Xaluca Lac Aguelmane

Ich habe nichts gegen große Hotels. Aber sie sind einfach nicht für mich gemacht. Doch gibt es eine Ausnahme: die Xaluca-Hotels! Hier stimmt einfach alles, das hat einer gemacht, der genau weiß, was Touristen wünschen.

Lluis Pont

Ich kann euch nicht genau den Lebenslauf des Spaniers Lluis Pont erzählen, denn dazu müsste ich ihn interviewen. Und ich habe ihn seit 2001 nicht mehr getroffen. Damals dachte ich, ein Hotelführer für Marokko wäre ein gutes Projekt, ich habe tatsächlich so ziemlich alle Hotels persönlich besichtigt und in einem Buch gedruckt. Reiseagenturen haben das Buch geliebt als Arbeitsunterlage, aber Touristen hatten kein Interesse. Dann explodierte aber auch die Zahl der Hotels und es machte eh keinen Sinn mehr, dazu kamen Apps wie Booking.com. Schade, denn die Arbeit hatte mir viel Spaß gemacht und aus der Zeit kenne ich viele Hotelbesitzer.

Xaluca Erfoud

So stolperte ich also ins neu eröffnete Xaluca Hotel in Erfoud. Lluis Pont war persönlich da und lud mich ein, eine Nacht zu bleiben, um das Hotel kennenzulernen. Ich traf ihn später im Pool, wo er gerade an der Poolbar mit Freunden Cava trank. Ja, das gefiel mir.

Ich war total beeindruckt. Bis dahin gab es 4-Sterne Hotels, die noch aus der Kolonialzeit stammten und völlig heruntergekommen waren. Ich erinnere nur an die Salam-Hotels. Wunderschöne Architekturen, aber man tat nichts zum Erhalt. Das Tichka Salam in Marrakech war von einem berühmten Architekten entworfen und einem ebenso berühmten Designer eingerichtet worden, aber dahin war der Glanz. Und die Neugebauten waren auch nicht immer gut unterhalten.

Und dann kommt Xaluca mit einer ganz eigenen Marke. Die Einrichtung ist so richtig rustikal gemütlich, alles mit den üblichen Materialien der Region. Aber das ist noch nicht alles. Dazu kommt ein hervorragender Service, ein tolles Büffet – das Nachtisch-Büffet ist einfach tödlich für mich -, und die Gäste werden nicht nur mit Tee, sondern auch mit einer traditionellen Musik- und Tanzgruppe empfangen. Und, was noch wichtiger und in Marokko durchaus nicht immer üblich ist, heute, nach einem Vierteljahrhundert des Bestehens, wird immer noch alles in guter Ordnung gehalten.

Doch das ist immer noch nicht der einzige Pluspunkt der Xaluca-Hotels. Noch wichtiger ist vielleicht, dass sich der Spanier Lluis Pont von Anfang an mit einer einheimischen Familie zusammengetan und diese Gruppe aufgebaut hat. Er selbst ist nun selten vor Ort, aber die verschiedenen Mitglieder der Familie Ettaiek sind da. Jeder leitet ein anderes Haus und jeder gut und persönlich. Denn eine Gruppe ist es geworden. Nach dem Hotel in Erfoud kam das Hotel Tombouctou an den Dünen des Erg Chebbi hinzu, auch das wieder ein sehr eigener und ganz anderer Stil, sehr viel mit Tadelakht. Dann wurde das heruntergekommene und 2006 geschlossene Hotel El Madayeq in Boumalne übernommen. Die erste Erwähnung in meinen Büchern fand es 2009. Auch dieses Hotel wieder ein ganz anderer Stil, passend zu der Berglandschaft. In diesem Jahr wurde neu das Riad Xaluca an den Dünen des Erg Chebbi errichtet und ich habe berichtet:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/erg-chebbi-2/

Und dann das Xaluca Lac Aguelmane! Ich durfte es 2023 zum ersten Mal besuchen und habe da auch in meinem Blog darüber geschrieben:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/ein-bisschen-luxus/

Obwohl ich damals im Juni dort war, lag auf den Hängen Schnee und es war recht kalt. Ich wollte das Hotel doch mal mit schönem Wetter erleben, hatte mich so sehr darauf gefreut. Auf der diesjährigen Tour war es ja recht warm, die ersten Wochen immer so um 36 ° und ich war guten Mutes, es bei schönem Wetter zu erleben. Und dann war alles unter einer weißen Schneedecke verschwunden und es schneite noch weiter.

