinem Display gerade mal 1,2 km lang ist. Diese Überschrift ist sehr irreführend und nur damit zu erklären, dass die Siedlung Wildpark zur Gemeinde Engenhahn gehört, die wiederum zu Niedernhausen gehört, aber ganz wo anders liegt.

Oh je, kann ich da nur sagen. Und so ein paar kleine Wegweiser würden auch nicht schaden, daran spart man hier sehr. Bisher habe ich nur den Main-Radweg hervorragend ausgeschildert gefunden.

Anfang Siedlung Platte Zur Kohlwiese, Ende Siedlung Wildpark Zeisigweg:

Exkurs Radwege Florida

In Florida bin ich ja sehr engagiert in der Radfahrgemeinde und dort wird sehr viel mehr getan. Es gibt wunderschöne geteerte Multi-Use-Trails, die sehr gute Einrichtungen inklusive sauberen, kostenlosen Toiletten, Trinkwasser, Werkzeugstationen und Rastplätze haben. Und Wegweiser! Und wenn ein Radweg fertig gestellt wird, wird er von den Honoratioren eingeweiht, zusammen mit den Radclubs (und natürlich auch von mir).

Mein 9-Euro-Ticket

Seit dem 1. Juni gibt es dieses Ticket und heute möchte ich es zum erstenmal testen. Muss nach Frankfurt, zur Messe, und habe lange überlegt, ob ich mit dem Auto oder dem ÖVM fahren soll. Das zweimalige Umsteigen hat mich gestört, aber den Ausschlag hat gegeben, dass ich auf der Messe wohl wieder so viele Drinks bekomme, dass Bahnfahren sicherer ist.

In diesem Blog will ich euch über meine Erlebnisse in den nächsten Tagen erzählen, wird immer nachgetragen, schaut doch öfter mal rein. Ich wohne in Taunusstein, ab hier gibt es leider nicht so häufig Busse und einen Bahnanschluss haben wir auch nicht. Will ich mit der Bahn geht also immer der Bus nach Wiesbaden oder Niedernhausen voraus.

2. Juni Messe Frankfurt

1. Versuch. Ich nähere mich der Haltestelle, rechtzeitig. Ein Mann sitzt und wartet. Mit Maske vor dem Gesicht. Oh shit! Also wieder heim und den nächsten genommen. Bin ja zum Glück immer früher als geplant.

2. Versuch: klappt. Bus nur zu einem Drittel gefüllt und Abstellplatz für Fahrrad wäre auch vorhanden. Aber heute geht es ja nicht zum Fahrradfahren, heute geht’s zur Messe. Trotzdem, den merke ich mir, 8.49 ab Walkmühlstrasse. Hier auf dem Land haben ja nicht alle Busse genügend Platz.

In Wiesbaden umsteigen in die S-Bahn. Natürlich habe ich mir auch die Bahn App aufs Handy geladen, dort ist nicht nur mein 9-Euro Ticket zum Vorzeigen im Bus, ich kann mir auch die Fahrstrecken speichern. Und das ist bei längeren Fahrten in Regionalzügen ja wichtig, denn man muss oft umsteigen. Dabei habe ich heraus gefunden, dass man als Startpunkt nicht nur den Namen der Start-Haltestelle angeben kann, sondern man kann auch Verbindungen ab dem aktuellen Standort aufrufen. Also, ich finde die Bahn hat den Einstieg ins digitale Zeitalter geschafft.

Auch die S-Bahn ist nur halb gefüllt, es ist ja nach dem Berufsverkehr. Laut Plan sollte ich den Zug um 9.32 nehmen, aber eine S-Bahn nach Offenbach stand schon bereit und ab gings um 9.18 schon. In Frankfurt tief angekommen war ich zunächst einmal verwirrt, wo denn nun mein Zug zur Messe ist, aber der Putzmann, der die Papierkörbe bearbeitete, konnte mir helfen und mich zum richtigen Bahnsteig schicken. Bin halt zum erstenmal seit langem wieder mit ÖVM unterwegs.

Auf der Messe war ich dann halb 11, eine sehr gute Zeit, alles hat perfekt geklappt und die erste Erfahrung war super. Habe etwa 100  Minuten gebraucht, mit Auto wären es 40 gewesen.

3. Juni Berufsverkehr

Wollte den Bus 270 um 16.19 Uhr nach Wiesbaden nehmen, um ein wenig zu shoppen. An der Haltestelle 10 Personen, echt viel für uns. Der Bus kommt, ich steige ein, noch genug Platz. Er fährt los, aber oh Schreck, biegt an der nächsten Kreuzung in die Gegenrichtung ab. Mist. War der 240er statt 270. Ich muss wohl noch viel lernen. Mein Auto und auch mein Rad fahren immer dahin wo ich will :(. Spaziergang nach Hause, kein shoppen heute.

