Archiv der Kategorie: Florida

Hometown News

Hometown News ist unsere lokale Zeitung. Ich liebe sie, weil sie über lokale Ereignisse berichtet und ich immer erfahre, was so los ist und zu welchem Event ich gehen muss. Und genauso wie ich im Bereich Marokko eine Gegenspielerin habe, eine Konkurrentin, die ähnliche Bücher wie ich schreibt, so habe ich auch hier einen Konkurrenten. Roger Fulton schreibt ebenfalls Bücher über Biketrails und dergleichen. Als ich ihn vor Jahren zum erstenmal traf hat er mich vollkommen ignoriert, als ich erwähnte, dass auch ich Bücher schreibe, ist er absolut nicht darauf eingegangen. Roger ist ein Snowbird wie ich, nur dass ich von Deutschland für den Winter komme, er dagegen von dem Staat New York. Anders als ich hat er hier kein Haus zur Verfügung, sondern mietet sich immer für den Winter ein. Die vorletzten zwei Jahre wohnte er in Port Orange und war froh in mir eine Bekannte zu finden, denn seine sonstigen Freunde leben alle in DeLand. Wir sind zusammen geradelt und haben viele Veranstaltungen zusammen besucht. Da er gerade keinen Bikeführer hatte konnte ich auf seinen Vorträgen auch immer meinen Bike Trail Führer anbieten und einige verkaufen.

Doch nun wohnt er wieder in DeLand, nahe zu seinen alten Freunden und hat auch selbst einen neuen Bike Trail Führer. Seitdem bin ich eine Konkurrenz für ihn und er hat mich aus seiner Email Liste gestrichen. Roger wurde auch schon in der lokalen Zeitung vorgestellt, also dachte ich mir, das wäre auch was für mich. Email geschrieben und ganz schnell positive Antwort bekommen.

Gestern Morgen also saß ich am PC. Seit ich aus der Dominikanischen Republik zurück bin habe ich wirklich viel, viel Arbeit. Sitze an neuen Ausgaben für zwei Bücher und muss auch noch Anfragen beantworten. Mitten drin kommt einen Email vom Journalisten der Hometown News, ob ich heute 13 Uhr Zeit habe. Ja klar. Ist gerade eine Schlechtwetterzone, Fahrradfahren ist sowieso nicht so ideal, und überdies muss ich ja arbeiten und bin zuhause.

Weiter an die Arbeit, die bis über den Kopf reicht. Dann habe ich Hunger. Brate mir etwas, Küchendünste schweben in der Luft, Geschirr und Töpfe stehen herum, ich in alten Klamotten, die Haare eine Katastrophe. Als ich gerade den letzten Bissen im Mund habe und das Geschirr abräumen und spülen will, gehen draußen zwei Männer in Richtung meiner Haustür. Wer ist das?!

Natürlich der Journalist und der Fotograf der Hometown News. Die hatte ich vollkommen vergessen. Ich, die ich Ordnung liebe und eigentlich für Besuche gar nicht groß aufräumen muss, da eigentlich immer alles in Ordnung ist, werde im ungünstigsten Augenblick des Tages oder sogar der Woche erwischt. Oh shit. Da fragt der Fotograf als erstes, ob er fotografieren darf. Ich entschwinde im Schlafzimmer und ziehe mir als erstes meine Bikerkluft an. Dann machen wir Fotos. Ich bin ja so gespannt, bin so neugierig, was er da eingefangen hat. Er verspricht mir nächsten Montag, wenn er wieder im Büro ist, etwas zu schicken. Und wenn ich es bekomme werde ich es natürlich hier einstellen.

Dann setze ich mich mit dem Journalisten in den Florida Room, der etwas aufgeräumter ist und durch den auch keine Küchendüfte wehen. Und für eine ganze Stunde reden wir. Bin ja nun so gespannt, was in der Zeitung stehen wird.

P.S. Ein Foto bekam ich nie, aber hier ist der Artikel als PDF. Ein Link zur Zeitung kann ich nicht setzen, da diese nur aus den USA einzusehen ist.

A good read on bike trails of Volusia County News hometownnewsvolusia.com

 

Warum DomRep

Seit 4 Jahren schon denke ich darüber nach meinen 75sten ganz groß zu feiern. Der Plan war, in Marokko im Camp Agafay bei Marrakech alle Freunde und Bekannten einzuladen, natürlich auch meine Familie. Zu einer richtig großen Fete mit Musik und Tanz. Aber dann kam Corona und hat alles verändert. Marokko hatte sehr starke Einschränkungen und ich hatte einfach keine Lust mehr dort zu feiern. Auch unter den Freunden stellte sich heraus, wer wirklich dazu gehört. Aber der wichtigste Anlass, nun meinen Geburtstag in der Dominikanischen Republik zu feiern, war das von Trump während Corona verhängte Einreiseverbot für alle, die die letzten 14 Tage in Europa verbracht hatten. Ich konnte nicht mehr zu meinem Haus in Florida reisen, musste den Winter im eiskalten Taunusstein verbringen und hoffte sehr, dass nach der Wahl Bidens zum Präsidenten dieses Verbot aufgehoben würde. Aber nichts da, er hat es noch verlängert.

