Kayakabenteuer

Markus, der Kanuführer, hatte wieder zum Paddeln geladen und diesmal sollte es um die Rettbergsau gehen. Das ist eine schmale Insel mitten im Rhein und gut 3 Kilometer lang, die ganze Tour somit 10 km. In Florida paddele ich zwar schon länger, aber kürzere Strecken durch flaches, ruhiges Wasser. Ich will euch nicht alles genau berichten, aber es war doch recht lang und da ich nicht an Handschuhe gedacht hatte bildeten sich auch ein paar Blasen. So richtig toll war es nicht, denn es die Leute paddelten einfach los und achteten nicht darauf, ob es auch langsamere Leute gibt. Und ich als Neuling so allein auf dem Rhein, das ist nicht ideal.

Nachbar Aleksander war zwar gleichzeitig mit mir in den Club eingetreten, aber er paddelte nur mit Freund Iwan, Jungs halt zusammen. Doch dann ging Iwan in Urlaub und Aleksander erinnerte sich an mich und schlug vor, zusammen paddeln zu gehen. Wir blieben nur im Hafen und ließen uns so richtig Zeit bei herrlichem Wetter. War schön. Doch eigentlich hätten wir gerne irgendwo angelegt und wären mal ausgestiegen, doch das ist im Hafen nicht möglich.

Also sollte es beim nächstenmal doch auf den Rhein gehen. Genau gegenüber der Hafenausfahrt ist der Beginn der Rettbergsau, sie bildet dort eine Öffnung und es ist möglich, ins Innere der Au zu kommen. Dort sind Sandstrände und es ist deshalb ein beliebter Liegeplatz am Wochenende für kleine Boote. Doch zunächst muss man über die Fahrrinne der großen Schiffe kommen. Wir waren in zwei Einern, ich fuhr voraus, Aleksander weit hinter mir. Es war etwas windig und der Rhein hatte hohe Wellen. Aber wir kamen gut an. Fanden eine schöne Stelle, stiegen aus und Aleksander schwamm sogar. Das Wasser im Innern der Au ist zwar ruhig, aber nicht sehr sauber, also nichts für mich.

Dann ging es wieder zurück. Aleksander sagte, bitte bleib in meiner Nähe. Also paddelten wir hintereinander aus der Lagune auf den großen Fluss, Blick rechts, Blick links. Ich sah einen großen Schlepper in der Ferne, aber nahm an, dass er in die Gegenrichtung fährt. Also los in die nun wirklich hohen Wellen.

Bitte erspart mir die Einzelheiten, nur so viel, es war knapp. Der Kahn kam eben doch in unsere Richtung. Nach diesem zu wackligen Knien führenden Abenteuer wollten wir uns eigentlich in Zukunft auf den langweiligen Hafen beschränken, doch dann lud Markus zu einer Fahrt auf die Lahn ein.

Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh …

An das Kinderlied erinnere ich mich, aber an mein Schuhputzzeug nicht. Normalerweise trage ich Teva Sandalen und Turnschuhe, die braucht man nicht putzen. Aber gestern trug ich mal Lederschuhe. Und stellte plötzlich fest, dass die total schlammverschmiert waren. Also putzen!

Ja, aber wo ist mein Schuhputzzeug? Ich weiß, dass ich mal, als ich in grauer Vorzeit noch arbeitete und im Büro etwas weniger leger gekleidet sein wollte, eine Menge davon besaß. Und fleißig putzte. So was bewahrt man ja meist in einer Schublade auf. Aber ich kenne alle meine Schubladen, da ist nichts. Wo könnte es sein?

Doch zum Glück hat die Demenz noch nicht hundertprozentig zugeschlagen, plötzlich fiel mir ein, dass ich doch eine wunderbare Schuhputztruhe besitze, handbemalt, so wie sie die professionellen in Marokko benutzen. Also ab in meine marokkanische Ecke und da stand sie. Weinrot sind die Schuhe, aber ich fand zunächst nur Unmengen von neuen Tuben mit blauer Schuhcreme. Ja, besaß ich denn jemals blaue Schuhe? Ich kann mich nicht erinnern. Schwarz war schon ziemlich eingetrocknet, hätte mir aber eh nichts genutzt. Aber da war sie, eine Tube mit Mahagoni. Zwar etwas vertrocknet, aber es klappte.

Es ist schon erschreckend, was man so alles vergisst. Aber irgendwann, wenn ich nicht mehr daran denke, fällt es mir wieder ein. Also noch nicht alles zu spät.

Danke, liebes Konjunkturpaket

Heute Morgen fiel ich wieder in ein ganz tiefes Coronaloch. Auslöser war das seit Wochen diskutierte Konjunkturpaket, das ja vor allem mit seiner Mehrwertsteuersenkung unendliche Impulse zur Ankurbelung der Wirtschaft geben soll.

Welche Wirtschaft? Meine ganz sicher nicht. Mit Beginn der Pandemie Anfang März  sanken meine Buchverkäufe auf Null. Mein Mitarbeiter auf Minijob Basis, der zwar noch andere Einkünfte hat, aber dennoch diesen Posten in seiner Lebensplanung fest eingeplant hat, war ebenso davon betroffen. Null. Nichts mehr. Das traf uns hart. Klar habe ich noch eine Rente, habe ja mein Leben lang hart dafür gearbeitet. Aber dieses Zusatzeinkommen ist auch für mich wertvoll, ermöglicht nur dieses die Möglichkeit zu reisen.

