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Corona hat uns fest im Griff

Nur 4 Tage sind seit meinem letzten Blogbeitrag vergangen, aber in dieser kurzen Zeit wurde die Welt auf den Kopf gestellt. Nichts ist mehr so wie zuvor, auch in meinem Leben ist der Virus angekommen. Nein, keine Sorge, ich bin nicht krank. Aber mein Rückflug wurde gestrichen. Er sollte erst am 19. April sein, deshalb kann man jetzt noch nicht sagen, wie es weiter geht. In die Zukunft planen ist unmöglich geworden, was ich mir heute für morgen vornehme, kann morgen schon verboten werden. Die Grenzen sind gesperrt, Flüge werden gestrichen, in Marokko sind die Mittelmeerhäfen geschlossen, Reisebüros können vor Überlastung keine Anfragen mehr beantworten und Botschaften helfen nicht. Ich habe den zweiten Weltkrieg nicht miterlebt, aber es muss wohl ein wenig so gewesen sein. Es macht mir Angst. Und was die Sache noch verschärft ist, dass ich hier mit meinen Sorgen allein bin. Die Menschen, die ich hier kenne, sind Amerikaner, sie haben andere Sorgen als ich Ausländerin. Außerdem sind es oberflächliche Bekannte, mit denen ich zusammen kayake, Rad fahre oder wandere, und in den Gruppen sind immer andere Menschen. Jemand, mit dem man persönliche Aspekte austauschen kann, ist nicht vorhanden. Die Familie zu Hause ist nur klein, und auch sie haben Sorgen, wie es weitergeht. Die Schulen sind geschlossen, die Arbeitgeber versuchen, ob Homeoffice möglich ist.

Wenn ich allein im Haus bin wird es jetzt oft kritisch. Meine Gedanken kreisen nur noch darum. Mir ist ein geordnetes Leben wichtig, ich habe gern alles gut organisiert und weiß, wie die nächsten Tage aussehen werden. Und genau das geht jetzt nicht mehr und macht mir sehr zu schaffen. Hätte man einen Menschen an seiner Seite wäre es etwas einfacher, man könnte seine Sorgen teilen.

Daher ist es für mich lebenswichtig, dass meine sportlichen Aktivitäten weiter laufen. Und auch da fürchte ich, dass dies nicht mehr lange weiter geht. Dass die Bikeweek nach 8 Tagen vorzeitig abgebrochen wurde hat mich nicht sonderlich berührt, ich empfand diese Entscheidung als überfällig. Aber auch meine Gruppe Explore Volusia, die ja von der Kreisverwaltung veranstaltet wird und meist nur bis höchstens 25 Teilnehmer hat, überlegt schon, die Aktivitäten zu beenden. Roger Fulton ist da noch ein Hoffnungsschimmer, seine geführten Touren sind ja eher privater Natur und in kleinerem Kreis, er wird sicher weiter machen. Aber er ist nur noch bis zum 15. April da, ist ja auch ein Snowbird. Doch ist es möglich, dass auch er verlängert. Das Haus, in dem er hier zur Miete wohnt, gehört einer Dame mit doppelter Residenz. Sie ist zur Zeit in England und kann wahrscheinlich von dort nicht weg. Sie hat Roger angeboten, so lange zu bleiben, wie er will. Zudem in seinem Heimatstaat New York noch mehr Krankheitsfälle sind. Aber ich kenne Roger nun ein wenig, er ändert nicht gern Pläne.

Auf einer kürzlichen Tour habe ich Jeff kennengelernt. Er hat mich zum Essen eingeladen und wir haben uns sehr gut unterhalten. Eigentlich das erstemal, dass ich wirklich jemand für ein persönliches Gespräch getroffen habe. Das ist mir so wichtig zur Zeit. Er wohnt in dem magischen Ort Cassadaga und kommt heute auf einen Besuch. Ich freue mich sehr darauf, da ich diese menschlichen Kontakte im Moment so sehr brauche.

