Samstag: Back home

Am Morgen musste ich noch den Part abradeln, der vom Hotel aus weiter geht. Auch der ist auf dem Hochdamm und endlich konnte ich auch den See erblicken. Er ist ja so groß, dass man das gegenüberliegende Ufer nicht erblicken kann. Einmal übte ein Wasserflugzeug Landungen in dem Fluss gleich neben mir. Das war aber auch das einzige Highlight, denn so schön die Landschaft ist, es ist doch immer das gleiche auf viele Meilen.

Ich bin 14 Meilen in die eine Richtung geradelt, bis zum Port Mayaka, dann wieder das gleiche zurück bis zu meinem geparkten Auto. Der Trail ist ja immer wieder unterbrochen von den sogenannten Exits, ein Stauwerk regelt den Wasserzufluss.

Herbert Hoover Dike

Im Jahr 1926 traf der Große Miami-Hurrikan das Gebiet um den Okeechobee-See und tötete etwa 300 Menschen. Zwei Jahre später, 1928, überquerte der Okeechobee Hurricane den See und tötete mindestens 2.500 Menschen. In beiden Fällen wurde die Katastrophe durch Überschwemmungen infolge einer Sturmflut verursacht, als starke Winde das Wasser über den 2 m hohen Schlammdeich trieben, der den See damals umgab. Nach den beiden Wirbelstürmen gründete die Legislative des Bundesstaates Florida den „Okeechobee Flood Control District“ (Hochwasserschutzbezirk Okeechobee).

US-Präsident Herbert Hoover besuchte das Gebiet persönlich, und anschließend entwarf das Korps einen Plan, der den Bau von Kanälen, Toren und fast 140 Meilen Dämmen vorsah, um die Gebiete rund um den Okeechobee-See vor Überschwemmungen zu schützen. Der Damm erhielt daraufhin den Namen Herbert Hoover Dike.

Nach diesen 28 Meilen wollte ich eigentlich noch einmal in die andere Richtung radeln, aber nach einer Woche heftigem Touren war ich einfach völlig erschöpft, schleppte mich in mein Auto und machte mich auf den 170 Meilen langen Heimweg.

Zuhause warteten meine Gäste bereits auf mich. Wir redeten noch ein wenig und ich bewunderte vor allem die mächtige Harley, mit der sie aus Heidelberg gekommen waren. Das ist schon ein Teil. Und dann luden sie mich ins Turn zum Dinner ein. Doch wollten sie unbedingt auch das Eagles kennenlernen und wir ließen den Abend sehr gemütlich an der Bar ausklingen.

Freitag: Lake Okeechobee

Um nicht den ganzen, langen Rückweg auf einmal zu machen, schiebe ich noch einen Abstecher zum Lake Okeechobee dazwischen. Dieser See ist mit einer Fläche von rund 1.900 Quadratkilometern der größte See in Florida, und bietet Besuchern eine atemberaubende Vielfalt an Naturschauplätzen. Von malerischen Stränden über üppige Naturschutzgebiete bis hin zu faszinierenden Tierweltbeobachtungen. Vor allem aber gibt es entlang des Lake Okeechobee auch mehrere Wander- und Radwege. Diese Routen führen durch malerische Landschaften, darunter Sümpfe, Wälder und blühende Wildblumenwiesen. Während man die Wege erkundet, kann man die Stille der Natur genießen und die Pflanzen- und Tierwelt in ihrer ganzen Pracht bewundern.

Diego

Ich fuhr also zunächst nach Moore Haven, um dort meinen Wagen abzustellen. Dort traf ich außer den vielen Bootstrailern, man kommt hauptsächlich zum Fischen her, einen einzigen Radfahrer. Ich wollte nach dem Weg fragen, denn hier entlang dem Austritt eines Kanals ist es immer ein wenig kompliziert und dachte, das ist ein Einheimischer. Aber nein. Diego ist in Mexiko geboren, wohnt aber in Kanada und ist mit seinem Rad ganz allein die vielen Meilen bis zu den Florida Keys gefahren. Er hat alles, was er zum Leben braucht, an seinem Rad befestigt, nachts hängt er eine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Zusammen suchten wir die Route und fuhren 10 Meilen, bevor ich mich dann wieder auf den Rückweg machte, um noch den Radweg in der anderen Richtung zu suchen.

Der Radweg verläuft hoch über dem Herbert Hoover Dike, einem Hochwasserschutzdamm. Ich fühle mich fast wie auf einigen Wegen entlang des Rheins. Wir fahren gemütlich und unterhalten uns. Diego hat im Sommer einen Job als Tree-Planter. Wenn in der wichtigen Holzindustrie in Kanada Wälder abgeholzt werden, muss natürlich auch neu gepflanzt werden, und dieser Job wird gut bezahlt. Er pflanzt so etwa 2.500 Bäume am Tag. Im Winter hat er dann frei.

Clewiston

Ich fuhr also zurück und auf dem Damm weiter bis nach Clewiston, ich war der einzige Radler (oh wie schön, dass ich das generische Maskulinum benutzen darf). Rechts und links von mir Kanäle, in denen zahlreiche Alligatoren schwammen. Ansonsten traf ich keinen. Clewiston ist da schon anders, viele kommen mit Auto her und stehen am Fluss. Es gibt Hotels und Restaurants, auch ein Campingplatz. Aber ich hielt mich nicht auf und fuhr zurück.

Uncle Joe

Unterwegs machte ich noch einmal Station bei Uncle Joe. Das gefällt mir schon viel besser, ist es doch einfach und urtümlich. Es gibt eine Kneipe, einen Campingplatz, einen Bootsverleih und man kann Hütten mieten. Eigentlich wollte ich eine Kleinigkeit essen, aber die Köchin ist krank und ich wurde stattdessen mit den kostenlosen Erdnüssen gefüttert, die an der Theke stehen. War richtig nett. Aber wie Onkel Joe sah die Gastwirtin nicht aus, sie meinte, sie habe das Lokal schon Jahrzehnte, aber der Onkel Joe stammt noch aus der Urzeit und liegt wohl unter der Erde.

