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Reisebericht

Viva Espana

Am Morgen sah es so aus als geht die Welt unter. Tiefschwarzer Himmel, es regnet in Strömen, als ich mich über die enge, kurvige, verkehrsreiche Küstenstrecke nach San Sebastian gekämpft habe. Und da war es dann endgültig aus mit meiner mautfreien Strecke, es reicht mit der Schleicherei. Ich musste ein wenig suchen, bis ich endlich die richtige Abfahrt gefunden hatte, bin bestimmt von etlichen kostenpflichtigen Fotografen abgelichtet worden und fand schließlich die Autobahn.

Um halb 11 reißt endlich der Himmel auf, es ist immer noch kalt, aber die Regenwolken sind weg. Zudem stellt sich heraus, dass mein altes Navi, das mir immer noch Mautstationen ankündigt, überholt ist, und dieser Autobahnabschnitt nun mautfrei ist. Prima. Als Fazit kann ich sagen, dass ich durch Spanien bis hinunter nach Algeciras nur 20 Euro Autobahngebühren zahlen musste. Geld, das man zum Beispiel in gutes Essen investieren kann.

Und dann: Die Kältewelle ist überwunden, die Berge überquert und nun um 17 Uhr steigt das Thermometer auf 22 Grad und die Stimmung dazu. Um 18:30 Uhr, noch 400km bis Algeciras, schaue ich nach einer Unterkunft. Ich kenne das ja, den ganzen Tag Schilder von Hotels am Wegesrand, auch richtig schöne, und sobald ich was suche nichts mehr. Also raus von der Autovia zum ersten Hotel, viel zu teuer, wie es aussieht, trotzdem gefragt. 40 Euro die Nacht. Wie bitte? Ein richtig gutes Hotel, schönes Zimmer. Sauna und Schwimmbad leider geschlossen, Fitnessraum auf, aber für heute reicht mir das Restaurant. Ich habe das Zimmer sofort genommen, die Tapas waren gut, aber das Menü leider enttäuschend.

Riesiger Parkplatz, auf den auch Wohnmobile passen und E-Ladestation.

On the Road again

Die mautfreie Route blieb bestehen, aber es ist einfach unglaublich, wohin sie mich mit der Einstellung kürzeste Strecke so alles führt. Ich kam durch vollkommen einsame Wälder, auf Straßen, kaum breit genug, dass zwei Fahrzeuge sich begegnen können, aber es kam ja auch kaum jemand. Wenn ich so auf der Autobahn nach Süden an den Verkehr denke, das sieht schon anders aus. Aber geht natürlich auch viel schneller. Das Wetter ist bescheiden, es regnet fast den ganzen Tag, Temperatur zwischen 9 und 13 Grad, nur als gegen Abend sich ein Sonnenstrahl durchkämpft steigt es kurzfristig auf 15 Grad.

Seit ich mein Zuhause verlassen habe hatte ich noch keinen Stau, nichts. Und das blieb auch so bis fast am Abend. Bordeaux war ja die erste Stadt, die ich tatsächlich durchqueren musste, an allen anderen hatte mich das Einsamkeits-Navi vorbei geführt. Aber selbst Bordeaux war okay, viel Verkehr, langsames Weiterkommen, aber kein Stehen. Auf der Gegenfahrbahn sah es für viele Kilometer ganz anders aus. Es gab auch Unterkunftsmöglichkeiten und Restaurants zuhauf, aber ich kenne das ja, sobald es Abend wird und ich was suche, sind die plötzlich alle verschwunden. 