Klar, nun kam Corona und ich kann eh nicht mehr reisen. Aber ich fühle mich eingesperrt, fühle mich wie im Gefängnis. Und heute früh kam es besonders schlimm. Ich versuche, es mit Sport zu kompensieren, war wahrscheinlich noch nie im Leben so fit wie jetzt.

Aber was bringt mir das Konjunkturpaket? Null, nichts, niente, rien, oualou. Mehrwertsteuer auf Bücher künftig 5 % statt 7 %? Klasse. Pro Campingführer 3 Cent. Das gebe ich nicht weiter, kommt in meine Tasche, denn es gibt ja Buchpreisbindung. 3 Cent von jedem Buch, das nun nicht bestellt wird. Und auch nicht bestellt würde, wenn ich die 3 Cent weiter gäbe. Denn im Moment sind Reiseführer so das letzte, was die Menschen brauchen und kaufen. Mein ziemlich großer Verdienstausfall wird also getragen: einzig und allein von mir selbst!

Aber wenn ich diese scheinheiligen Äußerungen unserer Politiker höre wird es mir einfach nur schlecht. Mein Ausfall ist da, ist real, aber von den Hilfen kommt bei mir absolut nichts an. Nein, ich werde mir kein Elektroauto kaufen. Weiß auch nicht, wie ich damit in die Sahara kommen soll. Und auch keinen neuen Fernseher oder Waschmaschine. Die einzige Anschaffung, die ich für sinnvoll hielt, was das eBike. Aber auch hierfür kommt diese Mehrwertsteuerabsenkung viel zu spät, denn Corona begann ja schon vor einer ganzen Weile, nun ist es zu spät. Wer also profitiert von dieser Maßnahme? Amazon, die in der Summe ihrer riesigen Umsätze nun noch weniger zahlen müssen. Oder wer?

Ich bin so sauer.

Marokko aktuell

Heute hatte ich ein längeres Telefongespräch mit Abdou, alter Freund und Reiseveranstalter in Marokko. Er ist glücklich, nach 3 Monaten des Lockdowns nun endlich wieder einmal in einem Cafe zu sitzen und zu frühstücken. Ich möchte vorausschicken, dass alles, was ich hier berichte, auf Hörensagen beruht, ich habe keine gesicherten Fakten oder Quellen dafür.

Auch in Marokko gab es staatliche Hilfen für die Menschen. So hat ein Großteil seiner fest angestellten Mitarbeiter ein Überbrückungsgeld vom Staat bekommen und Abdou hat noch etwas drauf gelegt. Die Familien im Süden, die wegen ausbleibender Touristen ja keine Einkünfte mehr hatten, haben monatlich 1200 Dirham bekommen, damit sie Nahrungsmittel kaufen können. Abdou sagte, zum Glück verfügt Marokko ja über genügend Nahrungsmittel, so dass niemand hungern muss. Und dieses Hilfsprogramm führt er auf den König zurück, nicht auf die Regierung.

Er selbst hat die Zeit genutzt, um sein Lieblingsprojekt White Camel weiter auszubauen. In den allerersten Wochen war es nicht möglich, dort zu arbeiten, aber danach konnte er doch bauen, immerhin liegt es außerhalb von Marrakech in freier Natur. Er hat ein zusätzliches Haus errichtet für einen Spa mit Hammam und ich kann es kaum abwarten, das zu sehen (und zu nutzen). Ich füge euch ein Video vom weißen Kamel an, das ich letzten November gedreht habe. Ihr könnt davon ausgehen, dass es jetzt noch viel schöner ist.

Inzwischen sind also Geschäfte, Restaurants und sogar die Hammams wieder geöffnet. Das White Camel will ab 11. Juli wieder Gäste empfangen. Es gibt schon Flüge, die hauptsächlich dazu dienen, die vielen Marokkaner, die wegen Corona in Europa gestrandet sind, heim zu holen. Diese Leute sollen nach Ankunft für eine Woche auf Staatskosten in Hotels untergebracht werden. Die Infiziertenzahlen steigen in den letzten Tagen, einfach weil zur Zeit massiv getestet wird. Angestellte im Tourismussektor, auch Abdous Chauffeure werden getestet. Trotzdem oder gerade deshalb hofft Abdou, dass ab 11. Juli das Land wieder für Touristen geöffnet wird. Ich habe mal geschaut und einfach so nach einem Flug Frankfurt – Marrakech für den 22. Juli gesucht. Ryan Air hat nichts, aber auf der Seite von Royal Air Maroc wird mir ein Flug von AirFrance angeboten mit Umsteigen in Paris. 300 Euro sind durchaus korrekt dafür.

