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Purple Martin

Die Purpurschwalbe oder Purple Martin im Englischen gehört auch zu den Vögeln, die immer mehr ihren angestammten Lebensraum verlieren und für die wir etwas tun müssen. Sie überwintern in Brasilien und ziehen im Frühling gen Norden bis nach Kanada zum Brüten. Während sie anderswo verlassene Spechthöhlen, Löcher in Kakteen oder Bäumen, auch Felsklippen zum Nisten nützt, brütet sie im Osten fast ausschließlich in Nistkästen, die von den Menschen zur Verfügung gestellt werden. Die Purpurschwalbe nistet gerne in der Nähe der Menschen, weil deren Anwesenheit die Feinde abhält, und bevorzugt weite, offene Gebiete in der Nähe von Wasser. Sie fängt Insekten im Flug und trinkt sogar im Flug, indem sie dicht über der Wasseroberfläche fliegt und mit dem Schnabel Wasser aufnimmt. Die Vögel kehren zum Brüten immer wieder an die Stelle zurück, an der sie geboren wurden.

Wir treffen uns also im Marine Discovery Center, das ideal an einer offenen Fläche am Wasser liegt und stellen Nistkästen auf. Diese wurden bereits vorgefertigt, bekommen jeder einen weichen Boden aus Piniennadeln im Innern und werden dann hoch aufgehängt. Zum Anlocken tönt aus einem Lautsprecher der Schwalbengesang und eine passende Figur sitzt auf der Stange. Es ist nicht wirklich so, dass wir uns abgeschuftet haben, um diese Nistkästen aufzuhängen, es war ja alles vorbereitet, aber indem immer wieder Volontäre in solche Projekte eingebunden werden, soll einfach eine größere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Natur erfolgen.

Nun warten wir alle, dass die ersten Vögel kommen und sich bei uns niederlassen. Es hätte ja auch den Vorteil für sie, dass sie sich und ihren Nachkommen den weiten Weg bis nach Kanada ersparen.

Small-Talk

Der Neujahrstag war um Längen besser als der Weihnachtstag und das lag nur am Wetter. Am Morgen habe ich etwas länger geschlafen, 8 statt 7 Uhr, haha, da ich ja am Abend schön mit Freunden in der Mainstreet Silvester gefeiert habe zu Rockmusik. Und dann um Mitternacht am Beach das Feuerwerk bewundert.

Nach dem Frühstück dann einige Sachen im Haus erledigt, natürlich auch am Telefon Neujahrswünsche ausgetauscht, doch dann habe ich meine Nase vor die Tür gesteckt. Und war hin und weg von dem lauen Frühlingslüftchen und dem Sonnenschein. Da kann ich nicht im Haus bleiben, da muss ich raus.

Für den Nachmittag war ich zu einer Neujahrsparty bei Maggie eingeladen, aber dazwischen sind ja noch einige Stunden. Und in der Facebook Cycling Gruppe sprach man von einer Verbindung zwischen zwei Trails, die noch ziemlich unbekannt ist. Das ist doch etwas für mich. Ich liebe die Erforschungsarbeit beim Radfahren, mir geht es nicht nur um die Bewegung, ich muss immer was entdecken. Was Neues. In diesem Fall ging es um einen sehr neuen Trail, der erst im letzten Jahr fertig gestellt wurde – von mir selbstverständlich bereits beschrieben -, und von dem es eine Verbindung zum berühmten West Orange Trail geben sollte. Also nicht etwa ein Trail, sondern eine Strecke über Landstraßen. Und es war genauso wie immer, es gibt zwar diese Information, aber sie ist sehr ungenau und man kann es danach eigentlich kaum finden. Deshalb schreibe ich ja mein Buch und deshalb wird es auch so gerne gekauft, weil ich eben genau aufschreibe wie so eine Strecke verläuft, damit es auch jeder finden kann. Und von dort aus kann ich ja dann zu Maggie fahren.

Die Beschreibung lautete: entlang dem Highway 429. Doch das ist eine gebührenpflichtige Autobahn, da kann ich nicht mit dem Rad fahren. Ich will euch nicht mit den Einzelheiten quälen, nur so viel, ich habe meinen Weg schließlich gefunden und fühlte mich so richtig gut. Mission completed. Als ich dann am Straßenrand noch einen wilden Mandarinenbaum fand packte ich mein Fahrradkörbchen so voll wie es ging, damit ich wieder ein paar Gläser Gelee kochen kann.

