Heute habe ich nur eine relativ kurze Strecke vor mir, es geht über Azrou nach Meknes. Die Straße ist frei und gut zu fahren, den Affen ist es offensichtlich noch ein wenig kalt, nur wenige laufen über die Straße. Natürlich besichtige ich auch die zwei Campingplätze, auf dem Euro – Camping ist niemand, auf dem Kirschenplatz immerhin drei Wohnmobile. In Meknes gehe ich nicht in die Stadt, ich muss euch enttäuschen, kann keine Neuigkeiten berichten. In Meknes besuche ich nur meinen guten Freund Moulay Abdellah, der aber, man kann es vielleicht erraten, ein Hoteldirektor ist. Auch über ihn habe ich schon berichtet.
Das Z Hotel liegt zwar ein wenig außerhalb, kann aber trotzdem zum Besuch von Meknes genutzt werden, da direkt an der Straße davor ein Stadtbus hält. Und es gibt große Parkplätze, die man sogar als Stellplatz nutzen kann, siehe mein Campingführer.
Es ist wieder die gleiche Suite für mich vorbereitet und alles mit Rosenblättern geschmückt. Auf dem Tisch steht eine große Schale mit Obst, eine Schale mit Nüssen und viel Wasser, in diesem Hotel gibt es keine alkoholischen Getränke, Gäste dürfen sich aber ihre eigenen Flaschen mitbringen. Und bevor ich mich umschaue klopft es an die Tür, ein Kellner mit Wagen steht davor, und bevor ich was sagen kann, räumt er die ganze Herrlichkeit vom Tisch, breitet ein Tischtuch aus und serviert mir ein ausgedehntes Menü. Oh mein Gott, langsam halte ich das nicht mehr aus. Ich bin dankbar, ja, aber mein Magen ist auch völlig überfüllt. Ich kann langsam nicht mehr und bin auch deshalb wirklich froh, dass es nun nach Hause geht. In diesem Punkt, aber nur in dem, beneide ich die Wohnmobilfahrer. Sie haben die Küche in ihrer Hand und können selbst entscheiden, was sie essen. Ich leider nicht. So picke ich auch hier, esse aber von jedem Gang doch etwas, man wäre sonst tödlich beleidigt. Unnötig zu sagen, dass an dem Abend ein ähnliches Menü auf mich wartet, ich brauche mich nicht am Büffet zu bedienen wie die österreichische Gruppe (und wo ich hätte picken können), nein, man hat wieder extra für mich etwas Besonderes gekocht und der Direktor sitzt mit am Tisch. Aber Nüsschen und Obst packe ich ein als Verpflegung für die Fähre.
Beim Gespräch mit dem Hoteldirektor erfahre ich dann noch, dass die Restaurierungsarbeiten an der Medina voranschreiten. Es hatte Probleme gegeben und für eine Weile hatten die Arbeiten geruht, aber nun geht es zügig voran. Und nein, der schöne Campingplatz im historischen Bereich wird nicht wieder eröffnet.
Nun soll es aber zügig nach Nador gehen, ich möchte am liebsten wieder die Fähre Melilla – Almeria nehmen, mit der ich sehr zufrieden war. Ich nehme die Autobahn, weil ich ja heute noch zur Fähre will und es eilig habe, besuche aber zuvor noch den Camping Diamant Vert in Fes, der ja von der Autobahn gut zu erreichen ist. Er war für einige Jahre wegen rechtlicher Probleme geschlossen, ist nun aber wieder auf, was sehr wichtig für den Besuch der schönen Stadt ist.