Also musste ich nach einer Möglichkeit suchen eben diese 14 Tage nicht in Europa zu verbringen und entschied mich für die Dominikanische Republik. Zu den Möglichkeiten zählten auch Cuba oder Mexiko, eben verschiedene mittelamerikanische Länder, aber die DomRep hatte nun mal für Deutsche günstige Einreisemöglichkeiten trotz Covid. Und so kam ich im März 2021 zum erstenmal hierhin. Ich hätte natürlich auch hier mich für das abenteuerliche Reisen ala Marokko entscheiden können, aber vielleicht war es der Stress, den ein Jahr Corona und Lockdown hervorgerufen hatte, ich entschied mich zum erstenmal im Leben für ein großes Resort mit All-Inclusive. Zwar mietete ich ein Auto, wollte ein wenig im Land herum reisen, aber schon bald fühlte ich mich im Grand Bavaro Princess so wohl, dass ich keine Lust auf große Ausflüge hatte. Zwei Wochen später ging es dann nach Florida.

Auch im Herbst 2021 gab es noch immer das Einreiseverbot und ich buchte das Hotel erneut für zwei Wochen. Kurz vor der Abfahrt saß ich gemütlich bei der Familie zum Abendessen, als meine Enkelin plötzlich Interesse bekundete, mitzukommen. Sie hatte gerade das Abitur gemacht und die Universität noch nicht angefangen, sie hatte also die Zeit und flugs fanden wir noch einen Flug. Zoe war total begeistert. Die DomRep gehört zur Karibik, hier ist es das ganze Jahr gleichbleibend um die 30 Grad warm und mein Geburtstag ist im kalten Dezember. Da ist es in Marokko nicht unbedingt warm. So reifte also ganz langsam der Entschluss, in diesem Hotel meinen Geburtstag zu feiern und nur mit der engsten Familie.

Ab zur Geburtstagsparty

Um 8.25 sollte mein Flieger gehen, ich hatte einen Parkplatz ab 6 Uhr gebucht. Plötzlich erhielt ich eine Email von Latam, der chilenischen Fluggesellschaft, in der es hieß, ich solle um 4.25 am Airport sein. Oh Gott, ab da war Hektik angesagt. Wie soll ich das schaffen? Was wenn meine Familie meinen Geburtstag ohne mich feiern muss. Zunächst habe ich endlos gesucht, ob der Parkplatz die ganze Nacht auf hat, denn irgendwo stand, dass er erst ab 6 Uhr geöffnet ist. Und ich brauche ja auch einen Shuttle zum Terminal, ob der schon fährt. Na, die wenigen, die mich kennen, können sich sicher vorstellen, dass ich furchtbar rumgerödelt bin, war mit den Nerven so fertig, dass der Gastgeber mir vor dem Schlafengehen noch ein Bier gab. Ein Corona! Meine Enkelin sagte dann, dass sie das auch mal gemacht hat, natürlich woanders, und dass die Parkplätze die ganze Nacht auf seien. Das hat mich etwas beruhigt.

Ich stand also noch vor 5 Uhr auf und war wenig später schon im Auto, hatte am Abend zuvor alles erledigt. Auch von den Gastgebern hatte ich mich schon verabschiedet. Um diese Zeit ist ja selbst Miami noch vom dichten Verkehr verschont, aber trotzdem habe ich für die 20 Meilen 40 Minuten gebraucht. Ihr in Deutschland wisst ja gar nicht, wie gut ihr es habt mit der grünen Welle. Wenn man mit der vorgeschriebenen Geschwindigkeit fährt sind alle Ampeln an der Durchgangsstraße grün. Nicht aber in Florida. Hier muss man wirklich an jeder Ampel halten, es sei denn man fährt mit der doppelten Geschwindigkeit. Das mache ich aber lieber nicht, denn es waren recht viele Streifenwagen zu sehen mit ihren blinkenden blau-roten Lichtern. Es scheint schon einiges los zu sein auf den nächtlichen Straßen Miamis. Miami Vice.

Der Parkplatz war natürlich auf, die ganze Nacht, und ich konnte mein Fahrzeug abgeben, samt dem Fahrrad, das hinten auf dem Bikerack war. Aus Sicherheitsgründen hatte ich aber nur das preiswerte Mountainbike mitgenommen. Ein Shuttle stand im Augenblick nicht da, aber ein Taxi. Ein kurzes Gespräch mit dem Fahrer ergab, dass er mich für 15 $ direkt zu meinem Terminal bringt, im Gegensatz zum Shuttle, der fährt zur Rental Car Station und man muss noch ziemlich viel laufen. Also, meinen gestressten Nerven waren die 15 $ nicht zu viel und es hat wirklich alles gut geklappt. Ich konnte sogar noch meine Muffins essen, die ich auf der Hinfahrt bei BJ’s gekauft hatte, super lecker und preiswert. Der Flughafenkaffee dazu war das natürlich nicht.

Pünktlich flogen wir ab, pünktlich kamen wir an. In der Dominikanischen Republik.

Miami – Dade

Mein Flug ab Miami sollte morgens um 8.25 abgehen. Von meinem Wohnort bis zum Miami Airport sind es 4 Stunden Fahrt, das heißt, die ganze Nacht fahren und nicht schlafen. Ach nein, dafür bin ich doch schon zu alt. Also gehe ich die Sache gemütlich an und suche mir ein AirBnB am westlichen Stadtrand von Miami, nahe zu den Everglades und verbinde das mit einer Fahrt in den Naturpark.

Zunächst lief es recht gut auf der Autobahn I95, doch ab Ft. Lauderdale war der Verkehr höllisch. 6 Fahrspuren auf jeder Seite und es ging nur schleichend. Ich fuhr in Ft. Lauderdale erstmal raus zu BJ’s, meinem Club, wo ich verbilligt tanken kann. Und ein Päuschen mit Kaffee habe ich dann auch gebraucht. Aber für die 30 Meilen durch das dichte Stadtgebiet bis West-Miami brauchte ich dann nochmal eineinhalb Stunden, es war einfach schrecklich.