Aber es gibt nichts besseres an einem kalten Tag, als ins Xaluca Lac Aguelmane zu kommen. Am Eingang wird das Gepäck noch unter einem Dach ausgeladen, dann den Wagen auf dem hinteren Parkplatz nahe einer Tür parken. Ich melde mich an, es ist Essenszeit und ob ich denn nicht Hunger habe. Naja, eine Kleinigkeit geht. Ich will nach dem Gepäck greifen, nein, nein, das machen wir schon. Überall brennen offene Kamine, es ist mollig warm und als ich dann nur ein Omelett wollte, richtet man mir das so liebevoll an.

Oben in meinem Zimmer wärmt natürlich die Heizung, aber allein schon der Anblick des hübsch eingerichteten Raumes wärmt. Sogar auf dem Klo ist ein kleiner Heizkörper. Ja, hier am Bergsee hat man nun mal andere Bedürfnisse als am heißen Erg Chebbi und Xaluca hat an alles gedacht. Nicht nur das Haus, der Boden, die Wände sind aus massivem Holz, auch die Möbel. Alles strahlt eine wohlige Wärme aus.

Der Preis einer Übernachtung ist nicht ganz billig, aber der Preis ist gerechtfertigt nicht nur durch die Ausstattung. Der See liegt weitab, alles muss heran geschafft werden zu hohen Kosten und auch das Personal ist ein wichtiger Faktor. Wer hier arbeitet, hat nichts als das Hotel, hier ist keine Stadt in der Nähe. Wer gute Leute haben will muss sie auch richtig gut bezahlen.

Es gibt natürlich auch einen Spa mit einem grottenartigen Pool unter einem LED-Sternenhimmel, sogar einen Fitnessraum. Witzig ist nur, dass jeder in seinem schönen weißen Bademantel erscheint, den es in jedem Zimmer gibt, und ihn an den Haken hängt. Nur nachher den richtigen wieder zu finden ist nicht ganz leicht. Aber führt zu netten Kontakten. Ich genieße alles, bevor ich mich dann auf mein Diner vorbereite. Beim ersten Besuch war ich fast alleiniger Gast, heute sind einige Menschen da und es gibt ein Büffet. Und schon wieder die verlockenden Xaluca-Desserts.

Am nächsten Morgen ein Blick aus dem Fenster: ein Traum. Eine weiße Winterlandschaft glitzert vor mir in der Sonne. Es ist schon schön am Lac Aguelmane, man darf nur nicht die Hitze des Südens erwarten. Übrigens kann man als Wohnmobilist durchaus frei stehen am See, nur nicht in der Nähe des Hotels, das haben die nicht so gern.

Und so ganz langsam geht mir die Botschaft des Hotels auf, warum ich es nicht an einem schönen warmen Sommertag erleben kann. Es will mir einfach sagen, ich bin hier für dich, auch wenn es kalt ist. Damit du dich wohlfühlst.

Nun aber geht’s nach Hause

Eigentlich wollte ich noch ins Ourikatal, aber es ist Sonntag und so viel Verkehr. Das Ourikatal ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Marrakschi am Wochenende. In Marrakech habe ich keine passende Unterkunft gefunden, also mache ich mich nun doch schon auf den Rückweg Richtung Norden. Trotz starkem Verkehr schaffe ich es noch bis nach Beni Mellal und wohne zur Abwechslung mal in einem Hotel, wo mich kein Mensch kennt. Das La Luna ist relativ neu und gefällt mir sehr gut, es liegt direkt an der Hauptstraße und ist daher ideal für Durchreisende. Alles ordentlich, gutes Bad, unten ist ein schickes Café und dort wird auch ein gutes Frühstück serviert. Ich zahle 400 DH als EZ/ÜF, bin sehr zufrieden und merke es mir für spätere Reisen.

Von Beni Mellal zum Lac Aguelmane

Am Morgen fahre ich weiter nach Google Maps zum Lac Aguelmane, das bedeutet bis kurz vor Khenifra die Hauptstraße nach Fes und dann aber rechts abbiegen auf die R 503 nach Zeida. Eine schmale, kurvige Bergstraße. Es ist kalt und dunkle Wolken stehen am Himmel. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Je höher sich die Straße windet desto mehr geht der Regen in Schnee über. Mein Geländewagen mit den wunderbaren Reifen schafft das, aber nicht unbedingt die alten Kisten, die so vor mir fahren. Einmal wird es ganz schön schwierig als mein Vordermann total auf die linke Fahrspur ausweicht, obwohl ein Fahrzeug entgegen kommt. Ich hupe, der andere Lichthupe und zum Glück kann sich der Gute noch fangen. Es gibt Schneebarrikaden, aber sie sind noch offen, ich möchte nicht auf dieser kleinen Straße gefangen sein. Unten in Zeida ist dann nur noch Regen, aber selbst dieser eher kurze Schauer hat dazu geführt, dass die Straße auf einem längeren Stück unter Wasser steht, genau vor einer Schule. So richtig wurde das Regenwasser in den Straßenbau wohl nicht einbezogen.