Ich hatte vorher schon mit Fouad Chraibi Kontakt, ein deutsch sprechender Führer für Fes, den ich in einer früheren Ausgabe meines Campingführers empfohlen hatte. Und den ich auch wieder empfehlen werde, denn Khadija, die ich im neuesten Führer erwähne, macht nun lieber Führungen in Englisch. Er sagte mir schon am Telefon, dass es eine richtige Führer-Mafia am Platz gäbe und ich konnte mich davon überzeugen, dass es stimmt. Sie überfallen die Camper sofort und versuchen Stadtführungen aufzudrängen, zu einem überhöhten Preis, den die Camper akzeptieren, sie kennen es ja nicht anders. Fouad und seine Kollegin Karima haben Deutsch studiert und sind als Führer legitimiert. Sie sind in der Stadt stationiert, kommen wegen dieser Mafia nicht zum Platz und machen einen Treffpunkt in der Stadt aus. Ich gehöre zwar zu den Menschen, die eine Stadt lieber alleine erkunden und die Medina von Fes ist gut ausgeschildert, aber wenn man doch einen Führer möchte, ist man mit den beiden gut bedient. Man erreicht sie bequem mit WhatsApp und die Informationen sind im Camping-Update, das ihr euch vor der Abreise noch runter laden solltet.
Ansonsten waren auf dem Platz überraschend viele Wohnmobile, denn im übrigen Land hatte die Saison ja noch nicht so richtig begonnen. Doch sind die Stellplätze recht knapp bemessen, um so viele Wagen wie möglich unterzubringen. Großes Aufstellen von Tisch und Sesseln ist da beschränkt. Die Sanitäranlagen sind jedoch in guter Ordnung und sauber.
Ich habe nichts gegen große Hotels. Aber sie sind einfach nicht für mich gemacht. Doch gibt es eine Ausnahme: die Xaluca-Hotels! Hier stimmt einfach alles, das hat einer gemacht, der genau weiß, was Touristen wünschen.
Lluis Pont
Ich kann euch nicht genau den Lebenslauf des Spaniers Lluis Pont erzählen, denn dazu müsste ich ihn interviewen. Und ich habe ihn seit 2001 nicht mehr getroffen. Damals dachte ich, ein Hotelführer für Marokko wäre ein gutes Projekt, ich habe tatsächlich so ziemlich alle Hotels persönlich besichtigt und in einem Buch gedruckt. Reiseagenturen haben das Buch geliebt als Arbeitsunterlage, aber Touristen hatten kein Interesse. Dann explodierte aber auch die Zahl der Hotels und es machte eh keinen Sinn mehr, dazu kamen Apps wie Booking.com. Schade, denn die Arbeit hatte mir viel Spaß gemacht und aus der Zeit kenne ich viele Hotelbesitzer.
Xaluca Erfoud
So stolperte ich also ins neu eröffnete Xaluca Hotel in Erfoud. Lluis Pont war persönlich da und lud mich ein, eine Nacht zu bleiben, um das Hotel kennenzulernen. Ich traf ihn später im Pool, wo er gerade an der Poolbar mit Freunden Cava trank. Ja, das gefiel mir.
Ich war total beeindruckt. Bis dahin gab es 4-Sterne Hotels, die noch aus der Kolonialzeit stammten und völlig heruntergekommen waren. Ich erinnere nur an die Salam-Hotels. Wunderschöne Architekturen, aber man tat nichts zum Erhalt. Das Tichka Salam in Marrakech war von einem berühmten Architekten entworfen und einem ebenso berühmten Designer eingerichtet worden, aber dahin war der Glanz. Und die Neugebauten waren auch nicht immer gut unterhalten.
Und dann kommt Xaluca mit einer ganz eigenen Marke. Die Einrichtung ist so richtig rustikal gemütlich, alles mit den üblichen Materialien der Region. Aber das ist noch nicht alles. Dazu kommt ein hervorragender Service, ein tolles Büffet – das Nachtisch-Büffet ist einfach tödlich für mich -, und die Gäste werden nicht nur mit Tee, sondern auch mit einer traditionellen Musik- und Tanzgruppe empfangen. Und, was noch wichtiger und in Marokko durchaus nicht immer üblich ist, heute, nach einem Vierteljahrhundert des Bestehens, wird immer noch alles in guter Ordnung gehalten.