Inzwischen ist es halb vier, die Party beginnt um 4 und der Trailhead hat keinen Restroom zum Umziehen. Also in voller Fahrradmontur ab zu Maggie, und dort erst mal ins Badezimmer abgerauscht, das ich ja gut kenne, da ich während Hurrikan Nicole bei ihr gewohnt habe. Dann habe ich mich ins Getümmel gestürzt. Nun muss man wissen, dass ich überhaupt nicht für Gruppenereignisse gemacht bin. Wenn ich in Deutschland auf einer Party bin, wo ich kaum jemand kenne, da stehe ich am Rande und sage nichts. Aber in USA ist das anders. Die Amis sind einfach Weltmeister im Smalltalk. Deshalb stand ich auch hier nicht lange allein, immer kommt jemand vorbei und findet die richtigen Worte, um ein Gespräch anzufangen. Was ich so nie könnte. Ob es nun ums Fahrradfahren ging, um die Tatsache, dass ich aus Deutschland komme, wie man an meinen starken Akzent sofort merkt oder auch übers Fliegen. Denn aus dem Zeitungsartikel, der kürzlich erschienen war, haben einige erfahren, dass ich hier in Daytona Beach den Flugschein gemacht habe. Ich sprach mit so vielen Leuten, wie ich in Deutschland nie könnte und habe dazwischen noch die leckeren Appetizer von Maggie probiert. Es war einfach schön. Aber erst als sich der Garten langsam leerte fiel mir ein, ein Foto zu machen, so dass ich euch nicht viel davon zeigen kann.

Ach, bin ich froh, in Florida zu sein!

Van Fleet Trail

Aber nun war endlich der Tag, um den Van Fleet Trail zu erkunden, der mir schon so lange empfohlen worden war. Zunächst ging es also nach Mabel, dem nördlichen Beginn. In der Karte findet man Mabel, aber wenn man jemand darauf anspricht zuckt jeder nur die Schultern. Kein Wunder, stellt sich heraus, wenn man denn da ist. Der Ort besteht nur aus einem Schild am Highway und einigen sehr verstreut liegenden Farmen. Aber vor allem dem Van Fleet Trailhead. Es handelt sich um einen Rail to Trail Radweg, also einen Radweg, der auf dem Track einer früheren Bahnstrecke gebaut wurde. Das ist recht häufig in Florida, da zur Zeit der ersten Siedler das sumpfige Land vor allem durch neu erbaute Bahnstrecken erschlossen wurde. Später wurden diese Strecken durch Highways ersetzt und der Güterverkehr wird durch Lastwagen erledigt.

Diese ehemalige Bahnstrecke verläuft absolut gerade 47 km durch Wildnis. Man könnte das nun also als sehr langweilig empfinden, dennoch hat diese Strecke ihre Liebhaber. Es geht durch wilde Natur, begrenzt weitläufig durch Naturparks, sehr gut asphaltiert und man kann hier z.B. Streckenrekorde erzielen. Es kommen auch tatsächlich Profis für Testfahrten. Aber man kann auch langsam machen und die Natur beobachten, dazu gibt es viele Bänke entlang der Strecke, die nicht wie üblich auf den Radweg ausgerichtet sind, sondern auf die Wildnis auf der anderen Seite.

Von den 47 km Strecke habe ich am ersten Tag 31 km gemacht, da ich das gleiche ja auch zurück zu meinem Auto fahren musste. Am nächsten Tag ging es dann zum südlichen Trailhead Polk City, wo ich den Weg von unten aufgerollt habe und bis zu meinem Umkehrpunkt gefahren bin, weil ich ja für mein Buch die ganze Strecke beschreiben möchte.

Während jedoch jeder nur vom Van Fleet Trail spricht verschweigt man immer, dass dieser Trail noch weiter geht, aber unter dem neuen Namen Auburndale Trail und nicht mehr durch Wildnis. Wer sich also mal so richtig austoben möchte kann auf eine Strecke abseits der Straßen auf einem separaten Radweg 59 km und wieder zurück. Auch das bin ich natürlich abgefahren, denn auch dieser 12 km Trail muss in mein Buch.