Doch dann eine Peage! Mist, habe ich doch die letzte Anweisung des Navi, die Autobahn zu verlassen, überhört. Ich zahle 4,20 Euro, aber kann dafür auch recht lange auf der AB bleiben, etwa 55 km. Dann raus nach Bayonne, dort will ich übernachten. Finde genau das was ich suche, kleine einheimische Herberge mit gutem Essen. Ausgebucht! Sch… Man verweist mich an ein anderes Haus 3 km weiter. Ich fahre dorthin, sehr schick und edel, aber zu teuer. Also entscheide ich mich für ein Hotel, das ich im Internet finde, 50 Euro die Nacht ohne Frühstück. In Biarritz! Dieser Name hat doch einen Klang, hier trafen sich in den letzten Jahrhunderten die Schönen und Reichen, da muss ich hin. Und lande im Gewerbegebiet. Okay, aber ich nehme das Zimmer. Es ist einfach, das Badezimmer (Zimmer, haha) gleicht sehr stark den engen Duschkabinen auf den Fährschiffen nach Marokko, der Vorhang klebt beim Duschen am Rücken, aber was solls. Ich kann direkt vor dem Zimmer parken und so meine wertvollen Dinge mit ins Zimmer nehmen (ja, das sind leider viele Taschen), verzichte auf das Frühstück für 6,50 und koche mir stattdessen selber einen Kaffee. Aber ruhig wars und ich Schlechtschläfer habe durchaus gut geschlafen.

Nun ab nach Spanien. Und es regnet noch immer.

Marokko 2023, 1 Tag

Am 1. April kam ich aus USA zurück, wollte meine Sachen in Ruhe packen und das Auto vorbereiten, und dann am Freitag, den 14. April nach Marokko abreisen. Aber die Rückkehr vom über 30 Grad heißen Florida ins ziemlich kalte Taunusstein war schrecklich, einfach nur schrecklich. Ich bin in eine tiefe Depression verfallen. Am liebsten wäre ich sofort abgereist, aber es gab einiges zu erledigen, das Auto musste in die Inspektion. Und an Ostern wollte ich ja auch meine Familie sehen. Die Abreise wurde auf Donnerstag vorverlegt. Am Dienstag dann das Auto aus der Werkstatt geholt und gepackt. Aber Bahman hat es nie so eilig mit der Rechnung, ich soll am Nachmittag vorbei kommen und zahlen. Ich wollte noch ein paar Stunden schlafen und dann am Mittwoch sehr früh losfahren. Aber der Tanusstein Blues hat mich so sehr im Griff, ich pfeife auf eine zusätzliche Hotelnacht während der Reise, ich muss einfach nur weg. Bei Bahman die Rechnung eingefordert, ich glaube, er wäre am liebsten mitgefahren, und nichts wie weg.

Im Navi habe ich einfach mal eingestellt: Tarifa mautfrei. Und bekam eine Route, die ich so noch nie gefahren bin. Sonst ist es ja immer Mühlhausen – Besançon – Lyon – Narbonne – Barcelona – Almeria – Algeciras, kenne ich aus den Effeff, aber was neues macht Spaß. Auch wenn die Fahrt auf Landstraßen viel länger dauert. Ich habe ja Zeit. Und schlafe einfach gerne in Hotels. War aber auch bereit, die erste Nacht im Auto zu ruhen.

Der Beginn war eher langweilig, über Mainz nach Saarbrücken Autobahn, dann über die Grenze und nach ein paar Kilometern war dann die Autobahn kostenpflichtig. Also Landstraße. Aber auf der Route immerhin viel weniger Verkehr als die Standardstrecke über Karlsruhe. Dann eine Autostraße, das ist nett, auch wenn man nur 110 fahren darf. Dann wurde es dunkel. Sehr dunkel. Und die Autostraße ging über in winzige Landstraßen. Mein Navi hat wirklich die kürzeste Route gesucht, über Straßen, die ich besser mit meinem Rad fahren könnte. Die Dörfer um mich herum stockfinster, alles zu. Dann kam ich nach Blaise und sah einen Wegweiser zu einem Hotel. Ehem, Hotel? Ich sah eigentlich mehr oder weniger einen Zigarettenkiosk. Traute mich aber hinein zu gehen, einen Kaffee bekomme ich doch sicher, eine Pause brauche ich, es ist immerhin schon 22 Uhr. Sehr schüchtern fragte ich dann, avez – vous des chambres? Mais oui, Madame!