Brickyard Slough Trail

Roger Fulton hatte diesen Trail in seiner Datenbank und da ich gerne im angrenzenden Park Beck’s Ranch bin, versuchte ich, den Trail zu finden. Aber seine Beschreibung war inzwischen in die Jahre gekommen und so verständigte ich ihn. Gestern fuhren wir nun zusammen diesen Trail. Es geht über Farmland – über Kuhfladen – zum Fluss, sehr schöne Landschaft. Zwar trafen wir auch eine Herde mit vielen Kälbchen, aber die Mütter haben sie vor uns in Sicherheit gebracht. Die Tiere haben hier ein sehr großes Areal, auf dem sie frei umherlaufen können. Und Wasser gibt es ja auch. Aber kein Foto, wie gesagt, die Kälbchen wurden schnell weggebracht.

Blackbear Wilderness Area

Auf einer Wanderung neulich empfahl mir einer der anderen Teilnehmer den Blackbear Wilderness Trail. Obwohl ich öfters in Sanford zu tun habe hatte ich von diesem Trail noch nichts gehört. Und heute stand er also auf dem Programm. Gerade als ich losfahren wollte erhielt ich eine Mail von David, den ich auf dem Spring-to-Spring Bike Event kennengelernt hatte. Er fragte, ob irgendwelche Biketouren geplant sind. Ich sagte, dass ich gerade zu einer solchen nach Sanford fahre und in 2 Stunden dort sein werde. Er sagte zu. Witzig war auch die Anreise. Mein Navi erkannte sowohl den Namen des Parkes als auch die physische Adresse, aber hin brachte es mich nicht. Ich blieb in einer Anwohner-Sackgasse stecken, von Park keine Spur. Aber ein Postwagen war da. Gerade wollte ich den Fahrer fragen, aber bevor ich den Mund aufmachen konnte gab er mir schon die Anfahrt bekannt. Als ich dann zum Park kam war David auch gerade angekommen und als ich berichtete, dass ich den Park nicht gefunden hatte, sagte er, ja, er auch nicht, aber er habe den Postfahrer gefragt. Haha, daher wusste er das also. Wir waren ja beide suchend mit Rädern am Auto umhergefahren, da konnte er 1 und 1 zusammen zählen.

Wir beide wussten nicht, was uns erwartet. David hatte die Webseite durchforstet und auch gefunden, dass Bikes erwähnt werden. Allerdings stand am Eingang nur etwas von Wandern. Uns erwartete ein 7,1 Meilen langer Rundweg, also gut 11 km. Dafür sollte man etwa 3 bis 4 Stunden brauchen. Zu Fuß. Na, das ist ja kein Problem, entschieden wir, mit dem Bike geht es schneller.

Selten habe ich mich mehr geirrt. Zu Beginn war der Weg ja noch ganz okay. Bordwalks führten uns über Sumpfgebiete, wenn sie auch recht schmal ausfielen und man mit dem Rad schon gut aufpassen musste. Aber nach wenigen hundert Metern änderte sich die Lage. Super schmaler Pfad, begrenzt von hohen Bäumen, Wurzeln über Wurzeln machten es schwer, darüber zu fahren und meistens mussten wir das Rad darüber tragen. Öfter kamen uns Leute entgegen, alle zu Fuß, es waren auch keine Radspuren zu erkennen, und der erste sagte uns, dass nach 4 Meilen der Weg besser wird. Wir waren zwar erst eine Meile unterwegs, aber das gab uns Hoffnung. Schön war die Landschaft schon. Wie gesagt, hohe, schattige, dicht stehende Bäume, dazwischen Sumpfgebiet, dann kamen wir zum St. Johns River, auf dem auch gerade ein historischer Raddampfer vorbei zog. Der Pfad war sehr gut markiert, alle 0,25 Meilen ein Marker mit einer Nummer, zu dem man in der Not Hilfe herbeiholen könnte. Allerdings auch die nur zu Fuß, hier kommen ja kaum Fahrräder durch. Oft musste ich mein Bike vor mir her durch zwei Bäume schieben, weil einfach nicht genug Platz war; aufsitzen und fahren ging nur sehr, sehr selten. Aber wir hofften noch immer auf das Ende der 4 Meilen.

