Wie man sich bettet

Am nächsten Tag also zunächst ins Möbelhaus. Nette Verkäuferin, kann ich helfen? Ja, ein Bett. Haben wir, kein Problem. Sie brachte mich zu einem voll ausgestatteten Boxspring, ich sah das Preisschild. 2.000 Euronen. Nein, das ist mir zu teuer. Wie hoch ist denn Ihr Budget? Nicht mehr als 1.000. Und die nicht gerne. Die Freundlichkeit schmolz schneller dahin als in Floridas Sonne und als ich dann noch entsetzt war über die Lieferzeit von 10 Wochen verschwand sie so schnell, wie ich nicht schauen konnte. Wir setzten uns erstmal auf ein gemütliches Sofa und ich rief meine mitten im Umzug befindliche Enkelin an, vielleicht kann ich ja ihr Bett habe. Nein, es passt nicht, aber … Gleich nebenan und zu dem Laden gehörig ist ja der Mitnahmemarkt. Den kannte ich so noch nicht, also dahin. Und tatsächlich etwas Bezahlbares gefunden. Wieso also hat mich nicht die so nette Verkäuferin darauf hingewiesen.

Aber egal, wir fanden was, ich bestellte es, soll bald kommen. Ich wohne außerhalb von Wiesbaden, unsere Amüsierregion ist der Rheingau. Also sprach nichts mehr dagegen, es uns für den Rest des Tages im schönen Rheingau gut gehen zu lassen. Und da ging es dann auch ausgiebig hin. Zunächst nach Eltville, dann in den herrlichen Gutsausschank Kessler nach Martinsthal, wir ließen es uns einfach gut gehen.

Esther, Spanien 2019

Ich war auf dem Weg nach Marokko. Esther; im Besitz meines Campingführers Marokko, und seitdem via Facebook mit mir verbunden, auf dem Weg von Marokko in die Schweiz. Mein Wagen brach in Velez Blanco, irgendwo in Spanien, zusammen. Pannenhilfe angerufen, abgeschleppt in den hübschen spanischen Ort. Und natürlich alles in Facebook dokumentiert. Esther, mit Wohnmobil, schrieb, ich bin 60 km entfernt, soll ich kommen? Aber klar. Unser erstes Zusammentreffen war toll, ich mietete mir ein Zimmer, sie konnte auf dem Parkplatz davor campieren.

Seitdem gab es nur einen digitalen Austausch. Corona, Esthers schwere Krankheit, so schnell kamen wir live nicht mehr zusammen. Und dann Ikea.

Auch ich musste ja seit 3 Monaten mein Leben hauptsächlich auf der Couch verbringen. Nun geht es endlich wieder ein wenig besser und dann meldet sich Besuch an. Ein Haupttreffer!

Konnte ihr auf dem Parkplatz vor dem Haus einen ebenen Standplatz besorgen und dann haben wir einfach unser Leben genossen. Leckere Melone verspeist, Nachbar Aleks dazu eingeladen.

Dann ins Bett, Krach bumm. Das wars also. Das Bett ist einfach nicht mehr zu reparieren, trotz unseren Versuchen.

Leben. Einfach Leben

Im Grunde könnte man das, was in den letzten Tagen so ablief, in einem Absatz erzählen. Aber dann wäre ich nicht die Edith. Bei mir geht alles gleich so in Richtung Roman. Also. Von Anfang an.

Hallux Valgus OP, 3 Monate immobil. Das war die Vorgeschichte. Ich untätig auf der Couch. Kurz vor Ablauf der 3 Monate passierten so einige Dinge, wie unerlaubt Fahrrad fahren, zu stürzen und einen schlimmen Sonntag mit Nervenzusammenbruch zu erleben, an dem ich glaubte, alles ist wieder gebrochen.

Aber egal. Das Leben geht weiter. Dann, am Abend, setzte ich mich auf mein Bett, um schlafen zu gehen. Krach bumm, das Bett brach zusammen. Irgendwie die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen Peter angerufen. Er erschien mit voll ausgerüsteter Werkstatt, brachte auch alles wieder zusammen. Ich schlief gut. Am nächsten Morgen Wäsche gewaschen. Danach: was ist das für eine Feuchtigkeit da am Boden? Offensichtlich leckt die Maschine. Die ist aber ganz fest eingebaut, kann nicht so einfach untersucht und repariert werden. Und ist weit mehr als 20 Jahre alt. Also sofort zu meinem Lieblingsladen Höco, aus dem bisher alle meine Waschmaschinen kamen, und innerhalb von 10 Minuten eine neue geordert. Soll Dienstag kommen. Bis dahin nix mit Wäsche waschen.