Von Zeida geht es nun auf die Straße Richtung Azrou und das bedeutet, wieder Berge und wieder Schnee. Aber hier auf der Hauptstraße haben die Autos wohl bessere Fahrer und ich komme unbeschadet zur Abzweigung zum Lac Aguelmane und freue mich, diese Schneefahrt nun endlich hinter mir zu haben. Am See ist schon alles weiß, aber zum Glück wurde die Piste zum Hotel in eine richtige Straße umgewandelt und ich erreiche mein heutiges Tagesziel.

Paradis de Safran

Ich möchte diesmal nicht in Marrakech wohnen, da ich schlecht laufen kann und die große Stadt einfach viel Lauferei mit sich bringt. Dennoch kann ich den Bereich nicht verlassen, ohne zuvor Christine Ferrari in ihrem Safranparadies an der Straße ins Ourikatal einen Besuch abzustatten. Zwar hoffte ich auf Safranblüten, aber es wird nun definitiv gesagt, die kommen erst im November. Außerdem leidet auch Christines Anwesen unter Wassermangel und sie kann noch nicht sagen, ob sich überhaupt Blüten bilden.

Der Garten ist nun geöffnet von 11 bis 16 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen. Im Eintrittspreis von 150 Dirham ist auch ein Tee mit Snack enthalten. So ganz fit ist Christine zur Zeit nicht, aber sie versucht dennoch, sich den Gästen zu zeigen. Das letztemal hat sie mich persönlich durch den Garten geführt, aber das kann sie nicht. Überall gibt es schöne Ecken, wo man sich gemütlich für einige Zeit zurückziehen kann, Sonnenhüte und Mineralwasser stehen bereit.

Hier wachsen Pflanzen und Bäume, die in Marokko natürlich vorkommen. Jetzt Ende Oktober gibt es vor allem unterschiedliche Zitrusfrüchte, die fast reif am Baum hängen. Aber auch Mangos. Immer steht ein Schild dabei mit dem Namen der Pflanze. Es gibt sogar einen Boule-Platz, wo man zu den Kugeln greifen kann. Aber der Höhepunkt ist der Barfußpfad, den ich leider wegen meinem Fuß auch nicht laufen kann. Hier läuft man über ganz verschiedene Untergründe und zum Abschluss gibt es dann ein Wasserbad für die Füße.

Traumschiff Walhalla und Le Relais

Heute möchte ich euch von zwei Campingplätzen berichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst habe ich Jane in Ouzoud besucht. Die deutsche Familie kam schon vor vielen Jahren mit zwei kleinen Kindern nach Marokko, ohne viel vom Land zu wissen. Mit einem alten Campingbus und fast kein Geld. Aber es war ihnen klar, hier wollten sie bleiben. Eine Fernsehsendung hatte sie damals sogar porträtiert, so wurde ich auf die Familie aufmerksam. Und schließlich siedelten sie sich bei Ouzoud an, kauften ein Stück Land auf der Spitze eines Hügels und schafften es, entgegen allen bösen Voraussagen, sich hier ein Leben aufzubauen. Es kamen noch mehrere Kinder, ich habe, ganz ehrlich, den Überblick verloren. Und einige sind schon so groß, dass sie nicht mehr in Ouzoud wohnen. Aber es gibt ein sehr herzliches Familienleben.

Und genau dieses Gefühl will Jane auf ihrem Campingplatz einbringen, oder besser gesagt, in ihrem Traumschiff. So nennt sie ihr Projekt heute, Traumschiff Walhalla. Es wurde immer mehr aufgebaut, vergrößert, verschönert, und vor allem haben viele Camper dazu beigetragen, blieben ein paar Wochen und halfen mit.

Mein erster Besuch war 2008. Da war alles noch sehr einfach, selbst die Familie hat in ihrem Bus gewohnt; es hieß damals noch Tazrout. Heute ist es richtig rund geworden. Die Familie wohnt in ihrem nach und nach gebauten Haus, die Camper haben terrassierte Stellflächen, können aber auch in zwei Jurten und Finnhütten wohnen. Aber der Clou ist die offene Küche, wo sich die Camper treffen und zusammen kochen können. Und ganz neu ist eine Station mit Gasgrill und Pizzaofen. Also schon richtig Luxus auf dem ansonsten alternativen Campingplatz.

