Archiv für den Monat: April 2017

Djebel Siroua

Das war einfach mal wieder ein Tag nach meinem Geschmack. Obwohl es zunächst nicht danach aussah. Ich bin ziemlich spät von meinem schönen Dar Zitoune abgefahren, weil ich ja nur den kurzen Weg nach Taliouine fahren wollte. Aber als ich ankam, gefiel es mir einfach nicht, dort zu übernachten. Es war ja noch früh. Ich wollte eigentlich auf den Campingplatz, aber dort war kein einziges Wohnmobil, nur der Organisator einen kleinen Rallye, der auf seine Teilnehmer wartete, und da hatte ich keine Lust drauf. In der Auberge Safran war man ziemlich beschäftigt, ist ja Hochsaison, und bei Ahmed in der Auberge Souktana war überhaupt kein Mensch und da wollte ich auch nicht bleiben. Also ging es um 13 Uhr weiter. Eigentlich auf Asphalt nach Askaoun, von dort nur eine kurze Piste bis nach Anezal, die ich schon kannte, aber lange nicht gefahren bin. Doch dann fand ich in Askaoun eine neue Trasse, die ich eben noch nicht kannte. Sie war nicht in der Karte eingezeichnet, aber es war möglich, dass sie schließlich in die Tizi-n-Tichka Straße einmündet. Ich bin ja immer neugierig, also nichts wie los. Unterwegs hat mir ein entgegenkommender Lastwagenfahrer genau das bestätigt. Es war eine schon für Asphalt vorbereitete Trasse, zu fahren von jedem Fahrzeug. Und so schöne Landschaft. Es ging meist auf 2300 – 2500 Meter, unendlich viele Blüten dufteten, am intensivsten eine Abart von Lavendel. Ich fuhr auf einen Pass, musste schon wieder anhalten, um herrliche gelbe Blumen zu fotografieren, fuhr um die Ecke und traute meinen Augen nicht. Keine Blumen mehr, keine schöne Trasse, schmale Piste, die absolut nicht ausgereicht hätte für ein entgegenkommendes Auto. Auf meinem Navi stellte ich mal zielstrebig Agioum ein, und es sah ganz gut aus, wenn es auch keine Straße gab, die Richtung stimmte. Die Piste wurde schlechter und schlechter. Aber der LKW-Fahrer meinte doch, es geht und Spuren waren auch ganz deutlich zu sehen. Also mit einem guten privaten PKW würde ich das nicht fahren, aber es gab tatsächlich Einheimische, die hier mit einem solchen unterwegs waren. Eher nicht zu empfehlen.

Und nachdem ich nun ganz von meiner Richtung abgekommen war musste ich mir ja auch langsam Gedanken machen, wo ich heute schlafe. Es ist schwierig in der Osterzeit. Ich rief Freund Ahmed von der Auberge Irocha an, wohin ich sehr viele Kunden schicke. Und Ahmed sicherte mir zu, dass er mich unterbringt. Im privaten Teil hat er noch was für mich. Also kann ich ganz beschwingt weiter fahren. Nach knapp 50 km nicht so guter Piste treffe ich dann wieder eine Asphaltstraße, die neue Straße von Agioum zum Lac Ifni und es geht nun etwas flotter voran, allerdings nicht allzu schnell, denn eine Kurve jagt die andere und im Winter wurde die Straße wohl ganz schön beschädigt, man sieht viele zerstörte Furten. Nach 5 Stunden für die 150 km treffe ich in Agioum ein und zur Auberge Irocha in Tisselday sind es nun nur noch einige Minuten. Das ist wie Heimkommen. So etwas brauche ich ganz sehr.