Zuhause dann ein Blick in die Social Media. Esther ist in Ikea, Walluf. Esther aus der Schweiz?! Wir kennen uns, Ikea ist 25 min entfernt.

Just Love Festival

Nach 7 Wochen „Hausarrest“ drängt es mich natürlich, wieder unter Menschen zu kommen. Und so hatte ich mich für das Just Love Festival angemeldet. Dazu muss ich natürlich erst den Hintergrund erklären. Ich bin ein ziemlich realistischer Mensch und ganz sicher kein Esoteriker. Aber ich hatte mal eine Auszeit bei Yoga Vidya in Bad Meinberg gebucht und mich dort recht wohl gefühlt. Peter, ein Freund von mir, ist aber voll auf der esoterischen Schiene und hat mir von diesem Festival erzählt. Da es ganz in unserer Nähe liegt und er mich auch mitnehmen will habe ich mich sehr darauf gefreut, die erste Unternehmung nach so langer Zeit. Auf der Website steht:

Shree Peetha Nilaya ist ein heiliger spiritueller Zufluchtsort, der sowohl als Ashram als auch als Zentrum für Veranstaltungen und Retreats dient. Hier können sich Menschen tief mit Gott verbinden und seine Gegenwart erfahren unter der Führung des gottverwirklichten Meisters Paramahamsa Sri Swami Vishwananda.

Das weitläufige Gelände liegt bei dem kleinen Taunusort Springen und schon bei der Anfahrt konnte man an den vielen Autos sehen, dass es gut besucht sein würde. Viele, viele Besucher, ich würde sogar sagen, die Mehrheit, kam aus dem Ausland. Ich sah Autos aus Frankreich, Italien, Holland, Polen, Litauen, Ungarn, um nur ein paar zu nennen. Zu Beginn steht eine riesige Zeltstadt, wo man übernachten kann, ein weiterer Bereich war mit Wohnmobilen zugeparkt. Das ganz Gelände sehr schön geschmückt und man hat auch viele Angebote mit Musik und Yoga gemacht.

Schon vorher sprach mich Peter darauf an, wie ich mich kleiden soll. Ich habe das, ganz so wie es meine Art ist, zwar erst mal weggewischt. Aber dann überlegte ich es mir doch und zog mein marokkanisches Wüstenoutfit zum Kamelreiten an. Ich glaube, es hat ganz gut gepasst und es waren wirklich auch fast alle Besucher irgendwie orientalisch angezogen. Seine direkten Gefolgsleute natürlich alle im gelben Sari, aber andere halt einfallsreich und hübsch, die Frauen meist mit langen bunten Röcken.

Das Festival geht über 3 Tage, wobei der erste Tag für Besucher kostenlos ist, was wir ausgenutzt hatten. Ich bekam als erstmalige Besucherin sogar ein schönes Geschenk. Die ganze Organisation und das künstlerische Angebot waren toll, da gab es nichts auszusetzen. Was mir nicht gefiel war das Essen. Es hieß, es gäbe an allen Tagen kostenloses veganes indisches Essen. Das war für mich eine Riesenenttäuschung. Ich glaube, jeder tote Inder hätte sich im Grabe umgedreht. Es war einfach etwas Gemüse und Kartoffeln in Wasser gekocht und kaum gewürzt.

Aber egal, ich hatte nichts nötig und für die, die etwas mehr essen wollen, gab es schöne Essenstände gegen Geld. Nichts einzuwenden.

Aber dann kam der gottverwirklichte Meister. Oje. Das ist nicht mein Ding. Mit großem Gefolge zog er ein, seine Anhänger warfen sich zu Boden und küssten die Erde. Dann wurde ihm auf der Bühne gehuldigt, er wurde mit Blumen überhäuft, hielt eine Ansprache und schon war er wieder fort. Ich auch nach dieser Ansprache, aber der Abend ist noch lang und es folgen ja noch zwei Festivaltage ohne mich. Ich glaube, seine Anhänger sind mit der Veranstaltung sehr zufrieden.