Le Relais de Marrakech

Dies hier ist eine komplett andere Welt. Und wenn wir zuvor ein wenig in Deutschland waren, so sind wir hier ganz klar in Frankreich. Auch das ist ein Campingplatz, auf dem man ganz gerne ein paar Tage bleibt und sich ausruht. Ein schöner Pool, viele Ecken zu sitzen, gern benutzte Tischtennisplatte und eine Bar für den abendlichen Aperitif. Auch hier gibt es die Möglichkeit in Zimmern zu wohnen, aber für die Camper gibt es ausgedehnte Stellflächen, so dass man meint, jeder findet genügend Platz. Nur in der absoluten Hochsaison Januar/ Februar kann es schon mal richtig voll werden. Und die Sanitäranlagen sind erste Sahne, es gibt selbst warmes Wasser zum Spülen.

Am Platz werden verschiedene Dienstleistungen angeboten, so nimmt zum Beispiel ein Polsterer gerne Aufträge an, aber vor allem gibt es das Sammeltaxi nach Marrakech, das gerne genutzt wird, die Rezeption stellt die Fahrt so zusammen, dass ein günstiger Preis entsteht.

White Camel

In Marokko ist nun der Luxus eingezogen, überall in der Wüste gibt es nun luxuriöse Camps mit eleganten Zelten, die ein richtiges Badezimmer mit fließend warmem Wasser haben, eine Klimaanlage und ein richtig komfortables King Size Bett. Da kann Agafay natürlich nicht nachstehen. Vor allem ist Agafay, also dieses karge Hügelgebiet vor Marrakech mit dem herrlichen Ausblick, nun zur Freizeitdestination von Marrakech geworden. Hier ist die Hölle los, hier fahren ganze Scharen hin zum Kamelreiten und Quadfahren. Und das kleine Teersträßchen, das dorthin abbiegt, hat nur noch Reste von Teer, die Quads haben alles kaputt gemacht und es ist sehr schlecht zu fahren, vor allem, weil einem ja auch dauernd ein Quad entgegen kommt.

Aber schon wenn man dann auf die kurze Piste zum White Camel einbiegt herrscht Ruhe. Ja, White Camel heißt das Camp heute und es ist nicht wiederzuerkennen. Ein Torbogen führt auf eine Allee, die von weißen Zelten begrenzt wird, in der Nacht romantisch beleuchtet und die Zelte sind einfach wunderbar. Sie haben eine große Glasfront mit der herrlichen Aussicht, und viele haben auch einen kleinen privaten Pool mit gemütlicher Sitzecke und Sonnenliegen. Innen viel Platz, ein schönes Bad und natürlich eine Klimaanlage. Dies ist kein Billigquartier, wer hierhin kommt hat Geld, und davon gibt es doch noch immer eine Menge Menschen. In der Welt, aber auch in Marokko.

Dann kommt man zum großen Platz, dem Treffpunkt. Hier kann man an der Bar seinen Sundowner genießen, zum Sonnenuntergang gibt es überall gemütliche Ecken mit dem besten Ausblick und am Abend wird ein Feuer angezündet und die Musiker führen ihre traditionelle Show auf mit der Bommelmütze. Zum Essen hat man die Wahl zwischen einem herkömmlichen Restaurant mit Tischen oder einem marokkanischen mit Sitzkissen. Die Musiker kommen in beide und spielen zum Essen.

Deshalb habe ich natürlich auch beide Restaurants ausprobiert. Am ersten Abend habe ich zwei nette Schweizerinnen kennengelernt, wir haben uns dann an den niedrigen Tischen zusammengesetzt, aber mit meinem alten Rücken ist das doch nichts mehr. Und am zweiten Tag habe ich ganz netten Besuch von Freunden bekommen, da haben wir doch mal lieber das andere Lokal frequentiert, besser in unserem fortgeschrittenen Alter, haha.

Das Gelände ist inzwischen so weitläufig geworden, außer den privaten gibt es noch drei Pools für alle und weiter unter sind auch etwas kleinere, preiswertere Zelte. Natürlich kann, wer möchte, auch zum Sonnenuntergang auf einem Kamel die Hügel hochreiten, und es gibt auch Quads. Die sind aber weit genug vom Zeltbereich entfernt, so dass das Weiße Kamel doch ein Ort der Ruhe bleibt. Und zum Abschluss könnte man noch in die Hammam gehen oder eine Massage genießen.

Abdou kann sehr stolz sein auf das was er geschaffen hat. Sein Imperium ist richtig groß geworden und er hat das alles aus eigener Kraft, ohne reichen Vater im Hintergrund, geschafft.

White Camel 2024

White Camel 2023

Agafay

Es war der 4. Dezember 2010, einen Tag vor meinem Geburtstag. Abdou, der Chef von Sahara Services, lud mich zum Essen in einem Restaurant in Marrakech ein, bevor es am nächsten Tag zu seinem neuesten Projekt gehen sollte, wo er eine Geburtstagsfeier für mich arrangiert hatte. Aber am nächsten Tag ging es mir so schlecht, Durchfall, kotzen, das volle Programm. Und dabei hatte ich mich doch so gefreut.