Doch das ist immer noch nicht der einzige Pluspunkt der Xaluca-Hotels. Noch wichtiger ist vielleicht, dass sich der Spanier Lluis Pont von Anfang an mit einer einheimischen Familie zusammengetan und diese Gruppe aufgebaut hat. Er selbst ist nun selten vor Ort, aber die verschiedenen Mitglieder der Familie Ettaiek sind da. Jeder leitet ein anderes Haus und jeder gut und persönlich. Denn eine Gruppe ist es geworden. Nach dem Hotel in Erfoud kam das Hotel Tombouctou an den Dünen des Erg Chebbi hinzu, auch das wieder ein sehr eigener und ganz anderer Stil, sehr viel mit Tadelakht. Dann wurde das heruntergekommene und 2006 geschlossene Hotel El Madayeq in Boumalne übernommen. Die erste Erwähnung in meinen Büchern fand es 2009. Auch dieses Hotel wieder ein ganz anderer Stil, passend zu der Berglandschaft. In diesem Jahr wurde neu das Riad Xaluca an den Dünen des Erg Chebbi errichtet und ich habe berichtet:
Obwohl ich damals im Juni dort war, lag auf den Hängen Schnee und es war recht kalt. Ich wollte das Hotel doch mal mit schönem Wetter erleben, hatte mich so sehr darauf gefreut. Auf der diesjährigen Tour war es ja recht warm, die ersten Wochen immer so um 36 ° und ich war guten Mutes, es bei schönem Wetter zu erleben. Und dann war alles unter einer weißen Schneedecke verschwunden und es schneite noch weiter.
Aber es gibt nichts besseres an einem kalten Tag, als ins Xaluca Lac Aguelmane zu kommen. Am Eingang wird das Gepäck noch unter einem Dach ausgeladen, dann den Wagen auf dem hinteren Parkplatz nahe einer Tür parken. Ich melde mich an, es ist Essenszeit und ob ich denn nicht Hunger habe. Naja, eine Kleinigkeit geht. Ich will nach dem Gepäck greifen, nein, nein, das machen wir schon. Überall brennen offene Kamine, es ist mollig warm und als ich dann nur ein Omelett wollte, richtet man mir das so liebevoll an.
Oben in meinem Zimmer wärmt natürlich die Heizung, aber allein schon der Anblick des hübsch eingerichteten Raumes wärmt. Sogar auf dem Klo ist ein kleiner Heizkörper. Ja, hier am Bergsee hat man nun mal andere Bedürfnisse als am heißen Erg Chebbi und Xaluca hat an alles gedacht. Nicht nur das Haus, der Boden, die Wände sind aus massivem Holz, auch die Möbel. Alles strahlt eine wohlige Wärme aus.
Der Preis einer Übernachtung ist nicht ganz billig, aber der Preis ist gerechtfertigt nicht nur durch die Ausstattung. Der See liegt weitab, alles muss heran geschafft werden zu hohen Kosten und auch das Personal ist ein wichtiger Faktor. Wer hier arbeitet, hat nichts als das Hotel, hier ist keine Stadt in der Nähe. Wer gute Leute haben will muss sie auch richtig gut bezahlen.
Es gibt natürlich auch einen Spa mit einem grottenartigen Pool unter einem LED-Sternenhimmel, sogar einen Fitnessraum. Witzig ist nur, dass jeder in seinem schönen weißen Bademantel erscheint, den es in jedem Zimmer gibt, und ihn an den Haken hängt. Nur nachher den richtigen wieder zu finden ist nicht ganz leicht. Aber führt zu netten Kontakten. Ich genieße alles, bevor ich mich dann auf mein Diner vorbereite. Beim ersten Besuch war ich fast alleiniger Gast, heute sind einige Menschen da und es gibt ein Büffet. Und schon wieder die verlockenden Xaluca-Desserts.