Es geht weiter nach Taroudannt

Vier Tage Agadir waren wirklich genug und ich freue mich, aus der Stadt raus zu kommen. Obwohl sich Agadir inzwischen zu einer hübschen Badestadt gemausert hat ist das einfach nicht meine Welt. Ich will Abenteuer, kleine Orte, Nebenstraßen ohne Polizeikontrollen, fahren ganz allein auf der Straße, anhalten wo man möchte, will die Freiheit spüren. Heute kann ich das natürlich noch nicht erleben, das nur 80 km entfernte Taroudannt stand auf meinem Programm. Aber heute war irgendwie nicht mein Tag, es lief zunächst alles schief. Das erste war, dass ich in der engen Altstadt meinen Kotflügel an einem Hühnerwagen verkratzte, was aber dem Fahrer des Karrens nichts ausmachte, er hatte schon genug Beulen und winkte mich weiter. Da muss ich in Marrakech mein Auto mal wieder Abdou übergeben zum Ausbessern. Ich quälte mich weiter durch die engen Gassen, hatte schon lang aufgegeben, das Riad zu finden, das ich besichtigen wollte und suchte nur noch den Ausgang. Jawad hatte mir für die Nacht ein Hotelzimmer gebucht, außerhalb von Taroudannt. Ich kenne da zwei. Kurz vor der Stadt das Dar Zitoune, aber ich glaubte mich zu entsinnen, dass er das Arganier d’Or meinte, 18 km nach Taroudannt. Ich fuhr hin, sagte an der Rezeption, dass es eine Reservierung für mich gäbe und man wies mir ein Zimmer an. Total netter Empfang. Ich packte mein Picknick aus und platzierte mich im Garten. Da kam der Empfangschef nochmal vorbei und wollte genau wissen, von welcher Agentur ich käme. Nach langer Telefoniererei stellte sich heraus, dass ich im falschen Hotel war. Ich hätte zwar bleiben können, es war ja ein hübsches Hotel und alle sehr freundlich, aber irgendwie wurmte es mich, das andere Hotel sollte wohl doch noch besser sein. Also wieder 25 km zurück, obwohl ich nie zurück will, immer nur voraus.

Und als ich meinen Wagen drehte kam mir der Rezeptionist noch nachgelaufen mit meinem Schweizer Messer. Hatte es liegen gelassen. In letzter Zeit vergesse ich immer und überall etwas. Ich brauche dringend einen neuen Kopf.

An der Rezeption des Dar Zitoune hieß es dann, Edith Kohlbach? Nein, da haben wir keine Reservierung. Erneutes hektisches Telefonieren. Diesmal aber mit Erfolg. Die Bestätigung wurde gefunden. Oh, meine Nerven!

Dann aber Entspannung. Ein herrlicher Garten, Blumen, Orangen, Papayas, zwei Pools plus Jacuzzi. Hier kann man es aushalten. Und die Suite, die ich bekomme, ist auch nicht gerade schlecht. Das ist auf jeden Fall besser als die englische Kasbah, hier gefällt es mir und ich gehe gleich mal an den Pool. Bademäntel sind auch vorhanden. Heute kann nun eigentlich nichts mehr schief gehen. Nur, dass sich mein PC einfach nicht mit dem Internet hier verbinden kann.

Zahlst du mehr, kriegst du mehr

Zur Zeit spiele ich Touristin in Agadir. Das tue ich immer mal zwischendurch zum Ausruhen und habe dabei ganz verschiedene Hotels getestet. Vor drei Jahren war ich im Tivoli, einem Mittelklassehotel, das ich deshalb gewählt hatte, weil es mit Lufthansa-Punkten zu bezahlen war. Die Halbpension kostete so um die 28 Euro. Das Zimmer war ganz nett, groß, gut eingerichtet, hat mir gefallen, wenn auch die Möbel älter waren. Der Pool war nur klein, sonst gab es im Hotel keine Angebote, und das Essen war bescheiden, aber akzeptabel. Dann im letzten Jahr der Tiefpunkt. Ich wählte aus sentimentalen Gründen das Tagadirt, weil ich auf meiner ersten Marokkoreise dort war. Ich buchte über FTI eine Woche, umgerechnet 18 Euro pro Tag Halbpension und es war natürlich klar, dass man dafür nichts bekommen kann. Das Essen schlechter als Kantinenqualität, das Zimmer klein und mickrig im Jugendherbergsstil, der Pool winzig. Die Gäste deutsche Rentner an der Armutsgrenze. In diesem Jahr wollte ich da mal raus, ich habe es ja schon oft bemerkt, dass mein Freund Abdou mich total verdorben hat, indem er mich an den Luxus gewöhnte. Fast zwei Stunden saß ich über booking.com und wählte schließlich das Palais des Roses. Es liegt abseits des Zentrums im neuen Hotelbereich Founty und ich fand es schon immer schön, genauso wie das daneben liegende Sofitel. Und wollte immer schon mal hin. Eine normal gebuchte Nacht kostet mehr als 100 Euro, aber booking bot mir trotz der Osterwoche einen guten Preis mit 57 Euro für ein Zimmer mit Frühstück.