Abdou besaß ja schon in Mhamid ein Wüstenhotel und hatte in Chegaga einfache Biwaks. Aber früh hat er erkannt, dass viele Leute sich nicht die Zeit nehmen wollen/können, bis in die ferne Sahara zu fahren, um eine Nacht im Zelt unter dem Sternenhimmel zu verbringen. Sie wollen die Wüste gleich in Marrakech haben. Und da gibt es Agafay, ein Hügelgebiet vor den Toren von Marrakech, das auf den ersten Blick tatsächlich den Sanddünen der Sahara gleicht. Der Blick geht weit, man kann in der Nacht sogar die Lichter des 30 km entfernten Marrakech erkennen, aber auch einen wunderbaren Sonnenuntergang erleben.

Wir fuhren also raus, immer unterbrochen von kurzen Toilettenbesuchen, aber was macht man nicht alles. Es gab ein Restaurantzelt und einige Zelte zum Wohnen, dazu einen Sanitärblock. Abdou hatte extra für mich noch ein paar Leute eingeladen, eine traditionelle Musikerband und sogar eine Bauchtänzerin. So ziemlich die Einzige, die ich je in Marokko erlebt habe. Es war ein grandioser Abend, den ich nie vergessen habe, trotz Krankheit und ziemlicher Kälte.

Zwei Jahre später war das Camp noch nicht sehr verändert, aber es fanden große Events statt.

Und morgen werde ich euch berichten, wie das Agafay Camp heute aussieht.

Cathedrale des Roches

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich die Strecke über die Cathedrale des Roches gefahren bin, den Felsendom. Es war Piste und natürlich muss ich nachschauen, wie der Zustand heute ist. Vom Glücklichen Tal geht es hinauf in die Berge und mein erster Stopp ist das wunderschöne Hotel Dar Ahansal. Das ist auf jeden Fall die komfortabelste Übernachtungsmöglichkeit in der ganzen Region, und, es gehört sogar noch ein Campingplatz dazu, und zwar ein richtig ordentlicher. Der einzige würde ich sagen im weiten Umkreis. Trotzdem ist die Gite gleich daneben auch sehr hübsch und empfehlenswert. Man kann sagen, der Komfort ist im Wander-Atlas eingekehrt.

Wir befinden uns hier im Geoparc UNESCO du M’Goun, eine landschaftlich außergewöhnliche Gebirgsgegend. Der Felsendom ist nur eine der herausragenden Felsformationen, die ganze Landschaft ist bizarr und eigentlich ist es gut, dass dazwischen immer noch Piste ist und uns zum Langsamfahren zwingt. Sobald das hier geteert ist fährt jeder schnell durch und hat keinen Blick mehr für die Landschaft. Ich treffe direkt vor dem herrlichen Ausblick zur Cathedrale zwei Motorradfahrer, schaue aufs Nummernschild, sie sind aus Italien. Ein kurzer Wortwechsel, einer spricht ein wenig Deutsch, und er fragt, was ich denn tue. Ich zeige ihm mein Reisehandbuch, weise daraufhin, dass ich Routen für Motorradfahrer speziell gekennzeichnet habe, und schwupps, ist ein Buch verkauft. Es denken ja immer alle, meine Bücher seien nur für Wohnmobilfahrer, aber das stimmt nicht, ich spreche alle Selbstfahrer an und eben auch Motorradfahrer. Okay, für Radfahrer sind die Routen vielleicht nicht so optimal, ihr lieben Radler, kommt doch nach Florida, da gibt es wunderbare Radstrecken und einen guten Führer von der Edith Kohlbach.

Auf dem weiteren Weg komme ich zu einer Auberge, die ich auch schon sehr lange kenne, sie liegt direkt am Assif Ahansal unter schattigen Nussbäumen. Ich habe dort mal gewohnt, mich durchaus wohl gefühlt, obwohl es nur ganz einfache Zimmer gab mit WC und Dusche außerhalb. Wie sehr habe ich mich also diesmal gewundert, aus dieser kleinen Gite ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Ich denke, sie richtet sich weiterhin an Einheimische, die gerne an dieser kühlen Oase ein paar Tage verbringen, weniger an Touristen, die nur auf Durchreise sind. Es gibt nun auf der Wiese viele Möglichkeiten gemütlich zu sitzen, etwas zu essen und trinken, aber der Clou sind die Chalets. Nur drei an der Zahl, aber die sind sehr hübsch. Teils aus Holz gebaut, eines aber auch aus massivem Stein und sehr hübsch eingerichtet mit Salon. Ideal für eine Familie und auch ich wäre gerne geblieben, aber ich habe schon ein Zimmer in Ouzoud reserviert. Ich bin wieder genauso kaputt wie gestern und meine Trainingsuhr hat auch wieder Mountainbiking angezeigt.