Okeechobee

Ich hatte mir zur Übernachtung ein Hotel in Okeechobee ausgesucht, weil ich im Internet nichts Besseres fand. Onkel Joe war da jedenfalls nicht zu finden. Und obwohl die Travellodge 150 $ kostet ist es doch sehr, sehr einfach und auch nicht 100 % sauber. Hier würde ich sicher nicht mehr hinkommen. Der Kaffee ist aus, Frühstück gibt es schon gar nicht und die Bettdecke ist zu dünn. Zudem ist der Trail vom Hotel aus gar nicht so leicht zugänglich, obwohl er Luftlinie 350m entfernt liegt. Aber man muss die Straße bis zu einer Brücke fahren, nein, ideal ist die Unterkunft für heute nicht. Aber morgen werde ich wieder im eigenen Bett schlafen, worauf ich mich sehr freue.

Donnerstag: Connector Trail to North Port

Der Sturm gestern hat ja eine Kaltfront gebracht, es soll heute kühl bleiben, aber kühl bedeutet in Florida so um die 18 Grad, in Deutschland perfektes Radler-Wetter. Wenn nur der Sturm nicht noch heftiger geworden wäre. Ich überlege hin und her, was genau ich heute mache, der Connector ist von meinem Haus aus 17 Meilen entfernt, natürlich dann auch wieder zurück. Wenn ich aber zur Abzweigung mit dem Auto fahre, spare ich mir jeweils 3 Meilen. Aber nein, ich habe einfach keine Lust, das Rad aufzuladen und ins Auto zu steigen, ich fahre los. Und tatsächlich ist auch heute der Sturm durchaus machbar. Der Trail geht wieder völlig schnurgerade und bietet so gut wie keine Abwechslung. Auch keine Donut – oder sonstige – Versuchungen. Also fahre ich und fahre und bin tatsächlich schon um die Mittagszeit wieder zurück, nach 55 km.

Da komme ich doch an einem Eagles Clubhaus vorbei. Wenn das mal nicht die Gelegenheit für eine Margarita und einen Lunch ist. Nichts wie hinein. Es war okay, ja, nicht so toll, unser Eagles ist einfach viel besser.

So, zurück zu meiner Garagenwohnung, die letzte Nacht steht an und ich nutze den Nachmittag – leicht beschwipst – um die Informationen aufzuschreiben.

Keine besonderen Vorkommnisse heute.

Mittwoch: Legacy Trail

Heute ist Regen vorhergesagt. Gleichzeitig möchte ich den längsten Trail fahren. Mal sehen, vielleicht starte ich einfach mal. Habe keine Regenklamotten, ich nehme immer viel zu wenig mit. Aber selbst, wenn ich völlig durchnässt werde, heute ist es etwas 22 Grad warm, das geht schon.

Es ist ziemlicher Sturm. Aber ich setze mein eBike dagegen und es geht recht gut. Von meiner Unterkunft aus sind es 20 Meilen und die muss ich auch wieder zurück. Der Legacy Trail von Venice nach Sarasota wurde auf dem Gleisbett einer eingestellten Eisenbahnlinie gebaut, das kommt hier in Florida ziemlich oft vor, und deshalb geht es schnurgerade durch die Landschaft. Es sind zwar einige Kreuzungen zu überqueren, aber die haben alle einen Knopf, der entweder mit Lichtern warnt oder sogar eine Ampel auslöst. Und die richtig großen Highways haben eine Brücke, Overpass genannt. Zwei davon sind allerdings noch im Bau.

Pinecraft

Je näher ich an Sarasota heran komme desto erstaunter werde ich über die Fahrradfahrer. Das ist nicht so, wie man’s kennt, knappe Bikerhose, buntes Shirt und Helm. Nein, dies hier sind alte Männer mit langen grauen Bärten und ihre Frauen haben lange Röcke und ein Häubchen an, mit den Röcken möchte ich ja nicht in die Pedale treten. Vielleicht deshalb haben auch sehr viele ein sogenanntes Senioren-Tricycle, mit einem Korb hinten drauf. Es sind so viele, man sieht kaum noch normale Biker, dass ich zuhause sofort mal Mr. Google fragen muss. Und tatsächlich, er gibt mir erschöpfende Auskunft.

Innerhalb der Stadtgrenzen von Sarasota liegt Pinecraft, ein kleines Arbeiterviertel, das einige der einzigartigsten und speziellsten „Snowbirds“ der Region anzieht – Mitglieder von Amish- und Mennoniten-Orden, die in das Winterparadies strömen, um dem rauen Wetter in den nördlichen Staaten zu entfliehen. Sie wissen, dass Sie in Pinecraft sind, wenn Sie auf eine große Anzahl von Männern und Frauen treffen, die in traditioneller Plain-Kleidung und Gebetsmänteln gekleidet sind und oft auf großrädrigen Dreirädern für Erwachsene mit großen Körben auf dem Rücken fahren – ein Ersatz für den Transport mit Pferden und Buggys, der auf den Straßen der Stadt nicht erlaubt ist.

Der Sturm bläst weiterhin kräftig, aber die Wolken sind nicht allzu sehr dunkel. Ich will es unbedingt bis zu meinem Ziel schaffen, nicht vorher umkehren, denn nur dann ist der Job für mein Buch ja gemacht, und wenn ich danach pitschenass bin, dann solls halt so sein. Oder ich finde eine geeignete Unterstellmöglichkeit.

Und tatsächlich. Ich erreiche das Ziel genau nach 20 Meilen und immer noch trocken. Als ich umdrehte hat es mich fast vom Rad geweht. Erst jetzt merke ich, dass ich eigentlich Rückenwind hatte, was ich aber nicht so richtig gespürt habe. Doch jetzt volle Kanne in mich hinein.

Five-O Donuts

Doch was ist das an der Endstation? Ein Donutladen. So etwas habe ich tatsächlich noch nicht besucht, aber genau das tue ich mir jetzt an. Oh wie toll die aussehen, diese Reise ist ja eine einzige Fresserei.