Wikipedia sagt u.a. über ihn:

Swami Vishwananda wurde am 13.6.1978 in Beau Bassin-Rose Hill, Mauritius, geboren und ist Gründer des Bhakti Marga, einer neohinduistischen Organisation, die in vielen Ländern Ashrams und Tempel unterhält. Vishwananda ist umstritten. Ende 2022 hatte Bhakti Marga etwa 10.000 Anhänger und zwischen 30 und 50 Ashrams weltweit. Bis Ende 2023 hatte Vishwananda rund 50.000 Anhänger, darunter 450 initiierte männliche und weibliche Brahmacharis sowie 50 männliche und weibliche Swamis und Rishis. Sie alle haben das Gelübde abgelegt, allen materiellen Dingen zu entsagen, dem Prinzip der Gewaltlosigkeit zu folgen und sich ganz auf das Göttliche zu konzentrieren.

7. Woche

Letzten Donnerstag hatte ich den Termin 6 Wochen nach der OP. Ein Röntgenbild wurde angefertigt. Zwar war alles gut verheilt, aber der Ballen begann sich wieder etwas zurückzubilden. Deshalb sollte ich in der Nacht nun eine Schiene tragen. Außerdem konnte ich wieder normale Schuhe tragen und schlüpfte in Teva Sandalen, weil die sich gut anpassen lassen. An diesem Tag stand viel auf dem Programm, einerseits dieser Besuch, der in einer Klinik Frankfurt stattfand und so schon mehr Schritte erforderte, andererseits hatte meine Fahrerin, Schwiegertochter Geli, Geburtstag, und den feierten wir zunächst auf dem Markt an der Konstabler Wache. Später dann bei ihr zu Hause und alles in allem kamen an diesem Tag 5.275 Schritte zusammen, die höchste Zahl bisher.

Doch auch am nächsten Tag gab es etliches zu erledigen, zum Beispiel musste ich meine Schiene besorgen und auch ins Therapiezentrum, um Termine für Physio festzulegen. Nur die Großzehe muss behandelt werden. 5.245 Schritte waren es diesmal. Aber schon am Abend stellte ich fest, dass der Fuß stark geschwollen war, mehr als jemals zuvor. Trotzdem legte ich die Schiene an, die mir aber Schmerzen bereitete.

Am dritten Tag tut der Fuß weh, ist stark geschwollen. Am Vormittag trage ich noch meine Teva-Sandalen, am Nachmittag wechsle ich zum ungeliebten Vacopedes. Und beginne Tagebuch zu führen, denn die Geschichte scheint mir nicht gut zu verlaufen und ich überlege, mit meiner Ärztin zu sprechen. Die Schiene reiße ich mir in der Nacht vom Fuß, weil sie mir starke Schmerzen verursacht.

Auch am 4. Tag ist der Fuß im Ganzen stark geschwollen, passt nicht mehr in normale Schuhe, trage Vacopedes, lege hoch und kühle oft. An diesem Tag nur 2211 Schritte. Da die Schwellung nicht zurück geht sende ich am 6. Tag schließlich eine Email an die Ärztin. Sie antwortet schnell und meint, das sei ganz normal, nachdem der Fuß nun mehr belastet würde. Außerdem verschreibt sie mir Kompressionsstrümpfe und weitere Lymphdrainage.

Das muntert mich auf. Wenn es normal ist, dann muss ich da wohl durch. Also ziehe ich am 7. Tag unter großen Schwierigkeiten den Kompressionsstrumpf an, dazu Turnschuhe und begebe mich auf ein Festival. Allerdings mit dem Vorsatz, mich dort hauptsächlich auf die Wiese zu legen. Und mit am Ende 5.938 Schritten überstehe ich das auch recht gut, ohne Strumpf hätte ich es bestimmt nicht so gut gemacht.

6. Woche

Nachdem ich die Krücken weggelegt hatte, habe ich ja auch gleich hoffnungsfroh meine Fitnessuhr wieder angezogen und gemeint, dass es nun auch mit den Schritten wieder aufwärts geht. Das war ein Trugschluss. Ich habe schnell gemerkt, dass mir so bis zu 2.500 Schritte guttun, mehr nicht. Trotzdem ist es natürlich eine Riesenerleichterung, keine Krücken mehr zu brauchen und auch zwei volle Gläser tragen zu können. Aus dem Bett konnte ich auch meine Teppichrolle rausnehmen, muss den Fuß nachts nicht mehr höher lagern.