Mein AirBnB

Ich fand mein AirBnB, schöne ruhige Wohngegend, ein hübsches Haus, das ich auch genommen hätte. Super nette, herzliche Gastgeber. Mein Zimmer und das Bad, das ich mir mit zwei anderen Zimmern teilte, waren sauber, aber der Rest des Hauses? Unglaublich. Überall lag was rum, alles war schmutzig. Ich konnte die Küche mitbenutzen, ja, aber. Doch die Leute waren so lieb. AirBnB möchte ja, dass beiderseitig ein Feedback gegeben wird, aber ich mag das nicht. Lesen kann man erst, wenn beide geliefert haben. So weiß ich, dass Victor geschrieben hat, aber nicht was. Ich mag eigentlich lieber die anonymen Bewertungen, wo man die Wahrheit sagen kann. Aber diesen lieben Leuten zu sagen, dass es dreckig und unordentlich war, das bringe ich nicht übers Herz. Aber sagen, dass alles in Ordnung war, möchte ich auch nicht.

Krome Path

Noch am Nachmittag machte ich mich auf die Suche nach dem Krome Path, ein Bike Trail, der Miami und Homestead verbindet. Er verläuft absolut gerade von Nord nach Süd parallel zum Highway 997. Homestead ist eine Stadt von Gartenbaubetrieben und die säumen auch den Fahrradweg auf der ganzen Strecke. Es war nett, aber wäre kein Grund extra den langen Weg zu machen.

map krome path

Shark Valley Loop

Etwas mehr freute ich mich auf den nächsten Tag. Es sollte zum Shark Valley Nationalpark in den Everglades gehen. Auch dahin eine absolut gerade Straße in Ost-West-Richtung. Hier gesäumt von Anbietern für Airboat-Touren durch die Everglades. Das ist spannend, aber ich hatte es schon mal gemacht. Ich wollte ja radeln. Der Park kostet einen stolzen Preis von 30 $ pro Auto, aber er gilt auch für 7 Tage, was mir allerdings nichts nützt. Am Visitor Center kann man auch Fahrräder mieten, aber ich hatte mein Mountainbike dabei, das eBike wäre mir nicht sicher genug auf dem Flughafen-Parkplatz gewesen. Durch den Park führt ein Rundweg von 15 Meilen, eine richtig schöne Tour für mich. Wasser sollte man dabei haben, denn Schatten gibt es wenig. Am Umkehrpunkt ist dann ein Observation Tower. Ja, es hat mir gut gefallen, ich sah auch einige Alligatoren, aber die Parks in meinem Central Florida sind eigentlich noch schöner.

Auf meiner Webseite ist ein Link zu der Beschreibung dieser zwei Touren (in Englisch):  Update

Ein ganz normaler Tag in Florida

Heute ist Samstag, gestern war Black Friday, davor Thanksgiving. Nur zur Einordnung. Heute brauchte ich einfach mal wieder ein wenig Bewegung. Also aufs Fahrrad. Inzwischen pendelt sich hier der Benzinpreis bei so um die 3 $ pro Gallone ein, also unter 1 Euro pro Liter. Da kann ich mir doch wieder einige Meilen leisten. Fuhr also nach Winter Springs, 43 Meilen, und parkte da am Central Winds Park. Schöne Sportstätten, Restrooms, Picknick, Spielplatz und natürlich Tools für das Bike.

Ich möchte euch von dieser Fahrt so gerne etwas Aufregendes erzählen, aber es gab einfach nichts. Wunderschöne Tour auf Bike Trails, nur selten musste ich eine Straße mit Ampel überqueren, also es passierte einfach nichts. Alles in allem 68 Kilometer hin und leider auf gleichem Wege zurück. Aber einfach schön.

Auf dem Heimweg dann kurz bei Safe a lot gehalten, brauche Milch zum Frühstückskaffee. Auch die ist hier, genau wie die Eier, sehr teuer geworden. Ich könnte ja mal nach Steaks schauen. Esse selten Fleisch, brauche es einerseits nicht, andererseits sind auch die teuer geworden. Doch heute die T-Bones 3.99 das Pound. Super Preis, schon lange nicht mehr gesehen. Also sofort eine Packung gekauft und eins auf dem Grill gelegt. Dazu gibt’s nur Steaksauce und eine Tomate. Lecker. Dann kurz mal in die Heuteshow geschaut. Was in Deutschland so los ist. Dann gelangweilt. Am liebsten gleich ins Bett gegangen, morgen ist ja ein schöner neuer Tag. Aber noch so früh.

Doch halt. Ich bin ja in Florida. Also habe ich das Rad wieder raus geholt und bin rüber ins First Turn. Eine Rock Band hat gespielt. Ich brauche da kein Getränk, stelle mich einfach vor die Band und tanze vor mich hin. Schön ist das. Tue so als sind die Rockband und ich die einzigen Menschen auf der Welt. Niemand, der mich mal wieder enttäuscht. Nur die und ich und ich tanze.

Genau das ist es, was mir in Taunusstein fehlt.

Thanksgiving with Shay

Thanksgiving ist in USA der höchste Feiertag, mehr noch als Weihnachten. Und niemand möchte an diesem Tag alleine sein. Im letzten Jahr war ein wunderschönes Weihnachtsessen veranstaltet von einer Kirche, dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Leider machen die das in diesem Jahr nicht.

Also habe ich in der lokalen Facebookgruppe mal nachgefragt, ob jemand eine andere Kirche kennt, die ein solches schönes Essen mit netten Menschen veranstaltet. Daraus ging unter anderem eine persönliche Einladung hervor, die ich schließlich annahm. Shay hatte Freunde, Familien, Nachbarn zu Gast zum Turkey Dinner und lud mich herzlich ein.