Mein Plan ist es, so bald als möglich für 2, 3 Wochen nach Marokko zu fliegen und zu erkunden, wie die Situation ist. Natürlich werde ich dann berichten. Natürlich habe ich auch die Seite des Auswärtigen Amtes aufgerufen, um zu sehen, was die über Marokko schreiben. Zwar weiß ich, dass die Reisewarnung für alle außereuropäischen Staaten noch bis Ende August gilt, egal, ob sie nun kaum Infizierte haben oder nicht, aber entsetzt war ich schon, zu sehen, dass das AA noch nicht einmal die augenblickliche Lage kennt. Für sie ist das Land immer noch unter einer Ausgangssperre. Natürlich habe ich gleich geschrieben, aber ob das Erfolg hat? Die Reisewarnung bedeutet natürlich auch, dass alle aus Marokko zurück kommenden Reisenden 14 Tage in Quarantäne müssen. Was natürlich nicht mit der Urlaubsreise eines Arbeitsnehmers zu vereinbaren ist. Ich würde mir wünschen, dass diese Warnungen nach der realen Situation ausgesprochen werden und nicht nach politischen Rücksichten. Ist aber so viel einfacher für die guten Leute, einfach alle unter einen Kamm zu scheren, warum soll man sich die Mühe machen und Einzelfälle anschauen.

Ich rechne schon damit, dass so einiges, was man kennt und liebt, geschlossen sein wird, die Krise nicht überstanden hat. Eines der ersten Opfer ist unsere liebe Susanne in Tetuan, die ihr schönes Restaurant mit Stellplatz leider schließen musste. Ich drücke einfach allen unseren Freunden die Daumen, dass sie irgendwie durch diese Krise kommen werden und es bald wieder aufwärts geht.

Wassertaufe

Am Mittwoch sollte ich dann zum erstenmal die Kayak-Wander-Gruppe treffen, angeführt von Markus. Ich war schon früh im Hafen, wollte schon mal zu Wasser gehen. Doch dann kam das Gewitter! Es schüttete und schüttete. Ich wartete eine ganze Weile, rief dann aber Markus an, um zu fragen, ob er bei dem Wetter überhaupt kommt. Wollte zumindest einige Fragen stellen. Er sagte, ja, auf jeden Fall, warte.

Zunächst stand ich dumm rum, schaute jeden, der kam, an und überlegte, ob es wohl Markus sei. Schon doof, wenn man nicht weiß, wie der Erwartete aussieht. Kurz vor sechs fragte ich dann die Umstehenden. Seid ihr Kayaker? Ja. Seid ihr Markus? Nein. Die fälschlich Beschuldigten stellten sich als ziemlich harte Sportler heraus, sahen die Frage nach Markus auch eher als abschätzig an, denn es waren die Trainer der Jugendmannschaft. Oh, sorry, nein, dazu gehöre ich nicht.

Und dann kam er. In Begleitung einer Dame. Zwar war noch ein anderer Mann da, der aber auch neu war und nur Infos über den Verein wollte und dann sagte Markus, so, nun ab an die Boote! Boote? Es regnet. Das Gewitter ist noch nicht richtig abgezogen. Das beeindruckte Markus und seine Begleitung nicht. Also suchte ich mir wieder mein blaues Einer aus, Markus ein Zweisitzer mit Dame. Meine sportlich kurze Bekleidung ergänzte ich mit einem Kapuzenshirt, die anderen waren ausgerüstet mit Surferanzug und Spritzschutz. Spritzschutz? Davon habe ich in Florida noch nie gehört. Markus half mir ins Wasser und ins Boot, was schon viel besser ging und los paddelten wir. Natürlich gleich hinaus auf den Rhein. Als ein dumpfes Gewittergrollen aufzog blieb Markus kurz stehen, lauschte, meinte, bei Gewitter müssen wir zurück, aber als nichts weiter kam, paddelte er los. Ich hinterher. Was mir auch keine Probleme bereitete, paddeln ist ja nicht schwierig. Es war kein Wind, keine großen Böcke auf dem Fluss und es ging mit der Strömung. Also alles super. Wenn man vom leichten Regen absah. Nach kurzer Zeit war mein Sweatshirt durchnässt. Wir kamen nach Walluf und Markus meinte, wir fahren durch den Seitenarm zurück. Das klingt gut, schön ruhig. Ich hatte ja keine Ahnung, was mich erwartete.

Am Ende des Arms hielt Markus im Zweisitzer an dem aus Felsbrocken aufgeschütteten Damm. Ich war erstaunt. Steigen wir hier aus? Mache ich ja nicht so richtig gern mit meinem kaputten Rücken. Aber Markus beruhigte mich, nein, bleib nur sitzen, ich ziehe dich rüber. Das hielt ich für einen richtig guten Witz. Aber so langsam dämmerte mir, dass dieser Seitenarm keinen Ausfluss zum Rhein hat und dann ganz klar die Rückkehr oder das Drüberschieben die einzigen Optionen sind. Also, mein Kayak in USA hätte das nicht ausgehalten. Aber Markus schob und zerrte und schließlich war ich drüben, und auch seine Dame im Zweisitzer kam hinterher. An der Club-Anlegestelle ist ein großes Schild, dass Kayaks nicht zum Deck geschleift werden dürfen, sondern getragen werden müssen. Aber hier schaut ja keiner hin und die Prijon Kayaks sind von wirklich guter Qualität.

Markus erwähnte, dass jeden Monat zwei Ausfahrten mit dem Bus gemacht werden, jeweils so drei Tage und dass es im Juli nach Frankreich geht. Ich schrie sofort, da komme ich mit. Er fragte, ob ich ein Zelt besitze. Neiiin – oder doch, ja. Aber ich bin ja eher ein Hotelmensch. So Zelt, Isomatte und Schlafsack, das ist nicht unbedingt mein Ding mit kaputtem Rücken. Und das alles noch im kleinen Kayak transportiert, also das muss ich mir doch noch einmal überlegen.