Bei der Ankunft war ich ein wenig enttäuscht. In der Beschreibung heißt es, dass alle Zimmer auf den Pool, das Meer oder den schönen Garten zeigen, meines ging zu einer hässlichen Mauer. Ich beschwerte mich sofort, aber der junge Mann an der Rezeption sagte nur lapidar, dass die anderen Zimmer einen Aufpreis von 20 Euro kosten. Dabei haben wirklich fast 90 % der Zimmer einen schönen Ausblick und ich war schon ziemlich sauer, dass man mir so einen miesen Blick gab. Vielleicht auch, weil es als Einzelzimmer galt, denen gibt man immer das schlechteste. Aber heute früh war ich nochmal an der Rezeption und man versprach mir, dass ich um 14 Uhr wechseln kann. Und nun habe ich einen schönen Ausblick zum Pool. Und sogar Wi-Fi im Zimmer, obwohl man mir bei der Beschwerde sagte, es gäbe keine Zimmer mit wi-Fi. Der Kerl gestern war wirklich blöde, aber heute früh geriet ich direkt an den Chef der Rezeption, das war hilfreich.

Ansonsten ist es wirklich ein tolles Hotel. Das Zimmer ist geräumig, ich habe zum Doppelbett noch eine bequeme Couch, einen kleinen Tisch mit Stuhl, große Schränke mit Bügel und Safe, einen Kühlschrank und einen Balkon mit Tisch und 2 Stühlen. Und das Frühstück heute Morgen war Spitze. Das Büffet ist wirklich abwechslungsreich, auf der Terrasse steht eine Frau, die frische Crèpe backt und ein Koch, der Eierspeisen nach Wunsch frisch zubereitet. Das Publikum ist für mich überraschend. Im Tourismussektor in Marokko hat sich einiges geändert, Deutsche und Franzosen stehen nicht mehr unbedingt an erster Stelle, sehr viele Gäste hier sind aus arabischen Ländern. Vielleicht einige auch aus Marokko, das kann ich nicht genau erkennen. Aber in booking.com kann man sehen, dass gerade aus Saudi-Arabien viele Buchungen kommen.

Das hat dann vermutlich auch damit zu tun, dass die Sportangebote nicht angenommen werden. Stretching um 10 oder Aquagymnastik um 11, kein Mensch war da und alleine wollte ich nicht rumturnen. Da gehe ich lieber in den Fitnessraum und laufe mit Blick auf die wirklich herrliche Poollandschaft. Das Palais des Roses hat vielleicht den schönsten Pool mit dem herrlichsten Garten hier in Agadir, sehr groß und vielseitig. Um wirklich draußen zu liegen ist es mir noch nicht warm genug. Auch der Wellnessbereich ist sehr groß und schön, aber natürlich kostenpflichtig, so dass ich nur den kostenfreien Fitnessraum nutze.

Dafür bin ich dann am Morgen den langen Weg an der Strandpromenade entlang Richtung Zentrum. Diese neu angelegte Promenade ist wirklich wunderschön und sehr gepflegt, sie hat Agadir zu einem schönen Strandbad gemacht. Viele Kilometer kann man hier spazieren, joggen oder mit dem Elektroscooter fahren und die verschiedenen Straßenhändler – Marokkaner und Senegalesen – sind eher eine unterhaltsame Abwechslung. Es gibt Sonnenbrillen, Hüte, Tücher, Djellabahs, Bilder, Figuren, Obst, eigentlich alles, was man sich denken kann. Doch die Händler sind nicht aufdringlich, dafür ist die Security viel zu groß. Nicht nur Polizei und Militär patrouillieren hier, jedes Hotel hat noch seine privaten Security Leute und es kann eigentlich nichts passieren. Auch Frauen allein können unbelästigt spazieren gehen.

Goldene Hochzeit

Heute vor 50 Jahren habe ich geheiratet. Wäre ich bei meinem Mann geblieben könnte ich heute goldene Hochzeit feiern.