Prima. Auto vor dem Fenster geparkt und tatsächlich gibt es einen extra Anbau mit 10 Zimmern. Netter Wirt. Wenn ich nun nicht mehr fahren muss dann könnte ich doch auch noch was trinken. Einen Aperitif bitte. Was trinken die Leute hier so? Also, den Namen habe ich sowieso nicht verstanden, aber es war genau das richtige. Wir sind hier im Süden der Champagne und der Champagner Aperitif, den gibt es nur lokal. Einfach göttlich. Ja klar, musste auch ein zweiter her.

Also wenn jeder Tag meiner Reise so läuft dann werde ich mich nicht beschweren.

Florida – Marokko

Der Frühling ist diesmal ausgefallen in Florida, wir sind gleich in den Sommer eingestiegen mit gut 30 Grad jeden Tag. Das ist genau mein Wetter, da lebe ich auf. Wenn …. Ja, wenn ich nicht am Wochenende heim müsste. Heim ins kalte Taunusstein. Für Sonntag sind da 5 Grad gemeldet. Ja, was soll denn das? Ich dachte der Klimawandel kommt. Es könnte mich richtig depressiv machen, wenn ich nicht wüsste, dass ich nicht lange bleiben werde, es wird gleich weiter nach Marokko gehen.

Aber zunächst muss ich hier alles für den langen Sommer und die Hurrikan Saison vorbereiten. Es tut mir in der Seele weh, mein Heim zu verlassen. In Taunusstein ist das nicht so, da mache ich die Tür zu und fertig. Aber in diesem kleinen Häuschen hier steckt mein Herz, ich verlasse es nicht gerne.

So langsam muss ich meinen Kopf umstellen auf Marokko. Drei Jahre war ich coronabedingt nicht dort, hatte innerlich eine Mauer gegen Marokko aufgebaut, kann nicht erklären wieso. Aber so langsam vermisse ich es doch. Habe natürlich jetzt schon Angst vor der langen Fahrt und dem teuren Benzin, die Vorfreude hat sich noch nicht eingestellt.

Marokko nach Corona

Es waren genau zweieinhalb Jahre, in denen mit Marokko nichts lief. Nach Ausbruch der Pandemie hat Marokko seine Grenzen ziemlich schnell und abrupt dicht gemacht. Es war Anfang März, noch viele Wohnmobilisten waren im Land, um wie jedes Jahr die Wintermonate dort zu verbringen. Von einem auf den anderen Tag konnten sie das Land nicht mehr verlassen. Als dann die Bundesregierung Sonderflüge organisierte, um wenigstens die Menschen nach Hause zu bringen, mussten viele ihr teures Gefährt im Land zurücklassen, auf lange, lange Zeit.

Das hat vielen einen Schock versetzt. Einzelne blieben zwar vorläufig im Land, gestrandet auf einem Campingplatz, wo oft sich der Inhaber super nett um seine Gäste gekümmert hat. Hier ein paar Fotos vom Camping Soleil in Sidi Kaouki aus dieser Zeit:

Doch mit Schließung der Grenzen war Marokko als Urlaubsland erstmal vorbei. Meine schönen Reiseführer blieben im Lager, keiner wollte mehr ein Buch kaufen und ich war arbeitslos. Eine schreckliche Zeit. Geht es mir doch nicht um die paar Euro, die ich mit den Büchern verdiene, wobei gar nicht viel bleibt, wenn Nebenkosten und Recherche-Reise bezahlt sind. Aber mein Lebensinhalt war weg. Keiner rief mehr an und stellte Fragen zu Marokko, keine nächste Reise konnte geplant werden, nein, wir mussten alle zuhause bleiben.