Am nächsten Morgen ein Blick aus dem Fenster: ein Traum. Eine weiße Winterlandschaft glitzert vor mir in der Sonne. Es ist schon schön am Lac Aguelmane, man darf nur nicht die Hitze des Südens erwarten. Übrigens kann man als Wohnmobilist durchaus frei stehen am See, nur nicht in der Nähe des Hotels, das haben die nicht so gern.
Und so ganz langsam geht mir die Botschaft des Hotels auf, warum ich es nicht an einem schönen warmen Sommertag erleben kann. Es will mir einfach sagen, ich bin hier für dich, auch wenn es kalt ist. Damit du dich wohlfühlst.
Eigentlich wollte ich noch ins Ourikatal, aber es ist Sonntag und so viel Verkehr. Das Ourikatal ist ein beliebtes Ausflugsziel für die Marrakschi am Wochenende. In Marrakech habe ich keine passende Unterkunft gefunden, also mache ich mich nun doch schon auf den Rückweg Richtung Norden. Trotz starkem Verkehr schaffe ich es noch bis nach Beni Mellal und wohne zur Abwechslung mal in einem Hotel, wo mich kein Mensch kennt. Das La Luna ist relativ neu und gefällt mir sehr gut, es liegt direkt an der Hauptstraße und ist daher ideal für Durchreisende. Alles ordentlich, gutes Bad, unten ist ein schickes Café und dort wird auch ein gutes Frühstück serviert. Ich zahle 400 DH als EZ/ÜF, bin sehr zufrieden und merke es mir für spätere Reisen.
Von Beni Mellal zum Lac Aguelmane
Am Morgen fahre ich weiter nach Google Maps zum Lac Aguelmane, das bedeutet bis kurz vor Khenifra die Hauptstraße nach Fes und dann aber rechts abbiegen auf die R 503 nach Zeida. Eine schmale, kurvige Bergstraße. Es ist kalt und dunkle Wolken stehen am Himmel. Und dann fängt es auch noch an zu regnen. Je höher sich die Straße windet desto mehr geht der Regen in Schnee über. Mein Geländewagen mit den wunderbaren Reifen schafft das, aber nicht unbedingt die alten Kisten, die so vor mir fahren. Einmal wird es ganz schön schwierig als mein Vordermann total auf die linke Fahrspur ausweicht, obwohl ein Fahrzeug entgegen kommt. Ich hupe, der andere Lichthupe und zum Glück kann sich der Gute noch fangen. Es gibt Schneebarrikaden, aber sie sind noch offen, ich möchte nicht auf dieser kleinen Straße gefangen sein. Unten in Zeida ist dann nur noch Regen, aber selbst dieser eher kurze Schauer hat dazu geführt, dass die Straße auf einem längeren Stück unter Wasser steht, genau vor einer Schule. So richtig wurde das Regenwasser in den Straßenbau wohl nicht einbezogen.
Von Zeida geht es nun auf die Straße Richtung Azrou und das bedeutet, wieder Berge und wieder Schnee. Aber hier auf der Hauptstraße haben die Autos wohl bessere Fahrer und ich komme unbeschadet zur Abzweigung zum Lac Aguelmane und freue mich, diese Schneefahrt nun endlich hinter mir zu haben. Am See ist schon alles weiß, aber zum Glück wurde die Piste zum Hotel in eine richtige Straße umgewandelt und ich erreiche mein heutiges Tagesziel.
Ich möchte diesmal nicht in Marrakech wohnen, da ich schlecht laufen kann und die große Stadt einfach viel Lauferei mit sich bringt. Dennoch kann ich den Bereich nicht verlassen, ohne zuvor Christine Ferrari in ihrem Safranparadies an der Straße ins Ourikatal einen Besuch abzustatten. Zwar hoffte ich auf Safranblüten, aber es wird nun definitiv gesagt, die kommen erst im November. Außerdem leidet auch Christines Anwesen unter Wassermangel und sie kann noch nicht sagen, ob sich überhaupt Blüten bilden.