Jedenfalls kamen wir nach eineinhalb Stunden gut, aber tropfnass wieder im Hafen an und ich hatte meine Wassertaufe im Club erlebt. Und freue mich schon aus Sonntag.

Dank Corona Kayak in Schierstein

So ganz langsam hole ich mir Florida nach Hause. Es fiel mir ziemlich schwer, plötzlich nichts mehr zu tun zu haben, den Lebensinhalt zu verlieren. Also muss man sich Ersatzbefriedigung suchen. Das war das Fahrrad fahren und die Anschaffung des eBikes. Wunderschön. Doch irgendwann waren zumindest die Wege in meiner Nähe, die ich ohne Fahrradträger am Auto erreichen kann, abgefahren. Mehr muss her. Oder was Neues. In Florida gab es ja Kayak. Aber doch nicht in Deutschland! Da gibt es die Lahn. 60 km entfernt. Staustufen mit Schleusen ohne Ende. Nur fahren in einer Richtung möglich. Dann wird das Kayak abgeholt und der Mensch muss sehen, wie er zurück kommt. Ein paar Kröten kostet das auch. Nein, irgendwie nicht so richtig schön.

In meiner Verzweiflung und auf die Forderung meines Fitness Trackers, jeden Tag genügend Leistung zu zeigen, ging ich in Biebrich spazieren. Also in einem Ortsteil einer Stadt, in der ich mehr als 4 Jahrzehnte gelebt habe, und direkt am Rhein. Und kam an einem Kanuclub vorbei. Ach, das könnte doch was sein. Alles war zu, aber einen Flyer fand ich. Hoffnungsvoll nahm ich ihn mit nach Hause. Las die Bedingungen durch. Freischwimmer erforderlich!

Nein. So nicht. Natürlich habe ich keinen Freischwimmer, das gab es in meiner Jugend noch nicht, zudem hatte Adenau, wo ich die wichtigen Jahre verbrachte, noch nicht mal ein Schwimmbad. Klar kann ich schwimmen, aber nur Brust und geradeaus, kein Tauchen, um irgendwelche Ringe vom Boden zu holen, und so richtig habe ich auch keinen Drang, mich von einem Brett in die Fluten zu stürzen. Also, aus mit dem Traum.

Dann traf ich meinen Sohn. Und erfuhr zu meinem übergroßen Erstaunen, dass er vor ein paar Jahren mal im Wassersportclub Schierstein war, um zu paddeln. So richtig weit hat er es in diesem Sport nicht gebracht, mir nie davon erzählt und natürlich hat auch er keinen Freischwimmer, hält er sich doch gerade mal eben so über der Wasseroberfläche. Also, das wäre doch was. Samstag bin ich gleich hin, traf einen Kanuten und er meinte, sie würden mich einfach ins Hafenbecken werfen, dann würden sie schon sehen, ob ich schwimmen kann.

Am Dienstag dann sollte die Geschäftsstelle geöffnet sein. Ich mit meinem ausgefüllten Mitgliedsantrag hin. Was ist mit Freischwimmer? Die Sekretärin war platt, noch nie hätte sie jemand danach gefragt. Steht aber doch auf der Internetseite. Der Clubpräsident kam hinzu und schnell war man sich einig, das trifft vor allem auf die jungen Mitglieder zu. Solche ehrwürdigen Semester wie ich tragen für ihr Leben selbst die Verantwortung. Als ich dann noch erfuhr, dass der Jahresbeitrag nur 96 Euro kostet, man dafür so viel und so lange sich ein Kayak nehmen kann wie man möchte, war ich innerhalb von Minuten Mitglied. Warum musste ich mehr als 40 Jahre in dieser Region leben, um das zu erfahren.

Und fahren tat ich dann auch am Freitag. Der Wetterbericht versprach glänzendes Wetter und schon vor 11 Uhr war ich am Hafen. Also, Bootshallen und Kayaks gibt es viele. Hatte auch schnell ein schönes gefunden. Nur, wie bringt man das Ding zum Wasser? Und wie kommt man rein? Sprach ich schon von meinem kaputten Rücken?

Zum Glück kam gerade ein anderer Kanute und half mir bei der Auswahl des Bootes und des Paddels und auch beim Tragen bis zum Wasser. Dann war ich aber erstmal allein mit diesem Gefährt und noch lange nicht drin. Freundin Margitta kam, um mir moralischen Beistand zu leisten oder auch, um mich ins Wasser platschen zu sehen, wer weiß. In Florida steigt man am Rande eines seichten Gewässers langsam ins Kayak, hier ist ein Dock, man setzt zunächst das Boot ins Wasser. Hilfe, wie bloß, das Ding ist schwer. Okay, und dann muss man rein. Irgendwie hatte ich Angst. Dann kam aber der nette Helfer, hielt das Boot fest und ich stieg rein. Dann war alles ganz einfach. Hafen rauf, Hafen runter, zunächst werde ich ja nicht auf den Rhein hinaus fahren mit der Strömung und den vielen Motorbooten, aber dann musste ich ja auch irgendwie wieder raus. Das war schon schwieriger. Eine nette Frau saß am Dock und erbot sich, mein Kayak festzuhalten. Aber so richtig ging es immer noch nicht. Doch dann kamen meine zwei Retter vom Anfang, hielten das Boot fest und zeigten mir, wie ich raus komme. Der eine half mir schließlich, das schwere Boot zurück zum Bootshaus zu tragen. Und schon lag ich mitsamt Boot auf der Nase. Das schwankende Dock ist halt nicht so einfach mit einem unhandlichen Boot. Also irgendwie habe ich mich furchtbar blamiert und kann nur hoffen, dass ich erstens diese zwei Männer nicht mehr treffe und zweitens ich es mit der Zeit auch besser lerne. Aber eins ist klar, allein kann ich kein Boot hin und zurück bewegen.

