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Lake Woodruff National Wildlife Preserve

Diesen Park kenne ich gut und ich muss jedes Jahr wieder hin. Vor allem wegen seinem „Gator in Residence“. Diesmal war ich aber mit einer kleinen Gruppe geführt vom Master Naturalist Roger Fulton dort und unser Augenschein galt anderem, Kleinigkeiten, die man sonst oft übersieht. Vor allem fiel mir dieser Baum auf, dessen Stamm mit Stacheln übersät ist, der Zanthoxylum clava-herculis wächst nicht bei uns und deshalb gibt es auch keinen deutschen Namen dafür, noch nicht mal einen deutschen Wikipedia Eintrag. Sein Same wird durch Vögel übertragen, die seine Frucht fressen und die Körnchen ausscheiden, deshalb stehen sie oft völlig allein in einem Wald. Oder wie es hier heißt, in einem Hammock. Hammock ist das indianische Wort für schattiges Gebiet, also sehr zutreffend für einen Wald. Schön anzusehen sind auch die Sumpfzypressen, die hier zwar endemisch, allerdings nicht selten sind, gibt es doch reichlich Sumpfgebiete in Florida. Die Echte Sumpfzypresse erreicht Wuchshöhen von bis 35 Meter und einen Stammumfang von gut 5 m. Sie kann über tausend Jahre alt werden. Die Art wächst auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets und wird sogar in europäischen Parks angepflanzt.

Dann sahen wir in einer Astgabelung ein Nest. Mit bloßem Auge konnte ich nicht erkennen, ob es bewohnt war, machte aber trotzdem mal ein Foto mit meiner zwar winzigen Kamera, die aber dennoch ein gutes Zoom hat. Und tatsächlich, zu Hause am PC konnte ich dann ganz klar den Rotschulterbussard erkennen, der seine Brut im Nest hütete.

Ab in den Dschungel

Heute stand Hiking auf dem Programm von Explore Volusia. Eine Extremtour von 2 km in 90 Minuten, da muss man sich natürlich entsprechend ausrüsten. Ich habe die Tour schon mehrmals gemacht und wollte eigentlich schwänzen, aber da hatte ich schon vor acht gut gefrühstückt, gespült und mein Zimmer gemacht, also warum nicht. 24 Leute gingen auf die Pirsch, natürlich vollständig ausgerüstet. Wenn schon, denn schon. Ich natürlich auch. Es folgen ein paar Fotos. Zu beachten die Dame voll ausgerüstet mit Moskitonetz um den Kopf und der schwere Silberarm. Und natürlich die Autorin in Tarnfarben. Damit mich die Wildschweine nicht sehen.

Back Home

Nun bin ich zurück in den eigenen vier Wänden nach einer dreitägigen Reise und bin total kaputt. Old Age or what. Klar, ich bin viel Fahrrad gefahren, aber habe auch recherchiert. Und bin einfach fertig. Es ist halt einfach nicht mehr so, als wäre man 20. Aber es war so schön. Der Trip hat sich wirklich gelohnt.

Alligator zum Frühstück

Geht der Wildlife Drive von gestern noch zu toppen?

Ja, geht. Obwohl heute etwas ganz anderes auf meinem Programm stand wusste ich nach dem Aufstehen doch, dass ich den Loop durch dieses Gebiet fahren will, also den Radweg und nicht wie gestern den Autodrive. Und so war ich schon richtig früh auf der Piste und das war einfach ein Traum. Das erste Tier, das mich am Eingang begrüßt hat, war ein Flussotter. Und so ging es weiter. Überall Vögel, es quakte, piepste und pfiff um mich herum. Der Fischadler saß hoch oben auf einem Baum und schaute nach einem Frühstückshappen aus, der Anhinga breitete seine Flügel zum Trocknen aus, Enten überall. Und natürlich Alligatoren en masse. Die größten und fettesten und längsten Exemplare, die ich je gesehen habe. Und vor allem zum Anfassen nah. Eigentlich habe ich keine Angst, aber so ein bisschen Respekt hat man doch. Der Riesenkerl liegt direkt neben dem Weg. Wenn er es sich jetzt in den Kopf setzt, mich anzuspringen, dann hat er mich. Schwimmsachen könnt ihr euch also sparen, denn ihr würdet sie zum letzten Mal nutzen.

