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Reisebericht

Larache Hospital

Da habe ich dann auch mal diese Erfahrung gemacht. Die komplette Familie des Hauswirts hat mich nach Larache gefahren, vor allem auch meine fähige Krankenschwester Kensa, die tatsächlich erst 9 ist, aber bald 10 wird. Vor der Stadt fragte mich Mohammed, wohin ich möchte. Es gibt das öffentliche Krankenhaus, eine Privatklinik sowie ein Spezialist für Knochen. Aber ich nahm ja immer mehr an, dass nichts gebrochen ist, denn heute Morgen war die Schwellung ein gutes Stück zurück gegangen und ich konnte wieder humpeln. Wir brauchen also nur ein Röntgenbild und das städtische Krankenhaus wird es tun. Heute ist Sonntag früh, wo im Ramadan alle noch schlafen, und so war es auch ziemlich leer in der Ambulanz. Mohammed sprang rein und organisierte einen Rollstuhl für mich. Die junge Ärztin, sehr adrett in reinem Weiß, kam sofort und schrieb die Anweisung fürs Röntgen. Aber der übrige Zustand des Krankenhauses war ziemlich katastrophal, der Staat investiert wohl wenig ins allgemeine Gesundheitswesen, und das Röntgengerät war wohl noch zu Lebzeiten von Herrn Röntgen gebaut worden.

Aber ein Bild kam raus. Und zeigte Arthrose, haha, die Ärztin meinte, das ist normal für mein Alter, aber keinen Bruch. Glück gehabt. Sie verschrieb mir noch ein Antibiotikum und kalte Umschläge. Natürlich hat hier niemand Eiswürfel im Haus, aber meine super Krankenschwester Kensa löste das Problem geschickt, und fror zwei kleine Wasserflaschen ein. Nach einer Stunde kam sie dann mit einer Schüssel Eiswasser und legte mir die Umschläge an. Also die Kleine würde ich sofort als Tochter nehmen.

Moulay Bousselham

Der Tag startete sehr erfreulich. Nach dem opulenten „Ramadan-Frühstück“ am Abend zuvor war an diesem Morgen nichts von einem Frühstück zu sehen. Also kochte ich mir selbst einen Kaffee und fuhr das kurze Stück, um die Campingplatzsituation in Asilah zu checken. Der erste Platz war gut gefüllt, auch Deutsche waren dort, man bot mir Kaffee an und es folgte ein schönes Plauderstündchen. Auf dem zweiten Platz war es nicht viel anders, auch hier super nette Leute und ich wollte eigentlich gar nicht mehr weg. Verspüre einfach keine rechte Lust zu fahren. Aber ich muss ja.

So war die nächste Station Moulay Bousselham. Es ist ja bekannt, dass die beiden früheren Campingplätze geschlossen haben. Sehr schlecht für die Einwohner, natürlich auch für die Camper, denn die schöne Lagune lohnt einen Besuch und die Fischer wollen ja den Touristen etwas verkaufen, sei es nun so schöne fette Krabben oder eine Fahrt mit dem Boot, um die Vogelwelt in diesem geschützten Reservat zu erkunden. Zwar darf man durchaus eine Nacht auf dem großen Parkplatz in der Ortsmitte stehen, für 50 DH, aber hat keine Versorgung, stattdessen ständigen Besuch von Kindern und Fischern. So kamen denn einige schlaue Menschen auf die Idee, eine Alternative anzubieten, was natürlich nur in sehr kleiner Zahl geht. Mohammed ist zum Beispiel ein Krabbenfischer, der diese auch für die Besucher lecker zubereitet. Da er das schöne Ferienhaus eines Ausländers betreut, das auf dem Vorplatz Stellmöglichkeit für zwei Wohnmobile hat, bietet er das an für 150 DH die Nacht. Wasser und Strom vorhanden.

Und Kbir hat ein kleines Anwesen unten bei der Lagune und bezeichnet das als Campingplatz. Immerhin ist es umschlossen, man sehr sicher, muss etwas kurven, aber 2 – 3 Fahrzeuge passen rein. Es gibt sehr einfache WC und Dusche sowie Strom. Noch kein WiFi, habe ich ihm aber empfohlen. Am Fischerhafen, da wo der alte Campingplatz war, stehen ja die Fischer und bieten Touren an. Und wer da mit einem Wohnmobil erscheint wird von den Leuten zu Kbir geschickt. Etwas schwer zu finden für Fremde, es ist ja kein offizieller Platz und er kann keinen Wegweiser aufstellen. Er verlangt 130 DH die Nacht mit Strom, 4×4 80 DH. Bei den Fischern traf ich ein holländisches Paar mit Camper, die ich zuvor in Asilah getroffen hatte. Wir fuhren dann zusammen zu Kbir, ihm hat es gut gefallen und auch ich blieb noch eine Weile. In dem geschlossenen Hof konnte ich mein Picknick zu mir nehmen, was ja in der freien Landschaft nicht geht im Ramadan. Und dann stellte sich heraus, dass Kbir und ich uns bereits von früher kannten. War also ein richtig schöner Nachmittag.