Nach 3 Meilen kamen wir zu einem Natur-Camping. Also wer hier zelten möchte ist mir nicht klar, denn alles Gepäck müsste hergeschleppt werden und die Alligatoren kommen sicher auch auf einen Besuch vorbei. Und dafür müsste man nach vorheriger Anmeldung noch 16 $ Gebühr zahlen, die sanitären Anlagen sind hinter dem Baum. Nein danke. Doch dafür saßen auf den Bänken zwei Frauen, sehr freundliche Frauen. Sie boten uns von ihren Sandwichs an, Peanut Butter with Jelly. Mein Sohn Brian wäre begeistert gewesen. Aber auch wir nahmen dankbar ein Brot und jeder eine halbe Banane an, denn wer weiß, was noch kommt, vielleicht brauchen wir jede Energie. Darauf waren wir ja nicht gerichtet. Wir hatten jeder nur eine Flasche Wasser.

Unser Gespräch war toll. Vor allem die eine Frau, etwa Ende 50, sprach viel und bewegte dazu viel ihre Hände durch die Luft. Korrektur: Hand Einzahl. Auf der rechten Seite war nur ein Stumpf. Was sie aber absolut nicht störte. Und deshalb fasste ich mir auch den Mut und fragte sie, was mit ihrer Hand geschehen sei. Sie war vor drei Jahren im Familienkreis, Sohn, Hund usw. Dann fiel etwas hin, sie griff nach ihrem Sohn und der Hund muss das missverstanden haben und biss ihr ins Handgelenk. Sie kam sofort ins Krankenhaus, aber die Hand konnte nicht gerettet werden. Sie zeigte uns Fotos von dem Verlauf. So schrecklich es auch war, diese Fotos zu sehen mit der später richtig schwarzen Hand, so lehrreich war es auch. Ich hatte schon oft Kriegsberichte von solchen Vorkommnissen gelesen, aber noch nie wirklich ein solch schwarzes Körperteil gesehen. Toll, wie diese Frau das meistert, sie geht ganz natürlich damit um.

Die Beiden kannten den Pfad genau und meinten, dass am Ende die letzten zwei Meilen einfacher seien, ein breiterer Weg. Das gab wieder Hoffnung. Denn der 4-Meilen-Marker tauchte auf und von einer Verbesserung war noch keine Spur. Im Gegenteil, immer öfter mussten wir die Bikes tragen. 5 Meilen kamen und immer noch nichts, aber gerade als ich nach meiner Wasserflasche greifen wollte sah ich, dass ich diese inzwischen verloren hatte. Mist. Aber es sind ja nur noch 2 Meilen, im Auto ist mehr Wasser. Wir hatten übrigens gut 25 Grad, aber der Wald ist ja sehr schattig.

Bei 5,25 Meilen dann tatsächlich ein breiterer Weg, wir konnten wieder aufsitzen. Doch diese Freude wähnte nur eine Meile, bei 6,25 war es wieder schmal wie zuvor. Und so blieb es bis kurz vor Ende. Wir erreichten nach 3,5 Stunden den Parkplatz und waren sehr stolz auf uns, hatten das ganze gut gemeistert und waren noch nicht mal sehr kaputt. David lud mich zum Essen ein, was ich dankbar annahm. Er kannte ein tolles Restaurant an dem Fluss, an dem wir uns kurz zuvor entlang gekämpft hatten.

Elderly People

Ich bin in USA, also höre ich die Nachrichten in englischer Sprache. Und da ist in den letzten Tagen in Zeiten des Coronavirus sehr viel die Rede von „Elderly People“, älteren Menschen. Eines ist ja mal ganz klar, dazu gehöre ich nicht mit meinen gerade mal 72 Jahren! Das Dumme ist nur, die hören nicht auf, von dieser Altersgruppe zu sprechen. Hohe Risikogruppe, es besteht die Gefahr bei Ansteckung zu sterben. Erst neulich starb ein 71jähriger, man tut es so ab, war ja schon älter. Das macht mich richtig wütend und ist auch wieder mal Anlass über sein eigenes Leben und sein Alter nachzudenken. Gestern ging ich mit einer Gleichaltrigen am Strand spazieren und fragte sie: Wie alt fühlst du dich in Gedanken? Sie sagte, in den Vierzigern. Ich dachte über mich und musste sogar sagen, in den Dreißigern. Und ich denke, wir haben recht. Wir müssen unser Leben so leben, wie es uns gefällt, wir haben so viel nicht mehr. Vor allem, wenn man sieht, was um einen herum so passiert.