Doch dann kam der Heimweg. Eigentlich sollten die 180 km kein Problem sein, die Auffahrt zur Autobahn I4 liegt kurz hinter dem Polk City Trailhead. Doch ich war noch nicht richtig auf der Autobahn, als auch schon der Stau begann. Ich kenne die Strecke nicht, war mein erstes Mal, daher wusste ich nicht, ob das normal ist oder eine besondere Situation vorliegt. Im Zuckelverkehr ging es über wenige Meilen, als eine digitale Anzeige mir sagte, dass es bis zu einer bestimmten Ausfahrt 9 Meilen seien, für die man 40 Minuten braucht. Also schnell Tasten auf dem GPS gedrückt, das mir dann gesagt hat, wenn ich gleich rausfahre habe ich 20 Meilen mehr, kann aber Orlando komplett umfahren. Gesagt, getan, und es war klar die richtige Entscheidung. Nicht nur ging es auf der Landstraße sehr flott, sondern ich besuchte auch noch zwei Bikeshops und konnte einige Bücher verkaufen. Voller Erfolg also. Am nächsten Tag hörte ich, dass auf dieser Strecke ein tödlicher Unfall war, deshalb der Stau.

Link zur Trail-Beschreibung

AirBnB in Winter Garden

Weihnachten war es eiskalt! In der Nacht knapp unter dem Gefrierpunkt und am Tag so um die 6 Grad. Nein, ich spreche nicht von meiner Heimat Taunusstein, sondern vom sonnigen Florida. War schon außergewöhnlich. Ich fühlte mich wie im Gefängnis, konnte nichts machen, war einfach zu kalt. Heiligabend habe ich damit verbracht, was richtig Schönes zu kochen und meinem Nachbarn eine festlich gedeckte Platte rüber zu bringen. Er war ganz gebügelt. Ich bringe ihm öfter mal was wenn ich koche, z.B. ein Stück Pizza, aber so mit Kerzchen auf Weihnachtsteller, das hatte er noch nicht und war sehr erfreut. Ist halt ein alter Mann, der sich höchstens Fertiggerichte aufwärmt. Ja, ich hätte ihn ja auch einladen können, denkt ihr nun sicher. Aber nein, das tue ich mir nicht an. Er ist zwar nicht dement, erzählt aber trotzdem immer die gleichen alten Geschichten und da esse ich doch lieber allein an meinem festlich geschmückten Tisch.

Sonntag dann gab es aber absolut nichts zu tun. Auch in Florida ist am ersten Weihnachtstag wirklich alles zu. Kein Shoppen, keine Fitness, und zum Biken viel zu kalt. Bin einige Kilometer gelaufen, aber das ist es einfach nicht für mich. Montag – 2. Weihnachtstag, aber hier ganz normaler Arbeitstag – begann dann zwar das langsame Aufwärmen, aber immer noch nicht genug. Den Tag habe ich dann mit Recherche verbracht. Ich muss raus, muss aufs Rad, nur so bin ich glücklich. Und da gibt es doch den Van Fleet Trail. Zu weit weg, um einfach nur morgens hin, abends zurück, also habe ich mir eine Unterkunft gesucht. Das ist nicht ganz einfach. Ich wohne am liebsten in einem Hotel, aber die sind doch recht teuer, über 100 $ die Nacht. Ich fand zwar ein AirBnB in Groveland, sehr nah am Trail, aber die Buchung klappte nicht, man ließ mich lange hängen und ich musste weiter suchen. Fand dann nur etwas in Winter Garden, was aber von meinem Trail noch 50 km entfernt ist. Doch gerade bei Winter Garden gibt es die schönsten Bike Trails und ein wunderbares Downtown, das hat mich dann getröstet.

Ich war ja kürzlich in einem AirBnB in Miami. Hier wie dort habe ich etwa 60 Euro pro Nacht bezahlt, in beiden Fällen war es ein schönes vergleichbares Haus. Man hat jeweils ein Schlafzimmer, muss sich aber das Bad mit jemand teilen, falls noch andere Gäste da sind. In Miami waren die Hausherrn ein aus Südamerika stammendes Paar in meinem Alter, sehr, sehr herzlich und lieb. Aber das Haus! Sehr unordentlich, sehr schmutzig. Mein Zimmer und das Bad waren okay, aber die übrigen Räume wie Küche und Wohnzimmer einfach nicht sauber. Ich habe keine Fotos gemacht und auch keine Bewertung für AirBnB geschrieben, die ja immer nachdrücklich eingefordert wird. Das Paar war so lieb, so kommunikativ, wie kann ich das was Schlechtes schreiben. Aber ich will auch keine Unwahrheit sagen.