Also Shay. Ich sollte um 12 erscheinen. Es ist nicht meine erste Einladung zu einem amerikanischen Thanksgiving Dinner, so hatte ich in etwa eine Vorstellung, was mich erwartete. Man steht zusammen, trinkt ein Glas, setzt sich dann um einen großen Tisch und die vielfältigen traditionellen Speisen werden aufgetragen.

Bei der Anfahrt fiel mir auf, dass nicht allzu viele Autos vor der Tür parkten, was man bei vielen Gästen ja eigentlich erwarten würde. Die Familie saß versammelt in der Garage, hier in Florida gang und gäbe. Garagen werden selten für Autos verschwendet. Statt hallo waren die ersten Worte, die Shay zur Begrüßung sagte, wir rauchen Weed, stört dich das? Nein, überhaupt nicht! Ich fühlte mich auf einen Schlag versetzt in meine Anfangstage in Marokko, als die ganzen Jungs um mich herum Haschisch rauchten. Ich rauche gar nichts, weder Zigaretten noch Haschisch, das sagte ich auch, aber damit war dann alles klar. Ein Stuhl wurde bereit gestellt und ich wurde fröhlich aufgenommen. Ich hatte Wein mitgebracht, Shay suchte Gläser, was nicht so einfach war, denn sie trinken selten Wein. Sie trinken tatsächlich hauptsächlich Softdrinks, keinen Alkohol, und ich leerte die Flasche quasi allein. Dafür wird dann so eine dicke Tüte gedreht, die reihum ging. Man bot sie mir an, akzeptierte aber meine Weigerung, eben ganz genau wie früher in Marokko.

Shay stellte mir ihren Mann Kris vor, ihre Schwester mit Boyfriend und ihren Schwiegervater. Dazu gehörten ein Baby und ein vierjähriger Sohn. Alle sehr nett und es gab überhaupt keine Schwierigkeiten mit der Kommunikation. Irgendwann erwähnte Shay, dass Kris sich um den Turkey kümmern würde, während sie einen Kuchen als Nachtisch gemacht hatte. Dann bot sie mir stolz an, eine Tour durchs Haus zu machen. Nun könnte ich sagen, dass ich geschockt war, aber das stimmt nicht. Ich habe schon einige amerikanische Haushalte gesehen und die reichen vom Luxus bis zur totalen Unordnung. Das Haus hier war auf der Skala von 1 bis 10 so etwa bei 3. Aber Shay war so stolz auf ihr Haus mit Garten, das sie erst vor einigen Monaten bezogen haben und sah die totale Unordnung als völlig normal an. Dabei konnte ich auch einen Blick in die Zimmer der zwei großen Mädels (10 und 15) werfen, die noch zur Familie gehören. Sie lagen auf dem Bett und hörten Musik.

Inzwischen war es halb drei, in der Küche hatte ich vom Turkey weder etwas gesehen noch gerochen, und ich sagte, ich wolle aufbrechen. Auch das wurde sehr freundlich aufgenommen und ich verabschiedete mich herzlich.

Auf dem Heimweg stoppte ich bei deutschen Freunden vor Ort, die auch ein fettes Tier brieten, aber eine Einladung von denen erfolgte nicht. Obwohl ich viel für die tue. Also ging es nach Hause und eine Dose aus dem Gefrierschrank musste daran glauben. Ich aß gemütlich, trank noch ein Gläschen und dachte zwei Dinge. Erstens dass ich nun ein wenig Bewegung brauche und zweitens, dass es bei Shay doch eigentlich ganz nett war. Also stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr wieder zurück. Alle freuten sich. Der Vierjährige war von meinem Fahrrad begeistert, worauf ich ihn durch die Nachbarschaft fuhr. Übrigens lief er die ganz Zeit barfuß. Ich war zuvor schon mit ihm und dem Baby spazieren gegangen, wobei er den ganzen Weg über spitze Steine barfuß zurück legte. Eben wie die Kinder in Marokko.

Um den Garagentisch fehlten einige Personen, dafür waren neue dazu gekommen. Man erwähnte sogar ganz kurz wieder etwas von einem Turkey, aber wiederum konnte ich ihn weder sehen noch riechen. Er schien aber bereits gegessen worden zu sein. Auf dem Tisch lagen einige interessante Tüten und ich wollte nun doch mal genaueres wissen. Was sie rauchen ist also medizinisches Cannabis, dafür braucht man ein Rezept, was aber alle Mitglieder der Familie hatten. In einer Dose war die reine Pflanze, die zerkrümelt und mit Tabak gemischt in einer selbst gedrehten Zigarette geraucht wird. Aber auf einer anderen Tüte stand Milchschokolade. Man zeigte mir ein Stückchen, bot mir es auch hier wieder freundlich an (nein, danke) und es gab noch eine zweite Tüte mit dem Geschmack von Pecan Nüssen. Mhm. Und die ganzen Kinder drumherum. Ich wollte wissen, was besser ist. Man meinte, geraucht wirkt es schneller. Der Vater litt unter Nackenschmerzen, ich fragte, ob er dafür das Cannabis rauche, ob es seine Schmerzen lindere. Nein, sagte er, er wäre nun schon so daran gewöhnt, dass es keinen Unterschied mehr macht. Warum also raucht man es? Ich weiß es nicht. Übrigens konnte ich den ganzen Nachmittag lang an den Menschen keine Veränderung feststellen, sie waren unverändert freundlich und herzlich. Wenn ich an Menschen denke, die so viel Alkohol trinken, dann verändern die sich doch sehr. Welche Droge ist also schlechter?