Bis es dann passierte. Ich bin ja kein Camper, schlafe in Gästehäusern. Und da gibt es die schöne Villa Nora direkt am Atlantik, in der ich früher schon gewohnt habe und die in meinem Buch empfohlen ist. Schon zuvor wollte ich schauen, ob noch alles in Ordnung ist, ging ein paar Schritte zu Fuß, stolperte und fiel auf meine Knie. Stand aber auf und ging weiter. Erst als ich bei Kbir im Garten saß fing das Knie plötzlich sehr stark an zu schwellen, es wurde fußballdick. In der Apotheke bekam ich eine Salbe und Pillen gegen eine Entzündung, aber es wurde richtig schlimm und ich konnte kaum laufen oder Auto fahren. Schaffte es zur Villa Nora. Der Besitzer sollte ja erst Abend kommen, hatte mich für 19 Uhr bestellt, aber ich rief ihn an und er meinte, ich solle das Zimmer nehmen und mich ausruhen. Seine etwa 10jährige Tochter Kensa war einfach unglaublich. Sie kümmerte sich sehr, sehr nett um mich, half wo sie nur konnte, bot mir Essen und Trinken an und ich bekam die schöne Suite mit Blick zum Meer.

Trotzdem fühlte ich mich einsam in so einer Situation. Niemand mit dem ich reden konnte, wie es weitergehen soll. Und alle meine Kontakte und Freunde sind sehr viel weiter im Süden. Ich rief trotzdem Abdou an, meinen besten und langjährigen Freund. Und da war es dann mit der Einsamkeit vorbei. Die Ambulanz, die er schicken wollte, konnte ich gerade noch vermeiden, aber er rief doch tatsächlich den Polizeichef des Ortes an, der einen Gemeindevertreter organisierte, der sich um mich kümmern sollte. Hier ging laufend die Tür auf und zu. Am Ende kam dann auch ein Arzt, zum Glück für ihn noch kurz vor dem Fastenbrechen, sah sich das Ganze an, punktierte die Schwellung, umwickelte das Knie mit einem Verband und schickte mich nach Larache zum Röntgen. Mit der Ambulanz! Nein!!!!

Nach Verhandlungen haben wir nun die Lösung. Der Besitzer des Gästehauses wird mich heute am Sonntag zum Krankenhaus fahren und dann wird geröntgt. Hoffentlich ist nichts gebrochen.

Ankunft in Tanger

Nach dem Frühstück ging es wieder auf die Autovia und die Fahrt bis nach Algeciras verlief ohne Probleme und berichtenswerte Ereignisse. Zunächst ging es zu Carlos im Gewerbegebiet vor Algeciras. Sein Büro Viajes Normandie ist seit Jahrzehnten bei Campern beliebt, da er die Tickets für die Fähren auf Auktionen ersteigert und günstige Preise bieten kann. Heute arbeitet Carlos nur noch wenig, hat aber gute Mitarbeiter, die englisch sprechen. Und immer gibt es einen Beutel mit Kuchen und Wein zum Abschied.

Ich fahre gerne mit der Schnellfähre von Tarifa nach Tanger Stadt, weil einfach alles schnell geht. Einschecken und Überfahrt. Doch Carlos überredete mich dazu, die Fähre ab Algeciras zu nehmen, sie hat eine längere Fahrzeit und ist auch viel größer, was natürlich alles mehr Zeit kostet. Aber dafür hat er einfach den besseren Preis. Um 15 Uhr sollte die Fähre gehen, ich war um 13 Uhr da und spazierte noch mal in die Stadt. Das Gebiet um den Hafen ist rein marokkanisch, Geschäfte, Restaurants, Einwohner, da ist nichts Französisches mehr zu finden. Als ich dann zum Schiff kam waren wir nur 5 PKW, ich die einzige Touristin, ansonsten alles LKW. Es ist irre zu beobachten, wie die großen Wagen da mühselig verladen werden, meist müssen sie rückwärts reinfahren. Ich möchte kein LKW-Fahrer sein. Als dann endlich alle drin waren gingen die Tore zu und wir 5 PKW standen immer noch da. Panik! Was ist denn hier los? Ich rannte zum Lademeister, doch der klärte mich auf, dass ich zum völlig falschen Schiff schaute. Meines war nebenan, aber wir standen in der anderen Bahn, um die Laster beim Rangieren nicht zu stören. Denn hier waren noch viel mehr LKW. Ob ich da noch mitkomme?