So anders in Winter Garden. Ein wunderschönes Haus perfekt eingerichtet. Blitzsauber. Ranaa und ihr Mann Ike etwa Anfang 60 kommen aus Indien, sind aber schon ewig hier. Zwar wurde ich freundlich empfangen und mehrmals gefragt, ob man was für mich tun könne, aber ich spürte einfach, dass es nicht von Herzen kam. Man war geschäftsmäßig freundlich. Aber vor allem war dieses wunderschöne Haus meistens leer. Leer, obwohl das Paar und ihr erwachsener Sohn meistens zu Hause waren. Wo sie gesteckt haben weiß ich nicht. Nur selten habe ich in der Küche jemand angetroffen. Als ich keine Handtücher fand musste ich Ranaa über AirBnB anschreiben, weil ich sie einfach nicht fand. Ich habe mich hier unerwünscht gefühlt, trotz gegenteiliger Aussage. Hier würde ich nicht mehr hinkommen und es wird auch diesmal keine Bewertung von mir geben.

Aber der Nachmittag in Winter Garden war sehr schön. Die Stadt gehört zu den schönsten in Central Florida und war weihnachtlich geschmückt. Das Besondere hier ist, dass der Bike Trail mitten durch die Innenstadt geht und den Ort sehr aufgewertet hat. Alles war geschmückt und in den Straßen ertönte Weihnachtsmusik, einschließlich dem deutschen Oh Tannenbaum. Hier fühlte ich mich wie im Wintermärchen. Ich fuhr hinauf und hinunter und als an der City Hall gerade die Dekoration abgemacht wurde, die aus Weihnachtssternen bestand, konnte ich so viele Töpfe mitnehmen wie ich wollte.

Mobilehome neu

Nun zeige ich euch aber mal, wie so ein Mobilehome installiert wird. Noch ein anderer alter Trailer war durch den Hurrican Ian zerstört worden und der Besitzer hat das Grundstück bereits räumen lassen. Letzte Woche nun kam der neue. Angefahren wird das von einem LKW und es sind tatsächlich Räder unter dem Haus angebracht. Sobald es aber an Ort und Stelle steht werden die abmontiert und das ganze auf Steinen aufgebockt, aber auch in der Erde verankert, so dass es im Sturm nicht so leicht weg fliegt. Alle Installationen, Wasser, Strom, Klimaanlage werden dann in diesem unteren Bereich verlegt. Wie man an den Fotos hier sieht ist der Bereich recht hoch, was nicht nur zur Installation gut ist, sondern auch der Überflutung vorbeugt, die wir ja gerade hatten. Aber die alten Trailer wurden wesentlich niedriger gebaut und deshalb sind viele von denen überflutet worden und brauchten neue Böden und zum Teil auch Wände.

Racoon-Babies

Schon seit Jahren weiß ich, dass in meiner Straße Racoons leben, Waschbären. Vor Jahren konnte ich mal dieses schöne Foto in meinem Carport machen.

Doch obwohl ich die freilaufenden Katzen in meiner Straße füttere, und nicht nur ich, die leben gut, vermeide ich es doch, den Waschbären Futter zu geben. Das sind Wildtiere, die sollen sich lieber in einer etwas wilderen Gegend ansiedeln und nicht im Wohngebiet. Also stelle ich erst morgens das Katzenfutter heraus und hole die Reste sofort rein, wenn die Katzen fertig sind.

Da war es nicht sehr verwunderlich, dass mitten im Abriss des alten Trailers man plötzlich auf drei sehr junge Waschbärchen stieß, ohne Mutter. Donna in unserer Straße ist ja die anerkannte Tiermutter, die hat die drei in einen Käfig gesetzt und ihnen Wasser und Hähnchenfleisch gegeben. Den Käfig im Carport abgestellt, über Nacht aber in den Schuppen.