Ich blieb noch ein Weilchen, weil ich mich bei den Leuten wirklich wohl und herzlich aufgenommen gefühlt habe, dann machte ich mich auf dem Heimweg, es wurde ja schon langsam dunkel. Shay bot mir an, etwas von ihrem Kuchen mitzunehmen, was ich auch gerne tat. Den gab es also.

Zuhause musste ich mich sofort ausziehen und meine Kleidung in die Waschmaschine stecken, so sehr habe ich nach Weed und Zigaretten gestunken. Aber schön wars. Haben uns für die Weihnachtsparty verabredet.

Brita Taunusstein

Auf den Family Days in Port Orange war ein Stand von Brita, einer Firma, die Wasserfilter herstellt und in meinem Wohnort Taunusstein beheimatet ist. War natürlich klar, dass ich an diesem Stand stehen bleiben und alle aufklären musste, dass Brita aus meiner Stadt kommt. Das hat nun nicht wirklich jemand von dem freundlichen Personal beeindruckt, die hatten weder eine Ahnung, wo Brita herkommt noch hat es sie überhaupt interessiert. Es wurde einem die Teilnahme an einer Verlosung versprochen für einen 500 $ Einkaufsgutschein beim örtlichen Supermarkt. Kann man in Zeiten von Inflation gebrauchen, aber ich gewinne ja nie was. Was sie wirklich wollten war die Anschrift von Hauseigentümern. Weil es Brita war habe ich den Zettel ausgefüllt.

Und schon am Montag bekam ich einen Anruf. Ob jemand vorkommen dürfe um meine Wasserqualität zu testen. Und wieder habe ich zugestimmt, einfach weil es Brita ist und ich neugierig war, was kommt. Und ja, die 500 $ hatte ich nicht gewonnen, aber ich würde doch einen 50 $ Gutschein bekommen für meine Zeit. Ich stimmte zu und dachte im Stillen, der kann mich mal, den Gutschein nehme ich und dann muss ich ihn loswerden.

Aber es kam so ganz anders als ich dachte. Es erschien ein sehr sympathischer junger Mann, Will, und packte seinen Testkoffer aus. Während er noch das Wasser laufen ließ, bot ich ihm einen Espresso an. Nun ist mein Espresso immer gewürzt mit einem Sambucca, alte Familientradition. Damit hatte ich ihn schon mal gewonnen. Er war begeistert. Doch dann legte er los und nun war ich begeistert. In den knapp zwei Stunden, die er bei mir war, habe ich so viel über das Floridawasser gelernt, und es waren sehr wichtige Dinge, die ich nicht wusste. Zunächst einmal erklärte er mir, dass Brita tatsächlich der Marktführer ist in USA für solche im Haus installierten Filtersysteme. Er testete zunächst das Wasser aus dem Wasserhahn (1), dann das aus meinem Kühlschrank (2), der an einen Filter angeschlossen ist (USA – Kühlschränke haben einen Wasseranschluss für gekühltes Trinkwasser und Eiswürfel), dann fragte er mich, ob ich gekauftes Wasser in Flaschen habe. In USA wird zweierlei Wasser angeboten, Purified (3) und Spring Water (4). Ich hatte beides im Kühlschrank, wenn ich auch vorwiegend Spring Water kaufe, ist doch aus einer natürlichen Quelle. Dachte ich.

Zu diesen vier Proben kam dann noch eine Probe von Brita gefiltertem Wasser hinzu, das er mitgebrachte hatte. Und dann wurde getestet mit verschiedenen Fläschchen, von denen er etwas ins Wasser träufelte. Bestanden hat das Brita Wasser, das aus meinem Kühlschrank und das Purified. Spring Water und das aus dem Hahn färbte sich schrecklich gelb. Hier in Florida wird sehr wenig getan um das Trinkwasser zu reinigen, man schüttet einfach nur Chlorbleiche hinzu, was man auch riecht und schmeckt. Sonstige Bakterien werden nicht abgetötet, außerdem enthält das Wasser auch viel Sand, was wiederum den Geräten wie Kühlschrank, Waschmaschine und Heißwasserbereiter schadet. Es war wirklich eindrucksvoll, was er mir gezeigt hat und die Zeit für diesen Besuch war nicht verschwendet. Ich werde nie mehr das Spring Water kaufen, das noch nie eine Quelle gesehen hat.

Zum Abschied servierte ich ihm noch einen Limoncello und wir wurden Freunde fürs Leben. Er rief dann seinen Chef an, berichtete ihm von meinem Besuch und überzeugte ihn, dass ich als Snowbird, die ja nur einige Monate jedes Jahr im Land bin, mir diese schöne und sicher gute Anlage nicht zulegen kann. Aber ich kann Brita nur in höchsten Tönen loben. Von der Qualität der Produkte her und von der Freundlichkeit der Mitarbeiter.

Trick or Treat

Gestern war der 31. Oktober, Halloween. Dieses etwas verrückte Fest kommt ja aus den USA, wo ich gerade bin, wenn es auch seinen Weg über den Atlantik gefunden hat. Dennoch ist es hier ein wenig anders. Die Tradition will, dass die Kinder von Haus zu Haus ziehen und um Süßigkeiten bitten, Treat; anderenfalls sie schreckliches androhen und vollziehen, Trick. Doch werden schon seit Jahren Eltern immer mehr gewarnt, das doch nicht zu machen oder zumindest die Kinder zu begleiten, zu sehr hat man Angst vor bösen Menschen, die die Süßigkeiten vergiften könnten oder sonstwas anstellen.