6.Juni mit Fahrrad

Heute nun endlich der große Versuch mit dem Fahrrad. Es ist Pfingstmontag, also Feiertagsverkehr. Aber oh Wunder, während es früher sonntags keine Busse ab Wehen gab ist der Fahrplan nun wesentlich erweitert worden und es gibt Verbindungen. Um 9.06 soll ein Niederflurbus abfahren. Ich äußerst gespannt, hatte ich doch in den letzten Tagen schon beobachtet, dass seit dem 9-Euro-Ticket wesentlich mehr Leute an der Haltstelle stehen. Und wenn es nun einen Rollstuhl im Bus gibt, dann komme ich nicht mehr mit.

Der Bus kommt, kein Rollstuhl, aber ein Fahrrad. Trotzdem klappt es. Ich komme rein. Ist nicht so ganz einfach das Rad und mich gleichzeitig festzuhalten, vor allem in den Kurven, aber es geht. Dann steigt ein Rad aus und ja super, so geht es wesentlich besser.

Im Hauptbahnhof Wiesbaden will ich dann den Regionalzug nach Neuwied bekommen. Oh mein Gott, der Bahnsteig ist brechend voll. Wanderer, Reisende, wenige Fahrräder. Wenn es nicht klappt fahre ich halt woanders hin. Aber der Zug kommt, alle stürzen auf die Türen zu, ich auch und ich komme rein. Gar nicht mal so schlecht. In Rüdesheim dann nicht fahrradgerecht, aus dem Zug wird eine Treppe ausgeklappt und auch vor dem Bahnhofsgebäude sind Stufen. Ich schaffe das, aber die Rollstuhlfahrer?

Nun geht es am Rhein entlang auf dem R 3, dann ab Eltville in die Berge und direkt nach Hause. 38 km. War kurz nach 12 schon wieder zu Hause? Warum nur habe ich nicht ein paar Pausen am schönen Rhein gemacht?

  1. Juni Wandern in Boppard

8.49 Uhr ab Wehen habe ich ja schon ausprobiert, auch heute ein guter Bus, es gibt bequem Platz. Am Wiesbadener Hauptbahnhof steigen wir in die S-Bahn nach Mainz, auch hier gibt es Sitzplätze für uns zwei Wanderer. In Mainz dann soll es in die Regionalbahn nach Koblenz gehen mit nur wenigen Zwischenhalten, ein sehr guter Zug. Und sehr voll. Die Leute stehen dicht gedrängt, die bisher schon sitzen haben sich ausgebreitet und überall muss man bitten, dass das Gepäck von den Sitzen abgeräumt wird. Schnell sind alle Plätze belegt, wir beiden finden noch einen Sitzplatz, aber der Gang ist brechend voll. Und ab Bingen kommt dann die Durchsage, dass die Bahn voll ist und man möglichst auf den nachfolgenden Regiozug ausweichen soll. Auch Fahrräder würden nicht mehr mitgenommen. In Boppard kommen wir dann mit etwa 10 Minuten Verspätung an.

Für den Rückweg hatte ich mir den Zug um 17.44 raus geschrieben, denn auch er ist schnell mit nur 2x Umsteigen. Die Verbindungen davor würden viel länger brauchen. Aber eine dunkle Wolke steht am bisher sonnigen Himmel und wir schlendern schon mal Richtung Bahnhof. Die wunderbare Bahn App kommt auch hier wieder zum Einsatz und ich finde einen Zug, der um 16.18 Richtung Mainz geht. Wir steigen ein und diesmal bekommen auch wir keinen Sitzplatz mehr. Überdies finde ich dann heraus, dass wir den Zug in Bingen verlassen müssen, da er weiter über den Hunsrück nach Kaiserslautern fährt. Aber wir haben ja Zeit, es macht uns überhaupt nichts aus, wenn es länger dauert. Beim Umsteigen hilft wieder die App schnell den richtigen Bahnsteig zu finden. Und welche Überraschung, die Mittelrheinbahn steht gemütlich auf dem Gleis und wartet auf uns. Sie wurde hier erst eingesetzt und bietet genügend Platz, auch Fahrräder hätten jede Menge reingepasst. In Mainz dann mussten wir noch nicht mal das Gleis wechseln, die S-Bahn nach Wiesbaden kam nach wenigen Minuten und bot genügend Sitzplatze.