Aber endlich war es soweit und wir konnten rein. Zu meinem großen Erstaunen war innen noch ziemlich viel Platz, wo sind nur die vielen LKW geblieben? Und im Personenraum war natürlich auch wenig los, denn zu jedem großen Fahrzeug gehören ja nur zwei Personen. Das Restaurant war zwar geöffnet, aber niemand aß, es ist Ramadan und die Fahrer holten sich Beutel mit Speisen für die weitere Fahrt, wenn sie denn endlich zum Sonnenuntergang wieder essen dürfen.

In Tanger Med war die Ausschiffung einfach, wir fünf PKW durften als erste raus. Die Zöllner waren sehr streng, nahmen die marokkanischen Wagen total auseinander, aber ich musste noch nicht mal den Kofferraum öffnen und war nach wenigen Minuten durch.

Nun hatte ich zwei wichtige Ziele, tanken und meine Maroc Telecom Karte erneuern, so dass ich Internet zur Navigation habe. Ich fuhr zum Marjane, weil ich von früher wusste, dass dort ein Maroc Telecom Laden ist. Also ein Stück Autobahn und kurz vor Tanger auf die N2. Oje, das war ein Fehler. Der Verkehr dort, auch in ganz Tanger, ist völlig überlastet, es ging im Stop and Go sehr langsam vorwärts. Unterwegs schnell getankt, sodass wenigstens das erledigt war. Im Marjane dann alle Läden geschlossen, keine Spur mehr von Maroc Telecom. Ich kam mit einer jungen Familie ins Gespräch und fragte danach. Man sagte mir, wo der nächste Laden ist, aber ich hatte ja keine Ahnung, was genau sie meinten. Also fuhr der Familienvater kurzerhand mit mir, um mich hinzubringen. Zurück in den Stau auf der N2. Es war grässlich. Und als wir dann zum Laden kamen war er zu. Montag wieder. Nebenan Orange hatte auf, also kaufte ich mir dort eine neue Telefonkarte. Aber das Internet geht nicht richtig und vermutlich finde ich keine Lösung vor Montag.

Der Familienvater wollte in der Stadt einiges erledigen, ich brauchte ihn also nicht zurück zu bringen und fuhr weiter Richtung Asilah. Der reinste Horror, was in dieser Stadt am Abend los ist. Natürlich will auch jeder rechtzeitig zum Fastenbrechen heim kommen.

Kurz vor Asilah ist dann die Hotelanlage Briech mit einem Campingplatz. Meine erste Aufgabe, nachschauen, was der Camping so macht und die neuen Preise notieren. Ich kenne den Platz schon lange, aber habe nie dort gewohnt. Er ist ziemlich teuer, aber ordentlich und durchaus zu empfehlen, zudem gibt es einen großen Pool. Das Wasser für die Sommersaison wurde gerade eingelassen, was ja ein paar Tage dauert, und alles ist frisch gestrichen. Der Patron kam hinzu und wir unterhielten uns. Schließlich lud er mich ein, die Nacht dort zu verbringen. Das Angebot hat mich gefreut, denn ich war von der Reise ziemlich geschafft und hatte tatsächlich keine Lust, weiter nach Asilah zu fahren und mir dort erst ein Zimmer zu suchen. Zudem es dort auch nur Parkplätze am Straßenrand gibt und mein vollgepacktes Fahrzeug hier besser aufgehoben ist.

Und dann lud er mich noch zum Iftar ein, dem Fastenbrechen, mit Harira, Datteln und Couscous. Das ist doch mal ein schöner Empfang in Marokko. Freund Thomas, der in Marokko lebt, rief an und meinte, warum kommst du im Ramadan? Da sind doch alle nervös und unfreundlich. Aber das ist meine Erfahrung überhaupt nicht.

Viva Espana

Am Morgen sah es so aus als geht die Welt unter. Tiefschwarzer Himmel, es regnet in Strömen, als ich mich über die enge, kurvige, verkehrsreiche Küstenstrecke nach San Sebastian gekämpft habe. Und da war es dann endgültig aus mit meiner mautfreien Strecke, es reicht mit der Schleicherei. Ich musste ein wenig suchen, bis ich endlich die richtige Abfahrt gefunden hatte, bin bestimmt von etlichen kostenpflichtigen Fotografen abgelichtet worden und fand schließlich die Autobahn.