Im November 2020 bestellten dann ein paar Hoffnungsvolle doch wieder ein paar Bücher, die Grenzen sollten angeblich wieder geöffnet werden, aber die Lage war doch immer noch viel zu unstabil. So hat sich das auch wieder gelegt. Erst im August 2022, als nicht nur die Grenzen wieder geöffnet waren und auch die Fähren wieder fuhren, festigte sich der Marokkowunsch in vielen Herzen erneut. Langsam ging es aufwärts.

Meine wichtigsten Bücher sind das Reisehandbuch mit Beschreibungen von Land, Leuten und vor allem Straßen, sowie der Campingführer. Und dieser letzte ging inzwischen aus. Ein Nachdruck des alten hätte keinen Sinn gemacht, aber ich konnte auch noch nicht nach Marokko fahren, aus privaten Gründen. Also begann ich eine große Aktion, die Campingplatzbesitzer zu kontaktieren. Das ist nicht leicht. Denn telefonieren wollte ich nicht, viel zu teuer. Also schrieb ich die, von denen ich eine Email habe, an. Der Rücklauf war bescheiden, aber dennoch, ein neues Buch musste her. Eine so große Auflage wie vor Corona kam nicht infrage und wenn die Druckkosten einer Kleinauflage unter dem erzielbaren Verkaufspreis bleiben sollten musste ich kürzen. Deshalb schmiss ich zunächst mal Mauretanien raus, über dieses Land hatte ich sowieso keine neuen Informationen. Nur allzugerne möchte ich mal wieder dorthin fahren, die Reise wäre von den Coronabedingungen sogar noch vor Marokko möglich gewesen, aber ich verkaufe doch recht wenig Bücher über dieses kleine Land und kann mir noch keinen Neudruck leisten. Also wurde der ursprüngliche Campingführer von 360 auf 236 Seiten gekürzt, was gerade so einen vertretbaren Druckpreis ermöglichte. Doch kaum war das Buch im Druck trudelten immer noch Emails von den Campingplätzen ein. Ja, ich hätte warten können, aber dann hättet ihr kein Buch gehabt. Bis heute bekomme ich noch Antworten, manche Inhaber lassen sich richtig Zeit oder antworten überhaupt nicht. Ich habe das so gelöst, dass ich in meinem Shop

https://shop.edith-kohlbach.de/

im Bereich eBooks ein kostenloses Update eingestellt habe, wo die verspäteten Antworten aufgeführt werden.

Nun sind also die ersten Besucher wieder in Marokko eingetroffen. Und man hört nur Gutes. Fast alle Campingplätze haben weiterhin geöffnet, die Preise haben sich nur unwesentlich geändert, vor allem natürlich der Strompreis. Die Marokkaner selbst sind unendlich glücklich, dass ihr wieder kommt und wir wollen einfach nur hoffen, dass die Zukunft gesund und friedlich bleibt.

IMEX 2022

Nicht viele Menschen werden diese Messe kennen, ist sie doch nur für ein begrenztes Publikum. Länder und Tagungshotels stellen sich vor für Geschäftsreisen und Tagungen, die Besucher sind hauptsächlich Event-Manager. Ich kam vor Jahren schon auf diese Messe durch meine Kontakte zu Marokko, auch von dort stellen sich befreundete Unternehmen vor und ich wurde eingeladen. Seitdem ist es meine Lieblingsmesse geworden. Die ITB in Berlin ist bestimmt noch viel interessanter, aber auch weiter weg, während Frankfurt für mich leicht zu erreichen ist.

Zunächst ging es um die Anreise. Natürlich bin ich bisher immer mit dem Auto gefahren, das geht ziemlich schnell und man kann direkt im Parkhaus über der Halle parken, das kostet allerdings 20 Euro. Nun gibt es ja zeitlich perfekt abgestimmt das 9-Euro Ticket, aber ich müsste zweimal umsteigen. Lange habe ich überlegt, aber den Ausschlag gab schließlich, dass ich etwas trinken kann. Denn auch das gehört zur Messe, die landestypischen Spezialitäten werden gereicht, bei den Brasilianern Caipirinha, bei den Dominikanern Rum, bei vielen Wein und bei den Engländern mussten wir auf das Thronjubiläum der Queen mit Sekt anstoßen. Am Abend war dann ganz sicher, die Bahnanreise war die richtige Entscheidung!