Dann aber los. Noch immer regnet es nicht, wie schön. Das eBike eine Stufe höher schalten gegen den Sturm, der nun von vorne kommt. Und tatsächlich erreiche ich die Historische Bahnstation noch in trockenem Zustand und der Wagen des Zirkusses Ringling Brothers ist tatsächlich noch geöffnet. Es war der Wagen des berühmten Raubtierdompteurs Gunther Gebel-Williams und man kann sogar noch seine Cowboy Boots sehen.

Ich erreiche mein Heim, stelle das Rad in die Garage, und schon platscht es los. Gerade nochmal Glück gehabt.

Dienstag: Venice

Von Tampa geht es nun ins Venedig Floridas, doch zuvor muss ich mich auf den vielen Highways von Florida zurecht finden. Dabei ist es gut, dass ich kürzlich einen pensionierten Polizisten im Eagles traf, den ich fragte, wie das hier so mit den kostenpflichtigen Autobahnen läuft. Bei einigen muss man sich ja zuvor einen Transponder kaufen, aber bei anderen heißt es: Toll by Plate. Das Kennzeichen wird fotografiert und man bekommt eine Rechnung. Doch ist mein Nummernschild ja von dem Bike Rack verdeckt und ich habe mich nie auf eine solche Autobahn getraut, dachte, ich bekomme eine Strafe. Doch er meinte, nein, ich solle ruhig fahren, wenn sie es nicht lesen können, hätten sie halt Pech gehabt, aber nichts würde passieren. Und so hat mich Google Maps halt auch über eine solche Toll Road geleitet und ich bin ohne schlechtes Gewissen gefahren. Dabei muss ich wieder sagen, Google Maps ist wirklich ein Gewinn und auch noch kostenlos. In diesem Gewirr von Highways sich als Fremde zurecht zu finden ist nicht so einfach. In Miami hatte ich mich mal ganz furchtbar verfahren. Aber Mister Google hat mich grandios geführt. Nun bin ich aber gespannt, ob ich Post bekomme.

Als ich dann nach Venice kam, wurde der Verkehr schon wesentlich ruhiger und ich traf bereits am Vormittag in meinem Quartier ein. Darauf hatte ich mich ja sehr gefreut. Eine Zufallsbekanntschaft hatte mich eingeladen und mir die hier recht hohen Unterkunftspreise erspart. Ich bekomme das Studio über der Garage, ein kleines Wohnzimmer mit Küchenecke, Schlafraum und Bad. Mein Fahrrad kann ich in der Garage unterstellen.

Ann’s Haus https://youtu.be/XVh0Lz_3HdY

Circus Town Venice

Das Wetter ist noch wunderbar, deshalb geht es gleich aufs Rad und zum historischen Bahnhof. Venice war berühmt für die Zirkusse Ringling Brothers und Barnum & Bailey, die hier jahrzehntelang überwinterten. Ein Bahnwagen von den Ringling Brothers, mit dem das Zirkusinventar transportiert wurde, steht heute auf dem Bahnhof, auch einige Schienen sind noch da. Aber auf der ehemaligen Bahnstrecke ist nun ein Multi Use Trail entstanden und das ist mir natürlich sehr viel lieber. Allerdings ist der Bahnhof nicht der Beginn der Strecke, der ist im nördlichen Sarasota und ich hebe mir das für morgen auf, heute geht es nach Süden bis zum Ende der Strecke in einem Park.

Der Intracoastal Waterway trennt einen Teil Land ab, so dass eine Insel entsteht, zu der drei Brücken führen und auf der u.a. auch der Flughafen liegt. Auf der einen Flussseite verläuft eben dieser Legacy Trail und auf der anderen der Venetian Waterway Park Trail. Leider kann man daraus nicht wirklich einen Loop machen, da man am Ende nicht auf die andere Seite kommt, sondern wieder zurück und die Circus Brücke im mittleren Teil nutzen muss. Aber es war sehr schön, zu sehen, wie die Schiffe auf dem Fluss vorbeizogen. Einmal kreuzte eine Klapperschlange den Pfad, ich war erstaunt, wie groß und schnell sie war. Viel zu schnell zum Fotografieren.

Auf dem Rückweg drehe ich noch einen kleinen Schlenker durch den Ort, ja, es ist ganz nett hier zu leben.

Zurück in meinem schönen Garagenhaus traf ich noch Ann auf einen kleinen Plausch, aß meine Reste-Box vom Tag zuvor auf und ließ den Tag gemütlich ausklingen.

Video vom Trail

 

Montag: Tampa

So begann der nächste Morgen doch recht entspannt. Meine Unterkunft nahe Tampa ist besser als die letzte, auch dieses Haus ist eher älter und der Besitzer vermietet alle Zimmer, aber es sind kleine Apartments, das heißt, ich habe mein eigenes Bad und eine Kochecke. Zudem liegt es direkt am Pool und es ist sehr erholsam, einfach nur vor dem Zimmer zu sitzen und auf den Pool zu schauen, genau das, was ich gerade brauche. Ich erhielt eine E-Mail, dass jemand mein Buch bestellen möchte und fahre deshalb noch kurz zur Post, natürlich mit Rad, um den Brief abzugeben.

Flatwood Park Trail

Aber dann geht es doch los zum Trail. Der Flatwood Trail liegt zwar 20 Meilen entfernt, aber ich hatte keine nähere Unterkunft gefunden. Und die Fahrt lohnt sich. Es ist ein 7 Meilen langer Loop, hervorragend asphaltiert, direkt durch den Wald. Gerade für die Menschen der nahegelegenen Stadt Tampa mit heftigem Verkehr ist so ein Trail äußerst entspannend, und wem 7 Meilen zu wenig sind, kann ja mehrmals rund fahren. Es gibt drei Stationen mit herrlich eiskaltem Wasser, das sind so die Dinge, die ich in Deutschland vermisse. Wasser wird nirgends angeboten, auch kostenlose Toiletten gibt es bei uns nicht, hier dagegen überall. Es wäre noch einiges zu tun bei uns. Ich traf nette Radler und hatte einige interessante Gespräche, das Wetter war ja einfach traumhaft, sonnig, windstill und so etwa 23 Grad.