Stellplatz Timit

Ich fahre ab Richtung Ahansal und auf dem Weg komme ich an der Ecole Vivante vorbei. Die habe ich in meinem Reisehandbuch ausführlich beschrieben, aber auch im Blog gab es bereits einen Beitrag:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/ecole-vivante/

Ich überlege kurz, ob ich wirklich halten soll, kenne ich das Projekt doch bereits, aber entscheide mich doch für einen Stopp. Es sind Ferien, also keine Schüler da, aber der Mann von Stefanie werkelt herum. Und zeigt mir alles. Ich bin total begeistert, denn es gibt doch eine ganze Menge Neues. Zunächst das wunderbare Klettergerüst im Hof. Deutsche Wohnmobilfahrer kamen einst zu der Schule, ich bin sicher, durch meine Bücher informiert, und waren so sehr begeistert, dass sie zwei Monate blieben und diesen Spielplatz gestalteten.

Doch das ist lange nicht alles. Es gibt nun ein Café, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr, und das ist nicht nur eine Restauration, sondern gleichzeitig eine Ausbildungsstätte für die jungen Leute der Umgebung, die in den zahlreichen Herbergen arbeiten wollen. Die Küche ist offen zum Gastraum gestaltet, so dass man nicht nur den Mädels zuschauen, sondern auch an Kochkursen teilnehmen kann. Auch draußen auf der Terrasse kann man sitzen, ein Halt an der Schule oder sogar eine Fahrt extra dorthin ist unbedingt zu empfehlen. Und wenn ihr noch was mitbringt, ist das auch nicht verkehrt. Stifte, Papier, sogar Zahnpasta werden gerne genommen, am besten vor der Reise bei Stefanie anfragen, was gerade gebraucht wird.

www.ecolevivante.com, info@ecolevivante.com

Aber damit noch nicht genug, es gibt nun sogar eine Stellmöglichkeit für Wohnmobile! Natürlich kommt das in meinen Campingführer 2025, aber auch im Update werde ich es vermerken, sobald ich Zeit habe. Das Stehen ist kostenlos und auch die Nutzung von WC und Dusche. Und im Café könnte man gut essen. Und dabei dieses wunderbare Projekt anschauen. Esther, diese Straße schaffst du!

Bou Thrarar – Tabant – Agouti

Inzwischen war es schon fast 3 Uhr am Nachmittag, ich hatte ein Zimmer im schönen Maison Berber Flilou der Schweizerin Beatrice reserviert und war nicht sicher, ob ich es noch erreiche. Ich könnte ja auch in Bou Thrarar übernachten. Aber von Beatrice wusste ich, dass sie selbst in Marrakech ist, aber ihr Mann Lahoucine nur diesen Tag noch da ist, bevor er auch nach Marrakech fährt, um eine Gruppe abzuholen. Also doch weiter. 83 km lagen vor mir, das muss ich doch locker in anderthalb Stunden schaffen. Google meinte, nein, brauche 2 Stunden und 45 Minuten. Am Ende war es etwas dazwischen und ich kam nach insgesamt 8 Stunden Autofahrt ziemlich erschöpft in der Auberge an. Arme, Rücken, alles tat weh. Denn es war ja nicht ein sachtes Dahinschweben auf Autobahn, sondern kräftiges Kurbeln und große Anstrengung auf der schwierigen Piste zuvor und den Kurven nun. Meine Fitnessuhr zeigte wegen dem heftigen Kurbeln mit den Armen dauernd Training an, konnte sich aber nicht entscheiden zwischen Mountainbiken und normalem Radfahren. Also ich plädiere doch für Mountainbiken.

Diese Strecke von Bou Thrarar über den Djebel Mgoun ist erst vor wenigen Jahren überhaupt befahrbar gemacht worden. Zunächst als ausgebaute Piste, die ich 2017 fuhr und so beschrieben hatte. Ich war gespannt, wie genau der Zustand heute ist, wusste, es gibt Teer und dachte, er ist durchgehend. Die Strecke an sich ist schon etwas Besonderes und ein Erlebnis, führt sie doch über drei Pässe, es geht immer hinauf und hinab, und der höchste ist auf 3.005 Meter.