Ja, die Welt wird halt immer gefährlicher.

Um dieser Gefahr entgegen zu wirken, den Kindern aber trotzdem ihren Spaß zu lassen, hat es sich immer mehr durchgesetzt, dass es ein öffentlich organisiertes Trick or Treat gibt. Manchmal organisiert von Privatleuten, von Geschäften, der Stadt, aber vor allem von den Kirchen. Und die machen den Job gar nicht mal so schlecht. Diesmal fiel der Tag auf einen Montag, deshalb war auch schon das ganze Wochenende mit Halloween Veranstaltungen angefüllt. Für mich die Ideale Gelegenheit, das Rad einzusetzen und die verschiedenen Adressen abzufahren. Am Samstag war es meine Stadt Port Orange, die daraus ein dreitägiges Family Days Event gemacht hat mit Buden und Kirmes. Am Sonntag fuhr ich dann drei Kirchen ab. Die erste sehr schön in einem Park, im großen Kreis waren Autos geparkt, die jeweils furchterregend dekoriert waren, die wie in unserem Fasching verkleideten Kinder gingen im Kreis umher mit einem Eimerchen und packten Süßigkeiten ein. Ließen sich auch gerne und stolz fotografieren.

Bei der zweiten Kirche ging es sehr viel ruhiger zu, ich wurde mit meinem Fahrrad von einigen älteren Damen begrüßt und meinte spaßig, ich wäre ja wohl schon zu alt für Trick or Treat. Nein, nein, meinten sie, ich solle nur losziehen. Und so war es. Habe ein Körbchen vorne am Rad und jeder warf mir etwas ein, eine sagte, mein Zahnarzt wird sich freuen.

Bei der dritten Kirche war dann richtig was los. Auf der Straße stand schon ein Polizeiwagen und leitete die Fußgänger sicher auf die andere Straßenseite und dort war es dann richtig schwer, überhaupt mit meinem Rad durchzukommen. Aber es fiel kein einziges böses Wort, jeder machte mir freundlich Platz. Hier konnten die Kinder sehr viel machen, im Hamsterrrad drehen, Hüpfburg, Streichelzoo und Ponyreiten. Kein Wunder, dass hier so ein Gedränge war. Aber mein Körbchen wurde nicht gefüllt, ich kam ja noch nicht mal durch zu den Ausgabestellen und gönne es gerne den Kindern.

Am Montag dann, dem eigentlichen Halloween, gab es im Riverwalk Park direkt am Fluss wieder ein großes Fest, auch diesmal von einer Kirche. Es spielte sogar eine Band, zu den Süßigkeiten gab es noch Eis und Popcorn. Jedes Auto war auch wieder schön dekoriert, die dazu gehörigen Menschen natürlich auch, und immer wurde ein christliches Thema dargestellt. Man ging in einer langen Schlange an den Autos vorbei und hielt sein Körbchen zum Füllen hin, oft mussten die Kinder auch irgendwas spielen, Angeln, Axtwerfen oder so. Hier bekam ich dann auch wieder was ab. Das wird nun sicher bis zum Ende meines Aufenthaltes reichen, denn ich darf ja täglich nur einen Snack essen. Die Linie ….

Komoot in USA

Zuhause in Deutschland nutze ich zum Fahrradfahren die App Komoot. Das ist eine schöne Sache. Ich aktiviere beim Start die Aufzeichnung, nach dem Ende bekomme ich dann genaue Daten über KM-Zahl, Steigung und Geschwindigkeit. Dazu eine schöne Skizze und wenn ich unterwegs Fotos mache die auch noch dazu. Wenn ich mal gar nicht weiß, wohin ich fahren soll lasse ich mir ab meinem Standort schöne Radtouren anzeigen und habe schon sehr viel abgefahren. Immer voll zufrieden.

Nun bin ich aber in Florida. Einerseits ist Komoot hier nicht sehr bekannt, andererseits gibt es direkt um meinen Standort auch keine regulären Biketrails. Es gibt allerdings hin und wieder Straßen, die auf dem Bürgersteig oder neben der Fahrbahn ausgewiesene  Radspuren haben. Aber wenige. Radfahren ist noch nicht so richtig angekommen in diesem Autoland und wenn, dann freizeitmäßig auf den Biketrails, aber nicht in der Stadt, um irgendwohin zu kommen.

Deshalb ist es auch kein Wunder, dass mir Komoot auch absolut keine schöne Rundtour in meiner direkten Umgebung zeigt. Nun hat Komoot aber auch die Funktion, sich selbst eine Route anzulegen. Die kann man am PC genau bearbeiten und dann sogar ohne Internet unterwegs abfahren. Genau das habe ich heute getan. Eine Rundtour von gut 30 km. Ohne designierte Biketrails und entlang wirklich großer Straßen. Zum Glück gab es an den wirklich großen einen Bürgersteig, der für Radfahrer zugelassen ist, und an den Kreuzungen jeweils Drück-Ampeln. Nicht nur, dass man an solchen Ampeln eine Ewigkeit wartet ( es geht immerhin um 6- und mehr spurige Straßen), sondern vor allem rechnen die Autofahrer absolut nicht mit Radfahrern und es gibt immer wieder tödliche Unfälle.