Nein, das hätte nicht zu mir gepasst. Das wäre nicht ich. Ich musste frei sein, musste mein eigenes Leben leben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass all das, was ich so tue, mit einem Partner möglich gewesen wäre. Dennoch bin ich froh, dass ich einmal verheiratet war und dass ich einen Sohn habe. Und damit eine Familie. Wäre dem nicht so würde mir ganz sicher etwas fehlen. Und ich habe mit meinem Sohn, seiner Frau und der Tochter eine ganz wunderbare Familie. Schön finde ich es auch, dass sie mir meine Freiheit lassen. Ich kann monatelang weg sein, aber es gibt keine Vorwürfe. Und meine Schwiegertochter ist einfach toll, denn wenn ich auf Reisen bin geht sie regelmäßig in die Wohnung, sieht nach den Rechten und erledigt meine Post. Ohne das ginge es nicht. Und genauso wichtig ist mein Mitarbeiter. Ich bin so glücklich, einen so guten Mann gefunden zu haben und hoffe nur, dass er mir noch lange erhalten bleibt. Mit diesen Beiden ist meine Freiheit erst möglich, ganz lieben Dank an euch, wenn ihr dies liest.

Ein Bier auf die Schrecksekunde

Die Schrecksekunde kam gestern, als ich mein Auto startete und das Display anzeigte, es gäbe keine Verbindung zu meinem Telefon. Hastig Tasche durchsucht, kein Telefon da. Da wird’s mir schon schummrig. Teures Smartphone, das wäre noch zu ersetzen, aber die Nummern darauf. Und die deutsche Karte mit Vertrag drin neben der marokkanischen Prepaidkarte. Ich gehe zur Rezeption und bitte, meine Nummer anzurufen. Handy ist aus. Also ganz klar, es wurde gestohlen und der Dieb hat es mal sofort ausgeschaltet. Nur – ich überlege hin und her, allzu viele Gelegenheiten gibt es nicht, wo es mir abhanden gekommen sein könnte. Ich würde gerne meine heutigen Schritte nachvollziehen und Maria anrufen, in deren schönem neuen Haus ich heute früh Kaffee getrunken habe. Allerdings ist die Nummer auch auf meinem Handy gespeichert.

Ich zwinge mich zur Ruhe, gehe ganz ordentlich noch einmal meine Tasche durch. Und da ist es, ganz brav auf dem Platz, auf den es gehört. Es hatte sich halt nur ein wenig versteckt und alleine ausgeschaltet, was ab und an mal vorkommt, mein Handy hat ein Eigenleben und es ruft manchmal auch selbstständig Leute an. Nur reden kann es noch nicht. Oh, was für ein großer Stein fällt mir vom Herzen!

Aber es gab auch wieder den einen schönen Moment. Ich komme in Tiznit an, will dort auf dem Campingplatz Tazerzite schlafen und fahre auf dem Weg am Restaurant Mauritania vorbei. Nein, da kann ich nicht vorbei fahren, da muss ich kurz stoppen, denn der Kellner Karim ist sehr nett. Ich steige aus, Karim sieht mich sofort, Küsschen links und rechts und schon sitze ich an einem Tisch. Bevor ich überhaupt nur denken kann stehen zwei Biere vor mir, und noch habe ich das eine nicht richtig eingegossen steht ein Teller mit Kefta und Fritten auf dem Tisch. Dieser Karim ist einfach süß, es ist hier so ein wenig wie heimkommen. Auf meinen Recherchereisen geht es natürlich auch viel um Werbung für die Hotels und Campingplätze, aber dazwischen finde ich doch auch immer wieder richtige Freundschaft, freut man sich, einfach weil ich vorbei komme und nicht die Reiseautorin, und das gefällt mir. Dann steige ich mit meinen zwei Bieren im Bauch vor den Augen der Polizei ins Auto und fahre die wenigen Kilometer zum Campingplatz, ja, das ist Marokko!