Riverwalk Trail

Nun wollte ich aber noch einen anderen Trail erkunden, den Riverwalk Trail entlang dem Fluss in Tampa. Einen größeren Gegensatz könnte es nicht geben. Während man auf dem Flatwood Trail einsam seine Runden drehen kann, es gibt kein Speedlimit, so sind auf dem Riverwalk jede Menge Menschen. Man darf Radfahren, aber muss ziemlich aufpassen, da es doch sehr voll ist. Doch was für eine tolle Gelegenheit, etwas von Tampa zu sehen. Viele Attraktionen liegen entlang dieses Trails und es gibt mir eine gute Gelegenheit, mal in eine neue Stadt in Florida hinein zu schnuppern. Ich muss immer wieder feststellen, dass der Freizeitwert in Florida ziemlich hoch ist, auch für die arbeitende Bevölkerung. Überall gibt es Parks und Möglichkeiten, etwas in der freien Natur zu unternehmen.

Ich komme glücklich und entspannt in meiner Unterkunft an und sehe, dass auch hier ein Restaurant aus Puerto Rico ist. Soll ich es nochmal versuchen? Es stellt sich heraus, dass es nur ein einfacher Laden ist, der hauptsächlich mittags frisch kocht. Da der Koch mich nicht versteht, er spricht nur Spanisch, ruft er seinen Bruder Raymond, der besser Englisch spricht. Und wir geraten in eine längere, ziemlich nette Unterhaltung. Wäre ich im Ort neu hinzugezogen, hätte ich bereits einen Freund gewonnen. Er lobt mehrmals, was ich Deutsche doch für eine nette Frau wäre.

Der Koch bietet mir ein Sandwich mit Pork an. Ich sage, dass ich nicht so sehr viel Brot esse. Doch nach dem netten Gespräch mit Raymond kommt heraus, dass er mir ein Sandwich mit Tostones machen könnte, die er frisch backt. Das ist doch mal was. Und die Portion ist, genau wie vorgestern, natürlich ganz klar für zwei gedacht. Es sind also sozusagen zwei Brötchen, die jeweils mit in dünne Scheiben geschnittenem Schweinefleisch, Salat, Tomaten und etwas Käse gefüllt sind. Schmeckt gut und habe wieder was für morgen.

Sonntag: Rocky und Kafe Racer

Am Morgen bin ich schon recht früh abgefahren, denn ich hatte ja wieder einen langen Tag vor mir. Zunächst ging es zum Pinellas Trail. Ich parkte im Wall Springs Park, weil es dort viele Parkplätze gibt und fuhr ein kurzes Stück nach Norden. Dort ist das Suncoast Primate Sanctuary direkt am Trail. Die Rettungsstation bietet ein Zuhause für mehr als 100 Tiere, darunter Schimpansen, Orang-Utans, Affen, Reptilien, tropische Vögel und mehr, die aus privater Tierhaltung, aus dem Handel mit exotischen Tieren, aus Forschungslabors oder aus der Filmindustrie gerettet wurden. Das Ganze wird sehr liebevoll gemacht und man kann außerhalb der Öffnungszeiten, ich war früh da, auch durch den Zaun schauen und ich schloss Bekanntschaft mit Rocky.

Dunedin

Dann radelte ich auf dem Pinellas Trail nach Dunedin. Dies ist schon ein ganz besonderer Trail. Es ist auf dem Gelände der ehemaligen Eisenbahnlinie und geht so jeweils mitten durch die Orte. Der Trail ist sehr belebt. Radler, Spaziergänger, Hundeausführer, alles ist da, vor allem am Wochenende. Musik und Bier wird auch geboten. Und da ist auch das Kafe Racer. Ein wirklich netter Coffeeshop, etwas europäisch angehaucht mit leckeren Croissants, aber verbunden mit einem Fahrradgeschäft, wo man auch gleich eine Panne reparieren lassen könnte.

Da ging ich also hinein und bot meine Bücher an. Der Chef war nicht da, aber die Jungs fanden mein Buch doch sehr interessant. Es ging hin und her, und schließlich wollten sie 5 Stück haben. Ich versprach in Kürze mit dem Auto vorbeizukommen.

Gesagt getan, ich parkte vor dem Laden, in dem Moment kam ein Ehepaar raus und sprach mich an wegen meinem Bikerack. Wir wechselten ein paar Worte und ich zeigte mein Buch. Der Mann schaute noch nicht mal rein, sondern holte 20 $ raus und kaufte es sofort. Ja, dieser Laden liegt ideal, hier sind meine Kunden. Aber ich müsste halt vor Ort sein und die Kunden darauf ansprechen.

Geld weg

Ich lieferte also meine 5 Exemplare ab, bekam mein Geld, ging zum Auto und wollte es in mein Bücher-Portemonnaie stecken. Keine Spur davon. Ich bekam bald einen Herzschlag, 410 $ sind viel Geld für mich. Wenn ich die Mühe und die Kosten, die ich in meine Bücher stecke, bedenke, so verdiene ich kaum etwas daran und dieser Verlust ist schon ein schwerer Schlag. Ich suchte das ganze Auto ab, unter den Sitzen, in meinen Taschen, alles. Nichts.

Ich fuhr weiter, aber der Gedanke daran ließ mich nicht los. Immer wieder überlegte ich, wo genau ich zuletzt dieses Geld gesehen hatte. Ich kam darauf, dass ich es in einen der Beutel gelegt hatte, die so alles Mögliche enthielten. Ich hielt an und suchte noch einmal alles ab. Immer noch nichts. Wo genau ist die Schwachstelle, wo kann es verschwunden sein. Solange ich Auto fuhr war es ja sicher, dort konnte es mir keiner stehlen, oder verloren gehen. Aber dann bin ich in der Unterkunft angekommen. Ein anderer Gast saß vor dem Haus, wir unterhielten uns kurz. Ich brachte alle meine Sachen ins Zimmer, schloss die Tür ab und fuhr mit dem Rad los. Es kann doch nur dann gewesen sein. Diese Schlösser an amerikanischen Zimmertüren sind leicht zu knacken, wenn man Bescheid weiß. Aber reklamieren kann ich das nicht, ich habe ja keinen Beweis.