Heute also habe ich das Risiko auf mich genommen und bin tatsächlich lebend zurück gekommen. Richtig Spaß macht es nicht, aber anders kann man kein Ziel erreichen. Plötzlich leitete mich die Komoot App in eine Wohnsiedlung, ich habe schon Böses geahnt. Es ging etliche Kilometer durch diese Siedlung, die laut Schildern ja nur für Residents ist, und am Ende war dann auch ein großes Tor, das mich eigentlich die vielen Kilometer wieder zurück schicken wollte. Aber zum Glück kam gerade ein Auto rein und ich konnte durchschlüpfen. Auf dieser Strecke hatten die großen Straßen jeweils einen schmalen Bereich am Rande, den ich nutzen konnte, der aber eigentlich nie als Bikelane ausgeschildert war. Und es bleibt einfach das Risiko.

Fazit: ich brauche unbedingt eine Transportmöglichkeit für mein Auto, um die schönen Biketrails zu erreichen.

EBike Kauf und Test

4 Tage besitze ich nun mein neues eBike und möchte einen ersten Bericht geben. Zunächst mal der Hintergrund. Da ich in zwei Welten lebe, Deutschland und Florida, muss ich leider auch die lebenswichtigen Dinge zweimal besitzen. Für den hügeligen Taunus habe ich mir ein eBike von Giant zugelegt. Das Giant Explore+ 2 GTS zu 2499 Euro hat die neueste Technik, hier mein Erfahrungsbericht:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/2-wochen-giant-ebike-erfahrung/

Nachträglich muss ich zufügen, dass mir erstens der Rücken nicht mehr weh tut und ich zweitens viel mehr Kilometer fahren kann. Hab es nie bis zum letzten ausprobiert, aber als ich von Boppard nach Taunusstein fuhr hatte ich 85 km auf dem Display und immer noch eine halb volle Batterie.

Nun also nach Florida. Ich kam mit dem festen Vorsatz, mir KEIN eBike zu kaufen. Am ersten Tag auf meinem MTB 18 km gemacht. Ich war müde. Am zweiten die gleiche Strecke auf dem älteren Rad, ich war fertig. Und bei alldem geht es nur auf gerader Strecke, nicht auf die Brücke, die ich mithilfe der Gangschaltung zwar schaffe, aber es ist doch ziemlich lang und steil und gern macht man es nicht. Bin einfach nicht fit seit ich hier bin. Jetlag?

Die Brücke ist im Hintergrund

Am dritten Tag Recherche über eBikes begonnen. Aufgrund der doppelten Haushaltsführung sind meine Mittel begrenzt und ich kann mir keinesfalls ein qualitativ so gutes Rad kaufen wie mein Giant zu Hause. Ich wollte möglichst unter 1.000 $ ausgeben. Auch hier gibt es natürlich online Angebote. Ein sehr gutes Angebot für 1.100 $ gebraucht war leider schon weg, sonst nichts Berühmtes. Ein eBike Laden in Daytona Beach Shores hatte ein Rad, ein Eunorau E-Torque für 1.400 $. Es hatte eigentlich alles, was ich mir vorstelle. Kein Mountain Bike, sondern ein Cruiser mit Schutzblechen und Gepäckträger. Ich hätte sonst nichts weiter gebraucht. Nun muss man wissen, dass hier immer noch eine Salestax von 7 % drauf kommt. Der Verkäufer bot mir an, bei Barzahlung die Salestax zu streichen. Das ist ein tolles, wenn auch illegales Angebot, aber ich wollte ja keine 1.400 $ ausgeben. Ich versprach, es mir zu überlegen.

Daytona Electric Bikes

Auf dem Rückweg kam ich an dem Laden vorbei, der vornehmlich eBikes vermietet und sie dann später gebraucht verkauft. Daytona Electric Bikes, 116 Dunlawton Ave Ste 4, Daytona Beach Shores, daytonaelectricbikes.com.

Ich kam rein, der Verkäufer schaute mich an: Edith? Ja. Wieso kennst du mich? Ich bin doch Jimmy aus dem Bikestore in Sanford, wo wir deine Bücher verkaufen.

Großes Hallo. Aber nun zum Geschäft. Angeboten wird hauptsächlich das Surface 604 Colt zu einem Preis von knapp 3.000 $ neu und 1.450 $ gebraucht. Es ist ein sehr gutes, starkes Rad, das die Brücke, die an dem Laden beginnt, in einem Ruck hochsaust. Ja, macht Spaß. Aber es kam mir auch ziemlich groß und schwer vor. Und halt zu teuer. Denn auch hier käme ja noch die Salestax hinzu. Und ein Verhandeln über den Preis ergab nichts. Ich versprach, es mir zu überlegen.

Zuhause habe ich noch ein wenig im Internet geschaut, einige Gebraucht-Angebote kontaktiert und einen weiteren Laden gefunden. Ich vergaß zu erwähnen, dass es ja auch noch die drei lokalen Bikeshops gibt, die schon lange existieren und die meine Bücher verkaufen. Aber keiner dieser Läden hatte ein Rad in meiner gewünschten Preisklasse. Diese eBike und Rental Shops, die ich gefunden habe, sind dagegen ziemlich neu und bieten auch nicht das volle Equipment eines Bikeshops.