Ich hatte Ende der 1980er einen tollen Mann kennengelernt in Marokko. Er war damals der amerikanische Konsul in Marokko und lud mich in sein Haus ein. Auch im Jahr danach wohnte ich noch einmal eine Woche bei ihm. Er hat mich sehr beeindruckt, aber als er dann von Marokko abgeordnet wurde habe ich nie wieder etwas von ihm gehört. Jedes Jahr wenn ich in Florida bin und an ihn denke versuche ich ihn übers Internet zu finden. Aber dieser Mann hat tatsächlich absolut keine virtuellen Spuren hinterlassen, ist unauffindbar. So schade, ich hätte ihn so gerne noch einmal gesehen. Aber auch in diesem Jahr suchte ich nach ihm, und zum ersten mal fand ich ihn. In einem Obituary! Also in einem Nachruf. Er ist im Alter von 71 Jahren verstorben.

Irgendwie fiel mir dann John McCollister ein. Ihn kannte ich vom Fliegen in Daytona Beach her und mochte ihn sehr. Vor etlichen Jahren verzog er dann nach Las Vegas. Auch ihn fand ich, er war gerade 14 Tage zuvor verstorben. Das ist so erschreckend, wenn alles um einen herum wegstirbt. Im letzten Jahr lernte ich dann in meinem Fitnessstudio eine sehr nette Dame kennen, Elsbeth Weber. Deutscher Abstammung, etwas älter als ich, aber sehr aktiv. Sie wohnte mit ihrer Tochter in einem wunderschönen Haus am See, aber wollte es verkaufen und umziehen. Deshalb wusste ich in diesem Jahr nicht, ob ich sie wiederfinde. Doch am ersten Tag in meinem Studio saß sie am Gerät und trainierte. Das Haus war verkauft und sie hatte ein neues in meinem Port Orange gefunden. Ich freute mich schon darauf, es zu sehen, aber sie meinte, sie sind noch mitten in den Renovierungsarbeiten und es dauert etwas. Dann habe ich sie nicht mehr gesehen und bekam nur einmal eine Whatsapp, dass sie sehr busy sei. Im Studio sah ich sie nicht mehr.

Letzte Woche dann in der Bibliothek begegnete ich ihrer Tochter und erfuhr, sie hatte einen Schlaganfall. Es geht ihr zwar schon wieder besser, aber sie muss zum Beispiel erst wieder lernen zu schreiben.

So schrecklich. Die Erkenntnis für mich, genieße dein Leben. Und heute gehe ich wieder zu Ross, meinem Lieblingsladen, denn es ist Dienstag und damit Tuesday Club. Das bedeutet, dass „elderly people“ ab 55 10 % Rabatt bekommen. Also nichts wie hin und in der Teenie Abteilung wieder nach einer verrückten Hose schauen für meine Sammlung.

Coronavirus und Bikeweek

Die Nachrichten werden immer bedrohlicher, kommen immer näher auch zu mir. Ich bin ziemlich panikresistent, aber den Fakten kann auch ich mich nicht verschließen. Volusia County, wo ich lebe, hat seit gestern Abend seinen ersten Fall. Eine 66jährige Frau, die auf Reisen war, wo sagte man noch nicht. Und in Florida selbst gab es zwei Todesfälle. Interessant so nebenbei ist ja auch immer, dass man bei solchen Altersangaben immer sagt „ältere Menschen“, einmal entschuldigte man den Todesfall eines 71jährigen quasi: war ja schon älter. Nun, dies ist meine Altersgruppe und ich fühle mich absolut nicht älter und habe auch nicht vor, jetzt schon mein Leben aufzugeben.