Der Tag war jedenfalls verdorben und ich wollte nur noch in meine nächste Unterkunft bei Tampa, diesmal über Vrbo. Die arbeiten ein wenig anders als AirBnb, man steht nicht so direkt in Kontakt mit dem Gastgeber. Mir war schon vorher aufgefallen, dass ich zwar das Passwort für WiFi habe, aber nicht den Code für die Tür. Hatte sogar daraufhin die Email beantwortet und nach dem Code gefragt, aber keine Antwort. Und da stand ich nun vor der Tür, kam nicht hinein und kein Mensch zu finden. Es ist ja sehr oft so, auch wenn man nur ein Zimmer mietet, dass der Besitzer nicht im Haus wohnt. Sondern alle Zimmer zur Miete anbietet. Wen soll ich nun anrufen?

Da muss ich aber noch etwas erzählen, was vorher war. Ich hatte bei Tampa einen Trail erkundet, den ich noch nicht kannte, und das Auto zuvor auf einem Supermarkparkplatz geparkt. Es war also eine Gegend, in der ich mich nicht auskannte. Nach dem Trail, der sehr schön war und mich zumindest etwas erheiterte, musste ich dann auf direktem Wege zu diesem Supermarkt. Das geht mithilfe von Google Maps ja ganz leicht. Doch plötzlich blieb mein Handy schwarz, ich konnte nichts mehr erkennen und wusste nicht, wie ich fahren sollte. Ging in ganz dunklen Schatten, doch es blieb dunkel. Musste feststellen, dass mein Handy nur noch zu 2 % geladen war und deshalb auf dunkel gestellt hatte. Mit viel Mühe konnte ich mein Ziel eingeben, das Display war weiter schwarz, aber eine Stimme sagte mir, wo ich abbiegen muss. Ich kam genau mit 1 % bei Publix an. Hatte aber im Auto eine Powerbank.

Dann also Vrbo angerufen. Das war ein sehr langer Prozess, habe mindestens mit 5 Leuten gesprochen und dazwischen nette Musik gehört. Habe denen immer wieder gesagt, dass meine Batterie leer ist. Nach 45 Minuten endlich bekam ich meinen Code und konnte ins Zimmer, ich war völlig erledigt. Körperlich und nervlich.

Im Zimmer wartete eine Flasche Wein auf mich und ich stellte schnell meine Puerto Rico Box in die Mikrowelle, damit erholte ich mich doch ein wenig. Dann machte ich den Koffer auf, um die Sachen für die Nacht herauszuholen  und was fand ich da Hartes unter meinen Hosen? Mein Bücher-Portemonnaie!!!! Kann mich absolut nicht erinnern, es in den Koffer getan zu haben. Oldage!

Samstag: C2C und Withlacoochee

In Daytona Beach herrschen die Harleys, es ist Bike Week. Eigentlich schön, ich lasse mich gerne mal von einem Bikerfreund mitnehmen und die Musik ist sowieso immer toll. Aber ich hatte eine Anfrage, Bekannte, die mein Haus von früher kannten, als ich noch vermietet habe, suchten dringend eine Unterkunft. Also bin ich selbst auf große Radrecherche gegangen und habe ihnen mein Heim überlassen.

C2C

Zunächst ging es nach Groveland. Das wird wohl kaum einer von euch kennen. Aber ich hatte dort wichtiges nachzuforschen. Es gibt für Radfahrer den berühmten Coast-to-Coast oder C2C. Das ist eine Radfahrstrecke von Atlantischen Ozean hinüber zur Golfküste, an den berühmten Golf von Mexiko, der auf Wunsch eines einzelnen Herrn nun umbenannt werden soll. Diese Strecke ist kein durchgehender Trail, sondern besteht aus einzelnen Trails, die Navigation ist etwas schwierig, da nicht mit diesem Namen ausgezeichnet und deshalb habe ich auch das in meinen Trail Guide aufgenommen. Auf der Strecke gibt es aber einen 28 Meilen langen Gap, also keine Fahrradspur, man muss eine verkehrsreiche Straße nutzen. Diese soll ausgebaut werden und einen Trail erhalten. Ich war zuletzt vor einem Jahr dort und wollte den Fortschritt der Bauarbeiten sehen. Für Fahrradfahrer ist die Strecke der Horror, denn man muss auf dem sehr schmalen Seitenstreifen einer Straße mit heftigem Verkehr fahren. Ich habe das mit dem Auto abgefahren und ein Video gedreht, das mir dafür einen bisher unerreichten Aufruf in Youtube beschert hat:

 

Withlacoochee

Doch gab es noch einen weiteren wichtigen Termin. Ein sehr schöner Trail, der Withlacoochee Trail, ist ganz in der Nähe. Und dort treffen sich einmal im Monat die Freunde des Trails in dem netten Kaffeehaus Bree’s Provisions. Man freute sich darauf, meine Bücher anschauen zu können. Und das war auch ein voller Erfolg, man riss mir die Bücher sozusagen aus der Hand. Ich habe für diesen Zweck ein eigenes Portemonnaie, in dem auch schon Geld aus einen früheren Verkauf steckte, es waren insgesamt 410 $, was später noch wichtig wird.

Holiday

Ich kam dann schon recht früh in meiner Unterkunft in Holiday an. Es war ein AirBnB. Wenn ich entlang einer Fahrradstrecke etwas suche gibt es recht wenig günstig gelegene Unterkunftsmöglichkeiten, Hotels schon gar nicht und die sind seit dem letzten Jahr sowieso recht teuer geworden. AirBnB ist da sehr hilfreich. Mein Zimmer gehörte einer gewissen Gretchen, die zwar persönlich nicht in Erscheinung trat, aber auf Anfragen immer schnell und freundlich reagierte. Es war recht klein und ich musste das Bad mit zwei anderen Gästen teilen, die mir aber nie ins Gehege kamen. Stattdessen gab es eine kombinierte Küche / Wohnzimmer zur freien Benutzung, die ich immer alleine zur Verfügung hatte. Die zwei anderen Gäste tauchten nur selten auf.