Aber dann wurde es spannend. Der Zug sollte um 17.44 in Wiesbaden einlaufen, der Bus nach Taunusstein aber auch um 17.44 abfahren. Wenn wir den nicht bekommen müssen wir 30 Minuten warten. Ich sah Marlies an: versuchen wir es? Wir sind nicht mehr die Jüngsten, ich aber doch ein wenig schneller. Der Bus war gerade am Ausscheren, öffnete jedoch für mich noch mal die Tür. Ich deutete auf Marlies, die noch ein Stück entfernt voran hechelte, der Fahrer konnte nicht warten, war ja mitten im Verkehr, meinte aber, wenn die Ampel rot ist ….

Und sie war rot. Er öffnete für Marlies die Tür und wir nahmen beide entspannt Platz. So ein netter Fahrer, so ein rundum gutes 9-Euro-Ticket Erlebnis.

Nachtrag

Ich hatte meiner älteren Nachbarin von diesem Ticket erzählt und sie überzeugt, auch eines zu kaufen. Wir haben damit einen schönen Ausflug nach Boppard zusammen gemacht. Aber dann beschloss sie, das Ticket zu nutzen und einen Besuch bei einer guten, aber alten und kranken Freundin zu machen. Eine Reise mit 4x umsteigen und 7 Stunden in der Bahn, aber es machte ihr nichts aus, sie hatte ja Zeit. Im Altersheim angekommen bekam sie sogar ein schönes Zimmer zu einem guten Preis und konnte sich zwei Tage mit der Freundin beschäftigen, die sich unsäglich gefreut hat. Gestern Abend kam sie zurück und erzählte mir von den Erlebnissen, auch, dass es der 85jährigen nicht gut geht und es vermutlich nicht mehr lange dauern wird.

Zwei Stunden später rief sie an. Die Freundin ist gestorben! Also am gleichen Tag, als sie sich morgens noch umarmt hatten. Vielen, vielen Dank an das Ticket, niemals wäre meine Nachbarin sonst gefahren, sie war so glücklich, die Dame noch mal zu sehen und es scheint auch so, dass diese sich gerade noch am Leben gehalten hat, um die Freundin noch einmal zu treffen.

IMEX 2022

Nicht viele Menschen werden diese Messe kennen, ist sie doch nur für ein begrenztes Publikum. Länder und Tagungshotels stellen sich vor für Geschäftsreisen und Tagungen, die Besucher sind hauptsächlich Event-Manager. Ich kam vor Jahren schon auf diese Messe durch meine Kontakte zu Marokko, auch von dort stellen sich befreundete Unternehmen vor und ich wurde eingeladen. Seitdem ist es meine Lieblingsmesse geworden. Die ITB in Berlin ist bestimmt noch viel interessanter, aber auch weiter weg, während Frankfurt für mich leicht zu erreichen ist.

Zunächst ging es um die Anreise. Natürlich bin ich bisher immer mit dem Auto gefahren, das geht ziemlich schnell und man kann direkt im Parkhaus über der Halle parken, das kostet allerdings 20 Euro. Nun gibt es ja zeitlich perfekt abgestimmt das 9-Euro Ticket, aber ich müsste zweimal umsteigen. Lange habe ich überlegt, aber den Ausschlag gab schließlich, dass ich etwas trinken kann. Denn auch das gehört zur Messe, die landestypischen Spezialitäten werden gereicht, bei den Brasilianern Caipirinha, bei den Dominikanern Rum, bei vielen Wein und bei den Engländern mussten wir auf das Thronjubiläum der Queen mit Sekt anstoßen. Am Abend war dann ganz sicher, die Bahnanreise war die richtige Entscheidung!

Gespannt war ich, ob sich diese Messe nach den zwei Coronajahren, wo natürlich nichts stattfand, geändert hat. Ja, schon ein wenig. Einige Aussteller, die immer dabei waren, waren nicht mehr vertreten, die meisten Länder aber schon. Nur gab es früher mehr Aktionen, landestypische Tänze in wunderschönen Kostümen wurden gezeigt, was es nun nicht mehr gab. Auch Essen wurde kaum gereicht, gerade die Franzosen waren da früher einzigartig und hatten immer einen Starkoch dabei. Aber zu trinken gab es noch genug. Und die Gespräche, es war einfach toll.