Es ist Sonntag, ein bildschöner Tag und so ist der Trail gut besucht von Radfahrern und Wanderern. Ich rate aber jedem, der diesen Trail zum erstenmal macht, plant die doppelte Zeit ein. Man muss einfach ständig stehen bleiben und schauen. Ich habe so gut an die 20 Alligatoren gesehen. Da brauche ich keine Everglades.

Lake Apopka Wildlife Drive

Nach diesem traumhaften Abend hätte ich nie damit gerechnet, dass heute ein weiteres Highlight kommt. Und doch war es so. Zunächst mal kurz über mein AirBnB. Als ich ankam war ich nicht ganz so begeistert, denn mein Zimmer ist klein und es gibt keinen Tisch zum Arbeiten. Das ist ein Manko für eine Schriftstellerin. Aber das Paar, das dieses Haus betreibt, ist einfach super. Rafaele ist Spanier, kam vor 32 Jahren in die USA und arbeitet als Lehrer. Seine Frau Cindy hat er in der Schule kennengelernt, auch sie ist Lehrerin. Die beiden sind super nett. Da nimmt man auch das Fehlen eines Schreibtisches in Kauf. Und ihnen hatte ich ja den gestrigen Abend zu verdanken.

Heute ging es wieder auf den West Orange Trail und kurz nach Mittag hatte ich die Recherche dazu abgeschlossen. Also noch Zeit für eine weitere Aktion. Ich hatte eine Karte über den Lake Apopka und dort war ein Wildlife Drive eingezeichnet. Also ein Spaziergang mit dem Auto. Ich weiß, Greta wäre nicht begeistert und auch die Alligatoren sind es nicht, die sonst einen netten menschlichen Happen zu fressen bekämen. Außerdem ist er 11 Meilen lang, das wäre zu Fuß zu viel. Mit dem Rad ginge es ja, aber da kann ich gleich vorwegnehmen, dass es für Radfahrer einen separaten Trail gibt, dazu später. Und außerdem taten mir meine „privaten Teile“ weh, wie die Amis so schön sagen, vom vielen Radfahren.

Auch in der Nähe von Daytona, auf Merritt Island, gibt es einen Wildlife Drive. Auch der ist wunderschön, habe ihn mehrmals gemacht. Er kostet allerdings eine Eintrittsgebühr, während dieser Drive kostenlos ist. Und schon ging es los. Wer Entenbraten liebt und ein Gewehr hat wäre hier begeistert, noch nie habe ich so viele Enten gesehen, eine schöner als die andere. Und natürlich auch andere Wasservögel, groß und klein. Und Alligatoren. Aber natürlich ist es ein geschütztes Naturreservat, das wissen die Tiere auch, denn ich kam noch nie so nahe an die Vögel heran, sie haben keine Angst. Auch den ersten Alligator, der seinen Kopf tief im Wasser vergraben hatte, hätte ich bequem streicheln können, so nah war er. Aber es wäre vielleicht mein letztes Alligatorstreicheln gewesen. So unbeweglich die Tierchen aussehen können, so schnell sind sie auch wenn nötig.

Dann kam ich an die alte Pumpenstation. Hier treffen sich Auto-Drive und Fahrradweg und ich erfuhr, dass es rund um den Lake Apopka einen wunderschönen Trail gibt. Er ist nach Auskunft eines Radlers etwa 30 Meilen lang mit nur einem Ein- und einem Ausgang. Zu lang also für mich. Aber unglaublich schön. Für dieses Jahr ist das zu viel, aber ich verspreche euch, im nächsten Jahr kommt das in meine neue Ausgabe.

Mariachi – Musik

… oder Zufälle gibt es nicht.

Man muss das Haus verlassen, um etwas zu erleben, selbst wenn das Haus in Port Orange steht. Das war heute ein so grandioser Abend, war so toll. Das hätte ich nicht in Port Orange erlebt und erst recht nicht in Taunusstein.