Gespannt war ich, ob sich diese Messe nach den zwei Coronajahren, wo natürlich nichts stattfand, geändert hat. Ja, schon ein wenig. Einige Aussteller, die immer dabei waren, waren nicht mehr vertreten, die meisten Länder aber schon. Nur gab es früher mehr Aktionen, landestypische Tänze in wunderschönen Kostümen wurden gezeigt, was es nun nicht mehr gab. Auch Essen wurde kaum gereicht, gerade die Franzosen waren da früher einzigartig und hatten immer einen Starkoch dabei. Aber zu trinken gab es noch genug. Und die Gespräche, es war einfach toll.

Ich schlenderte am Stand von Bahrain vorbei, da fragte mich ein Kalligraph nach meinem Namen. Edith. Und mit unglaublicher Kunstfertigkeit zeichnete er meinen Namen dann mit Tusche in arabischen Schriftzeichen, das werde ich mir auf jeden Fall aufheben. Ich kam dabei mit einem Ägypter ins Gespräch, wie schön, sich über sein Land auszutauschen, das ich doch auch ein wenig kenne. Ich war einmal kurz davor einen Reiseführer Ägypten zu schreiben, aber da ich damals noch keinen eigenen Verlag hatte wurde nichts daraus. Ein zweiter Ägypter schaltete sich ein und dieser Mann war einfach unglaublich. Er schaute mich nur an und konnte mir unglaublich viel über mich sagen, ohne meine Hand oder sonst etwas auch nur zu berühren, und es stimmte alles. Sehr eindrucksvoll.

Leichter ging es dann beim Kölsch-Stand der gleichnamigen Stadt zu. Ein ganz junger Besucher trank gerade ein Kölsch und lud mich ein, dazu zu kommen. Ja warum nicht mal ein Kölsch. Und später fand ich ihn dann am Weinstand von Israel wieder, wie wir wieder anstoßen mussten.

Natürlich ging ich auch zum Marokko-Stand. Diesmal kannte ich keinen einzigen vom Standpersonal. Es sind ja einerseits Vertreter des Touristenbüros (ONMT) dort, andererseits aber auch Repräsentanten von Hotels. Ich ging zum Tresen des ONMT und nannte meinen Namen. Der recht junge Mann, aber schon 12 Jahre dabei, sagte sofort, ja natürlich kenne ich Ihren Namen, habe Sie aber noch nie selbst getroffen. Ich erkundigte mich nach den Coronabeschränkungen und bekam sehr interessante Auskünfte. Man hätte gelernt, dass die Maßnahmen zu streng waren. Man hätte auch gemerkt dass einige Länder, wie die Türkei, sehr früh gelockert haben, und dies dem Tourismus sehr abträglich war und Länder wie die Türkei bevorzugt habe. Er bekräftigte, dass dies nicht mehr vorkommen wird. Es wird, vorausgesetzt es kommt nicht wieder eine schlimme Variante, keine Grenzschließungen mehr geben. Einreisen darf nun jeder, entweder mit Impfung oder mit PCR-Test und er meinte ich solle doch bald wieder kommen.