Und dann habe ich es noch nicht mal geschafft, die Tür zum Klo aufzuschließen und der gleiche Retter musste kommen. Ach, wie peinlich.

Gestrandet in Marokko – nette Antwort auf eine Mahnung

Ich versende meine Bücher mit Rechnung, bei mir braucht niemand vorher zu zahlen. Und ich habe damit ganz gute Erfahrungen. Manchmal denkt jemand, er hätte schon mit Kreditkartte bezahlt, im Shop kann ich dann mit einfachem Klick eine Mahnung schicken und das Geld kommt. Hin und wieder, wirklich sehr selten, gibt es Fälle, wo auch dann keine Reaktion kommt. Dann muss ich nachforschen, eventuell anrufen. Und auch dann kommt sehr oft eine gute Reaktion, denn die Leute hatten ja mit meinen Büchern eine nette Erfahrung in Marokko und senden mir noch mein Geld.

Nun hatte ich wieder mal einen solchen Fall. Die Kundin hatte nicht auf meine Mahnungen geantwortet. Da sie Anfang Januar bestellt hat, hatte ich ja schon so einen Verdacht. Wer bestellt will bald nach Marokko reisen. Und kam in diesem Frühjahr mitten in die Corona Krise und den kompletten Lockdown in Marokko. Also schrieb ich noch einmal eine persönliche Email und fragte, ob sie denn eventuell in Marokko gestrandet sei. Die Antwort finde ich Wert, hier abzudrucken und ich bedanke mich herzlich:

Ohne es wohl selbst zu wissen, haben sie uns bei unserer Rückkehr aus Marokko sehr geholfen. Dafür wollte ich mich schon die ganzen Wochen bei ihnen bedanken.
Tatsächlich mussten wir dies wunderbare Land Hals über Kopf verlassen, was sich mit unserem Riesengefährt und unserer sechsköpfigen Familie als nicht so einfach erwies.
Ein Wüstencamp bei Mahmid, geleitet von Mustafa, dem wir viel verdanken, beherbergte uns, bis wir endlich grünes Licht für einen Flug erhielten.
Mein Bruder, dem ich immer wieder von ihren Reisebüchern vorschwärmte, versuchte damals einen Kontakt zu ihnen herzustellen und traf dabei auf einen Kontakt, der uns in den letzten Tagen in Marokko sehr unterstützte und sich nun um unser dortiges zu Hause auf vier Rädern kümmert.

Die Zeit bevor die Welt sich begann schneller zu drehen, durften wir mit unseren Kindern in diesem Land verbringen, welches uns immer noch in seinem Bann hat und wir warten nur darauf unsere Reise, unsere Aufgabe weiter zu führen. An Bord hatten wir unzählige Schulmaterialien, welche meine Kinder in einer sehr innigen Aktion in ihren Klassen gesammelt hatten und welche wir zu einer Schule im Hohen Atlas bringen wollten.
Unsere Kinder hatten eine richtige Aufgabe, es war ihre Mission ihre gesammelten Werke dorthin zu bringen, doch unsere Geschichte sollte erstmal anders weitergehen.
Was uns die Zukunft bringt ist ungewiss, außer dass ich ihnen umgehend das Geld für Ihr Buch überweisen werde, was ich in all dem Trubel nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich bitte dies zu entschuldigen.
Ihre Bücher waren eine der besten Investitionen überhaupt in dieser Zeit und entpuppten sich oft als Segen. Schon eine Vorahnung von dem zu haben, was einen hinter dem nächsten Berg erwartet, war für uns Großfamilie viel wert.
Die Werkstatt in Zagora, die Schönheit der Oasen, ab und an einen Pool für die Kinder und die unübertreffliche Freundlichkeit der Menschen von denen sie sprachen, all das sollte sich stets bewahrheiten. Der Spruch meiner Kinder vor jedem neuen Platz „Na Mama, was meint denn Edith dazu?“, klingt noch in meinen Ohren. Wir haben es sehr genossen.

Ihre Bücher liegen leider noch dort, da wir keine Gepäckstücke hatten, konnten wir leider, außer die vier kleinen Kinderrucksäcke der Jungs , nichts mitnehmen.
Doch können wir es kaum erwarten, wieder darin zu blättern.