Gear Bicycle Sales

Ein solcher Shop ist auch Gear Bicycle Sales in 209 Dunlawton Ave, Port Orange. Ich düste mit meinem MTB dorthin. Sie hatten ein neues Aventon MTB inseriert für 1.000 $. Es gefiel mir schon, fuhr sich auch gut. Klar war aber schnell, wenn ich es auf meinen Autoträger montieren will brauche ich eine zusätzliche Querstange. Ich fragte was das alles zusammen kosten solle. Er addierte und addierte. Rad, Sales Tax, Battery Recycle fee, Querstange. Und kam auf 1203,45 $ Noch nicht mal den Change wollte er mir erlassen, handeln war absolut unmöglich. Dennoch war ich einigermaßen auf das Rad fixiert und fuhr zur Bank, um Geld zu holen. Und zu Hause das Auto. Doch inzwischen war die Antwort von einem Gebrauchtrad gekommen, das 500 $ kosten sollte. So ein Preis würde mir gefallen. Auf dem Foto konnte ich die Marke erkennen: Hyper. Und fand, dass Walmart es neu für 598 $ verkauft. Erstens zu billig, um gut zu sein, zweitens sind da 500 $ ein ziemlich schlechter Preis für ein gebrauchtes Rad. Mir ist auch die Kilometerleistung wichtig. Der Verkäufer sagte, er wäre immer 15 Meilen zur Arbeit gefahren und 15 Meilen zurück, dafür reichte es, ist mir aber etwas wenig. Zu den meisten Rädern im Angebot heißt es, sie fahren 45 – 50 Meilen (72 – 80 km).

Ich schaute mir das Foto noch einmal genau an. Es war ein MTB, hatte also keinen Gepäckträger und keine Schutzbleche. Das genügt mir nicht. Schaute noch mal das Aventon zu 1.200 $ an. Ebenso. Das war die Entscheidung! Die zurück zum Eunorau, das alles hat, was ich brauche für 1.400 $. Mein Cash gezählt und genau die geforderten Scheine gefunden, nichts wie ab zum Laden.

Nun muss ich das Rad aber auch nach Hause kriegen. Meine Autohalterung für 2 Normalräder ist nicht für schwere eBikes ausgelegt, zudem hat das Rad auch keine Querstange. Aber ich werde es versuchen.

Daytona Outdoors

Ist in Daytona Beach Shores, 2408 S Atlantic Ave, https://daytonaoutdoors.com. Auch hier werden vornehmlich Fahrräder zum Vermieten angeboten, aber auch neue verkauft. Und der Verkäufer ist ein wirklich netter Typ. Mein Eunorau E-Torque stand noch wie gewünscht in der Ecke und ich erkundigte mich zunächst mal, ob zu den 1.400 $ auch wirklich nichts dazu kommt, wie diese blöde Recycling Fee. Nein, das ist der Endpreis. Und schon wurden wir uns einig. Als erstes half er mir, das Rad auf meinem Wagen zu befestigen. Schon dabei zeigte sich, dass diese Billighalterung einfach nicht ausreichend ist. Aber ich schaffte es, das Rad sicher heim zu bringen. Und es fühlt sich in dem schönen Abstellraum, der in den Florida-typischen Farben wie das Rad gestrichen ist, sichtlich wohl.

Auto-Rack

Aber das Thema Autohalterung besteht weiter. Mein Budget ist erschöpft, und mein Auto hat keine Anhängerkupplung, ich bin nicht mal sicher, ob man eine anbringen könnte. Aber es fehlen mir einfach die Mittel dazu. Ich habe daraufhin in der Fahrradgruppe nach Empfehlungen gefragt, welche Halterung ich benutzen könnte, die wie bisher an der Rückseite befestigt wird, aber auch ein eBike aushält. Die Antworten sind ernüchternd. Es scheint einfach nicht möglich zu sein. Mein Entscheidung für den Moment ist also, das Rad nur in der heimischen Umgebung zu benutzen und für die schönen Florida Trails, zu denen ich im Auto anreisen muss, noch das alte Rad zu nutzen.

Kilometerleistung

Und so radele ich also munter durch die Daytona Area. War schon zur Main Street während der Bike Week, habe den neuen Sweetheart Trail an der Beachstreet ausprobiert und war in Ponce Inlet. Alles einfach super. Dabei waren etliche Brückenüberquerungen nötig, die das Bike locker schafft. Ich mache im Schnitt 30 km pro Tour. Übernommen habe ich das Rad voll geladen und diese erste Ladung hatte nach 3 Tagen und 103 km noch einen Füllstand von 25 %. Also kann ich wesentlich mehr Kilometer damit fahren als von den Verkäufern angegeben. Es kommt mir etwas langsamer vor als mein Giant, aber ist vollkommen ausreichend für das flache Florida.

Throttle

Anders als in Deutschland haben die eBikes hier einen Throttle, also einen Gashebel. Eigentlich fand ich das als Biker ja blöd. Will doch kein Moped haben, sondern mich trotz Motor noch sportlich betätigen. Ein eBike ist pedal assisted, also der Motor läuft nur, wenn man in die Pedale tritt. Hier in Florida sind die meisten eBikes tatsächlich halbe Mopeds, mit breiten Reifen, einem starken Motor und werden meist ohne in die Pedale zu treten gefahren. Das ist mir aber nicht sportlich genug. Ich wollte ein richtiges Fahrrad und habe es mit dem e-torque bekommen. Aber es hat auch einen Throttle. Und natürlich muss ich den auch mal ausprobieren. Und muss zugeben, dass es doch schön ist. Vielleicht hat man nach einer langen Fahrt mal müde Beine und kann sich ein paar Meilen ausruhen. Das Bike beschleunigt dann auf 18 mph, denn es ist ja genau wie die deutschen eBikes auf 25 kmh begrenzt. Wo ich es aber besonders hilfreich finde ist es bei einer Anfahrt im Berg. Aufsitzen, den Throttle drücken und schon fährt man los. Ich freue mich inzwischen darüber und hätte es mir auch für mein deutsches Bike gewünscht.

Allerdings steht in der Beschreibung, dass man bei Nutzung des Throttles nur etwa 15 Meilen mit einer Ladung fahren kann, es braucht ja wesentlich mehr Energie.