Schön war es natürlich auch am Stand der Dominikanischen Republik. Auch dort traf ich mit einem Mitarbeiter des Touristenbüros zusammen und wieder ein wunderbarer Austausch und Tipps für meine nächste Reise dorthin im Dezember. Ich fragte ihn, ob es denn auch Mamma Juana gäbe. Wer das nicht kennt, das ist ein sehr spezielles Getränk aus Rum und Kräutern, gibt es nur in der DomRep. Nein, sagte er, aber er hätte einen guten Rum. Ich trinke ja eigentlich keine Schnäpse pur, musste aber doch probieren und erfuhr so, dass die beste Qualität wirklich unglaublich samtig schmeckt. Den muss ich beim nächstenmal kaufen. Als ich am Stand von Miami entlang lief wo es wirklich schöne Taschen gab, fragte ich etwas provozierend, ob ich eine bekäme, wo ich doch statt nach Miami immer nach Daytona Beach fahre. Der nette Mann sagte, nehmen Sie zwei, da Sie so ehrlich waren. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, denn ich hatte meiner Nachbarin versprochen, ihr Taschen mitzubringen. Da drin gab es noch Koffer Anhänger und – natürlich – eine Sonnenbrille.

Auch Condor war vertreten. Beim letztenmal flog ich mit Condor in die DomRep, war sehr zufrieden mit Premium Economy und wollte das auch diesmal wieder für meine Familie haben. Gab es aber nicht mehr diese Klasse. Die nette Dame erklärte mir, warum nicht, ein neues Flugzeug und packte mir zum Trost eine ganze Tasche voll mit Werbegeschenken.

Am Stand der Stadt London lief natürlich der Fernseher mit Live-Übertragungen der Parade zum 70. Krönungsjubiläum der Queen. Und der Sekt floss in Strömen. Aber dann war es bei den Brasilianern endlich so weit für den Caipirinha, mein Lieblingsgetränk. Ich liebe einfach dieses Zusammentreffen von süß und sauer. Einfach köstlich, doch Gespräche ergaben sich hier nicht. Das kam aber dann wieder als ich zum Ausklang noch mal zur Queen ging. Traf am Tresen mit zwei Ugandern zusammen. Sagt man so? Auch hier einfach wieder wunderschön. Wir haben von einer Welt geträumt, wo alle sich lieben, wo es keinen Rassismus gibt.

Wie schade, dass es schon zu Ende ging. Und wie gut dass ich kein Auto mehr fahren musste.

Florida oder Marokko

Meine Leser der Marokko-Reiseführer sind erstaunt, dass ich in Florida bin und nicht in Marokko. Deshalb möchte ich das mal ein wenig erklären. Im letzten Jahr, als Covid gerade ausbrach, hatte Marokko sehr schnell seine Grenzen geschlossen, keiner durfte rein noch raus. Da es März war und noch Saison für die Wohnmobilfahrer waren diese richtig traumatisiert. Schließlich konnten sie mit Sonderflügen das Land verlassen, aber das Wohnmobil musste stehen bleiben. Das ist ein lang anhaltender Schock. Und ganz klar ist es nun, dass keiner mehr so richtig Marokko traut. Es zeigt sich ja gerade wieder. Nach langer Zeit waren endlich wieder Flüge erlaubt, gestern wurden sie wieder gestrichen. Das Land blockt sich ab und man kann nicht planen.

Das führt natürlich auch dazu, dass ich keine Bücher mehr verkaufen kann. Das Lager ist voll und an eine neue Auflage absolut nicht zu denken. Wer sollte sie auch kaufen. Mein Plan war daher, in diesem Winter in mein geliebtes Florida-Heim zu fahren und im Frühjahr vielleicht nach Marokko. Aber das werde ich erst später nach Sachlage entscheiden.

Es kommt noch etwas anderes hinzu. Hier in Florida gibt es so gut wie keine Covid-Maßnahmen mehr, das Leben ist zurück auf normal. Wer eine Maske tragen will zum eigenen Schutz kann dies tun, wer dies nicht möchte lässt es, und das sind die meisten. Nur noch in öffentlichen Gebäuden werden Masken verlangt und das ist ziemlich pervers, da ja gerade der Gouverneur von Florida gegen Masken ist. Er hat nun einige Schulen verklagt weil die einen Maskenzwang hatten.