Am Tag 34 nach OP waren es 3.732 Schritte und das war einfach zu viel. Ich hatte einerseits Besuch, bin dabei wohl zu viel durch die Wohnung gelaufen, und außerdem hatte ich den ganzen Nachmittag, abgelenkt durch das intensive Gespräch, das Bein nicht hochgelegt. Das hat sich gerächt. Fuß geschwollen, Schmerzen, ich habe sogar wieder eine Ibu genommen. Und am Sonntag dann nur geruht mit nur 1.400 Schritten.

Das tat so gut, dass ich am Montag, Tag 36 nach OP, das Autofahren ausprobieren und meine Familie besuchen wollte. Es war ein voller Erfolg. Autofahren geht prima, ist ja der linke Fuß und der Wagen Automatik. Habe das Laufen eingeschränkt, 3.000 Schritte waren okay. Und das Essen bei der Familie einfach hervorragend.

So langsam bekomme ich aber Probleme mit meinem Vacopedes. Die Plastik-Abdeckhaube löst sich trotz der Riemen mit Klettverschluss, rutscht immer mehr vor, so dass ich einen gaaanz langen Fuß bekomme. Der Unterteil des Schuhs ist inzwischen so uneben, dass es mir an der Fußsohle weh tut. Habe deshalb versucht, normale Schuhe anzuziehen, was in meinem Fall Teva-Sandalen bedeutet. Mit dem Klettverschluss kann man ja die Weite variabel gestalten. Denn es ist ganz klar, der operierte Fuß ist zwar nicht rot entzündet, aber dennoch geschwollen und breiter als der andere. Alles in allem hat sich die Sandale nicht bewährt und ich ziehe weiter den Vacopedes an, nur ohne die Abdeckung. Und in der Nacht lasse ich die Plastikteile ganz weg, entgegen der Anordnung meiner Ärztin. Und nur zur Information, ich hatte über diese Wochen hinweg zweimal die Woche Lymphdrainage. Das tut nicht nur gut, der Therapeut kam zu mir nach Hause und war damit auch die einzige Bezugsperson, mit der ich über meinen Fuß sprechen konnte. Natürlich ist er kein Arzt, aber hat doch Erfahrung mit Hallux-Patienten und ist auf jeden Fall gesprächiger als meine Ärztin.

Heute nun kam das Highlight. Am Tag 39 nach OP bin ich erstmals wieder zu einer Veranstaltung gegangen! Wie schön, endlich wieder raus und ein Gefühl von Freiheit erleben. Bin mit dem Auto zu einem italienischen Feinkostgroßhändler gefahren, der Tag der offenen Tür hatte. Konnte auch direkt vor der Halle parken. Und drinnen habe ich meinen Fuß überhaupt nicht mehr gespürt, als ich die vielen Köstlichkeiten probieren konnte, da war alles vergessen. Italienische, französische Weine und Champagner, sogar ein paar deutsche, Pasta, Kuchen und was weiß ich nicht was alles, ließen mein ganzes Leid vergessen. Klar, zurück zu Hause ist dann nur noch Ruhe angesagt, aber das war es einfach wert!

Tschüss Krücken

Heute war mein Termin 4 Wochen nach der OP, der langerwartete Termin, denn ich sollte doch heute die Krücken weglegen können und wieder ein wenig mobiler werden. Gestern Abend versuchte ich mal, auf meinen zwei Beinen zu stehen/laufen, es war schwierig und ich war ziemlich frustriert. Hatte mich doch so gefreut. Natürlich ging es dann heute früh wieder auf Krücken in die Praxis und schon wurde ich angemault. „Sie sollen doch nicht fest auftreten!“. Aber ich darf doch nach vier Wochen, und die sind heute rum.

Okay, sie rechnete ein wenig und sagte dann, ja stimmt. Mein Fuß sieht gut aus, also darf ich es so machen. Aber leicht ist es nicht. Als wir nach dem Besuch noch schnell zum Einkaufen fuhren und ich das erste Mal nach einem Monat wieder einen Supermarkt betreten konnte nahm ich die Krücken noch mit. Aber war glücklich.