Der Garten ist nun geöffnet von 11 bis 16 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen. Im Eintrittspreis von 150 Dirham ist auch ein Tee mit Snack enthalten. So ganz fit ist Christine zur Zeit nicht, aber sie versucht dennoch, sich den Gästen zu zeigen. Das letztemal hat sie mich persönlich durch den Garten geführt, aber das kann sie nicht. Überall gibt es schöne Ecken, wo man sich gemütlich für einige Zeit zurückziehen kann, Sonnenhüte und Mineralwasser stehen bereit.
Hier wachsen Pflanzen und Bäume, die in Marokko natürlich vorkommen. Jetzt Ende Oktober gibt es vor allem unterschiedliche Zitrusfrüchte, die fast reif am Baum hängen. Aber auch Mangos. Immer steht ein Schild dabei mit dem Namen der Pflanze. Es gibt sogar einen Boule-Platz, wo man zu den Kugeln greifen kann. Aber der Höhepunkt ist der Barfußpfad, den ich leider wegen meinem Fuß auch nicht laufen kann. Hier läuft man über ganz verschiedene Untergründe und zum Abschluss gibt es dann ein Wasserbad für die Füße.
Heute möchte ich euch von zwei Campingplätzen berichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Zunächst habe ich Jane in Ouzoud besucht. Die deutsche Familie kam schon vor vielen Jahren mit zwei kleinen Kindern nach Marokko, ohne viel vom Land zu wissen. Mit einem alten Campingbus und fast kein Geld. Aber es war ihnen klar, hier wollten sie bleiben. Eine Fernsehsendung hatte sie damals sogar porträtiert, so wurde ich auf die Familie aufmerksam. Und schließlich siedelten sie sich bei Ouzoud an, kauften ein Stück Land auf der Spitze eines Hügels und schafften es, entgegen allen bösen Voraussagen, sich hier ein Leben aufzubauen. Es kamen noch mehrere Kinder, ich habe, ganz ehrlich, den Überblick verloren. Und einige sind schon so groß, dass sie nicht mehr in Ouzoud wohnen. Aber es gibt ein sehr herzliches Familienleben.
Und genau dieses Gefühl will Jane auf ihrem Campingplatz einbringen, oder besser gesagt, in ihrem Traumschiff. So nennt sie ihr Projekt heute, Traumschiff Walhalla. Es wurde immer mehr aufgebaut, vergrößert, verschönert, und vor allem haben viele Camper dazu beigetragen, blieben ein paar Wochen und halfen mit.
Mein erster Besuch war 2008. Da war alles noch sehr einfach, selbst die Familie hat in ihrem Bus gewohnt; es hieß damals noch Tazrout. Heute ist es richtig rund geworden. Die Familie wohnt in ihrem nach und nach gebauten Haus, die Camper haben terrassierte Stellflächen, können aber auch in zwei Jurten und Finnhütten wohnen. Aber der Clou ist die offene Küche, wo sich die Camper treffen und zusammen kochen können. Und ganz neu ist eine Station mit Gasgrill und Pizzaofen. Also schon richtig Luxus auf dem ansonsten alternativen Campingplatz.
Le Relais de Marrakech
Dies hier ist eine komplett andere Welt. Und wenn wir zuvor ein wenig in Deutschland waren, so sind wir hier ganz klar in Frankreich. Auch das ist ein Campingplatz, auf dem man ganz gerne ein paar Tage bleibt und sich ausruht. Ein schöner Pool, viele Ecken zu sitzen, gern benutzte Tischtennisplatte und eine Bar für den abendlichen Aperitif. Auch hier gibt es die Möglichkeit in Zimmern zu wohnen, aber für die Camper gibt es ausgedehnte Stellflächen, so dass man meint, jeder findet genügend Platz. Nur in der absoluten Hochsaison Januar/ Februar kann es schon mal richtig voll werden. Und die Sanitäranlagen sind erste Sahne, es gibt selbst warmes Wasser zum Spülen.