Wir sind ihnen sehr verbunden und verbleiben mit herzlichsten Grüßen aus der Pfalz, Eva, Jörg, Nil, Mattis, Pontus und Justus 

Chinesisches Narrativ

Ich hatte in meiner Schulzeit Latein, wenn es auch mein schlechtestes Fach war und ich nie irgendwelche Erfolge darin erzielt habe. Trotzdem hilft mir diese Grundausbildung zum Verstehen vieler Fremdwörter in unserer Sprache. Aber nun kommt in jeder Pressemeldung bezüglich Corona, in jedem politischen Fernsehbericht das Wort Narrativ im Zusammenhang mit der Entstehung des Virus. Das habe ich noch nie zuvor gehört, ich möchte mal behaupten, es gehört nicht zu unserem Sprachgebrauch. Dennoch wird es so oft verwendet, dass ich Google benutzen musste, denn ich wusste absolut nicht, was es bedeutet. Wikipedia sagt dazu:

Als Narrativ wird seit den 1990er Jahren eine sinnstiftende Erzählung bezeichnet, die Einfluss hat auf die Art, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen Nationalstaat oder ein bestimmtes Kulturareal bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel. In diesem Sinne sind Narrative keine beliebigen Geschichten, sondern etablierte Erzählungen, die mit einer Legitimität versehen sind.

Aha. Nun weiß ich es. Es ist die Erzählung, wie die Chinesen das Virus begründen. Aber muss man wirklich dazu dieses unverständliche Wort nutzen? Könnte man nicht zum Beispiel einfach sagen, die chinesische Version der Dinge? Oder noch deutscher, die Darstellung. Nein, man muss es kompliziert machen.

2 Wochen Giant eBike-Erfahrung

Zunächst einmal: warum heißen die Dinger bei uns Pedelec? Für mich sind es eBikes und ich bleibe dabei. Zum Hintergrund: ich fahre viel im flachen Florida, besaß kein Rad im heimischen Taunus wegen der vielen Hügel. Und jung bin ich auch nicht mehr.

Und nun kam Corona. Deshalb habe ich mich entschlossen, vor allem auch, um den Trainingsstand, den ich in Florida erworben hatte, nicht zu verlieren, mir ein eBike anzuschaffen. So richtig fahre ich es nun seit dem 12. Mai, also knapp zwei Wochen. Fast täglich um die 20 – 30 km.

Schon die Probefahrt hatte gezeigt, dass es einfach ein Traum ist. Ab dem Laden ging es bergauf, was das Rad im Auto-Modus super leicht schaffte. Aber zunächst musste ich mich ja einmal entscheiden, wo ich es kaufe. Trotz der Probefahrt im heimischen Laden kam auch das Internet infrage. Mein erster Versuch war leider ein Fiasko, ich geriet an einen Fakeshop, wie ich hier schon geschrieben habe:

https://marokkoblog.edith-kohlbach.de/quarantaene-abenteuer/

Aber ganz ausgeschlossen war das Internet weiterhin nicht. Zum einen gab es gebrauchte Räder, auch so um die 600 Euro, zum anderen gab es das Fischer Rad, das gute Testergebnisse hatte und in Supermärkten für etwa 1500 Euro angeboten wurde. Dann der Hinweis unseres Hausmeisters, dass ein Hausbewohner das Fischer Rad hat. Kurz danach ein Anruf eines weiteren Nachbarn, guter Freund vom ersten. Auch er sagte überschwänglich, ja, frag den Iwan, der kennt sich aus und vor allem, der kann alles super günstig besorgen.

Fand ich toll, fragte nach der Telefonnummer, der Gute wohnt ja nur einige Stockwerke über mir. Doch statt dass mir die Nummer geschickt wurde kam ein weiterer Anruf. Iwan hätte keine Zeit und keine Lust, mit mir über das Rad zu sprechen und außerdem sei ich ja intelligent genug, alleine ein Rad zu finden.

Giant Explore+ 2 GTS

Ich war ziemlich geschockt. Wie kann man nur so unfreundlich sein unter Nachbarn. Ich wollte nur mal das Rad sehen, nach seinen Erfahrungen fragen. Und habe den leisen Verdacht, dass, wenn ich einige Jährchen jünger wäre, die Antwort anders ausgefallen wäre. Nach einem langen Entscheidungskampf entschied ich mich schließlich für den heimischen Laden RadKultur, nur ein paar Schritte entfernt, in der Hoffnung, dort einen guten Service zu erhalten. Das Giant Explore+ 2 GTS zu 2499 Euro hat die neueste Technik und ist im Internet auch nicht billiger.

Hundertprozentig war der Service nicht, ganz ehrlich. Auf einige Fragen erhielt ich nur ziemlich vage Antworten, und einer der Mitarbeiter war ziemlich unfreundlich. Aber Sebastian, bei dem ich bestellte, war okay. Im Augenblick ist ja ein unglaublicher Run auf Bikes jeder Art, vor allem auch auf eBikes, und so hatte der Laden mein gewünschtes Giant Rad nicht vorrätig. Giant in Holland scheint auch ziemliche Nachschubprobleme zu haben, aber Sebastian versprach; sich bei Händlerkollegen umzusehen und knapp eine Woche nach Bestellung wurde mir das Rad übergeben. Es hat eine Querstange, was heißt, dass ich mein Bein sportlich über das Rad schwingen muss. Beim Florida Mountainbike klappt das gut. Dieses Rad in der Größe M (48,5) ist zwar etwas höher, aber es klappt noch. Ich bin 1,70 m groß. Mein dazu bestelltes Körbchen war noch nicht da.