Ich trug mein ganzes Gepäck ins Zimmer, schloss dies ab und stieg aufs Rad, wollte ohne Vorbereitung die Gegend erkunden, sonst tue ich das eigentlich immer, aber diesmal nicht und war freudig erstaunt, als ich recht schnell auf den mir bekannten Anclote Coastal Trail traf, den ich abfahren konnte und feststellte, dass er verlängert worden ist. Wichtig für mein Buch.

Aber es stand ja noch ein Abendessen an. Ganz in der Nähe ist ein Puerto Ricanisches Restaurant, La Fondita de Leo, so hatte ich noch nie gespeist. Mein Nachbar, der von dort stammt, hatte mir schon davon vorgeschwärmt und mir das Kotelett empfohlen, das mir auch schon auf dem Foto gut gefallen hatt, Pork mit Tostones. Also bestellt, obwohl es nicht ganz billig war. Und die Portion war gewaltig. So sehr, dass ich diesmal doch eine Box anfordern musste, um den Rest mitzunehmen. Tostones sind übrigens grüne Bananen, „Plantains“, die in Scheiben geschnitten und in Teig ausgebacken werden.

Der erste Tag meiner Reise war also sehr ausgefüllt und abwechslungsreich.

The Fraternal Order of Eagles

Tagsüber bin ich in meinem Florida Home ja gut beschäftigt. Im Garten und vor allem im Pond gibt es immer etwas zu tun, aber noch schöner ist es natürlich, die wunderbaren Bike Trails zu erkunden und meine Bücher darüber zu aktualisieren. Aber abends ist es doch ein wenig einsam und langweilig. Ich wohne recht weit von meinen Radfahrkollegen entfernt, so dass so kein geselliges Beisammensein möglich ist. Um die Ecke gibt es die Rockerkneipe The Turn, die meist richtig gute Lifemusic bietet und ich höre mir das eigentlich ganz gerne an. Aber ein Gespräch ergibt sich dort leider nicht. Man darf nicht vergessen, dass ich keine 25jährige Blondine mehr bin und vielleicht nicht so einen guten Marktwert mehr habe. Außerdem suche ich ja wirklich nur das Gespräch, und dafür ist es dort sowieso zu laut.

Gerade um die Ecke gibt es aber The Fraternal Order of Eagles. Das muss man für Deutsche erklären. Aus englischen Büchern oder Filmen kennt man ja die Clubs, wo alte Herren sich zum Scotch treffen und die Zeitung lesen. Dieses Clubleben ist abgewandelt auch in USA üblich. Ein Bekannter, Bob, hat mich manchmal dorthin mitgenommen, aber ich hatte schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm. Zwar sind im Eagles auch fast nur uralte Menschen, aber es ist richtig schön dort, und vor allem, man spricht miteinander. Und sie haben den besten Margarita in Port Orange zu einem unschlagbaren Preis. Da es ein Club ist, dürfen sie die Getränke billiger verkaufen, aber eben nur an Clubmitglieder.

Habe die Website genau studiert und dort steht, dass man zwei Mitglieder braucht, die einen empfehlen. Habe ich nicht. Die größere Hürde ist aber, dass man US-Citizen sein muss. Deshalb habe ich mich schon im letzten Jahr nicht getraut, dort um Aufnahme zu bitten, bin immer darum herum gekreist. In diesem Jahr auch. Anfang Februar dann kam ich mit jemand ins Gespräch, der gerade rausging und ich fragte nach. Sie sagten, ich solle einfach reingehen und mir ein Aufnahmeformular holen. Okay, aber nicht sofort. Kam gerade von einer Radtour und muss mich doch etwas in Ordnung bringen zuvor.

Ace of Spades

Und so wollte es der Zufall, dass ich ausgerechnet an einem Donnerstagnachmittag dort vorsprach, ohne zu wissen, dass es so ziemlich der am besten besuchte Tag ist, gibt es dann im Ace of Spades einen großen Jackpot zu gewinnen. Natürlich nur für Mitglieder. Auch an dem Tag habe ich mich nicht getraut und drei Männer angesprochen, die gerade hinein wollten, ob sie mich mitnehmen könnten. Ich kam rein und wurde sofort von Celine empfangen, die am Spieltisch saß, aber eben auch die Präsidentin ist. Wir füllten sofort zusammen das Anmeldeformular aus, als Empfehlung gab sie sich und ihren Mann an und ich sagte erst mal nichts davon, dass ich Deutsche bin. Zwar hört das sofort jeder an meinem Akzent, aber jeder nimmt an, dass ich eben aus Deutschland eingewandert bin. Ich zahlte 70 $ und bekam einen Termin zu einem „Interview“ und dann 14 Tage später einen Termin für die „Initiation“.

Rock-n-Roll

So konnte ich dann auch gleich am Freitag mit meiner vorläufigen Karte auftauchen, dem wirklich am besten besuchten Tag. Da spielt immer eine gute Band und es wird getanzt. An diesem Tag müssen die Mitglieder ihre Karten vorzeigen, dürfen zwar Freunde mitbringen, aber die zahlen 5 $. Diesmal war es eine Elvis Show und der Saal hat gerockt. Es war ziemlich alles besetzt, kein Plätzchen an der von mir beliebten Bar, aber an einem Tisch 3 freie Stühle. Ich fragte nach, man wartete auf Freunde, aber dann nickte der Herr und sagte, ja ich solle mich setzen. Und hatte damit meinen ersten Verehrer, Stan, gewonnen. 74, schwer gehbehindert und hört so gut wie überhaupt nichts, versucht aber alles, um mich zu gewinnen, obwohl wir eigentlich überhaupt nicht kommunizieren können. Dann kamen seine zwei Freundinnen, wirklich sehr nette Damen. Die eine ist 84 und war früher eine bekannte Golfspielerin.