Am Platz werden verschiedene Dienstleistungen angeboten, so nimmt zum Beispiel ein Polsterer gerne Aufträge an, aber vor allem gibt es das Sammeltaxi nach Marrakech, das gerne genutzt wird, die Rezeption stellt die Fahrt so zusammen, dass ein günstiger Preis entsteht.
In Marokko ist nun der Luxus eingezogen, überall in der Wüste gibt es nun luxuriöse Camps mit eleganten Zelten, die ein richtiges Badezimmer mit fließend warmem Wasser haben, eine Klimaanlage und ein richtig komfortables King Size Bett. Da kann Agafay natürlich nicht nachstehen. Vor allem ist Agafay, also dieses karge Hügelgebiet vor Marrakech mit dem herrlichen Ausblick, nun zur Freizeitdestination von Marrakech geworden. Hier ist die Hölle los, hier fahren ganze Scharen hin zum Kamelreiten und Quadfahren. Und das kleine Teersträßchen, das dorthin abbiegt, hat nur noch Reste von Teer, die Quads haben alles kaputt gemacht und es ist sehr schlecht zu fahren, vor allem, weil einem ja auch dauernd ein Quad entgegen kommt.
Aber schon wenn man dann auf die kurze Piste zum White Camel einbiegt herrscht Ruhe. Ja, White Camel heißt das Camp heute und es ist nicht wiederzuerkennen. Ein Torbogen führt auf eine Allee, die von weißen Zelten begrenzt wird, in der Nacht romantisch beleuchtet und die Zelte sind einfach wunderbar. Sie haben eine große Glasfront mit der herrlichen Aussicht, und viele haben auch einen kleinen privaten Pool mit gemütlicher Sitzecke und Sonnenliegen. Innen viel Platz, ein schönes Bad und natürlich eine Klimaanlage. Dies ist kein Billigquartier, wer hierhin kommt hat Geld, und davon gibt es doch noch immer eine Menge Menschen. In der Welt, aber auch in Marokko.
Dann kommt man zum großen Platz, dem Treffpunkt. Hier kann man an der Bar seinen Sundowner genießen, zum Sonnenuntergang gibt es überall gemütliche Ecken mit dem besten Ausblick und am Abend wird ein Feuer angezündet und die Musiker führen ihre traditionelle Show auf mit der Bommelmütze. Zum Essen hat man die Wahl zwischen einem herkömmlichen Restaurant mit Tischen oder einem marokkanischen mit Sitzkissen. Die Musiker kommen in beide und spielen zum Essen.
Deshalb habe ich natürlich auch beide Restaurants ausprobiert. Am ersten Abend habe ich zwei nette Schweizerinnen kennengelernt, wir haben uns dann an den niedrigen Tischen zusammengesetzt, aber mit meinem alten Rücken ist das doch nichts mehr. Und am zweiten Tag habe ich ganz netten Besuch von Freunden bekommen, da haben wir doch mal lieber das andere Lokal frequentiert, besser in unserem fortgeschrittenen Alter, haha.
Das Gelände ist inzwischen so weitläufig geworden, außer den privaten gibt es noch drei Pools für alle und weiter unter sind auch etwas kleinere, preiswertere Zelte. Natürlich kann, wer möchte, auch zum Sonnenuntergang auf einem Kamel die Hügel hochreiten, und es gibt auch Quads. Die sind aber weit genug vom Zeltbereich entfernt, so dass das Weiße Kamel doch ein Ort der Ruhe bleibt. Und zum Abschluss könnte man noch in die Hammam gehen oder eine Massage genießen.