 

Oase Tighmart

Zwei Nächte war ich in der Oase und habe in der schönen Auberge Aain Nakhla von Salah geschlafen. Salah hat nun neue Zimmer gebaut im Stil eines Motels, das liebe ich, wenn ich mein Auto direkt davor parken kann und immer alles griffbereit habe. Obwohl er im Winter gut zu tun hatte und viele deutsche Camper bei ihm waren bin ich im Moment der einzige Gast. Was auch wieder den Vorteil hat, dass mir Salah sein Wi-Fi-Modem gibt, über das ich nun ganz alleine verfügen kann. Vorher war ich noch auf dem Camping Oasis von Hassan. Das ist ja ein Camping, zu dem es sehr zweigeteiltes Feedback gibt. Die einen fliehen erschreckt, finden es furchtbar schmutzig, die anderen fühlen sich gerade wegen dem engen Familienanschluss wohl. Hassan ist sehr nett, spricht etwas deutsch. Er hat nun endlich die lange nötige zweite Dusche und WC gebaut, und die hält er sauber. Was aber eben nicht für sein Wohnzimmer gilt, das mitten auf dem Platz ist und den Campern immer offen steht.

Das ist anders bei Salah. Er hat 18 Jahre in Deutschland gelebt, spricht ohne Akzent und kümmert sich sehr um seine Gäste. Er bietet mit seinem Geländewagen interessante Touren an, und das Hinterland von Guelmim bietet eine Menge abseits der großen Touristenstrecken. Ich war ja neulich schon die neue Straße von Assa nach Tiglit gefahren, die mir sehr gefallen hatte, und auch den Tag bei Salah nutze ich zur weiteren Erforschung. Im letzten Jahr hatte ich gesehen, dass von der Strecke Fask – Assa eine Straße nach Taidalt abzweigt, und die wollte ich erforschen. Was ich nicht bereut habe, denn ich habe die interessanten Dörfer Taidalt und El Borj kennengelernt. Die sind auch im Ausflugsprogramm von Salah enthalten und werden natürlich im nächsten Reisehandbuch aufgenommen. Und es lohnt sich gerade für Menschen, die noch das Ursprüngliche suchen, einmal dorthin zu fahren. Alles über Teer möglich.

Die Osterwoche steht bevor und deshalb bekomme ich Panik, wo ich denn wohnen kann. Ich beschließe, mich in Agadir einzubuchen. Booking.com zeigt an, dass Agadir zu 30 % ausgebucht ist. Also das ist ja äußerst wenig für die Osterferien. Nach einigen Tagen einfaches Nächtigen habe ich einen großen Bedarf nach Bequemlichkeit und schon immer wollte ich mal entweder im Sofitel oder im Palais des Roses wohnen. Beide liegen nebeneinander im Hotelbezirk Founty, also ein ganzes Stück entfernt von der Innenstadt. Und fürs Palais des Roses habe ich dann einen akzeptablem Preis gefunden und für 4 Nächte gebucht. Ich freue mich total darauf und werde den ersten Tag nur im Hotel verbringen, mich erholen und alle die Schreibarbeiten erledigen, die in den letzten Tagen liegen geblieben sind.

Plage Blanche

Es war einfach wieder so ein unglaublich schöner Tag. Die vielen Kilometer haben sich endlich gelohnt und haben mich zu einem wunderschönen Ort gebracht, wo ich zwar schon war, den ich so aber noch nicht erlebt hatte. Schon die Nacht im schönen Fort Bou Jerif hat mir meine Ruhe zurückgegeben, nicht zuletzt auch wegen dem guten Essen und dem netten Gespräch mit den Saarbrückern, sicher nicht wegen den eher ungastlichen Inhabern. Ich fuhr vom Camp zum Plage Blanche, wo ich seit 10 Jahren nicht mehr war, aber selbst früher habe ich noch nie die Landschaft so direkt angeschaut und genossen wir heute. Ich habe unendlich lange gebraucht, mir richtig Zeit genommen, bin langsam gefahren, habe öfter angehalten und habe so auch wunderschöne Fotos von Vögeln einfangen können. Von den vielen Blumen in allen Farben will ich gar nicht sprechen, die sind halt einfacher zu fotografieren. Zudem ist das Wetter heute nach all dem Nebel frühlingshaft warm und ich weiß, wo ich heute Abend schlafen werde, was will ich mehr. Ich bin zufrieden.

Am Oued Noun hab ich dann mal Halt gemacht, weil dort das Wasser so wunderschön über die Felsplatten fließt. Ich hörte ein heftiges Klopfen und bin neugierig hinunter gestiegen. Da stand ein Mann und haute in unheimlicher schwerer Arbeit die Felsblöcke aus dem Oued, ein Zweiter hatte den viel leichteren Job, das Mittagessen zu kochen und der Dritte fuhr den LKW zum Abtransport. Nicht jeder flieht also aus wirtschaftlichen Gründen nach Europa. Und trotz der schweren Arbeit waren die Männer freundlich und fröhlich. Das Essen war noch lange nicht fertig, sonst hätten sie mich eingeladen.