Doch von vorn. Heute früh fuhr ich für drei Tage nach Winter Garden und Apopka, um den West Orange Trail zu erkunden. Das ist zwar nur knapp 100 km von Port Orange entfernt, aber ich brauche mehrere Tage dazu und wollte nicht täglich den weiten Weg zurück fahren. Darüber werde ich euch später berichten. Kurz zuvor schrieb ich eine Email an einen John, den ich zwar nicht kenne, der mich aber mal angeschrieben hatte, weil er über Bike-Ereignisse informiert werden will. Nun habe ich zwar ein Buch über Bike Trails geschrieben, aber über Bike Ereignisse weiß ich nichts. Mit einer Ausnahme, unser schönes Ereignis am 1. März. Also schrieb ich eine Email, um darauf hinzuweisen, und erwähnte auch, dass ich das Wochenende in Winter Garden sein werde. Umgehend kam eine Antwort zurück, dass er doch gleich am Orange Trail in Winter Garden wohne und er und seine Frau mich gerne treffen würden. Klar, wenn das problemlos geht, warum nicht. Ich parkte mein Auto in Winter Garden Station, fuhr den Trail zuerst in die eine Richtung, dann wieder zurück zum Auto, bevor ich die andere Richtung erkunden wollte. Und so ergab es sich super, dass ich John und Gisela für eine erholsame Kaffeepause treffen konnte. Und war überrascht, dass Gisela eine Deutsche ist. Und beide waren sehr, sehr sympathisch. Vor lauter Erzählen vergaß ich fast meine Aufgabe.

Doch die Zufälle waren für diesen Tag noch nicht erschöpft. Am Nachmittag kam ich in meine AirBnB-Unterkunft, duschte und fragte nach einem guten Tipp für ein Restaurant. Man empfahl mir La Porta, einen Mexikaner.

Nun muss ich aber erwähnen, dass ich sehr viel lese, und vor allem amerikanische Krimis. Im Augenblick ist Harry Bosch dran, geschrieben von Michael Connelly, und der Detektiv bei der Polizei von Los Angeles muss gerade den Mord an einem mexikanischen Mariachi-Musiker aufklären. Der Schuss ging direkt durch seine Vihuela, ein fünfsaitiges gitarrenähnliches Instrument. Das Opfer gehörte zu einer Mariachi-Band, die traditionelle mexikanische Musik spielen und sich am Wochenende in Los Angeles auf dem Mariachi-Platz treffen, um darauf zu warten, dass sie von jemanden engagiert werden. Erwähnt war auch, dass sie dafür traditionell gekleidet sind.

Ich war noch nie in Mexiko und kenne die Musik nicht. Der Krimi war trotzdem spannend. Und da schickte mich mein Gastgeber in dieses Restaurant. Er erwähnte schon, dass dort auch immer Polizisten essen und am Wochenende Musik spiele. Ohne diese Empfehlung wäre ich nie in das Restaurant gegangen, denn es sah ziemlich einfach aus. So ganz anders als die Lokale im blank geputzten Daytona Beach. Und drinnen saß tatsächlich der Sheriff. Schwer bewaffnet mit Frau und Tochter. Nie würde man so etwas in Deutschland sehen, aber hier ist es üblich. Die Gastwirte mögen es sogar, gibt es doch den Gästen ein Gefühl von Sicherheit. Ich fühlte mich direkt in meinen Krimi versetzt.

Zunächst musste ich aber einmal überlegen, was ich trinke. Im Angebot waren zwei Margueritas zum Preis von einem, was mich sehr anmachte. Aber dann nimmt mich draußen auf dem Parkplatz der Sheriff fest? Ach was solls. Wie sagte erst gestern mein Ex-Polizei-Offizier Roger? Die Polizei schaut nicht nach weißen gesetzestreuen Personen. Also zwei Margueritas und das Buffet. Der Polizist stellte sich nach dem Essen übrigens brav in die Schlange an der Kasse und zahlte, nicht dass man denkt ….