Seit gestern ist in Daytona Beach die Bikeweek. Ein wunderschönes Ereignis, zu dem Hunderttausende von Menschen kommen. Auf vielen Eventlocations spielen Bands, kommen Menschen aller Nationen sich sehr nahe. Ich bin überrascht, dass die Bikeweek nicht abgesagt wurde. Es wäre natürlich ein Riesenausfall fürs Geschäft, die Menschen sind ja auch schon da. Man setzt darauf, dass die Menschen selbst vorsichtig sind, alle reden nur vom Händewaschen und sich nicht ins Gesicht fassen. Ich bin skeptisch. Ich glaube nicht, dass dies hilft. Aber so gerne ich auf Großveranstaltungen gehe, so gerne ich mich durch Menschenmengen drücke, ich werde diesmal nicht hingehen, sondern mir die Biker nur aus der Ferne anschauen. Es geht noch bis zum Sonntag, dem 15. März und ich bin mal gespannt, ob es problemlos weiter läuft.

In Deutschland steigen die Zahlen sprunghaft an, aber noch bin ich von Deutschland entfernt. Wichtiger sind mir die Nachrichten aus Vietnam, wo schon einige Hotels und Ausflugsboote Europäer aus infizierten Ländern abweisen. Inzwischen glaube ich kaum noch, dass aus meiner Reise etwas wird. Werde es mir aber für die Zukunft merken, den Lonely Planet habe ich ja inzwischen, der muss sich lohnen. Und meine Marokkofahrer, so sicher Marokko mit nur 4 Infizierten ist (Italiener), so sind vor allem die aus Süddeutschland, Schweiz und Österreich, auf der Rückfahrt von Marokko auf die Durchreise durch Italien angewiesen, wenn sie mit der Fähre ankommen. Und genau diese Durchfahrt scheint nun gesperrt zu werden. Zwar gibt es etliche Berichte darüber, aber noch ist nicht klar, ob auch der Transit auf der Autobahn gesperrt ist. Die Verunsicherung unter den Reisenden ist groß. Facebook läuft heiß. Aber gerade in so einer Situation erweist sich wieder einmal, wie hilfreich der Informationsaustausch mithilfe Facebook ist. Trotz auch sehr negativer Seiten dieses Mediums.

Mein persönliches Fazit: Ich leben mein Leben weiter, gehe aber lieber in die Naturparks statt zur Bikeweek, trage keine Gesichtsmaske, kaufe nicht panikartig ein und wasche meine Hände genauso wie zuvor.

Hier Fotos aus dem letzten Jahr

Biking, Biking

Die letzten Tage standen wieder stark unter dem Zeichen biken. Roger Fulton sollte einen Vortrag halten über die Trails in Central Florida und er lud mich ein, dort auch speziell etwas zu den geteerten Multi Use Trails zu sagen, die ich in meinem Buch vorstelle. Und auch Werbung für mein Buch zu machen. Doch ist dies ja nicht so einfach, wenn ich keine Bücher mehr habe. Ich habe mir extra in Deland die beiden letzten Exemplare geholt, die Maggie noch hatte. Aber als die Leute hörten, dass es bald eine neue Auflage gibt, wollten sie warten. In USA besteht noch ein weiteres Problem. Kaum jemand hat cash dabei, alle wollen mit Kreditkarte zahlen. Aber das kann ich natürlich nicht annehmen.

Am Sonntag dann war unser großes Bike Event. Die Fund Raiser Tour ab Lake Beresford. Sie wird jedes Jahr einmal veranstaltet von Maggie, der Präsidentin des Vereins St. Johns River to Sea Loop, die sich engagiert für den Ausbau dieses Trails einsetzt. Ich habe wie im letzten Jahr wieder die 8 Meilen geführt, die nicht wirklich 8 Meilen sind, da wir nur 4 Meilen bis zum Blue Springs Park radeln und dann dort eine lange Pause mit Barbecue haben. Danach geht jeder gesondert auf seinen Heimweg, also wieder die 4 Meilen zurück zum geparkten Auto. Andere Etappen gingen über 25 und 35 Meilen. Das Wetter war grandios, der Wetterbericht hatte ja zunächst von einem sehr kalten Tag gesprochen, so dass Maggie sogar Heizstrahler besorgen wollte. Aber dann hat es sich doch sehr angenehm mit etwa 20 °C entwickelt, ideal also zum Radfahren. Und das Essen war auch toll. Wir hatten die üblichen Hotdogs und Hamburger, aber zusätzlich noch Brisket. Das kannte ich nicht und der Grillmeister ließ mich vorab ein Stück probieren. Beef Brisket ist eine im Barbecue-Smoker bei niedriger Temperatur im heißen Rauch gegarte Rinderbrust. Einfach köstlich und ganz zart. Und die letzten Exemplare meines Buches konnte ich auch verkaufen.