Um halb 11 reißt endlich der Himmel auf, es ist immer noch kalt, aber die Regenwolken sind weg. Zudem stellt sich heraus, dass mein altes Navi, das mir immer noch Mautstationen ankündigt, überholt ist, und dieser Autobahnabschnitt nun mautfrei ist. Prima. Als Fazit kann ich sagen, dass ich durch Spanien bis hinunter nach Algeciras nur 20 Euro Autobahngebühren zahlen musste. Geld, das man zum Beispiel in gutes Essen investieren kann.

Und dann: Die Kältewelle ist überwunden, die Berge überquert und nun um 17 Uhr steigt das Thermometer auf 22 Grad und die Stimmung dazu. Um 18:30 Uhr, noch 400km bis Algeciras, schaue ich nach einer Unterkunft. Ich kenne das ja, den ganzen Tag Schilder von Hotels am Wegesrand, auch richtig schöne, und sobald ich was suche nichts mehr. Also raus von der Autovia zum ersten Hotel, viel zu teuer, wie es aussieht, trotzdem gefragt. 40 Euro die Nacht. Wie bitte? Ein richtig gutes Hotel, schönes Zimmer. Sauna und Schwimmbad leider geschlossen, Fitnessraum auf, aber für heute reicht mir das Restaurant. Ich habe das Zimmer sofort genommen, die Tapas waren gut, aber das Menü leider enttäuschend.

Riesiger Parkplatz, auf den auch Wohnmobile passen und E-Ladestation.

On the Road again

Die mautfreie Route blieb bestehen, aber es ist einfach unglaublich, wohin sie mich mit der Einstellung kürzeste Strecke so alles führt. Ich kam durch vollkommen einsame Wälder, auf Straßen, kaum breit genug, dass zwei Fahrzeuge sich begegnen können, aber es kam ja auch kaum jemand. Wenn ich so auf der Autobahn nach Süden an den Verkehr denke, das sieht schon anders aus. Aber geht natürlich auch viel schneller. Das Wetter ist bescheiden, es regnet fast den ganzen Tag, Temperatur zwischen 9 und 13 Grad, nur als gegen Abend sich ein Sonnenstrahl durchkämpft steigt es kurzfristig auf 15 Grad.

Seit ich mein Zuhause verlassen habe hatte ich noch keinen Stau, nichts. Und das blieb auch so bis fast am Abend. Bordeaux war ja die erste Stadt, die ich tatsächlich durchqueren musste, an allen anderen hatte mich das Einsamkeits-Navi vorbei geführt. Aber selbst Bordeaux war okay, viel Verkehr, langsames Weiterkommen, aber kein Stehen. Auf der Gegenfahrbahn sah es für viele Kilometer ganz anders aus. Es gab auch Unterkunftsmöglichkeiten und Restaurants zuhauf, aber ich kenne das ja, sobald es Abend wird und ich was suche, sind die plötzlich alle verschwunden. 

Doch dann eine Peage! Mist, habe ich doch die letzte Anweisung des Navi, die Autobahn zu verlassen, überhört. Ich zahle 4,20 Euro, aber kann dafür auch recht lange auf der AB bleiben, etwa 55 km. Dann raus nach Bayonne, dort will ich übernachten. Finde genau das was ich suche, kleine einheimische Herberge mit gutem Essen. Ausgebucht! Sch… Man verweist mich an ein anderes Haus 3 km weiter. Ich fahre dorthin, sehr schick und edel, aber zu teuer. Also entscheide ich mich für ein Hotel, das ich im Internet finde, 50 Euro die Nacht ohne Frühstück. In Biarritz! Dieser Name hat doch einen Klang, hier trafen sich in den letzten Jahrhunderten die Schönen und Reichen, da muss ich hin. Und lande im Gewerbegebiet. Okay, aber ich nehme das Zimmer. Es ist einfach, das Badezimmer (Zimmer, haha) gleicht sehr stark den engen Duschkabinen auf den Fährschiffen nach Marokko, der Vorhang klebt beim Duschen am Rücken, aber was solls. Ich kann direkt vor dem Zimmer parken und so meine wertvollen Dinge mit ins Zimmer nehmen (ja, das sind leider viele Taschen), verzichte auf das Frühstück für 6,50 und koche mir stattdessen selber einen Kaffee. Aber ruhig wars und ich Schlechtschläfer habe durchaus gut geschlafen.

Nun ab nach Spanien. Und es regnet noch immer.