Die erste Fahrt endete mit einem leichten Sturz, da ich zu einer Stelle kam, wo der Radweg an einer vielbefahrenen Straße endet, am steilen Berg und seitlicher Neigung. Das Rad beim Absteigen also zur Seite geneigt und so schwer, dass ich es nicht halten konnte. Das muss ich noch lernen bzw. diese gefährliche Stelle meiden. Nach Übergabe ist die Batterie nur wenig geladen, sie soll leer gefahren und dann über Nacht voll aufgeladen werden. Es gab aber noch einen Balken, der noch etliche Kilometer reichen sollte.

Also ging es von Wehen über den Halberg Richtung Orlen. Dort wollte ich umdrehen und über den Berg wieder zurück, im ganzen nicht mehr als 10 km. Doch schon in Orlen war Ende Gelände, Batterie leer. Nun lässt sich das Rad ja auch ohne Motor ganz gut fahren, nur über den hohen Halberg kam ich nicht, da war kurzes Schieben angesagt.

Körbchen

Dann kam das Körbchen. Das jedoch ist nicht die richtige Bezeichnung, es ist ein ziemlich großer Korb, an die 10 cm höher als der Sattel. Nur mit ziemlicher Mühe konnte ich athletisch mein Bein darüber schwingen, aber als ich beim Laden anhielt und absteigen wollte fiel ich mal wieder hin. Dafür bekam ich den Sack Blumenerde mit Leichtigkeit in den Korb. Als ich wieder aufzusteigen versuchte hatten die Passanten so viel Mitleid mit mir, dass sie mir ein Treppchen zum Aufsteigen anbieten wollten.

So geht es also nicht. Gleich am nächsten Morgen war ich wieder im Laden. Sebastian war nett und verständnisvoll und tauschte den Riesencontainer gegen eine Tasche aus. Sie ist sogar isoliert, ich könnte also einen kleinen Imbiss dort kühl halten. Aber keine Einkäufe verstauen. Macht nichts, meine Autos wollen ja auch bewegt werden.

Rahmentasche fürs Phone

Doch um nun durch den Wald zu rasen war ich immer noch nicht völlig ausgerüstet. Denn ich brauche ja Navigation. Zwar steckte ich das Phone in die Jackentasche, aber einerseits drohte es ständig, heraus zu fallen, andererseits konnte ich nicht immerwährend darauf schauen und verfuhr mich dauernd. So geht es nicht.

Ich könnte eine Halterung für mein Smartphone kaufen, die am Lenker befestigt wird. Gefiel mir nicht hundertprozentig, zu wuchtig, der Lenker wäre voll. Dann sah ich aber eine kleine Rahmentasche. Das wäre es, das Phone liegt obenauf und ist durch Klarsichtfolie gut zu erkennen. Sebastian hatte keine vorrätig, also bei Amazon bestellt am 13. Mai. Zwei Tage später bekam ich die Mitteilung des Verkäufers, dass die Sendung abgeschickt sei, aber Ende Juni kommt. Was? So lange kann ich nicht warten. Versuchte zu stornieren. Was nicht klappte. Der Händler sagte, die Tasche sei unterwegs, aber käme aus China. Also habe ich anderswo eine zweite bestellt, kann eine ja mitnehmen nach Florida. Viel günstiger als die Chinatasche und sollte gleich kommen. Heute, am 22. Mai, kamen sie beide. Es gibt also noch Überraschungen. Die Chinatasche ist schon montiert, aber noch nicht getestet.

Und nun der Test

Getestet habe ich aber das Fahren. Und habe deswegen für heute einen radfreien Tag eingelegt. Denn mein Rücken tut weh.

Aber von vorne. Mein Rad hat die Schaltungen Sport, Normal, Eco und Auto. Normal habe ich nicht ausprobiert. Schnell hat sich herausgestellt, dass für mich Auto das richtige ist. Eco kann ich nehmen, wenn ich eben oder bergab fahre, doch könnte ich es dann auch ganz ausschalten. Das will ich aber nicht, denn ich möchte ja weiterhin das Display mit KM-Anzeige usw. haben. Bergauf gibt mir Eco zu wenig Unterstützung. Sport hatte ich kurz ausprobiert, es soll noch stärker sein, aber ich habe nicht wirklich einen Unterschied zu Auto festgestellt. In dieser Einstellung habe ich bisher bis zu 70 km pro Ladezustand erreicht. Danach muss der Akku etwa 5 Stunden aufgeladen werden, er schaltet sich danach von selbst ab. Man kann auch das Smartphone an den Akku anschließen, was für längere Touren gut ist, denn die Navigation verbraucht viel Strom. Ein Kabel liegt bei, aber ich habe es noch nicht benutzt. Im Schnitt fahre ich pro Tour etwa 25 km, das reicht mir in meinem hohen Alter. Wie schon gesagt, der Taunus ist hügelig, und wenn man nun denkt, dass es bergab doch wunderschön geht, so kann ich das nicht bestätigen. Die meisten Wege durch den Wald sind Schotter/Kies, ich habe Angst zu rutschen und deshalb muss ich stark bremsen. Wobei die Scheibenbremsen natürlich toll sind. Im Prinzip geht bergauf fahren viel leichter. Am Anfang dachte ich Laie, dass ich mit Motor nicht schalten muss, aber das war ein Irrtum, man muss genau wie ohne Motor am Berg schalten, nur dann gibt es die entsprechende Unterstützung. Und natürlich muss man auch kräftig in die Pedale treten. Bisher komme ich mit einem vollen Akku und der Einstellung Auto so um die 70 km weit.