Fast zwei Wochen war das Paket mit den Büchern ja schon auf der Reise. Und ausgerechnet für Dienstag wurde die Lieferung angekündigt, der wieder total mit Biken ausgefüllt war. Am Morgen wollte ich den Mala Compra Trail erkunden. Ich hatte in einem Bikeshop von diesem Mountainbike Trail erfahren, er sollte ganz besonders schön sein. Und so war es dann auch. Die Gopher Schildkröten kreuzten dauernd meinen Weg und natürlich musste ich jede einzelne fotografieren, was sie unberührt über sich ergehen lassen. Der Trail hat einen direkten Zugang zum Strand, das ist das besondere daran und ich kann ihn nur empfehlen. Wenn es nur nicht so weit von meinem Wohnort wäre, ich muss immerhin gut 50 km dorthin fahren.

Um 14:30 Uhr, gerade als ich auf dem Weg zu Roger Fultons Radtour am Lehigh Trail war, klingelte dann mein Handy mit der Nachricht, dass das Paket nicht zugestellt werden konnte, weil niemand zuhause ist. Und ich muss unterschreiben. Also noch einen weiteren Tag warten. Doch ließ ich mir davon die Stimmung nicht verderben, wir waren nur eine kleine Gruppe und bei bestem Wetter fuhren wir diesen Trail. Und heute Morgen dann gleich zur Post. Hurra, das Paket ist da!

Mala Compra Trail

Als ich neulich Nachschub zu einem Bikeshop brachte fragte mich der Inhaber, warum der Mala Compra Trail nicht enthalten ist. Solche Hinweise sind für mich sehr wichtig, nur so kann ich von interessanten Trails hören. Und heute also war der Tag der Recherche. Der Trail liegt zwischen Flagler Beach und Marineland an der A1a, also von mir aus 50 km entfernt. Das macht man ja nicht jeden Tag zum Frühstück. Aber da ich noch eine andere Verabredung in der Nähe hatte konnte ich es einbauen.

An der A1A liegt Bings Landing. Ein Park, den ich schon oft besucht habe. Er hat vor allem einen Bootslaunch, von dem aus ich auch bereits Kayakfahrten gemacht habe. Aber dass genau gegenüber der Mala Compra Trail ist war mir bisher entgangen. Es gibt dafür keine richtigen Trailheads, deshalb parkt man am besten direkt bei Bings Landing, und möglichst direkt beim Exit. Davon genau gegenüber auf der anderen Straßenseite ist der Eingang, den ich bisher total übersehen hatte. Diese Trails sind nicht asphaltiert. Es gibt einen ziemlich bequemen Hiking Trail 2,5 Meilen und einen etwas schwierigeren Einbahn-Mountain-Bike Trail 5,5 Meilen, beide durch herrlich schattigen Wald. Ich entschied mich für den bequemen Weg. Und auf dem hat man dann auch eine Möglichkeit, direkt an den Strand zu kommen. Dieser Trail ist damit der einzige, der einen direkten Zugang zum Strand hat. Einfach wunderschön.