So richtig gut ist das Laufen aber noch nicht, vor allem, weil der Vacopedes ja viel höher ist als mein Turnschuh auf der anderen Seite. Zwar gibt es dafür Ausgleichssohlen, die man unter dem normalen Schuh befestigt, aber ich habe nichts Gutes darüber gehört. Es sind ja auch nur 14 Tage und ich soll ja eh nicht allzu viel laufen. Also weder Marathon noch Rock-n-Roll tanzen. In zwei Wochen soll ich dann soweit sein, dass ich wieder normale Schuhe tragen und auch Auto fahren kann. Wie schön. Die werden doch sicher auch irgendwie rumgehen.

Übrigens schreibe ich den Blog über meine OP vor allem auch für die Leute, die vielleicht ebenfalls eine Hallux Valgus OP vor sich haben. Frau Dr. Schröder scheint mit ihrem minimal invasiven Eingriff eine kürzere Zeit im Schuh für nötig zu halten als andere Ärzte, worüber ich sehr froh bin. Wenn ich nun im nächsten Jahr den anderen Fuß machen lasse und vielleicht nicht auf sie zurückgreifen kann, weil sie ja zurück nach Frankfurt geht, weiß ich zumindest, welche gezielten Fragen ich einem Arzt stellen muss.

Danke Zoe

Auf den heutigen Besuch hatte ich mich sehr gefreut, Enkelin Zoe kam aus Düsseldorf, um mich zu besuchen. Sie brachte mir – auf meinen Wunsch – eine Flasche Wodka mit, Zitronen hatte ich, so dass wir uns sofort zusammensetzten, um einen Limoncello anzusetzen. Den liebe ich einfach und obwohl ich mir eigentlich geschworen hatte, wegen meinem Füße-Kribbeln etwas weniger Alkohol zu trinken und eben keinen Limoncello mehr zu machen, hat es einfach nicht geklappt. Ich träumte Tag und Nacht davon und wurde dann eben doch schwach. Ein Gläschen am Abend dürfte ja nicht so schlimm sein.

Danach mussten wir basteln. Nein, sie ist nicht mehr im Kindergarten, mit ihren 22 Jahren, aber wir mussten etwas basteln, womit sie ihre Eltern anfeuern konnte, die beide am gestrigen Marathon in Wiesbaden teilnahmen. Und da war es ganz praktisch, dass ich noch zwei Fächer hatte, von der Messe IMEX, wo ich kürzlich war. Wir schrieben also jeweils vorne den Namen drauf, hinten ein Foto, und so konnte dann Zoe sie anfeuern. Schweren Herzens entschloss ich mich, abends nicht dabei zu sein, ich darf den Heilungsprozess meines Fußes nicht gefährden.

Danach bereiteten wir uns noch zusammen einen Spinatkuchen zu und ließen es uns schmecken, begleitet von einer Flasche Cremant de Loire. Es war so ein wunderschöner Tag, dass ich davon auch noch heute zehren kann. Ich kann nur allen sagen, wenn ihr jemand im Familien- und Freundeskreis habt, der so wie ich ans Zuhause gefesselt ist, besucht ihn, seid für ihn da, es ist so wichtig und bringt einfach ein wenig Lebensfreude.

Unser Basteln hatte Erfolg, Zoe wartete an der Laufstrecke und feuerte so sehr an, dass beide ihre Bestzeit gelaufen sind, Geli den halben Marathon in 2:12 und Brian den ganzen in 3:55! An ihren Gesichtern kann man sehen, wie überrascht sie von den schönen Wedeln waren.

Edith Allein zu Haus

Stellt euch vor, ihr seid kerngesund, aber dazu verdammt, 4 Wochen lang flach zu liegen. Das haut doch die stärkste Frau um. Als erstes zog ich mal meine Fitnessuhr aus, denn mein persönliches Minimum von 10.000 Schritten ist ja nicht zu erreichen, mit Essen zubereiten und Toilettengang komme ich so auf 1500 Schritte pro Tag. Das war zu erbärmlich anzusehen, also weg damit.

Ich darf den operierten Fuß nicht belasten, muss ihn kühlen und hochlegen. Zur Ruhigstellung muss ich einen Vacopedes tragen, eine Art orthopädischer Schuh. Und das Tag und Nacht. Zudem muss das Bein auch nachts höher liegen, eine weitere Herausforderung. Mit Kissen und einem eingerollten Teppich habe ich versucht, die Matratze im unteren Teil höher zu machen, aber ich bin Seitenschläferin, und da ist das Schlafen extrem schwierig.