Doch wie kommen wir an die Mutter. Das ist ja nicht ganz so leicht. Donna war den ganzen nächsten Tag unterwegs. Als sie abends heim kam war der Käfig weg. Der recht große und schwere Käfig. Weg. Die Nachbarn gefragt, keiner wusste etwas. Donna suchte mit einer Taschenlampe die Gegend ab und fand schließlich den Käfig, gut 100 m entfernt am Rand unseres Teiches. Die Jungen waren noch drin, eins hatte den Kopf zwischen den Gittern gefangen. Nur um es klar zu machen, das war weder ein Einbrecher noch ein Dummejungestreich, das war die Mutter, die es irgendwie geschafft hatte, den Käfig so weit zu zerren. Nur befreien konnte sie ihre Kinderchen nicht.

Donna holte den Käfig zurück, stellte ihn in den Schuppen, ließ ihn aber oben auf. Und stellte sich hinters Fenster. Und tatsächlich. Die Mutter kam und holte nacheinander alle drei ab. Familie glücklich vereint.

Mobilehome alt

Wenn ich im Gespräch erwähne dass ich den Winter in Florida verbringe hat ja jeder sofort die Luxusvilla mit Pool als Bild vor Augen. Leider ist dies aber nicht so, so reich bin ich nicht. Ich habe vor Jahren mal ganz zufällig und preiswert ein Mobilehome erwerben können, auch Trailer genannt. Und da stutzen natürlich die meisten, weil es diese Wohnform in Deutschland ja kaum gibt. Man fragt dann vielleicht, ein Wohnwagen? Nein, kein Wohnwagen. Ein Mobilhome ist, wenn es angeliefert wird, mobil, wird dann aber fest verankert und kann nicht fahren. Oft bekommt es sogar noch Anbauten wie ein Carport oder einen Florida-Room.

Diese Häuser sind natürlich nicht so solide wie ein deutsches Steinhaus und wenn man nicht jedes Jahr etwas ausbessert und erneuert, sind sie eines Tages einfach nur Schrott. Und wenn dann noch ein Hurrikan kommt ist alles zu spät. Genau so ein Haus steht bei mir gegenüber. Schon seit 10 Jahren unbewohnt, wurde es von den Besitzern nur als Lagerraum genutzt und nie etwas repariert. Vor allem wurden die Bäume um das Haus nie gestutzt. Bäume sind hier das ganz große Problem bei einem Hurrikan, sie fallen gerne mal um, beschädigen die Stromleitungen und decken Dächer ab. Und dieser letzte Sturm hat, sehr zur Freude der Anwohner, einen dicken Baum auf das marode Mobilehome fallen lassen und ihm endlich den Garaus gemacht. In der Nachbarschaft hieß es ja nur das Rat-House, weil tatsächlich Ratten und andere Tiere dort lebten.

Nun musste also was getan werden, und wie es heißt, muss das bis Jahresende geschehen sein. Eigentlich braucht man dafür ein Permit, bei der Stadt zu beantragen und viele Dinge müssen erfüllt werden, aber dieser Besitzer will halt nur das notwendigste tun. Nun hat er also einen Bagger bestellt und einige Dumpster, aber halt nicht genug davon, so dass nun doch noch eine Müllhalde zurück bleibt.

Aber in diesem Abriss haben wir auch etwas Schönes gefunden, und diese Geschichte werde ich im nächsten Beitrag erzählen: https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/racoon-babies/

Und dann gab es noch was. Oben im Baum saß ein Bussard und schaute sich alles genau an. Ich dachte, der ist nur neugierig. Doch Donna sagte, der lauert auf die Ratten, die durch den Abbruch nun heimatlos umherlaufen, wie die Waschbären. Sie hat sogar gesehen, wie er eine erwischte und im Schnabel davontrug.

Und hier geht es zum neuen Haus: https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/mobilehome-neu/

Hähnchenjagd

An Weihnachten soll es Coq au Vin geben. Habe ich noch nie gemacht und freue mich drauf. Gestern war ich bei Aldi, natürlich hier in USA, und habe die Zutaten gekauft. Bzw. kaufen wollen. Alles gab es, auch den guten Rotwein, nur das Hähnchen nicht. In Deutschland liegen in jedem Supermarkt die tiefgefrorenen Hähnchen reihenweise. Hier nicht. Kein einziges. Dabei lieben die Amis Chicken doch sehr. Meist als Chicken Wings und so gibt es auch einzelne Teile zu kaufen. Nur nicht als Ganzes. Dabei kann man in jedem größeren Supermarkt fertig gegrillte Hähnchen kaufen, für nur 4,99 $ das Stück. Wir müssen hier nicht auf den Taunussteiner Hähnchenwagen warten. Auf dem Heimweg dann noch bei Save a Lot vorbei gefahren, gefroren gar nichts, auch da nur frische Hähnchenkeulen oder Brust.