Und dann kam der Mann mit der Vihuela (der ja eigentlich tot sein sollte). Gitarrenähnlich ja, aber in der Größe eher wie ein Bass. Und in der traditionellen Kleidung. Ich konnte es gar nicht abwarten, dass es endlich losging, füllte die Zeit, indem ich versuchte, heimlich ein Foto vom Sheriff zu machen. Langsam trudelten auch die anderen Musiker ein, überraschenderweise waren auch zwei Frauen dabei. Und sie spielten ein Lied. Es war so schön. Und meine zwei wirklich köstlichen Margueritas hatten mich auch in die richtige Stimmung gebracht. Holte schon mal einen Geldschein aus der Tasche und richtig, die Gruppe ging von Tisch zu Tisch. Wer ihnen einen Schein zusteckte, dem spielten sie etwas. Fragten mich zuvor happy oder love. Ich sagte happy. Aber der Lovesong am Nebentisch war viel schöner, so dass ich beide aufgenommen habe. Es war richtig was los in der Bude und ich war begeistert. So ein schöner Abend. Und endlich weiß ich, wie Mariachi Musik klingt und kann meinen Krimi zu Ende lesen.

 

Historische Beach Street im Umbruch

Eigentlich wollte ich nur nach Daytona Beach fahren, um ein paar neue Fotos vom Sweatheart Trail zu machen. War erst vor wenigen Wochen dort, aber hatte dies vergessen. Aber war baff erstaunt, was dort in der Beach Street vor sich geht. Diese hübsche, vierspurige Straße im ältesten Teil der Stadt hat auf der Westseite nette kleine Geschäfte, auf der Ostseite grenzt der Riverside Park an mit dem Biketrail. Und nun ist die Straße, eine Woche vorher noch unversehrt, aufgerissen. Ich musste mich erst durchgoogeln, um herauszufinden, was vor sich geht. Man will die Straße auf nur zwei Spuren verschmälern, was nicht ohne Proteste der Bürger vor sich geht. Um so dann mehr Platz zum Bummeln zu erhalten. Na, ich bin mal gespannt. Überhaupt wird ja in dieser Straße viel gebaut, auch ein vielgeschossiges Parkhaus, obwohl ich nicht so recht erkennen kann, wieso hier Parkraum fehlt. Wenn ich komme gibt es immer zahlreiche Leerstellen.

Ich fuhr den Trail zum Manatee Island, ein kleiner Park nur wenige 100 Meter entfernt auf einer winzigen Insel im Fluss, erreichbar über einen Boardwalk. Doch der war nun geschlossen. Und das historische Haus, das direkt am Zugang zur Brücke steht, stand auf Rädern. Es war das Heim von Josie Roger, der ersten Bürgermeisterin von Daytona, und wurde 1878 gebaut. Und aus irgendeinem Grund muss es nun weichen. Da ich keine Informationen darüber finden kann habe ich die örtliche Zeitung angeschrieben und muss nun abwarten, ob sich etwas tut.

Graham Swamp

Damit war meine Recherche beendet, aber noch nicht meine Energie. Also ging es zum Graham Swamp. Der gehört nicht zu meinen Biketrails, da er nicht schön geteert, sondern nur für harte Mountainbiker ist. Ich parkte, schaute mich um, der Pfad sah recht einfach und flach aus, aber da kam ein ziemlich kleiner, doch athletischer und schweißgebadeter junger Mann und wollte sein Bike in einem riesigen Pickup verstauen. Wir hatten einen netten Austausch und danach war es klar, diese Piste ist nichts für mich. Untypisch für Florida handelt es sich hier um ein hügeliges Waldgebiet und der Trail ist sehr anspruchsvoll. Also wanderte ich lieber ein wenig. Der Mountainbike Pfad ist getrennt vom rot markierten Wanderweg, aber die beiden kreuzen sich oft, und ich bekam so einen guten Eindruck. Der Pfad sollte knapp 5 km sein, aber plötzlich stand ich an einem Ausgang. Nicht der, wo mein Auto geparkt war. Das hieß also, ich muss den gleichen Weg zurück. Wie langweilig. Also ging ich einige Zeit über den Biketrail und verlor absolut das Gefühl für die Richtung, denn dieser Pfad schlängelt sich in unzähligen Kurven durch den Wald. Mein GPS war nicht dabei. Und dann stand ich wieder vor dem gleichen falschen Ausgang. Diesmal wollte ich lieber über die Straße zu meinem Auto gehen und dachte, das kann doch nicht so weit sein. So kann man sich täuschen. Es waren doch noch fast 2 km über eine ziemlich häßliche Straße.