Was zu wünschen wäre ist natürlich, dass das Display ein richtiges Navi hätte. Das ist es nicht, deshalb muss man das Smartphone zu Hilfe nehmen. Es gibt dazu verschiedene Apps. Am meisten habe ich bisher Google Maps genutzt, aber wenn ich mitten im Wald eine neue Route aufrufen will, sagt es mir oft, dass ich keinen Internet Empfang habe und offline keine neuen Routen berechnet werden können. Zusätzlich habe ich ein Garmin Navi, das kein Internet benötigt, aber fürs Auto ausgelegt ist. Es gibt die Funktion zu Fuß, nicht aber Rad. Und die Wege, auf die ich damit geschickt werde, sind für Rad grenzwertig. Gerade im Augenblick, wo in den hessischen Wäldern heftig abgeholzt wird wegen dem Borkenkäfer, da liegen oft mal Stämme über dem Weg und nicht immer kann man das Rad darüber heben. Auf den breiten Hauptwegen wäre das nicht.

Dann gibt es noch die App Komoot. Eine Regionenkarte erhält man kostenlos, den Rest muss man kaufen, was ich noch nicht getan habe. Aber auch Komoot konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Nicht zur Navigation, sondern um nachher meine Route nachzuvollziehen, nutze ich meinen Fitness Tracker von Fitbit. Er zeichnet die Strecke auf und gibt mir nachher eine Kartenskizze aus. Das macht Komoot auch. Aber abschließend kann ich über die Navigation noch nichts sagen, das muss ich weiter testen, vor allem auch in Verbindung mit der Rahmentasche, wo ich ja während der Fahrt das Handy im Blick habe.

Abschließend kann ich sagen, ich hätte mir ein Rad nehmen sollen ohne Querstange und wenn es eine Idee kleiner wäre, wäre es auch besser. Aber zufrieden bin ich schon.

Nicht zufrieden bin ich dagegen mit meinem Rücken. Ich habe ziemliche Schmerzen und wenn ich genau überlege, dann ist es seit ich das eBike fahre. Mit meinem Mountainbike in Florida hatte ich das nie. Woran liegt es? Liegt es an den vielen Bergfahrten trotz Motor. Liegt es am Rütteln der schlechten Bergpfade. In Florida war fast alles asphaltiert. Ich gönne mir nun mal eine kleine Auszeit und will sehen, ob die Schmerzen besser werden.

Eine nette Begegnung

Der Rückflug von Florida war ein Abenteuer und die häusliche Quarantäne irgendwie auch. Aber seitdem bin ich verstummt, kann nichts mehr schreiben, denn ich brauche Abenteuer um zu leben und zu schreiben. Ich fühle mich unglücklich in Taunusstein, bin hier nie heimisch geworden. Und das ist in Coronazeiten besonders schlimm. Hier gibt es keine aufregende Natur mit Wasservögeln und Alligatoren, keine herrlichen, asphaltierten Bike Trails. Also musste ich irgendeine Beschäftigung finden. Und endlich kam ich dann auch zu meinem eBike. Ich entschied mich für die neueste Technik, die natürlich auch ihren Preis hat, und kaufte im heimischen Laden. Um die Region zu unterstützen und mir auch einen persönlichen Service zu sichern.

Nun bin ich schon etliche Male durch den Wald geradelt, aber irgendwie ist es nicht das Richtige. Obwohl ich die Natur hier direkt vor der Haustür habe ist es einfach nicht so erfüllend wie in Florida. Auch gefallen mir die Waldwege nicht besonders. Sicher sind sie ideal für Mountainbiker, aber ich finde die Schotterwege nicht so gut, vor allem, wenn es abwärts geht. Am Sonntag war der Wald total voll, Fußgänger und Radfahrer zuhauf, und viele rasten ziemlich schnell den Berg hinunter. Das habe ich mich nicht getraut, habe Angst zu rutschen und zu stürzen. Bergauf geht es viel besser, da kann ich sogar die harten Radler mit ihren muskulösen Waden locker überholen.

Ich fuhr also knapp zwei Stunden, ging heim, aß etwas, aber war immer noch nicht genug ausgepowert und mein Fitness Tracker mahnte noch 2000 Schritte bis zum Tagesziel an. Also brach ich auf zu einem einsamen Abendspaziergang, denn Nachbarin Marlies wollte nicht mit. Auf der Wiese war ein Paar, ich grüßte und ging weiter. Dann musste ich aber unbedingt ein Veilchen fotografieren und mal schauen, ob mein Google Assistent es auch erkennt. Da kam das Paar wieder bei mir vorbei und ich kam mit der jungen Frau ins Gespräch. Ziemlich schnell haben wir entdeckt, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben, zum Beispiel das Leben in USA, und schließlich endete die Begegnung bei einem Glas Wein in ihrem Garten. Mit dem Ehemann gab es auch sofort eine Gemeinsamkeit, fahren wir doch das gleiche Auto. Es war so nett und gemütlich, wenn ich öfter solche Bekanntschaften schließen würde, gefiele es mir in Taunusstein wesentlich besser.