Also das fordert mich heraus. Heute gehe ich auf die Jagd nach Hähnchen. Zunächst zu den Supermärkten Publix und Winndixie. Die ich allerdings gerne als Apotheken bezeichne, denn sie sind ziemlich teuer. Und so ist es auch. Ein wenn auch ziemlich dickes Hähnchen kostet so um die 15 $. Zuhause in Deutschland habe ich seit Jahren kein ganzes Hähnchen mehr zubereitet und kenne die Preise nicht mehr genau, ich hatte so an die 4 Euro für ein gefrorenes gedacht. Aber wie schon gesagt, gefrorene gibt es kaum, nur frische. Dann kam ich zu Walmart. Das war schon etwas billiger, hier könnte ich ein solches Hähnchen für 10 – 12 $ bekommen. Aber irgendwie haben die mich nicht angesprochen. Zum Schluss ging es zu BJ’s, ein Großhandelsmarkt, bei dem man Mitglied sein muss. Bin ich ja neuerdings. Und dort habe ich mich für ein Hähnchen entschieden, das freilaufend und ohne Antibiotika aufgezogen wurde. 7,79 $! Damit kann ich leben und freue mich auf Heiligabend, wo es in den Kochtopf wandert.

Nun frage ich mich aber doch, warum die fertig gegrillten so billig sind. Ganz offensichtlich sind sie von miserabler Qualität, Hähnchen eng auf der Stange gehalten.

Weihnachtsparty bei Shay

Shay hatte ich kennengelernt, als sie mich zu ihrem Thanksgiving Dinner einlud, ich hatte darüber berichtet:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/thanksgiving-with-shay/

Ich muss zugeben, es ist schon ein ungewöhnlicher Haushalt, aber die Menschen sind warmherzig und nett. Wie sicher in jedem Land gibt es auch in USA sehr unterschiedliche Bevölkerungsschichten und ich lerne das gerne kennen. In Marokko war es immer einfach in Häuser eingeladen zu werden, in den USA ist das nicht ganz so leicht.

Ich habe mich also gefreut, zu der Party zu gehen, es sollten Spiele gespielt werden und zum Essen sollte es Pulled Pork geben, eine amerikanische Spezialität. Sehr lecker, aber ich esse abends ja nie was. War trotzdem gespannt, ob ich das Essen diesmal zu Gesicht bekomme. Wie in USA üblich hatte ich mich weihnachtlich angezogen, also vorwiegend in den Farben rot und geschmückt mit einer tollen Strickjacke mit weihnachtlichen Stickereien, die ich zuvor bei Goodwill, dem beliebten Sozialkaufhaus, erstanden hatte.

Nun, diese Mühe war eigentlich umsonst, denn ich war die einzige, die so gekleidet kam, aber ich tat es ja für mich selbst und ich gefiel mir sehr. Hatte sogar meine Fingernägel grün und rot lackiert, was die Tochter des Hauses sofort entdeckte. Auch diesmal trafen wir uns also in der Garage und auch diesmal wurde Cannabis geraucht. Zuvor war mir ja schon aufgefallen, dass in diesem Haushalt wenig Alkohol getrunken wird, die zweite Flasche, die ich das letzte Mal mitgebracht und nicht selbst geleert hatte, stand immer noch unangetastet im Kühlschrank. Hatte dennoch mit einer neuen vorgesorgt, denn meine Droge ist nunmal der Wein.

Dann ging es ins Wohnzimmer für die Spiele. Und nun endlich wurde ich auch in die Geheimnisse des festlichen Essens eingeführt. Der Weg ging durch die Küche, und dort standen auf dem Herd einige Dinge, gebackene Bohnen zum Beispiel, im Slow-Cooker war das Pulled Pork. Wer auch immer gerade etwas Hunger hatte ging in die Küche, holte sich ein Schälchen und nahm sich etwas. Festlich geschmückte Tafeln? Wer braucht die schon.