Ich schlenderte am Stand von Bahrain vorbei, da fragte mich ein Kalligraph nach meinem Namen. Edith. Und mit unglaublicher Kunstfertigkeit zeichnete er meinen Namen dann mit Tusche in arabischen Schriftzeichen, das werde ich mir auf jeden Fall aufheben. Ich kam dabei mit einem Ägypter ins Gespräch, wie schön, sich über sein Land auszutauschen, das ich doch auch ein wenig kenne. Ich war einmal kurz davor einen Reiseführer Ägypten zu schreiben, aber da ich damals noch keinen eigenen Verlag hatte wurde nichts daraus. Ein zweiter Ägypter schaltete sich ein und dieser Mann war einfach unglaublich. Er schaute mich nur an und konnte mir unglaublich viel über mich sagen, ohne meine Hand oder sonst etwas auch nur zu berühren, und es stimmte alles. Sehr eindrucksvoll.

Leichter ging es dann beim Kölsch-Stand der gleichnamigen Stadt zu. Ein ganz junger Besucher trank gerade ein Kölsch und lud mich ein, dazu zu kommen. Ja warum nicht mal ein Kölsch. Und später fand ich ihn dann am Weinstand von Israel wieder, wie wir wieder anstoßen mussten.

Natürlich ging ich auch zum Marokko-Stand. Diesmal kannte ich keinen einzigen vom Standpersonal. Es sind ja einerseits Vertreter des Touristenbüros (ONMT) dort, andererseits aber auch Repräsentanten von Hotels. Ich ging zum Tresen des ONMT und nannte meinen Namen. Der recht junge Mann, aber schon 12 Jahre dabei, sagte sofort, ja natürlich kenne ich Ihren Namen, habe Sie aber noch nie selbst getroffen. Ich erkundigte mich nach den Coronabeschränkungen und bekam sehr interessante Auskünfte. Man hätte gelernt, dass die Maßnahmen zu streng waren. Man hätte auch gemerkt dass einige Länder, wie die Türkei, sehr früh gelockert haben, und dies dem Tourismus sehr abträglich war und Länder wie die Türkei bevorzugt habe. Er bekräftigte, dass dies nicht mehr vorkommen wird. Es wird, vorausgesetzt es kommt nicht wieder eine schlimme Variante, keine Grenzschließungen mehr geben. Einreisen darf nun jeder, entweder mit Impfung oder mit PCR-Test und er meinte ich solle doch bald wieder kommen.

Schön war es natürlich auch am Stand der Dominikanischen Republik. Auch dort traf ich mit einem Mitarbeiter des Touristenbüros zusammen und wieder ein wunderbarer Austausch und Tipps für meine nächste Reise dorthin im Dezember. Ich fragte ihn, ob es denn auch Mamma Juana gäbe. Wer das nicht kennt, das ist ein sehr spezielles Getränk aus Rum und Kräutern, gibt es nur in der DomRep. Nein, sagte er, aber er hätte einen guten Rum. Ich trinke ja eigentlich keine Schnäpse pur, musste aber doch probieren und erfuhr so, dass die beste Qualität wirklich unglaublich samtig schmeckt. Den muss ich beim nächstenmal kaufen. Als ich am Stand von Miami entlang lief wo es wirklich schöne Taschen gab, fragte ich etwas provozierend, ob ich eine bekäme, wo ich doch statt nach Miami immer nach Daytona Beach fahre. Der nette Mann sagte, nehmen Sie zwei, da Sie so ehrlich waren. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, denn ich hatte meiner Nachbarin versprochen, ihr Taschen mitzubringen. Da drin gab es noch Koffer Anhänger und – natürlich – eine Sonnenbrille.

Auch Condor war vertreten. Beim letztenmal flog ich mit Condor in die DomRep, war sehr zufrieden mit Premium Economy und wollte das auch diesmal wieder für meine Familie haben. Gab es aber nicht mehr diese Klasse. Die nette Dame erklärte mir, warum nicht, ein neues Flugzeug und packte mir zum Trost eine ganze Tasche voll mit Werbegeschenken.

Am Stand der Stadt London lief natürlich der Fernseher mit Live-Übertragungen der Parade zum 70. Krönungsjubiläum der Queen. Und der Sekt floss in Strömen. Aber dann war es bei den Brasilianern endlich so weit für den Caipirinha, mein Lieblingsgetränk. Ich liebe einfach dieses Zusammentreffen von süß und sauer. Einfach köstlich, doch Gespräche ergaben sich hier nicht. Das kam aber dann wieder als ich zum Ausklang noch mal zur Queen ging. Traf am Tresen mit zwei Ugandern zusammen. Sagt man so? Auch hier einfach wieder wunderschön. Wir haben von einer Welt geträumt, wo alle sich lieben, wo es keinen Rassismus gibt.

Wie schade, dass es schon zu Ende ging. Und wie gut dass ich kein Auto mehr fahren musste.