Als ich dann in Guelmim einfuhr wunderte ich mich über die vielen Plastikfässer mit Treibstoff, die am Straßenrand standen. Zwar war mir klar, dass es sich um den verbilligten Treibstoff aus der Westsahara handelt, der ja erst viel weiter südlich angeboten werden darf. Dass er nun hier so offen am Straßenrand angeboten wird, abgemessen in 5-l-Wasserflaschen, fand ich ungewöhnlich. Der Preis war 8 Dirham statt 7,10 in der Westsahara. Später dann erfuhr ich den Grund hierfür. In Guelmim hatte es ziemliche Demonstrationen gegeben, die Menschen hatten geklagt über fehlende Arbeitsmöglichkeiten. Und um die Leute ruhig zu halten hat man ihnen erlaubt, den Treibstoff zu verkaufen und so ein wenig Gewinn zu machen. Das Herbeitransportieren ist verboten, wer dabei erwischt wird, wird bestraft. Aber wer durchkommt kann ihn offen verkaufen.

Fort Bou Jerif

Auch gestern fuhr ich wieder 400 Kilometer, alles nur, um möglichst viel in möglichst kurzer Zeit hier abzufahren. Ich fühle mich in dieser Region am Atlantik einfach nicht zu Hause, was aber auch mit den Unterkünften zu tun hat. Inzwischen sind die mir sehr wichtig geworden, ich fühle mich nur da wohl, wo ich richtig gemütlich wohnen kann, und wenn es nur eine Nacht ist. Und davon gibt es hier am Atlantik wenige, nicht so viele wie in meinem geliebten magischen Dreieck Marrakech – Dratal – Erg Chebbi. So war gestern der Gedanke für mich, in Assa schlafen zu müssen, einfach schaurig. Es gibt dort nur ein einziges Hotel, seit langer Zeit, und es ist halt so ein übliches marokkanisches Dreisterne, unpersönlich und dafür zu teuer. In El Ouatia hatte ich immer auf dem Campingplatz ein Bungalow bezogen, es war zwar einfach, aber ich habe mich trotzdem wohl gefühlt, weil ich Platz hatte und mein Auto direkt davor parken konnte. Habe ja auch Kaffee dabei und konnte mir den zubereiten. Diesmal war mein Hauptgrund, nach El Ouatia zu kommen, der neue Camping Equinox, den ich noch nicht gesehen hatte. Aber irgendwie habe ich mich dort auch nicht wohl gefühlt. Das Zimmer, das ich bekam, war nur klein, 1 großes, 1 kleines Bett, keine Sitzgelegenheit. Bad zwar sauber und schön gekachelt, aber noch nicht mal ein Haken. Ich wollte zwei Nächte bleiben, aber nein, hier gefällt es mir nicht. Und auch den Verwalter, der mir als so nett geschildert wurde, empfand ich eher als aufdringlich. Also nichts wie weg. Darin bin ich gut.

Zunächst ging es aber noch weiter nach Süden, deshalb kamen so viele Kilometer zusammen. Ich wollte einerseits wissen, was aus den freien Stellplätzen dort geworden ist, andererseits den verbilligten Sprit der Westsahara volltanken, und mein Tank war auch ganz schön leer. So ging es also runter und die gleiche Strecke wieder rauf, was schon nervtötend ist mit dem vielen LKW-Verkehr auf der N 1. Kurz vor Guelmim dann das erste Neue, ein Campingplatz, der mir gemeldet worden war als ganz nett, entpuppte sich als ziemlich schmutziger Bauernhof, auf dem weit und breit niemand anzutreffen war, dessen TV aber laute religiöse Lieder in die Landschaft plärrte. Ich machte den TV aus, aber es kam trotzdem kein Mensch. Nur Katze und Hund sprachen mit mir. Und später dann bei Guelmim eine zweite Adresse, die ich noch nicht kannte, auch hier kein Mensch vor Ort. Auch nicht telefonisch zu erreichen. Ja, so kann man aber nicht auf Campinggäste hoffen.