Einen Durchschnitt von 60 kmh zu halten ist da tatsächlich nicht möglich. Ja, es gibt Teer, aber die Winter hier sind auch sehr heftig und das Teerband hat schon wieder Schäden, vor allem, wenn es an einem Ouedübergang liegt. An zwei Stellen ist überhaupt noch nicht geteert worden, aber die Piste ist breit geschoben und für PKW möglich. Richtigen Wohnmobilen würde ich die Strecke nicht raten, aber kleinere, z.B. ein VW-Bus, können das durchaus. Aber das Wetter muss natürlich stimmen. Nicht nur bei Regen sollte man die Straße vermeiden, auch Schnee ist hier durchaus üblich und auch bei meiner Tour sind einige Gipfel weiß überzogen. Bei mir regnet es nur ab und zu, aber nicht viel, ich kann ohne Probleme fahren und genieße die wunderbaren Ausblicke von Zeit zu Zeit. Wer Serpentinen liebt, ist hier genau richtig, es gibt so viele, da kommt das Dadestal nicht mit, gerade Strecken gibt es kaum. Also auf, ihr Motorräder, kommt herbei. Als Gegenverkehr hatte ich auch vier Motorräder als Gruppe und zwei Geländewagen mit Touristen.

Ait Bou Guemès

Ich erreiche Tabant als ersten Ort des Glücklichen Tales. Das Tal von Ait Bou Guemès wird aufgrund seiner blühenden Landwirtschaft das „Glückliche Tal“ genannt. Einst hatte sich hier durch einen Felsrutsch ein natürlicher Stausee gebildet, der das ganze Tal ausfüllte. Als sich das Wasser dann wieder einen Weg durch die Felsmassen gebildet hatte, waren auf dem Untergrund viele fruchtbare Ablagerungen zurückgeblieben, die dem Tal noch heute seine Fruchtbarkeit geben. Hierher kommen vor allem Trekkinggruppen. Es gibt sehr viele schöne Wandermöglichkeiten bis zur Besteigung des Djebel Mgoun. Als Unterkunft gibt es einfache Gîtes und nur wenige komfortablere Auberges. Etliche Dörfer ziehen sich durch das Tal, in Timit ist zum Beispiel das interessante Schulprojekt Ecole Vivante und in Agouti eben das Gästehaus, in dem ich heute übernachten werde.

Flilou – Maison Berbere

Im Flilou angekommen wurde ich mit einem Tee und Knabbereien empfangen, die meine Lebensgeister wieder weckten. Und als ich dann das schöne Zimmer sah, das Beatrice für mich vorbereiten ließ, war ich doch erstaunt. So schön wie die Riads in Marrakech und das Bad mit der begehbaren Dusche hinter Glas ist einfach toll. Ait Bou Guemes, das Glückliche Tal, ist ja hauptsächlich bei Wanderern bekannt und beliebt, so haben die Herbergen hier alle mit Schlafsälen und sehr einfachen Unterkünften angefangen. Beatrice auch, nur dass es bei ihr von Anfang an sehr viel liebevoller und gemütlicher war. Nun ist im Flilou nur noch ein Schlafsaal übrig geblieben und auch für den gibt es Pläne zur Umwandlung. Und das Essen ist einfach toll, ideal, wenn man es auf der schönen Terrasse mit weitem Ausblick einnehmen kann. Nur heute ist es leider kalt und regnerisch. Und wenn ihr mal dort seid, werft einen Blick in die Küche. So etwas gibt es in Marokko wohl kein zweites Mal.

Skoura – Toundout – Bou Thrarar

Ich möchte heute nach Agouti, ins Glückliche Tal, in das schöne Gästehaus der Schweizerin Beatrice. Da gibt es von Skoura aus drei Anreisewege. Und Google Maps zeigt mir einen, den ich vor Jahren gefahren bin, der aber Piste war. Das interessiert mich am meisten, aber vorher rufe ich den Inhaber der Auberge Amoudou in Toundout an, der wissen müsste, in welchem Zustand die Piste ist. Er meinte, ist gut, mit 4×4 ohne Probleme zu schaffen und ich kündige meinen Besuch für den Morgen an, dann können wir nochmal reden. So ist es. Ich habe die Beschreibung der Piste aus dem Jahr 2017 in meinem Reisehandbuch. Aber so wie ich ihn verstehe, zweigt die Piste 25 km nach seiner Auberge ab. Deshalb fahre ich durch Aguerd durch, wo ich früher abgebogen bin. Okay, nach 25 km gibt es eine Piste, aber die ist ganz sicher lange niemand gefahren, ich traue der Sache nicht. Obwohl auch Google meint, ich solle hier abbiegen. Nachdem ich dies nicht tue, zeigt Google mir eine weitere Abzweigung 7 km weiter.