Clermont – South Lake Trail

Einen Trail gibt es von meiner kürzlichen Reise noch nachzutragen. Der West Orange Trail beginnt ja an der Killarney Station und führt nach Osten. Nach Westen jedoch verläuft der South Lake Trail oder auch Lake Minneola Scenic Trail genannt. Eigentlich hatte ich am Montag, dem Tag meiner Abreise keine große Lust mehr, ich war ja etliche Tage auf dem Sattel. Aber das Wetter war toll, also dachte ich mir, ein paar Kilometer gehen. Gisela hatte gesagt, ich solle doch zumindest am See vorbei radeln, es sei dort so schön. Also schön war auch das Wetter und wenn der Tag nicht verloren sein soll, dann muss ich wirklich auch am Anfang beginnen. Obwohl Florida ein sehr flaches Land ist und die Trails deshalb kaum Steigungen aufweisen sind die Hügel im Lake County doch etwas anders. Hier geht es bergauf und bergab, viele Radfahrer lieben diese Veränderung. Okay, ich bräuchte es jetzt nicht unbedingt, aber ja. Ich fuhr also fast bis zum Minneola Trailhead, dann wieder zurück, um mit dem Auto dorthin zu fahren, die Strecke bis zum See zu erkunden, das Auto wieder zu holen und am See zu parken. Es ist schon etwas umständlich mit den Trails, weil es nie Rundfahrten sind und meist ziemlich lang. Dieser hier ist 20 km einfach. Aber am See war es wirklich wunderschön, dazu das herrliche Wetter. Es gibt einen richtigen sandigen Badestrand und der Zugang ist kostenlos. Überhaupt sind uns die Amis in den Freizeiteinrichtungen um Längen voraus. Es gibt überall saubere Toiletten. Picknickplätze mit Grill und Spielplätze. Hier sogar einen Wasserspielplatz, der aber jetzt im Winter geschlossen ist.

Ich war richtig froh, dass ich mich doch noch aufgerafft hatte, den Trail zu machen und er so in mein Buch kommt. Das Buch kann man im Onlineshop bestellen.

Es ist zwar komplett in englischer Sprache, aber wer nach Florida fährt spricht englisch.

 

Birding Tour

Birding ist in Florida ein bei älteren Menschen sehr beliebtes Hobby. Sie gehen mit starken Teleskopen, Ferngläsern und langen Zooms auf die Suche nach Vögeln. Ich habe das ja auch gemacht, heute nicht mehr, denn inzwischen habe ich mit einer winzigen Kamera über 100 Arten in Florida fotografiert und bestimmt und finde nichts mehr Neues. Aber gestern hat mich eine Bekannte auf eine geführte Birding Tour mitgenommen.

Also ehrlich, ich habe mich nur amüsiert. Es war so ganz anders, als was ich früher, und meistens alleine, gemacht habe. 25 Leute stürzten dem Führer hinterher, der Vögel in einer so weiten Entfernung zeigte, dass die Teleskope tatsächlich ihre Berechtigung hatten. Wenn ich alleine unterwegs bin sind die Tierchen zum Greifen nahe. Aber 25 Leute, die lauthals redend durch die Natur stiefeln, erschrecken jeden Vogel. Außerdem konnten sie auf den schmalen Wegen nur in einer langen Reihe einzeln hintereinander laufen, so konnten also nur die drei vordersten hören, was der Führer sagte. Im Ganzen konnten sie so nur 4, 5 Arten identifizieren. Und ich finde, das schönste Foto habe ich gemacht, nämlich das von den in die Ferngläser starrenden Menschen.

 

West Orange Trail

Nun aber endlich der lange versprochene Bericht über den West Orange Trail. Immer wenn ich in meiner Umgebung von meinem Buch über Bike Trails berichtete fragte man, ob ich den West Orange Trail kenne. Es musste also etwas ganz besonderes sein und reizte mich sehr. Klar war vor allem, dass er in meine neue Ausgabe gehört. Allerdings liegt er auch dicht bei Orlando und damit in einer sehr verkehrsreichen Gegend. Achtspurige Straßen sind dort die Regel. Aber es musste sein. Ich suchte mir eine Unterkunft in Apopka, denn ich rechnete 4 Tage für die Recherche, es ging ja nicht nur um diesen Trail, rund um den Lake Apopka gibt es noch zwei weitere Trails, die sehr vielversprechend aussahen. Zunächst mache ich dann immer eine Internet-Recherche, um so viel wie möglich herauszufinden. Schön ist auch, dass es gerade über diese Gegend sehr gute Unterlagen gibt, so kann sich jeder in den Trail-Stationen eine gute Karte kostenlos besorgen.

Station ist übrigens das zutreffende Wort. Dieser Trail wurde großenteils auf einer alten, eingestellten Bahnlinie gebaut, und die Bahnhöfe, also Stationen, sind heute wunderschöne Trailheads. Ich fuhr zunächst zur Winter Garden Station, die schön in der Mitte liegt. Ich traf dann später Gisela, von der ich bereits berichtet habe, und sie sagte mir, dass sie die Trails in meiner Umgebung so langweilig findet. Ich war natürlich etwas gekränkt, liebe ich doch unsere Radwege so sehr, dass sie mich sogar zu meinem Buch veranlasst haben.