Dann ging es Richtung Plage Blanche mit einem Abstecher zum Fort Bou Jerif. Genau 10 Jahre war ich nicht mehr dort, da wird es Zeit für einen Check. Und als ich schließlich ein deutsches Ehepaar mit Unimog dort treffe, das ich schon aus Foum Zguid kannte, war die Entscheidung gefallen, ich bleibe hier, auch wenn es sauteuer ist. Das ist ja nun absolut der teuerste Übernachtungsplatz für Camper in Marokko, ohne dass groß etwas geboten wird, man muss ja ziemlich weit abseits fahren. Von der Asphaltstraße sind es noch 9 km ziemlich holprige Piste, was ich einem Wohnmobil nicht raten würde. Kleine Mietwagen kommen hier aber durchaus. Wir hatten einen schönen Abend zusammen, das Essen ist gut und lohnt durchaus. Für Camper wird eine Halbpension zu 250 DH angeboten, inklusive dem Platz hoffe ich doch.

Ja, und nun kommt die große Frage. Fahre ich nach Sidi Ifni? Dort wohnt Maria und ja, ich würde gerne ihr neues Haus sehen und mit ihr einen Kaffee trinken. Aber die große Übernachtungsfrage ist dort wieder offen, wo schlafen. Es gibt dort kein einziges Hotel, zu dem ich Beziehungen habe, in dem ich gerne bleiben würde. Auf dem Camping Erkounte nördlich davon schon, aber es ist halt einfach nicht meine Richtung. Nach der vielen Fahrerei will ich nicht wieder so viele Kilometer machen, wo ich eigentlich nicht hin will und wieder zurück muss. Denn mein Ziel von hier aus ist die Oase von Tighmart. Da gibt es schöne Unterkünfte.

Eine neue Entdeckung

Das war gestern wieder so ein Erlebnis, wie ich es liebe. Eine neue Strecke zu entdecken. Ich hatte so einiges nahe der Atlantikküste zu erforschen und plante, von Foum Zguid nach Icht zu fahren, dort zu übernachten, dann weiter nach Assa und von dort eine neue Straße zu erforschen, die es vorher nicht gab. Laut Google earth sollte sie zumindest teilweise geteert sein.

Die Straßen in diesem Bereich sind gut, leer und ohne Kontrollen, also kam ich so flott voran, dass ich noch vor dem Mittagessen in Icht war. In Assa dann etwa um 14 Uhr. In diesem verlassenen Kaff im einzigen überteuerten Hotel so lange wohnen, nein, danke. Außerdem reizte es mich ja viel zu sehr, diese neue Straße zu fahren. Vor Jahren hatte ich den Beginn der Bauarbeiten gesehen und man sagte nur so lapidar, sie ginge nach TanTan. Das wäre schön, denn da will ich hin.

Der Abzweig ist gut zu finden, die schmale Straße absolut menschenleer. Zunächst eher langweilige Landschaft. Nach 45 km folgt der erste Ort, am Eingang stehen zwei riesige Pferdestatuen. Doch sonst bietet das Örtchen mit viel neuem Beton nichts. Erst ein ganzes Stück weiter wird die Landschaft dann richtig schön, zu Beginn eine kleine Oase um eine Quelle und alles voller blühender Blumen. Spuren belegen eindeutig, dass die Quelle als Viehtränke genutzt wird, aber im Moment ist niemand da. Das heißt außer den Fröschen, die einen Höllenlärm machen.

Nach der Oase wird die Landschaft richtig schön, die ersten nur hier endemisch wachsenden Euphorbien und Arganien kommen, eine herrliche Felsschlucht erfreut das Auge. Und dann liegt etwas mitten auf der Straße. Ich fahre drum herum, setze zurück. Eine Schlange war gerade bei ihrem Mittagsmahl, hatte das Tierchen gerade angeknabbert, als ich sie vertrieb. Tut mir leid, du schöne braune Rennnatter. Sie warf mir giftige Blicke zu und verzog sich, den kleinen Waran konnte ich nicht mehr retten. Es handelt sich um eine Eidechsennatter – Malpolon monspessulatus.