Klapperschlangen oder Wein

Freitag war das Wetter wieder ein wenig besser und so konnte ich der Einladung von Roger Fulton, ihn auf einen Ausflug zum Rattlesnake Lake zu begleiten, folgen. Diesmal nicht auf einem Biketrail, sondern einer festen Sandstraße durch den Wald, ideal für unsere Fahrräder, aber schlecht für seinen Offroad Jeep, mit dem er es mal versucht hatte, weil Regen Fahrspuren so tief ausgegraben hatte, dass selbst sein Jeep nicht hoch genug war. Da braucht man schon diese übergroßen und höher gelegten Räder, die man hier manchmal sieht. Aber zwischen den Spuren war guter, ebener Grund für uns.

Wir trafen uns mit noch zwei weiteren Frauen. Es ging wunderschön durch sumpfigen Wald, aber nein, wir sahen weder Rehe, noch Alligatoren noch Klapperschlangen am Rattlesnake Pond. Von daher also etwas enttäuschend. Aber das wird bei Roger immer dadurch aufgewogen, dass er Wein und Bier dabei hat und wir danach noch zu einem Gläschen zusammen sind. Diesmal im Stehen auf dem Parkplatz.

So ganz langsam scheint Roger mich doch als Kollegin zu akzeptieren. Ich hatte ihm ja mein Bikebook geschenkt und nun hat er mir einen Zugang zu seiner Datenbank der Wander-, Kayak- und Radwege geschickt.

Auch der Sonntag stand unter dem Zeichen Bike. Wir trafen uns im schönen Haus von Maggie, der Präsidentin des Vereins St. Johns River to Sea Loop, um das große Bike Event am 1. März vorzubereiten:

https://river2sealoop.org/spring-springs-family-fun-ride-and-trail-celebration

Ich werde wie schon im letzten Jahr die kurze Strecke für Familien und Kinder führen. Am Ende ist wieder ein Barbecue im Blue Springs Park, aber diesmal haben wir einen großen Smoker Truck dabei. Ich kenne so etwas ja noch nicht, aber es ist etwas, worin eine Spezialität aus Texas gemacht wird, Brisket, das sind große Rinderstücke, die geräuchert und ganz langsam geschmort werden. Danach schneidet man sie in Scheiben und serviert sie auf Ciabata Rolls. Bin schon sehr gespannt. Und mein Sweep wird wieder wie im letzten Jahr der zerstreute Professor für Aeronautik Jason von der Embry Riddle University mit seinem winzigen Klapprad sein.

Besuch in St. Augustine

Was war das Beste an unserem Besuch in St. Augustine? Ganz klar der Parkplatz!

Aber von vorne. Ich habe in dieser Woche eine Freundin aus Washington zu Besuch, sie kommt jedes Jahr für eine Woche, weil es ihr inzwischen in Daytona Beach auch sehr gut gefällt. Ich versuche sie zu überreden, nach Ihrer Pensionierung sich auch hier anzusiedeln. Ulandis arbeitet noch, war zu Anfang für 10 Jahre bei der Army, wo wir uns auch kennengelernt haben. Sie war auf einem Businesstrip in Wiesbaden, saß allein in einem Restaurant und hat verzweifelt versucht, dem tunesischen Kellner, der nicht englisch sprach, beizubringen, dass sie Kartoffelbrei zu ihrem Gericht wünscht. Ihr Deutschen wisst ja, wie ungewöhnlich das ist, man sucht sich ein Gericht auf der Speisekarte aus und bekommt genau das, aber so ist es nicht in USA. Da diskutiert man mit dem Kellner eine halbe Stunde, was genau man will, wie das Fleisch sein soll und welche Beilagen man möchte. Und Mashed Potatoes gehören da einfach dazu.