Doch nachdem ich den West Orange Trail kennengelernt habe, muss ich Gisela Recht geben. Er ist wunderschön. Hier geht es nicht nur durch Natur, sondern auch durch sehr schöne urbane Regionen. Winter Garden, wo ich begann, das aber in der Mitte des Weges liegt, ist wirklich ein Traum. Es ist eine kleine, sehr charmante Stadt, in seinem historischen Ortskern ganz ohne die üblichen Fastfood-Ketten, hier gibt es europäisch anmutende kleine Restaurants und Cafés, und der Trail geht mitten hindurch. Und er ist belebt. Es ist zwar gerade Wochenende, aber dieser Radweg wird sehr gut angenommen und bringt damit auch Kunden in das lokale Business, etwas, das anderen Orten sehr fehlt. Ein Radweg in Florida ist immer eine Bereicherung für den Ort, es hebt auch den Wert der Grundstücke, die daran grenzen. So haben Gisela und John ihr schönes Wohnhaus gerade deshalb gewählt, da es an den Trail grenzt. Dass es außerdem direkt am schönen Lake Apopka liegt war natürlich auch ein Argument.

Von Winter Garden ging es dann zunächst ans westliche Ende, wobei man durch Oakland kommt. Das hat zwar nicht ein so hübsches Ortszentrum, es ist eher eine Schlafstadt für Menschen, die in Orlando arbeiten, aber dafür wunderschön. Herrliche alte Südstaatenhäuser unter moosbehangenen Eichen begrenzen den Weg und auch die neuen Siedlungen sind in einem passenden Stil gebaut. Ja, hier kann man es aushalten. Das Ende liegt dann in Killarney Station, von hier aus geht ein Trail weiter westlich zum Lake Minneola, aber der wird von mir später gefahren, heute muss ich zurück nach Winter Garden.

Am zweiten Tag habe ich mir dann die Strecke nordöstlich von Winter Garden angeschaut bis zum Ende des Trails in Apopka. Was für ein Unterschied. Apopka ist absolut hässlich, eigentlich genau so, wie man sich amerikanische Orte vorstellt, mit einer verkehrsreichen vierspurigen Straße durchs Zentrum und Fastfood an Fastfood. Trotzdem halte ich für einen Kaffee bei Dunkin Donuts und will am Drive-in Fenster bestellen, aber die Dame ignoriert mich vollkommen auf meinem Fahrrad. Erst als ein Pickup herankommt winke ich ihn vors Fensterchen und erst dann werde ich gefragt, was ich möchte.

Nein, Apopka ist nicht meine Welt. Es wird im Gegensatz zu Winter Garden sehr stark von AfroAmerikanern bewohnt und manch einer warnte sogar, es wäre nicht ganz sicher dort. Ich hatte keine Probleme, aber eins ist klar, diese Straße im Zentrum kreuzt man besser nicht mit dem Fahrrad, deshalb wurde hier auch ein aufwändiger Übergang gebaut, den ich dringend empfehle auch zu benutzen. Die Autos halten nicht. Jenseits geht es dann zur Apopka Station, auch dies wieder ein ehemaliger Bahnhof, und von dort noch einige Kilometer weiter nach Norden, die ich auch brav bis zum Ende fahre. Ich muss ja alles über den Trail erfahren. Aber jedem der hierher kommt kann ich nur raten, Apopka Station zum Umdrehen zu benutzen. Weiter geht es entlang einer sehr breiten verkehrsreichen Straße und von Schönheit ist hier nichts mehr zu sehen.

Zuvor hatte ich mir eine Unterkunft ausgerechnet in Apopka gesucht, ich kannte es ja nicht, wählte den Ort nur, weil er ideal an der Strecke lag und auch preiswert war. Doch war dies völlig okay. Orte in Florida sind ja meist sehr groß und weitläufig und so gibt es auch ruhige Gegenden. Meine Unterkunft lag in einem Privathaus in einer gepflegten Vorstadt und ich war recht zufrieden.

Das Buch kann im Onlineshop bestellt werden, es ist in Englisch.