Dann kam ich nach Tiglet, ein Dorf bisher abgeschnitten von der Welt. Aber so schön an einem großen Oued, einem Zufluss des Dra, gelegen und von einem dichten Palmenhain geschützt. Auf den 100 km bis zum nächsten Ort hatte ich nicht ein einziges Auto getroffen, erst ab dort gab es hier und da mal einen Bauer, der mir mit seinem uralten Land Rover entgegen kam. Als ich dann die N 1 zwischen Guelmim und TanTan erreichte begann nach dieser herrlichen Ruhe der totale Horror. Die N 1 ist eine ganz bedeutende Straße. Nicht nur ist sie der einzige Versorgungsweg für die Menschen in der Westsahara, eine äußerst wichtige Militärverbindung, aber vor allem auch die einzige Sahara-Verbindung ins südwestliche Afrika. Auf der eher schmalen zweispurigen Straße war ein unermüdlicher LKW-Fluss, kein Spaß, die dauernd zu überholen. Nach insgesamt 680 km an nur einem Tag kam ich erschöpft in El Ouatia an, wo ich auf dem Campingplatz wohnen wollte. Und nach der Abreise von Foum Zguid mit über 35 Grad war die feuchte, neblige Kühle hier einfach nur ein Schock. Ich will wieder weg!

Djebel Sarho

Spaß macht es nicht, die Piste von Boumalne in den Djebel Sarhro zu fahren. Weder für den Fahrer, der viel zu angespannt ist, um sich die herrliche Landschaft anzuschauen, weil die Piste fast nur aus Felsstufen besteht und er trotz Schrittgeschwindigkeit dauernd fürchten muss, dass die Reifen das nicht aushalten, aber auch nicht für die Passagiere, die viel zu durchgeschüttelt werden und sich zu krampfhaft festhalten müssen, um die Landschaft zu genießen. Am besten kann man diese herrliche Bergwelt zu Fuß erleben und dazu werden auch überall Trekkingtouren angeboten. Allerdings ist an der schwierigen Piste ein großes, offizielles Schild angebracht, das besagt, dass diese Strecke asphaltiert werden soll. Das wird ein Verlust für jeden sein, der die schöne Landschaft liebt, das ist doch ein ganz gehöriger Einschnitt. Aber aufhalten kann man die Entwicklung nicht.

In Nekob wollte ich mir wieder ein paar Hotels anschauen. Der Deutsche Hartmut Dahnelt hat dort ja seinen Lebenstraum verwirklicht und inmitten der 45 Kasbahs von Nekob das sehr urige Hotel Kasbah Ait Omar gebaut. Aber irgendwie klappt es nicht mit uns. Die Geister scheinen sich gegen uns verschworen zu haben. Ich will es nicht im Einzelnen schildern, das Hotel ist schön, aber ich nahm das Angebot, dort zu wohnen, nicht an. Hauptsächlich weil an dem Tag kein Gast da war und ich mich deshalb einsam gefühlt hätte.

Weiter ging es zum Hotel Ennakhil. Da habe ich sogar mal vor vielen Jahren meine einzige Nacht bisher in Nekob verbracht. Ich konnte es kaum glauben, aber im Eingang stand der Besitzer und erkannte mich sofort. Dabei waren das wohl an die 15 Jahre her. Aber er erwähnte Einzelheiten, die keinen Zweifel aufkommen ließen. Auch hier eine Einladung. Doch ich ließ es offen. Wollte ja noch zur Auberge Bassou, die mir empfohlen worden war. Sie liegt 5 km außerhalb ganz allein auf dem flachen Land. Auch hier war ich völlig allein mit dem Inhaber und wollte ganz sicher nicht bleiben. Die Auberge ist hübsch, die neun Zimmer sind nett eingerichtet, alle mit Bad und so heiß ist es noch nicht, dass man die fehlende Klimaanlage vermissen würde. Ibrahim ist mit einer Französin verheiratet, aber die war unterwegs, sollte am Abend wiederkommen. Wir plauderten und plauderten und irgendwann war dann doch klar, hier bleibe ich. Diese einfache Auberge, die auch eine Campingmöglichkeit hat, strahlt etwas aus. Eine Ruhe und Gelassenheit, die mir sehr wohl tat. Obwohl Ibrahim endlos redete, aber sehr sympathisch. Spät am Abend dann kam Brigitte und Ibrahim servierte uns ein wirklich köstliches Mahl, das ich in dieser Einsamkeit nicht erwartet hätte. Er war früher in Frankreich im Gastgewerbe beschäftigt und hat dort ganz sicher etwas gelernt.