Ja, was ist denn so besonders im Eagles? Das ist eben die Musik. Natürlich für die Amis auch das Spielen, es gibt jeden Tag eine Art Glückspiel, aber für mich ist es die Musik und das Tanzen. Wo in Deutschland gibt es einen Platz, wo die Ü70 zum Tanzen hingehen können? Und hier tanzt jeder, egal wie sehr er behindert ist. Bei schnellen Tänzen sind fast nur Frauen auf der Tanzfläche, bei langsamen kommen die Paare. Und natürlich habe auch ich mich getraut und ganz allein getanzt. Es war toll. Übrigens schätze ich den Altersdurchschnitt hier auf gut 70.

Und so traf ich auch meinen alten Freund Bob wieder. Von der zweijährigen Verstimmung sprachen wir nicht, erzählten fröhlich, was wir in dieser Zeit so alles erlebt haben und ein paar Tage später holte er mich stolz mit seinen neuen alten Porsche zu einem Drink ab.

Interview

Dann stand das Interview an. Ich habe mir das so vorgestellt, dass es etwa 5, 6 Personen sind, die aufgenommen werden wollen und wir werden zu unseren Lebensumständen befragt. Ob wir hinein passen. Aber nein. Es waren fast 50 Personen und tatsächlich alles Frauen. Es ist eben ein Ort, zu dem ältere Damen in Sicherheit gehen können. Wir mussten ein weiteres Formular ausfüllen und wurden dort auch gefragt, ob wir US-Bürger sind und zur Verfassung (und zum Präsident) stehen. Wenn nicht, warum. Also habe ich geschrieben, dass ich Deutsche bin, aber Hausbesitzerin ganz in der Nähe und einfach etwas Gesellschaft haben möchte. Sonst wurden wir nicht befragt, stattdessen wurden die Clubregeln erläutert. Aber auch nach diesem Interview wurden wir noch keine ordentlichen Mitglieder, sondern müssen 2 Wochen später noch die Initiation durchlaufen.

Es brannte mir aber doch die Frage auf den Nägeln, werde ich als Deutsche akzeptiert. Ich wollte nicht vor allen fragen, sondern zog danach Celine zur Seite, die meinte, ja, sie hätte nichts Gegenteiliges gehört. Zwei Tage später saß ich an der Bar und sprach mit Diane, der Schatzmeisterin. Sie meinte, achja, Sie sind also die Deutsche. Und ich wäre die erste Nicht-Bürgerin, die in den Club aufgenommen wird. Die Aerie in Port Orange hat über 4000 Mitglieder.

Initiation

Am Montag stand dann also die langersehnte Initiation an. Wir hatten schon gesagt bekommen, dass wir uns etwas bedeckt anziehen sollten, also keine Shorts und nackten Arme. Das Wetter spielte uns in die Hände, es war ein kühler Regentag. Wir sollten etwas früher dort sein und warten. Als ich reinkam saßen schon viele der Frauen am großen Tisch, aber ich wurde sofort von zwei Herren an ihren Tisch gezogen. Ich bin ja nicht untätig geblieben und habe schon einige Leute kennengelernt. Meist wird das Gespräch ja eben von der Tatsache ausgelöst, dass ich Deutsche bin. Bin dort schon bekannt wie ein bunter Hund. Die beiden Herren sind die Ehemänner von der Präsidentin und ihrer Vize, also bin ich dort genau in den richtigen Händen. Der eine, Mist, ich weiß seinen Namen nicht mehr, war in den 1970ern in Wiesbaden stationiert, im Camp Pieri, und er will unbedingt mal nach Deutschland reisen, um seiner Frau alles zu zeigen. Ich habe mich als Local Guide angeboten.

Dann wurden wir also zu der feierlichen Einweihung gerufen. Und feierlich war es, mein Gott. Eine Art von Altar war aufgebaut, eingerahmt von der USA-Flagge, eine Marienfigur war dort und eine Bibel, die feierlich aufgeschlagen wurde. Wir mussten alle stehen, es war fast wie ein Gottesdienst, der ja auch oft genug angerufen wurde. Zwei Damen wurden als Bespiele vorgeführt und lange, lange Texte von verschiedenen Personen verlesen. Dauerte fast eine halbe Stunde. Ich fürchtete schon, dass wir dann alle als Zweiergruppe drankommen, aber nein, danach wurde alle unsere Namen verlesen und wir waren damit aufgenommen. Natürlich nicht ohne die Nationalhymne und Hand auf die Brust. Ich mache da normal nicht mit, aber hier wollte ich nicht auffallen. Ich kann nun stolz sagen:

Ich bin ein Eagles

PS: Offiziell ist es nicht erlaubt, im Club Fotos zu machen und erst recht nicht von der Initiation. Aber von mir kann ich etwas anfügen.

Meine unendliche Klogeschichte

Kapitel 1

Ja, meine Toilette hier in Florida ist sehr niedrig. Das habe ich mir nicht so ausgesucht, das kam einfach so. Je älter man wird umso ungemütlicher ist es und man wünscht sich schon, das Becken wäre etwas höher, vom langen Zielen der Männer ganz zu schweigen. Aber deshalb eine neue kaufen und einbauen lassen, das wollte ich doch nicht. Wenn auch jeder denkt, „Villa“ in Florida, also reich, so ist dies eben doch nicht wahr und jeder Dollar, den ich ausgebe, zählt.

Aber nun war die Wasserspülung defekt. Floridas Männer können so etwas ja ganz schnell selbst reparieren, aber ich habe weder einen Floridamann noch einen Deutschen und ich kann das nicht. Also ist das doch der Anlass, gleich das Becken auszutauschen, wenn der Installateur eh kommen muss. Ich rief einen Fachhandel an, der wollte für das komplette Geschehen mit eigener Toilette 680 $ und wiesen gleich darauf hin, dass sie keine Garantie geben würden, wenn ich eine im Baumarkt besorge. Dieser Einbau würde dann 250 $ kosten. Plus eben eine Baumarkt-Toilette.

Also bin ich doch erstmal zum Lowe’s Baumarkt gegangen, um mich zu informieren. Habe ja keine Ahnung, was so was kostet. Und das war doch erstaunlich günstig. Ich fand einen netten Verkäufer, Mateus, und er war sogar einmal in Wiesbaden stationiert. Wir verstanden uns prächtig und er empfahl mir eine besonders hohe, die laut Schild 159 $ kosten sollte. Ja, gerne und auch die Installation wurde durch Lowe’s organsiert. Kostet zwar mit 275 $ ein wenig mehr als vom Fachhändler, aber die Toi war ja viel billiger.