Aber das interessiert mich überhaupt nicht, das müssen die mit sich ausmachen. Mir ist wichtig, dass es wieder ein normales Leben gibt. In den Geschäften sind seit dem Sommer auch die Umkleidekabinen wieder geöffnet. Das Personal in großen Geschäften trägt aber meist eine Maske. Und die Restaurants sind voll und auch Feste können in vollem Umfang stattfinden. Ja, das ist meine Lebensart, hier fühle ich mich wohl.

Erholung im All-Inclusive Resort

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich die Abenteurerin bin. Ich reise gerne, aber will ein Land nicht nur an der Oberfläche kennenlernen, will eindringen und etwas über das Leben der Einwohner erfahren.  Doch manchmal gibt es Situationen, die anderes erfordern. Und dies hier war so eine. Ich lebe ja nur den Sommer in Deutschland, den Winter verbringe ich zum Großteil in meinem Heim in Florida. Dort war ich auch, als Covid-19 auf die Menschheit kam. Ab Mai war ich dann in Deutschland, in einem Land, in dem nichts mehr so war wie zuvor. Mich hat das sehr gestresst. Dazu kam noch ein Unfall, der mir bewusst gemacht hat, dass das schöne, aktive Leben auch ganz schön schnell zu Ende sein kann. Und ich hatte keine Möglichkeit in mein Haus in Florida zu kommen, da Trump die Einreise für alle Menschen gesperrt hat, die 15 Tage zuvor im Schengen Raum waren. Ich empfand das bereits damals ungerecht, denn es gab auch da schon Länder, in denen das Virus schlimmer herrschte, aber die durften rein.

Meine Hoffnung lag auf dem neuen Präsidenten. Aber damit wurde ich enttäuscht, er hat die Beschränkung noch einmal bekräftigt. Dann fing ich an zu überlegen. Wenn man die letzten 14 Tage also woanders ist, dann geht es. Und die Planung begann und endete im 5-Sterne-Resort in der Dominikanischen Republik. Zunächst hatte ich auch da vor, das Land zu erkunden, aber es kam anders. Auch während dem Aufenthalt hatte ich viel Stress, denn ich musste die Weiterreise nach USA organisieren mit vielen Unwägbarkeiten. Nichts zog mich aus meinem gemütlichen Hotel hinaus ins Land. Nie zuvor war ich in einem solchen All-Inclusive Resort, hatte eher eine Abneigung dagegen. Aber es gefiel mir, gefiel mir sogar sehr. Nicht eine Minute habe ich mich gelangweilt. Überall wurde ich verwöhnt. Nicht leicht für mich, da ich mir ja strenge Beschränkungen wegen dem Essen auferlege, ich will nicht zunehmen und hatte deshalb auch meine Waage dabei. Es war schwer, auf so viele Leckereien zu verzichten, gleichzeitig war es aber auch toll, gezielt darunter auszuwählen. Darf es noch ein Champagner sein? Oder einen Cocktail vor dem Essen? Ja, das Leben kann schön sein.

Und deshalb, auch unter anderen Menschen gibt es welche, die im Berufsalltag sehr gestresst sind, die eine Auszeit brauchen. Und ich habe nun vollstes Verständnis, dass sie sich diese holen und nicht auf Biegen und Brechen versuchen, ein Land kennenzulernen. Nach einem erfüllten Arbeitsleben haben auch sie Zeit und können immer noch auf Erkundungstour gehen.

Es geht wieder aufwärts

Das schlimme ist ja, dass man nichts anderes tun kann, als morgens bereits auf den Abend zu warten, dass es dazwischen absolut nichts gibt. Aber mit dem herrlichen Wetter an diesem Wochenende ändert sich das für mich. Gestern bin ich schon entgegen dem Ratschlag meines Arztes 12 km Rad gefahren und hatte am Abend ein gutes Gefühl. Deshalb waren es heute bereits 23 km. Noch immer fühlt es sich gut an, mein Zinkleimverband ist noch drauf und gibt mir Halt. Heute früh traf ich sogar im Wald an der Platte auf meinen Sohn mit seinem MTB. Wenn ich die herrliche Sonne am Himmel sehe ruft natürlich auch das Kayak. Noch dürfen wir nicht in der Gruppe fahren, nur allein. Aber ich brauche Hilfe beim Heraustragen des Bootes. Und nun habe ich jemand gefunden. Am Dienstag ist es soweit und wir wollen auf den Rhein. Ach, es geht doch vorwärts!