Marokko 2023, 1 Tag

Am 1. April kam ich aus USA zurück, wollte meine Sachen in Ruhe packen und das Auto vorbereiten, und dann am Freitag, den 14. April nach Marokko abreisen. Aber die Rückkehr vom über 30 Grad heißen Florida ins ziemlich kalte Taunusstein war schrecklich, einfach nur schrecklich. Ich bin in eine tiefe Depression verfallen. Am liebsten wäre ich sofort abgereist, aber es gab einiges zu erledigen, das Auto musste in die Inspektion. Und an Ostern wollte ich ja auch meine Familie sehen. Die Abreise wurde auf Donnerstag vorverlegt. Am Dienstag dann das Auto aus der Werkstatt geholt und gepackt. Aber Bahman hat es nie so eilig mit der Rechnung, ich soll am Nachmittag vorbei kommen und zahlen. Ich wollte noch ein paar Stunden schlafen und dann am Mittwoch sehr früh losfahren. Aber der Tanusstein Blues hat mich so sehr im Griff, ich pfeife auf eine zusätzliche Hotelnacht während der Reise, ich muss einfach nur weg. Bei Bahman die Rechnung eingefordert, ich glaube, er wäre am liebsten mitgefahren, und nichts wie weg.

Im Navi habe ich einfach mal eingestellt: Tarifa mautfrei. Und bekam eine Route, die ich so noch nie gefahren bin. Sonst ist es ja immer Mühlhausen – Besançon – Lyon – Narbonne – Barcelona – Almeria – Algeciras, kenne ich aus den Effeff, aber was neues macht Spaß. Auch wenn die Fahrt auf Landstraßen viel länger dauert. Ich habe ja Zeit. Und schlafe einfach gerne in Hotels. War aber auch bereit, die erste Nacht im Auto zu ruhen.

Der Beginn war eher langweilig, über Mainz nach Saarbrücken Autobahn, dann über die Grenze und nach ein paar Kilometern war dann die Autobahn kostenpflichtig. Also Landstraße. Aber auf der Route immerhin viel weniger Verkehr als die Standardstrecke über Karlsruhe. Dann eine Autostraße, das ist nett, auch wenn man nur 110 fahren darf. Dann wurde es dunkel. Sehr dunkel. Und die Autostraße ging über in winzige Landstraßen. Mein Navi hat wirklich die kürzeste Route gesucht, über Straßen, die ich besser mit meinem Rad fahren könnte. Die Dörfer um mich herum stockfinster, alles zu. Dann kam ich nach Blaise und sah einen Wegweiser zu einem Hotel. Ehem, Hotel? Ich sah eigentlich mehr oder weniger einen Zigarettenkiosk. Traute mich aber hinein zu gehen, einen Kaffee bekomme ich doch sicher, eine Pause brauche ich, es ist immerhin schon 22 Uhr. Sehr schüchtern fragte ich dann, avez – vous des chambres? Mais oui, Madame!

Prima. Auto vor dem Fenster geparkt und tatsächlich gibt es einen extra Anbau mit 10 Zimmern. Netter Wirt. Wenn ich nun nicht mehr fahren muss dann könnte ich doch auch noch was trinken. Einen Aperitif bitte. Was trinken die Leute hier so? Also, den Namen habe ich sowieso nicht verstanden, aber es war genau das richtige. Wir sind hier im Süden der Champagne und der Champagner Aperitif, den gibt es nur lokal. Einfach göttlich. Ja klar, musste auch ein zweiter her.

Also wenn jeder Tag meiner Reise so läuft dann werde ich mich nicht beschweren.

Florida – Marokko

Der Frühling ist diesmal ausgefallen in Florida, wir sind gleich in den Sommer eingestiegen mit gut 30 Grad jeden Tag. Das ist genau mein Wetter, da lebe ich auf. Wenn …. Ja, wenn ich nicht am Wochenende heim müsste. Heim ins kalte Taunusstein. Für Sonntag sind da 5 Grad gemeldet. Ja, was soll denn das? Ich dachte der Klimawandel kommt. Es könnte mich richtig depressiv machen, wenn ich nicht wüsste, dass ich nicht lange bleiben werde, es wird gleich weiter nach Marokko gehen.

Aber zunächst muss ich hier alles für den langen Sommer und die Hurrikan Saison vorbereiten. Es tut mir in der Seele weh, mein Heim zu verlassen. In Taunusstein ist das nicht so, da mache ich die Tür zu und fertig. Aber in diesem kleinen Häuschen hier steckt mein Herz, ich verlasse es nicht gerne.

So langsam muss ich meinen Kopf umstellen auf Marokko. Drei Jahre war ich coronabedingt nicht dort, hatte innerlich eine Mauer gegen Marokko aufgebaut, kann nicht erklären wieso. Aber so langsam vermisse ich es doch. Habe natürlich jetzt schon Angst vor der langen Fahrt und dem teuren Benzin, die Vorfreude hat sich noch nicht eingestellt.