Abdou kann sehr stolz sein auf das was er geschaffen hat. Sein Imperium ist richtig groß geworden und er hat das alles aus eigener Kraft, ohne reichen Vater im Hintergrund, geschafft.
Es war der 4. Dezember 2010, einen Tag vor meinem Geburtstag. Abdou, der Chef von Sahara Services, lud mich zum Essen in einem Restaurant in Marrakech ein, bevor es am nächsten Tag zu seinem neuesten Projekt gehen sollte, wo er eine Geburtstagsfeier für mich arrangiert hatte. Aber am nächsten Tag ging es mir so schlecht, Durchfall, kotzen, das volle Programm. Und dabei hatte ich mich doch so gefreut.
Abdou besaß ja schon in Mhamid ein Wüstenhotel und hatte in Chegaga einfache Biwaks. Aber früh hat er erkannt, dass viele Leute sich nicht die Zeit nehmen wollen/können, bis in die ferne Sahara zu fahren, um eine Nacht im Zelt unter dem Sternenhimmel zu verbringen. Sie wollen die Wüste gleich in Marrakech haben. Und da gibt es Agafay, ein Hügelgebiet vor den Toren von Marrakech, das auf den ersten Blick tatsächlich den Sanddünen der Sahara gleicht. Der Blick geht weit, man kann in der Nacht sogar die Lichter des 30 km entfernten Marrakech erkennen, aber auch einen wunderbaren Sonnenuntergang erleben.
Wir fuhren also raus, immer unterbrochen von kurzen Toilettenbesuchen, aber was macht man nicht alles. Es gab ein Restaurantzelt und einige Zelte zum Wohnen, dazu einen Sanitärblock. Abdou hatte extra für mich noch ein paar Leute eingeladen, eine traditionelle Musikerband und sogar eine Bauchtänzerin. So ziemlich die Einzige, die ich je in Marokko erlebt habe. Es war ein grandioser Abend, den ich nie vergessen habe, trotz Krankheit und ziemlicher Kälte.
Zwei Jahre später war das Camp noch nicht sehr verändert, aber es fanden große Events statt.
Und morgen werde ich euch berichten, wie das Agafay Camp heute aussieht.
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich die Strecke über die Cathedrale des Roches gefahren bin, den Felsendom. Es war Piste und natürlich muss ich nachschauen, wie der Zustand heute ist. Vom Glücklichen Tal geht es hinauf in die Berge und mein erster Stopp ist das wunderschöne Hotel Dar Ahansal. Das ist auf jeden Fall die komfortabelste Übernachtungsmöglichkeit in der ganzen Region, und, es gehört sogar noch ein Campingplatz dazu, und zwar ein richtig ordentlicher. Der einzige würde ich sagen im weiten Umkreis. Trotzdem ist die Gite gleich daneben auch sehr hübsch und empfehlenswert. Man kann sagen, der Komfort ist im Wander-Atlas eingekehrt.
Wir befinden uns hier im Geoparc UNESCO du M’Goun, eine landschaftlich außergewöhnliche Gebirgsgegend. Der Felsendom ist nur eine der herausragenden Felsformationen, die ganze Landschaft ist bizarr und eigentlich ist es gut, dass dazwischen immer noch Piste ist und uns zum Langsamfahren zwingt. Sobald das hier geteert ist fährt jeder schnell durch und hat keinen Blick mehr für die Landschaft. Ich treffe direkt vor dem herrlichen Ausblick zur Cathedrale zwei Motorradfahrer, schaue aufs Nummernschild, sie sind aus Italien. Ein kurzer Wortwechsel, einer spricht ein wenig Deutsch, und er fragt, was ich denn tue. Ich zeige ihm mein Reisehandbuch, weise daraufhin, dass ich Routen für Motorradfahrer speziell gekennzeichnet habe, und schwupps, ist ein Buch verkauft. Es denken ja immer alle, meine Bücher seien nur für Wohnmobilfahrer, aber das stimmt nicht, ich spreche alle Selbstfahrer an und eben auch Motorradfahrer. Okay, für Radfahrer sind die Routen vielleicht nicht so optimal, ihr lieben Radler, kommt doch nach Florida, da gibt es wunderbare Radstrecken und einen guten Führer von der Edith Kohlbach.