Mateus rollte das WC für mich zur Kasse, ich bezahlte, er lud es noch in mein Auto. Die Installation lief einfach super, alles wurde toll mithilfe von SMS organisiert und 5 Tage später hatte ich endlich wieder ein eigenes Klo und brauchte nicht mehr das von meiner zweiten Heimat Goodwill zu benutzen. Schnell noch zu Lowe’s und ein neues Regal für hinters Klo gekauft, denn das alte passte nicht mehr zum höheren WC.

Kapitel 2

Das Becken ist nun 10 cm höher als das alte und ich merkte, dass es doch vielleicht ein Inch zu hoch ist. Denn meine Füße hingen nun beim Sitzen ein wenig in der Luft. Dann sortierte ich meine Rechnungen zum Abheften und stellte zu meinem Erstaunen erstens fest, dass ich nicht 159 $, sondern 189 $ gezahlt hatte. Durch das nette Gespräch mit Mateus war ich so abgelenkt, dass ich dies nicht bemerkte. Alles ist ja in einer Lowe’s App festgehalten und so drückte ich mal kurz auf den Knopf „Buy it again“. Und war ziemlich geschockt, dass man plötzlich nur noch 139 $ für die gleiche Toilette haben wollte.

Also Papiere eingepackt und ab zu Lowe’s. Mateus war da, meinte aber, ich müsse zum Customer Service. Die waren eigentlich nett und waren bereit, mir die Differenz von 50 $ auszuzahlen. Nur der Computer machte nicht mit. Etliche Kollegen wurden zu Hilfe gerufen und auch der Manager per Telefon, aber dann bekam ich mein Geld. Prima. Ich freute mich.

Kapitel 3

Zuhause aber schickte mich plötzlich ein dringendes Geschäft auf die Toilette. Naja, dafür ist sie ja da. Erledigt, Wasser spülen. Da kam die große Überraschung. Die hohe Toilette ist ja auch im Becken hoch und das Wasser reicht nur bis in den unteren Bereich. Die Scheiße, spreche wir es ruhig aus, liegt aber noch darüber. Und bleibt auch liegen. Da muss die Bürste kommen und richtig viel schrubben, damit alles weg geht. Das kann doch nicht sein. Also habe ich ein Video gemacht, mit Sirup statt mit Sch …, denn ich wollte die Leute doch nicht zu viel schocken.

Mateus war da und voller Verständnis. Wieder viele Telefonate. Aber kein Erfolg. Die Installation ist ja richtig ausgeführt worden. Ja, aber das Produkt hat doch einen Fehler. Schließlich suchten wir zusammen die Managerin auf, die irgendwo im Laden war. Eine recht junge Frau. Lange Diskussion. Ihr Argument u.a.: ist halt eine wassersparende Toilette. Jaja, die spart wirklich Wasser, wenn man für die gleiche Sache mindestens dreimal spülen muss. Es ging endlos hin und her, ich will euch das alles ersparen. Ihre Aussage war klipp und klar, das ist ein Billigprodukt und ich hätte mich vorher informieren sollen. Dafür hatte ich aber ein gute Antwort: Ich habe keine Ahnung von US-Toiletten, deshalb bin ich ja zu Lowe’s gegangen, um mich zu informieren, bin ausführlich beraten worden und habe schließlich die empfohlene Schüssel gekauft. Da hat sie dann doch aufgegeben und gesagt, ok, ich soll eine neue kaufen, die alte zurück bringen und ich bekäme WC plus Installation ersetzt. Mateus bot an, zu kommen und sie kostenlos einzubauen. Die Managerin schoß sofort dagegen, nein Sie arbeiten für Lowe’s, das dürfen Sie nicht.

Wir gingen zurück, um eine neue Kloschüssel auszusuchen, die mir Mateus natürlich auch wieder bis ins Auto brachte. Und mir dann ins Ohr flüsterte, dass er an seinem freien Tag natürlich kommen werde, um sie einzubauen.

Kapitel 4

Heute, Dienstag, soll Mateus kommen. Bin total aufgeregt, denn weiß nicht, ob ich wirklich darauf vertrauen kann. Samstag sollen Bekannte kommen und während der Bikeweek in meinem Haus wohnen, ich selbst werde in dieser Zeit eine schöne Tour machen. Da soll doch alles fertig sein. Eine Telefonnummer von Mateus habe ich nicht, aber unruhig wie ich bin, fahre ich zu Lowe’s und schaue, ob er dort ist. Nein. Schon mal gut. Um 11 Uhr kommt dann der erlösende Anruf, er ist auf dem Weg. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Er braucht in etwa die gleiche Zeit wie der Installateur zuvor, meine Toilette steht und ich kann das neue Regal wieder aufstellen. Hätte im Grunde nun eine andere Größe gebraucht, aber ist schon gut. Und die Sitzhöhe ist einfach perfekt. Ob aber auch die ganze Sch … weggespült wird, werde ich wohl erst morgen früh erfahren, aber es sieht schon mal gut aus.

Kapitel 5

Nun kommt aber der Moment, wo ich wieder zu Lowe’s fahren und die Erstattung anfordern muss. Wird das klappen? Ich parke direkt vor dem Eingang auf dem Feuerwehrstreifen (bitte schlagt mich nicht), hole mir so einen Helfer, und fahre das Ding hinein. Die Dame ist auch bereit, mir das Ko zu ersetzen, nicht aber die Installation. Ich verweise auf Amanda, die Managerin. Sie ist beim Lunch. Ich soll ein paar Minuten warten. Spaziere durch den Laden, gehe wieder zum Schalter und dort winkt man mir schon, ich soll unterschreiben. Ich bekomme also wirklich das ganze Geld zurück, bräuchte ja dann die neue Installation nicht zu bezahlen, aber werde doch dem hilfreichen Mateus am Donnerstag, wenn er wieder arbeitet, seinen Anteil bringen. Den hat er auf jeden Fall verdient.