Es ist eine echte Herausforderung, allein zu leben, selbst für sein Essen zu sorgen und soweit wie möglich das Bein hochzulegen. In den ersten Tagen war ich vollkommen geschafft, nur mein Frühstück zuzubereiten, und brauchte danach erstmal eine längere Pause. Inzwischen strengt mich das nicht mehr so an, auch weil ich meinen Mobi-Roll habe, mit Gehhilfen hätte ich das nie geschafft.

Tag für Tag wache ich nun morgens auf und warte auf den Abend. Es gibt ja nichts zu tun außer dem Essen, die einzige Abwechslung. Ich möchte nicht wissen, wieviel Kilo mehr ich danach auf der Waage haben werde. Aber das schlimmste ist die Einsamkeit. Der einzig verlässliche Besuch ist meine Nachbarin Marlies, zwar schon über 80, aber gelernte Krankenschwester, die mir Schisser meine Thrombosespritzen gibt. Kann ich doch nicht selbst, wie denn, wo ich beim Einstechen immer meine Augen zupressen und das Gesicht verziehen muss.

In so einem Fall merkt man auch ganz schnell, wer seine Freunde sind und wer völlig abtaucht. Meine Familie ruft regelmäßig an, das ist ein großer Trost. Sie sind aber viel zu sehr im Beruf eingespannt, um sich auch noch um meine Versorgung zu kümmern, ein Highlight sind die wenigen Arztbesuche, zu denen mich meine Schwiegertochter abholt. Aber letzten Sonntag kamen sie mit einem leckeren Gulasch, wir aßen gemütlich auf dem Balkon und auch für die nächsten Tage ist noch was da. Danke, das war wunderbar.

Aber ansonsten ist nicht viel los. 5 Tage muss es nun noch so gehen, dann kommt hoffentlich die Erlösung, indem ich die Krücken wegstellen darf und auf meinem Vacopedes humpeln soll. Hoffentlich klappt es und wird nicht weiter verzögert. Aber ich brauche Gesellschaft, ruft mich doch mal an!!!

2. Nachsorgetermin

Vor dem Termin graute es mir, gleichzeitig konnte ich kaum erwarten, zu sehen, wie sich mein Fuß entwickelt hat. Wird sie wieder mit mir schimpfen? Wir setzten uns wieder an die Rezeption, dann gingen wir aber lieber ins Wartezimmer, um so die Strecke zu verkürzen, die die Ärztin mich auf Krücken sehen würde. Der Plan ging auf, denn sie rief nur kurz von der Rezeption, gehen Sie ruhig schon mal ins Untersuchungszimmer, und ich gelangte zu meinem Platz, ohne dass sie mich auf Krücken humpeln sah. Erster Punkt geschafft.

Der Fuß wurde ausgepackt und schon rief sie, sehen Sie wie schön der heute ist? Nicht mehr geschwollen! Ihr war wohl bewusst, wie sehr sie mich beim letzten Mal ausgeschimpft hatte, meinte aber, sie müsse streng sein, damit die Patienten sich an die Anweisungen halten. Naja, ich könnte mir auch eine andere Methode vorstellen. Jedenfalls war die Heilung so weit fortgeschritten, dass sie die Fäden ziehen konnte und ich auch keinen Verband mehr brauchte. Die Zehen wurden mit Tape gerichtet und dann einfach der Vacopedes darüber angezogen. Aber als ich aus dem Zimmer humpelte, kam trotz aller heutigen Freundlichkeit doch wieder ein Dämpfer: Sie treten ja doch auf! Nein, hab ich nicht!

Der Plan ist, dass ich nun erst in zwei Wochen einen Termin habe, bis dahin weiterhin den Fuß hoch lege und kühle, keine Spaziergänge zu Briefkästen mache und möglichst auch nicht mein Bett. Dann könnte, wenn alles nach Plan verheilt, ich die Krücken vergessen und auf meinen zwei Beinen laufen, natürlich mit Vacopedes.

Später telefonierte ich mit einer Bekannten, die vor wenigen Jahren eine vergleichbare OP durchgemacht hat. Aber ihre Methode war eine ganz andere. Sie durfte die ersten 6 Wochen gar nicht auftreten, bekam Rollstuhl und Toilettenstuhl, aber auch eine Putzhilfe. So überlege ich, mit dem nächsten Bein doch wieder zu Frau Dr. Schröder zu gehen oder mich zumindest vor einer OP genau über den Plan danach zu informieren.