 

Der Tiger im Käfig

Ich halte es nicht mehr aus. Ich kann so nicht leben. Das Leben besteht nur noch aus existieren. Warten bis zum Mittagessen, warten auf den Abend, dass man ins Bett gehen kann. Aufstehen und der gleiche Trott fängt an. Natürlich gehe ich raus, durchlaufe wie eine Wilde die Wälder um Taunusstein, laufe und laufe, aber nichts davon füllt mich aus. Und das Highlight des Monats ist ein Arztbesuch. Das kann doch einfach nicht alles sein.

Mein Lebensinhalt ist einfach dahin. Reisen, Menschen treffen, Neues erleben. Ich habe Freunde, aber sie wohnen weit weg in der Welt und eben da kann ich nicht hin. Ich sinne nur noch auf Fluchtmöglichkeiten.

Was ich mir wünsche wäre ein Gleichgesinnter. Ein Mensch, der sich eingesperrt fühlt wie ich und mit dem zusammen man versucht, das Beste daraus zu machen. Ja, ich habe Nachbarn. Drei sogar, alle Single. Und wenn wir uns treffen – nicht immer gleichzeitig – sind wir illegal. Ich tue es trotzdem. Aber es erfüllt mich nicht. Ich bin dankbar für sie, möchte keinen einzigen von ihnen missen. Aber sie sind anders als ich. Ich wünsche mir zum Beispiel jemand, mit dem man etwas machen kann. Ja, in der Pilzsaison bin ich mit einigen in den Wald gegangen, aber die Pilze sind vorbei. Ich würde mir wünschen, dass wir etwas gemeinsam tun. Zusammen kochen vielleicht, einen Ausflug zusammen machen. Aber nichts kommt da zurück, gar nichts. Jeder darbt allein vor sich hin. Dann kommen solche Äußerungen wie: Ich hoffe auf bessere Zeiten. Mit der Situation habe ich mich schon lange abgefunden. Ich gehe viel spazieren.

Also ich habe mich absolut nicht abgefunden, ich will raus.

Ich denke oft, dass unsere Politiker vollkommen abgesetzt sind von der Wirklichkeit. Es gibt viele Problemgruppen in der Gesellschaft, die sich schwer tun. Familien mit Kindern, Einzelhändler und so weiter. Ich will aber nur für meinen Bereich sprechen, ich kann nicht für andere reden. Unsere Politiker haben täglich Besprechungen, ob persönlich oder virtuell, aber sie sind immer in Kontakt mit Menschen, haben ihre Arbeit. Der Blick für solche allein lebenden Menschen wie ich, die einerseits in Rente sind und nicht mehr mit anderen beruflich in Kontakt kommen, andererseits aber auch von ihren normalen Freizeitbeschäftigungen abgeschnitten sind. Zum Beispiel dem Sportverein. Bei mir ist es meine Nebentätigkeit. Ja, ich habe auch einen großen Verdienstausfall, weil niemand mehr meine Reiseführer kauft. Die Menschen können ja nicht reisen. Aber das kann ich aushalten. Was mir fehlt ist der Lebensinhalt, der dahin ist. Keine Bestellungen abarbeiten, Bücher verschicken, Buchführung machen, keine Anfragen beantworten. Kein Kontakt, nichts. Ich halte es nicht mehr aus. Wenn es dir genauso geht, bitte melde dich. Ich brauche einfach Gleichgesinnte zum Austausch.

Am nächsten Tag: Fluchtplan A ist geschmiedet. Nun heißt es abwarten!!!