Nun muss man sich das Wohnzimmer so etwa 20 qm groß vorstellen. Dort tummelten sich etwa 10 Erwachsene, ein Baby, ein umherspringender Hund, ein Frettchen und ich weiß nicht wie viele Kinder. Es war lustig, ja richtig lustig und alle haben mitgemacht. Danach gab es Wichtelgeschenke, alle hatten etwas mitgebracht und jeder bekam ein Päckchen. Vorher hatte ich schon Jerry kennengelernt, ehemaliger Soldat auch in Deutschland, nun Landschaftsgärtner. Und er trank gerne. Rauchte auch Cannabis, aber hatte sich auch viele kleine Fläschchen Whiskey mit Zimt gewürzt mitgebracht. In meinem Päckchen war übrigens eine Flasche Rum aus der DomRep und das hätte ich ihm gerne gegönnt. Doch es kam ganz anders. Als ich an der Reihe war wählte ich einen schönen roten plüschigen Nikolausstiefel, ohne zu ahnen, was darin war. Raus kamen unzählige kleine Schnapsfläschchen, ich wusste gar nicht, dass es so viele Sorten Schnaps gibt, denn sie waren wirklich alle unterschiedlich. Eines war Wodka mit Zimt, das gab ich sofort an Jerry weiter und er freute sich. Doch dann öffnete er sein Päckchen. Und da drin war eine winzig kleine Damenhandtasche! Für Jerry! Er hat gar keine Frau. Er lachte brav, ist ja Weihnachten und alle müssen sich freuen, doch ich spürte schon, dass er sehr enttäuscht war. Ich griff nach der Tasche und erklärte, da fehle noch etwas. Er guckte erstaunt, und ich füllte ihm die Tasche mit einigen von meinen Flaschen. Da war er wieder glücklich.

Wie schon gesagt, es war ein Einblick in eine ganz andere Welt. Eine, die ich bisher noch nicht kannte, ich habe ja noch lange keinen umfassenden Blick in die vielschichtige amerikanische Gesellschaft. Es waren alles liebenswerte einfache Leute, es waren eigentlich so die Handwerker, die ich manchmal rufen muss und ich kann mir nun besser vorstellen, wie sie leben.

So, und nun mache ich mir meinen heutigen Lunch, es gibt Pulled Pork und Bohnen. Mitgegeben von Shay.

Historicle Jungle Trail

Zurück von der Dominikanischen Republik bin ich wieder in Miami gelandet und wollte auch diesmal nicht in der Nacht noch den weiten Weg zurück fahren. Mein Radfahrer-Freund Curtiss wohnt in Vero Beach und hatte mich eingeladen. Er blieb tapfer bis fast Mitternacht auf, um auf mich zu warten. Rückflug und Abholung meines Wagens verliefen einwandfrei, nur die Kiste sprang nicht an. Batterie absolut tot. Das hat mich gewundert, sprang er doch nach dem langen Sommer einwandfrei wieder an. Doch die Mädels vom Parkplatz sind so etwas gewohnt, sprangen in den Golfcart und wir fuhren mit einem Startergerät zum Auto. Und dann fand ich auch heraus woran es lag. Ich hatte das Navi angelassen, es geht nicht von alleine aus und hat in den 8 Tagen allen Saft heraus gezogen. Nach der langen Fahrt bis Vero Beach war wieder alles in Ordnung.

Bei Curtiss erzählte ich nur kurz von meinen Erlebnissen, dann gings schlafen, denn wir wollten ja am nächsten Morgen wieder eine Rad tour machen, Curt hatte den Historic Jungle Trail ausgesucht. Diese Straße, die bis heute eine Sandpiste ist, wurde in den 1920er Jahren gebaut, damit die Zitrusbauern ihre Produkte entlang den Barriereinseln transportieren konnten. Heute wurde sie im National Register of Historic Places aufgenommen. Obwohl die Straße auch von Autos befahren wird, wird sie hauptsächlich von Radfahrern, Spaziergängern und Joggern genutzt. Eigentlich geht sie entlang der Indian River Lagune, aber der Blick aufs Wasser wird zumeist von den Mangroven verdeckt, die erst kürzlich angepflanzt wurden, um der Erosion entgegen zu wirken.

http://www.bikingflorida.mobilunterwegs.eu/update.html

Es war eine schöne Fahrt, wenn es auch nicht viel zu erzählen gibt, aber natürlich ist auch dies wieder ein Trail für meinen Bikeführer, der immer umfangreicher wird.