Also mischte ich mich in das Gespräch ein und vermittelte. Und lernte dabei Ulandis kennen. Sie ist kein Soldat, sondern arbeitete als Innenarchitektin bei der Army, musste sich um die Einrichtung irgendwelcher Büros kümmern und war für drei Wochen in Wiesbaden. Und fühlte sich ziemlich einsam. Sie ist eher schüchtern und keine Reisende, liebt auch nicht, wenn ihr Foto veröffentlich wird, deshalb kommt hier keins. Aber in diesen drei Wochen zeigte ich ihr die Umgebung, machte sie mit dem deutsch-amerikanischen Club bekannt, wir machten ein Schifffahrt auf dem Rhein und fuhren sogar in den Schwarzwald. Und seit dieser Zeit halten wir Kontakt. Was insbesondere beachtenswert ist, weil Ulandis Afro-Amerikanerin ist. Für mich nichts besonderes, viele meiner Freunde haben eine dunklere Hauttönung als ich, aber für Ulandis irgendwie doch. Es kommt öfters in Gesprächen durch. Tatsächlich ist es so, dass die amerikanische Welt immer noch sehr geteilt ist. Wenn ich z.B. zu einer Veranstaltung gehe, und sei es nur eine Biketour, dann ist diese immer rein weiß. Auch die Bikerbar in der Nachbarschaft ist sehr, sehr weiß. Eigentlich sehe ich nur am Strand gemischte Besucher. Wo die Schwarzen hingehen weiß ich nicht, denn alle Veranstaltungen, die ich mir aussuche, weil mir die Themen gefallen, sind eben weiß. Übrigens sind auch die Kirchen stark getrennt. Ich war einmal mit Ulandis in einer Kirche in Washington, und sie war total schwarz. War auch hier in Florida mit Bekannten in der Kirche, total weiß.

Aber das stört unsere Freundschaft nicht und so fuhren wir diesmal nach St. Augustin, der ältesten Stadt der USA. Leider war das Wetter ziemlich schlecht, ein kalter Wind wehte. St. Augustin wird sehr stark von Touristen besucht, da sie nicht nur alt ist, sondern auch besonders schön. Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich hier viele reiche New Yorker angesiedelt und herrliche Villen und Hotels gebaut und hier gab es ja keinen Weltkrieg, der alles zerstört hat. Die St. George Road ist eine kleine Straße mit wunderschönen alten Häuschen, in denen heute ein Laden und ein Restaurant neben dem anderen sind, so dass man hier herrlich bummeln kann.

Aber bevor es ans Bummeln geht muss man ja erst mal parken. Mein Daytona Beach ist ein Parkparadies, aber St. Augustin erinnert da eher an Deutschland. Nur kostenpflichtige Parkplätze. Am Straßenrand Automaten, die ein wenig schwer zu bedienen sind, außerdem wussten wir ja auch nicht, wie lange wir bleiben würden, und zudem waren sie alle besetzt. Ich wollte lieber einen richtigen Parkplatz, auch wenn die etwa 15 $ kosten. Doch plötzlich standen wir vor einem schönen Parkplatz, auf dem auch noch Platz war. Keine Kosten, kein Schild, das für mich erkennbar die Zufahrt verbot. Wir parkten, stiegen aus, aber ich wollte auch alles richtig machen und sah mich um. Da kam ein Mann aus dem Haus gegenüber in einem so weiß blitzenden Uniformhemd und goldener Trillerpfeife, dass ich richtig geblendet war. Ich sprach ihn auf den Parkplatz an und erfuhr, dass es der besonders gesicherte Parkplatz der National Guard ist, die natürlich direkt in dem Haus davor sitzt. Oh sorry. Aber der Soldat war so superfreundlich, er rief einen Kameraden im Haus an, weil der vor den Überwachungskameras sitzt (wo man uns natürlich gesehen hatte und deshalb raus kam) und fragte ihn, ob in der Straße hinter dem Haus, wo es kostenlose Parkplätze gibt, noch etwas frei sei. Dieser Soldat rief uns rein, weil er uns auf dem Bildschirm zeigen wollte, wo die Parkmöglichkeit ist. Wir kamen ins Gespräch, die schüchterne Ulandis erwähnte es nicht, aber ich gab gleich mit ihr an und sagte, sie wäre in der Army gewesen und nun bei Homeland Security.

Wir entschuldigten uns also freundlich für die Parkplatzokkupation und gingen zum Auto, um wegzufahren. Doch da kam uns der eine Soldat nachgelaufen und fragte, ob Ulandis ihren Ausweis dabei habe. Nach langem Wühlen in ihrer großen Handtasche kam er zutage und der Soldat sagte, bitte bleiben Sie gerne hier stehen. So war unser Fahrzeug also für den Tag unter den Augen der National Guard sehr gut bewacht.