Auch der traue ich nicht. Inzwischen finde ich meine Asphaltstraße P1502 so schön, es sind so wunderbare Ausblicke, dass ich einfach weiter fahre, immer höher, auf den Djebel Mgoun zu. Mir ist aber schon klar, dass es ein Ende haben wird, die schöne Straße wird nicht über den Berg gehen und ich muss zurück. Dann komme ich an einem Dorf vorbei, spreche mit einem alten Herrn, der mir zu verstehen gibt, dass die Straße wohl noch 20 km weiter geht, aber dann endet. Sehr viel später erfahre ich von Lahoucine aus der Auberge Flilou, dass man tatsächlich auf Piste weiterkommen würde, aber das hätte ich alleine nicht gemacht, wenn ich die Strecke nicht kenne.

Ich fahre also alles wieder zurück, stoppe noch einmal bei der Auberge Amoudou und erfahre nun, dass es keine 25 km seien, sondern nur 15 bis zur Abzweigung, dass es sich also um die Abzweigung handelt, die ich in meinem Reisehandbuch G11 beschrieben habe. Zwar wollte ich nun über die längere Asphaltstraße fahren, aber man überredet mich, es doch noch einmal mit der Piste zu versuchen, sei doch so viel kürzer. Bisher habe ich schon etwa 120 km umsonst zurück gelegt, also gut, ich versuche es. Finde auch die Abzweigung, biege dann aber noch einmal falsch ab. Komme in ein Dorf, wo es nicht mehr weiter geht und spreche mit den Anwohnern. Ich muss zurück zum Oued, dann rechts. Sollen die Jungs mitkommen? Ja okay, kann ganz nett sein. Sie sind so 8 und 10. Passen zu zweit auf den Sitz, hinten ist ja alles voll. Wir kommen also zur Abzweigung, und sie müssen den Weg zurücklaufen. Das macht ihnen aber nichts aus, alle Menschen hier sind es gewohnt, viel zu Fuß zu gehen und nicht mit dem SUV zur Schule gebracht zu werden. Aber eine Belohnung haben sie verdient. Ich habe noch ein schönes Herrenhemd, das gebe ich mit für den Vater. Dann habe ich noch einen Beutel. Zuhause sammele ich immer alles Mögliche, Bonbons vom Fastnachtszug, Messegeschenke und Schnickschnack, für den ich keine Verwendung habe. Hatte schon öfter mal in die Tüte gegriffen, aber es war doch noch etliches drin. Kurzerhand drückte ich ihnen die ganze Tüte in die Hand. Und stelle mir nun vor, wie sie diese Wundertüte auspacken.

Gut, ich war nun also auf der richtigen Piste. Aber denkt nur nicht, dass Google Maps mir nur irgendwie geholfen hätte. Die waren auch für die letzte Verirrung zuständig. Mein Fazit ist, auf altbekannten Asphaltstraßen super, auf neugebauten Teerstraßen und Pisten eine Katastrophe. Hätte ich mich von Anfang an an mein eigenes Buch gehalten, hätte ich fast 150 km und viel Zeit gespart. Ich kramte deshalb auch mein altes Garmin GPS aus (also kein Auto-Navi), gab meine Punkte ein und plötzlich klappte es.

Die Navigation. Sonst aber nichts. In meinem Reisehandbuch schreibe ich 2017:

Die verbleibende Piste zunächst durch ein mit Oleander bewachsenes Trockenflussbett, später auf einer Hochebene mit tiefen Querrillen ist nur für Fahrzeuge mit großer Bodenfreiheit möglich. Sehr schöne Strecke.

Ja, das war 2017. Aber wir hatten ja heftige Regenfälle. Die tiefen Querrillen waren noch da, nur sehr, sehr viel tiefer. Es war sehr kritisch, oft musste ich vor dem Oued anhalten und schauen, wo es am besten ist. Dabei gab es durchaus Autospuren. Aber die Rillen waren sehr tief und steinig und mein Auto saß mehrmals auf, ich kam nur eben so durch. Irgendwann war es so schlimm, dass ich überlegte, ob ich zurück fahren sollte. Aber ich bin schon durch so viele heftige Oueds, soll ich das wirklich wieder zurück? Ich war am Ende meiner Nerven, wünschte mir einen Helikopter, der mich und mein Auto in die Höhe zieht. An diesem letzten Oued, wo ich wirklich zurückwollte, entschied ich mich dann doch für die Weiterfahrt und, oh Wunder, es war die letzte tiefe Querrille. 5 km weiter traf eine Piste aus einem Dorf ein und es wurde wesentlich besser, und nochmal 10 km und ein Teerband glänzte vor mir auf. Oh wie schön.

Und dem Herrn aus der Auberge Amoudou werde ich so schnell nicht mehr auf den Leim gehen. Und Google Maps auch nicht. Es lebe mein Reisehandbuch!