Auf dem weiteren Weg komme ich zu einer Auberge, die ich auch schon sehr lange kenne, sie liegt direkt am Assif Ahansal unter schattigen Nussbäumen. Ich habe dort mal gewohnt, mich durchaus wohl gefühlt, obwohl es nur ganz einfache Zimmer gab mit WC und Dusche außerhalb. Wie sehr habe ich mich also diesmal gewundert, aus dieser kleinen Gite ist ein richtiges Schmuckstück geworden. Ich denke, sie richtet sich weiterhin an Einheimische, die gerne an dieser kühlen Oase ein paar Tage verbringen, weniger an Touristen, die nur auf Durchreise sind. Es gibt nun auf der Wiese viele Möglichkeiten gemütlich zu sitzen, etwas zu essen und trinken, aber der Clou sind die Chalets. Nur drei an der Zahl, aber die sind sehr hübsch. Teils aus Holz gebaut, eines aber auch aus massivem Stein und sehr hübsch eingerichtet mit Salon. Ideal für eine Familie und auch ich wäre gerne geblieben, aber ich habe schon ein Zimmer in Ouzoud reserviert. Ich bin wieder genauso kaputt wie gestern und meine Trainingsuhr hat auch wieder Mountainbiking angezeigt.
Ich fahre ab Richtung Ahansal und auf dem Weg komme ich an der Ecole Vivante vorbei. Die habe ich in meinem Reisehandbuch ausführlich beschrieben, aber auch im Blog gab es bereits einen Beitrag:
Ich überlege kurz, ob ich wirklich halten soll, kenne ich das Projekt doch bereits, aber entscheide mich doch für einen Stopp. Es sind Ferien, also keine Schüler da, aber der Mann von Stefanie werkelt herum. Und zeigt mir alles. Ich bin total begeistert, denn es gibt doch eine ganze Menge Neues. Zunächst das wunderbare Klettergerüst im Hof. Deutsche Wohnmobilfahrer kamen einst zu der Schule, ich bin sicher, durch meine Bücher informiert, und waren so sehr begeistert, dass sie zwei Monate blieben und diesen Spielplatz gestalteten.
Doch das ist lange nicht alles. Es gibt nun ein Café, täglich geöffnet von 10 bis 18 Uhr, und das ist nicht nur eine Restauration, sondern gleichzeitig eine Ausbildungsstätte für die jungen Leute der Umgebung, die in den zahlreichen Herbergen arbeiten wollen. Die Küche ist offen zum Gastraum gestaltet, so dass man nicht nur den Mädels zuschauen, sondern auch an Kochkursen teilnehmen kann. Auch draußen auf der Terrasse kann man sitzen, ein Halt an der Schule oder sogar eine Fahrt extra dorthin ist unbedingt zu empfehlen. Und wenn ihr noch was mitbringt, ist das auch nicht verkehrt. Stifte, Papier, sogar Zahnpasta werden gerne genommen, am besten vor der Reise bei Stefanie anfragen, was gerade gebraucht wird.
Aber damit noch nicht genug, es gibt nun sogar eine Stellmöglichkeit für Wohnmobile! Natürlich kommt das in meinen Campingführer 2025, aber auch im Update werde ich es vermerken, sobald ich Zeit habe. Das Stehen ist kostenlos und auch die Nutzung von WC und Dusche. Und im Café könnte man gut essen. Und dabei dieses wunderbare Projekt anschauen. Esther, diese Straße schaffst du!
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