Marokko nach Corona

Es waren genau zweieinhalb Jahre, in denen mit Marokko nichts lief. Nach Ausbruch der Pandemie hat Marokko seine Grenzen ziemlich schnell und abrupt dicht gemacht. Es war Anfang März, noch viele Wohnmobilisten waren im Land, um wie jedes Jahr die Wintermonate dort zu verbringen. Von einem auf den anderen Tag konnten sie das Land nicht mehr verlassen. Als dann die Bundesregierung Sonderflüge organisierte, um wenigstens die Menschen nach Hause zu bringen, mussten viele ihr teures Gefährt im Land zurücklassen, auf lange, lange Zeit.

Das hat vielen einen Schock versetzt. Einzelne blieben zwar vorläufig im Land, gestrandet auf einem Campingplatz, wo oft sich der Inhaber super nett um seine Gäste gekümmert hat. Hier ein paar Fotos vom Camping Soleil in Sidi Kaouki aus dieser Zeit:

Doch mit Schließung der Grenzen war Marokko als Urlaubsland erstmal vorbei. Meine schönen Reiseführer blieben im Lager, keiner wollte mehr ein Buch kaufen und ich war arbeitslos. Eine schreckliche Zeit. Geht es mir doch nicht um die paar Euro, die ich mit den Büchern verdiene, wobei gar nicht viel bleibt, wenn Nebenkosten und Recherche-Reise bezahlt sind. Aber mein Lebensinhalt war weg. Keiner rief mehr an und stellte Fragen zu Marokko, keine nächste Reise konnte geplant werden, nein, wir mussten alle zuhause bleiben.

Im November 2020 bestellten dann ein paar Hoffnungsvolle doch wieder ein paar Bücher, die Grenzen sollten angeblich wieder geöffnet werden, aber die Lage war doch immer noch viel zu unstabil. So hat sich das auch wieder gelegt. Erst im August 2022, als nicht nur die Grenzen wieder geöffnet waren und auch die Fähren wieder fuhren, festigte sich der Marokkowunsch in vielen Herzen erneut. Langsam ging es aufwärts.

Meine wichtigsten Bücher sind das Reisehandbuch mit Beschreibungen von Land, Leuten und vor allem Straßen, sowie der Campingführer. Und dieser letzte ging inzwischen aus. Ein Nachdruck des alten hätte keinen Sinn gemacht, aber ich konnte auch noch nicht nach Marokko fahren, aus privaten Gründen. Also begann ich eine große Aktion, die Campingplatzbesitzer zu kontaktieren. Das ist nicht leicht. Denn telefonieren wollte ich nicht, viel zu teuer. Also schrieb ich die, von denen ich eine Email habe, an. Der Rücklauf war bescheiden, aber dennoch, ein neues Buch musste her. Eine so große Auflage wie vor Corona kam nicht infrage und wenn die Druckkosten einer Kleinauflage unter dem erzielbaren Verkaufspreis bleiben sollten musste ich kürzen. Deshalb schmiss ich zunächst mal Mauretanien raus, über dieses Land hatte ich sowieso keine neuen Informationen. Nur allzugerne möchte ich mal wieder dorthin fahren, die Reise wäre von den Coronabedingungen sogar noch vor Marokko möglich gewesen, aber ich verkaufe doch recht wenig Bücher über dieses kleine Land und kann mir noch keinen Neudruck leisten. Also wurde der ursprüngliche Campingführer von 360 auf 236 Seiten gekürzt, was gerade so einen vertretbaren Druckpreis ermöglichte. Doch kaum war das Buch im Druck trudelten immer noch Emails von den Campingplätzen ein. Ja, ich hätte warten können, aber dann hättet ihr kein Buch gehabt. Bis heute bekomme ich noch Antworten, manche Inhaber lassen sich richtig Zeit oder antworten überhaupt nicht. Ich habe das so gelöst, dass ich in meinem Shop

https://shop.edith-kohlbach.de/

im Bereich eBooks ein kostenloses Update eingestellt habe, wo die verspäteten Antworten aufgeführt werden.

Nun sind also die ersten Besucher wieder in Marokko eingetroffen. Und man hört nur Gutes. Fast alle Campingplätze haben weiterhin geöffnet, die Preise haben sich nur unwesentlich geändert, vor allem natürlich der Strompreis. Die Marokkaner selbst sind unendlich glücklich, dass ihr wieder kommt und wir wollen einfach nur hoffen, dass die Zukunft gesund und friedlich bleibt.