Auf dem Foto seht ihr über dem Schriftzug Florida Halterungen für ein Kayak auf einem Dach herausragen. Das ist unser Auto!

Nach diesem Highlight und wegen dem kalten Wetter konnte unser Rundgang das nicht mehr übertreffen. Nur noch der Verkäufer im Souvenirshop des ältesten Hauses der Stadt, das auch Museum ist, war noch einmal erwähnenswert wegen seiner Freundlichkeit. Er gab uns eine Karte der Stadt und kreuzte alle wichtigen Dinge eigens für uns an. Mit besserem Wetter wäre es ein super Tag gewesen, so aber auch sehr nett.

Mit Kayak in den Snake Creek

Vor Jahren war ich bereits einmal mit dem Kayak im Hontoon Island State Park und ruderte mit Jan. Das war eine ziemlich spannende Sache, denn wir kannten die Gegend nicht, hatten lediglich eine GPS Karte und wussten nie so recht, führt uns dieser Kanal nun zum Ziel oder nicht. Es war sehr aufregend und wir kamen nach fast 5 Stunden ziemlich erschöpft und sonnenverbrannt an. Der schönste Teil der ganzen Tour war dabei der Snake Creek. Hier könnt ihr die Geschichte nachlesen:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/hontoon-island-state-park/

Dieser Snake Creek blieb in meinem Gedächtnis, denn die Landschaft ist einfach wunderschön. Ich wollte das unbedingt noch einmal erleben, aber ich kann nicht alleine so eine lange Strecke paddeln, damals waren wir ja zwei Ruderer im Kanu. Explore Volusia hatte zu einer Kayakfahrt am Blue Springs Park aufgerufen und der Snake Creek sollte ein Teil dieser Strecke sein, auch diesmal eine lange Tour. Wir starteten also am Blue Springs Launch, paddelten über den St. John River und kamen an die Mündung des Snake Creek. Es war ein so herrlicher Tag, zwar nicht sehr warm, aber sonnig und windstill. Viele Vögel saßen auf den Bäumen am Ufer, aber meist flogen sie weg, wenn die 16 Kayaks näher kamen. Und da fiel meine Entscheidung. Trey, unser Guide, wollte ja zunächst den Kanal weiter erforschen und erst später in den Snake Creek einfahren. Also seilte ich mich ab von der Gruppe und fuhr alleine in den Creek. Und das war die richtige Entscheidung. Hier konnte ich sachte dahin gleiten, die Vögel hatten keine Angst vor mir und die einzige Laute, die ich hörte, kamen nur von ihnen. Der Graureiher ließ ein ganz tiefes Grummeln hören, fast wie ein Mann, aber sonst störte nichts die Stille. Die Seerosen fingen erst ganz langsam an, ihre Knospen zu öffnen. Es war ein Traum. Und ich konnte endlich fotografieren, was in der Gruppe schwierig ist. Ich paddelte ungefähr den halben Creek und drehte dann um, so dass ich auf meine üblichen 2 Stunden kam. Das schaffe ich, aber 5 Stunden wären mir doch zu viel.

Hier folgen ein paar Fotos von den Vögeln an meinem Weg, gefolgt von einem Video der Kayakfahrt. Ein Alligator ist mir diesmal nicht begegnet, obwohl ich sie sonst gerne treffe, war es mir diesmal lieber so. Auf einem so schmalen Wasserweg wäre das Tierchen doch ziemlich nah an mir und ich war ganz allein.

Ich wurde mal von Bekannten gefragt, warum ich immer nur nach Marokko reise, warum ich nicht die ganze Welt erkunde, so viele Länder wie möglich bereise. Aber immerhin habe ich drei Wohnsitze. Einen in Deutschland, einen in Florida und einen unterwegs in Marokko. Und gerade eine solche Kayaktour ist einer der Gründe, warum ich nicht noch mehr reisen muss. Es gibt mir so viel mehr, mit der Natur eins zu sein, sie zu genießen, wo sie schön ist. Da besteht keine Notwendigkeit, noch weiter zu fahren.