IMEX 2022

Nicht viele Menschen werden diese Messe kennen, ist sie doch nur für ein begrenztes Publikum. Länder und Tagungshotels stellen sich vor für Geschäftsreisen und Tagungen, die Besucher sind hauptsächlich Event-Manager. Ich kam vor Jahren schon auf diese Messe durch meine Kontakte zu Marokko, auch von dort stellen sich befreundete Unternehmen vor und ich wurde eingeladen. Seitdem ist es meine Lieblingsmesse geworden. Die ITB in Berlin ist bestimmt noch viel interessanter, aber auch weiter weg, während Frankfurt für mich leicht zu erreichen ist.

Zunächst ging es um die Anreise. Natürlich bin ich bisher immer mit dem Auto gefahren, das geht ziemlich schnell und man kann direkt im Parkhaus über der Halle parken, das kostet allerdings 20 Euro. Nun gibt es ja zeitlich perfekt abgestimmt das 9-Euro Ticket, aber ich müsste zweimal umsteigen. Lange habe ich überlegt, aber den Ausschlag gab schließlich, dass ich etwas trinken kann. Denn auch das gehört zur Messe, die landestypischen Spezialitäten werden gereicht, bei den Brasilianern Caipirinha, bei den Dominikanern Rum, bei vielen Wein und bei den Engländern mussten wir auf das Thronjubiläum der Queen mit Sekt anstoßen. Am Abend war dann ganz sicher, die Bahnanreise war die richtige Entscheidung!

Gespannt war ich, ob sich diese Messe nach den zwei Coronajahren, wo natürlich nichts stattfand, geändert hat. Ja, schon ein wenig. Einige Aussteller, die immer dabei waren, waren nicht mehr vertreten, die meisten Länder aber schon. Nur gab es früher mehr Aktionen, landestypische Tänze in wunderschönen Kostümen wurden gezeigt, was es nun nicht mehr gab. Auch Essen wurde kaum gereicht, gerade die Franzosen waren da früher einzigartig und hatten immer einen Starkoch dabei. Aber zu trinken gab es noch genug. Und die Gespräche, es war einfach toll.

Ich schlenderte am Stand von Bahrain vorbei, da fragte mich ein Kalligraph nach meinem Namen. Edith. Und mit unglaublicher Kunstfertigkeit zeichnete er meinen Namen dann mit Tusche in arabischen Schriftzeichen, das werde ich mir auf jeden Fall aufheben. Ich kam dabei mit einem Ägypter ins Gespräch, wie schön, sich über sein Land auszutauschen, das ich doch auch ein wenig kenne. Ich war einmal kurz davor einen Reiseführer Ägypten zu schreiben, aber da ich damals noch keinen eigenen Verlag hatte wurde nichts daraus. Ein zweiter Ägypter schaltete sich ein und dieser Mann war einfach unglaublich. Er schaute mich nur an und konnte mir unglaublich viel über mich sagen, ohne meine Hand oder sonst etwas auch nur zu berühren, und es stimmte alles. Sehr eindrucksvoll.

Leichter ging es dann beim Kölsch-Stand der gleichnamigen Stadt zu. Ein ganz junger Besucher trank gerade ein Kölsch und lud mich ein, dazu zu kommen. Ja warum nicht mal ein Kölsch. Und später fand ich ihn dann am Weinstand von Israel wieder, wie wir wieder anstoßen mussten.

Natürlich ging ich auch zum Marokko-Stand. Diesmal kannte ich keinen einzigen vom Standpersonal. Es sind ja einerseits Vertreter des Touristenbüros (ONMT) dort, andererseits aber auch Repräsentanten von Hotels. Ich ging zum Tresen des ONMT und nannte meinen Namen. Der recht junge Mann, aber schon 12 Jahre dabei, sagte sofort, ja natürlich kenne ich Ihren Namen, habe Sie aber noch nie selbst getroffen. Ich erkundigte mich nach den Coronabeschränkungen und bekam sehr interessante Auskünfte. Man hätte gelernt, dass die Maßnahmen zu streng waren. Man hätte auch gemerkt dass einige Länder, wie die Türkei, sehr früh gelockert haben, und dies dem Tourismus sehr abträglich war und Länder wie die Türkei bevorzugt habe. Er bekräftigte, dass dies nicht mehr vorkommen wird. Es wird, vorausgesetzt es kommt nicht wieder eine schlimme Variante, keine Grenzschließungen mehr geben. Einreisen darf nun jeder, entweder mit Impfung oder mit PCR-Test und er meinte ich solle doch bald wieder kommen.

Schön war es natürlich auch am Stand der Dominikanischen Republik. Auch dort traf ich mit einem Mitarbeiter des Touristenbüros zusammen und wieder ein wunderbarer Austausch und Tipps für meine nächste Reise dorthin im Dezember. Ich fragte ihn, ob es denn auch Mamma Juana gäbe. Wer das nicht kennt, das ist ein sehr spezielles Getränk aus Rum und Kräutern, gibt es nur in der DomRep. Nein, sagte er, aber er hätte einen guten Rum. Ich trinke ja eigentlich keine Schnäpse pur, musste aber doch probieren und erfuhr so, dass die beste Qualität wirklich unglaublich samtig schmeckt. Den muss ich beim nächstenmal kaufen. Als ich am Stand von Miami entlang lief wo es wirklich schöne Taschen gab, fragte ich etwas provozierend, ob ich eine bekäme, wo ich doch statt nach Miami immer nach Daytona Beach fahre. Der nette Mann sagte, nehmen Sie zwei, da Sie so ehrlich waren. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, denn ich hatte meiner Nachbarin versprochen, ihr Taschen mitzubringen. Da drin gab es noch Koffer Anhänger und – natürlich – eine Sonnenbrille.

Auch Condor war vertreten. Beim letztenmal flog ich mit Condor in die DomRep, war sehr zufrieden mit Premium Economy und wollte das auch diesmal wieder für meine Familie haben. Gab es aber nicht mehr diese Klasse. Die nette Dame erklärte mir, warum nicht, ein neues Flugzeug und packte mir zum Trost eine ganze Tasche voll mit Werbegeschenken.

Am Stand der Stadt London lief natürlich der Fernseher mit Live-Übertragungen der Parade zum 70. Krönungsjubiläum der Queen. Und der Sekt floss in Strömen. Aber dann war es bei den Brasilianern endlich so weit für den Caipirinha, mein Lieblingsgetränk. Ich liebe einfach dieses Zusammentreffen von süß und sauer. Einfach köstlich, doch Gespräche ergaben sich hier nicht. Das kam aber dann wieder als ich zum Ausklang noch mal zur Queen ging. Traf am Tresen mit zwei Ugandern zusammen. Sagt man so? Auch hier einfach wieder wunderschön. Wir haben von einer Welt geträumt, wo alle sich lieben, wo es keinen Rassismus gibt.

Wie schade, dass es schon zu Ende ging. Und wie gut dass ich kein Auto mehr fahren musste.

Florida oder Marokko

Meine Leser der Marokko-Reiseführer sind erstaunt, dass ich in Florida bin und nicht in Marokko. Deshalb möchte ich das mal ein wenig erklären. Im letzten Jahr, als Covid gerade ausbrach, hatte Marokko sehr schnell seine Grenzen geschlossen, keiner durfte rein noch raus. Da es März war und noch Saison für die Wohnmobilfahrer waren diese richtig traumatisiert. Schließlich konnten sie mit Sonderflügen das Land verlassen, aber das Wohnmobil musste stehen bleiben. Das ist ein lang anhaltender Schock. Und ganz klar ist es nun, dass keiner mehr so richtig Marokko traut. Es zeigt sich ja gerade wieder. Nach langer Zeit waren endlich wieder Flüge erlaubt, gestern wurden sie wieder gestrichen. Das Land blockt sich ab und man kann nicht planen.

Das führt natürlich auch dazu, dass ich keine Bücher mehr verkaufen kann. Das Lager ist voll und an eine neue Auflage absolut nicht zu denken. Wer sollte sie auch kaufen. Mein Plan war daher, in diesem Winter in mein geliebtes Florida-Heim zu fahren und im Frühjahr vielleicht nach Marokko. Aber das werde ich erst später nach Sachlage entscheiden.

Es kommt noch etwas anderes hinzu. Hier in Florida gibt es so gut wie keine Covid-Maßnahmen mehr, das Leben ist zurück auf normal. Wer eine Maske tragen will zum eigenen Schutz kann dies tun, wer dies nicht möchte lässt es, und das sind die meisten. Nur noch in öffentlichen Gebäuden werden Masken verlangt und das ist ziemlich pervers, da ja gerade der Gouverneur von Florida gegen Masken ist. Er hat nun einige Schulen verklagt weil die einen Maskenzwang hatten.

Aber das interessiert mich überhaupt nicht, das müssen die mit sich ausmachen. Mir ist wichtig, dass es wieder ein normales Leben gibt. In den Geschäften sind seit dem Sommer auch die Umkleidekabinen wieder geöffnet. Das Personal in großen Geschäften trägt aber meist eine Maske. Und die Restaurants sind voll und auch Feste können in vollem Umfang stattfinden. Ja, das ist meine Lebensart, hier fühle ich mich wohl.